Tür 3 – beschnäpselte Brunsli

Heute gibts ein Schweizer Plätzchenrezept mit reichlich Alkohol (man kann vermutlich alles an dem Rezept weglassen, nur den Kirschli nicht) , arrangiert von unserer Schweizer „Mutti auf Eis“ Mama on the Rocks.  Wenn ich an meinen persönlichen Jahresrückblick 2015 denke, sehe ich definitiv diese kleine herzliche Frau vor mir und höre ihren unnachahmlichen Dialekt. Und hoffe beim Scheiden des verbrauchten Jahres, dass das Neue uns wieder zusammenführen wird. Und irgendwie werde ich sogar beim Lesen schon ganz lustig! Beschickert!  Das Gutzi, das Brunsli, Kirschli. Falls ich jemals in die Schweiz auswandern sollte, wird aus mir vermutlich ein „Rikli“. Ich glaube, ich finde die Schweiz dufte. Dufti also. Spitzli!

 

Als Rike mich zu diesem Gastbeitrag eingeladen hat, meinte sie: «Text, Anekdote, Bastelanleitung, Rezept, ein selbstgesungenes Lied: Alles ist erlaubt!» Tja, selber schuld, Rike! Ich habe nämlich sehr sehr sehr lange überlegt, was ich denn Originelles zum tollen Nieselpriem-Blog beitragen könnte. Ich, so ne olle Schweizerin. HELVETIA, äh HEUREKA!

Wir Schweizer werden ja wegen vielem belächelt. Wir seien langsam. Wir sprechen komisch. Wir leben zwischen Kühen und Schokolade. Die Alm ist nie weit. Fondue und Raclette. Schweizer Franken und Bankgeheimnis (gibt’s nicht mehr!). Abseits von diesen ganzen Klischees erzähle ich heute etwas ganz MamaOTR-Untypisches, denn ich blogge eigentlich nie übers Essen. Heute aber teile ich mit euch ein typisches Schweizer, ja sogar Basler Rezept für Weihnachtsgebäck, bei uns Wiehnachtsgutzi oder Wiehnechtsguetzli genannt: das (Basler) Brunsli.

Das Brunsli hat nichts mit Brunzen oder Brunftgeräuschen zu tun. Es ist auch wirklich kein Brunnen im Spiel. Zur Geschichte des Brunsli findet ihr hier die besten Informationen.

Und jetzt weg mit der Theorie, hier kommt das Rezept für die weltbesten Schokolade-Weihnachtskekse, made by Mama on the rocks. Warum es die weltbesten sind? Es hat Alkohol drin…

Brunsli in the making

Brunsli in the making

Brunsli (ergibt ca. 50 Stück)

Alles in einer Schüssel mischen:

150 g Zucker / 1 Prise Salz / 250 g gemahlene Mandeln / ¼ Teelöffel Zimt (kann man auch weglassen, wenn man es nicht mag) / Messerspitze Nelkenpulver (kann man auch weglassen, wenn man es nicht mag) / 2 Esslöffel Kakaopulver / 2 Esslöffel Mehl

Anschliessend beigeben und untermischen:

2 frische Eiweisse (ca. 70 g), leicht verklopft / 2 Teelöffel Kirschwasser (ich mache das Handgelenk mal Pi. Für Kinder kann man den Alkohol ganz weglassen. Aber ganz ehrlich: Die Brunsli mache ich eh nur für mich, und echte Brunsli haben nunmal Kirschwasser drin) / 100 g geschmolzene Edelbitter-Schokolade

Alles zu einem Teig zusammenfügen. Er wird ziemlich klebrig sein!

Anschliessend den Teig auf reichlich Zucker ca. 1 cm dick (bloss nicht zu dünn!!) auswallen, verschiedene Förmchen ausstechen. Noch ein Tipp am Rande: Ausstecher immer wieder in Zucker drücken, so lösen sich die Brunsli nachher besser von den Förmchen.

Gutzi auf ein mit Backpapier belegtes Blech auslegen. Und jetzt, ganz wichtig: Bei Raumtemperatur 5-6 Stunden oder über Nacht trocknen lassen. Nicht direkt backen! Erst nach dieser Pause für 4-6 Minuten in der Mitte des auf 250 Grad vorgeheizten Ofens backen.

Und so sieht das dann aus:

Brunsli1

Idealerweise ist das Brunsli übrigens innen etwas feucht, also lieber nicht zu lange backen. Je älter es wird, desto trockener ist es – aber immer noch himmlisch zu Kaffee oder Tee geniessbar!

 

Hello, ich bin´s wieder. Na, habt ihr Hunger? Versteh ich, geht mir genauso. Ich bin heute im übrigen ein Kalendertürchen bei Tafjora. Vielleicht habt ihr Lust, mal gucken zu gehen?

 

Gedanken um einen Gastbeitrag…

Séverine vom Blog Mama on the Rocks bat mich um eine Geschichte zum Thema „Die Schweiz und ich“. Und ich sagte gerne zu, dachte ich doch spontan daran, wie lustig das werden würde, wenn ich immer nur von der Sächsischen Schweiz schreiben würde! Da verbrachte ich gefühlt meine halbe Kindheit. Als Kind zweier Bergsteiger das natürliche Umfeld.

Die Abgabefrist rückte immer näher. Und ich fand keinen Anfang. Meine gewohnt spitzbübigen Gedanken wollten sich nicht einfangen lassen. Stattdessen verlor ich mich beim Betrachten der alten Fotos in ganz anderen Gefühlen.

Und da war sie auf einmal da. Sprang mich an und boxte mit gegen die Brust! Trauer. Die alte Bekannte. Die verhasste Megäre, die mir den Tag versauen würde! Uneingeladen steht sie in regelmäßigen Abständen vor der Tür. Mit unterschiedlichem Gewand bekleidet. Mal hüllt sie sich in Wut und Trotz, mal in verzweifeltes Unverständnis. Mal in einen Umhang aus Tränen. Auch noch nach so vielen Jahren.

„Das Leben geht weiter!“

Ja, wir Überlebenden leben noch. Ja, wir haben nach diesem Tag X Kindern in dieser Familie Leben geschenkt und die Alten begraben. Und dennoch ist dieses Leben keinen Tag so weitergegangen wie gedacht. Für niemanden von uns.

„Er wurde mitten aus dem Leben gerissen.“

So beschreibt man oft, wenn ein junger gesunder Mensch von einem auf den anderen Tag geht. Aber nicht nur er wurde aus dem Leben gerissen, sondern unsere gesamte Familie. Und das nicht nur für ein paar Trauerwochen. Da ist soviel Ohnmacht, soviel Nicht-begreifen, soviel Nicht-mehr-wollen. Und es hört auch nicht auf. Hört es irgendwann auf? „Das muss doch auch mal wieder aufhören!“, leicht gesagt.

Leben und Tod. Wir werden geboren und sehnsüchtig erwartet. Und wir sterben und werden betrauert und vermisst. In ganz furchtbaren Fällen sogar von denselben Personen. Ist es leichter, wenn man sich verabschieden kann, wie nach einer langen Krankheit? Ist es leichter, wenn man das Gefühl hat, einem Menschen Lebewohl zu sagen, der ein erfülltes Leben hatte und gehen möchte? Ist es leichter, die Hand eines alten Menschen loszulassen? Ich weiß es nicht.

Trauer hält sich an keine Karenz- oder Halbwertzeiten. Und jeder Mensch trauert anders. Ich habe viele Jahre gar nicht trauern können, dachte ich. Stand hilflos daneben, wenn ER von anderen beweint wurde. In mir war alles voller Wut. Ich fühlte mich so betrogen! Betrogen um die so ersehnten Erwachsenengespräche auf Augenhöhe, so betrogen um das Gefühl, seinen Arm um meiner Schulter zu spüren und Stolz in seinen Augen zu sehen, wenn er auf mich herabblickt. Wärest du jetzt stolz auf mich, könntest du sehen, was aus mir geworden ist? Betrogen um das Gefühl, meine Kinder auf seinem Schoß sitzen zu sehen. Trauer hat viele Gesichter.

Ich bin mittlerweile älter, als er werden durfte und dennoch befinde ich mich immer noch in der Rolle eines trauernden Kindes. Habe ich, wenn ich an ihn denke, die Gefühle des kleinen Mädchens, das ich einmal war.

Das Internet vergisst nicht. Als ich meiner Mutter erzählte, dass ich diesen Beitrag für Mama on the rocks schreibe und ich sie fragte, was sie davon hält und wie sie zur Veröffentlichung von Fotos steht, hat sie sofort geantwortet, das sei eine wunderbare Idee! Und Bilder rausgekramt. Alle Bilder in dem Beitrag sind aus dem Album meiner Mutter.

Für uns ist er immer unsterblich. Und nun auch für das Internet, das nie vergisst.

Er war ein tollkühner Bergsteiger, ein leidenschaftlicher Sportler, ein lustiger und draufgängerischer Kerl. Und er war mein Vater.

bmp065… Dieses ❤ ist für all die starken Frauen in meiner Familie!

Wenn einer eine Reise tut…

… dann schaue ich mir im Nachgang gern die Fotos an.

Ich mag auch Internet- und TV-Reisen. Ich sitze mit Schokorosinen und einem Eiseimer in meiner Couchecke und erlebe hautnah wilde Tiere und die dollsten Abenteuer! Aber ich muss da nicht selbst hin. Wirklich nicht.

Wobei ich ferne Länder und nahe Gebirgszüge durchaus reizvoll finden könnte, nur, das Reisen beinhaltet ja stets, man muss erst mal dahin reisen… Und da liegt die Krux.

Ich fliege nicht gern. Kann man von mir sagen. Das sagen auch andere Menschen von sich, ich bin also in guter Gesellschaft. Nur mit dem Unterschied, dass die meisten anderen Menschen sich trotz Angst noch benehmen können. Ich nicht! Bei unserer Hochzeitsreise war ich durch den Hinflug (auf den ich mich irgendwie noch einlassen konnte) so traumatisiert, dass ich während des kompletten Urlaubs permanent wiederholte: „Aber ich steige nicht wieder in dieses Flugzeug! Damit Du´s weißt!“. Der frisch Angetraute hat das schlichtweg ausgesessen ohne alternative Rückreisemöglichkeiten zu sondieren und wäre beinahe schon in der Fremde aufgrund seelischer Grausamkeit von mir zwangsgeschieden worden. Es begab sich also die Situation, dass ich mich zwar immer noch weigerte, als wir bereits zum Boarding aufgerufen waren, dann aber wenigstens in Kaffeebohnen diese Röhre des Todes erklomm, die ganze Zeit flehend, man möge doch bitte ein Boot finden, um mich heimzubringen! Ein Fahrrad. Ich laufe auch! Nichts da. Zitternd wie Espenlaub wurde ich dann von dem Flugpersonal und meinem Ehemann quasi in diese Fischbüchse gezogen und geschoben (in der bereits alle anderen Passagiere genervt warteten). Kaum war ich drin, machte ich mich los und rannte wieder raus! Bettelte erneut, trotzte, behauptete, ganz sicher auf der Stelle einen Herzinfarkt zu bekommen und durfte/ musste dann an dem Außentürchen der Röhre eine Fluppe durchziehen. Zitternd wegexen bis zum Filter. Dann war mir schwindlig genug, dass ich mich in das Stahlschwein reinbugsieren ließ. Ich bin nicht abgestürzt. Für alle weiteren Flüge vertraue ich seitdem auf ein niedrigdosiertes Valium. Klappt. Nur leider nicht im Businesskontext, denn wenn man eine Stunde nach Bonn fliegt und dann dort noch zwei Stunden später im Meeting grinsend Blümchen ans Flipchart malt, ist das eher kontraproduktiv.

Dann also PKW. Geht aber auch nicht. Aus (in meinen Augen) plausiblen Gründen bilde ich mir ein, bei jeder Autobahnfahrt dem sicheren Tod durch rempelnde LKWs ausgesetzt zu sein. Selbst als Beifahrer bin ich eine maximale Katastrophe! Ich sitze schweißgebadet in meinem Sitz, die Hände in irgendwelchen Griffen und Tempotaschentüchern verkrallt und lasse die angstvoll geweiteten Augen über meine Familie gleiten, als sähe ich diese zum letzten Mal und verkünde mit dünnem Stimmchen: „Wenigstens sterben wir alle zusammen!“. Das ist meine Rolle. Das mache ich. Immer. Und der Geduldige muss stets ganz rechts fahren und maximal achtzig (Macht er nicht. Die Sau!).

Wenn ich dienstlich verreisen sollte, war also stets die Bahn das Mittel der Wahl. Aber irgendwas ist mit meinem Karma nicht in Ordnung, meine Aura hängt schief und womöglich muss ich mir mal meine Chakren aus-channeln lassen… Es muss an mir liegen. Irgendwas ist nämlich immer! Einmal brannte die Lok, mitten auf dem Feld. Deswegen (oder wegen dem durchs Löschen entstandenen Wasserschaden) fiel die Elektronik aus und wir standen dann Stunden im Geisterzug in der Uckermarck. Ein anderes Mal gabs einen tragischen Personenschaden, der (wiederum auf einem Feld) zum Zwangsstopp führte und einen vollbesetzten Zug in der Sommerhitze ohne Klimaanlage zum Kochen brachte. Unterstützt duch folgende Durchsagen: „Die Feuerwehr ist jetzt da, die Lok wird abgespritzt!“, „Der Seelsorger betritt jetzt den Zug!“, und: „Der Lokführer wird noch ausgetauscht und dann fahren wir weiter.“ Also pro Wartestunde eine Durchsage.

Im Winter ist es aber auch nicht besser! Ich saß schon in einem Zug von Berlin heimwärts, als ein Schneeschauer die Schranken auf der Strecke lahmgelegt hatte. Tuuut tuuut! Mit zwanzig Km/h und laut dauertutend tuckerten wir durch die verwehte Landschaft. Tuuut tuuut! An jedem Bahnübergang stellte ich mir vor, wie aus der kreuzenden Richtung auch gerade ein fröhlich dauertutender Zug daherkommt. Tuuut tuuut! Und bumms! Ist nicht passiert, aber hätte.

Bumms gemacht hat es aber bei meinem Testversuch mit dem Reisebus. Letzte Woche. Wobei ich sagen muss, dass ich nach der Hinfahrt ein begeisterter Fan war! Preislich nicht zu toppen, schnell, bequem, sauber und in netter studentischer Gesellschaft bin ich nach Berlin gefahren. Aber ich musste ja auch wieder zurück und man soll eine Reise nie vor der absolvierten Heimreise loben! Am Alexanderplatz pünktlich gestartet, war die Reise bereits nach einem (!) Kilometer für zwei Stunden unterbrochen, inklusive überlaufendem Klo, das dann gesperrt wurde. Totem Akku und zur Neige gehender Schweizer Schokoladenvorräte meinerseits ebenso. Bombenstimmung im Bus!

Es liegt an mir. Es muss einfach an mir liegen! Aus diesem Grund habe ich beschlossen, ab sofort stets die Mitreisenden zu warnen:

„Mein Name ist Henrike und ich beabsichtige dieses Verkehrsmittel zu benutzen. Sollten sie kein ausgewiesenes Interesse an unvohergesehenen Unterbrechungen mit zweifelhaftem Unterhaltungswert haben oder eine Anschlussverbindung erreichen müssen, bitte ich sie in ihrem eigenen Interesse, alternative Reisemöglichkeiten in Betracht zu ziehen. Ich danke für ihr Verständnis!“

Wer wissen will, warum ich in Berlin war und wie das dort so war, dessen Neugier wird hier gestillt:

Hex Hex

Weddingerberg

Mama on the rocks