Erntefluch und Erntedank

„Hach, so ein Garten ist ja was Schönes!“.

Höre ich andauernd. Natürlich nur von Leuten, die keinen Garten haben! Oder von Rentnern mit Garten. Oder Rentnern ohne Garten, die aber mal einen hatten. Oder von Leuten, die meinen, einen Garten zu haben, aber in Wahrheit drei grüne Handtücher um ihr Eigenheim herum bepflanzen und hegen müssen…

Ja, So ein Gemüsegarten ist was tolles. Also in der Fantasie. Die eigene Familie mit selbst gezogenem Gemüse und Kräutlein versorgen zu können und wenn man die Freundin besucht, ach, da lustwandelt man vorher mal kurz durch die bunt wogende Blumenpracht im eigenen Garten und pflückt einen superschönen Gartenstrauß zusammen als Ode an die Natur und die Freundschaft zur Freundin. Von wegen!

Meine Blumenbeete sind alle mit Tieren befallen. Klebrige schwarze Läuse! Während ich diese inspiziere, krabbeln Armadas (Plural von Armada, also vielleicht auch Armaden, Maden mit Ar- vorne dran, was weiß denn ich, viele jedenfalls!) meine Beine und Arme hoch. Beißen mich. Einen Blumenstrauß pflücke ich nicht. Gut, in den kurzen Wochen, wo der Flieder blüht, pflücke ich Flieder. Und ich pflücke Forsythie an Ostern. Und eine Woche im Frühjahr ist auch ne gute Zeit für Pfingstrosen. Aber der Traum von Blumensträußen aus dem eigenen Garten ist schon mal ein Fail.

Gemüse. Hach ja. Ernten, erntefrisch genießen und so. Toll, oder? 90% Arbeit, 10% Ernten. Das ist die Wahrheit.

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10% des Gärtnerlebens besteht aus diesem Anblick

Wir haben ein Gewächshaus, das alle drei Tage gegossen werden muss und eigentlich wie ein Haustier ist, das Tomaten abwirft. Verreisen wir, muss da also jemand ran. Ebenso an den Wasserschlauch, wenn eine tagelange Dürre angesagt ist. Nach der Arbeit abends rammelste hin. Gießen. Hegen, Pflegen, hochbinden, Vergeilungstriebe abknipsen. Sowas.

Und der Ertrag? Nun ja. Die Gurken spinnen. Eigentlich immer! Erst knallen sie Früchte raus, als wöllten sie floratechnisch die Weltherrschaft an sich reißen und dann ist Ruhe im Schacht. Heißt, wir haben innerhalb dreier Wochen zwanzig Gurken geerntet und Gurkensalat, Schmorgurken, zu verschenkende Gurken und vergammelte Gurken im Angebot gehabt und nun trocknen unsere zwei Gurkenpflanzen müde vor sich hin. Spinnenbefall haben wir auch an denen. Wie in jedem Jahr. Hässliche weiße Netze. Klebrig. Eklig.

Sollzustand

Kartoffelacker Sollzustand

Istzustand

Kartoffelacker Istzustand

Tomaten stehen da auch rum. Eine der vier Pflanzensorten schmeckt sogar. Aber die Schnecken finden das auch. Ich will nicht von Schnecken angeschlabbertes Gemüse essen!

Die Schnecken sind auch überall. Ü-ber-all! Neulich habe ich einen groben Garten-Anfängerfehler begangen: Ich bin mit nackten Füßen in meine Gummistiefel geschlüpft. Tja, sagen wir mal so: Ich war danach wach! Sehr! Denn ich schlupfte barzehig mittig in eine Nacktschneckenclique hinein.

Jetzt haben wir Zucchinischwemme. Was macht man damit? Zucchinikuchen, Zucchinibrot, Zucchinipuffer? Kann man. Mein Tipp für die armdicken Zucchinis ist, sie nach diesem Rezept hier zu allerfeinstem Relish zu verarbeiten und im Herbst aufzuschlabbern oder zu verschenken und tosenden Applaus dafür einzufahren! (Wenn ihr dem Link folgt seht ihr, dass ich bereits 2014 frenetisch begeistert bei diesem Blog kommentiert habe und schwöre, das Zeug ist ein echtes Rauschmittel! Unbedingt probieren! Und auch Antje´s ganzen Blog lesen an der Stelle, wenn ihr schon mal dorthin surft.).IMG_2701

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Außerdem liebe ich Zucchini als Antipasta. In daumendicke Scheiben schneiden und mit Olivenöl, Kräuter der Provence und Salz/ Pfeffer einreiben. Scharf anbraten auf einer Seite, wenden. Dann auf jede Zucchinischeibe je eine Scheibe Parmesan legen. Deckel auf die Pfanne, ausschalten, stehen lassen. Schmeckt traumhaft! Und zwar am besten lauwarm.

Oder mariniertes Gemüse mit Zucchini. Die Dinger nebst Champignons und Zwiebeln und Knoblauch (wer mag) anbraten, in eine Schüssel umschütten. Olivenöl, eine kräftige Prise Zucker, Salz, Pfeffer, je ein Zweig Rosmarin und Thymian dazu. Wer mag noch einen kleinen Schuss Weißweinessig. Einen Tag durchziehen lassen, fertig! Warum es für beides keine Fotos gibt? Nun, ratet mal.

Beerensträucher sind wirklich was Schönes! Wir haben schwarze, rote, weiße Johannisbeeren, Stachelbeeren, Brombeeren und Himbeeren. Mit den beiden letzteren habe ich überhaupt keine Arbeit. Da stehen meine drei Jungs artig davor und ernten die direkt in ihre Münder. Die anderen werden alle zur selben Zeit reif und da heißt es schnell sein und vierzig Kilo Gelierzucker und zweihundert leere Marmeladengläser vorrätig zu haben. In diesem Jahr habe ich die Beeren erst in Gefrierbeutel geerntet und gedacht, ich froste das und koch das ein, wenn ich irgendwann mal Lust und Zeit habe! Aber nee, der Frost ist noch voller Rhabarber, bei dem ich mit der selben Denke an die Ernte rangegangen bin…

Also kochen.IMG_2671

Wäre ein super Instagramfoto, nicht wahr? Wow! Weiße Johannisbeeren. Aber die sehen als Solo-Gelee aus wie fest gewordenes Bier. Nä! Also werden sie zusammen mit den Stachelbeeren zerkocht.IMG_2673

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Am Ende kommt auch nur wieder eine rote Marmelade raus und ich stelle die nächsten acht Gläser mit irgendeiner roten Marmelade in den Keller zu den anderen vierhundert Kollegen. Ich habe noch Holunder von 2014 und 2013. Johannisbeere von 2013 fortfolgende, Pflaume mit Zimt, Pflaume mit Kardamom, Kiwi mit Dings und Quitte mit Das… ich habe ehrlich gesagt keine Ahnung, was ich da unten in diesem Keller noch habe. Und es kommt ständig was neues dazu! Kein Mensch kann so viel Marmelade essen.

Obstbäume sind doch aber was Schönes, oder? Nein. Ich habe einen Pflaumenbaum, einen Apfelbaum und zwei Kirschen. Entweder tragen die Bäume gar nicht oder sie tragen und wecken wilde Hoffnungen in mir, nur um im entscheidenden Erntemoment zu sagen „Püh!“, und alles abzuwerfen kurz vor Reife. Oder – im Falle der Kirschbäume – wunderprächtige Früchte zu produzieren, die alle, alle, alle von Maden befallen sind (nein, ich will mir auch mit Maden nicht mein Obst teilen). Und dann hängen auch noch zwei bis zehn Kilo in schwindelerregender Höhe rum, die sowieso kein Mensch ernten kann! Und dann fängt der Spaß erst an. Wie also sieht das aus? Nun ja, die Wiese ist voller modrigem Fallobst, das weggerecht werden muss, weil es sonst Wespen, Ameisen und noch mehr Viechzeug anlockt. Also außer gießen auch noch rechen jeden zweiten Abend. Nach der Arbeit. Und der Kinderbetreuung. Schaffen wir nicht. Wir haben modriges Obst und surrende Wespen.

Kinder sind auch ein gutes Stichwort.

Kinder lieben Gärten! Oder? Ja, doch. Da kann man so viel entdecken. Wasserfässer, aus dem Boden ragende Stromleitungen, Rasenmäher, Unkrautex in Flaschen mit Schraubverschluss (Wie geht das denn auf? Ach so geht das auf!), Rattengift (Oh, rosa! Wie schön! Wie schmeckt das denn?). Damit wir überhaupt mal in Ruhe irgendwas machen können, haben wir dem Kleinkind gestattet, mit einer Schaufel das eine Erdbeer- und Tomatenbeet umzugraben. Er macht das auch geflissentlich und leider sehr engagiert. Er trägt also sukzessive die Erde und Erdbeerpflänzchen ab um sie über dem Kartoffelacker auszuschütten. Eine große Hilfe! Nur fürs Protokoll, nein, Erdbeeren haben wir auch keine. Die wurden von den Igeln oder Eidechsen oder Schnecken abgefressen. Und, na klar, dem Kind ausgebuddelt.

Wer weiß, vielleicht kommen sie dann im nächsten Jahr auf dem Kartoffelacker wieder? Im nächsten Jahr. Was wird dann mit dem Garten im nächsten Jahr? Wer wird sich über die Unkrautmassen aufregen? Und über die Schnecken? Die Viecher an den Blumen und die viele Arbeit?

Mittlerweile kenne ich tatsächlich mehrere Familien, die sich genauso blauäugig wie wir in einen Gartentraum gestürzt haben, und diesen mittlerweile wieder beerdigt haben. Ihren Garten abgegeben. Und ich verstehe sie! Es macht Scheiße viel Arbeit. Echt jetzt. Und da reden wir noch nicht mal über die Wartungsarbeiten an einem Haus, wenn denn eines draufsteht. Über Wasserrohrbrüche, volle Klärgruben, Marderschäden oder ähnliches. Zwei Berufstätige mit Kindern, Kegeln und einem Schrebergarten? Gibts, aber kannst du dir eigentlich weitere Hobbies klemmen.

Und wir haben doch auch noch Hobbies! Wir haben eigentlich zu wenig Zeit für diesen Garten! Und, zum Glück, suchen und finden wir ja nun ein Haus mit grünem Handtuch drumherum, das sich leicht pflegen lässt. Wo man nicht erst nach der Arbeit ins Auto steigen muss um irgendwohin zu fahren und zu gießen. Nein, man ist ja da! Zu Hause. Auch das bisschen Unkraut zuppeln kann man sich gut einteilen. Das wird ganz schön. Ganz schön wird das. Ganz schön wehmütig vor allem… Er wird mir fehlen, der blöde Drecksgarten. Der doofe. Deshalb muss ich noch ein paar Mal schreiben, wie blöd der Garten ist. Damit er mir nicht so dolle fehlt. Wenn ich dann in meinem schönen Haus mit dem pflegeleichten Handtuchrasen drumherum sitze und gekaufte Gurken ohne Spinnweben kleinschneide. Deshalb.

Zum Schluss habe ich noch einen Garten-Hack für euch. Klingt seltsam, funktioniert aber! Einfach einen Schwapps warmes Wasser und Lieblingsschaumbad in die Gummistiefel schütten (nachdem ihr eventuell die Schnecken ausgeschüttet habt) und dann ab mit den nackschen Füßen rein und ins Beet zum Unkraut zuppeln. Das hilft gegen die furchtbar schwarzen Gartenfüße, die so schwer sauber zu schrubben sind und ihr macht dabei direkt ein Fußbad. Es sei denn, ihr habt keinen Garten. Dann braucht ihr auch kein Seifenwasser in eure Gummistiefel kippen! Aber vielleicht schafft ihr euch ja irgendwann einen Garten an? So ein Garten ist doch was Schönes. Und auch für die Kinder!

😀

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Die Bewerbung

Kennt Ihr Scoyo? Nein? Dann wird es Zeit! Scoyo ist ein Onlinemagazin für Eltern mit Themenschwerpunkt auf Lernen, Schule, Medien und Erziehung. Ein Lernportal für Kinder von der Klasse eins bis sieben. Und noch viel mehr! Eltern von Schulkindern sei dieses Portal wirklich allerwärmstens empfohlen.

Im letzten Juli wurde Nieselpriem von Scoyo als Blogger des Monats geehrt und ich habe mich so über die Maßen darüber gefreut, dass ich noch heute (!) das Bubble in der rechten Sidebar drinhabe. (Ähem… eitel ist sie also, die Frau Nieselpriem. Na sowas.)

Nun hat Scoyo einen Blog Award ausgerufen. Damit sollen Blogger belohnt werden, honoriert, geehrt. Und das auch noch hochdotiert! Monetär die ersten drei Plätze, und der Leserpreis ist natürlich auch hochdotiert, bedeutet er denn nicht zuletzt, dass diesem Beitrag die Leserherzen zuflogen.

Nun denn, ich mache mit. Und das ist gar nicht so einfach! Dazu muss ich nämlich im ersten Schritt erst mal einen Blogbeitrag auswählen, den ich zur Wahl stelle. Elternsex? Systemfehler? Die wurden wie wild geklickt, scheinen also einer breiten Masse gefallen zu haben. Aber bin das „Ich“? Ist das „Nieselpriem“? Der Bärtige votete für Elternzeitpraktikant, das ist sein persönlicher Lieblingsartikel. Aber ist der typisch für mich? Ist der prägnant? Erzählt der jemandem Fremden, was und wer Nieselpriem ist? Hm.

Vermutlich kann ich gar nicht in einem Text einem neuen Leser klar machen, was mich bewegt und worum es hier so geht (Worum gehts hier eigentlich?). Verdammt! Ist das schwer oder ist das schwer?! Ich kann mich nicht entscheiden.

Und dann passierten zwei Dinge. Ziemlich parallel.

Zum Einen saß „Paul“, unser Integrationshelfer am Freitag wie immer zur Wochenauswertung auf meiner Couch und es wurde klar, dass unser letztes Jahr anbricht. Unser allerallerallerletztes gemeinsames Jahr. Vier Jahre hat er unseren Pubertino, unsere ganze Familie, dann begleitet. Viel länger, als er oder das Jugendamt das angedacht hatten. Aber danach muss er was anderes machen. Wir verstehen das. Vier Jahre ist eine verdammt lange Zeit…

Und ich bekam eine eMail von einer Leserin. Also eigentlich schon die zweite. Denn die erste erreichte mich bereits im vergangenen Jahr und die lautete:

Liebe Rike,
dass wir mit Worten die Welt bewegen können, weisste ja eh. Wollte dir mal kurz schreiben, dass du das mit deinen Worten geschafft hast. 😉
Dein  Text über euren Schulbegleiter hat in mir viel bewegt […] Ein Freund von mir macht gerade eine pädagogische Ausbildung und weiß noch nicht, was es am Ende wird, Tagesvater oder oder oder. Ich, ich las den Text und dachte sofort an ihn.
Und nun möchte er bald als Schulbegleiter anfangen, und wenn er auch kein Paul sein wird, so wird er doch gut sein und Paul wird ihm ein Vorbild sein.
Wollt ich dir nur sagen, denn mir hat es große Freude gemacht.

LG, P.

Und nun, ein Jahr später schrieb sie mir wieder. Schrieb, dass ihr Freund sehr gut seine Ausbildung abgeschlossen hat. Schrieb, dass er angekommen sei und dass er inklusiv arbeiten werde und wie sehr er aufgeht in der Arbeit. Und sie schrieb, wie mein Artikel noch immer nachhallt.

Und wisst ihr, wie die Betreffzeile der eMail lautete? „Berufsberatung mit Blog“. Ich habe immer noch Gänsehaut.

Und das ist es. Ich weiß nicht, was andere Blogger „wollen“. Mit ihrem Blog. Ich weiß aber, dass ich am Anfang mit dem Blog dachte: Wenn es nur fünf Leute lesen und ich diese fünf erreiche, sie nicken, mit mir lachen, sich erreicht fühlen, ja, dann lohnt sich das für mich! Dieses Blogdings. Und ja, es lesen immer noch ein paar Leute meine Worte und noch immer ist es das Schönste, zu sehen, dass Bloggerkollegen ihr Icon unter einen Text von mir setzen. Mit „Gefällt mir“ markieren. Dass Leser kommentieren und sich manche sogar hinsetzen um mir eine Mail zu schreiben. Dafür blogge ich. Das ist mein Lohn. Das ist das allerschönste Feedback! (Und Päckchen an Weihnachten. Oh Gott, habe ich das jetzt wirklich geschrieben?!)

Paul also.

Ja, Paul wird es. Mit diesem Beitrag habe ich über ein Thema geschrieben, das mich sehr beschäftigt und habe damit auch Leute auf eine Art erreicht, dass sie noch nach einem Jahr an diesen Text denken. Und falls ich durch diese Aktion noch mehr Menschen erreiche mit diesem Thema, setze ich damit vielleicht Paul einen kleinen virtuellen Gedenkstein. Als Dankeschön für die Jahre, die er uns und dem Kind so beigestanden hat. Und der Artikel soll als Mutmacher wirken für Eltern, sich auf Integration einzulassen. Und zwar alle Eltern! Und für zukünftige Integrationshelfer und Pädagogen, als ein Beispiel, wie es gut funktionieren kann.

Eine schöne Idee, wie ich finde.

Und jetzt schreibe ich meine Bewerbung.

Mein Juni-Wochenende in Bildern #wib

Mein Wochenende begann wie bei allen anderen auch, nämlich an einem Samstag (Was Freitag war, weiß ich heute schon nicht mehr!).

Wer sich also fragt, wozu die Leute sowas machen, also dieses Bilder-Wochenends-Dings, keine Ahnung, weshalb es die Leute machen! Ich mache es, damit ich mich anhand der Fotos erinnern kann, was ich so die letzten Stunden getrieben habe. Und ich hätte, wenn ich jetzt nicht hier bloggen würde, keinen plausiblen Grund, mich vor drei Maschinen Dreckswäsche und zwei Maschinen sauberer zu drücken. Super Ding also.

Samstag Morgen. Ich stricke Socken. Und trinke Kaffee. Dann erwachen alle und es geht los, das Gewusel. Einkaufen und Trampolinspringen war Vormittags. IMG_2135

Dann gab es „Magische Suppe“.IMG_2138

Diese Suppe ist wie die aus dem Märchen. Die wird immer mehr! Tatsächlich war am Ende des Kochvorgangs der 10-Liter-Topf voll und im Frost türmen sich jetzt Tupperdosen mit Suppe, die ich jedem ahnungslosen Gast von nun an bis hin zur Adventszeit anbieten werde. Warum die immer mehr wird? Nun, zuerst einmal wegen den Linsen. Sie ist immer zu dick. Wasser nachgießen. Dann feststellen, dass sie viel zu scharf ist! Wasser und Tomatenmark hinterher. Und irgendwann schmeckt sie und es sind 10 Liter von „Schmeckt!“ da.

Hier kommt das Rezept:

3 Zwiebeln und

3 Knoblauchzehen gehackt mit

1 Päckchen gewürfeltem Schinkenspeck anbraten (in Fett nach Wahl)

2-4 (siehe oben) Dosen stückige Tomaten dazu

Wasser (oder Fleischbrühe, wer hat) aufgießen und zum Kochen bringen

1/2 Packung rote Linsen in die kochende Brühe

würzen mit Salz, Chiligewürz oder Baharat oder irgend ´ner orientalischen Gewürzmischung.

1/2 Stunde kochen, abschmecken und gucken, ob sie immer mehr wird. 🙂 Dann essen.

Wir sind am Nachmittag in den Garten gefahren. Auto beladen bis unters Dach, als wöllten wir für drei Wochen in den Urlaub.

Der Bärtige hatte den aktuellen Wasserrohrbruch ganz alleine behoben, indem er das Rohr gelötet hat. Höchst selbst! Wir loben ihn überschwänglich und ich versuche nicht daran zu denken, dass selbstverständlich die Wand nie wieder in diesem Leben verputzt werden wird. Warum ich das weiß? Sagen wir mal so: Achtzehn Jahre Erfahrung…IMG_2143

Jedenfalls ist der Mann im „Flow“ und kaum von der Werkbank wegzukriegen. Er brennt mit einem Bunsenbrenner irgendeinen Spaten aus. So genau will ich das gar nicht wissen. Und als der Junior dann anfängt, ebenfalls mit einem Bunsenbrenner rumzufunzeln, will ich nicht mal mehr zusehen! IMG_2144

Stattdessen überlege ich, dass ich diesen Rollschrank auseinandernehmen werde und aus den Schiebern Wandregale mache. Keine Ahnung, wann, aber der Mensch braucht schließlich Pläne!IMG_2145

Außerdem mache ich aus diesem maroden Brett eine Garderobe. Drei weiße verschnörkelte Doppelhaken dran und fertig! Ich weiß nur noch nicht, wie ich die Oberfläche behandeln soll. Schleifen versaut vermutlich die Struktur des Brettes. Mit mehreren Schichten Mattlack überpinseln vielleicht? Irgendwelche Ideen?IMG_2162

Der nächste Morgen weckt uns mit traumhaftem Licht, ich bin wie besoffen davon! Sonne, zärtliche Wärme, goldener Schimmer auf allem und allen. Hach. ❤IMG_2174

Die Kinder kuscheln sich auf der Couch munter.IMG_2156

Der Blondino gräbt die Erdbeerpflänzchen aus, während…IMG_2166…ich in der Hängematte die Gartenaufsicht habe. Ich bin stilecht gekleidet in verfilzte Jogginghose, Socken vom Sohn und Adiletten. Ich bin der Dude!

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Ansonsten habe ich noch Rhabarber geerntet…IMG_2178

…und Minze.IMG_2182

Käfer beobachtet…IMG_2181

… mich umgezogen und mir den Wind unters Kleid fahren lassen.IMG_2185

Mittags gab es Rapper. Also eigentlich Wraps, aber wer kann dieses Wort schon aussprechen! Eben. Für den Blondino und mich gab es Milchreis und Kirschen und dick braune Butter und dick Zimtzucker! Gekochte Liebe ❤ (Ich hab schon wieder ein Pfützel auf der Zunge…)IMG_2186

Nachmittags waren wir bei meiner Schwester. Deren Garten ist viel schöner als meiner. Das kommt vermutlich daher, dass meine Schwester ihre Pflanzen streichelt! Untenstehendes Bild: Pflanzenstreichelnde Schwester. Schöne Pflanzen, schöne Schwester. Hier:IMG_2188

Meine Nichte hat uns dann noch Gartensushi serviert. Mmh! IMG_2191

Jetzt ist es draußen dunkel und das Wochenende vorbei. Ich hoffe, ihr hattet auch ein schönes. Macht doch Fotos, dann erinnert es sich besser an die netten Momente :).

Während die Jungs ´Schland im TV gucken, haue ich mir jetzt die Wäsche um die Ohren.

Für die nächste Woche habe ich mir viel vorgenommen (also außer Arbeiten und Kindertermine und Kuchenbasare zur Querfinanzierung der Klassenfahrt des Kronsohnes).

Ich schreibe schon an einem Artikel zum Thema, ob das Private wirklich politisch ist und die Rolle von Elternblogs. Außerdem will ich euch das Konzept me&i vorstellen und einen Artikel über Pubertät habe ich hier auch noch angefangen im Kopf…

Ich wünsche euch einen gute Start morgen in die neue Woche. ❤

Mehr Wochenenden in Bildern gibt’s wie immer bei Susanne.

 

Der braune Umschlag

Es gibt ungeschriebene Texte, die sind wie schlechtes Essen.

Sie gären im Magen, mir ist übel und ich schleppe mich durch den Tag, unfähig, an etwas anderes zu denken als an das Gefühl des Unwohlseins.

Spucks aus, dann gehts dir besser! Dieser wohlmeinende Rat setzt allerdings voraus, dass ich mich überwinden kann, es auszuspucken.

Der Text, um den es geht, der gärt mir immer wieder in der Magengegend. Die Worte engen mir die Brust ein und machen, dass ich mit einem Kopf voller Watte in meinen Gedanken gefangen durch den Tag schleiche. Automatisch funktioniere, ohne bei der Sache zu sein. Bei irgendeiner Sache zu sein. Spucks aus, dann gehts dir besser!

Ich will ja! Ich will nicht. Ich weiß nicht.

Wie bekommt man den Bogen von Friede, Freude, Gartenkinderglück zu Bummbumm Bummbumm, mein Herz hämmert. Zu: Mir ist übel, ich habe Angst, darüber zu schreiben. Angst, das alles schwarz auf weiß zu lesen, zu springen. Mir den Grind von der seit Jahren nässende Wunde zu reißen und sie euch zu zeigen! Denn es heilt einfach nicht. Zeit ist ein übel beschissenes Pflaster. Und Schuld etwas, das du dir nur selbst vergeben kannst. Wenn du denn kannst.

Wie also nähert man sich so einem Thema an? Vielleicht durch einen Pufferbeitrag. Dadurch, dass man schreibt, dass man Angst hat zu schreiben.

Oder indem man etwas zeigt, ohne zu schreiben. Einen braunen Umschlag zum Beispiel. In diesem braunen Umschlag ist die Geschichte. Das, was davon übrig bleibt, wenn man alle Emotionen abzieht.

Aber die Emotionen, die sind es, die den schwer zu schreibenden Text ausmachen.

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Gartenidylle 2016

Gartenidylle 2016

Der Garten und wir ist ja eine lange Geschichte voller Plackerei und Schund. Und Träumen. Träumen, die wie die morschen Wasserrohre zerplatzten.

Wer viel Zeit hat und weder Freunde noch Verpflichtungen im Haushalt, kann sich ja hier in dieser Textsammlung der vergangen Jahre anlesen, was bisher geschah.

Auch das diesjährige Gartenjahr begann so schön wie alle anderen bisher: Ein geplatztes Rohr im Schuppen und ein Wasserschaden im Haus.

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Der Bärtige hat daraufhin ein wenig an der Tapete gezuppelt und da krachte die aufgeweichte Decke runter und mit ihr ein Haufen Exkremente und mit Urin durchweichte Füllwatte. Auf den Mann. Zack!

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Wir hatten offensichtlich den Winter über einen Marder als Untermieter im Dach. Der Mann hatte Laune. Und Exkremente auf den Klamotten. Er hat sich dann noch mit einem Forsythia angelegt und so endete sein Tag in der Notaufnahme der Augenklinik. Und ich sag noch: Leg dich nicht mit dem Garten an! Aber nein.

Eine Woche später war es noch immer nicht vorbei, denn wir sahen, dass am rückwärtigen Teil des Hauses ein ausgefressenes Loch war, da wo einst ein Halogenstrahler prangte. Im ersten Schreck dachten wir, der Marder sei zurück! Aber da er ja unmöglich vom Boden unters Dach springen und dabei ein Eingangsloch fressen konnte, war die Wahrheit eine andere, allerdings nicht minder verstörende: Der Eindringling saß die ganze Zeit, während wir sauber gemacht haben und den Spalt im Dach, der ihm als Eingang gedient hatte, verschlossen, in unserem Haus. Unter unserem Dach. Und hat gewartet! Als wir weg waren, hat er dann offensichtlich die Aussparung von dem Strahler ausgefressen um zu flüchten.

Ich meine, zum Glück! Da war ja immerhin ein Riesenloch, das ins Hausinnere führte! Er hätte es sich ja auch auf unserer Couch bequem machen können für die nächste Zeit. Oder im Kinderbett!

Wir haben eine blaue Mülltüt in das Loch gestopft. Es also repariert. Das Loch im Haus ist noch immer da...

Wir haben eine blaue Mülltüte in das Loch gestopft. Es also quasi fachmännisch repariert. Das Loch im Haus ist allerdings immer noch da…

Ein Scheißendreck mit diesem Garten…

Allerdings ist es wohl ziemlich sicher, dass das unser letztes Gartenjahr dort sein wird. Ja, wir werden umziehen. Und das wird dann ein Objekt mit angeflanschtem Garten sein. Aus diesem Grund wird der Chaosgarten nach dieser Saison verkauft werden.

Und seit das so ziemlich sicher ist, hat sich bei mir ein Paradigmenwechsel vollzogen. Konnte ich die letzten Jahre nur Arbeit und unfertige Träume sehen in diesem Stück Land, so sind es nun in diesem Gartenjahr eher zärtliche Gefühle, die mich damit verbinden.

Diesen Garten hatte die Oma des Mannes gepachtet nach´m Krieg und wir sind die dritte bärtige Generation hier. Schon zweimal bin ich mit dickem Kugelbauch über das Gras geschlurft, meinte schon zweimal, ich würde hochschwanger im Auto während der Anfahrt über die Buckelpiste entbinden. Habe meine beiden Kinder in dem Sandkasten spielen gesehen, in dem schon der Bärtige als Kind gebuddelt hat.

IMG_1921Und so bin ich ein wenig wehmütig und sehe in diesem Jahr zum ersten Mal nicht die ganze Arbeit, sondern wie schön es hier eigentlich ist!

Und ich freue mich auf dieses Gartenjahr und auf ganz viel Besuch!

Ich freue mich darauf, dass bald die Pfingstrosen aufplatzen, dann kommt der Rhabarber. Irgendwelche blauen und gelben Liliengewächse blühen auch schon. Im Sommer kommen die Stockrosen, Johannisbeeren, Jostabeeren, Brombeeren und Himbeeren. Wein. Tomaten, Gurken, Zucchini und jede Menge Kartoffeln, die uns bis in den Winter satt machen werden. Ich werde zum letzten Mal armeweise Lavendel ernten und in Sträußen zum Trocknen im Haus aufhängen.

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IMG_1969Ich werde Tee aus einer Flohmarktkanne trinken auf der Terasse und lesend auf dem Liegestuhl liegen während die Jungs im Pool planschen.

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Freue mich daran, dass ich bei offener Tür duschen kann und nur eine Zuckerhutfichte schaut mir dabei zu.

IMG_1902Wenn ich das Wohnzimmer betrete, freue ich mich immer unbändig, dass mein heißgeliebter alter Esstisch, der nicht mehr in unsere Wohnung gepasst hat, hier einen Alterssitz gefunden hat und ach, die Stühle! Wisst ihr noch? Die Stühle habe ich in meinem ersten Gartenjahr hier aufgearbeitet und gepolstert.

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Für kleine Kinder ist so ein Stück Garten toll! Man kann Ameisen und Eidechsen beobachten oder eine Fliege auf dem Rhabarber.

IMG_1911Man kann im Sand spielen, schaukeln, Bälle in der Gegend rumkicken, mit Wasser rummatschen oder Blümchen pflücken. Und es gibt doch nichts aufregenders als ein Werkzeugschuppen!

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Und wenn man sich dann müde gespielt hat, isst man im Schatten Melone oder Eierkuchen und lässt sich in die Kuschelhöhle unterm Dach bringen.

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Und Mama und Papa sind auch nicht weit, die haben ihre Höhle gleich nebenan. IMG_1894

… Ach warte, nur der Papa schläft mit. Die Mama steht ja im Feld und buddelt irgendwas ein oder aus. Natürlich sieht die furchtbar sexy aus mit wehendem Haar, Strohhut und geblümtem Sommerkleid.

In etwa so:

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Knick

Im Rahmen der Internationalisierung, Globalisierung und wegen Offshore, Nearshore (und dem anderen Zeug for sure) muss man sich ja in der Wirtschaft sprachlich anpassen. Und weil zwischen Launch und Forecast, Standup Meetings und Offsite Meetings, Calls und Chats, Benchmarking und Milestones auch noch Zeit für eine zwischenmenschliche Interaction sein muss, ist denkbar, dass folgender Dialog so oder so ähnlich gestern stattgefunden hat. Unter Deutschen. Wobei, hier arbeiten auch Amerikaner, die ähnlich seltsames „Indornäschonäl“ sprechen…

Card with Knick (rechts)

Card with Knick (rechts)

“Hello, Kollege, how goes it?”

“Grüß dich too, it goes so. It muss ja.”

“Oh, look! Your card is damaged. It has a Knick!”

“Yes, I know, it´s because I fall hin mit the Fahrrad weil a bekloppte Kollege mich has beinahe umgefahren with his fucking tiefergelegte Scheiß-car! And so I had to hüpf from the Fahrrad and my Laptopbag is falling runter und the card was noch into the Laptop and has knicked.”

“And nun?”

“I think, it funktioniert noch. I don´t need the gesamte Magnetstreifen. I tried.”

“You can also try to steck it verkehrt herum into the Laptop, maybe the Laptop biegt it gerade.”

“Hm, or it bricht auseinander and goes kaputt totally.”

“Hm.”

“Lets go zur Kantine and have a Kaffee. Ich pay for You mit!”

“Super Idea. We can call it Dienstberatung.”

 

Für Jacco und Sauli, die bestimmt lächeln beim Lesen 🙂

Pfingsten auf´m Storchenhof

Pfingsten auf´m Storchenhof

Fragt man den Großsohn, was sein schönster Kinderurlaub war, nennt er ganz sicher den Bauernhofurlaub in Österreich, und das ist dreizehn Jahre her! Zusätzlich zu den Tieren, dem unglaublichen Essen und der Idylle gab es damals dort einen Traktor für die Gäste. Nach Einweisung des Bauern konnten wir damit über die Felder brettern. Der Bärtige am Steuer und das Großkind – das damals noch ein kleines war – und ich jeweils auf einem Radkasten. Das war großartig! Leider liegt Österreich acht Fahrstunden von uns entfernt, deshalb waren wir nur einmal dort. Wir habens nicht so mit Langstreckenfahrten.

Sowas muss es doch aber auch in der Nähe geben, oder?

Das kleine und das große Stadtkind sollten mal wieder unter Viecher. Und wir Alten wollten eine Luftveränderung. Aber in Kurzstreckennähe!

Das Pfingstwochenende haben wir auf dem Storchenhof Paretz verbracht, im Havelland, zweieinhalb Autostunden von Dresden entfernt. Ideal also auch mal für einen Wochenendurlaub. Am Sonntag war der Hof gefüllt mit Tagesausflüglern aus dem nahegelegenen Berlin, die zum Ponyreiten und Kuchenessen vorbeikamen. Spandau soll dem Vernehmen nach nur zwanzig Minuten entfernt sein.

Wir waren vier Erwachsene und drei Kinder (oder fünf Erwachsene und zwei Kinder, ich weiß immer gar nicht, wohin ich den Pubi zählen soll) und allen hat es gefallen!

IMG_1735Wir sieben hatten ein Appartment, aber ebenso…

…wäre es möglich gewesen, in einer der Schlafkammern über dem Pferdestall zu übernachten.IMG_1810IMG_1792IMG_1793IMG_1795Es gab neben Pferden, Hunden, Katzen, Hühnern, Schafen und Schweinen und Hasen auch eine Voliére mit Nymphensittichen, einem Graupapagei und einem Pfauenpärchen. Und Platz! Und Ruhe!IMG_1806Der Blondino fand es dufte!IMG_1777…halb Treppe, halb Rutsche

IMG_1742…Tiere hautnah

IMG_1765…einen Riesenspielplatz direkt vor der Haustür,

IMG_1787…den Mama sogar von drinnen beaufsichtigen konnte.

IMG_1838Wir Alten mochten zum Beispiel den einsamen Spaziergang an der Havel entlang.

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IMG_1740Unser Pubi hat tatsächlich mit mir Tischtennis gespielt! Mein Highlight…

IMG_1831Kurze Regengüsse ließen sich gut überbrücken…

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IMG_1814Das Kind war den ganzen Tag draußen und kam dreckstarrend und voller blauer Flecke und überglücklich und mit dem Gefühl von Tierfell unter den Händen abends rein.

IMG_1816 IMG_1830 IMG_1799 IMG_1800 IMG_1784 IMG_1781Platz ist in der kleinsten Hütte und wir haben natürlich supergesund gegessen! Siehe Beweisfoto.

Resümee: Gut. Super in der Anbindung. Tolle Umgebung! Viele Tiere. Großartig restauriert und von vorn bis hinten architektonisch klug mit viel Sinn fürs Deteil umgebaut. Aber wo Licht ist, ist auch Schatten. Abstriche gibts für Sauerkeit. Das Appartment war nicht staubig, sondern dreckig! Auch war der Geschirrschrank mit einer Tasse und drei Gabeln für sieben Personen unterbestückt. Unterbestückt war auch das Personal, was im Nachgang einiges erklärt. Zwei Köchinnen und eine Hauswirtschafterin, die den ganzen Hof und zwei große Feste versorgen sollten. Auch die Männer im Stall sah man morgens um acht und abends um acht immer noch. Es gab ein Café, das allerdings nur am Sonntag geöffnet war, was ich persönlich schade fand! Mit mehr Personal und Liebe zum Gast kann man ganz sicher noch einiges mehr aus diesem Kleinod machen. Bauer und Bäuerin gab es nicht. Eher Chef und Chefin. Die hauptsächlich durch Abwesenheit glänzten. Ich hätte mir ein wenig mehr persönlichen Kontakt gewünscht (und vielleicht ein Glas Marmelade vom Hof als Willkommensgeschenk im Appartment). Mehr Präsenz. So bleiben mir nur die beiden Köchinnen in freundlicher Erinnerung zurück.

Trotz allem kommen wir sicher wieder.

Und ist das jetzt eine Reiseempfehlung für euch? Ja!

Zum Schluss muss ich noch mal auf den Pfau zurückkommen. Hier ist er im Bilde, links sein Weibchen (von der wird auch gleich noch die Rede sein).

IMG_1802Am ersten Abend machte der Pfauenalte einen Riesenrabatz! Krähte, was das Zeug hielt! Stand da und spreizte seinen Schwanz, während das Weibchen gelangweilt mit halbgeschlossenen Augen in einer Ecke saß. Ich sagte zu meinem Kerl: „Guck, das ist so typisch! Der macht ein Geschrei und reckt seinen Schwanz in die Höhe und meint allen Ernstes, das imponiert dem Weib! So ein Idiot.“. Darauf guckt mich der Bärtige frech an und antwortet listig: „Wirst schon sehen, der wird damit Erfolg haben! Und wenn sie einfach nur umkippt, damit er Ruhe gibt.“.

Wisst ihr Bescheid, mit was für einem Pfau ich hier verheiratet bin!

Und mit dieser halbgaren Bauernhofweisheit endet mein nachträgliches Pfingstwochenende in Bildern. 🙂

Das hat der Doktor gesagt!

Es gibt ja so Eltern, die ihren Kindern mit dem Weihnachtsmann drohen. Oder der Zahnfee. Dem Osterhasen. „Näh, Tscheremeiea, wenn das dor Weihnachtsmann sieht, du, der bringt dir kee Geschenk! Auweia!“. Unmöglich ist das. Und ja, auch der Dialekt.

Ich würde ja nie zu so manipulativen Tricks greifen! Ehrlich. Weihnachtsmann. Also wirklich…

Wir haben den „Doggo“.

Der Doggo ist ehrfurchtseinflößend für den Blondino. Eigentlich ist er ein freundlicher, älterer Mann, der rosa T-Shirts trägt mit der Aufschrift „Doktor Gunther“. Und ist unser Kinderarzt.

Da der Blondino im letzten Quartal häufig dauernd erkrankt war, haben wir den Doktor Gunther oft besucht. Und der hat dann Medizin verschrieben. Die nicht schmeckte. Aber sein musste. „Das musst du trinken! Das hat der Doktor Gunther gesagt!“, hörte man mich mehrmals täglich sagen.

Kam ich mit der Medizin, tönte das Babylein irgendwann schon von allein ehrfürchtig: „Hatter Doggo sagt!“ und sperrte das Mäulchen auf.

Ab dann war es ein Selbstläufer.

Zähneputzen? Hat der Doggo gesagt.

Händewaschen vorm Essen? Hat der Doggo gesagt.

Abendbrot aufessen? Hat der Doggo gesagt.

Hören, wenn die Mami ruft? Hat der Doggo gesagt.

Augen zu, Ruhe und Schicht im Schacht? Hat der Doggo gesagt.

Es war zu einfach…

Gestern springt der Blondino auf dem Trampolin rum und nervt, ich solle reinkommen und mitmachen. Nein! Ich komme nicht rein! Ich will nicht!

Da guckt er mich streng an und sagt: „Mama machs Hüpfen und nimms meine Hand. Hatter Doggo sagt!“.

Scheiße.

 

 

#blogfamilia Teil 3 – Die Veranstaltung

#blogfamilia Teil 3 – Die Veranstaltung

„… Lange haben wir überlegt, ob wir den familiären Charakter der ersten Blogfamilia 2015 verwässern, wenn wir die Teilnehmeranzahl knapp verdreifachen. Wir denken, dass uns dieser Spagat dennoch gelungen ist…“,

schreiben die InitiatorInnen auf ihrer Homepage.

Die Sorge war berechtigt, und was sie als Spagat bezeichnen ist und war ein Meisterstück an Eventmanagement und ein Mammutprojekt für eine Handvoll Leute, die das mal eben so „nebenbei“ aus der Hüfte gestemmt haben. Neben der Lohnarbeit, neben den privaten und beruflichen Verantwortungen, neben den eigenen Bedürfnissen.

Alu und Konstantin von Große Köpfe, Bella von Familie Berlin, Christian vom Familienbetrieb und die Mannen von Ich bin dein Vater haben sich in monaterlanger Arbeit einen Ast abgerissen um uns einen schönen Tag zu bereiten! Und was für einen.

Im letzten Jahr hatten wir uns in einem kuscheligen Kreuzberger Café getroffen und es gab auch ein paar Veranstaltungspunkte, der Hauptfokus lag durch die enge und gemütliche Atmosphäre im Plauschen, Schwatzen, sich-über-einander-freuen. Damals waren wir fünfzig Leute. Und diese fünfzig hatten auch einen schönen Tag.

Nun waren einhundertfünfundzwanzig geladen! Mit Kindern! Das eine Herausforderung zu nennen, ist keineswegs übertrieben. Zumal ein paar Eckpfeiler der Blogfamilia-Philosophie beibehalten werden sollten: Kostenfreiheit für die Teilnehmer und Fahrtkostenbezuschussung für die Menschen, die das benötigten.

Es brauchte also starke Partner und die wurden gefunden in einer ganzen Reihe von Sponsoren, die mit ihren Produkten und mit ihrer eigenen Business-Philosophie zu uns Elternbloggern passen. Außer Lego (die unter anderem eine bunte Kinderspielewelt gestellt haben und Mitgebsel für die Mitgebselbeutel – ich komme jetzt nicht auf den Namen gesponsert haben), konnten Rabach Kommunikation, ASUS, nomi, Brigitte MOM, Weleda, Medela, Babybjörn, CEWE, betreut.de, me&i, der GLS Bank gewonnen werden für diese Veranstaltung. die kleine Fabriek hat den Wickelbereich für die Kleinsten ausgestattet und das so zauberhaft, dass ich mich am liebsten selbst dort zum Wickeln hingelegt hätte! Dabei war die Präsentation der Sponsorenstände so dezent und alle Beteiligten kein bisschen aufdringlich, sodass man sich keineswegs wie auf einer Verkaufsveranstaltung fühlte.

Allein dieses Sponsoring auf die Beine zu stellen, muss ein Mammutakt gewesen sein. Dann das Catering. Kuchenbüffet und Abendessen, Getränke. Die Organisation vor Ort. Auf- und Abbau, das Takten der Vorträge, das Bestücken der Beutel (die eigens für unsere Blogfamilia hergestellt wurden von Druckrausch). Im Vorfeld – und das weiß ich auch nur zufällig, haben diverse Privatwohnungen ausgesehen wie Paketannahmestellen. Einladungen drucken und verschicken, sich um die Anmeldungen kümmern. Die Location präparieren, Technik, Bestuhlung. Die Liste ist unmöglich vollständig. Und am darauffolgenden Tag ging es dann weiter mit Abbau, Logistik der Speditionen koordinieren und was weiß ich…

Jemand, der anwesend war und sowas berufsmäßig macht, meinte, ein solches Event auszurichten kostet etwa vierzigtausend Euro. Vierzigtausend Euro! Und das haben eine Handvoll Leute, zwei davon mittelhochschwanger, neben ihrem Leben und ihren Verpflichtungen für uns arrangiert! Für uns! Damit wir einen unvergesslichen Tag erleben! Nur wir.

Denn keiner von den Veranstaltern hat an diesem Tag Zeit für ein gemütliches Beisammensitzen am Kaffeetisch gehabt. Sie sind umhergewuselt, haben moderiert, interveniert, organisiert, Garderobenservice betrieben. Sind von den frühen Morgenstunden bis spät in die Nacht damit beschäftigt gewesen, dass ein jede(r) mit diesem Gefühl des Beschenktseins nach Hause geht. Dass wir alle, die wir dagewesen sind, einhellig der Meinung sind: Dieser Tag war ein Knaller!

Warum macht man sowas? Damit der Name im Internet steht? Für Ruhm? Für Geld schon gleich gar nicht. Aus Liebe? Vermutlich aus Liebe. Aus Liebe zu uns, aus Liebe zu dem Gedanken hinter #blogfamilia. Nichts anderes außer Liebe lässt Menschen derartige Verrücktheiten ohne eigenen persönlichen Mehrwert machen.

Ich wünschte, sie alle könnten morgen auf ein Event wie unsere Blogfamilia gehen, das eigens für sie organisiert wurde. Ich wünschte, ich könnte „Danke!“ sagen.

Mir fehlen ja selten die Worte, aber angemessene Worte des Dankes für dieses unglaubliche Orgateam zu finden, fällt mir schwer. Alles was ich schreiben könnte ist zu wenig. Ich wünschte, wir könnten alle aufstehen und für euch singen. Alu, Bella, Konsti, Thomas, Janni, Christian, …

(Es gab nichts mit Schwestern und Brüdern!)

Ich könnte noch jede Menge über das wirklich bunte und breit gefächerte Angebot an Vorträgen schreiben und über die charismatischen Speaker, die lustigen und lehrreichen Beiträge, aber das haben schon ganz viele Kollegen gemacht und sicher auch schönere Bilder! Ich bitte euch und lade euch ein, (hier entlang), auf der Blogfamilia-Seite die verlinkten Beiträge und Berichte der anderen Teilnehmer zu besuchen.

Das war der letzte Teil meiner Blogfamilia-Trilogie und ich freue mich auf die vertrauten und neuen Gesichter im nächsten Jahr. Auf ein Wiedersehen. Auf Wiedersehen bei der #blogfamilia!

#blogfamilia Teil 2 – Die Familienbloggerfamilie

„Wie ist das eigentlich, erkennt ihr euch oder habt ihr alle Namensschilder um? Wie muss ich mir das vorstellen?“, fragt der Nachbar beim Grillen.

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Hm, ich habe mich nie gefragt, wie sich das so für euch darstellt. Da sieht man dann Fotos bei Instagram oder Facebook, wo sie die Köpfe zusammenstecken, diese Elternblogger. Aber wie finden die sich? Und wie kommen die in Kontakt? Gibts da ne Vorstellungsrunde wo jeder sagt, wer er ist?

Nein. Die braucht es nicht. Und ja, wir erkennen uns und ja, wir tragen Namensschilder! (guck mal auf das Bild rechts)

Viele der schreibenden Eltern erkennt man sowieso, wenn sie Fotos von sich auf ihren Blogs haben und manchmal stolpert man auch auf ein Namensschild zu: „Du bist das Gesicht hinter Glücklich scheitern?! Wie schön, dich kennenzulernen!“.

Wie auch im letzten Jahr bin ich zutiefst beeindruckt, wie spontan und herzlich aufeinander zugegangen wird. Niemand steht allein, überall Grüppchen lachender, sich in inniger Zugewandtheit miteinander unterhaltender Menschen, die sich oft nur wenige Minuten vorher kennengelernt haben. Doch stopp, ist das so?

Vielleicht ist das das Geheimnis. Selbst wenn du den Menschen hinter dem Blog zum ersten Mal siehst, hast du ja bereits ein „Bild“ von ihm, weißt über viele seiner Ansichten und Erlebnisse das, was er davon preisgeben wollte. Ist er dir nah auf eine vertraute Art. Und gerade wenn man über „Familie“ schreibt, macht jeder Schreibende „auf“, lässt den Leser ein Stück weit teilhaben an seiner Gefühlswelt. Es gibt also schon eine Verbindung, bevor man diesen Schreibenden das erste mal in den Arm nimmt. Vielleicht fällt auch diese offene Herzlichkeit so leicht, wenn man im Gegenüber jemanden erkennt, dem man sich ebenso nah fühlt durch dessen Blog.IMG_1689

Und so ist es vielleicht auch nicht verwunderlich, dass das Verblüffendste und gleichzeitig Normalste der Welt für mich das absolute Fehlen von Small Talk ist. Es gibt keine peinlichen Pausen, kein: „Und? Bei euch auch schönes Wetter?“. Jedes Gespräch, das ich geführt habe, hatte Themen und Inhalte. Wie unter langjährigen Freunden, die sich lange nicht gesehen haben.

Wir haben uns ausgetauscht, wo wer einen Schwangerschaftstest gemacht hat (Dominikanische Republik, Klo beim Zahnarzt), wo wer seinen späteren Mann kennengelernt hat (Paarship, bester Kumpel, Führerscheinnachschulung für alkoholauffällige Fahranfänger). Wir haben über die Besonderheiten der Kinder gesprochen, über Vereinbarkeit, Kinderkrankheiten, flatternde Nerven. Wir haben laut darüber nachgedacht, wie man die Besonderheiten im Leben mit pubertierenden Kindern vertexten kann, ohne diese bloßzustellen und dennoch einen informativen Mehrwert für den Leser bieten zu können. Es wurde über Lohnarbeit gesprochen, über ganz persönliche Belange. Eine bunte Bandbreite, ganz wie bei jedem anderen Treffen mit lieben Freunden, die Eltern sind, auch.

Dabei sind wir ein bunter, durchmischter Haufen, der unterschiedlicher kaum sein könnte! Von Mitte zwanzig bis Mitte Vierzig. Aus allen Himmelsrichtungen Deutschlands und auch aus Österreich und der Schweiz. Groß, klein, füllig, drahtig, bunt, schwarzweiß, ernst und thematisch ausgerichtet oder lustig und mit hohem Spaßfaktor. Die einzige durchgängige Schnittmenge ist die Existenz von Kindern und einem Blog bei jedem von uns.

Und dennoch.

So viel Nähe.

So viel „Wir“.IMG_1705

Es wurden die Babybäuche bewundert, die im letzten Jahr noch nicht da waren. Nämlich zum Beispiel die von Alu, Susanne, Bettie, Jette.

Und es war schwer sich zu verabschieden! Carola mit ihrer unglaublich herzlichen und zugleich zarten Art. Feinfühlig und leise anstatt laut. Kerstin, in deren Schuhen ich nicht einen halben Tag bestehen würde und die so würdevoll und mit einer charmanten unkoketten Art von sich erzählt und trotz dreier Kleinkinder noch einen wachen Blick auf die Welt hat. Lisa, die mich vor Freude über unser Wiedersehen in die Luft gehoben hat! Verena, auf die ich mich so sehr gefreut hatte und die in echt genauso liebenswert wie ihr Blog ist. Die unverwechselbare und sagenhafte Béa. Silke, die mir mich mit ihrem Blog für junge Vierziger so anspricht. Anna, der ich mit geschlossenen Augen beim Vorlesen eines Telefonbuches lauschen könnte, weil sie nicht nur eine wunderbare schriftliche Erzählsprache hat, sondern auch verbal. Die unbeschreibliche Rike, die nicht nur wunderschön, sondern auch noch klug, witzig und herzlich ist! Anneliese, die nicht nur witzig kann, sondern auch kluge einfühlsame Worte findet jenseits von Pathos. Nadine, die mich mit ihrem Lachen und ihrer Herzlichkeit einfach über den Haufen gerannt hat. Head over heels… Mein persönliches Feuerwerk ist Nina gewesen. Sehnsüchtig wie es nur echte Fans können hatte ich mich auf sie gefreut und ich kann mir nicht vorstellen, dass es an diesem Tag auch nur einen einzigen Menschen gegeben hat, dessen Herz sie nicht im Sturm erobert hat! Und mit Krachbumm, Kapeng! Tschakkalakka, hier bin ich! Tusch und Applaus! Der Fanfarenchor: Bitte jetzt! Die Frau ist eine Naturgewalt in Elfengestalt. Ach, und meine „Die Eine“… Von der war der Abschied wieder am schwersten.

So viele tolle Menschen. Ich könnte unendlich weitermachen mit der Aufzählung!

Ich habe mich gefreut, Jessi, Sonja, Séverine, Alu und Konsti wiederzusehen und habe Liz, Nina, Vivi, Simone und JuSu vermisst. Besonders gefreut habe ich mich auf und über Doc Ghee von „Ich bin dein Vater“ und Christian vom Familienbetrieb, der für meinen Aufenthalt den Herbergsvater gespielt hat und in dessen Familie ich mich sofort adoptieren lassen würde.

Die Menschen waren das Beste, habe ich dem Nachbarn beim Grillen erzählt. Und wisst ihr warum? Sie sind wie ihre Blogs. Authentizität ist wohl oft ein Thema beim Bloggen. Die Blogger, mit denen ich mich unterhalten habe, habe ich alle „erkannt“.

Einhundertfünfundzwanzig Menschen haben sich getroffen auf der diesjährigen Blogfamilia und ganz viele werden mit neuen Freunden im Herzen nach Hause gefahren sein. So wie ich. Ich glaube, wir sind etwas besonderes. Wir schreiben nicht nur über Familie, wir sind Familie.

Von der Veranstaltung selbst erzähle ich euch morgen…

 

 

 

 

 

#blogfamilia Teil 1 – Berliner Gefühle

Gestern Abend fragen die Nachbarn beim Grillen: „Und? wie war´s in Berlin?“. Ich nicke. Und sage: „Ich will nicht drüber reden. Ich will das nicht teilen. Noch nicht. Nicht heute.“.

Ich bin noch voll Berlin…

In der vergangenen Woche hatte ich jeden Tag Migräne. Vierundzwanzig Stunden akut mit Doppelbildern, Übelkeit und Schwindel. Danach einen Tag mit diesem Katergefühl, wenn sie wieder abklingt. Und tags darauf ging das Spielchen wieder von vorn los. Ich habe mich gedopt, versucht zu schonen, hinterfragt. Stresst mich etwas? Was? Wie kann man das auflösen? Keine Ahnung.

Noch am Blogfamilia-Morgen schmiss ich mir Ibu´s rein und ließ mich zur Busstation fahren. Arschknapp, ohne Zahnbürste, dafür mit angemotzter Familie und einem Kerl, der mich darauf hinwies, dass wir superspät dran wären (was meine Schuld sei), und der dann trotzdem Umwege fuhr bis die in Berlin zu Erwartende dem Wahnsinn völlig anheimfiel und sich vor Wut auf dem Beifahrersitz gebährdete wie bei einer Teufelsaustreibung. (Weil, der kürzesten Weg, du, da sind die Straßen aber so schlecht. Da fahrn wir eben noch mal kurz zwölf Kilometer außen rum. Kann er ja nichts dafür, dass ich im Vorfeld so lange brauchte, um in die Hufe zu kommen.).

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Abgehetzter Berlin-Linienbus-Passagier mit Käsekuchen in der Tasche. Aber ohne Zahnbürste.

Ankunft Alexanderplatz. Hitze, laut, Menschenmassen, heiß, Gepäck schwer, welcher U-Bahn-Zugang?! Scheiße, Scheiße, keine Ahnung, keinen Plan. Gänge, Gänge, Gänge, Menschen, noch mehr Menschen, mein armer Kopf…

Dann verlaufen, Straße hoch, Straße runter, noch mal. Ich find das nicht! Ach doch, hier isses. Isses hier? Bin ich richtig? Diese irre große Stadt ist nichts für mich Provinzmädchen. Mensch, dieser Koffer! Treppen hoch. Ich bin bestimmt falsch. Hier isses nicht. Und der Schweiß läuft an mir runter! Am besten, ich dreh wieder um. Der Kuchen ist auch hinüber und überhaupt: Wer schleppt einen Kuchen nach Berlin?! Hallo? Was für ne saublöde Idee. Ach guck mal, da sind Leute… da vorn, die kenn ich doch…

Ich mag ja keine Menschenmassen. Menschenansammlungen größer drei Personen strapazieren mich. Ich fühle mich reizüberflutet, befürchte, im Gespräch die Hälfte nicht und die andere Hälfte falsch zu verstehen. Ich mag Menschen am liebsten in homöopathischen Dosen.

Dort anzukommen und sich in diese Menge zu mischen ist wie ins-Meer-gehen gewesen. Ein vorsichtiger Schritt, ein zweiter, und dann habe ich mich auf den Rücken geworfen und von den Wellen treiben lassen. Und alles war schön!

Alles war leicht. Alles freundlich, fröhlich, übermütig, glücklich. Unverkrampft. Ich entkrampfte auch. Schöne Menschen, echtes Lachen, warme Umarmungen und ein Gefühl von Angenommenheit schwabberten um mich herum. In den kommenden Stunden lachte ich laut und dreckig, haute mir auf die Schenkel, wuselte durch den Haufen und dachte keine Sekunde darüber nach, ob meine Art zu laut oder hektisch wirkte, mein Teint fettig glänzte oder meine Haare doof aussahen. Ach, und die Kopfschmerzen waren auch weg! Sieh an.

Nachts schlief ich in einem geliehenem Kinderzimmer mit Vorhängen voller wunderschöner grüner Tulpen und zum ersten Mal seit Jahren mit offenem Fenster. Morgens weckte mich das Rumpeln von Mülltonnen. Keine grölenden Besoffenen nachts, kein Verkehrslärm. Berlin, du sanfte Schlafhüterin.

Morgens der Blick in so herzliche Berliner Gesichter und ein wunderbares Frühstück und ein viel zu kurzes Berliner Frühstücksgespräch. Warmer Kaffee, warme Athmosphäre, keine Hektik. Nur Sein. Pur. Echt und unverstellt. Ich will nicht gehen! Ich will auch Berlin sein…

Ich muss gehen. Auf dem Weg zurück zur Location des Vortages sitzen die Gestalten der Nacht müde blinzelnd in der Morgensonne, während ich einen Cappuchino und ein warmes Vanillecroissant ordere. Beides schmeckt wie eine Offenbahrung. Wie das Frühstück nach einer unglaublichen Liebesnacht.

Ich sitze den Vormittag in der Sonne und beobachte schöne Menschen, die in der schönen Berliner Sonne flanieren. Ich strecke die Beine aus und rauche und fühle mich gelassen und friedlich und entspannt wie seit langem nicht.

Irgendwann komme ich mit einer Veranstalterin vor Ort ins Gespräch. Immer wieder wandern meine Blicke an dieser wunderbunten Frau entlang. Tättowierungen in allen Farben des Regenbogens, ein Rockabilly-Kleid, blauschwarz gefärbte Helmfrisur und ein wilder Lidstrich. „Ich muss sie immerzu ansehen. Sie sind wunderschön! Und dieses Kleid…“, bricht es wahrheitsgemäß aus mir heraus. Sie sieht mich liebevoll an. Sie ist Berlin. In Dresden bin ich mit sechsundvierzig Jahren zu alt für Miniröcke und Kirschohrringe, egal, wie jung mein Mädchenherz und meine Seele sind. Und hier in Berlin steht diese bunte zauberhafte Frau vor mir, mit unschätzbarem Alter zwischen vierzig und sechzig und zeigt der Welt einfach ihre junge, bunte Seele.

Ich will nicht fahren.

Als der Bus heimwärts an der Berliner Mauer entlang fährt, denke ich über Mauern nach. Echte, gefühlte. Mauern im kopf, im Denken. Und über die wunderbaren Dinge, die passieren können, wenn sie fallen, die Mauern. IMG_1691

Berlin, du Lehrmeisterin!

Daheim stehe ich an der Straßenbahn und sehe missmutige Menschen mit Bierflaschen als Accessoires in der Hand. Und unfreundlichen Gesichtern. Die sind eindeutig nicht Berlin!

Am nächsten Morgen schneidet mir ein Mann beim Aldi die Vorfahrt, rennt vor meinen vollen Einkaufswagen und bleibt aprupt davor stehen um sich irgendein Obst anzuschauen. „Boar, Mann, ey! Kommst du klar?!“, schnauze ich den an. Ich bin unentspannt. Ich bin nicht Berlin…

Ich will mir das Gefühl erhalten, mich erinnern. Ich will ein bisschen Berlin bleiben. Und das mit den Mauern… wichtig.

Berlin, Berlin!

„Was war das Schönste dort auf dieser Veranstaltung?“, fragt der Nachbar beim Grillen. „Die Menschen!“, antworte ich sofort.

Und von denen erzähle ich euch morgen…

 

 

 

 

 

 

 

Hausbesuch

IMG_1217Kommt rein, kommt rein!

(singt schief: „Welcome to my house. Baby, take control now. We can even slow down. We don´t have to gohohout…“ Okay, fertig, ihr könnt die Hände wieder von den Ohren nehmen.)

Jetzt kennen wir uns schon zwei Jahre, da wird es Zeit, dass ihr mal zu Besuch kommt. Schön, dass es heute klappt. 🙂IMG_1216Im Hausflur seht ihr schon mal, dass ich überall Chichi hinstellen muss, selbst vor die augenkrebsigste Wand. Für die Farbe bin ich im übrigen nicht verantwortlich zu machen.

Hier, immer links rum den Flur entlang…

IMG_1251IMG_1211 IMG_1213 IMG_1214 IMG_1215 IMG_1212Der Hase ist natürlich nicht von Dürer, sondern vom Trödel. Meine Flur-„Galerie“ wird immer mal geändert. Im Winter hängen da ganz andere Bilder. Den Osterhasi hat das Großkind mal während seiner Grundschulzeit gebastelt.

Der Hirsch hier gehört eigentlich noch zur Winterdeko. Aber der bleibt, weil der Bärtige den so sehr hasst, dass er ihn „aus Versehen“ runtergeschmissen hat und ich dem armen Viech einen Geweihast (oder wie das Ding heißt) ankleben musste. Zur Strafe bleibt er jetzt für immer hier hängen!

IMG_1218Links rum gehts in die Küche. Überall hängt hier Zeug! Man kann kaum treten. Passt auf, dass ihr nicht irgendwo mit der Frisur hängenbleibt…

IMG_1243 IMG_1242 IMG_1247 IMG_1248Woraus „Friede, Freude, Eierkuchen“ bei uns gekocht wird, sieht man. Alles voller E-Stoffe! Und sogar Tütenmilchreis! IMG_1209 IMG_1208Ich habe Tee gekocht. Hier bitte. Roibusch mit Sanddorn und Karamell. Mag ich ja alles drei´s. Wenn es Roibusch mit Sanddornkaramellquarkbaiserkuchengeschmack gäbe, ich würde den Scheiß koofen!

IMG_1269Ach kommt, wir gehen rüber ins Wohnzimmer, da ist es nicht so rumpelig.

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IMG_1225Ich weiß nicht mehr, wohin mit den ganzen Deko-Zeitungen und denen mit „Land“ oder „Landhaus“ im Namen. Die stapeln sich sogar unter Schränken… Die alte Anlage muss aus nostalgischen Gründen bleiben, obwohl wir ja Internetradio haben. Ich will auch nicht, dass der Videorekoreder verschwindet. Oder das Kassettendeck! Ja, wir haben MCs. Mit Wu-Tang Clan drauf. Zum Beispiel. 🙂IMG_1224 IMG_1223Das Foto ist wegen der „Authenziziziztät“ dabei. Staub und Wasserflecken. IMG_1222 IMG_1220

IMG_1219Die beiden linken Fotos sind vom Großkind. Rechts der Blondino mit sechs Monaten.

Kommt mal her, ich zeig euch was. Ich sammle alte Kinderbücher. Wusstet ihr das? Irgendwas sammelt schließlich jeder. Also ich sammle ja eigentlich nicht nur alte Kinderbücher, sondern auch so manch anderen alten Kram (eigentlich alles, was alt ist; außer alte Männer). Aber eben auch alte Kinderbücher. DDR-Kinderbuchverlag oder was aus den Bruderstaaten Polen, Rumänien usw. so rüberkam. Natürlich kriegt die keiner von den Jungs in die Hand. Das sind meine. Die dürfen nur von weitem gucken!

Ich mag nicht nur die für heutige Ohren seltsame Erzählweise, sondern besonders die Illustrationen.

IMG_1231 IMG_1230 IMG_1229 IMG_1228(Ja, dieses Foto hier unten ist gelbstichig und nein, ich habe keine Lust, das jetzt neu zu machen oder zu bearbeiten. Ich habe schließlich Besuch!)IMG_1227Guckt mal, ein Bastelbuch aus dem „Werken“-Unterricht der Siebzigerjahre. Da steht zum Beispiel drin, wie man Bucheinbände klebt oder Ölpapier selber macht. Ach Mensch, das waren noch Zeiten! Irgendwann wird das bestimmt wieder Trend… ich hab dann schon mal ein „Tutorial“.

IMG_1232 IMG_1234 IMG_1233 IMG_1235Ach guck, das erste Kunstwerk vom Kleinsten. Schön, nicht? Ich hatte in der letzten Wohnung den halben Flur mit gerahmten Bildern des Großkindes vollgehangen. Ich liebe die noch immer, aber dem Kind ist es peinlich. Deshalb kann ich die erst wieder aufhängen, wenn der ausgezogen ist. Und warte nun, dass der nächste Künstler mich beschenkt in der Zwischenzeit.

IMG_1238Kinder, wie die Zeit rennt! Mensch, morgen gehts in den Osterurlaub und ich muss noch packen. Das wird ein Spaß! Vermutlich brüllen wir uns wieder an und einer von uns will dann nicht mitfahren. So ist das immer. Soll ich euch mal was zeigen? Hier guckt mal, das muss ich heute Abend noch verpacken zu Osternestern.

IMG_1263Was das alles ist? Naschzeug für vier Kinder. Ja, ich weiß, das müssen die Google Play Karten sein, die den Beutel so voll machen! Immer denke ich, machste mal nicht so viel. Kaufste mal nur das Nötigste. Was Kleines. Und dann kauf ich was Kleines und dann sieht das so aus!

Der Bärtige hatte eine Oma, immer wenn der die besuchte, standen im Flur Wäschekörbe (Plural) mit Keksen, Süßigkeiten, Bonbons, Schokoladentafeln im Zehnerpack, mehrere Kuchen, das er alles mitnehmen musste nach Hause! Wirklich wahr. Körbe voller Süßkram. Und mehrer Pakete Kaffee für seine Mutti. Und Pralinen. Und Schnaps. Ich fürchte ja ein bisschen, meine Enkel kriegen auch so eine Oma…

Aber weil wir schon mal hier sind, zeig ich euch noch was.

IMG_1264Guckt mal, mein erster Kuss! Das war bei meiner Oma und der stürmische Küsser ist mein drei Monate älterer Cousin 🙂 Äh ja, ich sitze auf dem Topf…IMG_1265Topf! Gutes Thema. Hier rum gehts ins Bad. Da sehen wir gleich die allernutzlosesten Dinge in diesem Raum. Tadaaa! Nein, benutzt hier niemand. Wird noch Thema hier auf dem Blog sein. Aber ich bin guter Dinge, bis zur Einschulung sind doch die meisten trocken, oder?!

IMG_1246 IMG_1245 IMG_1244So. Zeit, sich zu versabschieden für heute. Leider leider. Es wird ja auch schon wieder dunkel.

Morgen gehts also für ein paar Tage ins netzfreie Oster-Erholungs-Gebiet. Böhmische Küche mit Knödeln und Palatschinken! Mit Dreigängemenüs jeden Abend! Mit Kniffel-Weltmeisterschaften und Rommeé-Schlachten. Und mit angetrunkenen Männern in heißen Badefässern. Also zwei, um es genau vorherzusagen. Einer davon hat einen Bart.

Schön, dass ihr zu Besuch wart. Und bis bald!

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Von der Magie einer Suppe

Von der Magie einer Suppe

Suppe ist das Essen, das einem Kuss oder einer liebevollen Umarmung am ähnlichsten ist. Suppe nährt, wärmt und tröstet.

Ein jeder von uns kennt die magische Heilkraft einer Hühnerbrühe. Seit Jahrzehnten spalten Wissenschaftler die Moleküle dieser Brühe und fachsimpeln, was es denn sein könnte, das Geheimnis. Ich denke, die Heilkraft und der Zauber liegen darin, dass sie meist von einem anderen Menschen gekocht und überreicht wird, damit es dem Kranken besser gehen möge. Dass die Magie in der Absicht liegt, nicht den Zutaten.

Wenn wir alle an die Lieblingsessen unserer Kindheit zurückdenken, ist ganz bestimmt auch immer eine Suppe dabei. Bei mir war es Schokopuddingsuppe mit Zwieback. Die gab es nur für mich! Und ich sehe auch die Situationen vor mir, wenn es die gab. Ich sehe meine Mutter, wie sie einen dampfenden Teller vor mir auf den Tisch stellt. Ich fühle mich in meine Kindheit zurückversetzt.

Suppe ist gerührte Magie.

IMG_1131Vor einigen Jahren gab es in meiner Abteilung eine schöne Tradition: Einmal pro Woche kochte eine Kollegin für die anderen einen Topf Suppe. Das hatte sich so ergeben, irgendwer fing damit an. Ich glaube, beinahe zwei Jahre behielten wir das bei und dieser wöchentliche Suppentag war immer etwas ganz besonderes. Wir waren ein ganz bunter Haufen. Projektleiter, Softwareentwickler, Konzepter, Designer. Und so unterschiedlich, wie wir zehn Frauen waren, so war auch die Herangehensweise. Manche Kolleginnen kochten strikt nach Rezept und sogar noch einmal vorab Probe. Andere experimentierten, was das Zeug hielt! Manchmal gab es Gremolata, Servietten, selbstgebackenes Brot und Nachtisch hinterher und manchmal stand einfach nur ein Topf Suppe auf dem Tisch.

Geschmeckt hat es immer. Wunderbar! Und um diesen Topf Suppe passierte in diesen Mittagspausen auch immer etwas Wunderbares.

Ein Rezept meiner Oma. Für mich eine meiner absoluten Lieblingssuppen. Aus Oma-Gründen.

Ein Rezept meiner Oma. Schmeckt auch super mit Steinpilzen. Für mich eine meiner absoluten Lieblingssuppen. Aus Oma-Gründen.

Geht man mit Kollegen essen, drehen sich die Gespräche auf dem Weg zum Bistro oder der Dönerbude oft um die Arbeit. Scope, Pipeline, Benchmark, Risiko, Eskalation. Oft auch während des Essens. Das nennt man dann Geschäftsessen.

Kamen wir Kollegen zu unserer Suppenrunde zusammen, verstummten diese Themen immer nahezu sofort und wichen einer Stimmung voller Leichtigkeit und ganz anderem Gesprächsstoff. Denn bei einem guten Essen gibt es eigentlich nur ein Thema: Das Essen. Und diese semi-private Runde inmitten des Arbeitsalltages hatte etwas vom Zauber einer Hühnersuppe: Wärmend, nährend. Viel mehr, als es ein Döner oder Kantinenmenü vermag.

Suppe als Teambildungsmaßnahme? Aber ja, funktioniert!IMG_1133

Und manch einer kennt die Situation, wenn man mit Kunden in einem ganztägigen Meeting sitzt, Powerpointfolien durchhastet und auf dem Tisch steht zwischen zwei Thermoskannen Kaffee ein Tablett mit belegten Brötchen, deren Schinkenauflage sich zur Mittagszeit schon wölbt. Budgetnachverhandlungen, Change Requests, Meilensteine. Dann ein trockenes Brötchen, während die eine Hälfte rauchen geht und die andere aufs Klo. Dann geht’s weiter…

IMG_1137An einem solchen Tag liefen Kunden von uns über den Gang und riefen: „Hach, bei ihnen riecht´s aber heute gut!“. „Ja, wir kochen einmal in der Woche Suppe.“. „Das ist aber eine nette Idee.“. Sprachs und schon gab es beim nächsten Statusmeeting mit diesen Kunden selbstgekochte Suppe anstatt trockner Schinkenbrötchen. Kunden sind auch nur Menschen. Es war ein voller Erfolg! Und ich meine mich zu erinnern, dass auf die nächste Outlookeinladung zu einem Statusmeeting direkt eine Mail zurückkam: „Gibt’s wieder Suppe? 🙂 ?“.

Das alles ist lange her.

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Meine Rezeptseiten hat das heutige Großkind mit Bildern verschönert.

Die Abteilung gibt es nicht mehr, viele Kollegen von damals sind gewechselt. In andere Firmen, andere Bereiche. Das einzig Beständige ist die Veränderung.

Gestern fiel mir unser kleines Kochbuch in die Hände, das wir Suppenköchinnen damals angefertigt haben. Wehmütig aber mit einem Lächeln auf dem Gesicht habe ich darin geblättert. Einundneunzig Rezepte, jede Seite von der jeweiligen Köchin selbst gestaltet. Und so viele Lieblingssuppen! Christines Linsensuppe „Sabaudia“, Kathrins Borschtsch oder Susans thailändische Kartoffelsuppe. Unzählige Male habe ich die nachgekocht. Und ich erinnere mich auch noch an Melanies afrikanische Liebessuppe, deren Geschmack ich nie kennengelernt habe, weil Melanie der Topf mitsamt der Suppe auf dem Weg herunterfiel. So hatten wir zwar an diesem Tag keine Suppe, aber Liebe über der Straße ausgeschüttet 🙂 .

Ich habe heute Kerstins Selleriesuppe nachgekocht. Sellerie, Kartoffeln, Zwiebeln, Frischkäse, Sahne. Brühe, Gewürze und ein bisschen Schnittlauch. Für die wurschtverrückte Jungsbande hab ich noch Wienerle reingebraten. Es ist nichts übrig!

IMG_1108Und da das wichtigste am Essen das Dessert ist, gabs noch schnelle Erdbeertörtchen hinterher aus Fertigmürbeteigtorteletts mit Fertigmarmelade beschmiert und Fertigpudding. Aber mit Liebe!

Einen Protipp für den Tortenguss habe ich aber noch: Keinen Zucker zum Anrühren verwenden sondern einen großen Esslöffel Erdbeermarmelade (dafür dann etwas weniger Wasser).

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Ich wünsche euch, dass es jemanden gibt, der eine Suppe für euch kocht, wenn ihr sie braucht. Und dass ihr Menschen habt, für die ihr vielleicht nach diesem Beitrag bald mal wieder einen Topf Suppe kocht.

Und wisst ihr, was das Allerbeste ist? Suppe ist ein Tausendsassa:

Fünf sind geladen, zehn sind gekommen. Gieß Wasser zur Suppe, heiß` alle willkommen!

 

In herzlicher Erinnerung an die Suppenköchinnen Bea, Christine, Kathrin, Susan, Kerstin, Melanie, Beate, Juliane, Regine.

Wochenende (ein Rant)

Wer dem Nieselpriemchen bei Instagram folgt, fragt sich bestimmt, wo denn das #wib vom letzten Wochenende bleibt. Angekündigt wurde es ja bereits am vergangenen Samstag mit einem Rumpelbild. Nämlich diesem hier:

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Also gut.

Das vergangene Wochenende begann auch wie jedes andere an einem Samstag in aller Früh. Zumindest für einige von uns.

Als erste Herausforderung des Tages stolperte ich quasi über ein Rieseninsekt (es war wirklich riiiiesig), welches versuchte, das Kinderzimmer zu entern. Um vermutlich mein Babylein zu beißen. Der mittelbar Bedrohte war sich der Gefahr nicht im mindesten bewusst, wie man deutlich sieht.

IMG_0998Todesmutig stülpte ich einen Becher über den Invasor. Alle gerettet!

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Man kann ja nicht genug aufpassen. Wo einer ist, sind vielleicht noch zwei weitere! Dann machen die Gang-Bang und schon hat man eine Population von babyfressenden Insekten im Haus, muss die Kammerjäger rufen und ehe man sich´s versieht, wirft jemand eine Plastikfolie über das Haus und kocht im Inneren Drogen! Man kennt das ja. Möglicherweise habe ich auch zuviel „Breaking Bad“ gesehen.

Für dieses Wochenende hatten wir uns viel Schönes vorgenommen. Wie eigentlich immer. Außer Putzen, Einkaufen und der Pflege der Erkrankten stand diesmal noch eine größere Umräumaktion an. Das Großkind musste aus seinem komfortablen Zimmer ausziehen und ins schmalere Arbeitszimmer umsiedeln. Und das kam so: Der Nachbarsjunge, der sein Zimmer Wand an Wand zu unserem Juniorzimmer hat, spielt Schlagzeug. Nicht schön, aber laut. Alle Versuche, der Familie schmackhaft zu machen, dass dieses Schlagzeug doch auch gut in einem anderen Zimmer stehen könnte (oder in einem anderen Haus; einer anderen Stadt) schlugen fehl. Also wurde nicht ein Schlagzeug von A nach B geräumt, sondern der Inhalt zweier Räume getauscht. Natürlich. Sehr gerne! Am Ende des Samstages sah unser Wohnzimmer dann so aus, wie oben gezeigt.

Um schon mal vorzugreifen, am Sonntagabend dann hatten wir zwar alle Dinge des Kindes bereits in dem „neuen“ Zimmer untergebracht, aber unser Kram passte auf einmal nicht mehr in die Möbel des Arbeitszimmers. Ich habe dann konsequent zwei Säcke Stoff weggeschmissen. Alternativ hätte sich der Bärtige von seiner Handbuch-Sammlung trennen müssen, aber das wäre unmenschlich gewesen. Ich verstehe das. Wie oft denkt man sich: ´Mensch, könnte ich doch noch mal in dem Manual meines Nokia 6210 schmökern. Ach, wäre das schön!`.

Aber vor dem Sonntagabend kam ja noch der ganze Sonntag. Und der war auch sehr schön.

Ich erwachte (im Morgengrauen; unfreiwillig; ihr kennt das bereits) und bemerkte seltsame psychedelische Kreise am Rande meines Sichtfeldes. Migräniker nicken vielleicht schon an der Stelle.

Ich nickte erst mal nicht und tigerte mit dem schlechtgelaunten Kind („Isch hat schlechtes Laune!“, mangelnde Selbstreflexion kann man ihm zumindest nicht vorwerfen) durch Pieschen. Denn wenn auch wir nicht schlafen können oder wollen, so muss ja nicht die ganze Familie geweckt werden (ich würde auch lieber zu dem anderen Teil gehören).

An diesem Morgen war es wirklich ein Drecks-Pieschen voller Hundekacke und zerkloppter Bierflaschen und urbanem Müll. Mit dem nachsichtigen Blick der Liebe betrachtet wäre mir das nicht aufgefallen, aber an diesem Tag schon. Und schon bald hatte ich die Kacke nicht nur im Blick, sondern…

Plitsch! Da lag das Kind auch schon im Schlamm. Ach, und na klar, bei unserem Glück war es nicht nur Schlamm. „Huhuhu, isch stinkt! Isch is ieglisch!“, bemerkte das Kind dann auch treffsicher.

IMG_1025Ich fummelte irgendwie mit Feuchttüchern rum und den Rest der Scheiße und des Schlammes schmierte das Kind erst an den Kinderwagen und dann später beim Hochtragen an meine Jacke. Und meine Jeans. Das fand ich dann auch „ieglisch“.

Dann reichte es mir vollends. Keine Fotos mehr! Keine Scheiße, kein schlechtes-Laune-Kind, kein gar nichts. Am liebsten gar kein Wochenende mehr. Denn ich sag euch mal was:

Scheiß doch die Wand an mit Wochenende!

Genau!

Genau!

Nur damit wir uns richtig verstehen: Dieses Prinzip Wochenende mit Ausschlafen, Erholung, nett Essen gehen, mit Rücken kraulen und Lesen und Unternehmungen, die einem selbst Spaß machen, also dazu wäre ich durchaus bereit! Und davon würde ich sogar Fotos machen!

Aber das, was ich hier habe… nee.

Nach dem Wochenende bin ich ´ne Woche lang am Ende!

Und dann gehts wieder von vorn los.

Wenn alle schreien: „Endlich Wochenende!“, dann ducke ich mich schon ab. Putzen, Einkaufen, Wäscheberge. Das alles wird nicht unter der Woche, denn ich halte am Prinzip Feierabend fest.

Muss ich auch! Morgens nölende Kinder. Dann arbeiten. Nachmittags hole ich dann ein nölendes Kleinkind ab, das fertig von seinem Tag ist. Das sich weigert, Treppen zu steigen und beim Hochtragen stampft, sich windet und mir aufs Ohr haut, das es klatscht! Das zum Bäcker will, dann aber die Streuselschnecke mit Schmackes in die nächste Ecke pfeffert. Das sich auf dem Spielplatz bäuchlings in den Sand schmeißt und heult. Kommen wir dann so gegen fünf zu Hause an, guckt mir eine alte, grauhäutige Frau müde aus dem Spiegel entgegen und die Frau denkt nur: `Wann darf ich endlich ins Bett gehen?!`

Nach dem Abendessen, wenn endlich Ruhe einkehrt, schlurfe ich nur noch zu meiner Ecke der Couch und lasse mich von Netflix berieseln. Früher habe ich abends auch mal genäht und ja, sogar gebloggt! Nein, jetzt bin ich nur müde. Andere Leute machen dann noch Wäsche oder putzen eine Klobrille. Ich mache nichts mehr. Ich nicke allenfalls, wenn der Bärtige anmerkt, dass andere Leute abends noch mal „rausgehen“ oder Leute einladen würden. Ja, davon habe ich auch gehört.

Das bleibt dann alles fürs Wochenende. Damit ich was habe zum Drauffreuen. Aber da werden immer pünktlich alle krank.

Eigentlich sind wir immer krank. Seit September sind wir ständig krank. Seit Kita-Eintritt alle latent erkältet, durchsetzt mit vollgekotzten Nächten und garniert mit Blasenentzündungen. Freitags wird immer eine neue Runde im Infekt-Roulette eingeläutet.

Heute zum Beispiel, während ich das hier mit Ohrenschmerzen schreibe, ist der Pubi wegen einer Erkältung krankgeschrieben, der Blondino hat eine Bindehautentzündung und der Bärtige muss aufgrund chronischen Hustens seit Wochen im Sitzen schlafen. Und hat deshalb einen steifen, schiefgelegten Hals. Das sieht nicht nur Scheiße aus, das fühlt sich auch so an.

Arbeiten gehen wir gefühlt nur noch nach dem Zufallsprinzip. Im Februar schon hatten wir die Hälfte der Kindkrank-Tage bereits verbraten. Besserung ist nicht in Sicht. Nachts träume ich wild und erwache schweißgebadet. Zum Beispiel, dass Mike Ehrmanntraut (der von „Breaking Bad“) mein Kunde sei und mit der Kanone vor meinem Gesicht rumfuchtelt und irgendwas will, während der Bärtige vier Kinder für uns adoptiert hat (drei Jungs, ein Mädchen). Und gestern träumte ich, ich fahre einen Bus, in dem alle meine Exfreunde sitzen. Ich bin die Fahrerin. Einer dreht aber durch in dem Bus und ich musste die anderen – während ich den Bus fuhr – irgendwie anweisen und dazu bekommen, den Verrückten zu fesseln und zu beruhigen. Mann, war ich froh, als das Baby mich halb fünf geweckt hat!

Meine Nächte sind also auch nicht erholsam, spiegeln aber gut meine Zerrissenheit wider.

Vereinbarkeit. Keine Ahnung, was das bedeutet. Das Prinzip Wochenende lässt sich nicht mit dem Prinzip Feierabend vereinbaren. Außer, ist stelle Personal ein, das meine Wohnung putzt, einkauft und die Wäsche macht. Und am besten gleich auch noch die kranken Kinder betreut. Das zahlt dann auch in das Prinzip „berufstätig mit Kindern“ ein, wenn man wie ich nicht auf das altbewährte und nie genug geschätzte Prinzip Oma zurückgreifen kann. Dann muss ich aber auch mehr arbeiten, um das ganze Personal zu entlohnen. Outsourcing, Off-, Nearshoring von Familienthemen habe ich auch noch nicht in Betracht gezogen.

Vielleicht macht mich der permanente Keimbeschuss in Co-Einheit mit permanenter Winterdunkelheit und Schlafentzug auch langsam matschig in der Rübe.

Vielleicht wird alles irgendwann besser! Vielleicht will ich auch einfach zu viel.

Vielleicht aber lerne ich bald, mit einer dreckigen Wohnung zu leben oder gewöhne mir den täglichen Konsum von Energy Drinks an um munter abends noch eine Runde Fenster zu putzen im Dunkeln. Vielleicht gewöhne ich mich daran, dass ich nicht nur eine dreckige Wohnung habe, sondern auch keine Energie mehr für mein Kleinchen. Vielleicht gewöhnt sich das Baby auch irgendwann daran, dass wir uns nur morgens zwei und abends drei Stunden sehen und dass es die Zeiten sind, in denen er müde und schlechtgelaunt ist. Dass das „das Leben“ ist.

Außer natürlich am Wochenende. Dann ist alles noch viel superer!

Man muss sich inmitten von allem Driss und allen Notwendigkeiten irgendwie noch was Schönes einplanen. Inseln schaffen.

Wir wollten zum Beispiel wenigstens am vergangenen Sonntag schön Essen gehen. Es war dann so, dass der Bärtige mit den Kindern „schön“ bei Mc Donalds war, während ich mit Gewitter im Kopf im abgedunkelten Schlafzimmer lag und wartete, dass sich die Migräne verzieht. So ist das immer mit den Plänen.

Vielleicht habe ich auch einfach nur eine lange Reihe beschissener Tage. Vielleicht ist einfach nur zu lange Winter in diesem Jahr.

Aber was es auch ist, es fühlt sich warm und weich an…

SCHEIßE!

 

 

 

 

Beförderungsbedingte Misanthropie

Ich mag ja Menschen.

Also nicht alle, aber einige. Manche kann ich sogar wirklich gut leiden. Und einige wenige, ja, die könnte ich immer um mich haben. Leider habe ich meistens mehr Menschen von der anderen Sorte um mich.

Besonders Situationen, die eine räumliche Begrenzung und eine größere Menge an dieser Sorte Mensch vereinen, bescheren mir ein Unbehagen. Ein dolles. So wie Würgereiz kombiniert mit einem kaum niederzuringenden Reflex um mich zu schlagen, um mir Luft zum Atmen zu verschaffen.

Bus, Bahn, Fahrstuhl, Flugzeug. Die Klassiker. Irgendwas blechernes, das durch einen elektronischen Mechanismus geschlossen wird und alles darin einschließt bis, ja bis (und Gott bewahre, dass die Technik ausfällt) ein anderer Mechanismus das jeweilige Blechding wieder öffnet und die Eingeschlossenen und aneinander Gedrängten wieder freigibt.

Nun bin ich ja erwachsen und weiß, es gibt Situationen und Orte, die sind zu Fuß oder mit dem Fahrrad schwer bis gar nicht zu erreichen. Singapur zum Beispiel. Oder das Café im Berliner Fernsehturm.

Natürlich kann ich Fahrstuhlfahren! Ich trete ein und automatisch wird die zur Verfügung stehende Freifläche durch die Anzahl der anwesenden Personen dividiert und ohne lange nachzurechnen finde ich ein Plätzchen mit akkuratem Abstand zu allen anderen. Körper- und Sichtkontakt zu Miteingeschlossenen wird strikt vermieden. Ich starre geistige Gesundheit vortäuschend an die Decke, bis das Ding wieder anhält und ich fluchtartig die kuschlige Zwangsveranstaltung verlassen darf. Nein, Fahrstühle sind für mich kein Problem! Ich steige nur aus gesundheitlichen Gründen Treppe…

Mit Beförderung habe ich zugegebenermaßen so meine Probleme. Also ganz unabhängig von den Mitreisenden. Das hat sicher irgendwas mit Angst vor Kontrollverlust zu tun, um das zu begreifen brauche ich keine Couch und keinen, der sich mit überschlagenen Beinen und einem Block auf dem Schoß davorsetzt (Ich habe das hier schon mal beschrieben und möchte den geneigten Leser gern auf einen plump-literarischen Absacker zum Thema Reisen einladen. Also falls wirklich nichts anderes im Fernsehen läuft außer GNTM oder so. Und kein Küchenschrank ausgewischt werden müsste.).

Der Blonde reist ja sehr gern mit Bus und Bahn. Besonders wenn er krank ist (und das ist er als Kita-Neuling ständig), beschließt er morgens gern für uns: „Fahma Kraßebahm!“ oder „Fahma Bus. Gut.“. Also fahma.

Und da gibt es dann so Situationen… also ich weiß wirklich nicht.

Wir steigen in einen komplett leeren Bus. Draußen scheint die Sonne, alles schick. Ich justiere die Plagenkarre, nehme das süße Babylein aus dem Gefährt und setze mich mit ihm auf dem Schoß auf eine Zweierbank. Alles super! Wir fahren los.

An der nächsten Haltestelle steigt eine dicke, ältliche Frau mit mehreren Stoffbeuteln zu und steuert uns an. Trotz meines konsternierten Gesichtsausdruckes quetscht sich diese Menschin neben uns. Und dann, und dann reibt ihr Polyesterparka großflächig an meinem rechten Arm. Ihre Körperwärme vermischt sich mit meiner… Ekel befällt mich. „Guten Tag!“ sage ich schroff in ihre Richtung. Und das war ein Fehler. Jetzt weiß ich nicht nur, dass sie nach alter Suppe und ungewaschenen Haaren riecht, sondern auch, dass sie Bartträgerin ist. Wenn ich irgendetwas zum Weglaufen gruselig finde, dann bärtige Frauen!

Ich versuche verzweifelt, das Baby und mich irgendwie mit der Scheibe zu verschmelzen, um von der bärtigen Frau abzurücken. Da kommt eine Linkskurve und aerodynamisch schmeißt sich die Bärtige in die Kurve und sich und ihre Beutel auf mich. „Hoppla!“, wieder meine Stimme, wieder sehr entrüstet. Die Alte hat keinen Sinn für Unausgesprochenes. „Mir zwee-e gomm schon glar, nich wahr, junge Frau? Un gugge ma, was bist denn du hier für ä sießer gleener Fratz?“. Und ehe ich mich versehe, fährt die Bärtige einen Finger aus mit abgeplatztem Lack und diffusem Rand unter dem schlecht gefeiltem Nagel in Richtung des Blondinos Gesichts. „Nicht anfassen!“. Jetzt brülle ich. Die bärtige Oberlippe der Frau bebt vor Entrüstung. „Hörnse ma, was issn in sie gefahrn!!“. „Nee, jetzt hörn sie mal! Der ganze Bus ist leer und sie quetschen sich hier auf die einzige besetzte Bank neben mich. Da frage ich sie: Was ist in sie gefahren? Suchen sie verzweifelt Anschluss?!“.

Die bärtige Beutelfrau hat sich dann schimpfend verzogen drei Bankreihen rechts vor uns und mich den Rest der (viel zu langen Strecke) permanent mit dem „Bösen Blick“ gebannt.

Ich sags euch…

Oder Straßenbahn. Im Sommer kann ich das ja nicht. Ich befürchte, ich erblinde sonst. Von den olfaktorischen Herausforderungen mal ganz zu schweigen. Da steigen morgens Leute mit dem Kissenabdruck auf dem Kopf und einem Schlaf-Atem ein, dass du denkst, ein toter Hamster verwest irgendwo im Inneren dieser Person. Und ganz sicher (todsicher) stellt sich diese Zumutung dann direkt neben mich! Als ob ich nicht schon genug gestraft bin in dieser Bahn! Da sitzen dort zum Beispiel alte Opas souverän breitbeinig mit kurzen Hosen an den mit Borsten behaarten wächsernen Beinen und in Rippunterhemd gekleidet, das feuchte Büschel nikotingelber langer Achselhaare und Stielwarzen der Bewunderung durch die Mitreisenden preisgibt.

In der Bahn gilt: Augen schließen, durch die Ohren atmen und in der Hand ein Sagrotantuch rhythmisch kneten…

Oder heute Morgen. Ich hechte mit dem Kinderwagen nach der Bahn und erklimme die erste Tür. Dankend in Richtung Fahrer navigiere ich mich in die Rolli-/ Kinderwagenecke. Dort steht schon ein Chariot. Ich entschuldige mich freundlich und verweise auf meine kanppe Zeit. Kein Problem, die andere Mutte rangiert und zu zweit bauen wir den Ausgang an Tür eins zu. Da die Bahn ansonsten nahezu leer ist, beschließe ich, an der nächsten Haltestelle auszusteigen und zur anderen Tür wieder rein um nicht länger den Ausgang zu blockieren. Doch dazu komme ich gar nicht! Während ich noch an der Bremse nestele, würscht sich eine dicke Frau mit Rollator durch unsere Tür in die bereits übervolle KInderwagenbucht. Resolut fährt sie mir dabei auf den Fuß. Ehe ich irgendwas sagen kann, dreht sie sich rum und touchiert mich beherzt mit ihrem fulminanten Hinterteil. „Ich fahr nur zwee Haltestellen!“. Ist das zu fassen? Drei freie, geräumigen Parkbuchten für allerlei Fahrzeuge hat so eine Bahn und die Alte?!

So ist das immer!

Mich regt das auf. Ich kann das nicht. Ich will das nicht!

Ich bin dann heimwärts gelaufen mit dem Blondino. Und dann kommt mir so ein dicker alter Mann mit seinem Fahrrad auf der Mitte eines geteilten Fußweges entgegen. Natürlich auf der Fußgängerseite! Natürlich in der Mitte!

„Hallo?! Gehts noch? Runter hier! Das ROTE ist der Scheißradweg, du… (ignoranter verblödeter Arschkrampenfettsack) MENSCH!“.

DAS ROTE IST DER SCHEIßRADWEG!

DAS ROTE IST DER SCHEIßRADWEG!

Wenn sie demnächst in Pieschen einer Kinderwagen schiebenden älteren Frau begegnen, die Schultern nach vorn gekippt (das Kinn ebenso) mit vor Wut aus den Höhlen getretenen blutunterlaufenen Augen, seien sie vernüftig! Vermeiden sie Blickkontakt und gehen sie äußerst rechts. Oder besser noch: Straßenseite wechseln.

Vermutlich musste ich Ärmste gerade mit den Öffis fahren…

 

Von Krokodilen und Spinnweben

Als ich Mira´s Geschichte las, lief es mir heiß und kalt den Rücken hinunter.

Da wir via Facebook befreundet sind durch die Bloggerei, las ich dann noch mehr über sie. Über das „Krokodil“ in ihrem Bauch. Wie es ihr nach der Endometriose-Operation ging, sah ihr strahlendes Gesicht und die Freude darin, dass sie schmerzfrei war. Ist! Dass sie schmerzfrei ist. Ich freue mich sehr, dass ihr Leidensweg einen guten Abschluss gefunden hat und hoffe, in diesen Satz muss nicht irgendwann ein „vorerst“ eingefügt werden… Dass das Krokodil für immer verschwunden ist.

Auch Tage später dachte ich noch an sie und schrieb sie an, denn nie hätte ich einfach so mit einem eigenen Blogpost ihre Geschichte aufgegriffen. Das liegt vielleicht auch daran, dass mir die Sensibilität um das Thema schmerzlich bewusst ist. Sie schrieb, sie freue sich auf meine Zeilen.

(Wer keine Lust hat, bei Wikipedia nachzulesen: Endometriose bedeutet, dass sich Gebärmutterschleimhaut außerhalb der Gebärmutter ansiedelt und dort ebenso von Hormonen gesteuert agiert. Dabei stört sie die Funktionalität der befallenen Organe. Etwa jede zehnte Frau ist betroffen. Endometriose ist die häufigste Ursache ungewollter Kinderlosigkeit.)

Es gibt furchtbar viele chronische Krankheiten mit noch schlimmeren Verläufen, mieseren Prognosen. Manche sind nicht mal ansatzweise therapierbar. Und dennoch hat die Endometriose etwas Perfides an sich, etwas, dass zumindest in meinen Augen sehr elementar in das Frausein und oftmals in das ganze Menschsein eingreift. Mediziner haben errechnet, dass Endometriosepatientinnen auf durchschnittlich fünf Jahre Schmerzen in ihrem Leben kommen (sehr optimistisch gerechnet). Die psychische Belastung wird mit der von Krebspatienten gleichgesetzt. Immer wiederkehrende Schmerzen, Sterilität und alle Unannehmlichkeiten, die diese Zellwucherungen und auch die Therapie mit sich bringen, schlagen aufs Gemüt.

Auch mir.

Vor ziemlich genau zwanzig Jahren wurde ich das erste Mal operiert. Schmerzhafte Regelblutungen plagten mich und die Operateure sagten, schauen wir mal! Wir machen drei kleine Schnitte und morgen springen sie schon wieder wie ein junges Reh durch den Park. Ich weiß nicht, wass sie annahmen zu finden. Eine Zyste vielleicht? Die Laparaskopie steckte damals zwar nicht mehr in den Kinderschuhen, aber so ein Allerweltsding war sie auch noch nicht. Ich hatte Glück. Ich kam im Gegensatz zu Mira an Mediziner, die wirklich gründlich arbeiteten. Als ich aus der Narkose erwachte, war mein Unterbauch komplett zugeklebt und links und rechts hingen dicke Schläuche aus mir raus, die irgendwas in Beutel abtransportierten. Ich wurde völlig panisch, denn darauf hatte mich niemand vorbereitet!

Im Nachhinein erfuhr ich, dass ich eine Endometriose im fortgeschrittenen Stadium habe mit, neben akuten Läsionen an den Geschlechtsorganen, massivem Befall des Darms und der Blase. Beide Organe waren großflächig an der Bauchdecke angewachsen. Ebenso wie bei Mira musste auch bei mir ein Stück des Darmes entfernt werden, weil die Endometrioseherde leider die negative Eigenschaft haben, die befallenen Organe in Funktionsfähigkeit und Struktur zu schädigen. Der Operateur zeigte mir Fotos, die ich lieber nicht gesehen hätte und weil ich nicht verstand, was wo war, und was genau Muskelfasern und Bänder und was denn nun das „Böse“ in mir, etablierte sich von da an für mich der Begriff: „Ich habe Spinnweben im Bauch“.

Es heilte gut und ich fühlte mich sehr gut betreut. Nach zwei Wochen wurde ich entlassen mit dem Rat, meinen Kinderwunsch nur nicht allzu lange hinauszuschieben. Bei manchen Patientinnen käme die Endometriose wieder. Da war ich sechsundzwanzig Jahre alt und der Bärtige noch nicht in Sicht.

Anderthalb Jahre später war er dann da und ich machte ziemlich schnell Nägel mit Köpfen. Und der Bärtige machte mit. Ich ging wieder in dieses Krankenhaus, diesmal um die Durchlässigkeit der Eileiter prüfen zu lassen. Wieder Bauspiegelung. Fazit: Eileiter gespült, aber he! Wieder großflächiger Endometriosebefall im kleinen Becken. So schnell? Ja. Und dabei war ich damals sogar beschwerdefrei. Der Rat der Ärzte nach der zweiten Operation: Behandlung in einer Kinderwunschklinik. Die „spontane“ Einnistung eines Ei´s hielten sie für unwahrscheinlich. Wir folgten dem Rat und als wir den Termin für die Insemination hatten, wurde ich schwanger. Spontan. Einfach so wie andere auch!

Die Dauer einer Schwangerschaft ist für Endometriosepatientinnen eine sehr entspannte Zeit, da das bedeuetet, über Monate schmerz- und beschwerdefrei zu leben. Durch die Hormonumstellung trocknen die Herde aus, bilden sich zurück. Leider kann ich mich nicht mehr erinnern, ob ich das damals besonders genossen habe…

Die Endometriose kam immer wieder. Nach jeder OP war ich eine Weile beschwerdefrei, um dann die Vehemenz der Hormone wieder mit all ihrer Hässlichkeit zu spüren. Ich habe mich an Entspannungsmethoden versucht, habe Kontakt mit meinem Körper aufgenommen. Es wurde nicht besser. Nur anders.

Ich lernte, dass Ibuprofen oder besser noch Diclofenac meine besten Freunde sind. Zusätzlich zu den atemraubenden Schmerzen während der Periode kam noch eine Laktoseintoleranz, die mich viele Jahre begleitete und auch Einschränkungen von mir forderte. Den Zusammenhang zwischen beidem hat mir erst viele Jahre später ein Arzt erklärt.

Die Jahre gingen ins Land und ich lebte mit den Gezeiten meines Körpers. Mal besser, mal schlechter. Ich war abgelenkt durch berufliche und private Herausforderungen. Dann wurde der Wunsch nach einem weiteren Kind immer drängender. Es klappte nicht noch einmal „einfach so“.

In der Kinderwunschklinik musste ich im Rahmen der regulären Bauchspiegelung wieder unters Messer. Die Erlebnisse und ein Einblick in meine damalige Gefühlswelt kann man hier nachlesen. Als ich aus der kleinen Routineuntersuchung viel später als erwartet erwachte, saß der Operateur mit sorgenvollem Blick am Fuße meiner Krankenhausliege. Draußen dunkelte es bereits und alle anderen Patientinnen, die diese so wuselige Tagesklinik morgens noch bevölkerten, waren längst wieder voller Hoffnung zu Hause. Ich lag noch da. Er sagte, dass er erst einmal im Laufe seiner Tätigkeit einen derartig schweren Verlauf bei einer Frau gesehen habe, und diese Frau sei aufgrund des Befundes bereits berentet gewesen. Berentet!

Die Scheiße war also wieder zurück. Und überall. Er sagte, er habe in vielen Stunden die Läsionen verödet – ich habe mir nicht gemerkt, wo überall – und dass er getan habe, was eben im Rahmen dieser Operation möglich gewesen war. Weiter insistierte er, mich dringend von meiner Kinderwunschbehandlung zu verabschieden und mich statt dessen zwingend einer chirurgischen und hormonellen Behandlung zu unterziehen. Aufgrund der massiven Vernarbungen und Schädigung der beteiligten Organe sollte das oberste Priorität haben.

Es gibt mittlerweile viele Varianten, mittels Hormonbehandlung der Endometriose entgenzuwirken. Salopp gesagt wird die Patientin für eine Weile künstlich in die Wechseljahre versetzt, damit die Herde austrocknen. Danach veröden, was noch da ist und im Nachhinein ist bei vielen Frauen eine Fruchtbarkeit wieder hergestellt und ja, es gibt Frauen, bei denen die Endometriose für immer oder sehr lange in einen Dornröschenschlaf fällt. Genauso wie es Frauen gibt, die keinerlei Beschwerden haben mit einer derartigen Diagnose. Ich zähle zu keiner der beiden Gru

Foto: Pixabay

Foto: Pixabay

ppen. Mir wurde aufgrund der Schwere des Befundes und meines Alters geraten, über eine dauerhafte chirurgische Lösung nachzudenken.

Habe ich nicht. Nicht drei Minuten. Ich wollte nicht die Wechseljahre versetzt werden und schon gar nicht wollte ich kastriert werden! Mein ganzes Frausein, das Verständnis meines Seins hat mit meinem Uterus zu tun. Mit Fruchtbarkeit. Ebbe und Flut, Gezeiten. Und ja, irgendwann wird es Zeit, sich davon zu verabschieden, für jede Frau. Und loszulassen. Und ich denke auch nicht, dass eine Frau danach weniger „Frau“ ist, nur ich war nicht an dem Punkt, loszulassen. Das „Kinderzimmer“ zu räumen.

Und die Zeit gab mir recht. Und auch heute, vier Jahre später kann ich das Glück kaum fassen, das mich jeden Morgen anlacht aus seinem Bettchen.

Aber die blöde Scheiße kam wieder. Natürlich kam sie wieder. Etwa um den ersten Geburtstag des Wunderbaren.

Es sind nicht mehr nur fünf Tage im Monat, an denen ich mich quäle. Es geht bereits am Tag des Eisprungs los mit fürchterlichen Schmerzen in der Steißbeingegend, die bis in die Beine ziehen (Aha, sie sitzt also diesmal auch am Steißbein). Eine Woche vor „der Woche“ Blasenschmerzen beim Wasserlassen (Aha, die Blase auch wieder). Dann drei Tage, bei denen ich mich bei wirklich jedem Toilettengang winde vor Schmerzen. Die Laktoseintoleranz ist nach der schwangerschaftsbedingten Ruhephase nicht wieder aufgetreten, aber der Darm macht mir erneut große Probleme und ich bin eingeschränkt mit den Lebensmitteln, die ich vertrage. Dazu kommen Regelschmerzen, die mich an manchen Tagen denken lassen: Jetzt das Fenster öffnen und Anlauf nehmen! Immerzu eine andauernde bleiernde Abgeschlagenheit, die möglicherweise daher rührt, dass selbst unter Schmerzmitteleinfluss der Körper arbeitet, um die Entzündungsherde zu bekämpfen. Dazu kommt, dass ich mich permanent zusammenreißen muss. Stell dir doch mal vor, du lebst oder arbeitest mit jemandem zusammen, der ständig „ein Zipperlein“ hat. Willst du das immerzu hören?! Über Jahre?

Soweit der Ist-Zustand. Wir haben hier jemanden mit Schmerzen, aber ihr kann geholfen werden. Ja, die Therapie ist möglicherweise drastisch, aber he! Es locken Lebensqualität und ein schmerzfreies Leben! Wo also ist mein Problem?

Es liegt in der Natur der Erkrankung. Es geht um elementare Funktionalitäten des weiblichen Körpers und greift auch in die Intimität ein. So schmerzhaft jeder Eisprung ist, so freudig begrüße ich dennoch den Umstand, dass die Säfte noch fließen. Ebbe und Flut einer stürmischen, rauen See. Auch wenn es nahezu unwahrscheinlich ist, dass jemals wieder ein Ei die Einnistungsphase übersteht, begegne ich meinem Körper dennoch liebevoll und tröstend in dieser Zeit. Und ich habe Angst vor dem Gefühl der „Leere“ in mir, sollte ich die Gezeiten irgendwann nicht mehr spüren. So aprupt.

Ich bin einen langen Weg mit dieser Krankheit gegangen. Und ich habe zweimal das Wunder einer natürlichen Empfängnis erlebt und zwei völlig unkomplizierte Schwangerschaften durchlebt. Jetzt, zwanzig Jahre nach meiner ersten Operation habe ich vielleicht bald meine letzte.

Ich denke an Mira´s glückliches Gesicht und daran, dass jede zehnte Frau betroffen ist von dieser Krankheit. Manchmal kommt sie nicht wieder. Manchmal kommt sie lange nicht wieder. Manchmal bekommen auch Frauen mit einer eindeutigen Sterilitätsdiagnose gesunde Kinder. Einfach so! Ich wünsche es allen.

Und manchmal muss man einfach eine vernünftige Entscheidung treffen. Und ein Beratungstermin bedeutet ja noch nicht, dass ich das Kinderzimmer sofort ausräumen lassen muss…

 

*Für Mira, die Krokodilbändigerin*

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

 

Wochenende in Bildern (mit und ohne, also eher mit ohne)

Bevors losgeht möchte ich noch betonen, dass ich das Konzept von „Wochenende in Bildern“ (#wib) schon verstanden habe, auch wenn es gleich nicht mehr ganz den Anschein hat.

Ich mag das sehr, Fotos als Tagebuchblogpost. Auch die Aktion „12 von 12“ mit den zwölf Fotos des zwölften eines Monats liebe ich. Also bei den anderen! Das sieht immer so schön aus. Und so entspannt. Ich habe auch hier schon mal darüber getextet.

Leider leider renne ich meistens Samstags ohne Handy in der Gegend rum oder merke erst am Abend, dass es bereits Samstag Abend ist und ergo das halbe Wochenende vorbei oder dass gestern der zwölfte des Monats war. Nämlich immer dann, wenn die fleißigen Bloggerkollegen ihre Fotocollagen auf allen Kanälen posten. Mensch, Nieselpriemerin!

Außerdem sind unsere Wochenenden so spektakulär unspektakulär, dass ich meist gar nicht weiß, was ich fotografieren sollte, wenn ich denn daran denken würde UND ein Gerät zum Ablichten der Umgebung dabei hätte. Glaubt ihr nicht?

Samstag. (Ohne Foto) Der Blondino weckt mich halb sieben. Ich trinke Kaffee und herzle mich durch Instagram, während das Kind schlaftrunken am Tablet „Helden der Stadt guckt“. Ich muss viele Likes verteilen, also überzieht das Kleinkind die angeratene Medienzeit um vierhundert Prozent. Frühstück verweigert er. Ich packe für das Kind Filinchen mit Honig in meine Manteltasche und beschmiere mich und den Mantel dabei großflächig, obwohl das Filinchen eingepackt war. Vor Wut esse ich das blöde Filinchen! Dann Kind in Schneeanzug fummeln, feststellen, dass der Reißverschluss von dem drei Wochen alten Teil defekt ist über Nacht. Umdisponieren und das Kind alternativ in Zwiebellook einhüllen bis zur Bewegungsunfähigkeit. Das steife Kind die zwei Treppen runter schleppen und in Kinderwagen reinfummeln. Die Kinderkarre im Kaufmannsladen vollladen und nach Hause schieben. Das Kind frühstückt derweil frische Semmeln im Kinderwagen. Den Mann wecken und zwingen, die Einkäufe hochzutragen. Dann feststellen, dass die Bude dreckig wie die Sau ist und mit dem Mann streiten, ob es a) ausreichend ist, einmal im Monat zu saugen und b) wer den Dreck hier macht, obwohl doch alle Familienmitglieder ganztags aushäusig sind und c) dass es alles nichts nützt und wir jetzt Schnick-Schnack-Schnuck machen, wer die Bude clean-t und wer so lange draußen das Kind im Hof bekaspert. Er verliert. Oder ich, wie mans nimmt. Saugen, Wischen, Abstauben, dazwischen zwei Maschinen Wäsche hin- und herräumen, irgendwas kochen, dann kommt der Mann miesgelaunt wieder und ich erkläre, irgendjemand müsse aber noch zu blau-weiß, weil das eingekaufte Essen von heute Morgen nicht reichen würde und ja, Scheißwochenende! Ich fahre, er hat weiter Kinderdienst. Knapp entkomme ich durch mein beherztes Reaktionsvermögen einem Verkehrsunfall (Ich hatte im übrigen in diesem Jahr noch keinen einzigen Unfall, möchte ich an der Stelle mal betonen!) und dann ist auch schon Abend oder so. Ich teile dem Mann mit, dass ich jetzt schon wieder losmüsse, weil das Kind keinen funktionierenden Schneeanzug besäße und falls es jemals eine Situation gegeben hätte, in der ein Dresdner Kind einen Schnee(!)anzug brauchen tun würden täte, dann ja wohl jetzt! Draußen vorm Fenster fallen jede Menge Argumente dafür vom Himmel. Ich düse also abends noch in einen Shoppingtempel um Nachschub zu organisieren und fühle mich dort irgendwie in die Zone zurückversetzt. Schneeanzüge? Ausverkauft! Im dritten Geschäft finde ich dann einen petrolblauen Anzug mit Paisleymuster und rotem Fleeceinnenfutter. Einen. Wie in der DDR. Mir ist schon klar, warum dieses Modell noch nicht ausverkauft war (es stach mir förmlich ins Auge), aber Samstag Abend im Schneetreiben ist die Not groß. Zu Hause dann Planung der Abendgestaltung. „Seit dieses Netflix in unserem Haus ist, versumpfen wir jeden Abend auf der Couch!“(er). „Stimmt, furchtbar ist das!“. „Also wir müssen auch mal wieder was anderes machen, früher haben wir doch auch nicht ständig vor der Glotze gehangen.“. „Genau! Und immer dieses Rumgefresse dabei! Ich sehe noch von Weihnachten aus wie ein Autoscooter um die Taille. Das muss wirklich aufhören!“. „Ja! Und was machen wir dann nun heute Abend?“. „Hm. ´Better call Saul`?“. „Gute Idee! Käsedip oder Salsa zu den Chips?“. „Du, ich denke, ich esse den Kindern ihre Weihnachtssüßigkeiten weg.“. „Alles klar, in fünf Minuten auf der Couch?!“. „Nu, genau.“

(Sich an dieser Stelle erinnern, dass Samstag ist und anfangen, verschwommene Fotos zu knipsen.)

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Sonntag wecken halb sechs. Es sind wieder die üblichen Frühaufsteher am Start. Kaffee, Tablet, Instagram. Frühstück (ohne Foto). Sich zwei Stunden später daran erinnern, dass Wochenende ist und anfangen zu fotografieren.

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Die Jungs sind im Hof, ich mache meine Witze. Irgendjemand schmeißt Schneebälle in die zweite Etage nach mir. Und trifft.

Alle drei Kinder spielen schön im Schnee, während ich mich ausruhe und einen faulen Lenz habe… also Wäsche, Wäsche, Wäsche, backen, kochen… und mich frage, ob eigentlich alle arbeitenden Elternleute so ein unentspanntes Wochenende haben. Wo bleibt denn da der Spaß?IMG_0492Hier in diesem Milchzopf ist er jedenfalls nicht! Klassischer Fall von „Wenn man es nicht wüsste“. Sieht lecker aus, oder? Nun ja, ich hab den Zucker vergessen. Schmeckt wie weiche Pappe.IMG_0494Nur, damit ihr´s wisst: Ich würde unter Eid stets abstreiten, dass ich eine derartige Jogginghose überhaupt besitze. Und die Strümpfe! Unnötig zu erwähnen, dass ich nicht an die Tür gehe, wenn es klingelt. Nie. Nicht in meinen Sonntagssachen.

IMG_0491Wenns läuft, dann läufts! „Irgendwas mit Reis“ war der Essenswunsch. Irgendwas wurde eine Hähnchenpfanne mit Frischkäse-Curry-Sauce. Ziemlich versalzen. Dazu halbrohe Erbsen und verkochte Bohnen und Reis, der beide Attribute vereint: Versalzen und verkocht! Sag ich doch, wenns läuft…IMG_0486Dem Kind den Nachtisch weggegessen. Weil ich fies bin!IMG_0502Der Mann muss den Nachmittag über arbeiten und versteckt sich vor seiner Familie im Arbeitszimmer. Der Pubi muss auch irgendwas arbeiten und versteckt sich vor seinem Bruder und mir im Raum neben dem Arbeitszimmer. Die übriggebliebenene Familienmitglieder gehen raus, bis die Laternen angehen. IMG_0504

IMG_0511Suchbild. Hier sehen sie die berühmte Dresdner Altstadtsilhoutte. Sekundogenitur, Georgentor, Hausmannsturm, Frauenkirche,Schloß, Stallhof, Kreuzkirche. Jeder nur ein Foto! So, das wars. Bitte weitergehen und in der Gruppe bleiben!IMG_0516

Mir abends einen Kaffee von meinem liebsten Badewannenbarista zubereiten lassen…IMG_0520…und dann, und dann, und dann?! Und dann setze ich mich ins Arbeitszimmer und schreibe mal wieder einen Artikel fürs Blöggel. Gibts dann morgen. Ja-ha, das Netflix bleibt heute kalt. Wenn nichts dazwischenkommt. Und ich habe mir extra dafür die Jogginghose ausgezogen!

 

Mehr Wochenenden anderer Leute gibts bei Susanne von Geborgen wachsen, die diese Aktion ins Leben gerufen hat.

 

 

 

Tür 31 – Einen hammer noch!

Zehn, neun, acht… Halt! Stopp! Bevor ihr euch die Lurex- und Polyestergewänder anlegt, die Haare onduliert und Margaritas mixt, als gäbe es kein Morgen: Doch, gibt es. Wird es geben. Nämlich morgen! Deshalb kommt heute die Altjahresansprache von Nina alias die Juramama mit den ultimativen Katerbekämpfungsstrategien, selbst getestet in jahrelangem aufopferungsvollem Dienste an der Mitmenschheit (Los, alle Mann hinstellen, eine La Ola- Welle für Nina!). Und damit ihr nicht unsinnigerweise auf die Idee kommt, die Appetitlosigkeit, die euch morgen bestimmt plagen wird, zum Anlass zu nehmen, das neue Jahr mit einer Diät zu starten, gibts vorher noch einen Abgesang auf blödsinnige Diäten.

Prost, ihr Niselpriemschen und ich hoffe, euch nächstes Jahr hier wieder zu sehen. Nina, hier, dein Mikro. (Und Kuss. Und danke. Tolle Rede!)

Alle sind Dank des Nieselpriemschen Kalenders satt, dick und rund, wegen Weihnachten sind wir komplett pleite und wollen jetzt einfach nur noch möglichst heil ins neue Jahr kommen. Kein Mensch hat nach dieser Weihnachtsvöllerei noch Bock auf Kochen und alle machen Diät.

Um diese Vorhaben zu unterstützen, war mein ursprünglicher Beitragsplan eine Liste der schwachsinnigsten Diäten, die ich jemals an mir selbst oder an anderen fremdtestete. Ich hätte mit der Vorstellung der Kohlsuppendiät begonnen. Die war so Ende der 90er populär und ich am Ende meiner Teenagerjahre. Wie so viele geistig umnachtete Menschen im ersten Fünftel ihres Lebens hielt ich meine prallen, faltenfreien Gesichtszüge für doofen Babyspeck und meine ungedellten und muskulösen Oberschenkel für zu kräftig. Vergesst die Kohlsuppendiät, man muss davon nur pupsen.

Während der Studienzeit waren tapetenkleisterartige Proteinshakes angesagt. Für einen flachen Bauch. Der Bauch wurde aber nicht ein kleines bisschen flacher, was aber unter Umständen an den 2-20 Bieren lag, mit deren Hilfe ich meine akuten Examensängste herunterspülte.

Und das, meine Lieben, bringt mich in einem meisterlichen erzählerischen Zirkel zu meinem eigentlichen Beitrag, der Euch morgen das Leben retten wird:

DAS REZEPT GEGEN EINEN KATER VON EINEM ANDEREN STERN

 Ihr wisst noch nicht, dass ihr in mir einen echten Profi für Katerbekämpfung an der Angel habt. Jemanden, der alles ausprobiert hat. Jemanden, dem kein ergoogletes Rezept zu blöde war, um es nicht zumindest zu versuchen. Jemandem, dem kein Weg zu weit war, um den eigenen Ehemann nicht dorthin loszuschicken, um Zutaten für etwas zu besorgen, was meinen post-alkoholischen Schmerzen ein Ende bereiten könnte. Jemanden, der bereits alle medizinisch vorgebildeten Menschen in seinem Umfeld jammernd und weinend in einer Brechpause angerufen hat, um sie nach ihren geheimsten Heilmitteln zu fragen, nur um mein erbärmliches Säuferleben zu retten. Ich schrieb sogar mal einen Wutbrief an eine Fashion-Bloggerin, die ernsthaft „Evian-Gesichtswasserspray“ als Hangover-Kur anpries. Ich habe keine Energie für solche irreführenden Suchergebnisse, wenn es mir schlecht geht.

Jetzt denken alle, ich sauf‘ zuviel.

Das ist aber nur partiell richtig.

Ich bin Silvester-Musiktrinkerin. Ich starte grundsätzlich übellaunig in einen Silvesterabend, weil mir am 31.12. eines jeden verflogenen Jahres gegen 16 Uhr meine eigene Endlichkeit bewusst wird und ich es sinnlos finde, dieses schleichende Dahinsiechen auch noch zu feiern.

Dann macht jemand MC Hammer‘s „You can‘t touch this“ an und ich verliere die Contenance. Ich stehe auf einem Tisch, singe sehr laut und sehr falsch, mache den Roboter-Tanz, versuche zu Moonwalken und trinke von diesem Zeitpunkt unkritisch alles aus, was mir ein Mitmensch in die Hand drückt oder was ich irgendwo finde. Ich bin dann eine unheilvolle Mischung aus all diesen Betrunkenen-Typen, die in diesem grandiosen Video hier vorgestellt werden.

Wo ist das Problem?

Dummerweise habe ich nach einer Motto-Party im April einen ungünstigen Geburtstermin heraufbeschworen: Unser Kind ward am 01. Januar geboren.

Nun wisst ihr alle, warum Katerbekämpfung für mich lebensnotwendig ist um eine gute Geburtstagskind-Mutter zu sein, denn jede Silvesterparty spielt zumindest einmal MC Hammer.

Hier also das Rezept für einen halbwegs Kater-freien Neujahrstag:

Wie immer ist das A und O eine gründliche Vorbereitung.

Regel Nr. 1:          Möglichst keinen Alkohol trinken

 Regel Nr. 2:          (gilt nur, falls Regel Nr. 1 erwartungsgemäß gebrochen wird) Viel, nein sehr viel, Wasser trinken

Währenddessen! Nicht erst am nächsten Tag. Ich stelle überall Wasserkaraffen mit aufgelösten Magnesium-Kalzium-Tabletten auf und beauftrage meine Betreuer (Ehemann, Familie und Freunde), mir stets Wassergläser zu füllen. Schon am Nachmittag platziere ich taktisch klug eine Flasche Wasser am Bett. Einmal ins Bett gefallen, steht man ja sonst nicht mehr auf…

Alkohol verursacht nämlich ein Hirnödem. Ja. Ihr habt richtig gelesen. Ein HIRNÖDEM! Wirklich wahr! Ein schlauer Arztmensch hat unlängst der Süddeutschen Zeitung ein Interview gegeben und erklärt, dass Alkohol ein „antidiuretisches Hormon“ im Körper blockiert, welches normalerweise Wasser im Körper speichert. Wenn wir uns betrinken, scheiden wir einen Liter Wasser mehr aus, als wir getrunken haben. Dann verdickt das Blut und –Bumm- haben wir eine Organschwellung. Im Kopf. Grässlich. Seitdem trinke ich bei jedem Toilettenbesuch literweise aus dem Wasserhahn. Schlecht für das Make-Up, aber man trinkt sich ja eh gegenseitig schön.

 Regel Nr. 3: Das gute Zeug trinken

WHOO-HOOOO! CHAMPAGNER!!!

Je mehr Fuselalkohole sich in einem Getränk befinden, umso heftiger der Kater. Es gibt keine Hinweise darauf, dass sprudelnde Getränke schlechter verträglich sind, aber je billiger der Alkohol hergestellt wurde, umso mehr „Methanol“ ist drin, und das macht beim Abbauen durch den Körper Aua. Also sauft das gute Zeug, wenn es schon sein muss. Die Russen wissen das.

 Regel Nr. 4: Fettig essen

Der jahrelange Selbsttest hat folgende Erkenntnis zu Tage gefördert: Mit nüchternem Magen auf den Weihnachtsmarkt ist der Untergang. Silvester hat den Vorteil, dass man meistens auch was Feines isst. Kohlehydrate sollen keinen Effekt haben, aber ölige Speisen durchaus. Auch hier sind eure Betreuer gefragt: Sie sollen euch überraschend Olivenöl im Schnapsglas anreichen, falls mal wieder auf die Freundschaft geprostet wird. Ist erstmal gemein, aber es hilft.

Mein polnischer Freund Kamil trinkt ein Glas Gewürzgurkenwasser auf Ex, bevor er ins Bett geht. Ich tat es ihm einmal gleich und fortan nie wieder.

Aber der „Gerrit-Bag“ ist eine hilfreiche Erfindung. Er ist eine Anlehnung an den „Doggy-Bag“ aus Restaurants, wenn man sich die Reste des Dinners einpacken lässt. Unser Freund Gerrit macht dies auch an Buffets und versteckt diese Pakete dann an strategisch sinnvollen Orten, wie hinter Steinen am Ausgang oder in Blumentöpfen. So kann er noch ein Stück leckeres Kassler essen, wenn schon alles aufgefuttert ist. Werde ich dieses Jahr austesten.

 Regel Nr. 5: Kinderapotheke plündern

Endlich macht sich der Brechdurchfall der Kinder mal bezahlt. Ihr kennt sie alle: Damit die Kinder nicht „austrocknen“, kauft man diese mit einem Apfel bedruckten Tütchen mit Getränkepulver, zum Herstellen einer nach salzigem Zeitungspapier schmeckenden Lösung, die den Elektrolythaushalt der Kleinen auffüllen sollen. Die Kinder trinken das natürlich nicht. Endlich mal ein Vorteil der Verweigerungshaltung, es sind also noch genügend von den Dingern bei Euch zu Hause. Die wirken Wunder. Ehrlich. Vor dem Schlafengehen und am nächsten Tag in kleinen Schlückchen immer wieder trinken. Legt das Tütchen am Nachmittag bereits neben die Zahnbürste, shake-shake-shake im Zahnputzbecher und dann den Kopp in‘n Nacken.

Regel Nr. 6: Die umgekehrte GLYX-Diät

Noch so ein erzählersicher Zirkel, der sich nun schließt. Diäten. Hier eine Liste von Lebensmitteln mit hohem glykämischen Index. Die soll man nicht verzehren, wenn man abnehmen möchte. Wir möchten am Neujahrstag jedoch hauptsächlich am Kater abnehmen. Die guten Vorsätze können bis zum 2. Januar warten. Wenn selbst der Gedanke an einen Burger nur ein hilfloses Stöhnen auslöst, dann sind die Lebensmittel mit den roten Punkten Eure Freunde: Gekochte Kartoffeln. Toast. Weißer Reis. Bananen. Wer es verträgt, isst ein Omelett. Oder Weißwurst. Proteine sind jetzt Trumpf.

Regel Nr. 7: Frische Luft

Wenn man sich wieder bewegen kann, ohne dass die körperlichen Schwankungen Übelkeit auslösen, sollte man einen Spaziergang machen. 21 % aller Frauen zwischen 18 und 29 müssen sich bei einem Kater übergeben, jedoch nur noch 3 % aller über-60-jährigen Frauen. Der Gedanke hilft. Belustigend und versöhnend sind stets die anderen, aschfahlen Gesichter, die einem auf diesem Trauermarsch begegnen. Ein Drittel aller Briten hält Sex für das beste Mittel gegen Kater, wobei das für Eltern sicherlich der nutzloseste Tipp ist.

Regel Nr. 8: Meditieren

9 Stunden und 45 Minuten soll der durchschnittliche Kater angeblich dauern.

Sollte ein Verlassen des Sofas undenkbar sein, hilft es, sich mantraartig einen Satz meines Schwieger-Großvaters aufzusagen und sich dabei stöhnend hin- und herzuwiegen:

„Kein Kater hat jemals die Dunkelheit gesehen. Kein Kater hat jemals die Dunkelheit gesehen. (…)“

Im Winter auf der Nordhalbkugel empfinde ich das als äußerst tröstlich. Auf der Kieler Woche im Juli bete ich einfach immer, dass keiner MC Hammer spielt.

 In diesem Sinne:

FROHES NEUES JAHR, ihr Partyraketen!

 

Weihnachten mit…

… einem Kind der Kirche

Wenn man neben einer Kirche wohnt, kann das Gebimmel nervend sein. Oder aber glücksverheißend. Unser Blondino, das Kind zweier Atheisten, flippt aus, wenn die Glocken läuten und seit er weiß, dass darauf im Anschluss Musike folgt innerhalb dieser schönen Halle, klatscht er nun regelmäßig in die Hände nach Ertönen des Glockenklangs: „So. Gema Gürsche!“. Gema also unregelmäßig. Er freut sich doch so! Und zwischen den Orgelstücken erfreut er die Gemeinde mit „No mal!“-Rufen und feuerte den Organisten lautstark an: „Weita! Weita!“. Auch ist er eher der freestyle tänzerische Typ, der gern mitsingt („Oh fröllische Gristeburt, oh Tanzebaum!“) und dabei auf der Bank abhottet, die Arme nach oben gereckt. Zu seinem himmlischen Vater?! Wir wissen es nicht. Ich meine, er ist zwei! Der redet mit uns nicht über seine Religion.

Am Heiligabend ist die Kirche proppevoll, da fällt ein feiernder Zweijähriger wirklich nicht auf. Heute, am zweiten Feiertag, ist das ein wenig anders: Musikalischer Gottesdienst, Bachkantaten. Chor, Orchester. Zum Knien schön! Alle Leute ganz feierlich, wir auch. Nur etwas abseits. Das Kirchenbaby lauscht andächtig, verzückt blinzelnd, hält ganz still. Wir staunen das Kind an, während die zauberhafte Musik uns umhüllt. Feierlicher, weihnachtlicher geht nicht. Dann stoppt der Chor. „Weita! Weita!“. Diesmal gucken schon einige. Der Pastor erscheint und spricht. Dann dreht er sich zum Kreuz, um mit seiner Gemeinde zu beten. „Umkrehn, Opa! Umkrehn!“, ruft es laut aus unserer Reihe. Und: „Singt! Singt!“. Gott sei Dank (ER hatte ein Einsehen) wurde dann auch wieder gesungen. Nach jedem Lied ertönte der Blondino bedauernd: „Alle alle! Applaus!“.

Die Kinder wurden dann vom Pfarrer eingeladen, zum Kindergottesdienst zu entschwinden, damit die Eltern in Ruhe Bach hören könnten. Logischerweise springt unser Windelärschel auf: „So. Gema!“, als würde er schon immer dazugehören und sortiert sich inmitten der Kinderschar an vorderster Stelle ein, um mit der laternenschwenkenden Kindergottesdienstbetreuerin mitzulaufen.

Es gab dicke Tränen, als wir ihn davon abhalten mussten (wir hatten keine Ahnung und bereits andere Pläne), ich nehme aber an, das Kind hat seine Peergroup gefunden. Amen.IMG_0239

 

… Senioren

In unserer Familie gibt es Senioren. Ich liebe sie alle, denn sie sind ein Quell unerschöpflicher Freude. Zum Beispiel, was Geschenke angeht (braune Stoffbeutel, Plastikpflanzen oder wie jetzt an Weihnachten Buttermilch, Joghurt und Mango in Dosen nebst einem Rezept für Mangolassi. Wohlgemerkt, in der Großküchenabmessung! Mein Kühlschrank ist voll mit Buttermilch und Joghurt natur… und eigentlich mag niemand von uns Mangolassi.).

Schön ist es auch, wenn man mit Senioren essen geht. Weihnachten hat man dazu Gelegenheit und folgende Begebenheit ist ein jährlich grüßendes Murmeltier, weil sie wirklich, wirklich und nicht übertrieben genau so seit Jahren abläuft. Und im selben Restaurant, möchte ich hinzufügen.

Wir haben bereits Getränke bestellt, da platzieren sich die Senioren noch mit ihren Beuteln, Taschen und so weiter. Kann ich hier eigentlich irgendwo meine Jacke hinhängen? Stühle rücken. So wirds gehen. Der Kellner erscheint zum zweiten Mal und richtet das Wort an die Senioren: „Und? Getränkewünsche?“. „Was haben sie denn?“. (Kellner rollt verzweifelt mit den Augen) „Was wollen sei denn trinken?!“. „Haben sie Bier?“. Kellner zählt die Biersorten auf und Opa bestellt das Bier, das er immer bestellt. Oma will eine „Mirinda“, das ist die Orangenlimonade in der DDR gewesen. Fanta geht aber auch. Wir stoßen auf Weinachten an und Opa fragt, ob wir „Bauer sucht Frau“ geguckt hätten? Früher kam ja noch „Ein Kessel Buntes“ oder „Zwischen Frühstück und Gänsebraten“ mit Helga Hahnemann, das war schön damals. Aber „Bauer sucht Frau“ ist auch schön… Der Kellner kommt zurück. Wir bestellen Hirsch, Ente, Kaninchen, Rotkraut, Rosenkohl, Klöße. Dann sind Opa und Oma dran. Und das Spektakel nimmt seinen jährlichen Lauf. „Eine Seniorenportion Schnitzel bitte!“. „Wir haben keine Seniorenportionen!“. „Dann nehm ich ein halbes Schnitzel!“. „Wir machen auch keine halben Schnitzel!“. Wir reden den Senioren gut zu, sich an die Portion für die Großen zu trauen und versichern, man könne den Rest doch einpacken für abends, morgen, nächste Woche! Gut. Unsere Weihnachtsessen und das jährliche Schnitzel werden serviert. „Halt, junger Mann, kommen sie mal zurück! Wieso habe ich Kartoffeln und keine Bom fritz? In der Karte steht Bom fritz.“. „Nein, in der Karte stehen zum Schnitzel Kartoffeln. Wir haben gar keine Pommes frites!“. „Also hören sie mal, ich komme schon seit Jahren hierher essen und immer esse ich Bom fritz zum Schnitzel!“. „Aber ich sage ihnen, wir haben wirklich keine Pommes frites auf der Karte!“. „Kommse her, ich zeig es ihnen… hier… Schnitzel mit Bom fritz.“. „Nein, da steht Kartoffeln!“. „Ach, wirklich?“.

Es schmeckt auch immer allen. Und unsere rüstigen Senioren schaffen auch erstaunlicherweise Riesenschnitzel!

Nur bezahlen lassen wir sie nicht mehr. „Was hamse gesagt? 149,30€? Dann machense 149,50€, ist schließlich Weihnachten!“.DSCN3286

 

 

 

Tür 24 – Das letzte Wort…

… zur schwindenden Adventszeit kommt von mir.

Jetzt hammerse rumgebracht, die vorfreudvollen, stressigen, hektischen, glühweinschwangeren, erwartungsfrohen Tage. Das Weihnachtsfeld ist bestellt. Ab heute wird geerntet. Vermutlich auch bei euch.

Der Baum ist geschmückt, die Gans vorbereitet oder der Tisch für das Ente-Essen bestellt. Kartoffelsalat im Kühlschrank, die Festtagssachen gebügelt. Unterm Baum liegen liebevoll verpackte Geschenke. Besuch wird empfangen oder ihr macht euch auf zu einer Weihnachtsreise, um anderer Leute Besuch zu sein. Werdet lachend mit offenen Armen empfangen und in ein warmes Haus geleitet, wo der Baum geschmückt ist, die Gans vorbereitet…

Heute wird allerorts in den christlichen Kirchen an die Entstehungsgeschichte erinnert und selbst für Menschen, die diese Kirchen nicht frequentieren, ist diese Geschichte mit Weihnachten verbunden. Ein jeder kennt sie. Und sicherlich wird besonders in diesem Jahr an die Parallelen zur Neuzeit erinnert. An Nächstenliebe, Güte und Barmherzigkeit appelliert. Den Geist der Weihnacht.

Als Kind in der DDR aufgewachsen bin ich nicht mit der christlichen Weihnachtsgeschichte konfrontiert gewesen. Dennoch hatte und habe ich eine Weihnachtsgeschichte.

Ich weiß nicht, in welchem Alter ich diese Geschichte das erste Mal las. Vielleicht war ich acht. Oder neun. Und seitdem ist dieses Märchen, sind Andersens Zeilen für mich unlösbar mit Weihnachten verbunden. Nimmt mich die Geschichte gefangen und ich kann kaum zu Ende lesen, so sehr berühren mich die Worte. Meine Weihnachtsgeschichte ist „Das Mädchen mit den Schwefelhölzchen“. Und nachdem wir heute in einer freundlichen kerzengeschmückten Kirche waren, die Geschenke ausgewürfelt haben und gesungen, und Plätzchen mümmelnd vorm warmen Kamin sitzen, lese ich sie meinen Jungs vor. Aus einem Buch von 1960, das laut Inschrift früher mal dem großen Bruder meiner Mutter gehört haben muss und das exakt das Buch ist, in dem ich vor vielen Jahren diese Geschichte zum ersten Mal las.IMG_0285

Man muss kein gläubiger Christ sein, um den Gedanken der Weihnacht in sich zu tragen. Die Botschaft ist klar. Und recht habt ihr alle, wenn ihr sagt, ihr bräuchtet doch keine Feiertage, die euch an Nächstenliebe erinnern. Das sollte an jedem Tag das Gebot der Menschlichkeit sein.

Nun bin ich kein Christ, aber ich bin noch immer das kleine Mädchen, das beim Lesen von Andersens Märchen vor Kummer und Mitgefühl zerfließt. Das helfen will und teilen. Und das werde ich bleiben. Dem im Jahr, als das Wort „Gutmenschentum“ Hochkonjunktur hatte, törichte Naivität vorgeworfen wurde. Es gibt Schlimmeres als „naiv“ genannt zu werden.

„von kindlich unbefangener, direkter und unkritischer Gemüts-, Denkart [zeugend]; treuherzige Arglosigkeit beweisend“. (Quelle: Duden)

Genießt eure Familien, das Essen, die geschenkte Zeit miteinander. Freut euch über die mit Gedanken an euch ausgewählten Geschenke der anderen. Seid glücklich. Seid Kinder!

 

Euch allen von Herzen wunderschöne Weihnachten 2015, Eure Rike

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Der Brandschutzbeauftrage des Blogs warnt: Bitte stellen sie diese Szene nicht nach! Und seien sie versichert, das Stuntkid war zu keiner Zeit einer wirklichen Gefährdung ausgesetzt. Der pustet nur von weitem!

 

 

Tür 23 – Sandkuchenlyrik

Liebe Leute, ich hab heute Verena hier zur Adventskalenderzier! (Ist gut, ich lass es. Fließtext. Hab verstanden.) Verena ist die schreibende Faust, das denkende Hirn und das spitzbübisch lächelnde Gesicht hinter dem Blog „Sandkuchengeschichten“, und diese Geschichten solltet ihr euch ausdrucken, binden und über die Feiertage lesen. Oder gleich Verenas Buch auf euer elektronisches Dingsbums laden. Wieviel Glühwein nötig war um nachfolgendes Gedicht runterzuschreiben, ist nicht überliefert, aber ich freue mich sehr über die Erstaufführung des hochoffiziellen Sandkuchen-Weihnachtsgedichts, das wir bestimmt im nächsten Jahr in irgendeinem gebunden Gedichtband wiederfinden werden (Marcel Reich-Ranicki nickt von seiner Wolke. Glaub ich.).

Noch’n Weihnachtsgedicht

Am ersten Zwölften geht es los.
Das erste Türchen, grandios.
Doch zehn Kalender, wie das stresst,
dass man zu spät das Haus verlässt
und durch Adventskalenderhast
beinah den Tagwerkstart verpasst.

Täglich fragen die Kinder dann:
„Wann kommt er denn, der Weihnachtsmann?“
Oder auch das Christkindlein
– da wollen wir mal nicht so sein.
Die christliche Idee dabei,
die ist uns doch längst Einerlei.

Beim Marathon der Weihnachtsfeier
jedes Jahr die gleiche Leier:
Firma, Sport und Chorkonzert
– knobeln, wer zu welcher fährt.
Die Weihnachtsstimmung macht sich rar
bei dem ganzen Jahresabschluss-Trallala
Beim Wichteln gibt’s den letzten Schrott,
doch danken wir dem lieben Gott.

Weihnachtsmänner in den Gassen
bringen Schoki in die Massen.
Manchmal kommt auch in das Haus
vom Arbeitsamt ein Nikolaus.
Ohne Bart und klapperdünn –
fragen wir mal nicht nach Sinn.
Immerhin, das ist das Gute,
keiner kriegt mehr mit der Rute.
Obwohl das vielleicht besser wär,
doch das gehört jetzt nicht hier her.

Zuckowski läuft in Dauerschleifen
harmonisch gut zu Mutters Keifen,
die Plätzchen im Akkord jetzt macht,
und alles für die heilge Nacht.
Nur dass bis dann nichts übrig bleibt
und Papa sich das Bäuchlein reibt.
Auf Lebkuchen hat keiner Lust,
die gibt’s ja schließlich seit August.
Wunschzettel mit siebzig Posten?
Egal, wir lassen‘s uns was kosten
Geld spielt keine Rolle mehr,
große Gaben müssen her.
Spenden für ‚Brot für die Welt‘?
Ne, dafür ham wir echt kein Geld!

Beim Weihnachtsmarkt gibt’s Glühweinfusel,
als Vorbereitung fürs Gewusel,
das das Krippenspiel beschert,
wo keiner mehr die Spieler hört.
Das ist uns aber auch egal,
wir kennens ja schon vom letzten Mal.

Das Singen vor dem Weihnachtsbaum
ist schön in Omas Weihnachtstraum.
In Echt kennt keiner einen Text
und auch die Töne klingen leicht verhext.

Wiedermal hat`s nicht geschneit
Wie damals in der guten Zeit
als Maria ihren Sohn gebar
und früher mehr Lametta war.
Geschenke gibt es viel zu viele,
Plastik, Socken, x-box-Spiele
das Herzerl und die Wirtschaft lacht,
und alles in der Heilgen Nacht.

Essen bis es nicht mehr geht
– ab Neujahr machen wir Diät!
Im Fernsehen „Die Hard“ eins bis zehn
doch Oma will zur Kirche gehen.
Papa sitzt erschöpft mit Bier
in Bergen von Geschenkpapier.

Und endlich beim Familienstreit,
da merkt man: Es ist Weihnachtszeit!

plaetzchen-parade

 

Tür 22 – Haselnuss-Bananen-Cookies

Jessi und ihre zauberhafte Tochter habe ich bei der #blomm2015 kennengelernt und sehe diese überaus herzliche und fröhliche Frau immer noch vor mir. Sie lebt in einer „etwas anderen Familie“, wie sie selber schreibt, mit Mann, Kind und Pflege-Teenager und hat den Kopf stets voller Ideen. Darüber schreibt sie auf ihrem Blog feierSun. Ich mag besonders ihre raffinierten und simplen Rezepte, die immer aussehen, als bräuchte man dafür nur drei Zutaten und sei innerhalb von zehn Minuten fertig und alles sieht „Wow!“ aus. Kein Wunder also, dass ich mir ein Rezept von ihr gewünscht habe. Und diese Cookies kann man bestimmt auch super im Januar essen. Oder November. Oder Januar bis November. Viel Vergnügen!

Als Rike mich fragte, ob ich ein Türchen ihres Kalenders sein möchte, da bin ich glatt ausgeflippt, denn Henrike – Riiiiiiiiiiiiike – Riiiiikeeeeee ist einfach wundertoll und ich fühle mich geehrt. Was es aber nicht einfacher macht, auszuwählen, was ich euch zeige. Schließlich seid Ihr einiges gewöhnt von der Autorin dieses Blogs (Anmerkung der Autorin: Nein, ich habe auch keine Ahnung, was sie meint.). Daher versuche ich es mal mit einem Rezept. Essen geht ja immer und lecker sowieso und einfach ist noch besser. Vielleicht findet das Rezept ja auch im testosterondominierenden Haushalt der Nieselpriem´s Anklang, denn einfach das ist es und einfach ist doch immer gut.

Haselnuss-Bananen-Cookies

Zutaten: 
– 125 g Margarine
– 80 g Zucker
– 250 g Mehl
– 100 g Haselnüsse
– 1 Pck. Vanillezucker
– 1 Teil Backpulver
– 350 g Bananen
– 1 Prise Salz

Zubereitung:
Die Haselnüsse klein hacken und mit den trockenen Zutaten, also dem Mehl, dem Backpulver und der Prise Salz mischen.

Margarine mit dem Zucker und dem Vanillezucker cremig rühren. Bananen pürieren und zur ersten Mischung geben. Kurz umrühren. Nun die trockenen Zutaten dazugeben und vorsichtig vermengen.

Spätestens hier kommt der Kinderpart – zumindest bei uns, denn wir sind so verrückt – also ich bin es, das vierjährige Teigmonsterchen mit einzubeziehen beim Backen. Ich hab aber auch keine Wahl, die klettert einfach auf die Arbeitsplatte und macht mit:

Also einfach mit zwei Esslöffeln kleine Teighügel auf dem Backblech anhäufen und leicht platt drücken. Eigentlich könnte man sie rund formen – aber erzählt das mal einem enthusiastischen Kind und im Grunde, die kommen auch nur in den Bauch – ob rund, eckig oder wie auch immer.

Gebacken haben wir sie bei 160 Grad ca. 15 Minuten und noch heiß musste ich meine beiden Männer davon abhalten einfach zu naschen, doch wer will es ihnen verübeln. Sie duften auch lecker.Bananen Haselnuss Cookies.So und wer das Küchen-Chaos nun bezwingt??? Ich wäre ja für den Mann, findet der aber nicht – also ich bin dann mal schrubben…

Und wer mehr Rezepte von der verrückten Mutter lesen will, die ihre Tochter bei so was tatsächlich in die Küche lässt und die nebenher auch noch bastelt, der kann gerne mal zu ihr rüber huschen. Oder einfach in die Küche gehen und auch ein Chaos veranstalten – ob mit oder ohne Kind.

Tür 21 – Der Christkind-Effekt

Anneliese schreibt auf „Einer schreit immer! Die ungeschminkte Wahrheit über Zwillinge“ über genau das. Ungeschminkt, lustig, ehrlich und absolut lesenswert nicht nur für Mehrlingseltern. Während ich mir nicht annähernd vorstellen kann, wie man das so händelt mit mehreren Wuselzwergen und schon zwei kleine Hände nicht von den Weihnachtsbaumkugeln wegbekomme und durchdrehe, weil meine heißgeliebte Deko abgeräumt, umgeschmissen, zerdeppert oder weggeschleppt wird, kriegt sie es offensichtlich hin. Das mit dem Feeling. Und hach, beim Lesen beschleicht es mich dann auch. Ich höre Glöckchen klingeln! Scheiß doch auf die Steuererklärung. Noch dreimal schlafen, dann ist Weihnachten 🙂 ! Für uns alle. Auch für diejenigen mit der Steuererklärung.

Derzeit gibt es bei uns viele Geheimnisse und strahlende Kinder-Augen. Die Zwillinge diktieren Briefe ans Christkind während sie Kekse mampfen bis die Krümel quer über den Tisch fliegen. Im Hintergrund laufen kitschige Weihnachtslieder im Radio. Es ist eine richtige Idylle. Abends, vor dem Schlafen gehen, lesen wir weihnachtliche Geschichten und schauen aus dem Fenster um die Engel bei unserem Haus vorbeifliegen zu sehen. „Ist das Blinken da hinten das Christkind?“, fragt Micky aufgeregt. Ich zwinkere und sage: „Wer weiß das schon?“. Ganz selig legt er sich dann in sein Bettchen, drückt seinen Teddybären fest an sich und träumt vermutlich von Engeln, Flügeln und vielen, vielen Geschenken.

Die liebevollen Flunkereien machen Spaß und man fühlt sich an seine eigene Kindheit erinnert. Man denkt an unbeschwerte Zeiten, liebevolle Umarmungen und die Nerven zerfetzende Warterei bis zur Bescherung. Der Duft von Lebkuchen kitzelt in der Nase und man wird bei all der Idylle fast ein bisschen wehmütig. Und vielleicht auch neidisch: Wenn ich Micky und Maus da so sehe, wie sie dem Christkind entgegenfiebern, unschuldig, naiv und entzückend, dann bedauere ich, dass ich diese Leichtigkeit längst verloren habe. Statt an Sprühkerzen denke ich an die Steuererklärung und überlege wann ich den Baum zwischen all meinen Terminen entsorgen werde, während ich am Handy die Öffnungszeiten der Müllabfuhr checke und ein Online-Fotobuch mit den Highlights des letzten Jahres zusammenstelle.

Die Feiertage sind generalstabsmäßig durchgeplant: Der Familienbesuch ist getaktet, auch einen genauen Küchenplan gibt es, damit nicht plötzlich am 25. Dezember der Pudding ausgeht. Das wäre natürlich ganz schlimm und der Weihnachtsfrieden würde schief hängen. Micky und Maus hingegen sind entspannt und genießen die Leichtigkeit des Seins… Quasi „La Dolce Weihnachts-Vita“. Ihre kleineren und größeren Sorgen handeln davon, wer gerade das Bobby-Car haben darf, ob das Christkind seine Post rechtzeitig bekommen hat und welches T-Shirt der Teddy angezogen bekommt. Aber auch das können natürlich ernst zu nehmende Probleme sein, die zum Streit führen können…

Mein Mann und ich sprechen daher immer öfter vom Christkind-Effekt: Was man einmal als Wahrheit erkannt hat, das kann man nicht mehr vergessen. Man kann es nicht mehr als ungeschehen machen.  Als Kind glaubt man noch an den Zauber von Weihnachten, an das Gute im Menschen und an das Christkind, das Baum und Geschenke bringt. Doch so bald einem jemand die ganze Wahrheit erzählt, man merkt, dass es eigentlich jemand anderer ist, der die Geschenke einpackt, dann können einem noch so viele Menschen davon überzeugen wollen, dass es das Christkind gibt. Man weiß es, dass es eine Illusion ist. Dass es eine süße Flunkerei ist. Man ist in der Realität, im echten Leben angekommen. Man hat eine Steuernummer und macht sich Gedanken über Sparguthaben und Rentenversicherungen. Und während man im täglichen Hamsterrad gefangen ist, versucht man ein bisschen Weihnachtsstimmung in den Alltag zu pressen. Und ein bisschen funktioniert es dann doch noch.

Wir lernen:
Das größte Geschenk in unserer Zeit,
ist Gesundheit, Glück, Zufriedenheit.

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Tür 20 – Wortspuren

Anja schreibt auf Wortspuren über ihre Liebe zur Kalligrafie und zaubert dort mit diversen Gerätschaften und Tinten wahre Kunstwerke, die mich ins Staunen versetzen. Des Kleinsten Zimmer schmückt bei uns eines davon mit dem Titel „Nieselglück“ und ich erfreue mich täglich daran, wenn ich es ansehe. Außerdem gibt es wunderschöne Gartenpoesie bei Anja, Gekochtes, Gebackenes, Gerührtes. Alles mit einer entspannten Leichtigkeit und viel Liebe zum Detail. Für uns, für euch hat sie heute im Adventskalender Neujahrskarten kalligrafiert, die es als Gratisdownload gibt. Danke, liebe Anja, und euch viel Vergnügen beim Ausmalen, Verzieren, Verschicken und Freude bereiten!

Buchstabe für Buchstabe. Wort für Wort. Kalligrafie geht irgendwie immer. Zu Ostern. Zum
Geburtstag. Zu Weihnachten und zu Neujahr. Nur nicht zu Kaffee mit Koffein, das gibt immer
zittrige Linien. Wenn so eine Kalligrafie fertig ist sieht man ihr den Entstehungsprozess oft nicht an. Und schon gar nicht die Stunden, Tage, Jahre an denen man Übungsblätter gefüllt hat, Federn eingeschrieben, Tinte verkleckst und bunte Finger hatte. Und alles nur, damit es so schön einfach dahingeschrieben aussehen kann. Heute gibt es sogar Schreibgeräte die das Hantieren mit Feder und Tinte überflüssig machen und so kann eine Kalligrafie schon mal spontan am Küchentisch entstehen. Oder eben nicht so spontan. Bis ein Text in genau die Form passt, die man sich vorstellt bedarf es schon zwei, drei Probeblätter. Und weil bei mir traditionell Anfang Januar Post verschickt wird, habe ich das Gedicht »Zu Neujahr« von Wilhelm Busch kalligrafiert. Der hat übrigens vielmehr als nur die Bildergeschichten um Max und Moritz ersonnen.

Zu Neujahr

(von Wilhelm Busch)

Will das Glück nach seinem Sinn
Dir was Gutes schenken,
Sage Dank und nimm es hin
Ohne viel Bedenken.

Jede Gabe sei begrüßt,
Doch vor allen Dingen:
Das worum du dich bemühst,
Möge Dir gelingen.

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Von der Idee zum fertigen Kartenmotiv waren es nur ein paar Blätter. Immer schön im Kreis
schreiben. Feststellen, das nichts passt. Neu auszirkeln. Im Kreis schreiben. Hunde wegschicken, damit der Tisch nicht wackelt. Noch einmal auszirkeln. Werkzeug wechseln. Wieder im Kreis schreiben. Irgendwann passt es. Schönes Neujahrsfeuerwerk als Zierde ergänzen. Fast fertig. Nun nur noch das Ganze fein säuberlich und ohne Schreibfehler in Reinschrift ausführen. Und weil meine Kalligrafien am Küchentisch entstehen, leistete hier ein Pinselstift mit fester Spitze seine Schreibdienste.

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Nach dem Digitalisieren kann die Vorlage auf festem Papier (250g ist ideal) ausgedruckt und weiter bearbeitet und verziert werden. Zum Beispiel mit Farbstiften alle geschlossenen Buchstabenformen ausmalen. Oder Sterne aufkleben. Oder mit Glitzer verzaubern. Oder… da gibt es sicher noch viele Ideen. Weil Kalligrafie in unserem Land eher ein Nischendasein führt, aber jeder schöne Schrift bewundert, gibt es die Vorlage für meine Neujahrskarte hier gratis als Download. So können nun hoffentlich ganz viele Empfänger mit schöner Schrift beglückt werden.

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Gratis Vorlage der Kalligrafiekarte »Zu Neujahr« – jeweils zum Ausdrucken auf A4

• Vorlage für eine Karte A5 [Link]
• Vorlage für zwei Karten A6 [Link]

Viel Freude mit den Vorlagen, tolle Ideen zum Verschönern und natürlich viele freudige Empfänger, die schöne Schrift lieben. Ich werde nun meine freien Tagen nutzen, um ein wenig mit meiner Lieblingshündin durch das südliche Brandenburg zu stromern und meine Schreibgeräte für’s neue Jahr zu polieren. Und vielleicht finde ich in ein paar Tagen ja auch schöne Neujahrspost in meinem Briefkasten.

Tür 19 – Mein Kind ist ein Grinch

Vermutlich mache ich mir mit diesem Adventskalender eine größere Freude als euch. Mein Bloglieblinge hier auf Nieselpriem zu lesen, ist wie Geburtstag haben! Und wenn auch so viele fehlen, so kann ich doch jeden Tag ein Türchen öffnen und dahinter sitzt ein witziger, eloquenter, kluger, weiser, nachdenklicher, netter, attraktiver bloggender Mensch. So wie Liz hier von Kiddo the Kid. Wenn das Internet jemals zugriffsbeschränkt würde und ab morgen dürfte ich nur noch fünf Blogs lesen, Kiddo wäre dabei! Und, damit ihr´s schon mal wisst: Wenn ich in dreißig Jahren in die Senioren-WG ziehe, halte ich einen Schaukelstuhl für Liz frei. Wir werden morgens nach dem Sekt für den Kreislauf erst mal einen Kirschlikör kippen und dann den Bauarbeitern vom Fenster aus zupfeifen. In Würde altern also.

Bis dahin ist noch viel Zeit und dem Kiddo muss erst noch Weihnachten beigebracht werden. Viel Vergnügen beim Lesen!

Hach, Advent! Die Welt ist Baumkuchen. Menschen haben größere Herzen als sonst. Es glitzert immer, überall. Mein Instagram-Feed ist voller kleiner Backkhelfer und Plätzchenverzierer und Chai-Tee-Mütter, die #blessed sind und überwältigt von dieser magischen Stimmung, die sich nur mit Kindern so vollständig über die Synapsen legt. Was habe ich mich im letzten Jahr gefreut auf diese Zeit! Wir würden gemeinsam dekorieren und backen, und all die herzigen Eltern-Kind-Sachen tun, und dabei Weihnachtssongs hören! Kiddo würde Strumpfhosen mit Tannenbaummotiven tragen und dabei irre niedlich aussehen. Zugegeben – dieser Wunsch wurde erfüllt, alle anderen aber nicht. Denn: Mein Kind ist ein Grinch.

Das fängt schon an bei der Musikauswahl. Da ist das Kiddo eigen. Es hüpft am liebsten zu Punkrock, Hip Hop aus den Neunzigern oder bayrischem Folk. Einschlägiger Weihnachtspop hingegen ruiniert ihm die Stimmung. Kapieren wir das nicht schnell genug, geht es zur Stereoanlage und schaltet sie einfach aus.

Traurig ist auch, dass das Kind die leidenschaftliche Zuneigung seiner Mutter zu Lebkuchen und Dingen mit Zimt nicht zu teilen vermag. Im Gegenteil, weihnachtliche Gewürze scheinen auf das Kiddo’sche Nervensystem eine aggressionsfördernde Wirkung zu haben: Das Kind ruht nicht eher, bis das ekelerregende Lebensmittel bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt im Mülleimer ruht. Was es jedoch nicht davon abhält, jedes Mal lautstark einen Lebkuchen zu fordern, sobald ich einen essen möchte. Obwohl…eigentlich ist das völlig logisch.

Neulich kaufte ich dem Kind in einem Anfall debiler Realitätsverzerrung ein rotes Hüpf-Rentier aus Gummi. Wie schlau von mir, dachte ich frohlockend: Kiddo hüpft ausgesprochen gern, es wird dem Plastikrudi bestimmt nicht widerstehen können. Während ich noch die Luftpumpe wegräumte, vernahm ich aus dem Wohnzimmer laute Rumpel- und Grunztöne. Und fand kurz darauf einen zu Boden gerungenen Rudi vor, das knurrende Kleinkind fest verbissen in sein Gummigeweih, die kleinen Fäuste gnadenlos gegen die Rentiernase schwingend.

Seitdem überlege ich, ob ich des Kiddos Weihnachtsgeschenke wirklich in festliches Papier verpacken soll. Wer weiß, was der Anblick von Schneemännern und Weihnachtsschlitten in ihm auslöst. Vielleicht nehme ich lieber etwas Neutrales. Sagen wir, Packpapier. Oder eine alte Ausgabe der taz.

Der Nikolaus war bei uns in diesem Jahr übrigens nicht zu Gast. War wahrscheinlich besser für ihn.

Tür 18 – Das kommt mir spanisch vor!

Simone schreibt nicht nur Kiko Kinderkonzepte, sondern auch noch den gleichnamigen Blog. Wenn ich Simones Texte lese, werde ich zum Louis de Funès. Eh schon mit hektischer Grundveranlagung gesegnet, triggert mich ihre Sonderzeichen- Satzzeichen- Großschreibungswillkür nebst verbuchstabelter Emoticons *seufz*augenroll* derart an, dass ich SOFORT alles LESEN MUSS!!!!!!! …….ARRRGGHHH. UUUUAAAAHHHH!!!! *angestrengt guck*. Ich habe im Scherz mal geschrieben, ich hätte Angst, sie kommt sonst und nimmt mich in den Schwitzkasten. Simone hat am lautesten darüber gelacht! Denn man kann nicht nur mit Simone lachen, auch mit Simone über Simone. Ein ganz wunderbarer Charakterzug. Und davon hat sie noch jede Menge mehr: Wenn man sich mit Simone im blau-gelben Frühstücksrestaurant verabredet, zückt die ganz sicher eine vollgeschriebene Klopapierrolle mit Einkaufswünschen. Also von anderen Leuten. Den Nachbarn, den Miteltern aus der Grundschule des Kindes, den Nachbarn der Miteltern aus… Weil, sie ist ja schon mal da. Und dann kommt der Satz: „Ich muss noch die Schrankwand „Appendix“ für die Dings einkaufen heute! Die hat es doch mit dem Rücken, die kann nicht schwer heben.“. Selbstverständlich ist Simone auch Elternsprecher in (ich würde mich nicht wundern) so ziemlich allen Einrichtungen, wo so etwas gewählt wird. Und das ist auch gut so! Die Frau hat eine Power, das würde ich nicht glauben, wenn ich es nicht selbst erlebt hätte. Wenn irgendwann die Welt untergeht, will ich unbedingt im „Team Simone“ sein. Während andere Leute noch an Lösungsstrategien arbeiten oder an Konzepten für Lösungsstrategien (ich zum Beispiel), hat Simone schon mal ne Arche gebaut, alle Tierchen eingesammelt und das Boot vollgetankt. Es gibt also hier und heute nur eine mögliche Ankündigung für Simone:

Ladies and Gentlemen, bitte begrüßen sie mit einem gehörigen Applaus Simone  Chuck Norris-McGyver von Kiko Kinderkonzepte mit einer Bastelanleitung für spanische WEIHNACHTSKRÄNZE!!!!! …. WAAAAAAAHHHH!!! *klatscht in die Hände*.

Die Spanier tun mir echt Leid. Die kennen überhaupt keinen Advent! Kannst du Dir das vorstellen? Weihnachtszeit ohne Advent? Also mir würde da echt was fehlen!
Wir sind Mitte Oktober 2005 nach Spanien gezogen. Den November verbrachte ich mit Kartons ausräumen, Schränke einräumen, Kisten umräumen, alles nochmal rumräumen, wenn das Kind half auch aufräumen und den überhaupt vielen neuen Räumen.

Und schwupp war ganz plötzlich fast Dezember und somit 1. Advent.

Wir sind mit Sack & Pack ins Ausland gegangen und hatten so zum Glück die komplette vorhandene Weihnachtsdekoration dabei. Aber, so eine Lichterkette in der Palme lässt nicht wirklich weihnachtliche Stimmung aufkommen. Dafür brauchten wir dann doch einen Adventskranz. Das hieß: ein passendes Geschäft zu suchen. Nach den paar Wochen wusste ich zwar wo ich in unserem Vorort Lebensmittel, Kinderarzt und Apotheke fand, aber ein Gartencenter oder Ähnliches hatte ich noch nicht entdeckt.

Bewaffnet mit Wörterbuch, Stadtplan, Navi und Kind (das heutige Pubertier war seinerzeit gerade mal 2 Jahre alt) machte ich mich auf die Suche. In Deutschland gibt’s ja spätestens Ende September ÜBERALL Weihnachtsmänner & Co. Nicht so in Spanien. Ich habe nach langer Suche dann einen Gartencenter gefunden, war aber am Eingang schon irritiert, denn nach dem Eintreten erschlug mich eben NICHT die geballte Ladung Weihnachtssachen. Die fand ich erst nach einigem Suchen in einem der vielen Regale. In dem relativ kleinen Regal musste ich aber auch nicht lange suchen um festzustellen, dass es keinen Adventskranz gab. Mit den wenigen bereits gelernten spanischen Vokabeln erkundigte ich mich nach dem Kranz, den man vor Weihnachten mit vier Kerzen auf den Tisch stellt. Ich erntete jedoch nur völlig verständnislose Blicke, was ich natürlich auf meine Sprachkenntnisse schob.
Der Göttergatte hatte die ersten Monate, bis ich mit Kind & Kegel nachgezogen kam, in La Coruña eine kleine Stadtwohnung. Dort haben wir den Papa besucht und für die Häusersuche erstmal alle gewohnt. Und da hatte ich viele Dekogeschäfte gesehen, die ich nun heimsuchte. Aber auch da wurde ich nicht wirklich fündig, denn das Einzige was ich fand waren Plastik-Kränze. Nackte grüne Plastik-Kränze. Angesprochen auf die vier Kerzen erntete ich die gleichen Blicke. *hmpf*

Ok, der Spanier an sich kennt also anscheinend keinen Adventskranz. Da musste sich der Bastel-Legastheniker aus Deutschland, also ich, wohl was Eigenes einfallen lassen. Ich kaufte widerwillig einen solchen grünen Plastik-Kranz und fragte Zuhause den hauseigenen Ingenieur ob er eine Idee hätte, wie ich ohne in Deutschland erhältlichen Adventskranz-Kerzen-Halter einen Kranz basteln könnte. Antwort: „Die werden doch hier irgendwo Adventskränze haben!“ … Aus der Richtung war also keine Hilfe zu erwarten.

Bevor ich aber ein Care-Paket aus der Heimat anforderte, wollte ich noch was anderes probieren. Ich fuhr in den Baumarkt … also … in DAS Geschäft, was DIE Sachen hat, die ein Baumarkt in Deutschland hätte. Das sieht aber in Spanien nicht so aus. In Deutschland würde so mancher Heimwerker sich nach einem solchen Laden die Finger lecken. Denn hier gab es Alles, restlos ALLES, was im Haushalt, Garten und Werkzeugkammer fehlen könnte. Auf viel weniger Raum, in viel engeren Gängen mit viel weniger Licht.
Ich hatte mir die Mühe gemacht die passenden Vokabeln zu Hause aufzuschreiben um in meinem bisschen Spanisch vor Ort erklären zu können was ich brauche. Zu meinem großen Glück stieß ich auf eine weibliche Verkäuferin, die sehr interessiert versuchte zu verstehen was ich vorhabe. Sie nickte immer wieder verständnisvoll, lächelte nicht ganz so grenzdebil wie die Damen im Dekoladen und bat mich ihr zu folgen.

Wir verschwanden in den Tiefen der Regal-Räume und ich war froh eine Frau getroffen zu haben, mit männlicher Begleitung wäre mir zwischen den dunklen engen Regalen etwas mulmig geworden. Dort wo wir hingingen, waren die Männer allerdings schon da. Es war eindeutig die Männerabteilung! Es handelte sich sozusagen um das „Süßwarenregal“ des Handwerkers. Du kennst die Quengelware-Regale an der Kasse, von denen sich Kinder nicht trennen können, oder? DAS war ein TRAUM-Kleinkram-Regal für MÄNNER! Ich bin Schreinertochter. Ich bin zwischen Holzschrauben, Dübeln, Nägeln, Scharnieren und solchem Gedöns aufgewachsen, aber diese beachtliche Sammlung an Schrauben hatte ich nicht erwartet. Und das Ganze nicht ordentlich fein säuberlich beschriftet in gleichen Kunsstoffspendern. NEIN, echt spanisch in gefühlt tausenden angebrochenen abgegriffenen unterschiedlich großen Schraubenkartons. Aber, als die Dame zielgerichtet in eine der vermutlich 6.825 Schächtelchen Griff und mir vier Gebilde hinhielt, da wusste ich: DIE VERSTEHT MICH! *erleichtertseufz* Ich verstand kein Wort von dem was sie sagte, aber ich nahm die Teile, denn die waren für meinen Adventskranz die perfekte Lösung.

Ich fuhr freudestrahlend glücklich heim und machte mich ans basteln. Der Göttergatte faselte was von „nur“ Rigips-Decken-Haltern und viel zu großen Unterlegscheiben, aber ich war glücklich. Ich bastelte mir nen Wolf, klebte noch ein paar Kugeln, Zapfen und Nüsse drauf und war stolz wie Oscar! Hier ein paar Eindrücke.

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Die Geschichte, wie wir dann für Heilig Abend an einen echten Weihnachtsbaum gekommen sind, kann ich Rike ja dann im nächsten Jahr erzählen. *schmunzel*
Im ersten Jahr zurück in Deutschland war ich so motiviert dass ich den ersten Adventskranz dann sogar selber gebunden habe. Wie der sich aber bis zum dritten Advent bereits in den Selbstzerstörungs-Modus gebracht hatte, das erzähle ich dann mal auf meinem Blog.

Aus Schaden wird man klug, daher haben wir heute einen Adventskranz, den ich nur noch mit Tannengrün & Kugeln bestücken muss.

In diesem Sinne: Ich wünsche Euch eine toll dekorierte Adventszeit!

Eure Simone von KiKo KinderKonzepte

 

 

Tür 17 – Atheistenradikalinski

Über diesen Beitrag freue ich mich persönlich ein bisschen wie ein Kind an Weihnachten! Ein Dresdner Blogger. Ein männlicher Dresdner Blogger. Ein Geheimtipp (behaupte ich). Einer, der auf der Kooperationsseite seines Blogs stehen hat: „Nein! Geht weg!“. Jemand, dem der schnöde Mammon, Ruhm und Lorbeerkränze gänzlich abgehen und der dabei auch noch so unverwechselbar schreibt, dass ich mich regelmäßig freudig jubelnd errege ob seiner verbalen Sperenzien. Einer, dem ihr alle spätestens ab jetzt regelmäßig die Bude einrennen solltet. Ich freue mich schon sehr darauf, wie er damit umgehen wird 😉 . Liebe Leute, Vorhang auf und Scheinwerfer an für Olaf von Papaquatsch(t)!

Rike hat gesagt, ich muss drei Dinge abarbeiten: Kritische Abhandlungen, sozialistische Gedanken und versaute Rezepte. Bevor es aber los geht, sei eins noch gesagt:

Seid bereit!

Wer jetzt die Hand an der Rübe hat, der kommt aus einer grauen Welt. Zumindest sagt das mein Fotoalbum, denn das wird tatsächlich erst mit dem Jahr 1990 bunt. Verrückt. Komisch ist auch, dass ich zum Adventsbloggen beitragen soll. Dabei bin ich doch Atheist, ein sehr überzeugter noch dazu. Genauer gesagt mag ich Religionen, allen voran die christliche, überhaupt nicht. Wussten Sie zum Beispiel, dass in der katholischen Kirche noch sehr lange darüber diskutiert wurde, ob die Frau überhaupt ein Mensch sei? Nee, brauch’ ich nicht und will ich nicht. Am schlimmsten sind dann ja noch diese bigotten Feiertagsfrömmler. Erzählen Sie mir nix, ich hab’ die in der Familie.

Jetzt ist das mit Weihnachten allerdings doch irgendwie blöd. Ich mag es nämlich. Das hat aber keiner gehört, verstanden?!

Überall ist es geschmückt, es gibt Stollen, Plätzchen werden gebacken und alles läuft irgendwie ein bisschen ruhiger ab, auch wenn überfüllte Innenstädte ein anderes Bild der Lage vermitteln. Ich mag Weihnachten übrigens schon immer. Hier, gucken Sie mal:

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Was darf an Weihnachten auch nicht fehlen? Richtig, Klimbim. Ich bin damit reichlich versorgt, denn in den letzten 20 Jahren hat mich meine Oma jedes Jahr beschenkt. Ich besitze verschiedenste Räuchermännchen, Winterkinder und Nussknacker. Ich habe diese Geschenke übrigens nie zu würdigen gewusst. Wer will denn in seinen besten Jahren bitteschön Weihnachtsdeko geschenkt bekommen? Heute bin ich ziemlich glücklich, dass ich die große Kiste einmal im Jahr aus dem Keller holen kann, denn sie erinnert mich auch an die Zeit mit ihr. Seit meine Tochter auf der Welt ist, hat sich all das noch einmal verstärkt. Und fast bin ich geneigt, die Existenz meiner Familie als kleines Wunder zu betrachten.Was darf an Weihnachten auch nicht fehlen? Richtig, die Aurora und der Frank. Wer aus Westdeutschland kommt, der sucht jetzt einfach mal nach „Weihnachten in Familie“. Aber erschrecken Sie nicht! Auf dem Cover sind furchtbar gekleidete Personen zu sehen, die auch ganz furchtbar singen. Aber es ist so schön. Ich bin übrigens der festen Überzeugung, dass das die einzige existierende Weihnachtsschallplatte der DDR ist. Oder kennt hier noch wer was anderes?

Seit gefühlt immer fehlt in unserer Familie noch etwas nicht: Aschenbrödel. Die DDR/CZ-Verfilmung. Neuverfilmungen werden gnadenlos missachtet. Wie könnte man es auch nicht lieben? Vorgestapfte Pfade quer durch den Winterwald, aus den letzten Stoffbahnen herausgefetzte Schleier und ein wunderbar albern aussehender Rolf Hoppe.

Hach ja, Weihnachten. Da kann man sogar mal die Kirche Kirche sein lassen.

Nachtrag: Das versaute Rezept habe ich nicht abgedruckt! Möglicherweise lesen Kinder mit. Man hat ja schließlich auch Verantwortung. Keine Sauereien an Weihnachten. Steht schon im Weihnachtshandbuch für Blogger.

Tür 16 – Eine Mutter am Rande des Nervenzusammenbruchs

Herzlich Willkommen Nina alias Frau Mutter hier im Adventskalender. Mit „Frau Mutter“ verbindet mich etwas Besonderes. Wäre ich nicht lange Zeit hauptberuflich Leser und Blogkommentator gewesen und hätte Nina nicht irgendwann geschrieben, sie freue sich immer so über meine witzigen Kommentare, wer weiß, ob es das Nieselpriemschn gebe. Mittlerweile hat sie ihr erstes Buch veröffentlicht und ich wollte hier wirklich mit einer Rezension starten, aber. Gibts schon. Besser als Christian vom Familienbetrieb kann und könnte ich niemals schreiben! Also lest diese Buchbesprechung und kauft das Buch! Auch allen kinderlosen Freunden und Verwandten, denn es steht endlich mal geschrieben, warum man unter gar keinen Umständen am Wochenende in der Mittagschlafzeit bei Elternleuten anrufen oder klingelnd vor der Tür stehen sollte. Niemals! Möglicherweise hängt das Fortbestehen der Menschheit am elterlichen Mittagschlaf. Also, ohne vorgreifen zu wollen…

Heute schreibt Nina für uns über „BUNTE“ Weihnachten, ein GALAnter Artikel über eine Begenung der ganz besonderen Art. Viel Spaß damit!

Nicht alle Weihnachten bleiben einem ja so gut im Gedächtnis. Das erste Mal als Paar, das erste Mal mit Baby, das erste Mal mit motzigem Teenager…. Klar, dass man sich daran gut erinnert. Eines meiner schönsten Weihnachten habe ich in Schweden verlebt. Weil es da so schön und stimmungsvoll ist? Wegen des leckeren Glöggs? Aber nein, es hat mit meiner geheimen Leidenschaft für bunte Blätter zu tun.

Als wir in Schweden lebten, war für uns die Stockholmer Deutsche Kirche ein Kontaktort für alle Expats. Die „Tyska Kyrka“ im Stadtteil Gamla Stan ist ein wirkliches Schmuckstück, auf das die Gemeinde dort zu Recht stolz ist.

Dort in der deutschen Kirchengemeinde gab es von einer Nähgruppe bis zum Elterncafé alles, was man sich als in Stockholm gestrandete Deutsche wünschen konnte. Damit es nicht nur beim Kaffeetrinken blieb, beschlossen meine Mutter und ich am Heiligabend, einmal den Gottesdienst zu besuchen. Also begaben wir uns auf einen schönen Spaziergang quer durchs winterliche Stockholm. während mein Mann mit dem Baby zu Hause blieb, die „julklappar“ unter dem Baum arrangierte und das Essen kochte.

Wir betraten die schön geschmückte Kirche viel zu früh, aber so konnten wir uns einen guten Platz ergattern. Was sich noch als ungemein wichtig herausstellen würde.

Nu saßen wir in der Kirche und warteten auf den Beginn des Gottesdienstes. Die Kirche war nun komplett bis auf zwei Plätze gefüllt und wir warteten immer noch. Was war das denn? Sind die Deutschen in Schweden unpünktlich? Plötzlich öffnete sich das Portal und alle erhoben sich. Meine Mutter und ich standen auch mal auf, zur Sicherheit.

Eine dunkelbraune Wolke von Nerz näherte sich mir, oben schaute ein sehr gut frisierter dunkelhaariger Haarschopf heraus.

Das ist doch nicht, das kann doch nicht… Königin Silvia war gekommen und bewegte sich mit ihrer Tochter, Kronprinzessin Viktoria, geradewegs auf uns zu. Ich bekam den Mund nicht mehr zu, meine Mutter auch nicht. Bisher kannte ich die Beiden nur aus „Bunte“ und „Gala“, wenn ich die mal beim Friseur las. Naja, okay, manchmal kaufe ich mir das auch…

Sie nickten in alle Richtungen begrüßten die Gemeinde. Huldvoll, aber ganz natürlich. Beide Royals nahmen ein paar Reihen vor uns Platz und nahmen dann am Gottesdienst teil. Einfach so. UNGLAUBLICH! Ich konnte mich derweil nicht mehr auf die Lieder und die Predigt konzentrieren, weil ich in Gedanken den Bewegungsablauf des Hofknickses durchging.

Wieder zu Hause angekommen, berichteten wir dem Mann begeistert von unserem Erlebnis. „Ach, die Kronprinzessin habe ich gestern im Supermarkt gesehen. Ich glaube sie hat einen Liter Milch gekauft“, winkte er nur gelangweilt ab.

Meine BUNTE Weihnachten waren aber trotzdem etwas Besonderes.

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Ihr könnt ein Exemplar von Ninas Buch „Eine Mutter am Rande des Nervenzusammenbruchs“ gewinnen. Schreibt dazu bis 20.12. 2015 eine Mail mit Betreff „Frau Mutter“ an nieselpriem.blog@gmail.com. Der Gewinner wird ausgelost und per eMail informiert. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Hinweis: Um an einem Gewinnspiel teilzunehmen, musst du achtzehn Jahre alt sein (älter ist durchaus erlaubt). Eine Barauszahlung ist ausgeschlossen. Viel Glück!

 

 

Tür 15 – Geschenke aus Pieschen Teil III

Tür 15 – Geschenke aus Pieschen Teil III

(Dieser Beitrag enthält Werbung)

Elena Martín hat ihre Keramikwerkstatt auf der Gehestraße 33 in Dresden Pieschen. Wir treffen uns zu Orangentee und Plätzchen vorm genütlichen Öfchen. Und eigentlich wollten wir nur über Keramik sprechen…IMG_0129

Rike: Zu Beginn: Drei Worte über Pieschen?

Elena: Jung, alternativ, Potential.

Rike: Was niemand weiß, der dich nicht kennt: Du hast einen ganz zauberhaften Dialekt! Wie hat es dich nach Dresden verschlagen?

Elena: (lacht) Ja, ich bin Spanierin. Ich habe Germanistik studiert in Spanien und bin dann mit einem Stipendium nach Leipzig gekommen. Das war vor zwölf Jahren. Dort habe ich Spanischkurse gegeben, aber irgendwann war Zeit für eine Veränderung. In Dresden habe ich dann eine Ausbildung zur Keramikerin gemacht und so bin ich jetzt seit sieben Jahren hier.IMG_0157

Rike: Was würdest du sagen, ist Dresden deine Heimat?

Elena: Leipzig war meine deutsche Heimat. Ob Dresden auch meine Heimat wird, mal schauen.IMG_0156

Rike: Aktuell ist Dresden oft wegen unschöner Aktivitäten in der Presse. Wie empfindest du das? Sind die Dresdner ausländerfeindlicher als andere Menschen?

Elena: Das kann ich nicht sagen. Ich denke, die Situation könnte überall sein, irgendwo. Auch in Spanien oder Frankreich. Aber sie ist jetzt in Dresden. Man sieht so viele Leute auf einem Haufen, die ganz offensichtlich gegen Ausländer sind, das ist erschreckend. Aber ob es hier mehr sind als anderswo, das weiß ich nicht. In meiner Umgebung engagieren sich alle Leute für die Flüchtlinge, niemand hetzt. Ich kenne keinen Dresdner persönlich, der sagt, die müssen weg! Die sollen nicht kommen! Im Gegenteil. Aber trotzdem sieht man die vielen Leute da montags, das finde ich furchtbar. Freunde von mir sind schon weggezogen deshalb, aber ich frage mich immer: Wohin? Das Problem ist kein Dresdner Problem, auch kein deutsches. Das weiß ich.IMG_0155

Rike: Was ist mit Alltagsrassismus?

Elena: Ja, das habe ich schon erlebt, dass ich mit meinen Söhnen auf der Straße Spanisch gesprochen habe und eine Frau vorbeiging und mich anschnauzte: Sprich gefälligst deutsch! Ich denke dann, na hör mal! Was soll das?! Eigentlich fühle ich mich überhaupt nicht als Ausländerin und ärgere mich in solchen Momenten nur über diese Personen. Ausländerin bin ich bei den Behörden und das regt mich auf. Seit dreizehn Jahren haben wir die EU. Ich lebe seit zwölf Jahren in Deutschland, auf meinem spanischen Ausweis steht meine deutsche Adresse. Aber wenn ich ein Konto eröffnen will, kann ich mich nicht mit dem spanischen Ausweis identifizieren. Da brauche ich meinen Reisepass oder ein Extra-Papier. Und weißt du, ich hätte vor kurzem beinahe meinen Führerschein verloren! Das musst du dir mal vorstellen, wegen den Vorschriften. Und weil es noch immer keine einheitlichen Richtlinien gibt. Ich habe einen spanischen Führerschein und in Spanien ist das so, dass der nach zehn Jahren abläuft und man als Spanier dann zum Sehtest muss und einen Test absolviert. Je älter man ist, umso kürzer werden die Abstände…IMG_0138

Rike: …Das finde ich super! Das sollte man als EU-Richtlinie einführen!

Elena: Ja! Jedenfalls denke ich mir so, hm, die zehn Jahre müssten doch bald rum sein, frag ich mal in der Botschaft nach. Ich rufe in der spanischen Botschaft in Berlin an und die sagen, ja, sie müssen einen deutschen Führerschein beantragen. Ansonsten läuft ihr spanischer Führerschein aus und sie haben weder in Spanien noch in Deutschland eine Fahrerlaubnis! Ich denke mir, die wissen, dass ich seit zwölf Jahren hier lebe, wo ich lebe, das wissen die. Aber wenn ich nicht zufällig daran gedacht hätte, müsste ich jetzt hier und auch in Spanien noch einmal neu den Führerschein machen. So ein Quatsch! Und es gibt so viele Dinge, die mich ärgern. Da haben wir eine EU und trotzdem ist es nicht einfacher geworden. In solchen Situationen bin ich Ausländerin.IMG_0141

Rike: Ich freue mich jedenfalls sehr, dass du hier bist!

Elena: Ich freue mich auch.IMG_0147

Rike: Du hast drei Söhne, bist selbständig und dein Mann arbeitet im Schichtdienst. Wie klappt das bei euch?

Elena: Ich muss meine Öffnungszeiten und die Termine meiner Töpferkurse um Albrechts Jahresschichtplan drumherum bauen, anders geht es nicht. Und ich würde gerne länger im Laden stehen, aber das geht eben nicht, weil ich oft die Termine der Kinder am Nachmittag alleine schaffen muss. Auch wenn er im Haushalt das eine oder andere nicht macht, kümmert sich Albrecht um die beiden Großen wie um den Kleinen, sein eigenes Kind. Ohne ihn wäre die Eröffnung meiner Werkstatt unvorstellbar gewesen. Er hat vieles hier gebaut, zum Beispiel den Holzbrennofen, und wenn ich drei Tage beim Brennen bin oder auf dem Töpfermarkt oder beim Kurs, dann ist er alleine mit den Jungs. Oft geben wir uns die Klinke in die Hand. So unterstützen wir uns. Aber es ist schon anstrengend! (lacht)IMG_0137

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Rike: Bevor ich dich persönlich kannte habe ich mir auch schon die Nase an deinem Schaufenster plattgedrückt. Es steht aber da, man kann dich außerhalb der Öffnungszeiten anrufen und einen Termin vereinbaren.

Elena: Ja, natürlich! Wenn ich kann, komme ich und öffne den Laden auch außerhalb der Öffnungszeiten.IMG_0153

Rike: Deine Kurse sind sehr gut besucht, vielleicht auch, weil das Ambiente hier einfach zauberhaft ist.

Elena: Es sind immer nur zwei Teilnehmer zur selben Zeit hier. Zum einen ist es ja klein, wie du siehst und zum anderen habe ich so genug Zeit, mich um die Teilnehmer zu kümmern.

Rike: Man kann bei dir alles vom Teller, über Tassen, Becher, Krüge, Butterdosen bis hin zu Möbelknäufen und Löffeln kaufen. Und jetzt sogar Räucherkerzenhalter.

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Elena: Im Advent ist das Sortiment hier ein wenig auf die Weihnachtszeit ausgerichtet, es gibt auch noch mehr typische Weihnachtskeramik. Deshalb ist auch in der Adventszeit der Laden samstags geöffnet.

Rike: Wie sieht Weihnachten bei euch in der Familie aus?

Elena: Wir sind eine Patchworkfamilie. Die beiden großen Jungs sind an diesem Weihnachten in Berlin bei ihrem Vater, wir anderen drei fahren zu einer Freundin am Heiligabend und kochen dort.

Rike: Vermisst du das spanische Weihnachten?

Elena: Nein, ich vermisse das nicht. Weihnachten ist erst seit den Kindern für mich wirklich Weihnachten. Und das kenne ich ja nur als deutsches Weihnachtsfest (lacht).

Rike: Wie ist Weihnachten in Spanien?

Elena: Am Heiligabend wird richtig gekocht. Salat mit Würstchen ist kein Weihnachtsessen! Es gibt zum Beispiel Fischsuppe, dann Meeresfrüchte, dann Fleisch und dann einen Nachtisch. Am fünfundzwanzigsten Dezember kommt morgens der Weihnachtsmann und bringt Geschenke, aber das ist neu. Also der kommt erst seit den Neunzigerjahren. Vorher bekamen die spanischen Kinder ihre Geschenke erst am sechsten Januar von den Heiligen drei Königen. Jetzt bekommen sie aber immer noch am sechsten Januar Geschenke von den Heiligen drei Königen. Und extra am fünfundzwanzigsten Dezember vom Weihnachtsmann!IMG_0139

Rike: Die Glückspilze! Das muss auch EU-Richtlinie werden!

Elena: Und in Spanien ist nicht der Baum das Weihnachtssymbol, sondern die Krippe. Und da gibt es ganz unglaubliche Basteleien. Da bauen manche Leute riesengroße Krippen selber mit Tieren und einem Fluss aus Alufolie und was weiß ich, das kann man dann auch besichtigen. Weihnachtsbäume gibt es nicht. Nur ganz schreckliche aus Plastik…

Rike: Und was ist noch typisch für spanische Weihnachten?

Elena: Turrón zum Beispiel. Das ist eine Süßigkeit, Mandeln in so einem Block, ähnlich dem griechischen Nougat. Und Polvorones! Das ist ein sandiges Gebäck und wenn du dir einen von diesen großen Keksen in den Mund steckst und mit vollem Mund „Pamplona!“ rufst, dann ist was los! (lacht lauthals)

Rike: Schöne Weihnachten, liebe Elena!

Elena: Dir auch!

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Wer Elena, ihren bezaubernden Laden und die wunderschöne Keramik selbst kennenlernen will, der kann sich auf ihrer Website über freie Kurstermine informieren : Keramik Elena Martín

Oder persönlich vorbeikommen: IMG_0160

Und die liebe Elena hat mir einen Teebecher gegeben (mit für sie typischem Buchstabendruck), den ich hier an jemanden verschenken darf.IMG_0165

Also schreibt mir bitte eine eMail mit Betreff „Keramik“ an nieselpriem.blog@gmail.com und am 20.12. 2015 findet der Becher einen neuen Besitzer. Wie immer gilt: Um an einem Gewinnspiel teilzunehmen, musst du achtzehn Jahre alt sein (älter ist durchaus erlaubt). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, eine Barauszahlung ist ausgeschlossen. Viel Glück!

Tür 14 – Weihnachtsnüsse orientalisch

Bea ist meine real life-Kollegin und Freundin. Sie schreibt auf Lifify über Lifestyle, Fitness und Dinge, die das Leben schöner, leckerer oder gesünder machen. Besonders ihre Rezepte entlocken mir immer wieder ein „Wow!“, weil sie von einer schlichten und eleganten Leichtigkeit geprägt sind und dabei auch von Kochlegastheniker und Menschen mit wenig Zeit und nur zwei Töpfen spielend nachgekocht werden können. Also von mir zum Beispiel. Ich freue mich sehr, dass sie hier bei unserem Adventskalender dabei ist und ein Geschenk hat sie euch auch noch mitgebracht. Danke Bea, und uns allen viel Vergnügen!

Der Nieselpriemsche Adventskalender freut sich auf Befüllung – und ich fülle für alle lieben Leser ein paar orientalische Weihnachtsnüsse hinein. Aber nicht nur das, es gibt auch noch was zu gewinnen. Nützlich ist es spätestens im Januar, wenn wir alle wieder erschrocken auf die Waage blicken. Aber zuerst gibt es meine Lieblingsnascherei:

Orientalische Nüsse

Die gibt es bei uns nicht nur zur Weihnachtszeit, sondern eigentlich das ganze Jahr über. Aber Weihnachten mache ich sie besonders oft, da sie sich prima als kleines Mitbringsel eignen, ob zur Einladung zum Advent, der kranken Mutter ins Krankenhaus oder zum Arbeitsfrühstück – die Nüsse gehen eigentlich immer. Außerdem sind sie ein echter Allrounder und damit für allerlei Verfeinerungen geeignet. Ob als knackiges Topping für Salate oder für den Crunch-Effekt auf dem Müsli. Sie machen eigentlich immer eine gute Figur. Apropos, gesund sind sie ja auch noch irgendwie wegen ihrer guten Fette. In meiner Variante kommen sie noch halbwegs kalorienarm daher, wenn man es mit dem Zuckerzeug auf den Weihnachtsmärkten vergleicht. Ihr könnt natürlich gerne mehr Zucker nehmen, je nach Belieben. Dem Vergleich mit Stollen, Lebkuchen und Co. halten sie allemal stand. Ihr müsst sie wirklich unbedingt probieren …

Die Nüsse sind mir übrigens mal in Berlin im NENI zu einem wahnsinnig leckeren israelischen Wein begegnet, und seit dem geht es nicht mehr ohne. Haya Molcho – von der das Rezept im Original stammt –macht eine wunderbare isrealische Küche mit europäischen Einflüssen. Die muss man auch auf jeden Fall mal probiert haben! So, jetzt aber zum Rezept:

Man nehme:
200 g Walnusskerne
2 EL Zucker (man kann auch mehr nehmen)
1 TL Kreuzkümmel gemahlen
1 TL Chili-Flocken

Und so wird’s blitzschnell gemacht:

Die Nüsse auf einen tiefen Teller geben und

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die Gewürze darüber streuen.

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Den Zucker gut in der Pfanne verteilen, so dass der Boden gleichmäßig bedeckt ist, und einen Holzlöffel bereit legen.

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Den Herd auf große Flamme stellen und warten bis der Zucker karamellisiert und braun wird.

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Herd ausschalten und Pfanne von der Platte nehmen. Die Nüsse in die Pfanne geben und zügig durchrühren.

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Anschließend auf einen Teller geben und auskühlen lassen. Danach die Walnüsse, die zusammenkleben, vorsichtig auseinander brechen. In eine Schüssel geben oder zum Verschenken in einer durchsichtigen Tüte verpacken. Man kann sie auch mit Vanille und Zimt machen, ist aber nicht halb so interessant, finde ich.

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Für die Fotos haben wir übrigens stundenlang geshootet und Unmengen Nüsse verdrückt. Wir, das waren meine neunjährige Tochter und ich. Und ich weiß jetzt schon, wo sie mal ein Praktikum machen wird. Sie hat das irgendwie super drauf und war eine ganz engagierte Assistentin, wir hatten ganz viel Spaß. Danke, Henrike, dass Du mich eingeladen hast.

So, und jetzt kommt die Überraschung: Ich verlose zusammen mit Rike unter allen Mädels hier ein Let’s Bands „Power Set Lady“, damit könnt ihr dann im Januar gleich loslegen mit dem „Wiederloswerden der Pfunde“. Dem Set liegt ein Code bei, damit bekommt man Zugang zu den Übungsvideos. Also Ausreden gibt es dann eigentlich keine mehr, 10 Minuten hat doch jeder, oder?

Eine schöne Vorweihnachtszeit wünscht euch allen, Bea von Lifify

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Um das Fitnesset zu gewinnen, schreibt bitte bis 18.12. 2015 eine Mail mit Betreff „Lifify“ an nieselpriem.blog@gmail.com. Der Gewinner wird ausgelost und per eMail informiert. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Hinweis: Um an einem Gewinnspiel teilzunehmen, musst du achtzehn Jahre alt sein (älter ist durchaus erlaubt). Eine Barauszahlung ist ausgeschlossen. Viel Glück!

Tür 13 – Ein besonderes Weihnachtsessen

Die wunderbare Sonja vom Blog Mama Notes nimmt uns heute mit auf eine Erinnerungsreise. Vielleicht werdet ihr nach dem Lesen den Rest des Tages mit einem melancholischen Lächeln dasitzen, bunt geschmückte Räume vor euch sehen und einen markanten Bratenduft in der Nase haben…

Für jeden von uns ist Weihnachten etwas anderes, möglicherweise. Mich zum Beispiel beschleicht in jedem Jahr „der Geist der vergangenen Weihnacht“, und ich denke an so viele Weihnachtsfeste meiner Kindheit, an die Menschen, die damit verbunden sind. Und ich habe dann ein lebhaftes Bild vor Augen, bittersüß, von Abschieden durchzeichnet. Sonja trifft mit ihren Worten exakt meinen Weihnachtsnerv und ich freue mich über die Maßen über ihre Geschichte und bin gleichzeitig geehrt und gerührt, dass sie sie hier mit uns teilt.

Die Rike hat mich eingeladen hier mitzumachen und ich freue mich wirklich sehr darüber. Sehr sehr. Vermutlich habe ich mir bereits alles bei ihr verscherzt. Es ist schon Anfang (fast Mitte!) Dezember und ich hab noch nichts geschrieben. Ich bin eine Sau, weil ich ihr das schon viel früher zugesagt hatte. Ich versuchte in ein paar Texten lustig zu sein, was mir herzlich misslang. Ich habe sie gelöscht.

Was also tun? Ich kann backe ungern Plätzchen, habe noch nie gebrannte Mandeln selbst gemacht oder so viel Stollen geschnitten, dass es für eine Geschichte taugt. Ich backe zu Weihnachten Kuchen und koche Gulasch und Klöße. Das Gulasch kann ewig aufm Herd stehen und schmeckt dadurch immer Besser und Klöße mache ich nicht selber. Für Showkochen und Blogfotos schießen hab ich leider grad keine Zeit. Aber ich könnte meine Weihnachtsgulasch-Geschichte erzählen und später das Rezept unten drunter schreiben? Es ist keine lustige Geschichte, obwohl ich leise lächeln muß, wenn ich an die Geschichte denke.

Gulasch und Weihnachten sind für mich untrennbar miteinander verbunden, obwohl es zwischendurch auch etwas anderes bei uns zu Hause gab, wie Pute, Lachs oder Rinderbraten. Nichts kompliziertes, eher so deftige und leicht zuzubereitende Hausmannskost machte meine Mutter Heilig Abend. Kartoffelsalat mit Würstchen war ihr selbst zu langweilig, ewig in der Küche stehen wollte sie auch nicht. Also Braten mit Klößen und Rotkohl. Ich liebe es noch heute, ein Mal im Jahr. Denke ich aber an die Kombination von Weihnachten und Gulasch, muß ich an meine Tante Rita denken. Sie war die ältere Schwester meiner Mutter. War, denn sie lebt schon lange nicht mehr. Ich habe sie sehr geliebt, als Kind, als Teenager, als Zwanzigjährige. Eigentlich liebe ich sie heute noch. Das Lieben hört ja nicht auf, nur weil jemand nicht mehr lebt.

Rita war eine Bilderbuchtante. Sie konnte laut lachen und rauchig singen und hatte trotz oder vermutlich wegen ihres schweren Lebens ein kindliches Gemüt. Sie liebte das sich-freuen und feiern, das Beisammen sein und hatte eine besondere Art von sarkastischem Humor, der nicht schwarz ist, sondern einfach nur beinhart ehrlich und dabei so witzig, dass es mich jedes Mal aus dem Sessel riss vor Lachen. Rita hatte diese besondere Gabe, mit uns Kindern nicht beschönigt süßlich zu sprechen, sondern eher so, wie sie es selber lustig und unterhaltsam fand. Ich glaube, die erste Erinnerung an ihren besonderen Humor war, wie ich als kleineres Mädchen mit ihr und meiner Mutter eine Zeitschrift anschaute. Beim Foto eines älteren Mannes sagte ich laut: Der sieht aber beschissen aus!“ „NA!“ machte meine Mutter mahnend und Empörung über meine Ausdrucksweise blieb ihr erstmal die Luft weg. So sprachen wir zu Hause nicht, auch nicht als Witz! Zumindest nicht in diesem Kinderalter, in dem ich damals war. Rita schaute sich das Foto an, schüttelte den Kopf und sagte ruhig und sehr ernst: „Nee, dann wäre er braun.“
Stille.
Schreiendes Lachen von uns dreien!

Mit Rita war immer ein besonderer Glanz in der Hütte. Und wenn ich heute an sie denke oder jetzt von ihr schreibe, ist da diese besondere Wärme in meinem Herz.

Wir feierten Weihnachten immer mit Rita und ihrem Sohn gemeinsam. Mein Cousin befand sich altersmäßig genau zwischen meinem Bruder und mir. Wir spielten viel und ausgelassen. Zu Weihnachten wurde laut gesungen und gelacht. Rita war einer dieser Erwachsenen, die auch zu Weihnachten eine kindliche Aufregung und Freude befällt und die sich bei jedem Geschenk, besonders bei denen Geschenken der Kinder, anhaltend mitfreuen kann.

In einem Jahr wollte Rita mit ihrem neuen Mann und ihrem Sohn alleine zu Hause feiern. Ich war schon etwas älter, so ungefähr 14 oder 15 Jahre alt. Ich wusste, dass ich das zu akzeptieren hatte, aber ich fand es blöd. Tags zuvor trafen wir uns noch zum Weihnachtskaffee. Wir aßen Kuchen zusammen, lachten und spielten. Mein Bruder und Cousin spielten ein Flötenstück vor, sagten ein Gedicht auf. Gegen frühen Abend machten sich Rita und ihre kleine Familie auf. Vorher noch haben meine Mutter und ich ihr von dem gemeinsam gekochten Hirschgulasch in einen kleineren Topf abgefüllt. Es würde für die Drei locker reichen und auch wir hatten so viel Gulasch, dass wir davon gut und gerne satt werden konnten. Zu Weihnachten haben die Töpfe nicht so schnell leer zu werden. Dafür hat man dann bis Silvester etwas davon. So gehört das.

Dann kam Heiligabend und wir würden wieder zu viert Weihnachten feiern. Das letzte Mal zu viert waren wir, als ich so 4 oder 5 Jahre alt gewesen sein muß. Wir hatten es schön zu Hause, meine Mutter ist eine Meisterin im Schmücken und Dekorieren. Ein Talent, dass ich nur im Anflug mitbekommen habe, wenn überhaupt. Wenn meine Mutter es weihnachtlich macht, dann kracht es, so weihnachtlich ist es. Ich kann also nicht behaupten, dass ich komplett untröstlich gewesen wäre, mit meiner Kernfamilie den Heilig Abend zu verbringen. Wir vier waren gerne zusammen. Wir lasen Weihnachtsgeschichten und aßen Kuchen. Plätzchen buk auch meine Mutter nie gerne.

Irgendwann, als es an diesem Heilig Abend dunkel geworden war, schickten meine Eltern meinen Bruder und mich ins Zimmer, „damit das Christkind“ kommen kann. Den Brauch haben wir tatsächlich noch lange aufrecht erhalten, egal wie alt wir waren und ob mein Bruder und ich noch an das Christkind glaubten oder nicht. Das ins Zimmer geschickt werden und waaaaaaarten müssen gehörte zu den unumstößlichen Weihnachtsbräuchen meiner Kindheit und Jugend. Ich glaube, wirklich aufgehört haben meine Eltern damit erst, als mein Bruder und ich ausgezogen waren und zu Weihnachten zu Besuch nach Hause kamen. Ich erinnere mich gar nicht mehr so genau.

Egal. Jedenfalls, mein Bruder und ich hockten in unseren Zimmern und warteten. Plötzlich klingelte es an der Tür. Ihr ahnt es vermutlich, da standen Rita, ihr Mann und unser Cousin. In ihren Händen hielt sie den Topf Gulasch. Rita strahlte über das ganze Gesicht. „Wir wollten Euch das Gulasch zurück bringen,“ sagte sie sachlich und ging schnurstracks in die Küche. Meiner Mutter und mir blieb erstmal der Mund offen stehen. Die drei kamen herein, zogen sich die Mäntel aus, Rita stellte das Gulasch in die Küche und sie setzten sich. Und dann war Weihnachten. Nie wieder in den darauf folgenden Jahren kamen wir auf die Idee, dass eine der beiden Familien unter sich Weihnachten feiern wollen würde. Auch nicht, als Rita überraschend und viel zu jung in einem November gestorben war. Das ist jetzt 23 Jahre her. So viele Jahre habe ich gar nicht mit ihr Weihnachten feiern dürfen, so lange ist das schon her. Mittlerweile hat es viele Wendungen in der Familie gegeben und wir feiern nicht mehr mit meinem Cousin und seinem Vater. Aber Gulasch und Weihnachten haben seitdem eine besondere Verbindung. Übrigens auch das Hüttenglanz-Gefühl, das ich habe, sobald ich an Rita denke. Und ihr rauchiges Lachen. Wenn ich die Augen schließe, kann ich es noch hören. Das hört ja nicht einfach auf, so ein Lachen, nur weil jemand gestorben ist.

 

Das war die anstatt-Foto-Geschichte. Hier kommt ein Rezept, falls Ihr es mögt. Nein, es ist leider nicht das Originalrezept meiner Mutter, sie hat es nicht (mehr). Meine Mutter kocht so etwas „natürlich“ nicht mehr nach Rezept und hat daher keine Aufzeichnungen darüber. Dieses habe ich mir mit ihr „erarbeitet“, als ich vor mehreren Jahren dann selbst mal Hirschgulasch zu Heiligabend gekocht habe.

 

1 Kilogramm Hirschfleisch

250 gr Schalotten

2 Knoblauchzehen

2-3 Möhren

1 (Bio) Zitrone

2 Zweige Thymian

2 Zweige Rosmarin

Öl

1-2 EL Tomatenmark

1 EL Mehl

Salz

frisch gemahlener Pfeffer

1 Flasche Rotwein (ersatzweise Gemüsebrühe)

400 gr passierte Tomaten

2 Lorbeerblätter

5 Wacholderbeeren

 

Fleisch abspülen und trocken tupfen. Schalotten und Möhren würfeln, Knoblauch fein schneiden. Zitrone abspülen, trocknen und die Schale dünn abziehen.

Das Fleisch rundum golden anbraten, aus dem Topf/Pfanne nehmen und beiseite stellen. Jetzt darin Schalotten, Möhren und Knoblauch andünsten. Tomatenmark hinzu und mit Mehl bestäuben. Das Fleisch wieder dazu geben und mit Salz und Pfeffer würzen.

Rotwein und die passierten Tomaten hinzugeben. Das Fleisch sollte von Flüssigkeit bedeckt sein, ggf. noch etwas Brühe nachgießen. Alles aufkochen und dann auf niedriger Flamme köcheln lassen. Nach dem Aufkochen die Wacholderbeeren, das Lorbeerblatt und die Gewürze hinzu geben. Mindestens 50 Minuten köcheln bis das Fleisch zart ist.

Fleisch herausnehmen, Sauce sämig einkochen lassen und mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Tür 12 – Wie erklär´ich´s meinem Kind?

Bettie ist Österreicherin, die mit Mann und Kind in Berlin lebt. Außerdem kulturbegeistert und leseverliebt schreibt sie auf Das frühe Vogerl und die fabelhaften Veränderungen über Kultur mit Kind. Heute macht sie sich hier Gedanken über Christkind und Weihnachtsmann. Viel Vergnügen!
Meine Kindheit war geprägt vom Glauben an das Christkind. Jedes Jahr schrieb ich einen Brief. Mit Dankesworten und ein paar Wünschen. Das Christkind war flexibel und holte meinen Brief, mal bei meinen Großeltern, mal bei mir daheim. Nur einmal brauchte es ewig, als mein Opa und ich im Nachbarzimmer darauf warteten: Es erschien es einfach nicht. Keiner außer uns war im Haus. Vielleicht auch einer der Gründe.
Und ich weiß auch noch ganz genau, wo man das Christkind manchmal sehen konnte. Die Bilder in meinem Kinderbüchern sahen sich alle ein wenig ähnlich. Hell, golden, lockig, ein bisschen wie ein Engel sah es aus: Das Christkind.
Gerne möchte ich meinem Sohn vom Christkind erzählen, und werde das mit Sicherheit auch tun. Da ich in Berlin lebe, muss ich da aber mit noch etwas auseinander setzen. Hier reden sie alle vom Weihnachtsmann. Aber wer soll das eigentlich sein? Der Bruder vom Nikolaus?? Ein entfernter Verwandter? Und was hat es eigentlich mit Knecht Ruprecht auf sich? Ich weiß es nicht und zermatere mir ein bisschen das Hirn. Eine Bekannte mit älteren Kindern erklärt mir, dass sie den Ursprung von Osterhasen ja auch nicht herleiten kann. Das hilft mir nicht.
Aber während ich noch hin und her überlege, wie man den Konflikt am besten löse, gibt die KITA meinem Sohn einen Brief mit. Einen Brief vom Weihnachtsmann. Ach herrje, denke ich abgeklärt, und lese und stelle dann überraschend fest: Ich bin gerührt.
Der Weihnachtsmann schreibt meinem Sohn, dass sein Lieblingslied „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ ist und dass er ihm viel Liebes wünscht. Und irgendwie bin ich ganz rührseelig.. Sogar irgendwie ein bisschen mehr als ein bisschen.
Foto: Bettie privat

Foto: Bettie privat

Vertage diese Weihnachtserklärnummer erst mal auf ein paar Jahre und freue mich für einen Sohn der in ein paar Tagen den Weihnachtsmann in der KITA sehen wird.
Und bin begeistert von dem ganzen Weihnachtszauber, der damit einhergeht, auch wenn man das hier ein bisschen anders nennt.

Tür 11 – Weihnachten im Sommer

Heute weht eine Frische Brise durch den Adventskalender. Carola betreibt den gleichnamigen Blog, und ich freue mich sehr, sie heute hier anmoderieren zu dürfen. Carola ist Berlinerin und lebt mit ihrer Familie in Hamburg. Toll dekorierte Tische, Rezepte, immer wieder Meer, Ausflugstipps, Kreatives und Geschichten rund um Carolas Familie erwarten euch auf „Frische Brise“. Carola selbst bleibt für immer in meinem Herzen, weil sie mir nach meiner Sanddorn-Krise ein Care-Paket aus ihrem Kühlungsborn-Urlaub geschickt hat, gefüllt mit Sanddornprodukten und einer ganz herzliche Karte, die ich noch immer im Arbeitszimmer stehen habe. Viel Spaß uns allen mit ihrem sommerlichen Weihnachtsbericht!

Weihnachten mitten im Sommer?! In meiner Kindheit habe ich es erlebt.
In der DDR wurden den Familien ihre Urlaubsplätze zugeteilt. Viele Betriebe unterhielten Ferienheime für ihre Angestellten. Meine Mutter arbeitete in der „Akademie der Wissenschaften“ in
Berlin. Über den Betrieb bekamen wir die Möglichkeit, in den Sommerferien ein paar Jahre hintereinander Urlaub im Erzgebirge zu machen.

Das Ferienheim befand sich in einem kleinen Ort namens Deutschneudorf direkt an der Grenze zu Tchechien. Den schlichten Speisesaal der Einrichtung sehe ich immernoch vor mir. Es waren viele Familien mit Kindern anwesend, an Beschäftigung hat es uns Kindern nicht gemangelt. Direkt hinter dem Haus waren Wiesen und ein Spielplatz. Ich erinnere mich außerdem an viele Wanderungen mit meinen Eltern, an dichte Wälder und faszinierende Höhlen, große Talsperren und urige Museumsdörfer.

Der Nachbarort war Seiffen, bekannt als Kurort und sogenanntes Spielzeugdorf. Das Spielzeugmuseum dort besuchten wir jedes Jahr. Ich liebte es, mir die alten großen Puppenhäuser mit den vielen kleinen Details anzuschauen. Warum ein Urlaubsplatz im Erzgebirge toll für uns war, lässt sich wohl mit unser aller Liebe zur erzgebirgischen Volkskunst erklären.

Besonders meine Mutter war begeistert von Pyramiden, Nussknackern, Engeln und Räuchermännchen. Was diese Liebe allerdings erschwerte, war die Tatsache, dass es in der DDR diese geschnitzten Schätze nur sehr selten zu kaufen gab. Als Devisenbringer wurden sie in den Westen verkauft. Und wenn es sie zu kaufen gab, waren sie sehr teuer. Bei einem Monatsverdienst von 700 bis 900 DDR-Mark war eine große hölzerne Pyramide für 120 Mark nahezu unerschwinglich.

Wir sind damals in unseren Sommerurlauben oft ziemlich früh aufgestanden, denn die Schauwerkstatt in Seiffen öffnete schon morgens ihre Türen. In der Schauwerkstatt konnte man Menschen dabei zusehen, wie sie die kringeligen Tannenbäumchen schnitzten, knurrige Nussknacker und liebliche Engel bemalten oder die berühmten Reifentiere herstellten. Dazu wird an der Drechselbank ein Reifen aus Holz mit verschiedenen Werkzeugen bearbeitet. Große Holzspäne fliegen dabei durch die Luft. Nach einer ganzen Weile sieht der Reifen aus wie ein Baumkuchenring mit verschieden hohen Rillen. Die große Überraschung entsteht, wenn dann von dem Holzreifen schmale Scheibchen abgehauen werden. Dann ist im Profil ein Tier zu erkennen, das mit dem Schnitzmesser seine endgültige Form erhält. Für mich als Kind war das ein unglaublicher Zauber!

Der wahre Grund, warum wir uns jeden Tag vor der Schauwerkstatt einfanden, verbarg sich hinter einem Schalter gleich hinter der Eingangstür. Wir waren nicht die einzigen Besucher, die sich in der langen Warteschlange in Geduld üben mussten. Wenn schließlich geöffnet wurde, sprach sich die Tagesneuigkeit schnell rum: „Heute gibt es Räuchermännchen!“ Dieser kleine Werksverkauf war die Chance, an die berühmte Handwerkskunst heranzukommen. Pro Familie gab es nur ein Teil. Wir wussten nie, was es zu kaufen gab. Manchmal gab es an mehreren Tagen hintereinander dieselben Stücke. Irgendwann hatten wir von jeder Sorte schon etwas und kauften nichts. Damit wir dann nicht umsonst hingefahren waren, drehten wir jedes Mal eine kleine Runde durch die Schauwerkstatt.

Wenn einmal die Schlange besonders lang war, vertrieben wir Kinder uns auch alleine die Zeit mit dem Zuschauen an den Werkbänken. Wir fühlten uns dort richtig heimisch. Wir konnten davon gar nicht genug bekommen. Der heimelige Geruch von Harz, frischem Holz und Farbe steigt mir heute noch in die Nase. Einmal bekam ich ein eigenes kleines Schnitzset bestehend aus einem kleinen Reifenstück und mehreren Tierscheibchen geschenkt. So einfach, wie es bei den Schnitzern in der Schauwerkstatt aussah, war es aber gar nicht. Mein Pferdchen hatte ganz dünne Beinchen und es war insgesamt etwas plump.

Am Ende unseres Urlaubes im Erzgebirge stand vor der Heimfahrt nach Berlin immer das Packen des Kofferraums. Der Platz im Trabant war sehr begrenzt. Tetrisartig wurden Taschen, Koffer und die weißen Schachteln mit der kostbaren Erzgebirgskunst hin- und hergeräumt, bis sich die Kofferraumklappe schließen ließ. So wuchs unsere Sammlung an erzgebirgischen Figuren jeden Sommer an. Und in der Adventszeit erinnerten wir uns an unseren Sommerurlaub und die fleißigen Menschen in der Weihnachtswerkstatt im Erzgebirge.

Foto: Carola privat

Foto: Carola privat

Tür 10 – Geschenke aus Pieschen Teil II

Tür 10 – Geschenke aus Pieschen Teil II

(Dieser Beitrag enthält Werbung)

Hirschel Cosmetic, auf der Bürgerstraße 59 im Herzen von Dresden Pieschen gelegen startete 2006 als Onlineshop für Parfumerie und Naturkosmetik. Seit 2010 gibt es auch das Ladengeschäft und dort kann Mann und Frau nicht nur etablierte Marken shoppen, sondern auch Raritäten wie Ostprodukte (wer sich noch an „Action“ & Co erinnert), Retrodüfte, Raumdüfte, Saunabedarf, Kosmetikgeschenke und vieles mehr. Das kleine Lädchen ist eine echte Perle!IMG_0063 IMG_0068 IMG_0072

Hin kommt ihr mit der Straßenbahn Linie 13, Haltestelle „Rathaus Pieschen“ oder der Straßenbahn Linie 4 und 9, Haltestelle „Altpieschen, ElbCenter“. Geöffnet ist Mo – Do :10.00 – 16.00 Uhr und Freitags: 10.00 – 15.00 Uhr. IMG_0065

Außer dem Onlineshop und der Möglichkeit, die Produkte vorort in Pieschen zu testen und zu kaufen, bieten Sven und Frank-Leo Hirschel besonders den Dresdnern noch weitere Möglichkeiten: Man kann die Produkte im Onlineshop oder telefonisch bestellen und kostenfrei und ohne Aufpreis im Stadtgebiet Dresden, Heidenau, Bannewitz, Freital und Radebeul/Coswig von den Betreibern Sven und Frank-Leo Hirschel selbst liefern lassen. Auf der Facebook-Seite von Hirschel Cosmetic erwarten euch zusätzlich regelmäßig Rabattaktionen und Gewinnspiele. Unbedingt abonnieren!

Für die Nieselpriem-Leser hat Sven Hirschel eine Überraschungstüte voller veganer Kosmetikprodukte vom Label „GO&HOME“ gepackt und ich freue mich, diese unter euch verlosen zu dürfen. Unser heutiges Geschenk aus Pieschen!IMG_0166

Um die Überraschungstüte zu gewinnen, musst du achtzehn Jahre alt sein (älter ist durchaus erlaubt). Schreib bitte eine Mail mit Betreff „Hirschel“ an nieselpriem.blog@gmail.com. Der Gewinner wird am 13.12.2015 ausgelost und per eMail informiert. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, eine Barauszahlung ist ausgeschlossen. Viel Glück!

 

 

Tür 9 – ver-Hexhex-te Weihnachtsmarktidylle

Rückblende: Inmitten des trubeligen #blomm 2015 saß eine Frau mit einem ganz kleinen Baby auf dem Arm, einem Wuselkind zwischen den Beinen und einem glücklichen, geduldigen Madonnenlächeln im Gesicht: Vivian von Hexhex 2.0. Und so nett wie dieses erste Bild war, das ich von ihr immer noch vor Augen habe, ist ihr Blog. Ich liebe die Kindermund-Zitate und schüttele ungläubig den Kopf, wenn sie mal wieder irgendwas „schnell Zusammengenähtes“ für ihr großes oder ihr kleines F zeigt (was das bedeutet, werdet ihr beim Lesen wissen). Dabei ist sie völlig unprätentiös und hat einen feinen Sinn für Humor. Ich freue mich schon sehr auf ein Wiedersehen mit Vivi und den beiden F´s in 2016. Und nun: Türchen auf für Vivi!

Ich weiß ja nicht, wie es bei Rike in Pieschen ist. Bei uns in Berlin singt und blinkt im Advent die ganze Stadt rhythmisch im Viervierteltakt und sowohl jeder Einheimische als auch jeder Touri kommt auf seine Weihnachtsmarktkosten. Gendarmenmarkt mit selbstgeklöppelten Feinstrumpfhosen, Nostalgie am Opernpalais mit mundgeblasenen Nussknackern oder Riesenrad und „Wer hat noch kein Los?“ auf dem Alexanderplatz. Da Kinder in aller Regel nicht von Bienenwachskerzen, Blütenkochkurs und Seifenkunst in ruhiger Atmosphäre zwischen einer Handvoll Rentnern und verliebten Pärchen zu begeistern sind, schrumpft die Auswahl der familientauglichen Weihnachtsmärkte bedenklich. Auf einen, um genau zu sein. Der ganz normale fiktive Weihnachtsmarktwahnsinn, wie er also genau so oder so ähnlich stattgefunden haben könnte: (Ähnlichkeiten mit existierenden Personen sind durchaus beabsichtigt und nicht zufällig)

Ich mag keine Menschen.

Wobei, grundsätzlich mag ich Menschen schon, aber nicht, wenn es viele auf einem Haufen sind. Überfüllte Flughäfen, Einkaufscenter an Adventssamstagen oder den Möbelschweden an einem normalen Wochenende versuche ich zu vermeiden, um keine Schnappatmung zu bekommen.

Es versteht sich also von selbst, dass es kaum einen Ort gibt, der mich mehr stresst, als der Weihnachtsmarkt. Aber nicht hingehen kann man ja auch nicht, ist schließlich nur zu einer Zeit im Jahr. Jedenfalls wird aus Wir-gehen-über-den-Weihnachtsmarkt meist ein lauwarmer Glühweinfleck auf dem weißen Wintermantel und ein leeres Brötchen mit Ketchup in der Hand, in dem vor dem Anrempeln eben noch eine Bratwurst steckte.

Mit Kind gewinnt der Weihnachtsmarktbesuch nochmal extrem an Qualität. Mit dem Monatsbudget von 50€ auf den Markt zu gehen, ist ein dringlichst zu vermeidender Anfängerfehler! Man ist noch nicht ganz unter dem Willkommensschild durchgelaufen, schon warten gefüllte Heliumrudolphs auf ihre Adoption. Das schulterngezuckte „Ach komm, ist ja Weihnachten“ kostet im Schnitt 8€. Wenige Meter weiter der Stand mit Zuckerwatte, „Darf ich? Büüütteeee“. Mütterlich-logische Argumentationsketten, die die Wörter „Zucker“, „Karius und Baktus“ und „eklig“ enthalten, werden gekonnt abgewehrt von einem aus Shrek bekannten katergleichen Augenaufschlag. Plinker Plinker. Nach 20min in der Zuckerwattenschlange und 3€ weniger stellt das Kind nach dem ersten Abbeißen fest: Es mag eigentlich gar keine Zuckerwatte. Jackpot!

Auf der Suche nach dem nächsten Mülleimer mit freien Kapazitäten rauscht die „Wilde Maus“ an uns vorbei, direkt dahinter wie von der Tarantel gestochen das Kind. Dann heißt es schnell sein! Weil Anleinen verboten ist, man sein Kind auf einem Weihnachtsmarkt aber besser nicht aus den Augen verlieren sollte, rennt man hinterher, verursacht ein paar Glühweinflecken und fliegende Bratwürste (sorry!), um dann das Kind schon mit den Fahrchips in der Hand am Kartenhäuschen stehen und nur noch auf das Geld warten zu sehen. 1 Fahrt 2,50€, 5 Fahrten 10€. Während sich das Kind die nächste Viertelstunde in der Wilden Maus vergnügt, trete ich frierend auf der Stelle und suche den Markt mit den Augen nach dem nächsten Glühweinstand ab. Ein Auge ist natürlich immer bei der Wilden Maus und winkt.

Glühwein finde ich auf die Schnelle keinen, wohl aber den Stand mit gebrannten Mandeln. Die Weintrauben am Stiel zum Preis von schokolierten Goldkugeln und eine straußeneigroße Marzipankartoffel später, fällt dem Kind ein, es könne ganz dringend so ein buntes Rad am Stock mit Zuckerperlen gebrauchen. Das rolle so lustig und Glöckchen habe es auch. So ein schönes Andenken! Wenige gerollte Meter später bricht der Stiel des lustigen Rades ab. Plinker Plinker. Das Kind kann nach eigener Aussage nun „keinen Schritt mehr laufen“ und muss auf Papas Schultern. Ich frage, ob es von da oben einen Stand mit Glühwein sehen könne. „Brühwein?! Hä?!“.  Während wir uns durch das Gedrängel wursten, hebe ich reisegruppenmäßig einen Arm, damit die Familie hinterkommt. Stelle fest, 168cm sind nicht die ideale Weihnachtsmarktgröße. Das Kind sagt, auf 2m Höhe sei es sehr komfortabel. Papa bestätigt seine Anwesenheit mit einem Grunzen .

Auf dem Weg zum Glühwein kommen wir an einem Kettenkarussell vorbei. „Jaaaa, Juhuuu, das wollte ich schon IMMER mal ausprobieren! Aber ich trau mich nicht alleine. Kommst du bittebitte mit, Mama?“. 6€ später sind wir wieder mittendrin im Weihnachtsmarktgetümmel und lassen uns mit vernachlässigbarem Eigenantrieb vorwärts schieben. Und dann: ein Schild! Wo es einen halben Meter Bratwurst gibt, gibt es mit Sicherheit auch etwas zu trinken. Auf 3 verlassen wir die Menschenmasse und finden uns am Glühweinstand ein. 2 Glühwein und ein Kinderpunsch inklusive Tassenpfand 18€, und da ist noch nicht mal Schuss dabei. Die Ausgaben liegen bei 50 und einem zusammengekratzen Euro aus Restbeständen Hartgeld. In der Hoffnung, keine Parkgebühr bezahlen zu müssen, kämpfen wir uns entgegen der Schieberichtung durch die Lawine aus blinkenden Plastikgeweihen und singenden Weihnachtsmannmützen zurück zum Ausgang an den Ständen vorbei: Jingle Bells Jingle Bells, Ooooo duuuuu fröööööhlicheeehee, Stiihiille Naaacht, Last Christmas I gave you… Boah, draußen!

Am Auto angekommen, setzen wir uns rein, schnallen uns an und bleiben einen Moment lang einfach sitzen und atmen. Zwischen uns der stille Vorsatz, 12 Monate keinen Weihnachtsmarkt mehr zu besuchen… Und nächstes Jahr gibt’s keine Zuckerwatte, dafür aber ein Kind mehr. Hohoho…

Tür 8 – Der Weihnachtsmann ist nicht echt!

Tanja schreibt auf Tafjora-einmal Frankreich und zurück über ihre Zeit als Expat-Familie und ihr Familienleben. Heute haben ihre Kinder hier das Wort bei mir. Ich freue mich sehr darüber und wünsche uns allen viel Vergnügen!

Auf seinem eigenen Blog, da kann man ja schreiben was und wie man will. Dem es gefällt, der kommt wieder und wem nicht der zieht eben weiter. Für einen fremden Blog, da ist das dann gar nicht mehr so einfach. Über was soll man schreiben und wie? Lieber lustig, ironisch oder doch eher sachlich, besinnlich oder ganz was anderes? Und wenn man dann schon mal für einen Blog schreiben darf, den man selber so toll findet, dann ist das eine echte Ehre und man will es einfach auch nicht verbocken. Drum habe ich es mir dieses Mal ein bisschen leichter gemacht. Ich schreibe meinen Gastartikel nicht ohne Hilfe und die Hilfe habe ich mir von meinen Kindern geholt.

Mein Löwenjunge ist 6 Jahre alt und sein kleiner Bruder, das Winterkind, wird noch im Dezember 3. Ich habe ihnen ein paar Fragen zur Adventszeit, dem Nikolaus und natürlich zu Weihnachten gestellt. Viel Spass.

Ich: Löwenjunge, Winterkind, erklärt doch mal unserem neuesten Familienmitglied, (unsere 6 Monate alte Hündin Lana) was das schönste im Advent ist!

Löwenjunge: Da hat man endlich wieder Zeit zu knuffeln.tafjora3

Ich: Knuffeln?

Löwenjunge: Ja, im Sommer hat man nicht so viel Zeit zu knuffeln, weil da muss man draußen spielen, schwimmen gehen, Eis essen. Im Winter, wenn Advent ist, da ist es schon so schnell dunkel draußen, also hat man mehr Zeit zu knuffeln.

Winterkind: Knuffeln!!!!!

Ich: Ok. Und was noch?

Löwenjunge: Dass ich da so einen tollen Adventskalender an der Kordel bekomme und jeden Tag eine Tüte Überraschung aufmachen darf!

Winterkind: Scho-Ko-Laaa-de.

Ich: Gut! Was ist mit Nikolaus?

Löwenjunge: Der war vor langer, langer Zeit mal Bischof.

Winterkind: Ist der schon 600.000 Jahre tot?

Löwenjunge: Na ja, vielleicht auch länger. Aber er kommt jedes Jahr wieder, immer in der Nacht nach Onkel T.´s Geburtstag. Man muss seine Schuhe putzen und vor die Türe stellen. Dann hält er an und steckt was aus dem großen schweren Sack in unsere Schuhe.

Winterkind: Schokolade?Tafjora2

Löwenjunge: Ne, Du kriegst bestimmt Vitamine.

Winterkind: (heulend): Ich will aber keine Vitamine!

Löwenjunge: Ob er wohl auch Hundeleckerli für Lana bringt? Sie hat doch keine Schuhe?

Ich: Nein, die macht nur unsere Schuhe kaputt.

Löwenjunge: Lana, wenn Du die Schuhe immer kaputt machst, brauchst Du auch nicht sauer sein, wenn der Nikolaus Dir keine Leckerli mitbringt. Mama, wenn Lana den Nikolaus sieht, dann wird sie doch sicher bellen, oder? Dann renne ich ganz schnell runter und sehe ihn doch mal endlich, haha dann haben wir ihn aber mal ausgetrickst, oder weiß der etwa, dass wir jetzt die Lana haben????

Winterkind: Scho-Ko-Laaa-de?

Ich: Und was ist Weihnachten?

Löwenjunge: Das ist das tollste Fest im ganzen Jahr. Wir kaufen einen großen Tannenbaum und schmücken ihn mit vielen Kugeln.

Winterkind: Und mit Lichterketten.

Löwenjunge: Ja, die auch. Und dann kommt das Christkind. Das hat Geburtstag und bringt viele Geschenke und legt es unter den Baum.

Winterkind: Ein Feuerwehrauto auch?

Löwenjunge: Na, mal sehen, vielleicht.

Winterkind: Oh ja, ich will ein Feuerwehrauto! Ein rotes. Und groß. Und Schokolade.

Löwenjunge: Das Christkind hat ein Glöckchen und wenn es wieder wegfliegt, dann klingelt es. Aber vielleicht hat das Christkind auch Angst vor Hunden, das wäre dann schon echt doof. Ach ja und ich darf an Weihnachten einen Hirtenjungen in der Kirche spielen und muss 3 Sätze sagen. Eigentlich wollte ich ja eh nur in den Kinderchor, damit ich da auch mal mitspielen darf. Die anderen Kinder wollen alle nicht so viel reden wie ich, darum darf ich gleich 3 Sätze sagen.

Ich: Manche Menschen reden ja vom Weihnachtsmann. Wer ist denn dann der Weihnachtsmann?

Löwenjunge: Na Hallo, das ist doch einfach. Das ist nur der verkleidete Mann vor dem Kaufhaus. Die gibt’s in ganz viel. Die spielen das aber auch nur wie ich den Hirten.

Winterkind: Ja, der stand am Samstag vor dem Baumarkt und hat Geld gesammelt für die armen Kinder. Ich habe einen Kinderpunsch bekommen von ihm. Keine Schokolade.

 

In diesem Sinne, eine schöne Vorweihnachtszeit für Euch und hoffentlich genug Schokolade für alle.

 

Gros Bisous,

Eure Tanja

Foto: Tanja privat

 

 

Tür 7 – Schwedische Weihnachtsbäume made in GDR

Gretel ist der kreative Kopf hinter Living4Family und meine Freundin. Ihre Wohnung ist wie eine jahreszeitlich dekorierte märchenhaft-romantische Interior-Ausstellung, die mich jedesmal in grenzenlose und lautsarke Verzückung versetzt. Selbermachen, Garten, Wohnen und Deko sind ihre Herzensthemen. Wir teilen eine leidenschaftliche Liebe zu Sahnecremetorten, Mohn-Marzipan-Gebäcken und allem, wo Baiser drauf ist. Gretel braucht man nicht zu fragen, ob sie noch ein zweites Stück Kuchen will, sie isst mit Genuss auch ein drittes. Eine Frau, die niemals auf Diät ist. Ich liebe sie dafür sehr. Und für vieles andere. Heute für diesen Beitrag.

Guten Tag,

ich will es gleich sagen, ich bin hier nur der Lückenfüller, denn ich passe nicht so recht ins Portfolio.

Meine Kinder sind groß. Man mag mich bedauern, ich ziehe es vor, mir zu gratulieren.

Zum Backen schicke ich sie zu den Großeltern, gebastelt wird nur noch in geringem Maße, als Nikolausgabe bekamen sie Karten fürs Mark Forster Konzert. Sie haben sich gefreut, aber bestimmt nicht so sehr wie ich. Es ist eine neue Qualität des Schenkens, wenn man sich selbst was Gutes tut dabei. Konzert war ne super Idee.

Ich habs nicht so mit Blogparadenrummel. Aber Rike ist meine beste Freundin und 24 Tage sind eine lange Zeit. Also mache ich mit bei ihrem Adventskalender.

Schwedisch ?

Vor mehr als 25 Jahren wusste man im garantiert westmedienfreien Tal der Ahnungslosen wahrscheinlich gerade einmal, wo Schweden auf der Landkarte lag. (Und wenn nicht, war es auch nicht schlimm, denn andere Länder hatten Priorität).

Immerhin war Schweden ein lieber Feind, zumindest als der Sozialdemokrat Olof Palme regierte.

Nach Schweden reisen konnte man natürlich nicht.

Meine Mutter arbeitete dazumal bei den Staatlichen Kunstsammlungen und war von relativ offenen Mitmenschen umgeben, da die Kunstschätze Dresdens in der gesamten Welt gern gesehen waren.

Als der Betriebstischler in den Restaurationswerkstätten den Rahmen der Sixtinischen Madonna gerade fertig ausgebessert hatte, blieb noch ein wenig volkseigene Zeit übrig und er machte sich daran, schwedische Weihnachtsbäume aus volkseigenem Holz zu basteln.

Woher er seine Inspiration bekam? Keine Ahnung. Aber die Dinger waren natürlich der Renner und sicherlich hatte mindestens jeder 2. Kollege nun nicht nur erzgebirgische Volkskunst im Wohnzimmer, sondern was „echt“ Schwedisches. Und der Tischler dafür paar echte Mark der DDR mehr auf dem Konto.

Jedenfalls liebte auch ich das Teil heiß und innig, ob nun schwedisch oder nicht.

Glücklicherweise hat er viele Umzüge im Keller von Muttern überlebt und nun steht er jedes Jahr bei uns im Fenster.

Ursprünglich war er knallrot, in diesem Jahr habe ich ihn weiß gepinselt.

Mein schwedischer Weihnachtsbaum made in GDR:Gretel

Tür 6 – Geschenke aus Pieschen Teil I

Tür 6 – Geschenke aus Pieschen Teil I

(Dieser Beitrag enthält Werbung)

Ich nehme euch heute mit ins „Petit Frank“. Bürgerstraße 14, im Herzen von Pieschen. Nur eine französische Fahne und ein Restaurantschild weisen darauf hin, dass sich dort hinter dieser Tür ein wahrer Gourmettempel verbirgt. Draußen brettert die Linie 13 vorbei, aber kaum ist man im Hausflur, wird man von einem ganz anderen Flair umhüllt. Steigt man dann hinab ins Gewölbe, ist selbst vom Straßenlärm nichts mehr zu hören. Von Alltag zu Romantik in Nullkommanichts. Ein Kleinod, zauberhaft und geschmackvoll bis in jede kleinste Gewölbenische eingerichtet und dekoriert. Durch das Fehlen von Tageslicht im Kellergewölbe wird das Restaurant selbst zur Mittagzeit durch perfekt inszenierte Beleuchtung in ein schmeichelndes Licht gehüllt und vermittelt einem das Gefühl, an einem ganz und gar zauberhaften Ort zu sein. Hier residiert seit zwölf Jahren der „kleine Frank“ mit seinem Team und verwöhnt seine Gäste. Die Urkunden und Auszeichnungen an den Wänden machen klar, hier wird auf ganz hohem Level gekocht. Aber statt eines schnöseligen Maître dhôtel, der sich vielleicht den Umständen angepasst Francois nennt, wird man von einem kumpelhaften, lustigen und durch und durch sympathischen Gastwirt empfangen, bei dem man sich sofort wie zu Gast bei Freunden fühlt.

Wir unterhalten uns.

Rike: „Wenn man das erste Mal hier ist, kommt man nicht umhin, die ganzen Preise zu bemerken, die deine Wände pflastern. Welche Auszeichnung bedeutet dir am meisten?“

Frank: „Am meisten gefreut hat uns der erste Platz im „Augusto“, in der Rubrik „Feine Küche“. Das ist ein Preis, den die Leser der Sächsischen Zeitung vergeben. Da kommt kein Restaurantkritiker, das weiß man auch nicht ein halbes Jahr vorher, nein, da voten echte Gäste ihre Lieblingsrestaurants. Wir wussten nicht mal, dass wir nominiert waren. Der Gewinn bedeutet uns sehr viel!“

Rike: „Aber ihr seht euch eigentlich nicht als ein Gourmetrestaurant, hast du mir erzählt.“

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Auszug aus der aktuellen Karte

Frank: „Nein, ich sage immer, wir bieten Länderküche an. Das, was man sich unter französischer Küche vorstellt, haben wir im Programm. Die Klassiker wie Foie gras, Froschschenkel, Schnecken, Champagner, das kann man immer bei uns bestellen. Aber parallel dazu kochen wir eine regelmäßig wechselnde Karte mit modernen Gerichten.“

Rike: „Ich durfte in die neue Karte lunschen. Ich kriege direkt einen Riesenhunger! Aber eine Kinderkarte findet man weit und breit nicht bei dir. Wenn ich mit meiner Familie zu dir komme, was kochst du dann meinem Zweijährigen?“

Frank: „Zu uns kommt man nicht, um mal schnell innerhalb von vierzig Minuten ein Schnitzel mit Pommes zu essen. Unsere Gäste sitzen zwei, drei Stunden und länger und genießen eine Menüfolge von vier, fünf, sieben Gängen. Ich denke immer, das ist eigentlich nichts für Kinder. Wer will schon drei Stunden still sitzen, wenn er vier Jahre alt ist! Deshalb ist jedes Kind ein kleiner König bei uns. Ich frage die Kinder, was denn ihr Lieblingsessen ist und worauf sie  heute Appetit haben. Unsere Küche ist darauf eingestellt und bisher konnten wir auch unsere kleinen Gäste kulinarisch glücklich machen. Wir haben Familien, die kommen schon seit vielen Jahren regelmäßig mehrmals im Jahr zu uns, man sieht die Kinder groß werden und freut sich natürlich, wenn so ein Steppke freudestrahlend an der Küchentür steht und ruft: „Und? Was kochst du heute für mich?`“

Rike: „Das klingt super! Super finde ich hier auch die Gestaltung. Jede noch so kleine Ecke ist liebevoll dekoriert. Ich habe sogar vorhin eure Toiletten fotografiert, weil selbst dieses Örtchen über die Maßen geschmackvoll eingerichtet ist! Und euer Garten ist ein Traum!“

Frank: (lacht) „Ich gebe das Kompliment gern an meine Frau weiter.“

Rike: „Apropos. Du hast zwei Kinder und bist selbständig. Wie klappt das bei euch mit der vielzitierten Vereinbarkeit von Familie und Karriere?“

Frank: „Wir teilen uns auf, anders geht es nicht. Ich genieße morgens die Zeit mit meinen Kindern. Wir frühstücken gemeinsam, danach bringe ich sie zur Schule. Währenddessen ist meine Frau hier im Restaurant und kümmert sich um das Ambiente des Lokals, den Garten. Ab mittags dann ist sie zu Hause bei den Kindern und ich bin hier oder mache Besorgungen fürs Restaurant. Von Anfang an haben wir Sonntag/ Montag geschlossen. Der Sonntag gehört meiner Familie. Und auch wenn ich selbst am Montag natürlich arbeiten muss, selbst wenn das Restaurant für Gäste geschlossen ist, so will ich doch, dass meine Angestellten feste freie Tage in der Woche haben. Das ist nicht unbedingt üblich für die Gastronomie.“

Rike: „Wie verbringt ihr Weihnachten? Und was gibt’s zu essen in der Familie?“

Frank: „Bei uns trifft sich die ganze Familie am Heiligabend. Schon mittags gibt’s Kapaun mit Rotkraut und Klößen. Mein Vater kocht, der ist zwar nicht Koch, aber das hat bei uns Tradition. Abend gibt’s Kartoffelsalat und Würstchen, dann also klassisch sächsisch. An den Feiertagen haben wir hier geöffnet. Ich freue mich aber auch auf unsere Weihnachtsgäste im Restaurant. Wir haben uns ein tolles Menü ausgedacht. Und auch Silvester sind wir hier. Es wird keine große Party mit Programm und Genalle geben, sondern als Jahresabschluss einen Abend mit 7-Gang-Menü in entspannter Athmosphäre bis circa dreiundzwanzig Uhr. Dann bleibt noch genügend Zeit für die Gäste, zur Elbe runter zu spazieren um das Feuerwerk anzusehen. Oder mit dem Taxi in die Innenstadt. “

Rike: „Du wichtelst heute für uns. Was versteckt sich in Türchen Nummer sechs?“

FranK: „Ein Candle-Light Dinner für zwei Personen.“

Rike: „Oh wow! Danke, darüber würde ich mich auch freuen. Danke auch für das überaus nette Gespräch und wir sehen uns bald wieder. Zum Essen!“

der Kleine Frank und die noch kleinere Rike

der Kleine Frank und die noch kleinere Rike

Hier einige Impresionen für euch:

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Petit Frank

Bürgerstraße 14

01127 Dresden

Geöffnet Dienstag- Samstag ab 17:00 Uhr

Um Reservierung wird gebeten, telefonisch unter 0351 8211900 oder via:

http://www.petitfrank.de

Wer sich mit den Augen Appetit holen möchte, dem sei unbedingt empfohlen, „Petit Frank“ auf Facebook und über Instagram zu folgen!

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Um den Gutschein zu gewinnen, musst du achtzehn Jahre alt sein (älter ist durchaus erlaubt). Schreib bitte eine Mail mit Betreff „Petit Frank“ an nieselpriem.blog@gmail.com. Der Gewinner wird nach dem 10.12. ausgelost und per eMail informiert. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, eine Barauszahlung ist ausgeschlossen. Viel Glück!IMG_0105

Tür 5 – ein Familienbetrieb auf der Wurstwiese

Heute schreibt Christian vom Blog Familienbetrieb über traditionelles Weihnachtsessen. Über den Autor und den Familienbetrieb braucht man eigentlich keine Worte mehr zu verlieren. Es wurde alles schon gesagt, geschrieben und keine noch so blumige Eloge wird ihm wirklich gerecht. Der Typ ist einfach nur der Knaller, oder? Ich wünsche mir und euch viel Spaß!

 

Essenstraditionen spielen an Weihnachten seit jeher eine große Rolle. Die einen mögen es gerne aufwändig und tischen Gans mit Knödeln und Rotkraut auf, andere bevorzugen es eher einfach und begnügen sich mit Kartoffelsalat und Würstchen, die am Weihnachtsbaum verzehrt werden. Als Nachtisch gibt es dann noch Eis oder Pudding und später wollen dann noch der Christstollen und die vier Wochen alten Weihnachtsplätzchen verdrückt werden.

Aber egal, was zum Wiegenfest des Jesuskindes serviert wird, es geschieht in Mengen, die nicht mehr als haushaltsüblich bezeichnet werden können. So kommt ein 4-Personen-Haushalt über die weihnachtlichen Feiertage gerne mal auf eine Kalorienzufuhr eines 9-köpfigen Tour de France-Teams – und zwar während der gesamten 21-tägigen Rundfahrt.

Möglicherweise ist es ein abendländischer Brauch, an Weihnachten durch Sodbrennen, Verstopfung und Magenschmerzen, das Leid und die Beschwerlichkeit nachzuempfinden, die Maria, Josef und das Jesuskind ertragen mussten, als sie im Stall zu Bethlehem vor sich hin darbten. Eventuell ist diese maßlose feiertägliche Völlerei aber auch durch die Innung der Änderungsschneider sowie die Lobby der Diät- und Fitnessindustrie gesteuert, die immer zu Jahresanfang Millionen- wenn nicht gar Milliardengeschäfte machen.

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Auch bei uns Zuhause gab es früher ein traditionelles Weihnachtsessen: Nudelauflauf mit Tomatensauce. Als ich ein kleiner Junge war, gehörte dieses Gericht zu Heiligabend wie der Weihnachtsbaum, das rote Kleid, das meine Mutter jedes Jahr trug, oder die Modelleisenbahn, die mein Vater in mühevoller Kleinarbeit aufbaute und sich dann darüber aufregte, dass mein Bruder und ich nach fünf Minuten, der monoton ständig im Kreis fahrenden Zügen überdrüssig wurden und uns lieber den Weihnachtsgeschenken zuwandten.

Für Außenstehende wirkte unser Weihnachtsmahl oft etwas befremdlich, denn mit Sahnesauce übergossene und mit Edamer überbackene Nudeln haben doch so gar nichts Feierliches und Festliches an sich. Neben den kulinarischen Vorlieben meines Bruders und mir gab es sehr pragmatische Gründe für diese Essenswahl. Zum einen lässt sich Nudelauflauf gut vorbereiten, was meine Mutter immer in den frühen Morgenstunden des 24. Dezembers tat, wenn der Rest der Familie noch schlief – möglicherweise ihre entspanntesten Stunden an Heiligabend. Zum anderen ist so ein Nudelauflauf auch recht einfach fertigzustellen. Für den Fall, dass der elterliche Streit beim Christbaumschmücken – auch so eine frühere Tradition bei uns – einmal vollkommen aus dem Ruder gelaufen wäre und nicht einmal mehr UNO-Blauhelm-Truppen deeskalierend hätten eingreifen können, um die unterschiedlichen Ansichten ob des gerade Stehens des Weihnachtsbaumes sowie der optimalen Anordnung von Kerzen, Kugeln und Schmuck in der Tanne in einen Konsens zu überführen, wäre mein Bruder als der ältere von uns beiden auch als Grundschulkind in der Lage gewesen, die präparierte Auflaufform bei 200 Grad in den Ofen zu schieben und nach 20 Minuten wieder herauszuholen. Aber so weit kam es nie (Anm. der Red.: Die konfliktäre Darstellung unserer Weihnachtsvorbereitungen dient lediglich der literarischen Zuspitzung. Tatsächlich verliefen die Heiligabende bei uns immer in einer absolut friedlichen und beispielhaft harmonischen Atmosphäre, dass Weihnachtsfeiern in Bullerbü dagegen als von brutalstmöglichen Ausschreitungen begleitete Zusammenkünfte gewaltbereiter Hooligans gelten können.).

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Aber für einige Jahre brachen wir mit unserer kulinarischen Weihnachtstradition. Denn es begab sich zu der Zeit, dass der Zweitgeborene der Familie (sprich ich) verlangte, dass er das Weihnachtsmahl zubereitet. In meinem letzten Jahr im Kindergarten hatte ich dort nämlich an einem Kochkurs teilgenommen. Ein Teil meiner Erziehung zu einem modernen Mann, der weder Kelle noch Schürze scheut, womit meine Eltern außerdem sicherstellen wollten, dass ich in späteren Jahren, wenn ich das traute Heim – und die warme Küche – verlassen habe, nicht elendig verhungere.

Nun wollte ich meine neu erworbenen Kompetenzen in der Speisenzubereitung einem realitätsnahen Praxistest unterziehen. Auf der Stirn meiner Mutter bildete sich Angstschweiß von niagarafallartigem Ausmaß und sie fragte sich, warum sie mich unter Schmerzen zur Welt gebracht hatte, damit ich ein paar Jahre später zum Weihnachtsfest die gesamte Familie durch meine nur rudimentär ausgebildeten Kochkünsten mit einer Lebensmittelvergiftung ins Krankhaus schicke. Auch der Blick meines Vaters zeugte von tiefer Skepsis, malte er sich doch in aller Unerfreulichkeit aus, wie er nach einem infernalischen Kochfiasko seines Zweitgeborenen über die Weihnachtsfeiertage die gesamte Küche renovieren muss. Mein Bruder war gegenüber meinem Ansinnen hingegen indifferent, so lange es keine zusätzliche Arbeit für ihn bedeutete.

Meine Eltern beruhigten sich erst ein wenig, als ich verkündete, welches Gericht ich gedachte zu kredenzen: Fliegenpilze auf Wurstwiese. Dabei geht es nicht um die Zubereitung des giftigen Amanita muscarias, sondern um die dekorative Anordnung gekochter Eier und halber Tomaten unter Zuhilfenahme von Mayonnaise.

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Die Herstellung dieser auf der Wurstwiese gebetteten Fliegenpilze ist so einfach, dass sie selbst ein motorisch minderbegabtes Kind im Grundschulalter vor nicht allzu große Probleme stellt. Zunächst werden ein paar Eier hartgekocht, abgeschreckt und gepellt. Für die bessere Standhaftigkeit werden die dicken Enden der Eier gekappt. Anschließend werden Tomaten halbiert und die Kerne und das Fruchtfleisch mit einem Löffel entfernt. Die so ausgehöhlten Tomaten werden auf die Eierspitzen gestülpt. Mittels einer Tube Mayonnaise werden danach die Fliegenpilz-Punkte auf die zu Pilzhüten umfunktionierten Tomatenhälften appliziert. Zum Abschluss werden Wurstscheiben auf einem Teller oder einer Platte verteilt und die Eier-Tomaten-Fliegenpilze darauf drapiert. Für das vollendete Natur-Feeling kann auch noch Petersilie auf der wurstigen Wiese verteilt werden.

Selbstverständlich kann die Wurstwiese auch durch eine Käsewiese ersetzt werden. Oder durch eine vegane Wurstwiese. Aber im Westerwald der frühen 80er Jahre, wo ich aufwuchs, war Vegetarismus noch nicht besonders stark verbreitet. Von Veganismus ganz zu schweigen. Um ehrlich zu sein, ist die Ernährung des gemeinen Westerwälders bis heute stark carnivorisch geprägt.

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Nach ein paar Jahren verlor ich dann die Lust an den wurstwiesigen Fliegenpilzen und beendete meine Kochkarriere, bevor ich größeren Schaden anrichten konnte. Seither gab es bei meinen Eltern an Heiligabend wieder Nudelauflauf. Ganz traditionell. Aber ohne mütterliches rotes Kleid. Und ohne väterliche Modelleisenbahn. Er schmeckte aber trotzdem immer wieder gut.

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Das spätere Oberhaupt eines erfolgreichen Familienbetriebes bei früher Kinderarbeit und vollem lockigen Haar

 

Fliegenpilze auf Wurstwiese – Zutaten

  • Vier hartgekochte Eier
  • Zwei Tomaten
  • Eine Tube Mayonnaise
  • Wurstaufschnitt (oder Käseaufschnitt)
  • Petersilie (oder anderes Grünzeug)

Tür 4 – Weihnachtsgedanken am Kinderbett

Katharina lebt in der Schweiz und schreibt auf Mama hat jetzt keine Zeit. Wir haben uns zusammen gefunden, als ich für sie unter einem Pseudonym einen Gastartikel geschrieben habe. Dem folgte oder ging voraus ein sehr interessanter Mailverkehr. Wir teilen viele Erfahrungen, Ansichten und sie war mir vom ersten Moment an grundsympathisch! Auch, weil sie prinzipiell keinen Cent auf allgemein gängige Meinungen gibt und einfach ihr „Ding“ macht. Kein Thema ist ihr zu heikel, nichts zu politisch. Sie will es, sie macht es. Ich mag sie dafür sehr! Jetzt aber ging es um Weihnachten. Also mit Weihnachten braucht man Katharina nicht zu kommen. Sie ist der Grinch unter den Elternbloggern. Für uns hat sie trotzdem eine Weihnachtsgeschichte geschrieben und – typisch Katharina – ohne Streuseln, Glocken, Engelsgeläut. Dafür mit Tiefgang und Gänsehaut. Danke Katharina!

 

Es ist schon Monate her, dass mich die entzückende, herzensgute und wunderhübsche Rike von Nieselpriem (Anmerkung der Autorin: Katharina, darüber werden wir noch mal sprechen müssen!) gefragt hat, ob ich für sie eine Adventsgeschichte schreiben würde. Ausgerechnet ich!

Da damals noch viel Zeit blieb dachte ich, mir käme dann schon noch etwas in den Sinn und ich sagte zu. Jetzt habe ich den Schlamassel. Denn natürlich ist mir nichts Adventiges in den Sinn gekommen, was Weihnachtiges erst recht nicht. Ich mag ja Weihnachten überhaupt nicht. Aus Gründen.

Wobei, so richtig stimmt das auch wieder nicht. Es gab ein Jahr, da hätte ich mir ein richtiges Weihnachten gewünscht, und das war so:

Im Dezember 2009, genauer gesagt am 4. Dezember, kurz nach dem Mittagessen, blieb die Welt für den Bruchteil einer Sekunde stehen. Mein Sohn hörte auf zu atmen. Erst wenige Wochen alt, hatte er ein ALTE, einen lebensbedrohlichen Atemstillstand, auch Near SIDS genannt – und er überlebte.

Danach musste er zur Beobachtung und Diagnosestellung ins Kinderkrankenhaus. Die Details erspare ich Euch. Es war eine schlimme Zeit. Sein Vater und ich wussten lange nicht, was mit ihm los war und was man dagegen unternehmen konnte. Ich war dauernd müde, stundenlang am Milch pumpen oder Stillen, dazwischen döste ich mit dem Kleinen auf der Brust. In meiner Erinnerung weinte ich den ganzen Tag, wochenlang. Das Krankenhaus hetzte mir sogar einen Psychiater an den Hals, mit dem ich aber nicht sprechen wollte. Es war ja offensichtlich und bei den Umständen auch verständlich, dass ich unter einer postnatalen Depression litt.

Der Kleine war noch keine zwei Monate alt, aber er liebte die Lichter, das Glitzern der Dekorationen und die feinen Klänge der Spieluhr unseres kleinen Holzchristbäumchens, das wir im Krankenhaus für ihn aufgebaut hatten. Ich trauerte um Weihnachten und heulte hemmungslos. Ich sehnte mich nach dem Duft von Kerzen, angesengten Tannennadeln und mit Gewürznelken gespickten Orangen. All das wollte ich ihm zeigen, sogar nach den ungeliebten Weihnachtsliedern verzehrte ich mich und nach meiner Grossmutter, die zwei Jahre zuvor gestorben war und meinen Sohn nicht mehr kennen lernen durfte. Ihre Brezeln und ihr Beharren auf das Singen von Weihnachtsliedern durch die ganze Verwandtschaft. Alle hassten das Singen – und machten doch ihr zuliebe mit.

Plötzlich war Weihnachten gleich bedeutend mit einer Zeit, in der die Welt noch in Ordnung war. Einer Welt, in der Babys keine Geburtsfehler hatten, die sie am Atmen hinderten, und nicht über Weihnachten im Krankenhaus bleiben mussten. Einer Welt, die mit ihren sanften Lichtern und warmen Kerzchen so anders war, als die sterile Krankenhauswelt mit ihren Neonröhren an der Decke.

Ein paar Wochen lang vergass ich, wie sich das echte Weihnachten für mich als Kind angefühlt hatte, so dass ich mich Jahr für Jahr krank ins Bett legte, um nicht mitmachen zu müssen, und ich wünschte mir so sehr, den Kurzen das Weihnachten erleben lassen zu können, über das alle immer sprachen.

Mein Sohn wurde an Silvester 2009 aus dem Krankenhaus entlassen und am 1. Januar 2010 feierten wir mit ihm Weihnachten nach. Mit Kerzen, Glitzersternen, Keksen und Weihnachtsmusik – ganz wie es sich gehört!

So war das in dem einen Jahr, in dem ich Weihnachten hätte feiern wollen und nicht konnte.

 

Bärtiger Eierpunsch

„Ich will einen Eierpunsch! So einen wie Chevy Chase! Im Glasbechser mit Elchflügeln!“. Wenn der bärtige Mann diese Sätze von sich gibt, hat er schon einige Eierpunsche durchprobiert und hetzt mich vom Regen durchnässt über irgendeinen übervollen Weihnachtsmarkt.

Kein Eierpunsch wird seinen hohen Ansprüchen gerecht. Sie werden prinzipiell qualitativ nicht schlechter, je mehr man davon trinkt (den Effekt kennen einige vielleicht vom Heidelbeerglühwein aus´m Supermarkt für eins neunundneunzig), aber der Gaumenschmauß, ein wohliges Grunzen aus vom Branntwein verätzter und von süßer Sahne umschmeichelter Kehle will sich nicht einstellen.

Ich beobachte derlei Treiben mit einem Blick, wie man zum Beispiel Tiersendungen beobachtet, in denen von irgendwelchen Arten Kadaver gefleddert werden und im nächsten Moment kopuliert.

Ich trinke sowas nicht. Gott sei Dank trinke ich sowas nicht! Prinzipiell trinkt aber jeder, worauf er Durst hat. Das wusste schon der alte Hemmingway, und der kannte sich schließlich aus.

Aber ich bin involviert, mittelbar beeinträchtigt durch die Minderqualität der käuflich zu erwerbenden Eier-Branntwein-Zucker-Gemische. Denn ich muss mit und an jedem bekloppten Punschstand bleibt der arme Mann hoffnungsvoll stehen, legt das Familienvermögen auf den Tresen um dann doch nur enttäuscht aber tapfer („Hammer bezahlt!“) irgendein Gebräu runterzuschlürfen, während mir die Tentakel abfrieren und das Regenwasser in den Kragen läuft.

Es nützt nüscht. Die Mutti muss ran!

Nach unerquicklicher Internetrecherche habe ich ein Eierpunsch-Brainstorming mit meiner Nachbarin Manja abgehalten und das brachte die zündende Idee für „Original Bärtiger Eierpunsch“.

Und so gehts:

1 Flasche Eierlikör

1 Flasche Mangosaft

1/2 Flasche Orangensaft (nicht im Bild)

1 Dose Milchmädchen

Brauner Rum, Menge nach Geschmack (ich hab eine kleine Pulle genommen)

1 TL Zimt

… mit einem Schneebesen in einem großen Topf verrühren. Gegebenenfalls etwas erwärmen, damit die Zutaten  binden.IMG_0054Dann alles in Flaschen abfüllen und dabei eine Riesensauerei veranstalten.IMG_0055Nachdem man den Tisch und die Flaschen gesäubert hat, einen Anhänger lyrisch beschriften und dann verschenken.IMG_0056

Wohliges Grunzen und rote Wangen garantiert!

Nur die Chevy Chase Elch-Tasse kommt mir nicht ins Haus. Das geht entschieden zu weit. Danach folgen dann womöglich Rentierpullover als Weihnachtsgeschenk und ein beleuchteter Frosty auf´m Balkon!

 

 

 

 

Tür 3 – beschnäpselte Brunsli

Heute gibts ein Schweizer Plätzchenrezept mit reichlich Alkohol (man kann vermutlich alles an dem Rezept weglassen, nur den Kirschli nicht) , arrangiert von unserer Schweizer „Mutti auf Eis“ Mama on the Rocks.  Wenn ich an meinen persönlichen Jahresrückblick 2015 denke, sehe ich definitiv diese kleine herzliche Frau vor mir und höre ihren unnachahmlichen Dialekt. Und hoffe beim Scheiden des verbrauchten Jahres, dass das Neue uns wieder zusammenführen wird. Und irgendwie werde ich sogar beim Lesen schon ganz lustig! Beschickert!  Das Gutzi, das Brunsli, Kirschli. Falls ich jemals in die Schweiz auswandern sollte, wird aus mir vermutlich ein „Rikli“. Ich glaube, ich finde die Schweiz dufte. Dufti also. Spitzli!

 

Als Rike mich zu diesem Gastbeitrag eingeladen hat, meinte sie: «Text, Anekdote, Bastelanleitung, Rezept, ein selbstgesungenes Lied: Alles ist erlaubt!» Tja, selber schuld, Rike! Ich habe nämlich sehr sehr sehr lange überlegt, was ich denn Originelles zum tollen Nieselpriem-Blog beitragen könnte. Ich, so ne olle Schweizerin. HELVETIA, äh HEUREKA!

Wir Schweizer werden ja wegen vielem belächelt. Wir seien langsam. Wir sprechen komisch. Wir leben zwischen Kühen und Schokolade. Die Alm ist nie weit. Fondue und Raclette. Schweizer Franken und Bankgeheimnis (gibt’s nicht mehr!). Abseits von diesen ganzen Klischees erzähle ich heute etwas ganz MamaOTR-Untypisches, denn ich blogge eigentlich nie übers Essen. Heute aber teile ich mit euch ein typisches Schweizer, ja sogar Basler Rezept für Weihnachtsgebäck, bei uns Wiehnachtsgutzi oder Wiehnechtsguetzli genannt: das (Basler) Brunsli.

Das Brunsli hat nichts mit Brunzen oder Brunftgeräuschen zu tun. Es ist auch wirklich kein Brunnen im Spiel. Zur Geschichte des Brunsli findet ihr hier die besten Informationen.

Und jetzt weg mit der Theorie, hier kommt das Rezept für die weltbesten Schokolade-Weihnachtskekse, made by Mama on the rocks. Warum es die weltbesten sind? Es hat Alkohol drin…

Brunsli in the making

Brunsli in the making

Brunsli (ergibt ca. 50 Stück)

Alles in einer Schüssel mischen:

150 g Zucker / 1 Prise Salz / 250 g gemahlene Mandeln / ¼ Teelöffel Zimt (kann man auch weglassen, wenn man es nicht mag) / Messerspitze Nelkenpulver (kann man auch weglassen, wenn man es nicht mag) / 2 Esslöffel Kakaopulver / 2 Esslöffel Mehl

Anschliessend beigeben und untermischen:

2 frische Eiweisse (ca. 70 g), leicht verklopft / 2 Teelöffel Kirschwasser (ich mache das Handgelenk mal Pi. Für Kinder kann man den Alkohol ganz weglassen. Aber ganz ehrlich: Die Brunsli mache ich eh nur für mich, und echte Brunsli haben nunmal Kirschwasser drin) / 100 g geschmolzene Edelbitter-Schokolade

Alles zu einem Teig zusammenfügen. Er wird ziemlich klebrig sein!

Anschliessend den Teig auf reichlich Zucker ca. 1 cm dick (bloss nicht zu dünn!!) auswallen, verschiedene Förmchen ausstechen. Noch ein Tipp am Rande: Ausstecher immer wieder in Zucker drücken, so lösen sich die Brunsli nachher besser von den Förmchen.

Gutzi auf ein mit Backpapier belegtes Blech auslegen. Und jetzt, ganz wichtig: Bei Raumtemperatur 5-6 Stunden oder über Nacht trocknen lassen. Nicht direkt backen! Erst nach dieser Pause für 4-6 Minuten in der Mitte des auf 250 Grad vorgeheizten Ofens backen.

Und so sieht das dann aus:

Brunsli1

Idealerweise ist das Brunsli übrigens innen etwas feucht, also lieber nicht zu lange backen. Je älter es wird, desto trockener ist es – aber immer noch himmlisch zu Kaffee oder Tee geniessbar!

 

Hello, ich bin´s wieder. Na, habt ihr Hunger? Versteh ich, geht mir genauso. Ich bin heute im übrigen ein Kalendertürchen bei Tafjora. Vielleicht habt ihr Lust, mal gucken zu gehen?

 

Tür 2 – Alu mit Zuckerguss

Heute schreibt ein Großer Kopf für uns. Anne-Luise und Konstantin (der Einfachheit halber von allen nur Alu und Konsti genannt und nein, ich habe mir das nicht ausgedacht) schreiben gemeinsam den Blog Große Köpfe und der Name ist Programm. Mal leichtfüßig, mal schwermütig, stets klug und feinsinnig haben sie nur ein Ziel: Dich mitten in die Brust zu treffen. Schaffen sie bei mir immer. Heute nun schreibt Alu hier für uns alle über ihre große Liebe zu Christstollen. Viel Spaß!

 

Es betrug sich vor drei Jahren, dass meine geliebte Frau Mama mich zu sich rief. „Kind, ich brauche deine Hilfe“, sagte sie am Telefon und wir wissen alle, wie Töchter aus gutem Hause auf diesen Ruf zu reagieren haben. Pünktlich zu Weihnachten wird nämlich in dem wunderbaren Museum in dem meine Mutter tätig ist immer eine tolle Adventsausstellung gezeigt. In diesem Jahr würden es die Weihnachtspyramiden mit extra tollen Pyramiden aus dem schönen sächsischen Erzgebirge sein. Bereits wohl wissend, dass Hilfe immer ein weitgefasster Begriff im Zusammenhang mit Ausstellungseröffnungen sein kann, begab ich mich auf den Weg nach einer zehn-Stunden-Schicht im Büro. Dort angekommen wurden mir sofort eine Schürze und ein recht großes Messer in die Hand gedrückt (Zum Glück bin ich im Besitz der roten Hygienekarte zum Umgang mit Lebensmitteln) und mir wurde ein Geschenk aus dem Erzgebirge präsentiert: Ein 10 kg Stollen, der an diesem Abend den Gästen als Leckerli präsentiert werden sollte. Ich begann zu schneiden. Der Zucker zog in meine Ärmel, meine Brüste, meine Socken. Ich war allein! Allein mit einem 10kg Stollen und nur einem Liter Wasser. Immer mehr Menschen stellten sich in die Schlange und ich reichte Stollenstück um Stollenstück herüber. „Haben sie den gebacken?“, „Wissen sie welche Zutaten da drin sind?“ „Können sie mir sagen woher der Stollen genau kommt?“, und weitere Fragen hörte ich ca. 45 Minuten lang, während ich versuchte, dem Stollen Herr zu werden. Ich hatte Schmerzen in Armen und Beinen und ich murmelte immer wieder den Satz: „Ich habe ihn nicht gebacken, er kommt aus dem Erzgebirge, es sind Rosinen darin“ vor mich her. Der Zucker hatte in meinen Haaren ein Nest gebildet, vielleicht mein Gehirn verklebt und meine Brillengläser von innen zerfressen. Ich hatte mir ein Zuckerpeeling immer schön vorgestellt, das hier war aber eher recht klebrig und süß! Irgendwann sah ich ein Licht. Ich hatte es geschafft, den riesigen Stollen zu besiegen. Stolz zog ich meine Küchenhandschuhe aus und ging mich entzuckern. Zurück im Raum traf ich meine wunderschöne, stolze Mama. Sie zog mich erneut zum Tisch. Dort lag bereits aufgebahrt ein weiterer 10 kg Stollen, gespendet vom Förderverein des Museums. Das ganze Spiel begann von vorn und ich erlebte die zweite Runde des verzuckert-seins. An diesem Abend fuhren mich meine Eltern heim zu meiner Familie, der Zucker rieselte in die Autositze meines Vaters. Mit 30 Jahren hatte man es geschafft: Ich war des Zuckers überdrüssig geworden, ich war geheilt! Seit 2012 esse ich übrigens recht wenig Stollen und wenn, dann lasse ich mir das Stück immer von jemand anderem abschneiden, da ich sonst in salzige Tränen ausbrechen muss. In Echt!

 

Tür 1- Das Chaos kommt!

Das Chaos kommt! Heute in Form der lieben Kerstin vom Blog Chaos hoch zwei, die stets und immer aussieht wie aus dem Ei gepellt, frisch, erholt und rosig, während sie mit drei Kleinkindern einhändisch jongliert. Zudem ist sie nicht nur wunderschön, sondern auch noch schreibtechnisch talentiert, witzig, klug und nett! (Das ist nicht gerecht, aber wahr. Ja, ich finde auch, wenigstens einen Silberblick hätte Mutter Natur obendrauf legen können…)

 

Die liebe Henrike* war so charmant, mir während meines Mutterschutzes mit einem Text fürs chaotische Blog auszuhelfen. Im Gegenzug habe ich nun die Ehre, euch etwas adventliches zu bieten. Nur was?

Als übermüdete Mama dreier Miniatur-Kinder bin ich aktuell nicht kreativ genug für DIY-Anleitungen, als dekorativ gilt daheim was frei von Babykotze ist, Adventskalender und Plätzchen gibt es bei uns dieses Jahr liebevoll selbst gekauft. Aus meinen durch Schlafmangel degenerierten Gehirnwindungen hat das Baby jeglichen Rest Eloquenz herausgesaugt und so bleibt nicht einmal eine lustige kleine Geschichte übrig für euch.

Da dachte ich, ich mache etwas idiotensicheres. Etwas ganz schnelles. Gebrannte Mandeln!

Ok, das ging schief. Daher ein neuer Versuch:

Gebrannte Mandeln. Das Rezept.

Gebrannte Mandeln sind eine feine Sache, denn sie gegen total schnell und sind ein richtig nettes Mitbringsel in der Vorweihnachtszeit.

Gebrannte Mandeln 1

Theoretisch hat man die Zutaten alle immer zu Hause. Ihr braucht nur Mandeln, Zucker und Zimt. Außerdem ein Rezept, eine alte Pfanne (tut das bitte wirklich keiner guten/neuen an), einen alten Holzlöffel und dekoratives Obst zum Fotografieren für Instagram.

Zutaten:

  • 200g Mandeln
  • 100g Zucker
  • 50ml Wasser
  • 1 Msp. Zimt
  • 30 Minuten „kinderfrei“

Gebrannte Mandeln 2

Zubereitung:

Es ist absolut! unerlässlich, dass euch während der Zubereitung niemand stört. Wirklich. Niemand. (s.o.)

Denn wenn man gebrannte Mandeln macht, passiert lange Zeit nichts. Gar nichts. Man kann prima einen ganzen Pott Kaffee genießen währenddessen. Aber dann…

Also: Mandeln, Zucker und Wasser mit dem Zimt in die Pfanne und aufkochen. Temperatur etwas runterdrehen und bei gelegentlichem Rühren warten, Kaffee trinken und Stille genießen.

Dann urplötzlich nach einer mehr als guten Viertelstunde zieht die Masse an. Das Wasser ist verdampft, der Zucker wird wieder sichtbar und ihr müsst nun rühren, rühren, rühren! Der Zucker karamellisiert langsam und die Mandeln werden gebrannt. Das geht recht fix und ihr müsst auf keinen Fall ewig rühren, aber wenn ihr den richtigen Zeitpunkt verpasst habt, ist halt alles schwarz.

Gebrannte Mandeln 3

Die Mandeln kommen auf ein Backblech mit Backpapier zum Auskühlen. Die Masse ist anfangs extrem heiß, also noch ein guter Grund für die kinderfreie Zone. 😉

Gebrannte Mandeln 4

In die Pfanne gebt ihr einfach heißes Wasser und nutzt die Restwärme. Dann löst sich auch der Zucker auf und ihr müsst nicht ewig schrubben.

Die Mandeln, die ihr noch nicht vom Backblech weg genascht habt, verpackt ihr jetzt nett in einem Glas oder so einen durchsichtigen Tütchen. Fertig!

Gebrannte Mandeln 5

*Unter BloggerINNEN ist es üblich, alle anderen BloggerINNEN als „lieb“ zu betiteln. Es ist eine dieser ungeschriebenen Regeln, die man zwingend einzuhalten hat, wenn man überhaupt weiter dazugehören will. In diesem Fall würde ich „lieb“ gerne durch „entzückend“, „herzensgut“ und „wunderhübsch“ ersetzen, aber ich halte mich an die Regeln.

Ab morgen, Kinder, wird´s was geben!

IMG_0009Die Pakete stapeln sich im Flur, das Weihnachtsradio dudelt, Kalender werden hektisch miteinander abgeglichen. Weihnachtsmarktbesuche, Plätzchen- und Glühweinorgien verabredet. Die Nähmaschine rödelt und die selbstgestrickten Socken stricken sich auch nicht selber, sondern liegen angefangen und mahnend auf der Couchkante. Plätzchen müssen gebacken werden, die Küchenschränke bersten vor gemahlener Mandeln, Marzipanrohmasse, Butterschmalztöpfchen und Vollmilchkuvertüreblöcken. Während im Flur die Kiefer in der Bodenvase den Kopf schwer hängen lässt aufgrund der Holzengel und Bastelergüsse befreundeter Kinder aus vergangenen Jahren wird mir klar: Es geht wieder los!

Morgen gehts los. Vier Wochen das volle Weihnachtsprogramm mit allem, was dazu gehört. Und auch hier, für euch, ist Weihnachten angesagt. Mir egal, ob euch das gefällt, es ist Advent. Da müssen wir jetzt durch!

Bloggeradventskalender sind eine hübsche Tradition und ich habe mich ins Zeug gelegt, um sowas zusammenzufrickeln. Ich habe die Bloggerkollegen angeschrieben, bei denen ich schon gastgebloggt habe und um einen Adventsbeitrag gebeten als Revanche. Jetzt laufe ich händeringend noch die Freundesblogger ab auf der Suche nach Wort und Schrift und Bild und so. Manchen mögen mich jetzt weniger. Alles nur für euch!

Was erwartet euch also die nächsten Wochen? Chaos, ein Familienbetrieb in mitten einer Wurstwiese, Schweizer Schweinereien, ein Stollendesaster in XXL, eine Mutter am Rande des Nervenzusammenbruchs, Fitness (gut für hinterher, man sollte sich schon in Phasen der Völlerei auch Gedanken über das Danach machen), Französisch für Pieschner in zwei Ausführungen, Handgemachtes, Kopfgedachtes, Herzklopfen. Ein Adventskalender für große Kinder und Leute, die wie ich der Wortliebe frönen. Es gibt leider keine Reisegutscheine zu gewinnen und keine Kosmetikkoffer. Auch keine Plastetanne oder Plastespielzeug. Aber es gibt auch nicht Nichts. Lasst euch überraschen.

Ich weiß noch nicht, ob ich vierundzwanzig Türchen voll bekomme, gebe aber auf jeden Fall mein Bestes für die nächsten Wochen, um euch zu erfreuen ❤ . Warum? Weil ihr die Größten seid, ganz einfach. Nicht mehr und nicht weniger. Ihr habt mich das ganze Jahr erfreut mit jedem Blick auf den Statistikbalken, hinter jeder dubiosen Zahl (soundsoviel Zugriffe an diesem und jenem Tag), dahinter standet ihr. Jedes Icon hinter dem Like-Button eines jeden Beitrags, jeder Kommentar, jede eMail von euch hat mir soviel Freude bereitet! Und deshalb ist es Zeit, Danke zu sagen. Euch, meinen Lieben! Ich bin schon ganz adventsschmalzig. Wir sind hier nicht die Größten und die Schönsten vielleicht auch nicht. Noch nicht mal die Lustigsten. Aber wir haben´s nett hier und viel Spaß miteinander. Ich bin gerne hier mit euch.

Aber jetzt erst mal genug geduselt: Frohe Weihnachten uns allen. Und hoch die Glühweintassen!

 

Schwer erziehbar

Alles Jungs, außer Mutti. Und die tanzen mir auf der Nase rum! Alle.

Ach, Leute, ich muss echt an mir arbeiten. Ich bin viel zu weich. Sagt auch der Beste. Ich lasse mich von denen manipulieren, sagt der Beste. Die nehmen mich nicht ernst, da ist sich der Bärtige sicher. Konsequenz sei das A und O, sagt der Beste. Ich sei keine Autoritätsperson, kritisiert der Mann. Dabei steht er vor mir mit einem Oberlehrerblick und erwartet irgendwie jedesmal, dass ich Besserung und konsequenteres Handeln gelobe.

In der Tat reichen zwei Worte („Mami, bitte!“), gesprochen aus einem süßen, süßen Kindermund, umrandet von duftender zarter Kinderhaut und obendrüber diese blinkenden riesengroßen Augen in dunkelbraun beziehungsweise blau, und schon knicke ich ein. Blinker, blinker. Mami, bitte! Ich stecke Gummibärchen in klebrige Kinderhände, zehn Minuten vorm Abendessen. Mami, bitte! Ich zücke Fünf-Euro-Scheine zusätzlich zum Taschengeld. Ich suche den dritten oder vierten Nuckel und das zwölfte Buch, das der Kleinste eben braucht zum Glücklichsein. Ich bin weich. Wie ein Muttibauch. Ich kann gar nicht anders!

Ich soll allerdings. Wenn es nach dem Besten geht. Das sagt der mir immer wieder.

Nun begab es sich die Tage, dass der bärtige, oberschlaue Mann einer Wirbelblockade im oberen Rücken anheimfiel (Ich werde jetzt etwas weiter ausholen. Irgendjemand von euch muss mal den Faden für mich festhalten, den finde ich alleine womöglich nicht wieder. Danke.). Es ziepte also. Hilfsbereit und rückenleidsgeplagt wie ich bin, empfahl ich, das für den Abend anvisierte Kneipenmeeting mit vorangehender Squash-Einheit besser abzusagen. Aber auf mich hört ja keiner (siehe oben). Der mit dem kleinen Zipperlein schnappte sich die Sporttasche und ging.

Heim wurde er dann gebracht. Es rumpelte spätabends im Flur und des Bärtigen Freund stand schuldbewusst vor der Tür, die Squashtasche des mir Angetrauten in der einen Hand und den Widerspenstigen quasi an der anderen. Dieser hing mehr schief als gerade irgendwie am Treppengeländer (von Demut keine Spur) und forderte mich auf, vor ihm in die Knie zu gehen. Er kam alleine nicht mehr aus den Latschen. Nach einem kurzen Blick war klar, es lag nicht am Bier. Die Ursache war viel mehr in der dem Bier vorangegangenen Sporteinheit zu vermuten. Der Alte hatte Rücken. Und zwar jetzt richtig!

Der Freund lächelte noch entschuldigend und meinte, ich hätte wohl recht gehabt mit meiner weisen Voraussage, es wäre besser gewesen, wenn… ach was, geschenkt. Ich winkte ab und bugsierte den bockigen Patienten in die Waagerechte.

Dort verharrt er nun weitestgehend seit Tagen. Ich könnte noch einiges zu der kranker-Mann-zu-Hause-Situation schreiben, aber wen will ich damit hinterm Ofen vorlocken. Kennt ihr alles. Mürrischer Kerl, der die Welt und seine Familie vom Bett aus regiert, lauwarmer Kaffee! Tu dies, hol mir das, nein, ich will kein Zäpfchen, das hilft bei mir nicht, mach das Licht aus im Flur, haben wir einen Goldesel im Keller, ich schwitze, ich friere, was gibt’s zu essen?

Das ist also die Ausgangssituation. Wo ist mein Faden? Ach danke. Konsequenz ist das Thema. Und Erziehung. Und dass ich an beidem arbeiten soll. Sagt der Mann.

Heute Morgen nun terrorisiert mich der Angeheiratete noch mehr als sonst und fragt ständig, wann ich denn endlich ins Büro gehe. Ich kläre ihn auf, dass ich heute aus dem Homeoffice arbeiten würde. Wir sitzen uns gegenüber, da platzt es aus ihm heraus: „Du, ich muss dir was sagen. Ich hab was gemacht…“ (bedröppelter Blick). Aus irgendeinem Grund verfügte ich in diesem Moment über uns beide vollkommen überraschende hellseherische Talente und ich knallte ihm vor den Kopf: „Du hast die Playstation heimlich aufgemacht!“. „Hä?! Ja?! Woher…“.

Wochenlang hatte mich der Bärtige mit inszenierter Unterstützung durch das Großkind bequatscht, sie bräuchten jetzt aber ganz dringend die PS4, weil die olle PS3, also das geht ja nun mal gar nicht mehr! Und überhaupt haben alle Kinder die neue PS4! Und wenn wir die alte bei ebay verticken, dann ist die neue ja quasi fast umsonst! Also mindestens umsonst! Und wie schön sie dann damit spielen würden, die beiden großen Jungs. Und was ich dann für eine Ruhe hätte! Also eigentlich sei das ja quasi ein Geschenk, das sie MIR machen würden, wenn sie dann diese PS4 hätten und so schön spielen würden und ich dann so viel Ruhe hätte…

Lesern, die zum Abschweifen neigen, empfiehlt sich an der Stelle das nochmalige Lesen des zweiten Abschnittes. Das mit dem „Ich bin weich“ und so. Habt ihrs? Alles klar. Das ist auch das Stichwort: Sie hatten mich. Nicht wegen der Ruhe, ich bin ja nicht blöd, sondern weil ich einfach weich bin. Und weil die mich so angeguckt haben!

Mit fadenscheiniger Konsequenz habe ich erklärt, das sei aber ein Weihnachtsgeschenk! Und zwar das einzige! Für beide! Sie nickten.

Seit einer Woche ist die Kiste nun da und neben dem Bügelbrett im Schlafzimmer versteckt.

entweihtes Weihnachtsgeschenk

entweihtes Weihnachtsgeschenk

Und nun das heute. Ich saß dem Mann gegenüber und versuchte, die Contenance zu wahren: „Nein! Du hast nicht wirklich. Sag mir, dass du nicht… ich fasse es nicht! Allen Ernstes?!“. „Ach Mäusel, komm…“. „Wie muss ich mir das vorstellen? Ich geh auf Arbeit und du holst das Weihnachtsgeschenk für unseren Sohn raus und…“. „Es ist auch mein Weihnachtsgeschenk!“. „Holst euer Weihnachtsgeschenk aus dem Schlafzimmer, daddelst den ganzen Tag, und bevor ich heim komme, versteckst du das wieder klammheimlich?!“. „Nö, nur die Kiste ist noch im Schlafzimmer, der Rest ist in den Schiebern im Wohnzimmer. Guckt ja keiner von euch rein.“. „Sage mal, wie durchtrieben bist du eigentlich?!“. „Ach komm, Mäusel, sei doch nicht so sauer. Da hab ich einmal eine anständige Krankheit, mit der es sich leben lässt und du gönnst mir keinen Spaß.“. „Waaaas? Ich glaube, es hackt! Ich sorge gleich dafür, dass du richtige Rückenschmerzen hast! Solche, wo du froh bist, wenn dir einer ein Zäpfchen in den Hintern rammt!“. „Ach komm, Mäusel.“. „Nix da, hör auf, mich anzumäuseln!“.

Atmen. Contenance.

„So. Du sagst mir immer, ich muss konsequenter sein. Was also denkst du, wäre eine angemessene Strafe?“. „Hä? Aber du sollst doch nicht MIR gegenüber konsequenter sein! Nur gegenüber den Kindern! Ach Mäusel, komm, sei wieder lieb zu mir.“. „Lass das, und hör auf, so einen albernen Flunsch zu ziehen und mit den Augen zu klimpern! Das wirkt bei mir nicht. Du siehst aus wie Heidi, das schielende Opossum. Nur mit Bart. Was hast du zu deiner Verteidigung zu sagen?“. „Mir war so langweilig.“. „Ach, und da hast du gedacht, die blöde Alte merkt nicht, wenn die Playse aufgerissen ist. Die wickelt am vierundzwanzigsten Dezember einfach buntes Papier drum, die doofe, und du lachst mich heimlich aus hinter meinem Rücken, ja? So hast du dir das gedacht.“. „Nein, Schatz, natürlich nicht.“. „Ich zeig dir jetzt mal, wie konsequent ich bin, Freundchen. Ich bin nämlich nicht dein Privatidiot. Tagsüber auf der Couch lümmeln und daddeln, wenn keiner guckt, und wenn ich da bin, spielst du den sterbenden Schwan und liegst im Bett und musst bedient werden…“. „Ach Mäusel, komm, so ist das doch gar nicht. Und ich habs dir ja immerhin auch erzählt. Und ich wollte dir auch noch sagen, wie wunderschön du heute aussiehst und dass ich dich sehr liebe!“. „Papperlapapp! Die Playstation schicke ich heute noch zurück.“. „Waaaas?! Nein, das kannst du nicht machen! Damit bestrafst du ja nicht nur mich, sondern auch das Kind.“. „Stimmt. Dann bekommst du in diesem Jahr eben keinen Adventskalender! Und den, den ich für dich gekauft habe, stelle ich auf meinen Schreibtisch und esse ihn ganz alleine auf!“. „Das ist fies. Ich würde sowas Fieses mit dir nie machen!“. „Du hast mir noch nie einen Adventskalender gekauft!“. „Aber ich wollte! Du wolltest doch gar keinen haben. Du seiest erwachsen und bräuchtest das nicht, hast du gesagt.“. „Ja, sowas sagen Erwachsene eben! Trotzdem hätte ich mich gefreut, wenn du mir einen gekauft hättest. Oder gebastelt. Oder einen Douglas-Gutschein jeden Tag. So schwer ist das doch nicht. Aber nein!“….

Ich gebe zu, irgendwo ist mir zum Ende zu in dieser Debatte die Sachlichkeit abhanden gekommen. Und das Thema wurde auch etwas verwässert. Ich kann auch nicht streiten. Ich knicke ein. Ich bin ein Friedfisch. Und ermüde schnell.

Ich war dann im Büro und habe gearbeitet. Und der Simulant war im Wohnzimmer an der Playse. Bevor das Großkind heimkam, hat er sie versteckt. Und ja, ich schäme mich für uns beide.

Der Bärtige hat recht: Ich muss an mir arbeiten. Die tanzen mir auf der Nase rum! Je oller, je doller.

Was mache ich denn jetzt mit dem? Was würde Jesper Juul raten? Hat irgendjemand Ideen? Alles außer: „Kein Sex mehr in diesem Jahr!“, wir haben schließlich nicht den einunddreißigsten Dezember. Das glaubt der mir eh nicht, auch diesbezüglich habe ich schon früher meine Inkonsequenz bewiesen.

Ich fürchte, ich bin erziehungstechnisch ein hoffnungsloser Fall.  🙂

Integrationsbemühungen

Integration ist ja hier im Landstrich ein großes Thema! Und auch ich habe massive Integrationsprobleme, soll ich doch ins Arbeitsleben re-integriert werden.

Das ist gar nicht so einfach, wie es klingt. Säße ich bei Penny an der Kasse, wäre ich möglicherweise nach zwei Jahren Elternzeit wiedergekommen, hätte: „Hallo alte Kasse!“ gesagt, mir mein Wechselgeld geschnappt und würde „Piep piep“ am Band machen wie eh und je.

Nun mache ich ja beruflich „irgendwas mit Medien“ und da sind zwei Jahre draußen so gut oder schlecht wie ein kompletter Neuanfang. Außerdem habe ich in einen anderen Bereich gewechselt und sitze nun in einem schicken Großraumbüro mit lauter jungen Leuten. Die Namensschilder weisen sie als Benjamin, Lucas oder Leander aus und sind ein untrügliches Zeichen dafür, dass die neuen Kollegen von der Altersstruktur her Produkte meiner frühen Fortpflanzungsbemühungen sein könnten.

Hm, da fällt mir ein, ich weiß gar nicht, wo eigentlich mein Namensschild ist. Irgendwo in einer Kiste vielleicht? Ich erinnere mich vage, dass ich irgendwann den vergilbten Zettel mit meinem Namen entfernt habe und durch einen Zettel mit „B.Schäftigt“ ersetzt hatte. Damals fand ich das wohl sehr witzig. Heute sitze ich also namenlos im Büro und versuche mich zu integrieren. Oder zumindest nicht negativ aufzufallen. Brotbüchse rausholen macht hier schon mal keiner. Kulturelle Unterschiede? Ich kenn mich aus!

Zweisprachigkeit ist ja auch in Elternblogs oft ein Thema. Soll ich nun die Cassandra-Edelgart deutsch-russisch-portugiesisch erziehen oder lieber deutsch-englisch-französisch? Oder gar kein Deutsch mehr und Afrikaans dafür? Man weiß es nicht.

Ich weiß es schon mal gar nicht!

Kinder lernen ja schnell, bei Erwachsenen ist das schwieriger. Ich hänge im Zuge meine Re-Integration ja auch in dieser Zweisprachigkeitserziehung drin und habe arge Probleme.

Früher sprach ich fließend Beratersprech. Ja wirklich, es gab Abende, da habe ich den Abendbrottisch zum Meetingraum erklärt um über die familiären Performance-Probleme zu fachsimpeln und angeboten, ein paar Charts dazu mit dem Beamer an die Küchenwand zu werfen… Alles weg.

Wenn ich im Büro den jungen Kollegen zuhöre, denke ich, die sind vom anderen Stern. Da wird ständig was gelauncht, delivert, gepublisht. Werden Sub-IDs ge-close-t, und man hat ständig einen „Call“. Die telefonieren ja nicht, die haben Calls. Oder Lync-en, Skype-n, WebEx-en. Die haben ein komplett anderes „Wording“ als ich! Ich muss noch viel lernen. Die gehen auch nicht „zu Tisch“ mittags, die gehen zum Lunch. Haben onsite- und offsite-Meetings, daily stand up´s, jour fixe´s und dergleichen mehr. Ich habe eine Brotbüchse und komme nicht mal mit dem blöden wireless Headset klar.

Ich komme mir vor wie ein nach einer Zeitreise.

Aber ich will mich ja integrieren! Heute Abend werde ich nicht den Kalender zur Hand nehmen um mit dem Bärtigen auszuknobeln, wer wann den Blondino zur Kita bringt, wir werden unseren weekly Delivery-Prozess modifizieren und dass ich Support bräuchte beim morgendlichen workaround, da meine utilization rate bei 100% liegt!

Und da ich finde, beide Welten können durchaus voneinander lernen, werde ich morgen, wenn ich mich von meinem Schreibtisch entferne, die jungen Leute darüber in Kenntnis setzen, „dass die Mami jetzt Lullull machen geht“. Das wird super, ich hab ein gutes Gefühl.

Ich wünsche euch allen ein performantes Wochen-Kickoff!

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Hanging Books

Hanging Books

Ich will euch heute eine tolle Frau vorstellen. Sie ist der Kopf von Librileo, einer gemeinnützigen Organisation und macht großartige Aktionen für Kinder und Familien. Und mit eurer Hilfe demnächst in Dresden.

 

Sarah, erzähl doch mal was über dich!

Ich heiße Sarah Seeliger, bin 28 Jahre alt und habe zwei kleine Kinder. Außerdem bin ich die Gründerin und Geschäftsführerin von Librileo. Die gemeinnützige Librileo UG haben mein Partner und ich im Januar dieses Jahres gegründet.

Sarah und Julius, die Gründer von Librileo

Sarah und Julius, die Gründer von Librileo

Was macht ihr?

Unser Ziel ist es, Kindern aus schwierigen Lebenslagen, Bildungschancen zu ermöglichen. Unsere gemeinnützige Organisation befähigt deshalb Eltern aus schwierigen Lebenslagen, ihren Babys und Kindern beste Voraussetzungen für den Schulbeginn mitzugeben. Wir begleiten die Familien über 6 Jahre hinweg. Alle drei Monate erhalten sie von Librileo eine Bücherbox. Diese Bücherbox kommt wie ein Geschenk hübsch verpackt zu ihnen nach Hause. Für uns ist es wichtig den Eltern auf Augenhöhe zu begegnen. Jede Bücherbox ist auf das Alter der Kinder ganz genau abgestimmt. Eine Bücherbox für die ganz Kleinen beschäftigt sich zum Beispiel mit dem Thema „Kleiden mit den Jahreszeiten“, eine Bücherbox für 3 Jährige mit dem Thema „Trotzphase“ und für 6 Jährige mit dem Thema „Berufe“. Jede Box besteht aus einem Bindungselement, einem Bildungselement und einem Kinderbuch. Kinder aus sozial schwachen und bildungsfernen Familien bekommen diese Bücherboxen kostenlos.

Wie seid ihr auf diese Idee gekommen?

In Deutschland leben momentan ca. 2 Mio. Kinder in Armut. Sie haben kaum Bildungschancen. Häufig bekommen sie keinen Schulabschluss und geraten in eine Negativ-Spirale. Das wollen wir verhindern. Alle Kinder sollen die gleichen Chancen haben. Wir wollen erreichen, dass sich die Beziehung zwischen Eltern und Kind verbessert und in den Familien gemeinsam Bücher angeschaut werden.

Wie lange gibts euch schon? Wie groß ist euer Team?

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„hanging books“ in einer Haltestelle

Die gemeinnützige Librileo UG haben wir im März 2015 gegründet. Seit Juni werden wir von einer Stiftung unterstützt. Unser Team besteht aus Julius, einem Designer, einer Sozialpädagogin und mir.

Erzähl was über die Aktion!

Wir hängen Kinderbücher an Bushaltestellen auf, um Kindern eine Freude zu machen. So wird ihnen beim Warten auf den Bus nicht langweilig und sie entdecken durch uns vielleicht ihre Liebe zu Büchern. Wir verschönern die Stadt und liefern Lesestoff für Kinder. Außerdem wollen wir auf Bildungsarmut aufmerksam machen. Wir wollen die Menschen in ihrem täglichen Ablauf erreichen.

Was gabs bisher für Feedback?

Die hanging books Aktion hat bisher in Berlin und Köln stattgefunden. In beiden Städten ist die Aktion gelungen. Viele Menschen sahen die Bushaltestellen und viele Tageszeitungen und Radiosender berichteten darüber. Außerdem konnten auch Spendengelder eingesammelt werden.

"Hanging Books" in der Berliner Zeitung

„hanging books“ in der Berliner Zeitung

Im November soll „hanging books“ nach Dresden kommen. Das klingt toll!

Genau. Dafür suchen wir in Dresden noch Helfer. Es sollen 100 Bücher verteilt werden. Pro Haltestelle hängen 4-6 Bücher, ca. 20 Haltestellen sollen präpariert werden. Die Aktion wird Anfang November stattfinden. Das Ganze ist genehmigt und erlaubt! Wir freuen uns sehr! Und auch auf das Feedback der Dresdner.

Wie kann man dich erreichen, wenn man euch in Dresden unterstützen will oder diese Aktion in seine Stadt holen möchte?

Aktuell suchen wir in Dresden ca. 6-8 Freiwillige, die die Bücher aufhängen und bei der Planung helfen. Meldet euch einfach bei uns!

Danke für das Interview, Sarah, und ganz viel Erfolg und positive Rückmeldungen!

Hier kommen noch für alle Interessierten Möglichkeiten, Kontakt aufzunehmen, sich zu informieren und Librileo finanziell zu unterstützen:

Post an Sarah und Librileo: gemeinnuetzig@librileo.de
Hier gehts zur Unternehmensseite: http://librileo-gemeinnuetzig.de/info/

 

#wib – im Oktober

Das Gute an Wochenenden ist, dass man sich von der Woche erholen kann, regenerieren. Das Schlechte an Wochenenden ist, dass dieser Grundsatz für Eltern mit kleinen Kindern aufgehoben zu sein scheint.

Pünktlich Freitags ist das Kleinkind regelmäßig an irgendwelchen Körperöffnungen undicht, fiebert und macht die Nacht zum Tag. Wenn einer von uns Eltern abwesend ist, passiert das auf jeden Fall.

Der Bärtige war auf Jungsurlaub dieses Wochenende. „Fahrradfahren!“, sagte er. „Bier trinken!“, sagte ich. Er stritt das vehement ab und ich winkte müde und ließ ihn… wo bitte kann sich denn heutzutage ein anständiger Familienvater noch ordentlich betrinken? Also so richtig! Mit zwei Bier. Na also. Von mir aus nennt er das eben Radurlaub.

Ich war also von Freitag Nachmittag bis einschließlich gestern Abend im Notdienst, habe eine Nacht auf dem Kinderzimmerteppich zugebracht, mir dabei die Hüfte verknackst, mehrere Maschinen Spezialwäsche gewaschen, getröstet, gewischt, getragen, gefüttert, gewindelt, geflucht. Das übliche, ihr kennt das.

Es gibt also keine Fotos vom Samstag. Ach, halt! Eins gibt es. Der Beste hatte natürlich angeboten heimzukommen, und das fand ich nett und auch selbstverständlich. Aber das wäre Quatsch gewesen. Der war irgendwo im Nirgendwo und wäre sonstwann dagewesen. Ich versicherte ihm, ich sei groß und stark und das kriegen wir schon hin. Nachts fühlte ich mich dann doch ein wenig einsam…FullSizeRender-2Radurlaub! Sportlerurlaub! Da hat er mich dann doch sehr zum Lachen gebracht 😀 Der Gute.

Heute Morgen um fünf war die Nacht zu Ende aber He! Wir hatten durchgeschlafen! Zwar schlonzte aus der Mittelöffnung des Kinderkopfes noch grün wabernde Alienkotze und ich hatte ein wenig Angst, Sigourney Weaver könne mit der Kanone über den Balkon hechten um mein Baby abzuknallen, aber ansonsten alles prima!

Ich fühlte mich wie Superwoman und beschloss, den heutigen Tag mit der Knipse im Anschlag rumzulaufen. Ihr wolltet mal wieder wacklige Handyfotos, also bitte. Geht los!

Um sechs hatten wir gefrühstückt, eine Runde Indoorfußball gespielt (ein Schaumgummiball ist eine absolute Kaufempfehlung  von mir), drei Bücher und eine Teletubbies-Folge geguckt (doch, echt jetzt) und danach war der Blondino nur mit der Aussicht auf Spielplatz davon abzubringen, seinen selig schlafenden Bruder zu wecken. Wir also raus. In der Garage die erste Diskussion, weil das Kind dachte, wir würden jetzt in den Sonnenaufgang radeln. Oder zu „Grabo“ und „Lisa“, seinen Kita-Tanten (die im übrigen weder noch heißen).

Ich war quasi mitten in der Nacht überhaupt noch nicht in the mood für Sport und wollte gemietlisch Wagen schieben. Der von uns mit dem größeren Kopf und den längeren Haaren hat sich durchgesetzt. Sieht auf dem Bild nur noch nicht danach aus.IMG_3919Wir waren die einzigen Menschen draußen und das hatte auch was für sich. Und überraschend war es noch dazu! In dem düstren Morgenlich hatten die Straßen mit Ampel- und Baustellenbarkenbeleuchtung was regelrecht Romantisches. Ein bisschen wie Weihnachtsvorstimmung! Scheen wars…

Ein romantisch beleuchteter Bagger, für jeden von uns war also etwas dabei 😉IMG_3925 IMG_3927 IMG_3931 IMG_3930  IMG_3928Bei Scholzens in der Bäckerei wurde schon gearbeitet. Mich jieperte es sofort nach Kartoffelkuchen! Aber leider hatten sie keinen (den Rest des Weges versuchte ich, auf andere Gedanken zu kommen. Kartoffelkuchen. Kartoffelkuchen. Kartoffelkuchen).IMG_3929Spielplatz im Dunkeln ist ja auch irgendwie skurril… und dieser hier hat noch das albernste Warnschild ever. Wohlgemerkt: An einem Spielplatz!IMG_3941 IMG_3944

IMG_3942 IMG_3943Es wurde langsam heller. Also einfach immer hellgrauer…IMG_3934 IMG_3935Neben dem Sachsenbad: Bagger. Den Blondino freuts, mich eher nicht. Heißt es doch nicht etwa, dass meine naiv-romantischen Wünsche nach Restaurierung dieses altehrwürdigen Bades erfüllt werden, sondern eher, dass nun Eigentumswohnungen, „Lofts“, dort hineingebaut werden. Allen Unterschriftensammlungen zum Trotz.

Wir machen uns auf den Weg zum Lieblingsspielplatz. Unterwegs: Pieschner Seenlandschaft (Die starren mich an, die Pfützen, seht ihr das auch?).IMG_3947

IMG_3952Wir gucken, wie weit der Frankreichladen mit dem Umbau ist. Nu ja, wird doch! Die zwei Betreiber bauen das alte Pieschner Schulhaus aus und das freut mich dolle. Außerdem haben wir nun bald zwei französische Restaurants in Pieschen. Zwei! Kein Bad, wo die Kinder schwimmen lernen könnten, aber man muss eben Prioritäten setzen. Haute Cuisine statt Schwimm´…

Der Spielplatz war auch fast vergessen, als der Blondino die abgestellte Fahrbibliothek entdeckte. „Laster! Laster Laster! Laster!“. Er hörte gar nicht mehr auf. Ich so: „Ja-haaaaa! Jeder hat eins, Babylein. Und deines sind doofe große Autos.“.IMG_3961Irgendwann konnte er sich lösen und wir gingen doch noch auf den Spielplatz. Morgens gegen sieben ist für mich die einzige Zeit, wo das ein Ort ist zum Aufhalten. Ich weiß nicht genau, ob es eine anerkannte Form der Sozialphobie ist- diese Aversion gegen volle laute Spielplätze- aber wenn, ich hab sie!IMG_3966Ohne Leute ist es sehr schön. Außerdem gibts dort Lavendelbeete. Und Thymianbeete. Minze. Irgendwann wird der Blondino im Kindergarten lernen, dass man nichts abrupft auf den Beeten, aber bis dahin lässt er mich in Ruhe pflücken.IMG_3969Die heutige Ausbeute:IMG_3973So weit sind wir aber noch nicht. Wir sind immer noch draußen und ich will ja heute Fotos machen! Also mach ich noch Fotos! Nein, wir gehen später nach Hause.

Das Kind kramt in seinen Taschen und findet zwei Walnüsse. Große Freude! Er liebt Fußball, aber nicht nur. Auch Fußkartoffel, Fußapfel, Fußtomate. Wir spielen eine Runde Fußnuss.IMG_3846 IMG_3856-1Drinnen dann habe ich immer noch Kartoffelkuchenjieper. Für mich ist das ein großes Ding! Was dem Bayer sein Weißwurstmetzger, ist dem Dresdner sein Stollenbäcker. Die Stollen werden ja ab dem Spätsommer gebacken und lagern dann irgendwie wochenlang und werden zig mal gebuttert und gezuckert und gedreht und gestreichelt, was weiß denn ich. Und während der Stollenbackphase kann man als Kunde natürlich noch keinen Stollen kaufen. Aber der Bäcker, der schlau ist, fixt die Kunden frühzeitig mit Kartoffelkuchen aus Stollenteig an. Funktioniert bei mir hervorragend! Ich mag das Gelumpe fast noch lieber als den Stollen selbst.

Nun habe ich ja keinen angesetzten Stollenteig zu Hause vorrätig, werde aber zum Glück fündig in einem alten Kochbuch aus der DDR von 1970. Das Buch ist so alt wie ich, hat aber weniger Falten und kennt mehr Rezepte. Ich weiß nicht, ob das gerecht ist. Ich versuche, beim Thema zu bleiben. Kartoffelkuchen also.IMG_3974Ich ändere das Rezept in dem Buch etwas und so wirds dann:

1 Würfel Hefe in 300ml warmer Milch auflösen und in eine Schüssel zu 500g Mehl, 2 Handvoll gemahlener Mandeln, knapp 100g Zucker, zwei Handvoll Rosinen, dem Abrieb einer Zitrone und einer Prise Salz gießen. Vorsichtig verrühren. 5 gekochte Pellkartoffeln durch die Presse drücken und unterkneten. Abdecken und mindestens eine halbe Stunde gehen lassen. Danach auf einem Blech ausrollen und ca. 20-30 Minuten backen bei 150°C Umluft (Ihr müsst das mal testen bei euerm Herd. Der Kuchen soll nicht braun werden, macht einfach ne Stäbchenprobe nach zwanzig Minuten.). In der Zwischenzeit hab ich ein halbes Stück Butter ausgelassen in einem Topf. Dann den Kuchen mit einem Essstäbchen malträtiert um ihn im Nachgang mit Butter zu übergießen und ordentlich mit Zimtzucker zu bestreuen. Dann noch mal zum Ausruhen in den auskühlenden Herd. So sieht er aus:FullSizeRenderUnd so auf´m Teller:IMG_3979Saftig, leicht kartoffelig und ein bisschen adventisch. Hm!

In der Zwischenzeit macht der Pubertino, was Pubis so machen. Irgendein Gerät bedienen. Und das Kindergartenkind macht, was ein Kindergartenkind so macht: Mit seinem Kindergartenrucksack in der Gegend rumlaufen.IMG_3972Außerdem darf er Teletubbies am Tablet gucken, während ich an dem Kuchen rumfummle. Ihr habt doch nicht geglaubt, das gänge hier so nebenbei? Pah! Der Kleine beschäftigt sich nicht alleine und der Große beschäftigt nicht den Kleinen. Also beschäftige ich den Kleinen oder mache was Erwachsenes. Oder erlaube dem Kleinen was Verbotenes, damit ich was Erwachsenes machen kann! Backen zum Beispiel. Oder Duschen.

Die kleine Rotznase legt sich zum Schlafen nieder. Essen will er nichts, nur ne Pulle Milch. Also bitte. Der Pubertino will keine Kürbissuppe, deshalb kriegt er Eierkuchen. Ich esse also alleine die freestyle-Kürbissuppe und weil der Topf so groß ist und niemand hier mitisst, müsst ihr! Nehmt einen Löffel und bedient euch. Hier kommt das Rezept:

1 Butternutkürbis, 4 Zwiebeln, 4 Knoblauchzehen, 2 Möhren, 1 Süßkartoffel, 1 Stück Sellerie und ein kleines Stück Ingwer putzen, kleinschneiden und im Fett eurer Wahl anbraten bis sich braune Stellen bilden. Mit Gemüsebrühe aufgießen und weichkochen lassen und danach fein pürieren. Gewürzt habe ich nur ganz sacht mit Garam Masala und ein wenig Brühpulver. Obendrauf dann Schnittlauch und ausgelassenen Schinkenspeck. War wirklich lecker!FullSizeRender-1Um zwei soll der Bärtige ankommen und ich bin aufgeregt! Ich freu mich! Und das Kleinchen schläft und schläft. Vor lauter Langeweile putze ich auf den Balkons rum und fotografiere die Herbstdeko… ich muss ja Fotos machen heute!IMG_3634 IMG_3630 IMG_3629Dann wars turbulent und niemand hat Fotos gemacht…

Jetzt ist schon wieder Abend und wir machens uns nett. Also jetzt gleich. Wenn ihr weg seid!IMG_3668 IMG_3864Ich setz mich in meine Couchecke und gucke die letzten Folgen der Staffel drei von „House of cards“, knutsche mit dem Bärtigen und freue mich, dass jetzt endlich Wochenende ist.

Ach nee, schon wieder vorbei.

Naja, jedenfalls schön, dass ihr heute zu Besuch da wart! Kommt mal wieder 😉 und wenn ihr noch mehr #wib- se sehen wollt, bei Susanne gibts die Linksammlung für dieses Wochenende.

Alt Bindestrich – eine Stadtteilführung in Dresden

Sonntagmorgen. Die Sonne scheint, ich laufe los. Ihr dürft mit, ich zeig euch was!

Los gehts zu Hause.IMG_3769Es brennt. Ich muss weg!

IMG_3812Als nächstes kommen wir durch Alt-Pieschen. Einige kleine Fachwerkhäuschen des alten Dorfkerns sind noch erhalten und schmiegen sich eng an eng. IMG_3814Gegenüber die Wohnanlage Altpieschen 9 war noch bis in die Siebzigerjahre Quell eines geflügelten Dresdner Wortes: „Wennde so weidor machst, gommste nach Altpieschen neune!“, soll heißen, ins Obdachlosenasyl. 1912 vom Dresdner Stadtbaumeister Hans Erlwein errichtet, war es eines der Modernsten seiner Zeit. Es enthielt Wohnungen, die aus zwei Zimmern bestanden und sogar einen Herd besaßen! Im Keller der Anlage befanden sich ein Brausebad und ein Kinderschwimmbad. Sogar einen Spielpavillon ließ Erlwein anlegen. 2003 wurde der Komplex saniert und beherbergt nun (nicht obdachlose) Familien. In Wohnungen, mit mehr als zwei Zimmern. Und fließend Wasser (das war 1912 nicht implementiert).

Spielplatz in Altpieschen. Zwei alte Linden gaben dem Platz früher den Namen „Lindenplatz“. Das weiß niemand mehr, ich auch nur durch Google.IMG_3815In Altpieschen am Elbcenter eine weitere Sehenswürdigkeit: Der blaue Wagen. Dort verkauft man Softeis und veganes Eis und allerlei Kaffeespezialitäten. Das allein ist nicht erwähneswert. Aber im Herbst gibt es dort die allerbesten, duftendsten, dicksten, leckersten Waffeln, die ich je gegessen habe! Mit roter Grütze, mit Sahne, mit was-du-willst. Leider rückt der Betreiber das Rezept nicht raus, ich hab schon gefragt…

IMG_3811An der Pieschner Radbrücke muss man sich entscheiden. Links rum oder rechts rum. Die Skulptur scheint auch zu hadern. „Undine kommt“ heißt sie, ist Teil eines Skulpturenpaares und mir scheint, sie kommt nicht, sie verzweifelt. Aber was weiß denn ich, wie es aussieht, wenn Undine kommt…

Folgen wir der Brücke, gibt es allerlei zu sehen. Wir kommen am Hafen, dem Eselnest, am Yachthafen, an zwei Beaches, dem Japanisches Palais und so weiter vorbei, bis wir irgendwann in der Dresdner Altstadt stehen. Immer die berühmte Dresdner Altstadtsilhouette am Horizont. Ein schöner Weg, leider sehr frequentiert.

IMG_3808Wir gehen rechts rum, wir sind ja keine Touristen!

IMG_3810Ab jetzt haben wir die Elbe links und laufen Richtung Meißen (Wenn auf den Fotos die Elbe rechts sein sollte, habe ich mich umgedreht und befunden, das Licht sei für dieses unprofessionelle Handyfoto so rum besser, wisster Bescheid).IMG_3807Dieses erste Wegstück zeichnet sich durch eine hohe Kneipendichte aus. Das ist schlecht, wenn man da vorbeilaufen muss, und entweder/oder Hunger, Durst, keinen Bock mehr hat oder Pipi muss. Also immer. Hier liegt auch die Lieblingskneipe der Nieselpriem-Familie, das „Watzke“. Nirgends in der Stadt bekommt man so eine leckere Broilerplatte mit Bratkartoffeln.

Hinterm „Watzke“ wird es stiller und weitläufiger. Seht ihr die Häuseln hinter der Flussbiegung? Das ist Alt-Mickten. Gleich sind wir da.

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IMG_3770Wir laufen jetzt ein Stück auf dem Elberadweg. Da steht jetzt neuerdings auch mehrmals drauf, welcher Fluss links von uns fließt. Kann ja mal sein, dass man am Flussufer wach wird und gar nicht mehr weiß, wo man ist, oder? Genau.

Am Ende der geraden Strecke kommen wir nach Alt-Mickten. Hier ist auch noch ein Teil des historischen Dorfkerns erhalten. Das Sehenswerteste am Ortsteil ist der Biergarten der „Lindenschänke“, also das ist das, was der Bärtige dazu zu sagen hätte. Warum? Kommt gleich…

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IMG_3771 Wir laufen unterhalb der „Lindenschänke“ weiter. Das ist ein wirklich schönes Stück Weg… Ich liebe das!IMG_3773

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Überall dort finden sich gravierte Pflastersteine. Hier eine Straßenbahn. Warum irgendjemand (Karl-Heinz?) eine Straßenbahn verewigt hat, erschließt sich mir allerdings nicht.

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Erinnerung: Wenn die Elbe rechts ist, hat sich die Nieselpriemerin nur kurz umgedreht…

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Hier leben Menschen. Unglaublich. Ich denke, wenn man hier so rumwohnt und morgens auf dieses beschauliche Stück Welt schaut, den sanften Fluss… also dann hat einen das Leben schon derbe bei den Eiern, äh, penetriert einen das Schicksal ungefragt rektal, nein, warte! Ich meine doch nur, es muss unglaublich hart sein… wirklich regelrecht unglaublich.

Nein, Kinder, ist das schön dort. Und dabei mitten in Dresden. Denkste nicht, oder?IMG_3802

IMG_3780Hinter der nächsten Kurve kommen wir zum Schloß Übigau. Hier ist auch schon ein Schild:IMG_3779Wer mit dem Pferd hier vorbeikommt, kann es festmachen. Oder ungezogene Kinder. Ist nur ziemlich weit oben, der Ring!

IMG_3785Das Schloss Übigau ist ein im achtzehnten Jahrhundert erbautes Barockes Lustschloss und hatte eine wundervolle Gartenanlage. Leider ist es nur noch in Fragmenten erhalten. Wenigstens beherbergt es einen Biergarten. Prost!IMG_3784

IMG_3783Wieder ein gravierter Stein. Diesmal unschwer zu erkennen: Das Zwingertor des Dresdner Zwingers. Leider ist die Jahresangabe undeutlich, es sah aber aus wie 2.1.1935.

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In Alt-Übigau gibts noch was zu gucken. Ein monströses Stahl-Dings ragt hinter dem Schloss in die Luft.IMG_3786

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IMG_3789Nach Alt-Übigau kommt auf unserem Pfad erst mal … nichts! Wobei, nichts stimmt ja nicht. Links die Elbe, rechts Bäume, Büsche, Felder, Wiesen, Ruhe.

Von überelbsch dringen manchmal Geräusche von Autos herüber und man sieht Kräne und dergleichen. Hier, rechtselbisch, hat man weiterhin naturnahes Spazierfeeling. Oder eben Lauffeeling, wenn man nicht permanent anhalten muss zum Fotografieren!IMG_3787

Hier zu sehen: Ihre freundliche Stadtführerin.IMG_3798

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Mitten im Nichts ein irritierendes Schild. Vielleicht darf ich hier nicht mit dem Boot lang, oder vor und zurück ist generell verboten. Oder etwas anderes Verkehrstechnisches soll auf dieser Wiese unterbunden werden (Ich denke, irgendein Schlaumeier wird sich schon in den Kommentaren melden und: „Ich! Ich! Ich weiß es!“, schreien. Einfach mal abwarten 😉IMG_3792

IMG_3788Wenn wir jetzt dem Trampelpfad weiter folgen, wird es noch ein bisschen beschaulicher. Dann kommt Kaditz. Alt-Kaditz ist auch wunderschön, hat einen beschaulichen Dorfkern, eine schöne Kirche mit einer berühmten Linde und auf dem Friedhof dort sollen mal meine Gebeine ruhen. Da hab ich dann eine tolle Aussicht! Auf rumstehende Pferde, Gemüseäcker, Apfelbäume und friedliches, ruhendes, dörfliches Nichts. Immer noch „mitten in Dresden“.

Von Altkaditz führt ein Weg nach Alt-Kötzschenbroda, und da müsst ihr wirklich mal gewesen sein! Also, ich will nicht zu viel verraten, nur, dass es (voll die Überraschung) einen wunderschönen Dorfkern gibt und einen berühmten Tisch. Also richtig berühmt!

Das machen wir das nächste Mal. Heute schaffen wir das nicht mehr, ich muss ja den ganzen Weg auch wieder zurück! Und Essen kochen. Als Dessert solls „Tarte Tatin“ geben. Ob die was geworden ist, könnt ihr bei Instagram nachsehen. 🙂

Ich hoffe, ihr kommt das nächste Mal wieder mit zum Laufen. Laufen ist ja gesund. Und lehrreich!

 

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