Leben und Lassen – im Mai 2023

Der Mai startete mit den höchsten Feiertagen des Jahres.

Muttertag

Vatertag
Wir waren tanzen beim after work hoch oben im Turm der Technischen Sammlungen
Unsere Baya musste operiert werden…
… und trug dann drei Wochen lang einen feschen Lycraanzug.
Ich war bei einem sehr berührenden Kinderkonzert in der Zionskirche.
… und habe mich tierisch aufregen müssen, weil es zwar schön ist, dass die Senioren sich der neuen Technik aufgeschlossen zeigen, allerdings deren angemessenen Gebrauch offenbar noch lernen müssen. Warum ein Ehepaar zu zweit parallel eine ganze Veranstaltung filmen muss, erschließt sich mir nicht. Ich bin sehr für die Einführung von Kursen zur geriatrische Medienerziehung.
Endlich wieder ein Firmenevent und die Lieblingskolleg:innen wiedersehen, live und in bunt, schön!
Den Balkon eingeweiht
… und „deepe“ Gespräche geführt mit dem Kleinchen, das jede Mittagspause an jedem Wochenende lesend hier draußen verbracht hat.
Gebastelt im Mai: Nichts. Aber Schwarzmalerei betrieben. Blumentöpfe und getrocknete Gräser (nicht im Bild) angesprayt
Der Blondino hat die Kiste mit meinen Cowboys und Indianern (so nannte man die amerikanischen Ureinwohner und ihre Unterdrücker noch in den Siebzigern des letzten Jahrhunderts) und hat sie aufgestellt.
Ritter sind auch dabei.
Interessant fand ich, dass es ihn nicht interessiert hat, dass die Figuren ganz offensichtlich bewaffnet sind, er sich nicht fragte, wer gegen wen, Konförderiertensoldaten neben amerikanischen Ureinwohnern platziert wurden. Auf mein Nachfragen hin erklärte er, die gingen jetzt alles zu Ritters zum Grillen. Ich habe nie ein schöneres Bild gesehen, wie die Geschichte hätte umgeschrieben werden können. Ich musste daran denken, dass es in meiner Kindheit kaum einen Opa gab, der alle Gliedmaßen hatte – alle gingen sie mit einer sichtbaren Kriegsverletzung umher, mein eigener hatte ein steifes Bein und ihm fehlte ein Finger, und das Wort „Kriegsverletzung“ kannte jedes Kind – und die Kinder des neuen Jahrtausends kennen in Deutschland weder dieses Wort, noch dessen Bedeutung. Und was das für ein Gut ist, ein Schatz, ein fragiles schützenswertes Pflänzchen, das kam mir in den Sinn. Möge es für alle unsere Kinder und Kindeskinder so bleiben.
Pfingstrosen, die Kardeshians unter den Blumen
Dieselbe Blüte, eine Woche später.
Lieblingsessen im Mai: Hummus mit Kürbis, auf einem Teller breitgeschmiert, überhäuft mit buntem Salat.

Ohne Foto: Der Blonde ist auf seine allererste Klassenfahrt gefahren und ich habe sehr melancholische Gedanken durchdacht, während ich unzählige Namensetiketten in kleine bunte T-Shirts gebügelt habe. Hauptsächlich darüber, dass ich jetzt drei Stunden die Scheiße einbügele, und sie dann die nächsten drei Monate immer aus der Trommel der Waschmaschine rausfummeln muss, weil die blöde Drecksscheiße nie hält! Zumindest nicht dort, wo sie soll. Ja, an Ärmeln meiner Blusen, da hält dann ein Namensaufkleber mit einem Häschenkopf und dem Namen meines Kindes wie Bombe! Ja, und natürlich habe ich auch auch darüber nachgedacht, wie lange diese bunten T-Shirts noch klein und überhaupt bunt sein werden und das Wachstum und die unnachgiebige, unaufhaltsame Zeit, die jedes bisschen Glück zum Frühstück frisst und unflätig rülpst im Anschluss. Zum Glück habe ich dieses Blöggel…

Eheleben im Mai – es ist immer noch Liebe
Leben und Lassen – im April 2023

Leben und Lassen – im April 2023

Moar, ich hänge immer noch hinterher mit den Monatsrückblicken! Dann kömmer also sowas wie einen Krankenhausaufenthalt einfach nicht mehr machen, wenn das zur Folge hat, dass die geneigte Leserschaft sich im Frühsommer mit ollen, angestaubten Fotos begnügen muss. Ehrlich, Rike, ich bin enttäuscht von dir, von mir.

Vielleicht merkt es ja niemand, zack zack, der April ist schnell erzählt.

Nachdem der März ein Liegemonat war, folgte ein Sitzmonat. Ich saß.

Ich saß und guckte in die Welt.
Ich saß und wartete auf die Heimkehr der Familie und der Freunde nach der Osterwanderung.

Ich lümmelte auf fremden Betten.
Ich schaute dem Frühling bei seiner Geburt zu.
Lieblingslunch im April: Cheeseburgersandwiches

Und so gehts: Den Sandwichmaker befüllen mit Vollkorntoast, darauf kommen ein Klecks Burgersoße deiner Wahl, je zwei Esslöffel gebratenes (veganes) Hack, ein Esslöffel Zwiebelwürfelchen, eine Scheibe herzhafter Käse nach Gusto und noch ein Klecks Burgersoße. Zwei Kleckse Soße machen das Kraut nicht fett, und dich auch nicht. Zudecken mit einer weiteren Scheibe Vollkorntoast und ab geht die wilde Fahrt im Sandwichmaker! Wenn Hackkrümel und Zwiebelwürfelchen daneben fallen beim Befüllen, ist das nicht schlimm, sondern super, das kommt mit den Sandwiches auf deinen Teller.

Küchenexperiment des Monats: Pochierte Eier in Muffinförmchen kochen. Ich schwöre auf die Förmchen von Oxo, das werden wirklich babyleicht wunderschöne pochierte Eier, aber ich dachte mir, probierste mal das mit der Pfanne und den Muffinförmchen – sieht so leicht aus – et voilá!

Eine Pfanne mit etwas Wasser füllen, Plastikmuffinförmchen rein, je ein Ei ins Förmchen.
Mit geschlossenem Deckel kochen lassen bis zum gewünschten Grad der Festigkeit. Et voilá – zu fest!
Es schmeckte wie Ei, aber nicht wie pochiertes Ei. Leider, ihr müsst das nicht nachmachen. Ich mag das Wabbelige, leicht Essiggeschmackliche eines pochierten Eies lieber. Für mich das nächste mal wieder die Oxo-Form. Außerdem war zwar das Rauspolken aus der Muffinform okay, das Ei hinterlässt allerdings Spuren, die besonderer Fürsorge beim Abwaschen bedarfen – gna!
Die Magnolien blühten im April, auch in gelb.
Und die Tulpen, ich bin schwer verliebt in alle Aprilpflanzen.
Zu Hause mühten sich diverse Gemüseschößlinge in Klorollen ab auf der Fensterbank – nur der Zucchini würde es bis in den Juni schaffen (was ich aber im April noch nicht wusste).

Gehört im April: „Mama, der Pedro ist echt ein… sei mir nicht böse, ich muss jetzt ein ganz schlimmes Wort sagen… Uhrensohn!“. Pedro, son of a watch, was hast du nur angestellt, um dieses schlimme Wort zu verdienen?!

Das wird mir fehlen!

In unserer Familie werden Ironie und Sarkasmus – bedingt durch die spezifische neurologische Datenverarbeitung der Früchtchen – nur von dem Bärtigen und mir verstanden. Das wiederum ermöglich uns zwei alten Silberrücken, auch vor den Kindern Bemerkungen zu machen, die nur wir zwei verstehen, also wirklich verstehen!

Ein nahezu geflügeltes Wort ist dabei geworden: „Das wird mir fehlen!“.

Hintergrund ist, dass wir zwei Alten in Momenten, bei denen uns die Laune und die Geduldsfäden in den Kniekehlen hängen, uns oft vorrechnen, wie lange noch, bis wir uns nur noch um uns kümmern müssen. Acht Jahre? Zehn? Zwanzig?! Und dann malen wir uns aus, wie schön unsere harmonischen Tage sein werden. Was wir alles tun werden, beziehungsweise nie wieder tun werden!

Neulich besprach der Bärtige abends beim Bier mit einem seiner Freunde die Gesamtlage der Nation und das Eheleben. Der Freund meinte etwas larmoyant, er wäre müde von diesem Familiending und schon seit zeeeeehn Jahren sei er jetzt in dem Game und ach. Mein Mann fiel fast vom Stuhl. Seit dreiundzwanzig Jahren hockt er auf Spielplätzen, im Schwimmbad, der Tobehalle, auf Elternabenden, „Ihr Kind hat…!“. Seit dreiundzwanzig Jahren Ärsche abputzen, die nicht sein eigener sind, Kinderarzt, Rummelplatz, geordnete Mahlzeiten nach festgelegtem Zeitplan, Ferienbespaßung. Nicht zu sprechen von den extra Haaren, die er unterwegs verloren hat, weil beide Söhne eine Schwerbehinderung haben und deswegen noch mal mehr Tamtam auf die Liste kommt. Die zerfledderte Liste, die wir irgendwann mal weglegen wollen. Uns nur um unsere Bedürfnisse kümmern wollen ohne überhaupt noch ein Gespür dafür zu haben, was das denn sein könnte. Uns inbrünstig den Tag herbeisehen, an dem die Kinder in die Welt marschieren und ihr Ding machen, einfach so. Ohne uns.

„Das wird mir fehlen!“, seufze ich meist bei den idyllischen Abendessen im Kreise meiner Familie. Man kennt das ja: Mama Miracoli sitzt mit Papa Miracoli und den süßen Absenkern der Miracoli-Familie am reichlich gedeckten Tisch, die güldene Abendsonne bescheint das friedliche Bild. Nur, dass bei uns alle durcheinanderreden, streiten, diskutieren, das mir die Ohren klingeln, Zeug umwerfen, Mama Miracoli permanent aufstehen muss um andere Löffel zu holen, weil Joghurt nur mit einem ganz bestimmten Plastiklöffelchen gegessen werden kann (der schmeckt sonst nicht, der Joghurt). Das wird mir fehlen!

Gemecker, Gemotze, schlaflose Nächte, Hintern abputzen, Kinderarztbesuche, Zoo, Jahrmarkt, Elternabende, Spielplätze, Schwimmbad. Das wird mir fehlen! Melonenkerne rauspulen, Zähne nachputzen, Knie flicken, Streit schlichten, das wird mir fehlen.

Ich freue mich auf Abendessen, bei denen ruhig und genüsslich gespeist wird und man sich gegenseitig wertschätzend von seinem Tag berichtet und das Essen lobt. Mehr nicht!

Immer, wenn mal der Großsohn aushäusig ist, merken wir, wie entzerrt solche anstrengenden Situation sind. Die Kinder befinden sich trotz des Altersunterschiedes von dreizehn Jahren in einem Wettstreit und Konkurrenzkampf. Ist das normal? Das ist nicht normal. „In seinem Alter durfte ich nicht so lange an den Gameboy!“, ist dabei nur ein Beispiel. „Ich musste immer alles probieren und meinen Teller aufessen!“, „Wenn ich so frech gewesen wäre wie du, hätte ich Riesenärger bekommen!“, „Das ist alles so ungerecht!“. Ja, Junge, deine Kindheit war die härteste überhaupt! Beim Essen habe ich Sheldon Cooper am Tisch sitzen, der bei jeder Erzählung seines kleinen Bruders: „Hä?! Das ist doch unlogisch!“, einwirft und Grundsatzdiskussionen beim Essen abhalten will.

In anderthalb bis zwei Jahren spätestens, so planen wir, wird der Große ausziehen. Er will, er muss, und wir werden das natürlich engmaschig betreuen, ihm assistieren und ansonsten auch nicht sehr weit weg sein. Ein paar Meter halt, aber immerhin! Ich freue mich darauf, wirklich. Ich liebe den jungen Mann wirklich und ich spüre nach wie vor die Verbundenheit zwischen uns, aber die Nabelschnur wird immer länger, und dünner.

Und das ist gut so! Für unsere Beziehung ist es immens wichtig, wenn wir etwas Raum zwischen uns bringen. Auch zwischen den Bärtigen und sein Erstlingswerk. Der weiß alles besser! Das kannst du dir nicht ausdenken, und ich lache auch gar nicht, wenn ich „The big bang theory“ schaue und Sheldon Cooper seinen Freunden die Nerven fiedelt, ich kenne das viel zu gut aus eigenem Erleben. „Das kann nicht sein! Das ist total unlogisch!“, viel gesprochene Sätze aus einem bestimmten Mund im Hause Nieselpriem. Außerdem weiß der junge Mann alles besser, das ist einfach so. Frag Sheldon Cooper, der versteht das!

Er war ein schrulliges und eigenartiges Kind, aber nun ist er ein schrulliger und eigenartiger junger Mann, und das muss er allein schaffen, sich damit der Welt zu stellen. Und seinen Eigenarten im allgemeinen Lebenskontext der Neurotypischen. Das schafft der, ich bin überzeugt davon. Mehr als wir das getan haben, kann man ein Kind im Spektrum nicht vorbereiten auf das Leben hinter der Glasscheibe. Er wird im Juli dreiundzwanzig Jahre alt, es wird Zeit für ihn. Und für mich. ich werde nie weiter weg sein als ein Anruf und ein: „Ich komme, kein Problem!“, und der Bärtige ebenso.

Allerdings wird mir neuerdings immer wieder klar, wie eingeschränkt er ist, der junge Mann. Bestimmte Plausibilitätschecks, die bei uns neurotypischen Menschen ab einem gewissen Alter ganz von alleine im Gehirn ablaufen, sind bei ihm systemisch nicht vorgesehen. Außerdem glaubt er (noch) immer, was ihm sein gegenüber sagt. Bedenkenlos. Lügen kann er nicht nur nicht, ihm scheint für Unwahrheit jegliches Grundverständnis zu fehlen. Und für Absurdes auch.

Beispiel gefällig? Seit einem Jahr lernt der Bubi für die Fahrschule. Diese dreitausend Fragen in einer App hat er bestimmt schon dreimal beantwortet. Er würde auch immer weiter immer wieder diese Fragen in dieser App beantworten und damit kein Ende finden und sich vermutlich niemals für die Prüfung anmelden, wenn wir Eltern nicht gesagt hätten, es reiche jetzt, er solle sich doch nun mal um einen Prüfungstermin kümmern! Das sagten wir dann nur noch circa vierundzwanzig Mal und erklärten, es reiche nicht, bei der Fahrschule anzurufen und dem Anrufbeantworter zu erzählen, er wöllte nun die Fahrschulprüfung absolvieren! Die rufen dich nicht zurück, Junge, du willst doch was von denen! Versteh doch…

Und nun, pass auf. Vorgestern kam der junge Mann – breit wie ein Kleiderschrank, fröhliches Kinderlachen im hübschen Kindergesicht – nach Hause und spricht: „Mutter, stell dir vor, ich habe einen Termin für die mündliche Prüfung! Übermorgen! In Osnabrück!“. „In…wo?!“, „In Osnabrück, das hat die Frau gesagt!“. „Ganz sicher hast du keinen Termin in Osnabrück! Weißt du überhaupt, wo das ist? Das ist am anderen Ende von Deutschland! Das kann doch nicht stimmen, du hast dich sicher verhört!“. „Nein, hab ich nicht. Und wenn die Frau sagt, ich habe fünfzehn Uhr dreißig am Mittwoch die Prüfung in Osnabrück, dann ist das auch so! Du kannst das doch gar nicht wissen, du warst nicht dabei!“.

Atmen, Rike, atmen. Mit einem auf unerklärliche Weise gefunden Rest an Engelsgeduld habe ich erwirken können, dass der junge Mann noch mal angerufen und nachgefragt hat, und: „Osnabrück“ entpuppte sich als: „Nossener Brücke“, in Dresden, wie von mir vermutet. Weil, da wohnen wir, in Dresden, da ist die Fahrschule, alles andere wäre unlogisch. Für mich zumindest! Nicht für meinen Sohn. Läppischer Unterschied von sechshundert Kilometern, aber wer guckt schon so genau. Schließlich hat die Frau am Telefon ja gesagt, die Prüfung wäre in Osnabrück!

Und überhaupt befinde ich mich seit über zwanzig Jahren in einem Dienstleistungsverhältnis, bei dessen Vertragsschluss ich wahrscheinlich mental umnachtet gewesen bin. Immer, wenn: „Mama!“, ertönt, eile ich herzu und frage, womit ich denn behilflich sein könne. Der Mann sagt, seit wann käme denn der Keks zum Krümel, und wenn irgendwer etwas wöllte, solle er es doch mit seiner Anfrage bitteschön bis zur Schwelle des Zimmers schaffen, wo der um Hilfe Ersuchte sich befindet. Nun, der Keks kommt zum Krümel, zumindest bei uns, denn ich bin der verdammte Keks.

Das wird mir fehlen. Oh, wie wird mir das fehlen!

Ich werde aus dem Fenster gucken nach meinen Söhnen, werde in Jogginghosen mit Telkoblazer obendrüber und Headset auf den zerzausten Haaren im Homeoffice aus dem Fenster starren. Ich werde an alten Schmusetüchern der Jungs schnüffeln, die Fotoalben vollheulen und mich verdächtig auf Spielplätzen rumdrücken um anderleuts Kindlein anzuschmachten. Weil mir das so fehlt! Mir ist einfach nicht zu helfen.

Dann kommt der Keks nicht mehr zum Krümel, dann kommt nur noch der Berg zum Prophet, nämlich, wenn anstatt: „Mama!“, „Rike!“, vom Bärtigen durchs leere Haus gebrüllt wird.

(C) Giphy

Update: Der Bubi hat die mündliche Fahrschulprüfung mit null Fehlern bestanden. Jetzt dauert es nur noch circa fünf bis zehn Jahre, bis er eventuell den Führerschein besitzt. Wir wissen ja, wie das bei Sheldon Cooper so läuft…

Leben und Lassen – im März 2023

Anfang März habe ich Quartier bezogen im Dresdner Josephstift. Vorher aber noch gab es einen Riesenalarm wegen der verdickten Halsschlagader, man wolle mich nicht operieren! Alarm! Rotes Ausrufezeichen an der Krankenakte. Gehen sie wieder! Klären sie das!

Ich ging und ließ klären. Nun ja, es sind Ablagerungen da, aber nein, man müsse da jetzt nicht sofort reagieren, man will beobachten. Stent? Nein. Medikamente? Nein. Also operieren? Ja.

Und so kam es. Ich will gar nicht weiter darüber schreiben. Schön ist anders.

Ich habe nach einer Woche dann das Bett gewechselt, und die Aussicht.

Und die Verpflegung!

Da ich außer Liegen nichts machen konnte, musste ich leider acht Staffeln „Castle“ gucken, das war unumgänglich. Außerdem habe ich mir einen mürrischen Geschmack angewöhnt. Ich war wie ein kleiner Marcel Reich Ranicky, dem man den Spruch nachsagt: „Ich kann nicht anders – ich muss nörgeln!“.

Mehrere hochgelobte Bücher habe ich knurrend und ungeduldig weglegen müssen und fühlte mich nicht nur nicht gut unterhalten, sondern regelrecht betrogen! Um Lesegenuss, mein Büchergeld und meine mir durch die knorrigen Hände rinnende Lebenszeit.

Auf der outtakes-Liste stehen hiermit neben John Burnsides: „So etwas wie Glück“, Simone Buchholz´: „Unsterblich sind nur die anderen“, Katja Lewinas: „Ex“.

Nicht nur Bücher wurden von mir Berufsliegerin gnadenlos verrissen, auch gegenüber Netflix und Co war ich der kleine Marcel. Ich fand so vieles so scheußlich, dass ich es mir unmöglich merken wollte (dass ich acht Staffeln „Castle“ am Stück weggeratzt habe, sagt dabei viel mehr über meine Konstitution aus). Die aktuelle Staffel: „working moms“, fand ich beliebig, und die lang ersehnte Serie: „Wellmania“, mit Celeste Barber, entsetzlich, jeder Anflug von Humor wurde in Vulgarität erstickt. Ich hab die erste Staffel nicht zu Ende geschaut.

Erlöst aus dieser Kulturverdrossenheit in Co-Einheit mit permanenter Bettlägerigkeit hat mich Isabell Bogdan mit ihrem Pfau. Ein wirklich wunderschönes Buch, mit schöner Sprache und bildgewaltig geschrieben. Herzlichen Dank dafür! Auch Nadine Lashuk mit: „Liebesgrüße aus Minsk“, fand ich unterhaltsam geschrieben.

Sebastian Fitzeks: „Elternabend“, liegt noch unangetastet auf dem Stapel, weil ich mich vor mir selbst fürchte. Aktuell, und auch ansonsten. Jetzt muss man wissen, Fitzeks Thriller nicht zu mögen, ist mir stets sehr leicht gefallen! Das ist schlicht weg Geschmacksache. Dann aber lernte ich ihn als Speaker kennen auf einer Blofamilia, und war innerhalb weniger Minuten schockverliebt! Unfassbar charismatisch, eloquent, witzig und klug, alles in einer einzigen Person! Wie kann ich da seine Bücher nicht mögen?! „Fische, die auf Bäume klettern“, war dann auch für mich wie Sebastian Fitzek beim Sprechen zuzuhören – ich hing gebannt an seinen Wörtern. Nun hat er mit: „Elternabend“ ein Buch herausgebracht, dass kein Krimi/Thriller ist, aber dennoch ein Roman und ich habe nur mal kurz aufgeschlagen und einen Absatz gelesen und habe das Buch jetzt erst mal zugedeckt. Ich lese es noch und ich will es mögen. Wie kann man Fitzeks Bücher nicht mögen, wie können sich Millionen lesende Konsumenten irren? Was stimmt nicht mit mir?!

Wo man allerdings auf gar keinen Fall etwas beim Bücherkauf falsch machen kann, ist Jan Weiler. Ein „Weiler“ enttäuscht nicht, ein „Weiler“ liefert ab! Das ist so klar wie die Tränenflüssigkeit, die mir beim Versuch, mit meinem maladen Körper länger als fünf Minuten auf einem Stuhl zu sitzen, aus den trüben Augen tropft.

Jetzt könnte manchereins behaupten, zwanzig Ocken für ein dünnes Büchlein, das sei doch unerhört! Nun, nein. Ich persönlich zahle lieber zwanzig Piepen für kurzen, aber garantierten Lesegenuss, als mehrmals zehn Euro für Paperbacks, die ich dann nicht mal in die zu-verschenken-Kiste vors Haus legen möchte, denn: Was sollen die Leute denken!

Also, „Älternzeit“, besingt das schöne Leben, das uns hoffentlich alle ereilt, wenn die Kinder flügge werden und es ist noch Restlebenszeit übrig. Das von Herrn Weiler zu lesen, macht nicht nur Spaß, sondern auch Mut. Wenn man Jan Weilers Romanfamilie aus vorherigen Büchern kennt, ist das sicher noch ein bisschen lustiger zu lesen, aber zwingend notwendig ist es nicht.

Das Thema „kommt“ und wenn es nicht der Weiler geschrieben hätte, hätte es eigentlich nur der „Hanne“ schreiben können, aber wer weiß, vielleicht hat unser aller Christian vom Familienbetrieb schon ein Büchlein mit ähnlichen Thema auf dem Tisch?! Ich würde mich darüber jedenfalls sehr freuen.

Ebenfalls gefreut habe ich mich, als ich Ende des Monats die Liegestatt für kurze Augenblicke und in nahezu aufrechter Haltung verlassen konnte. Auch meine Familie freut das. Und alle Menschen, die zwischen Buchrücken auf meinen Fensterbrettern liegen. 🙂

Lieblingsessen im März: Jennifer Anistons Lieblingssalat! Das behauptet zumindest das Internet. Es geht die Saga, dass Jen angeblich jeden Tag der Dreharbeiten zu „Friends“ eine Schüssel dieses Salates vertilgt hätte und dass auch ihre Schauspielkolleg:innen den gegessen hätten. Ich vermute, sie wollten ebenso das zarte Zwiebel-Odeur verströmen. Ob alle so furchtbar haben pupsen müssen wie ich, ist nicht überliefert (und Lisa Kudrow hat auf meine Anfrage bei Instagram nicht geantwortet), aber ich habe eine diffuse Idee, wie es am Set der Dreharbeiten gerochen haben muss. Und zwar danach:

1 Tasse Bulgur oder Quinoa nach Anleitung kochen und abgießen. Danach in einer Salatschüssel vermengen mit

1 Dose Kichererbsen, abgegossen (Abgießwasser zu veganer Mousse au Chocolat verarbeiten, wem das schmeckt)

1 Fetablock, klein gewürfelt

6 Babygurken oder 4 Bauerngurken, gewürfelt

2 Schalotten, kurz mit einem Schluck kochendem Wasser übergossen

1 große Handvoll Petersilie

1 Handvoll Minze (ohne mich)

Salz, Pfeffer, Olivenöl

Durchziehen lassen, schmecken lassen, wirken lassen…

Leben und Lassen – im Februar 2023

Das ist mein neuntausendsechshundertsechster Blogpost. Das wollte jetzt niemand so genau wissen, aber ich erzähle euch das trotzdem.

Ich sitze heute an einem herrlich sonnigen Frühlingstag unter blauem Himmel, es zwitschert, trillert, balzt und pfeift um mich herum, der Ahorn schmeißt seine Kinder in schieren Mengen herab, dass ich Eimer füllen könnte mit diesen klebrigen Samenhülsen, die wir uns früher als Kinder immer auf die Nasen geklebt haben.

Jedenfalls, es ist nicht ganz so leicht, gedanklich zurückzukehren zu Nass/Kalt/Grau, zumal – wie ihr alle wisst – dieser Winter gefühlt sechs Monate lang war und noch im April niemand recht glauben konnte, dass das jeeeemals aufhören würde. Tat es, tut es, es geht immer weiter. Immer!

Februar.

Im Februar waren Winterferien und ich hatte einen Urlaub für das Kleinchen und mich alleine gebucht. Ich wollte ihn ganz für mich, wollte Erlebnisse haben, die nur wir zwei würden haben werden, wollte etwas Exklusives.

Wir sind nach Sankt Peter Ording gefahren, das hatte ich euch ja im Januar schon angekündigt. Und: Es war toll! Alles war toll (das Wort „toll“ wird noch oft vorkommen, sehr toll oft). Ich hatte im Vorfeld unfassbar großen Bammel vor der Fahrt, ich bin noch nie alleine derart weit gefahren, Autobahnen machen mir Schiss, die blöde Verdickung an der Halsschlagader machte mir extra Schiss, ich hab’s gemacht, und es war toll (Seht ihr?)!

Wir hatten ein winziges Häusschen, das früher mal ein Schuppen gewesen sein musste, aber zauberhaft renoviert war und alles beherbergte, was anderthalb Urlauber so brauchen könnten.

oben
unten

Der Ort war verlassen bis auf die paar Einheimischen und Kurgäste. Im Februar ist sprichwörtlich tote Hose dort. Auf unserer Straße war in genau einem Häuschen Licht – unserem. Das war abends etwas gruselig, wenn wir spät nach Hause kamen, zumal der Nebel in Schwaden um die dunklen Häuser waberte.

Tagsüber war es einfach nur zauberhaft, oder um es mit den Worten des Blondinos zu sagen: „Hachgottchen!“. Und das lag zu einem großen Teil daran, dass wir das Örtchen für uns alleine hatten!

hübsch aber geschlossen, wie fast jede Lokalität
wenn du der einzige Mensch auf der Straße bist, kann selbst der schmalste Weg kurzerhand zum Sportplatz erkoren werden
Jede Menge Liebe

Ich hatte meine Freundin Silke Vorort, die zur gleichen Zeit Urlaub machte und die, da sie das schon seit fünfzig Jahren tut, als quasi Einheimische durchgeht. Das war super! Silke hat mir im Vorfeld unschätzbar wertvolle Ausflugtipps gegeben, und hat uns mit Duftkerze, Schietwettertee und Keksen begrüßt an unserem Häuschen.

Das war überhaupt das Allergrößte: Ich hätte angenommen, dass ich mich einsam fühlen würde, an einem weit entfernten Ort, außerhalb der Saison, nur mit dem Früchtchen. Aber es kam ganz anders. Meine Freundinnen, mein Mann, mein Großsohn, meine Mutter, meine Schwester, alle riefen mich regelmäßig an. Es gab Morgen, da sind wir kaum losgekommen zu einem geplanten Ausflug, weil ich stundenlang am Telefon hing! Davor kamen die zig whatsApp-Nachrichten, die ich täglich beantworten musste, und die alle stets die eine Frage hatten: „Und, wie geht’s euch heute?“.

Jetzt mag der Eine oder die Andere denken, so what, wat willse denn sagen damit?! Damit willse sagen, dass nichts davon irgendwie normal wäre! Weil, jeder Mensch, der mich ein bisschen besser kennt, weiß, ich hasssse telefonieren! Ja, vier S sind durchaus angebracht. Ich würde lieber Zettel an Tauben binden, SOS-e morsen oder sonstwas tun, ehe ich auf die Idee komme, jemanden anzurufen. Also privat. Dienstlich sieht das ganz anders aus. Aber privat? Nee. Und Menschen, die klingeln und dann am Telefon sagen: „Na du? Ich dachte, ich klingele mal durch. Es ist nichts, ich wollte nur mal deine Stimme hören und bisschen quatschen!“, zu denen würde ich sagen: „Was stimmt nicht mit dir? Hast du Fieber?! Ich telefoniere nicht! Schreib gefälligst WhatsApp wie normale Menschen! Oder schick mir ne Sprachnachricht, die kann ich mir anhören, wann ich das will. Danke. Gespräch vorbei!“.

fernmündliche Kommunikation á la Nieselpriem; Beispielkonversation

Sprachnachrichten retten mich ja seit Jahren vor der unliebsamen Telefoniererei. Mit meiner Freundin Fika habe ich das derart kultiviert, dass man sagen könnte, wir podcasten. Wir schicken uns gegenseitig Abrisse der jeweiligen Woche und teilen uns unsere Gedanken mit, also so, wie andere die Beste anrufen einmal pro Woche, so podcasten wir hin und her. Eigentlich ausschließlich. Außer wir treffen uns, das machen wir vorher natürlich auch per Podcast aus.

Gut, vielleicht bin ich seltsam, aber das ist ja nichts Neues. Jedenfalls war während des Urlaubs alles anders! Meine Leute haben komplett ignoriert, was sonst gilt und haben mich täglich angerufen, mich anvideotelefoniert, mich zugesimst. Ich war von so viel Liebe, Freundschaft und Gedanken der anderen umgeben, dass ich mich nicht nur niemals einsam, sondern im Gegenteil auch zu keiner Zeit allein gefühlt habe! Das war toll. Ich bin so dankbar für all die Liebe in meinem Leben und vor allem meine Freundinnen. <3Ihr seid allesamt ein Segen. Gut, mein Mann auch, aber der muss nett sein, der ist mit mir verheiratet.

Der Urlaub war so toll, dass das Kind mir das Versprechen abgenommen, hat, dass wir im nächste Februar wieder da sein werden. In Sankt Peter. Darüber freue ich mich jetzt schon.

Gut war beim Urlaub allein mit Kind für mich rückblickend, dass ich mir einen Plan gemacht habe und viel recherchiert. Normalerweise bin ich eine Person, die irgendwo ist und dann guckt, was da so los ist und wenn nichts weiter los ist, auch schön, dann kann man da ja sitzen und Käffchen trinken und Wetter angucken und Leute… mit Kind wäre das nicht gegangen. Da war es gut, dass ich mit Hilfe von Silke und dem Internet schon mal einen groben Wochenplan hatte.

Wir haben die Tage aufgeteilt und immer erst Dinge gemacht, die ich wollte (öde rumlatschen) und coole Dinge (Parks, Museen, Bad) im Anschluss als Motivation und damit ging das klar für uns! Blöderweise war die Dünentherme kurzerhand geschlossen worden, sodass meine „abends-gehen-wir-immer-baden- und- saunieren“-Planung kurzerhand vom Tisch war. Leider, aber dadurch bleibt noch etwas, auf dass ich mich für nächstes Jahr freuen kann.

Am ersten und auch am letzten Tag waren wir im Westküstenpark, der so toll ist, dass ich gar nicht viele Fotos gemacht habe, da ich mit Staunen und Freuen beschäftigt war. Die Seehunde hatten es uns angetan, sodass wir für den letzten Tag noch eine „Tierbegegnung“ gebucht haben, bei der wir hautnah am Becken stehen konnten, füttern und zuschauen und zuhören, was die Tierpflegerin uns erzählte und die Seehunde vorführten (sie spielen gern Ball wie Hunde, sind aber eher mit den Bären verwandt; sie haben Küsschen gegeben, für Futter machen die alles, das erinnert mich jetzt doch wieder an unsere Graue hier zu Hause…)

Wir sind nach Husum ins Bad gefahren, weil ohne Baden kein Urlaub stattgefunden hat, so will es das Familiengesetz.

… und wer Schwimmbad sagt, muss auch Mc Donalds sagen!

Wir waren natürlich bei Gosch an der Seebrücke essen.

Gosch-Version für das Kind, das nur Pommes mit Ketchup isst: Pommes mit Ketchup und Shrimps
… und sind abends durch die leeren Straßen gebummelt. Wenn mal kein Nebel da war, denn dann hat man wahrlich gar nichts gesehen außer den kleinen Lämpchen im Boden!

Wir haben dem Spielplatz Ponderosa einen Besuch abgestattet und selbst mein großes Kind (viiiel zu erwachsen für Spielplätze) hat direkt angefangen, rumzuklettern und zu spielen. Nicht ganz leicht zu finden gewesen, aber hübsch war es dort. Wir hatten heißen Tee und Knabberli dabei, der Spielplatz liegt mitten im Wald, da kann man gut einen halben Tag mit Klettern und Waldspaziergang rumbringen.

Wir sind oft einfach nur gelaufen. Sankt Peter Ording besteht aus drei Stadtteilen: Sankt Peter Dorf, Sankt Peter Böhl, Sankt Peter Bad und Ording und jeder Stadtteil hat seinen eigenen Strandabschnitt und wie ich finde, sein ganz eigenes Watt! Es sieht nirgends gleich aus und auch und die Gezeiten „malen“ die Landschaft jeden Tag neu. Ich fand es absolut faszinierend.

„Wetter“ als lebensbeeinflussendes Element wahrzunehmen, war auch beeindruckend für mich. Mit den Gezeiten änderte sich das Wetter, kam Nebel auf, Regen, Wind, Sturm, und verzog sich. Damit waren wir in all unseren Planungen für Unternehmungen draußen in der Natur sehr abhängig von den Gezeiten und dem Wetter. Ich fühlte mich durch diese Abhängigkeit in Kombination mit der Ruhe, die uns umgab, sehr geerdet und mit der Natur verbunden.

Die Strandpromenade ist herrlich und entgegen der Bebauung in anderen Küstenorten nicht mit Boutiquen gepflastert, sondern mit EU-Geldern zu einer Sport- und Flaniermeile ausgebaut.

Am allertollsten fand das Kind allerdings den Ausflug zum Multimar Wattforum in Tönning. Wir waren morgens um zehn Uhr die Ersten und hatten das absolut atemberaubende Museum eine ganze Stunde für uns alleine! Im Außenbereich gibt es noch einen schönen Spielplatz mit Turmrutsche und Sitzgelegenheiten, aber das konnten wir aufgrund von beißender Kälte und argem Wind nicht ausprobieren.

Isst keinen Fisch, guckt aber gern Fische an: Frau Nieselpriem

Für das nächste Jahr habe ich mir nicht nur vorgenommen, unbedingt in der Dünentherme zu rutschen und zu saunieren, sondern werde auf dem Hinweg in Friedrichskoog anhalten und mit dem Kind die Robbenauffangstation besuchen. Das wäre für einen Tagesausflug von SPO aus zu weit gewesen. Ansonsten machen wir auch kommendes Jahr exakt dieselben Ausflüge, so schön war das!

Wieder zu Hause haben das Kind und ich unseren Urlaub ausklingen lassen an einem unserer Lieblingsorte in Dresden, mit dem Lieblingshund.

graues Lieblingstier (kein Seehund)

Lieblingsessen im Februar: Die Kräppelchen (ursprünglich sollten es Churros werden) nach dem Rezept von Turkuazkitchen, deren Videos ich mir tagelang anschauen könnte, und das auch habe, nämlich im März. Denn im ganzen März konnte ich nicht viel anderes tun als Videos anschauen. Aber das erzähle ich ein andermal.

In der Mikrowelle geschmolzene Karamellcreme war der perfekte Konterpart zu den dicken Kräppelchen, die eigentlich hätten Churros werden sollen. Meinem Mund mit seinen Schmatzgeräuschen war das gänzlich Churro. Oder Wurst.

Leben und Lassen – im Januar 2023

Heute ist der zehnte Februar und ich wollte euch sagen, dass es schön war mit euch. Und auf Wiedersehen! Denn wahrscheinlich sterbe ich bald. Zumindest denke ich das mal wieder. Weil, das kam so. Ich zum „check up 35“ – oder zum „Schäggubb“, wie meine slawischstämmige Ärztin es ausdrückt- und sie findet ein zartes Strömungsgeräusch über der Halsschlagader. Das war gestern.

Leute! Seitdem habe ich das Google zum Thema ausgelesen. Ich weiß jetzt alles über Arteriosklerose und Carotisstenosen, und dass mein Ende naht! Einem Hypochonder sowas einen Tag vor Abreise auf eine Insel zu erzählen, ist grob fahrlässig! Ich meine, ich drehe jetzt durch bis zum bittren Ende, werde mich vor dem Tode fürchten, bis der Tod eintritt! Das geht doch so nicht! Scheiße.

Dabei war das doch ganz anders geplant! Ich wollte ab sofort nichts Schönes mehr auf die lange Bank schieben, jeder Tag sollte als Geschenk bejubelt werden, und nun das.

Ich war natürlich heute morgen schon ganz früh bei der nächstbesten kardiologischen Praxis um mich als Notfallpatientin auf die Matte zu legen, aber freitags macht hier keiner was. Und ins Herzzentrum zu fahren mit einer Überweisung wegen „Strömungsgeräuschen“, das war selbst für mich etwas to much.

Ich tu also das nächstlogische: Ich backe Kekse! Weil, wenn ich schon vor meiner Zeit abnibbele, sollen alle sagen: „Sie war eine Nervensäge, und ganz richtig in der Rübe war sie auch nicht, aber ihre Kekse! Alter, so bekloppt wie sie war, so abartig gut konnte sie backen!“. So stelle ich mir das vor.

Das Keksteigrezept steht hier schon irgendwo. 350g Mehl, ein Stück Butter, 130g PuZu, eine Prise Salz und etwas Vanille. Die Hälfte davon habe ich schwarz-weiß gemacht, die andere Hälfte mit klein geschnittenen Cranberries, weißen Schokochunks, Nüssen und einer Handvoll Knuspermüsli zu Frühstückskeksen verarbeitet.

Morgen gehts für das kleine Süßilein und mich nach Sankt Peter Ording, oder „Sankt Peeeeeter!“, wie meine Freundin Silke dazu sagt, die aus lauter Verliebtheit in den Ort dort ein Häuschen gekauft hat.

Aber das alles erzähle ich euch dann im Monatsrückblick Februar.

Januar also.

Der Januar begann wie immer am ersten Januar mit einem Neujahrsspaziergang irgendwo oberhalb des Dresdner Talkessels.
Ich war allein im Museum (nicht nachts) und habe mir die Fotoausstellung von Anne Pöhlmann angesehen
Raclettebrot; ein Essen, das den Januar und das lange Warten auf den Frühling nahezu vergessen lässt (war mir offenbar sogar ein Foto wert).
Dem Hund verdanke ich die besten Tagesanbrüche, auch im Januar. Sonnenaufgang an einsamer Elbwiese, quasi das emotionale Raclettebrot des Tages.
Der Blondino verdankt dem Hund regelmäßige Waldeinheiten zum Auslüften und Freiluftturnen.
… und ungezählte Kuscheleinheiten.
Der Mann freut sich, dass ich wegen dem Hund oft im Wald bin und dann immer schöne Sachen mit nach Hause bringe: Hölzer mit Holzwürmern, und außerdem noch Moos und bröckelige Rinden…
Außerdem haben wir beim wöchentlichen Hundetraining neue Hunde- und Menschenkumpel kennengelernt. Darüber freuen wir uns alle.
Noch mehr würde ich mich allerdings freuen, wenn der Frühling endlich da wäre. Komm, Frühling! Ich habs satt, das Grau, ja, sogar das Weimaranergrau! Alle Grautöne.

Im Januar kam endlich die Bescheinigung über die Schwerbehinderung und das Ergebnis der Pflegebegutachtung des Kleinen. Aufgrund des ewigen und dreifachen Begutachtungszirkus hatte sich das ja bis zum sagenhaften Nimmerleinstag hingezogen. Nun, der war dann jetzt wohl im Januar und wir können einen Haken dran machen. Ich bin okay mit dem Ergebnis, werde nichts beeinspruchen, reklamieren, was auch immer, ich bin müde. Das ist jetzt erledigt, fertig, das bleibt jetzt so.

Letzte Aufregung in diesem Zusammenhang war die Schlechtachterin Gutachterin des medizinischen Dienstes, die doch allen Ernstes sagte, es sei kein Wunder, dass mein Sohn dieses oder jenes nicht können würde, wenn ich ihm immerzu Hilfestellung geben würde! Da kamen mir voller Entsetzen kurz die Wuttränen und ich fragte mich, ob sie wohl auch der Mutter eines Rollikindes gesagt hätte, kein Wunder, dass ihr Kind nicht läuft, wenn sie es immer im Rollstuhl herumfahren! Aber das ist eben so, wenn man deinem Kind seine Einschränkung nicht ansieht. Man sollte meinen, ich sei mittlerweile daran gewöhnt. Überraschung für alle: Nein!

Wirklich schön war die Geburtstagsfeier meiner Freundin Annett. Ich kannte eingangs nur vier der sieben geladenen Frauen und dachte ständig an diesem Abend, wow, wie wundervoll! Wie toll sind eigentlich diese wundervollen Frauen? Ein Abend wie ein Geschenk, das müssen wir wirklich bald wiederholen. Ich liebe Frauen, mir war das eigentlich früher gar nicht so bewusst, aber das ist wirklich so. So viel Tiefgang, so viel Schönheit, so viel gelebtes Leben. Alter tut uns gut. Ich wünschte, das Innen würde mehr leuchten als das Außen, sodass das immer und für jedermensch sichtbar wäre.
Januar, das war auch der Zeitpunkt, als mir klar wurde, dass wir als Familie jetzt 200€ pro Woche für Lebensmittel (ohne Kaffee, Bier oder Hundefutter.) brauchen. Sellerie, so ist das Leben. Oder: Salami, so ist das Leben. Je nachdem, ob ihr carnivor seid oder vegan oder flexitarisch oder was auch immer. Ich bin jedenfalls froh, dass wir nicht in Ungarn leben, mit einer Inflation von 40%.
Die Liebe im Januar. Ich geh mit dem Bubi in die Stadt „Biddeln“ (Spazieren, Schaufenster gucken, das Kind brauchte auch eine zweite Jeans zu seiner einen, obwohl er das gar nicht einsehen wollte, egal.). Ich schau so hoch zu ihm und frage, ob das denn nicht peinlich sei, mit seiner Ma hier rumzuspazieren?! Und er: „Warum? Ich hab dich doch schließlich nicht für immer.“ – BÄMM!- mein Herz. ❤ Kein Wunder, dass meine Gefäßwand verdickt.
Und der Süße, der verehrt seine Lieblingserzieherin. Die begrüßt ihn wohl manchmal mit den Worten: „Na, meine Sonne?!“. Ich sag so, die Frau W. sei auch eine Sonne und wie froh ich sei, dass sie seine Betreuerin sei. Und das Kind? „Die Frau W. ist mehr als eine Sonne! Sie ist die Milchstraße für mich, die komplette Galaxie!“. Hörste das, Frau W.?
Basteltipp des Monats: Ein Kranzgehänge aus Styroporrömer und Muffinförmchen.
Anleitung: Muffinförmchen zusammenknüllen und mittels Heißkleber auf dem Römer drandengeln.
Als Aufhängung habe ich eine Büroklammer aufgebogen und in den Römer gesteckt.

Gesehen im Januar

Immer noch kein Oscar für Benedict Cumberbatch, aber ganz ganz große Verehrung für die Leistung in beiden Filmen.
Außen Hui, drinnen Pfui – im Januar war ich gefühlt dreimal die Woche in irgendeiner Arztpraxis oder Klinik, um mich auf meine geplante Operation im Februar (nach dem Urlaub in Sankt Peeeeter!) vorzubereiten. Eigentlich müssen es zwei OPs sein, die zweite dann nach Wundheilung im Sommer. Das ist Mist, wenn du alt wirst, es wird wirklich immer irgendwas gefunden, was es zu reparieren gilt, wenn dir mal jemand die Taschenlampe in irgendeine Körperöffnung hält! Also Obacht.

Ich bin wirklich dankbar, dass ich in einem Land lebe, in dem ich meine Krankenkassenkarte auf die Theke lege, und im Gegenzug dann eine Behandlung bekomme, die der Heilung diverser Erkrankungen zumindest förderlich ist. Ohne Haus und Hof zu verkaufen! Weil, hab ich ja nicht, wäre Pech für mich.

Nur einmal ist mir kurz das Gesicht entgleist, nämlich bei der Proktoskopie (war wohl auch nötig, weil, der Proktologe hatte noch nicht die Taschenlampe reingehalten und alle wollten wohl offensichtlich, wenn ich schon mal da war). Jedenfalls liege ich in würdeloser Haltung auf dem Stuhl, vergleichbar einem gynäkologischen Stuhl, entblößt, es zieht, der nette Arzt kommt rein, und nimmt sich eine Gummischürze vom Haken an der Wand… wirklich so eine Fleischerschürze! Alter! Nieselpriem in the slaughterhouse, ich wäre fast geflohen! War aber alles kein Problem am Ende und die Schürze blieb auch sauber. (Frage: Sagen Proktologen eigentlich auch manchmal, ihr Tag sei beschissen?!)

Ich sags euch, ich erlebe Sachen, wenn mir das jemand prophezeit hätte, dass ich sowas mal im Internet schreib… nee, also würglisch.

Am letzten Tag des Januars hatte ich dann auch noch Geburtstag. Das war schön, was der Beweis ist, dass Dinge nicht per se schlechter werden, wenn man sie öfter macht. Und ich hatte wirklich schon oft Geburtstag!

So, ich packe jetzt meinen Koffer und nehme mit: Noch einen Koffer und noch einen Koffer und mein Süßilein, und morgen gehts erst nach Peine zum Zwischenstopp und dann an die Nordsee! Da war ich noch nie! Ich erzähle euch, wie das war. Im März. Wenn ich dann noch lebe. Wir wollen es hoffen.

Apropos: Ist ein Arzt anwesend? Ein Angiologe womöglich? Einer mit Tagesfreizeit und ohne Reisepläne? Der mit nach Sankt Peeeeter kommt? Und kann mir eigentlich mal einer das Google wegnehmen bitte?! Danke schön.

Leben und Lassen – im Dezember 2022

Heute ist der neunzehnte Dezember, also vierter Advent plus ein Tag, und ich setze mich schon hin, um über den Dezember zu richten, in Wort und Bild.

Weil, seien wir ehrlich, Anfang Januar will niemand mehr Bilder von Plätzchen sehen und irgendwas von Weihnachten hören! Ich auch nicht.

Also, das hätten wir geklärt.

Außerdem ist es jetzt (!) weihnachtlich schön und bereits ab morgen steigen die Temperaturen und am Geburtstag des lieben Jesulein haben wir schlammige acht Grad, so wie sonst auch. Das will doch keiner!

Here we go. Hier gehen wir. Und zwar hoffnungsvoll auf die andere Seite der Elbe und machen von dort ein Foto in Richtung Schillergarten und Heimat (ihr seht es, das blaue Wunder ist rechts).

Und finden einen hell beleuchteten Elbegarten, abends halb acht, tote Hose! „Wir haben geschlossen!“, raunzt uns ein Angestellter zu, als der Mann und ich zielstrebig zum Eisstockschießen gehen wollen. Es wäre niemand da und deshalb wäre jetzt geschlossen, aha. Na, dann kann ja auch keiner mehr kommen, denken wir so.

Das gleiche Dilemma beim Weihnachtsmarkt auf dem Körnerplatz. Alle Buden geschlossen, wäre man doch am Wochenende da gewesen! Wobei der Mann einwirft, die Adventszeit sei doch nur vier Wochen, da könnten die Budenbetreiber doch mal durchziehen, oder?! Nun, die Luft ist offenbar raus. Wir werden am Wochenende nicht noch mal über die Brücke laufen…

Stattdessen landen wir – wie immer – reumütig im Schillergarten (das blaue Wunder ist wieder links im Bild). Ich habe weder Churros noch Kräppelchen bekommen, dafür eine Currywurst.

Hell leuchtet der geschlossene Elbegarten und suggeriert rege weihnachtliche Betriebsamkeit; fotografiert von überelbsch vom Schillergarten aus

Diese Woche steht also noch der Striezelmarkt auf dem Plan. Und der Neumarkt! Ich wollte da nicht hin (die sind fest in Touristenhand), aber es nützt wohl nichts.

Beweis: Ich war bei der Ü30 Party im Parkhotel – im übrigen das erste Mal überhaupt, seit ich Ü30 bin
Ich habe einen Vogel geschmort, mit Rotkraut und Semmelknödel (abgedeckt; ihr habt fantasy, ihr wisst, wie sowas aussieht)
… Plätzchen wurden ausgestochen und gebacken
… das raffinierte Kind sichert sich den größten Plätzchenbestand durch übermäßige Zuckerstreuselversch(w)endung
… ich stehe immer noch regelmäßig nachts im Kinderzimmer und schmachte das duftende Süßilein im Schlaf an. Tagsüber der streitsüchtige Radikalinski, nachts ein herzerwärmender Anblick voller Achs und Hachs in meinem faltigen Herzen. Neulich sprachs, „mieser Penner“ sei gar kein Schimpfwort, sondern die Bezeichnung für eine Person mit Schlafproblemen! Das hat der bestimmt von lekoopa oder irgendnem anderen Internetfuzzi. Der wird so schnell groß, warumwarumwarum.
Der Baum wurde geschmückt (der Opa wird später behaupten, es sei der allerhässlichste Baum, den er je gesehen hat und er sei alt, also dreiundachtzig, und hat schon viele Bäume gesehen)…
… und sämtliche Freiflächen der Behausung
Jedes Krümel Schnee wurde in den letzten Tagen gerodelt bis runter auf den Dreck…
… oder bis zur totalen Materialermüdung!

Heute Morgen um sieben stand ich im Supermarkt und fühlte mich wie damals, 1985, im Holfix: Leere Regale! Ich weiß nicht, ob das ein Phänomen der „neuen Bundesländer“ ist, aber: Die Woche vor Weihnachten wird gehamstert, als gäbe es kein Morgen. Kuba-Orangen, her damit! Okay, ich esse also diese Woche Kiwi-Tomaten-Salat. Lecker.

Warte, ich hatte ganz vergessen, meine Bingewatchlist vom November mit euch zu teilen!

Gesehen und für sehenswert befunden

„Wednesday“; alle Harry-Potter-Fans und Menschen, die Tim Burtons cineastische Kreationen mögen, werden diese Serie lieben. Außerdem finde ich, Catherine Zeta-Jones ist eine grandiose Morticia!
Ich bin seit „Ozark“ große Fan-in von Julia Garner und die ganze Story ist in meinen Augen faszinierend
Diese Kurzfilmsammlung hat es gewaltig in sich. Der erste Film bewog mich fast wegzuklicken – zu meinem Glück habe ich das nicht getan- am Ende saß ich mit wummerndem Herz da. Großes Kino der Coen-Brüder.
Na klar, welcome to the jungle! Zwischenfazit: Mit Otto würde ich sogar nach Panama gehen, wenn kein Sternehotel auf mich warten würde, Joris und Knossi sind meine Helden, und Sascha… tja, ich denke, Gejammer wird ab sofort in „Huber“ gemessen. Ein halbes Huber ist zum Beispiel Ich auf Hardcore PMS. Also Sascha kann ich kaum noch ertragen, sorry Leute. Jeder zweite Satz lautet: „Boar, dös isch so brudaaaal!“. Glaub ich sogar, aber jemand, der aus grenzenloser Selbstüberschätzung seine Gegenstände an Tag eins verbuddelt und täglich blank zieht zum „Formcheck“ und sich beim Pieseln und anderem filmt, während er ungebeten Konsistenz und Farbe seiner Ausscheidungen kommentiert… drück den Knopf, Sascha! Boar, dös isch so brudaaaal, drück den verdammten Knopf!

Die Filmliste für die Feiertage steht auch schon. Amazon darf abspielen. Ich habe für den Heiligabend anstatt Chevy Chase diesmal „Die Geschichte der Menschheit“ rausgesucht. Deutsch, aber lustig! Hoffe ich zumindest. Ansonsten werden wir essen gehen am ersten Feiertag und am zweiten Pizza bestellen. Der Mann kriegt sechs Liter Eierpunsch. Ich will Kartoffelsalat mit Bockwurst! Ich will morgens schon panierte Kammberts (das sind keine Camemberts aus Frongreisch, sondern gummiartige Dinger die den Namen wirklich nicht verdienen, die ich eigenhändisch in Eiern und Brösel wälze und in viel Butter ausbacke und danach mit Ketschup zwischen zwei Toast quetsche und auf der Couch esse, jawohl). Ich werde im Pyjama all day long Kekse futtern, Eis, Chips und ausnahmsweise keine Medienzeitbeschränkung durchsetzen. Tagsüber „Tiny creatures“ oder „Verrückter Planet“ gucken mit dem Kleinsten, im Wald rumstapfen (ich zieh vielleicht einen dicken Pulli über den Pyjama), den Mann küssen (oft), und die Zeit besonders genießen mit meinem Großkind. Nicht so viel darüber nachdenken, was hinter mir liegt in diesem Jahr, nicht darüber, was vor mir liegt, einfach versuchen, die Magie, die man diesen Tagen nachsagt, erkennen zu können. Versuch macht kluch. Wir werden lesen, wie es geklappt hat.

Apropos lesen! Ihr wollt das Rezept vom Palak Panir, hab ich verstanden. Das nächste Mal fotografiere ich die Zutaten und schreib das runter, versprochen, das kriegt ihr. Ohne Foto ist doof. Auch wenn wir hier nicht beim Hausfrauen-TV sind, muss man gewisse Standards wahren.

Außerdem wollte ich euch noch wissen lassen, dass das jetzt nicht das neue „Normal“ ist, dass ich mich nur noch zu Monatsrückblicken blicken lasse, na-hein! Ich würde schon, ich wöllte, ich hätte Themen, oh Gott, hab ich Themen… aber. Die Zeiten werden wieder kommen, einzelne Themen zu bearbeiten, ich glaube das fest. Im Moment kann ich nur das hier.

Und nun wünsche ich euch die schönsten Weihnachten der Welt, nichts weniger als das.

Bis zum Wiederlesen wird der Schnee getaut sein, der Baum abgenadelt, alle Plätzchen vertilgt und Reue und gute Vorsätze werden sich ungebeten einen Weg in mancherleuts Bewusstsein gebahnt haben. Alle haben einen Feiertags-Hangover und wollen nur noch vegan essen und Sport treiben in Lycra-Pantalongs. Es ist jedes Jahr dasselbe Dilemma!

Bis dahin jedoch macht Schneeballschlachten, seift euch gegenseitig ein und vergesst das Erwachsensein für einen kleinen Moment, denn es ist Weihnachten! Ist das nicht toll?

Leben und Lassen – im November 2022

Heute ist schon der irgendwelchste Dezember – sogar der jährliche Schuhputztag ist schon vorbei – und ich hänge hinterher. Mal wieder. November?! Vorbei!

Aktuell hänge ich mit FKK in den Seilen. Kennt ihr? Fu**ing Kinderkeime, kurz liebevoll FKK genannt von mir. Der Mann nennt es EMS (Erschießt mich sofort), was auch legitim ist als Name. FKK zeigt sich so, dass dein anbetungswürdiges Fortpflänzchen eines Tages aus der Sozialisierungseinrichtung kommt, mit einer schlonzigen Nase und eventuell ein wenig Husten, vielleicht sogar geröteten Wangen. Energie hat das Kind wie ein Äffchen auf Speed, nach zwei Tagen merkt man gar nichts mehr. Dann, ja dann, hat der FKK-Virus nämlich einen deutlich lohnenswerteren Wirt gefunden: Mich!

Seit ich alt bin, komme ich mit diesen pädiatrischen Viren gar nicht mehr klar. Mich haut das dermaßen aus den Wollsocken, dass ich nur noch mit tränenden Augen röchelnd aus dem Schlafzimmer krächze: „Ich möchte bitte zum Abendbrot einen Kloß mit Rotkraut und Bratensoße! Bitte. Nur ein winziges Klößchen mit Kräutchen und Sößchen, ein klitzekleines! Vielleicht ist es das letzte, das ich je essen werde! Röchelröchelseufz.“.

Niemand hat mir Essen ans Bett gebracht, also lohnte sich das Dahinsiechen auch diesmal nicht, Ich sitze nun wieder aufrecht (nützt ja nichts) und wir erinnern uns jetzt gemeinsam anhand meines Handyfotoalbums an den November.

Wobei, kennt ihr das noch, als ihr klein wart und krank mit Bettruhe im Bett lagt und Bücher gelesen habt und jemand euch Puddingsuppe mit Zwieback brachte? Oder daran, als ihr Single wart, krank auf der Couch lagt – neben euch Pizzakartons – und den lieben langen Tag Talkshows im TV geschaut hat (Vera, Britta, wie hießen sie noch alle), oder später noch ohne Kinder, als der Liebste aus der Apotheke Tränke und Tropfen besorgte und Apothekengummibärchen? Keine Ahnung, geht das nur mir so, oder ist jetzt alles viel scheißer als früher?

Der Mann hat türkisches Nasenspray rausgekramt. Er behauptet, das sei Nasenspray, weil er es selber draufgeschrieben hat und eindeutig eine Nase darauf erkennbar sei. Ich sehe einen dunkelblauen Tannenbaum vor einem hellblauen Himmel. Vermutlich sprühe ich mir also Tannenbaumbeduftungsspray ins Hirn, aber ist ja auch egal. Apothekengummibärchen gab es keine – war ja klar.

So, der November. Schauen wir mal ins Fotoalbum. Der November hatte wohl sein beschissenes Image satt und hat sich bei Mutter Natur beschwert wie ein nörgelnder Erstgeborener: „Immer hacken alle auf mir rum! Grauer November sagen sie zu mir! Immer finden alle den Oktober golden und mich nass! Immer mögen alle den Oktober mehr als mich!“. Vielleicht hat Mutter Natur dem November gesagt, er müsse sich einfach mal anstrengen. Gut gemacht, sag ich da! Denn der November hat alles gegeben, von goldenem Licht und mildem Herbstwetter bis hin zum ersten lieblichen Schnee. Sich da im Wald rumzutreiben, hat nicht nur dem Frollein Graufuß gefallen.

Abends haben der Bärtige und ich als selbsternannte Ganzjahresbiergärtenbesucher auch wieder regelmäßig den Biergartenqualitätstest durchgezogen (einer muss es ja machen) und guckt mal, isses nicht schön? Ohne Filter, ich schwöre (wir wissen gar nicht, wie das geht mit den Betrugsfiltern).

Roibostee für sie, Hopfentee für ihn – und eine Schale Kaffeekekse bitte nicht vergessen!

Wenn ich im Schillergarten bin, wissen die Kellner schon bescheid: Ganz egal, ob ich nur einen Tee will oder eine ganze Ente, ich bestelle prinzipiell immer extra einen Teller Kaffeekekse! Das sind die Mürbchen, die auf der Untertasse liegen neben dem Kaffee. Ich will gar keinen Kaffee, ich will nur Kekse. Bekomme ich auch immer. Das ist wirklich sehr nett, und sehr lecker.

Deswegen, und weil ja nicht jeder von euch – oder jede – einfach mal in meine Lieblingskneipe gehen kann und dort die Kaffeekekse probieren, habe ich rumgefummelt und das Rezept nachgebaut. Pass auf, so gehts:

250g weiche Butter (zimmerwarm) mit

130g Puderzucker (etwa die Hälfte einer Packung)

1 Prise Salz und

350g Mehl verkneten.

Ein bisschen Vanille oder geriebene Tonkabohne ist optional. Der Teig ist weich und das ist richtig so. Jetzt die Hälfte des Teiges aus der Schüssel holen und irgendwohin schmeißen. In die andere Hälfte Teig knetet ihr 2 Esslöffel Backkakao ein. Danach schmeißt ihr den braunen Haufen auf den hellen, einfach draufklatschen! Jetzt die bicolorfarbige Teigmasse beherzt in vier Teile teilen mit einem Messer. Diese vier Teile einzeln auf eine Lage Klarsichtfolie ditschen und in der Folie zu einer Wurst formen, verzurren an den Enden. Es werden also insgesamt vier Würste, für insgesamt vier Backbleche. Ab damit in den Froster für mindestens zehn Minuten.

Wenn ihr Lust habt auf ein Blech Kekse, holt ihr eine Wurst aus dem Froster, lasst die kurz antauen, schneidet sie in dünne Scheibchen und backt sie, bis sie leicht braun sind.

Mit dem Rezept könnt ihr auch Tante Brigitte beeindrucken, die immer mit dem Finger „heimlich“ über eure Bilderrahmen fährt, wenn ihr sie mal wieder einladen müsst und die so Sachen sagt wie: „Hach, ihr jungen Frauen habt es heutzutage so leicht! Als wir damals unsere Kinder aufzogen, hatten wir keine Fertiggerichte und all sowas. Wir mussten noch richtig kochen und backen!“. Ja, Tante Brigitte, ich habe auch richtig gebacken, guck mal hier (*haut ihr eine gefrorene Teigwurst über die Rübe*).

Weil wir gerade beim Essen sind. Laut meinem Handyfotoalbum gab es im November:

Apfeltarte mit Quittengelee und Brot-e
Chicoreesalat mit Äpfeln, Orangen, Rosinen, Zitronensaft und Zucker – Kindheitserinnerung!
Palak Paneer und Naanbrot mit Knoblauchbutter – super einfach, super lecker. Wollt ihr das Rezept?
Onigiri von Tokyo Gohan Streetfood mal anders, mochten wir sehr! Kann man auch liefern lassen

November, das war auch die Zeit, das letzte Laub aufzufegen und danach feierlich mit Feuer die Kehrwochen zu beenden.

Das Laub, das jetzt noch bei uns rumliegt, wird langen liegenbleiben…

Was noch? Ach ja, ich war bei meiner lieben Freundin Anja. Die löst ihr Stofflager auf und ich habe eingekauft. Aus den quietschbunten Stoffen wurden Kissenhüllen (mit Hotelverschluss, ich kann keine Reißverschlüsse einnähen, falls das hier irgendjemanden interessieren sollte)…

…und ein Oberkleid für das Jüngelchen.

Dann war es auch schon Zeit, anzuadventen, der erste Advent war in diesem Jahr ja schon im November. Ich habe Kränze gemacht aus allem, was so rumlag: Dem Rückschnitt vom Olivenbäumchen, aufgefädelten Mandarinenschalen, und sogar Pappschnipseln.

So, das war´s. Wir lesen uns ja bald wieder. Brauch ich mich ja eigentlich gar nicht groß verabschieden hier!

Ich beende den Monatsrückblick heute jahreszeitengemäß mit der Hymne aller Glühweinverkäufer:innen. Den eingängigen Refrain können alle mitgrölen: „One more drink (Glühwein) she said, I think, I´m loosing my head now…“.

Der Song steht im übrigen auf Platz eins der Blondino-Charts November, gefolgt vom ewigen Liebling „Home“ von Klangkarussell. Wenn da der Knopfäugige glockenhell mitsingt: “ Ei faund Schuh!“, dann breche ich vor lauter Liebe innerlich zusammen.

Aber jetzt kommt hier das Glühweinlied und ich wünsche euch allen viel Spaß auf den Weihnachtsmärkten dieser Welt!

Leben und Lassen – im Oktober 2022

Ein herbstliches Willkommen zum Monatsrückblick Oktober, dem – das hört man ja schon im Namen – achten Monat nach dem altrömischen Kalender. Soll keiner behaupten, man würde hier nichts lernen!

Der Oktober begann wie alle siebzehn vor ihm mit dem Hochzeitstag der Familie Nieselpriem, am ersten des benannten Monats. Während der Bräutigam von einst noch angelegentlich den wochenendlichen Matratzenstresstest durchführte, putzte die Braut schon behände in den Morgenstunden die Toiletten der Behausung. Zur Feier des Tages. Und die Bäder. Und den Rest. Der Mann schlief und stand (oder saß) damit nicht im Weg herum und ich hatte meine Ruhe-möglicherweise sind wir deshalb schon siebzehn Jahre verheiratet, niemand weiß es so genau.

Folgende Bilder postete ich am Abend in meinem WhatsApp-Status:

2005
2022

Daraufhin schrieb mir ein lieber langjähriger Freund:

… und ich muss sagen, das schwindende Sehvermögen im Alter eröffnet ganz ungeahnte Komplimentmöglichkeiten!

Nicole, die Schlagfertigkeitsqueen, war Anfang Oktober in Dresden, und wir haben uns zu einem Abendessen und einer Stadtrundfahrt der etwas anderen Art getroffen – das war toll! Außer, dass die Altstadt im Dunkel lag aufgrund des angeordneten und vermutlich auch sinnvollen Stromsparverhaltens. Allerdings doof, wenn man mit der Silhouette seiner Heimatstadt angeben will und dann anstatt des berühmten Canaletto-Blicks nur schwarze Suppe sieht im Hintergrund.

Andrea, meine liebste Internetliebe, hat ein Paket geschickt mit Honig von ihren Bienen und ein faszinierendes Buch.

Insgesamt habe ich mit diesem im Oktober zehn Bücher gelesen. Das mag viel erscheinen, allerdings lese ich exzessiv zum einen, zum anderen hatte ich zwei Wochen Urlaub. Von den zehnen möchte ich euch vier wirklich empfehlen:

Wer „Stay away from Gretchen“, mochte, mag sicher auch den Fortsetzungsroman: „Was ich nie gesagt habe – Gretchens Schicksalsfamilie“.

Daniela Krien ist für mich DIE Entdeckung im Oktober gewesen! Ich liebe den Stil ihrer Geschichten, die unaufgeregte Art zu schreiben, die Treffsicherheit der Beschreibungen ihrer Protagonist:innen, einfach jede Zeile! Was ich nicht mag, ist das frühe Ende. Krien schreibt so fesselnd, dass ich mir wünschte, die Romane wären mindestens tausend Seiten dick. Die Autorin lebt in Leipzig und hat Verbindungen zu Dresden, was in beiden Büchern – für mich durchaus angenehm beim Lesen-vorkommt.

Cooles Cover, grandioses Buch: Ich mag kein SiFi, nicht im Film und auch nicht in der Literatur. Mir fehlt da meist das Vermögen, der Geschichte zu folgen und oft erscheint mir gerade der Versuch, irgendetwas der fiktionalen Handlung wissenschaftlich erklären zu wollen, vollkommen abstrus. Nicht bei diesem Roman! „Gestohlene Erinnerung“, hat mich von der ersten bis zur letzten Seite gefesselt und macht absolut Lust auf mehr von diesem Autor.

Was sonst noch los war im Oktober? Die Kehrwochen. Der Herbst, im Englischen:“the fall“, und ich finde das deutlich passender. Herbst. Herbst klingt nicht nach Blättern, nach feucht, nach allem, was ich damit in Verbindung setze. Jedenfalls fiel jede Menge Gelumpe von oben nach unten und wollte zusammengekehrt werden. Die „Landlust“ hat die Idee der Blattrosen wieder aufgegriffen und ich dachte mir so, ach guck, stimmt ja, kann man machen!

Und so gehts: Pro Rose braucht ihr circa 5-6 weiche, frisch gefallene Blätter. Das erste mittig falten und mit dem Falz nach oben einrollen. Darauf dann das nächste gefaltete Blatt drüberrollen, und so weiter. Am Ende alles mit einem Draht fixieren.

Dann zum Trocknen in ein Gefäß stellen oder bereits schon in frischem Zustand zusammen mit Ästchen und anderen Fundsachen zu einem Strauß binden und verschenken.

Wir haben im übrigen einen unnatürlich hohen Verbrauch an Ohrstöpseln. Unsere Weimaranerin scheint zu glauben, dass seien ihre Betthupferl. Sie wühlt mit der Schnauze unter den Kopfkissen herum wie ein Trüffelschwein auf der Suche nach vergessenen Ohropax und weiß auch ganz genau, in welchem Körbchen auf dem Nachttisch sie fündig werden kann. Dann schnurpst sie die bunten Dinger weg wie nichts! Verstehe einer diesen Hund…

Jedenfalls komme ich so zu einer unübersichtlich hohen Anzahl an leeren Ohropax-Schachteln, die sich aber hervorragend als Verstauungsutensil für Ohrstecker und ähnliches eignen, zum Beispiel, wenn man für eine Urlaubsreise packt.

Urlaubsreise, das Stichwort. Hier kommen ein paar Bilder aus meinem Urlaubsalbum „Türkei 2022“:

Habt ihr jetzt Hunger bekommen? Ich schon.

Wenn ich nicht gerade mit einem Teller Torte in der Hand irgendwo rumstand, war ich mit dem Kleinsten bei den Ziegen im „Minizoo“ der Hotelanlage. Wie Heidi und Ziegenpeter.

Der Blondino mag Ziegen über alles! „Wenn ich groß bin, werde ich Tierpfleger. Aber nur für die coolen und die gefährlichen Tiere! Also für Ziegen und Löwen.“, sprachs und stopfte die Ziegen weiter mit Oliven voll.

An einem anderen Tag meinte er, er würde später bei Mc Donalds arbeiten wollen, damit wir jeden Tag zu ihm zum Essen kommen könnten. Hach, ich hoffe, ich habe noch viele von diesen Herzbrechmomenten mit ihm und jede Menge Gelegenheiten, diese zauberhaften Kindermundoffenbarungen aufzuschreiben.

Wenn es nicht gerade zauberhaft ist, ist es halsbrecherisch, das Kind, und benimmt sich, als hätte es sieben Leben.

Bevor wir in die Türkei geflogen sind, haben wir einen „Gehängten“ gebastelt für Halloween.

Der Typ besteht aus zerknüllter Pappe, mit Draht umwickelt. Danach haben wir den Burschen (es ist ein ER) mit verdünntem Tapetenkleister und Klopapier vollgepappt.

Am letzten Oktobertag hing er dann an der Haustüre. Über den Namen haben wir gestritten. Ich war für „Ronny Reichsbürger, schuldig der Volksverhetzung“, der Blondino beharrte allerdings auf: „gehängter Galgen“. Dass das kein Name sei ließ er nicht gelten…

Noch vier Wochen, Leute, dann gibts wieder beweihräucherten Plätzchencontent! Ich freu mich, ihr euch auch? Bis dahin schicke ich transzendente Liebesgrüße und ein bisschen Meerrauschen.

Leben und Lassen – im September 2022

Der September begann mit einer Schuleinführung in Klasse drei und dem Geburtstag des neuen Förderschulkindes. Mit sehr viel Aufregung also.

Die neue Schule erfordert von uns allen täglich ein Motivationsmantra, denn es ist eben kein bisschen so wie in der Bullerbü-Privatschule, aus der wir ja kommen – im Gegenteil- und ich habe bei all dem Theater und dem Kommunikationsstau („Wenn sie mit mir reden möchten, dann schreiben sie mir einen Zettel und ich schreibe ihnen einen Zettel zurück, auf dem ich dann schreibe, wann ich mit ihnen telefonieren könnte und dann schreiben sie mir wieder einen Zettel zurück, welcher Termin und welche Zeit von den vorgeschlagenen Terminen denn klappen würde!“), und ich muss aufpassen, nicht meine ambivalenten Gefühle auf das Kind zu übertragen. Der hat es eh schwer damit, sich nicht bestraft zu fühlen durch den Schulwechsel.

Geburtstagsgeschenk, heiß ersehnt

Geburtstag. Das Kind wurde neun und die Kinderparty war auch so ein Ding. Wie können wir die ehemaligen Klassenkameraden einladen, wo doch alles dann wieder darauf hinfühlt, dass das Kind eben dort nun nicht mehr hingehört. Also musste eine List her: „Blondchen, sag mal, möchtest du lieber einen Kindergeburtstag oder sollen wir mit dir in den Sonnenlandpark fahren?! Beides geht leider nicht!“. Wir waren im Sonnenlandpark. Und er hielt unsere Hände auf dem Rückweg, während er zwischen uns lief und sprach, das sei der schönste Tag seines Lebens gewesen. Ich hatte dennoch ein schales Gefühl im Mund…

Apropos Geburtstag. Wir müssen mal über Eltern sprechen, die ihrer Tochter Zucker in jeder Form verboten haben, sodass diese in die Beschaffungskriminalität abgerutscht ist („DINGDONG! Hallo Frau Meier, hamm sie was Süßes für mich? Ich nehm´ auch nen Zuckerwürfel, und, ist die Gabi da?“), und nun, im greisen Alter ihre Enkel mit Wagenladungen Süßigkeiten beschenken, als bräuchte diese ihre Zähne nicht mehr. („Zähne? Zähne brauchte man in der DDR für das knochenharte Zeug, das die damals als Schokolade verkauft haben! Heutzutage schmelzt doch die kapitalistisch-imperialistische BRD-Schokolade auf der Zunge! Hier, nimm, das ist alles für Dich!“)

Süßigkeitenschublade, es gibt mehrere davon, und der Inhalt wird regelmäßig von den Weißkappen der Verwandtschaft aufgefüllt; als Zeichen ihrer Zuneigung

Nach dem Geburtstag des Blondinos fuhr der Bärtige mit ebendiesem und seinem Freund nebst dessen männlicher Handaufzucht zum „Männerwochenende“ in einen „Bunkerlo“ (O-Ton Blondchen) im Brandenburgischen. Sie schickten mir folgendes Bild:

Dekoration des Bunkerlo beim Männerwochenende

Ich bin ein kluges Weib, ich habe nicht nachgefragt, ob die Kinder helfen mussten. Wahrscheinlich haben die beiden lediglich das Holz gehackt, aber ich wollte es nicht so genau wissen…

Denn: Sind die Jungs aus dem Haus, tanzt die Mutti auf dem Tisch. Oder fährt schnurstracks in die Stadt zum Ladenbummel und Haselbauer-Waffel essen (Egal, was andere Leute sagen: Dresden schmeckt nicht nach Stollen, nein, Dresden schmeckt nach Haselbauercremewaffeln! Sagt zumindest die Nieselpriem.)

Weil wir gerade beim Essen sind. Es gibt so Dinge, da frage ich mich ernsthaft: Wie kommt ein Mensch nur auf sowas? Aktuelles Beispiel: veganes Mett.

Erstaunlicherweise schmeckt es auf dem Brot tatsächlich so ähnlich wie etwas, das mich an Hackepeter erinnert. Und hat nur ein Viertel oder Achtel der Kalorien, weswegen sich gut ein Teller Mini-Pavlovas als Nachtisch eignet.

Du hast das Reiswaffelhack runtergewürgt, du hast dir Baiser mit Sahne und Beeren verdient!

Ihr wollt trotzdem das Rezept für den Vackepeter? Okay.

4 Reiswaffeln zerbröseln und mit etwas Wasser schluckweise übergießen. Die Waffelbrösel sollen gerade so aufquellen und auf keinen Fall nass werden.

1 EL Tomatenmark und

1 EL getrocknete Zwiebel unterrühren.

käftig würzen mit zum Beispiel: Kümmel, Schnittlauch, Rauchsalz, Pfeffer, Majoran, und mindestens eine Stunde durchziehen lassen. Dann auf eine Stulle pappen und mit Gürkchen und Zwiebelwürfelchen essen. Den Belohnungsnachtisch nicht vergessen im Anschluss!

Der Herbst löst den Sommer im September ab, auch in diesem Jahr. Er macht mit ganz vielen Geschenken Werbung für sich selbst. Unerwartete Ernte, Spaziergänge in goldenem Licht, Pilze in Hülle und Fülle. Er versucht mich einzulullen, bleibt aber trotzdem nur meine drittliebste Jahreszeit!

Das Feigenbäumchen hat seine erste Feige rausgequetscht, hurra!
Die Passionsblume hat eine Frucht ausgebildet. Sieht anders aus als die Früchte im Supermarkt und sicher nicht genießbar, aber ich freue mich trotzdem wie blöde und streichle die Frucht ständig beim Vorbeigehen.
Herbst ist, wenn du zum Laufen in den Park gehst und jedes mal mit der Mütze voller Pilze aus dem Unterholz wieder herauskommst…
Sogar der Lieblingswald sieht im September noch ein bisschen lieblicher aus
Streuobstwiese am Lieblingswald
Erst singen, dann Äpfel aufsammeln, das steht im Streuobstwiesengesetzbuch!
Obstmus aus Falläpfeln und -birnen

Einen Monatsrückblick im Herbst 2022 zu schreiben, ohne die Worte „Energiekrise“, „Gaspreise“ oder „Coronaherbst“ zu verwenden, erfordert ziemlich viel Geschick, oder Scheuklappen. Vielleicht kann ich mit Wolle ablenken. Wolle wärmt.

Herbst ist auch, wenn die Nieselnuss Strümpfe strickt, die niemandem je richtig passen werden. Und trotzdem weitermacht. Socken stricken als Selbstzweck, Strickyoga quasi.

Ohne Foto: Der September war ein schwieriger Monat. Emotional schwierig und thematisch voll mit schwierigen Brocken. Zusätzlich zu allem, von dem wir wussten, das es anstehen würde, hatte der Mann einen Sportunfall (Anruf, Nummer vom Kerl, Stimme weiblich und fremd: „Du müsstest mal schnell kommen, der Bärtige ist von ziemlich weit oben rückwärts auf den Kopf gefallen und weiß nun nicht mehr so richtig, wie er hergekommen ist und fragt alle dreißig Sekunden, was denn passiert sei!“). Er ist wirklich hart gestürzt, aber eine Ärztin war da und hat sofort richtig reagiert, zum Glück. Es ist nichts passiert. Dann: Ich bin angefahren worden, quasi bei mir vorm Haus, als ich mit dem Hund über die Straße ging und der Fahrer des silbernen Mazdas ist einfach weitergefahren. Mehrere andere Autofahrer aber nicht, und obwohl niemand in der Aufregung das Nummernschild gesehen hatte, bot eine Frau sogar an, den Flüchtigen zu verfolgen! Es ist nichts passiert. Ich hatte einen Schutzengel. Ein bisschen Blut, blaue Flecke und eine gezerrte Schulter, ein unversehrter Hund. Außerdem: Es war Blogfamilia, endlich wieder <3. Die sechste Veranstaltung und die erste, auf der ich nicht war. Ich hatte ein Ticket, ich hatte Busfahrkarten, ich hatte eine Schlafplatz bei der Betriebsfamilie. Und dann wurde ich krank, ausgerechnet. September, danke schön! Es ist nichts passiert, nichts wirklich schlimmes und eine Blogfamilia wird es hoffentlich wieder geben. Oder Einzeltreffen mit den Menschen, die ich so sehr vermisse. Zum Glück finde ich die jederzeit und jeden Tag im Internet. Auf ihren Blogs. Und das sogar meistens auch dann noch, wenn die bloggenden Menschen schon länger gar nicht mehr bloggen. Es werden immer weniger (alle treiben sich nur noch bei Twitter oder TikTok rum oder haben schlichtweg keine Ahnung, wie sehr ich sie und ihre Schreibe vermisse) und vermutlich kommen auch genauso viele neue hinzu, aber ich denke manchmal, das ist wie mit den Supermodels der Neunziger. Keine Ahnung, wer heutzutage auf dem Laufsteg rumstakst, ich kenne nur Claudia, Naomi, Linda und Cindy. So ist das auch bei mir mit den Elternbloggern. Ich hoffe ja noch ein bisschen auf ein revival der Einen oder Anderen Person als weise geriatrische Seniorenbloggerin.

Gespielt im September

Monopoly, oder: Wie ich mit durchdachter Strategie entgegen jeder Logik ständig gegen das Kind verliere, das stets immer nur Paris und Berlin kauft und mich nacksch macht damit. Immer wieder.
HIVE, oder: Wie ich verzweifelt versuche mir zu merken, welcher Käfer welche Superkraft hat und währenddessen meine Bienenkönigin bereits eingezingelt ist und ich verloren habe, ohne das Spiel je richtig zu begreifen. Immer wieder.

Gelesen im September

…diesen Zettel an einem Board in der Kinderklinik und ein Tränchen verdrückt
„Das große Brotbackbuch“. Christina kannte ich von ihrem erfolgreichen Instagram-Account und war sehr neugierig auf dieses Buch. Ich wurde nicht enttäuscht. Auf 350 Seiten gibt es nicht nur Rezepte, Tricks und Kniffe, sondern auch übersichtliche Schautafeln und Wissenswertes zu allen Arten von Teigen. „Das große Brotbackbuch“ enthält nicht nur klassische Brotrezepte, sondern nahezu alles, was einem einfallen kann zum Thema Teig. Vom Croissant über Sauerteigbrot bis hin zu Donuts und gebackenen Pausenbrotideen ist alles dabei. Ein umfassenderes „Brotbuch“ habe ich noch nicht in der Hand gehalten!
„Räuberdiktate“. Der Blondino hat mit überraschend viel Enthusiasmus die Räuberdiktate vom DUDEN-Verlag in Beschlag genommen und ich soll schreiben, er findet die Rätsel spitze! Kindern Sprache beizubringen kann also leicht sein. Man braucht nur Ganoven und Schüttelreime und ein paar Flachwitze. Et voila!
„Ich habs dir doch gleich gesagt, Sebastian“, ist Sebastian Lehmanns zweites Buch. Ich kannte den Mann nicht, obwohl er wohl auch ein Bühnenprogramm zu diesem Thema hat. Ich habe das Buch nicht auslesen wollen. Das Lustigste an diesem Buch ist tatsächlich der Klappentext. Wenn man allerdings auf dem Weg von Freiburg nach Berlin (kleiner insider) in der Bahn festsitzt und als Alternative nur das Bahnjournal hat, dann gehts vielleicht.

Gesehen und für sehenswert befunden

Bis zum Monatsrückblick Oktober sitze ich nun vorm Feuer, esse Fallobstbrei und stricke Socken. Vielleicht auch nicht, wir werden sehen 🙂

Ein Kaffee für Frau Nieselpriem

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Leben und Lassen ft. irgendein Wochenende in Bildern aka ihr müsst nehmen, was ihr kriegen könnt – im August

Leben und Lassen ft. irgendein Wochenende in Bildern aka ihr müsst nehmen, was ihr kriegen könnt – im August

Leute, ich sag euch, ich habe einen Fehler gemacht! Als ich letzten Monat so unschuldig und naiv vor mich hindachte, joar, also ein regelmäßiger Monatsrückblick sollte ja kein Problem sein, dass kannste problemlos hinkriegen, sonst fliegen ja die Wochen so an dir vorbei und irgendwann zeigt der Blondino dir sein erstes Achselhaar und drei Wimpernschläge später wirst du Großmutter von Drillingen und bist eigentlich innerlich noch immer zweiunddreißigeindrittel und wo verdammt ist eigentlich die Zeit hin, ich muss das konservieren, das ist der Auftrag. Also so war das, damals vor fünf Wochen.

Das mit dem Rückerinnern funktioniert natürlich nur, wenn man sich diszipliniert und zumindest stichpunktartig Tagebuch führt, weil so ein Monat doch aus dreißig Tagen (so ungefähr) besteht, und wer weiß denn noch so genau, was er vor dreißig Tagen gemacht hat? Ich jedenfalls nicht, oder nur so vage.

Deshalb: Ab sofort notiere ich alles, man wird mich mit dem Notizbuch sichten und alle werden denken, ich schreibe rüpelhafte Falschparker auf. Ihr wisst es besser, ich tu das alles nur für euch!

Zum August. Wie angekündigt, reisten wir erholungsbedürftig an die polnische Ostsee, das sagt man so, obwohl ich nicht glaube, dass die Ostsee eine Nationalität hat, oder einen Dialekt.

im Bild: Achterbahn für Todesmutige und eine Mutter, die die Augen davor verschließt, dass ihr Jüngstes nun mit seiner Muthose an gleich darauf rumfahren wird

Jedenfalls war dort an der Polnischen Ostsee Remmidemmi, alles war ein einziger Rummelplatz! Unter anderem auch mit echtem Rummel. Außerdem: Es dudelte aus wirklich jeder Ecke, jeder freie Quadratzentimeter wurde mit einem Spielautomaten oder einer Bude für Rückenkratzer und Plüschtiere vollgestellt. Reizüberflutung optisch und phonetisch.

im Bild: Rummelbesucher vor Zerrspiegel

Menschenmassen drängten sich schon in den frühen Morgenstunden an den Strand und hämmerten – Tock! Tock! Tock! – mit Gummihämmern die Holzpflöcke der Sichtschutze in den Sand.

Wir hatten weder Sichtschutz noch Sichtschutzhämmerchen, aber wir lernten schnell: Wer am schmalen polnischen Ostseestrand ein Lager möchte, der steht a) früh auf und hat b) einen Sichtschutz dabei, denn ab zehn Uhr liegen dann Mensch an Mensch, nur durch eine zarte Stoffbahn getrennt. Man gewöhnt sich an alles, schon ab dem dritten Tag war es kein bisschen seltsam. Nur das Hämmerchen haben wir nicht gekauft, und uns mit einem Stein beholfen. (Allerdings fand der Mann, es sei unabdingbar dass wir einen hässlichen Sonnenschirm und zwei noch hässlichere Campingklappstühle kaufen, ich erspare uns Fotomaterial, wir sahen aus wie die Prototypen von: „Rentner am Meer“)

Am Strand begab es sich, dass eines Tages eine junge Frau mit ihrem Fotoassistenten direkt vor unseren Füßen ein shooting abhielt, am helllichten Tag. Sie räkelte sich circa dreißig Minuten stehend, hockend, schmollmundlippig und Bauch-rein-Möpschen raus-posierend für Fotos. Danach kamen die Videosequenzen. Immer wieder rannte sie ins Wasser und wieder raus, bückte sich manchmal lasziv im kühlen Nass, und wieder von vorn. Danach war Wälzen im Sand und Wühlen in den Haaren dran, sie rollte sich dann mit einem weißen Männerhemd bekleidet in die Wellen und so weiter und so verstörend. Ewig dauerte das. Erst war ich belustigt, dann regelrecht angewidert. Da waren jede Menge Menschen in allen Größen und Formen, die der Fotokünstler vorm Posting auf Instagram vermutlich rausgeschnitten hat und dann noch einen Filter drüber, dass es aussah wie abends und „smooth operator“ von Sade obendrauf oder was weiß ich und dann gucken, wie die Like-Maschinerie abgeht.

Ich bin seitdem etwas Instagram-verkatert, vielleicht auch schon vorher. Mal sehn, ob das wieder weggeht, aber aktuell guck ich nur alle paar Tage nach den drei, vier Menschen, um die ich mir gerade Sorgen mache, weil sie öffentlich Kämpfe kämpfen, posten tu ich gar nichts. Es ist wie nach einer harten Feiernacht mit zu vielen Caipirol und du guckst morgens die Aperolflasche an mit der letzten Neige drin… so guck ich gerade Instagram an.

Irgendeine Influencerin hat neulich ein Buch herausgebracht, wo sie die Tücken und Lügen der Influencer-ei entlarven will. Ich hab mich mal auf die Leseliste setzen lassen beim Verlag und werde euch berichten, ob irgendwas Neues und niemals zuvor Geahntes da enttarnt wird.

Zurück zum Urlaub.

Das Kind erklärte sich zum Quallenfischer (SpongeBob lässt grüßen)…

und der Bärtige machte den Vorturner bei der Strandgymnastik (Teilnehmer: 1)

Wir hatten fabelhaftes Wetter und auch bei Sturm waren die Kerle nicht aus dem Wasser zu bekommen. Einmal kamen die polnischen life guards und ermahnten den Mann, die Flagge sei doch rot, er dürfe nicht baden! Später behauptete der Kerl, die Jungs wären nur gekommen, weil ich nach Hilfe schreiend am Strand rumgefuchtelt hätte und die Wellen hätten zwar das Kind immer umgeschmissen, aber der sei ja zu keiner Zeit wirklich in Gefahr gewesen! Ich denke mir, dem Mann ist nicht bewusst, dass er sich in dem Moment in Scheidungsgefahr befand. Einzig der Umstand, dass mein Fortpflänzchen schutzlos den tosenden Wellen ausgesetzt war, ließ mich fuchtelnd und schreiend am Strand verharren und nicht dem Mann seine drei Habseligkeiten in einen Turnbeutel stopfen und ins Wasser in seine Richtig schmeißen mit den Worten: „ALTER, MIT DIR BIN ICH FERTIG! DU LÄUFST NACH HAUSE!“.

im Bild: Lebensgefährliche Brandung mit Kind und verantwortungslosem Elternteil

Der Übermut des Mannes lässt sich vielleicht auch mit der Ernährung im Polnischen Urlaub erklären. Statt Salat und Eiweißshakes gab es auf einmal täglich fettige Sprotten…

und allabendlich „Sex on the beach“ (das alkoholfreie Radler gehört mir). Da kann man mal sehen, wohin übermütiger Sex am Strand führt! Ich rate dringend davon ab.

Vorm Hotel stand ein amerikanisches Polizeiauto. Warum, das wusste niemand, aber alle machten fleißig Selfies davor, ich auch.

im Bild: Miami schwarz-weiß

Ich bin jeden Morgen auf dem Laufband im Gym des Hotels auf der Stelle geflitzt. Laufband, das hätte ich bis dahin für mich völlig abgelehnt, erstaunlicherweise fand ich es aber gut! Zumal draußen kein Laufen möglich war, denn überall standen und lagen und saßen schon Menschen herum, Slalom oder Parcours wäre aber wohl möglich gewesen.

im Bild vorn: echter Mensch beim Sport; im Bild hinten: was Werber denken, wie Menschen beim Sport aussehen

Eines Morgens komme ich vom Sport aus dem Keller und gleichzeitig zwei ältere Pärchen aus dem Frühstücksraum. Da sie dasselbe Ziel hatten, liefen sie eine Weile hinter mir und meinem verschwitzten, behandtuchten Körper her. Laut sprach einer der Herren (vermutlich in der Annahme, ich sei Polin): „Also so bekloppt müsste man sein, dass man im Urlaub frühmorgens Sport macht! Überhaupt Sport! Also sowas Bescheuertes! Wir machen ja wohl alles richtig: den ganzen Tag Essen und Liegen!“, und die anderen Menschen in seiner Gruppe stimmten in dieses Mantra ein: „Ja, Essen und Liegen!“.

Ich musste so derb in mich reingrinsen und stellte mir den dickbäuchigen Mann beim Orthopäden vor, wie er sagt: „Herr Doktor, ich verstehe das nicht! Wieso habe ich denn Rückenschmerzen? Wo ich mich doch so schone! Nur Essen und Liegen, den ganzen Tag!“.

im Bild: Kohlehydratspeicherauffüllmasse, einmal mit allem bitte!

Allabendlich steckten wir eine abgesprochene Menge an Klimpergeld in diverse Spielautomaten, denn es gab ja kein Entrinnen, sie waren überall! Also vereinbarten wir, jeden Abend nach dem Essen dürften sechs Münzen verzockt werden; sind sie alle, gehen wir nach Hause! Das hat gut geklappt.

im Bild: wertvolle Preise

Leider waren wir Eltern nicht ganz so diszipliniert, denn dieses Pferderennspiel (Bild unten) fanden wir spitze, und man konnte auch zu viert gegeneinander spielen. Allerdings stellte ich fest, dass wir tatsächlich voll die ober-noobs waren, denn einmal kam eine Familie und selbst der Sohn zog einen Lederhandschuh – der aussah wie die Autohandschuhe des letzten Jahrhunderts- aus seiner Tasche und stülpte ihn über seine Wurfhand! Ich meine, Zocken mit Spezialequipment, wie nerdig ist das bitte?! Ich war beeindruckt.

im Bild: Pferderennspiel, oder: Mutti schmeißt bunte Kugeln in Löcher, um wenigstens überhaupt mal irgendwo zu gewinnen

Allabendlich nach dem Zocken: pornöser Sonnenuntergang und auf allen Handydisplays das gleiche Bild:

irgendein Abend
ein weiterer beliebiger Abend
am letzten Abend sogar mit chinesischen Papierlaternen, als wöllte der Sonnenuntergang sagen: „Na Alte, das hättest du nicht erwartet! Wir geben hier alles und scheißen sogar auf den Brandschutz! Nur for se Romäntick!“

Zu Hause angekommen, verbreiteten sich die Nachrichten über Waldbrände und sorgten für Furchen in unser aller Gesichtern. Die Sächsische Schweiz brannte, ich konnte mir kaum die Videos anschauen. Fluten und Brände, davor hatte doch schon mal so ein Schwarzmaler gewarnt, oder? Ich schreib jetzt nichts weiter dazu, ihr wisst bescheid.

Das Kind hatte kurzfristig den Staubwedel als neues Spielzeug für sich entdeckt und „jagte“ Wollmäuse. Ich jubilierte, allerdings nur kurz, denn dann war das neue Spiel leider schon wieder uninteressant. Es gibt dennoch ein Beweisfoto, ha!

im Bild: Versuch eines Obstmandalas; Ergebnis: Obstmandala für Menschen mit Konzentrationsschwäche

Ende August kamen schon die ersten Herbsttage und ich gab den Duftkerzenbefehl für die Familie raus. Prinzipiell brauche ich dafür ja kein extra Wetter, aber es macht sich fürs allgemeine Verständnis besser, wenn ich behaupte, wir hätten ab sofort „Duftkerzenwetter“! August, das ist auch, wenn sich Bikinitage mit Schaltagen abwechseln und alles riecht ein bisschen nach Abschied – für mich keine schöne Zeit.

Ich kann nicht verstehen, warum viele den Januar so blöd finden, oder den Februar, oder den November. Ich finde den ganzen Herbst und die Aussicht auf Herbst ganz ganz niederdrückend. Herbst ist für mich der Inbegriff von Alter, Vergänglichkeit, Tod und Verwesung (zu deep?). Und nun: Willkommen im goldenen Herbst! Am Arsch mit gülden. Aber da hilft nur backen und essen, basteln und schmücken, und wenn hier irgendwann keine Kinder mehr wohnen, für die ich Halloweendekorationen konzipieren und Kekse backen kann, dann setze ich schon im Mai Eierlikör an für den Herbst. Und Holunderschnaps! Prost.

Reingezogen im August:

Joar, geht so, vielleicht ist der Film besser?
Spannender Krimi, ideal für den Urlaub
An einem Tag durchgelesen; grandiose Schreibe der Autorin/ Übersetzerin und toller Spannungsbogen; Thematisch für mich nicht unbedingt das Emanzipationsbuch, als das es beworben wird
Neues Spiel im Hause Nieselpriem; Strategiespiel für zwei Personen, hat was von Schach/Dame; wir mögen es sehr
„This is us“, sechs Staffeln; viel mehr hab ich also im August nicht ansehen können, aber diese Serie ist aufgrund der Zeitsprünge anfangs vielleicht etwas schwierig, dann aber sehr fesselnd und einnehmend; mochte ich sehr; Familiensaga meets romcom

So Leute, zum Abschluss noch ein vollkommen ungestelltes, voll natürliches Foto vom Bärtigen und seiner Zimtzicke, auf dem Dach des Hotels (wo sonst), bei sex on the beach (er) und alkoholfreiem Radler (sie). Das Kind war sich selbst überlassen und nun liken bitte alle dieses Foto wie wild, dann mache ich vielleicht auch noch Karriere als Stützstrumpfmodel oder Influencerin für geriatrische Produkte, voll authentisch und ungestellt natörlisch!

Und wenn sie nicht gestorben ist und brav ihr Tagebuch befüllt mit Stichpunkten, dann schalten sie auch nächsten Monat wieder ein, wenn es heißt: „War ja klar, die Nieselpriem hat wieder vergessen, einen Monatsrückblick zu schreiben!“.

Das letzte Wort hat heute der Blondino. Wir sitzen beim Abendbrot und er tönt auf einmal vor sich hin: „Das einzige, das ich wirklich im Leben gelernt habe, ist, dass die Liebe voller Überraschungen steckt!“: Ich weiß nicht, aus welchem Film das ist, aber recht hat er.

Leben und Lassen – im Juli 2022

Heute ist Schwitzwoch, der zwanzigste Juli, und im Talkessel der Stadt Dresden hat man vierzig Grad gemessen. Vierzig Grad im Schatten, das ist so warm, da verzieht sich sogar der Hund.

Mit Hund ist die Freizeitgestaltung rasch erzählt: Man steht eigentlich permanent irgendwo in der Pampa rum und ruft den Hund. Und das Kind. Und dann wartet man und ruft wieder, und wartet. Rufen und warten, immerzu. Das war´s auch schon im Groben.

Vierzig Grad im Schatten, das Schuljahr ist vorbei und der Ranzen hängt nach dem Sauberschrubben auf dem Gartenzaun zum Trocknen. Da bleibt er jetzt für die nächsten fünf Wochen. Es gibt ja so Menschen, die in den Ferien Schulprojekte machen und Kinder, die Lernarbeitsbücher mit Malfolgen durcharbeiten oder Ferientagebücher schreiben. Und es gibt uns, wir popeln sechs Wochen am Pool und spitzen die Stifte am Sonntagabend, zehn Stunden vorm Schuljahresstart.

Neulich lag ich in der Wanne, die Hände auf meinem Bauch, und dachte darüber nach, dass ich mich irgendwie gar nicht mehr daran erinnern kann, wie es sich anfühlt, schwanger zu sein. Ich meine, wie kann man das vergessen?! Okay, die erste Aufregung nach der Ankündigung, das Hineinhorchen, das habe ich nicht vergessen, aber ansonsten? Pure Verdrängung wahrscheinlich.

Vor neun Jahren war es um die Zeit auch vierzig Grad heiß, ich hatte dreißig Kilo Übergewicht und einen Klumpfuß aufgrund zweier gebrochener Zehen. Das war die Situation, die ich später unter dem Titel „Walgesänge in Brandenburg“ therapeutisch verarbeitet habe (ihr könnt das nachlesen, müsst ihr aber nicht, wie schreiben keinen Aufsatz darüber). Da war ich ganz sicher keine glückliche Schwangere, keine strahlende. Auch nicht trotz Aussicht auf Sonnenuntergänge.

(mögliche Bildunterschrift: Wenn du nicht sofort die Kamera weglegst, zieh ich dir die Krücke über den Nischel, mein Freund!)

Heute nun wiege ich exakt dreißig Kilo mehr als das Fortpflänzchen, das ich damals ausgebrütet habe. Ich bin mit dem Ergebnis mehr als zufrieden (dem Kind, nicht meinem Gewicht) und im Großen und Ganzen auch mit dem Umstand, dass keine weiteren Genexperimente aus dem Konglomerat Bärtiger plus Nieselpriemchen entstehen werden (manchmal nur frage ich mich, was für eine wilde Hilde wohl unsere Tochter geworden wäre, hätten wir eine gehabt).

Neulich fragt das Kleinste: „Mama, bin ich eigentlich kratzi?“. „Kratzi, was meinst du?“. „Na guck, so!“, spricht es und hält mir das Buch der drei ??? hin.

Ich erkläre ihm, dass er auf jeden Fall absolut kratzi sei – und zack! – Lieblingswort des Monats gefunden!

Die Erkenntnis des Monats habe ich auch schon gefunden. Ich stand im PKW sitzend wartend an der Ampel (ich stand sitzend, das geht auch nur im Deutschen…) und beobachtete den „drobs-Verkäufer vor dem NETTO, vielmehr beobachtete ich mit steigendem Widerwillen die Personen, die in den NETTO gingen beziehungsweise aus dem NETTO kamen, und an dem Mann mit den Straßenzeitungen vorbeigingen, ohne ihn zu beachten. Sie kauften keine Zeitung, sie legten nichts in den Becher, sie ignorierten ihn vollends. Ich zählte dreizehn Leute. Ich war so wütend! Alles wird teurer, ja, aber auch für die Ärmsten! Was stimmt nicht mit dem Menschen, fragte ich mich mal wieder und schwor, auf dem Rückweg anzuhalten. Wenig später fuhr ich auf demselben Weg zurück (ich hatte den Mann eingesammelt), und vergaß über ein (vermutlich) belangloses Gespräch mein hehres Unterfangen. Zu Hause in meiner Küche dann fiel es mir ein und auch die Erkenntnis, dass es nicht leicht ist, meinen hohen moralischen Grundsätzen gerecht zu werden. Noch nicht einmal für mich selbst. Ich muss da morgen noch mal hin…

Reingezogen und für gut befunden – im Juli

„Borgen“ hat bewiesen, dass die zweite Staffel durchaus besser als die erste sein kann (und die fand ich auch schon super),

„Ozark“ hat „sons of anarchy“ als Lieblingsserie abgelöst (und die hatte vorher „breaking bad“ abgelöst),

„25 km/h“ hat bewiesen, dass alle Filmprojekte mit Bjarne Mädel sehenswert sind und der deutsche Film nicht tot ist, und

„andere Eltern“ war eine sehr amüsante zweite deutsche Überraschung für mich.

Gelesen und gemocht habe ich:

Weil wir gerade bei „reingezogen“ waren. Gesunde Ernährung wird ja auch im Sommer groß geschrieben. Da man bei der Hitze lieber was Kaltes und Leichtes zu sich nehmen soll, nehme ich regelmäßig kalte Kuchen und leichte Törtchen. Die Fotodokumentation lügt nicht.

Noch zehn Tage arbeiten, dann gehts an die polnische Ostsee für uns. Ich habe ein wenig Bammel, nachdem mir mehrere Personen erzählt haben, Kolberg sei eine Mischung aus Balaton und El Arenal, und der Mann und ich mögen weder das Eine noch das Andere besonders.

Kennt sich wer aus und möchte seine Meinung kundtun? Bitte, nur zu. Ich weiß ja nicht, ob ihr das wusstet, aber wir sind hier „indornäschonnel“, ich hab da mal einen screenshot gemacht aus der Statistik. Es liest auch offensichtlich mindestens eine Person aus Polen hier mit (okay, aus Costa Rica und Südkorea sind es genauso viele), die werde ich besuchen fahren! Wenn´s in Kolberg zu voll ist, dann fahren wir die polnischen Leser:in besuchen – abgemacht! Bitte mal Handzeichen, bei wem wir klingeln sollen!

Jetzt bleibt mir nur noch, euch einen kratzi Sommer zu wünschen, viele kleine Glücksmomente und viele kühle Törtchen. Und ihr geht nicht achtlos am „drobs“-Verkäufer vorbei, ja? Denkt immer dran, ich sitze im Auto stehend an der Ampel und beobachte euch!

(c) dreamies.de

„Einmal dasselbe, aber anders, bitte!“

Das Blondchen ist mittlerweile in seinem neunten Lebensjahr angekommen, in der zweiten Klasse der Grundschule, in allerhand Abenteuern und jeder Menge Ärger…

Das holde Jünglein mit dem güldenen Haar, das zweite Blümchen aus dem Garten, den der Bärtige und ich vor nunmehr fünfundzwanzig Jahren angelegt haben, wächst, reckt sich, bildet Dornen und wilde Blüten aus. Wenn wir die florale Metapher mal noch ein bisschen weiter strapazieren wollen: er sieht für manche Menschen aus wie ein wildes Unkraut, ein Busch, der zurechtgestutzt gehört, eine Distel, ein Löwenzahn. Also bei uns früher hat es das nicht gegeben!

Für mich ist er – wenn schon Unkraut – eine leuchtende Mohnblume. Ein zarter Stängel, zerbrechlich fast, ein großer Kopf, leuchtend, Alarm Alarm!, auffallend in jedem Beet, auf jeder Wiese, möglicherweise gefährlich, zart, weich, wunderschön und wild. Mohn wächst, wo er will und niemals dort, wo er soll.

Dieses Mohnblumenkind wird zum Schuljahresende die Schule wechseln müssen und das kam so:

Wer hier länger mitliest weiß, dass auch dieses Kind zu auffälligem Verhalten neigt, was für uns Eltern quasi bedeutet, alles wie immer! Kennen wir schon! Hatten wir schon mal! Prinzipiell sind die Eigenarten wirklich nahezu identisch zwischen den Söhnen. Klar, ich finde jede Menge Unterschiede, der eine blond, der andere dunkelhaarig, der eine sportlich, der andere schlaksig, der eine stets bemüht, zu gefallen um jeden Preis, dem anderen ist die Meinung anderer Menschen über seine Person vollkommen wurscht. Der eine neigte früher immer zum Opfersein, wurde gehänselt, seine Sachen oder er selbst mitsamt seiner Sachen landeten oft im Papiercontainer vor der Schule. Der andere läuft mit geballten Fäusten durch sein Leben und boxt sich durch, im wahrsten Sinne des Wortes. Beide haben sie eine nachgewiesene Höherbegabung, der eine im sprachlichen Bereich, der andere im mathematisch-logischen. Und dennoch, es ist ein bisschen wie in einem Zerrspiegel, so ähnlich sind die Seltsamkeiten in ihrem Verhalten.

Anders ist dieses Mal, dass wir Eltern ja nun schon prozesserprobt sind. Anders ist auch, dass im Jahr 2022 der behördliche Dschungel und der Zugang zu Hilfen und Information deutlich barrierefreier sind. Allerdings ist alles noch immer ein unfassbar schwurbeliger und komplexer Prüfungsdiagnostikbewertungsdingsbumshierunddaundnochmalvonvorn- Prozess.

Alles begann bei uns vor zwei Jahren. Da hatte ich noch ein Kindergartenkind mit Integrationsstatus. Heute nun, zwei Jahre später, liegen endlich alle Befunde, alle Gutachten und ein rechtskräftiger Bescheid vor. Bis dahin wurde das Kind von vier verschiedenen Amtspersonen (Sozialamt, Jugendamt, Kinder-und-Jugendpsychiatrie, jemand von der Schulbehörde) hospitiert im natürlichen Habitat eines jeden Schulkindes, wir waren bei unzähligen Gesprächen, die alle immer gleich abliefen: „Beschreiben sie die Schwangerschaft! War [hier Name des betreffenden Kindes einfügen] ein Wunschkind? Wie war das erste Lebensjahr? Wann hat er die ersten Worte gesprochen?…“, haben aufgrund der Annahme, es läge ganz klar auch wieder eine Autismusspektrumstörung vor, insgesamt zweimal den wirklich umfangreichen Diagnostikteil durchgemacht. Einmal bei der Autismusambulanz und dann noch einmal bei der KJP, die dann alles andere diagnostizieren durfte, außer einer Autismusspektrumstörung! Das wurde dann auch gleich anfangs geklärt, dass wir darüber nicht mehr sprechen und jaja, jeder Mensch habe autistische Anteile und nein, wir schauen jetzt nur auf alle anderen Auffälligkeiten, weil die unfehlbaren Koryphäen in diesem Thema haben ja nach eingängigem Streitgespräch darüber, ob das Blondchen ein ASS-ler sei, sich dann dagegen entschieden, denn das Kind zeige doch schon deutlich Kommunikationswillen und könne Blickkontakt halten (was mich sehr überrascht hat, denn bislang war mir das gar nicht aufgefallen, dass der Blickkontakt halten kann, aber ich kenn den eben auch nicht so gut)! Jedenfalls, es dauerte. Mo-na-te-lang hatten wir in der Regel zwei Termine pro Woche, wo das Kind auf dem Prüfstand stand oder wir Eltern die immergleichen Fragen beantwortet haben. Wo Blut angenommen, ein EEG geschrieben, ein Motoriktest, ein Intelligenztest, ein Konzentrationstest, eine Familiendiagnostik, ein Dings und ein Bums gemacht wurden. Und alles doppelt, weil wir haben das ja zweimal machen dürfen…

Dann, endlich, waren wir damit durch und das Kind hat nun zwei Diagnosen. „Diagnosen sind Urteile!“, nölt der Volksmund, ich habe das anders erlebt. Diagnosen sind Schutzschilder, die du vor dein sonderbares Kind halten kannst, fertig! Wenn mal wieder jemand zu mir kommt mit den Worten: „IST DAS IHR KIND, DAS DA GERADE…!“, kann ich sagen, ja, ist es, es kann nichts dafür, es hat einen Zettel, wo das draufsteht. Klingt jetzt lustig und so, als ob ich den alleine irgendwo rumrandalieren ließe, während ich auf der Bank mit einem koffeinhaltigen Getränk säße, never ever, wir kommen noch darauf zurück.

Man braucht mindestens ein belastbares „F. irgendwas“, um eine Integrationshilfe, einen Schulbegleiter genehmigt zu bekommen. Und einen Nachteilsausgleich auch, wenn das beim Schulalltag helfen könnte.

Nahezu die gesamte Zeit sind wir vom Jugendamt betreut worden. Das Jugendamt ist auch die Stelle (zumindest in Sachsen), die die Hilfen wie einen Schulintegrationshelfer bezahlt am Ende. Durch den Bubi und nun auch wegen dem Blondino arbeiten wir seit mittlerweile zehn Jahren mit dem Jugendamt zusammen, zwei verschiedene Ämter, drei verschiedene Personen. Ich hätte gerade während der letzten sechs Monate manchmal das Handtuch hingeschmissen, wenn ich nicht eine kämpferische, zuversichtliche und super engagierte Betreuerin vom Jugendamt an meiner Seite gewusst hätte! Bei allem, was man sonst so hört („Das Jugendamt hat mir die Kinder weggenommen!“; RTL2 lässt grüßen) sag ich dir, wenn du einen Partner brauchst und Hilfe für dein Kind und gar nicht weißt, wo du zuerst hingehen sollst, geh zuerst zum Jugendamt! Die kennen sich aus, die sagen dir, welche Schritte als nächstes gegangen werden müssen. Dort bekommst du Hilfe oder zumindest einen Fahrplan.

Dank des Engagements dieser Betreuerin hat das blonde Jünglein nun seit einiger Zeit nicht nur eine Schulintegrationshelferin, sondern auch eine Hortintegrationshelferin. Insgesamt bekommt der Blonde von morgens acht Uhr bis Nachmittag um drei Unterstützung an die Seite, und zwar Montag bis Freitag! Das ist nicht nur super umfangreich und super teuer, leider ist es auch super notwendig.

Dennoch nehmen die Probleme leider nicht ab. „Ihr Kind hat…“-Anrufe, „Ihr Kind hat…“-Gespräche beim Abholen, Anrufe, dass das Kind eher abgeholt werden müsste, weil Gefahr für sich selbst und andere bestünde, Elterngespräche, bei denen uns erzählt wurde, die Eltern würden mobil machen gegen unser Kind. Ja, doch! Kindern wurde der Umgang verboten mit unserem Kind.

Ich bin da wie Teflon. Kurz schütteln, dann gehts wieder. Also, wenn es nur mich betrifft. Aber wenn ich merke, dass das an meinen Sohn selbst herangetragen wird, er abgelehnt und vor allem abgewertet wird, dann steppt meine innere Lucy! Und das ich-muss-mein-Kind-beschützen-Protokoll fährt hoch, code red.

Jetzt muss ich dazu sagen, an einer Privatschule erlebt man mitunter so Eltern, die meinen, mit dem Schulgeld auch gleich die Schule und vor allem die Lehrer mitgekauft zu haben, und die produzieren sich dann entsprechend. Und wenn dann das Fortpflänzchen mal nicht so tut, wie es soll und nicht so performt wie erwartet, wird der Fehler außen gesucht, zum Beispiel bei dem Verrückten in der Klasse! Weil, der stört ja immer alle und wegen dem ist dieses nicht möglich und jenes schwierig! Der ist schuld, sonennklar.

Ich verstehe das. Ja, ich kann das verstehen! Ich habe mir eine Erinnerung bewahrt, die ist schon fast zwanzig Jahre alt. Damals war der Bubi als „normales“, also neurotypisches, Kind in einer integrativen Kindergartengruppe und dort war auch ein Mädchen mit Mehrfachbehinderung, nennen wir sie mal Paula. Paula war ein fröhliches Kind mit einer Menge Handicaps und die Erzieherinnen bemühten sich nach Kräften, den Alltag so inklusiv wie möglich zu gestalten, damit Paula mit den anderen Kindern in der Regelkita bleiben konnte und nicht in einer Einrichtung für „Menschen mit Behinderung“ untergebracht werden muss. Nun ist eine Gemeinschaft nur so stark wie ihr schwächstes Glied, und ich sehe mich bei einem Elternabend zwischen meckernden Eltern, die maulten, es wäre alles so ungerecht! Immer geht es nur nach Paula! Wo bleiben die Bedürfnisse unserer Kinder! Nie macht ihr einen Ausflug! Unsere Gruppe geht als einzige nie in den Zoo, nie in den Park, nie macht ihr irgendwas Schönes! Alles wegen Paula! Ich war eine von ihnen.

Diese Begebenheit habe ich mir bewahrt, weil sie wichtig ist! Wir alle treffen unsere Entscheidungen aus Liebe, wir alle wollen das Beste für unsere Kinder. Wir alle stehen dort, wo wir stehen aufgrund der Erfahrungen, die wir gemacht haben, und das sind ganz unterschiedliche. Jetzt und heute bin ich die Mutter von Paula. Damals nicht.

Und als diese Mutter folge ich zusammen mit dem Bärtigen der Empfehlung des sonderpädagogischen Gutachtens und ab September wird das Blondchen eine Förderschule besuchen, eine Schule für Kinder wie ihn. Mit einem besonderen Rahmen, in einer klitzekleinen Klasse.

Das war schwer für mich. Ich habe mich auch gefragt, was das bedeutet. Ich habe alles Mögliche möglich gemacht, wir sind doch Inklusionsexperten! Wir haben es doch schon mal unter super widrigen Umständen bravourös hingekriegt! Aber. Aber damals war es ein anderes Kind, es war die Oberstufe, nicht die Grundschule, es gab den Paul, alles war anders. Ich musste jetzt verstehen lernen, dass Inklusion ein diffiziles Unterfangen ist, bei dem so viele Menschen „mitmachen“ müssen, bei dem so viele Faktoren stimmen müssen, dass es eigentlich ein Vabanquespiel bleiben muss. Rumgemenschel, infrastrukturelle Engpässe in den Schulen, zu wenig Aufklärung, zu wenig Briefing und Unterstützung der Lehrer („So, bitte, hier ist jetzt der Integrationshelfer für A. Der braucht einen Platz in ihrem Klassenzimmer!“), Inklusion als Menschenrecht, aber ohne die Bedingungen wirklich zu schaffen, die es braucht mitunter, kann nur holprig werden. Mitunter klappt das alles ganz wunderbar, wir haben das ja selber erleben dürfen, jetzt müssen wir hier die Reißleine ziehen. Vorerst.

„Sie haben das Ende der Inklusion erreicht, alle aussteigen!“

Ab September also dann Behindertenfahrdienst anstatt SUV-Schubsen auf dem Elternparkplatz der tollsten Schule der Stadt.

Ich bin immer noch ein großer Fan dieser Schule, ich habe ganz wunderbare Menschen kennengelernt, nicht jeder hat meinen Sohn „asozialer Rüpel“ geschimpft, nur wenige. Ich hoffe, das wird gut werden. Wir alle treffen unsere Entscheidungen aus Liebe. Ich will, dass das Kind an einem Ort lernen kann und Lernen lernen, wo man seine Fähigkeiten sieht und fördert, wo nicht immer nur sein Verhalten thematisiert wird, als wäre er nichts weiter als „das Kind, das immer Ärger macht“. Das ist er nicht.

Er ist feinfühlig und trampelig, er ist lustig und zornig, er brüllt Schimpfworte, wenn er sich freut, genauso, wenn er sauer ist, einfach immer, wenn er aufgeregt ist. „Los, du furzender Affenpimmel!“ zu einem potentiellen neuen Freund zu sagen als Antwort auf eine Spieleinladung funktioniert nicht und beendet die zarte Freundschaft unter Umständen sofort, aber das wird er lernen. Vielleicht muss ich eines Tages nicht mehr jeden Spielplatzbesuch begleiten oder Zeiten auswählen, zu denen dort eh niemand spielt, damit wir nicht so auffallen. Wahrscheinlich ist es aber nicht. Alles wie immer.

Neulich fragte mich eine Freundin mitfühlend, wie das so sei, mit zweien von der Sorte. Ich konnte nur sagen: „Normal!“, weil es das ja ist. Ich weiß nicht, wie andere Eltern mit ihren Kindern leben, ich kenne nur meine Kinder und die sind ganz offensichtlich so wie sie sind, ein wenig seltsam eben. Dann dachte ich noch, dass es schon gut ist so, denn wenn eines meiner Kinder eingeschränkt wäre und das andere nicht, fiele dann nicht die Einschränkung umso mehr auf und käme man nicht automatisch in die Verlegenheit, das Kind ohne Einschränkung besonders zu loben für Dinge, die es kann und das andere überhaupt nicht fertigbringen kann, egal, wie es sich abmüht?

Manchmal sticht es mir im Herz, wenn die Frisörin zum Beispiel an meinen Haaren rumfummelt und dabei erzählt, ihr achtjähriger Sohn käme kaum noch zum Abendessen heim, weil er nach der Schule selbständig zum Fußball gehe und danach oft noch zu einem Freund und dort essen würde und am Wochenende übernachtet er entweder bei der Oma oder bei einem Freund. Ich kenne nichts von alledem.

Aber ich kenne dafür einen wilden blonden Hitzkopf, der neuerdings einen Schneckenzoo bewirtschaftet und ein fürsorglicher Tierpfleger für Gary, Brian, Henry und June ist. Der zum Entspannen nur eine lange Autofahrt braucht und Klangkarussell im Radio dazu, alle Komponenten auf dem Teller einzeln essen wird bis zum Sanktnimmerleinstag, in sechs Tagen dreiundachtzig Pokemons abgepaust, ausgemalt, ausgeschnitten, eingeklebt und somit sein eigenes Pokedex gebastelt hat. Und die besten Liebesbriefe aller Zeiten schreibt.

Fußball, Oma, alleine nach hause gehen, pff…

Neues von der „Orr Menno!“-Pause

Zum Thema „Pausenraum“ habe ich ja ganz vergessen, ein update zu dem Pausenraum zu geben, in dem ich mich schon seit round about – wie wir so schön neudeutsch sagen – sieben Jahren befinde: Dem Wartezimmer zur Vorhölle, nein, dem fünften Kreis von Herrn Dante, nein nein, nämlich dem Menopausenraum, oder besser dem Wartezimmer zur: „Orr Menno!“-Pause.

Wen das Thema aufgrund seiner eigenen hormonellen Struktur und Testosteronlastigkeit nicht an den Eiern kratzt, oder wer keine Frau ist oder gar keine Frau kennt, die von der zweiten Pubertät betroffen ist, betroffen sein könnte oder möglicherweise irgendwann einmal betroffen sein wird, der darf hier gern abspringen. Zum Beispiel hierhin.

Es ist schon eine Weile her, dass ich euch mitgenommen, quasi hinuntergezogen habe in die Freuden der zweiten Pubertät. Es hat sich seitdem einiges verändert – und das ist gut so! Veränderung ist etwas, das Zeit braucht, das hört man schon am Wort. Ver-änder-ung, etwas wird anders, aber langsam, nicht abrupt. Und das kann man blöd finden, darf man blöd finden, klar. Oder man setzt sich auf eine Blumenwiese, atmet in die Vulva und findet, alles im Leben sei ein Geschenk, nur in unterschiedliche Geschenkpapiere verpackt, oder so.

Mir ist ja dergleichen klangschalentönernde Akzeptanz und Liebe zum Unausweichlichen leider nicht gegeben. Ich bin eher so der Typ Mensch, der die winzigen Fäuste ballt und fluchend in den Himmel boxt und die ganze Arschlochscheiße und alle furzenden Affenpimmel dieser Welt (Schimpfwort vom Blondino geklaut; wir werden dazu später mehr erfahren) beschimpft, weil es eben nun so ist, wie es ist. Und Geduld mit dem Prozess, also Geduld überhaupt, nun ja, kann ich prinzipiell relativ schlecht aufbringen, schon gar nicht mir selbst gegenüber. Mache Eier!, so bin ich eher.

Aber auch den Ungeduldigen und Hadernden passieren so unschuldige Sachen wie Altern oder Wechseljahre. Und mit all dem Scheiß, den man nicht gut findet (und das auch nicht muss), passieren tolle Sachen! Das zuerst: Es passieren ganz wunderbare Sachen mit Dir, mit mir, mit uns allen. Wir werden weicher, auch mit uns. Wir werden schöner. Wir werden differenzierter, dankbarer (bis auf die Motzrentner, die immer nach einer zweiten Kasse schreien, sobald du vor ihnen mehr als drei Artikel aufs Band legst), wir werden mehr zu dem Menschen, von dem wir immer dachten, wir seien dieser Mensch bereits. Runder irgendwie, das äußere Spiegelbild passt zum inneren Spiegelbild.

Warte. Bei „Spiegel“ halten wir mal den Phrasenzug kurz an.

Für mich sind diese Wechseljahre tatsächlich Jahres des Wechsels. Und nie zuvor war mir das so hart bewusst. Nie zuvor hatte ich die große Chance, das selbstbestimmt zu gestalten! Die Hormonachterbahn wirft mich permanent auf mich selbst zurück, immerzu muss ich für mich bewerten, was will ich noch, was will ich nicht mehr, wie will ich irgendwas, wann und wen. Und warum, auch das. Es fühlt sich an wie eine Halb-Lebens-Inventur, als käme KonMari zu Besuch und würde sich alles ansehen, was ich so angehäuft habe in meinem halben Menschenleben. Den Haufen an schlechten Gewohnheiten, Bequemlichkeiten und Menschen hin- und herdrehen und mich fragen, ob jedes einzelne Puzzleteil joy sparkelt. Und sich auch die Spuren ansehen von dem, was ich verloren habe auf dem Weg: Menschen, Talente, Leidenschaften. Und dann wird alles bewertet, ob ich will oder nicht, und manches muss ich loslassen um anderes wieder finden zu können.

Das alles passiert unbewusst, bewusst, permanent. Ich glaube, der Begriff „Metamorphose“ trifft es am besten. Von der Puppe zum Schmetterling und dann zum Falter. Alter Falter!

Ich finde, ähnlich wie bei der ersten Pubertät sollten wir gnädig sein mit uns, wohl wissend um die Aufruhr im Inneren, sich Fehler bei den Entscheidungen gönnen und bewusst Fehler machen, nie wieder werden die einem so verziehen! Hoffe ich.

Ich kann das nicht mit dem Rat geben, allenfalls so pschüschedelisch durch den Blumenstrauß. Neulich fragte mich eine Freundin zum Beispiel, ob sie wohl schon drin sei in den Wechseljahren?! Ich sagte nur, sie sei drin, wenn sie es wüsste. Ich kenne Frauen, die waren kaum vierzig und rasten bereits auf der Hormonachterbahn durchs Leben, unwissend, mit einem Kinderwunsch im Gepäck – Ha! Und ich kannte eine weißhaarige Dame, die felsenfest behauptete, sie sei noch zu jung für die Wechseljahre, das würde sie schließlich merken! Auch das stimmt. Wechseljahre, als Angebot für alle Wechselwilligen, sehr schöner Gedanke. Eine andere Freundin haderte neulich mit der Entscheidung, die dunklen Haare nun färben oder hoffen, sie würden sich wie bei Birgit Schrowange heiligenscheingleich irgendwann in glitzerndem Helmchen um das zarte Haupt legen. Probier´s aus!, mehr kann man dazu nicht sagen! Probier so viel wie möglich aus, das sollte man jeder Frau sagen. Alles, was du dich nicht getraut hast, alles, wofür du dich vor zwanzig Jahren geschämt hättest, alles, bei dem dir jetzt beim bloßen Gedanken der Fuß juckt: Wann, wenn nicht jetzt?

Viele Jahre hatte ich nur Freundinnen, die mindestens zehn Jahre jünger waren als ich. Ich hatte mir das nicht ausgesucht, das ergab sich einfach so. Ich fand mich zugehörig, wir hatten dieselben Themen. Nun haben ich vermehrt Frauen in meinem Umfeld, die so alt wie ich oder gar älter sind, und auch da fühle ich mich zugehörig! Sogar inspiriert. Ich bin so dankbar für die neuen, alten Freundinnen, Annett, Silke, ich bin froh, dass ich jetzt alt genug bin, um das Geschenk zu sehen, das ihr mir macht mit eurer Freundschaft. Und trotzdem liebe ich meine Mädels in den Dreißigern und Vierzigern, diese Freundschaften gibt es noch immer. Aber Inspiration ist so wichtig wie nie zuvor. Ich habe zum Beispiel die Geli unfassbar gefeiert, als sie antrat, um den HYROX zu bezwingen, ich habe sie angefeuert von der Couch aus. Das muss nicht mein Weg sein, und kann mich doch beflügeln! Wie so viele andere starke Frauenbeispiele. Sich nicht runterziehen lassen durch Menschen, die nichts bewegen und vor allem nicht sich selbst, die wichtigste Aufgabe. Netzwerke bilden, Frauenbündnisse stärken, das ist die Mission. Ein Teil der „neuen Alten“ werden, sein, aber anders sein als die „alten Alten“.

Sich auf der Stelle das Leben nehmen, im wahrsten Sinn des Wortes, das ist die wichtigste Aufgabe. Genieße, lebe, teile, freue, liebe. Es ist so einfach. Und so schwer zu schaffen gewesen in all den Jahren. Jetzt wird es leichter.

Ich habe fette Glaubenssätze im letzten Jahr über den Haufen geworfen und mir vorgenommen, den Platz nie wieder zu füllen mit neuem Stuss. Ich glaube ab jetzt klar und ohne Dogmen, oder gar nicht. Zum Beispiel glaubte ich lange, ich würde niemals Hormone nehmen (mit fettem Ausrufezeichen!)! Und ich würde mir niemals freiwillig irgendwas ins Gesicht spritzen lassen! Was müssten das für arme Menschen sein, gebeutelt von schwachem Selbstwertgefühl und unsicher und unwissend ob der Gefahren. Und überhaupt. Ich glaubte viel in Zeiten. als das jeweilige Thema gar nicht dran war für mich. Das ist ja oft so, dass Menschen gern eine ganz klare Meinung zu einer bestimmten Sache haben, die sie gar nicht betrifft.

Wenn ich zum Beispiel zu dem Drittel Frauen gehören würde, die keinerlei Probleme durch die Hormonumstellung haben, dann wäre eine Hormonersatztherapie für mich nie in Frage gekommen. Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich relativ bockig darangegangen bin nach dem Motto: Hilft mir eh nicht und ich hasse es sowieso! Die Wahrheit ist: Ich liebe es! Ich habe meinen Körper zurück. Ich fühle mich wieder wie ich selbst! Für mich war es die richtige Entscheidung. Jede ist für sich selbst verantwortlich und viele Wege führen nach Rom, und ins Altersheim.

Und was die Spritzen im Gesicht angeht, ich erspare euch vorher-nachher-Fotos, aber auch da gilt: Ich habe nichts Gutes erwartet und habe beim ersten Mal zu dem Arzt gesagt, ich mache das nur, um danach wenigstens genau zu wissen, warum ich Botox und all das Gedöns so Scheiße finde, und siehe da, auch das fühlte sich in dem Rahmen überhaupt nicht Scheiße an! Entspannt, ich fühlte mich zum ersten Mal in meinem Leben entspannt! Was Meditation und Konsorten nie geschafft haben, hat Botox bewirkt. Vielleicht brauchte ich den Scheiß wirklich um mal zu fühlen, wie sich andere so fühlen, die nicht mit einem dauerverkrampften Gesicht herumlaufen. Außerdem habe ich seitdem keine Migräne mehr gehabt, eher eine zufällige Nebenwirkung, aber sehr willkommen. Ich habe im übrigen noch immer Falten, ich hatte nie das Ziel, mir meine Mimik wegzuspritzen oder mich zehn Jahre jünger aussehen zu lassen. Nur eben nicht zehn Jahre älter! Ich bin zu jung für Seniorenmenüs und die Apothekenumschau und will gefälligst auch nicht so aussehen, als sollte man mir das anbieten! Aber das ist meine Entscheidung, jetzt, hier, während meiner (!) Wechseljahre. Vielleicht finde ich das alles in fünf Jahren so Scheiße wie die Eine oder der Andere hier aktuell beim Lesen, kann schon sein. Aber Freiheit in allen Entscheidungen, das ist, was ich euch allen wünsche, für die Wechseljahre in jedem Jahrzehnt. Und Akzeptanz für die Entscheidungen der anderen, es sind nicht deine, du musst sie nicht tragen. Aber ich will auch nicht eine von denen sein, die behaupten, ihre glatte Haut sei nur fünf Litern Quellwasser und viel Schlaf zu verdanken. Für sowas habe ich keine Zeit mehr.

Und für die jungen hier: Was ihr seid, das waren wir. Was wir sind, das werdet ihr sein. Ich bin also gar nicht alt, ich bin nur schon länger da und muss somit in manche Büchse der Pandora eher hineinblicken als ihr. Aber irgendwann müsst auch ihr. Und niemand weiß vorher, was man da sieht.

„Aber auch den Ungeduldigen und Hadernden passieren so unschuldige Sachen wie Altern oder Wechseljahre“, schrieb ich eingangs, und am Ende muss ich das noch mal aufgreifen. Wir sind die Glücklichen, die wir uns über so unschuldige und harmlose Sachen Gedanken machen dürfen. Wir sind die Glückspilze, die schon so alt geworden sind und die sich übers Altern Gedanken machen dürfen! Deren Gedanken sich nicht um schwere Krankheiten drehen müssen. Oder um Trauer, um Existenzangst, um schwere Kost. Wenn du dich über die Scheißarschlochhormone aufregen kannst, bist du ein Glückskind! Das ist die Message. Und wenn du dich nicht ständig aufregen willst, tja, dafür gibts was von Ratiopharm. Bei Fragen zu Risiken oder Nebenwirkungen fragen sie ihren Arzt oder Apotheker. Oder die Heilpraktikerin, Astrologin, einen Guru, eine Schamanin, eine Influencerin, die Leute vom YOGA-Kurs, die Frau an der Kasse vom Netto. Glaubt mir, jeder hat eine Meinung! Zu allem und immer.

Und irgendwo zwischen all den anderen Meinungen findest du dann deine eigene.

Und alles wird gut. ❤ Tschakka.

Das Leben an sich im Frühjahr 2022

Der Bärtige hat neulich zum ersten Mal in seinem Leben eine Schere geschliffen und glaubt nun, er sei Edward mit den Scherenhänden! Schnipp-schnipp, ging er stolz durch den Garten und schändete mit der neuen alten scharfen Schere den Efeu, um zu beweisen, dass er es mal so richtig drauf hätte! Er, der Scherenschleifer! Nun hätte ich ja prinzipiell nichts dagegen, mit Jonny Depp, aka Edward, verheiratet zu sein, allerdings glaube ich, dass dieser eigentlich zu Vanessa und den Kids auf die Pirateninsel gehört und diese wirklich niemals hätte verlassen sollen, weil, dann wäre auch die unglückselige Geschichte mit Amber Heard nicht passiert, und überhaupt.

Wie auch immer, wenn hier mal jemand was zu schleifen hat, der Mann macht das. Einfach über mich Kontakt aufnehmen. Mir ist sehr daran gelegen, dass der kopfarbeitende Informatikerehemann eine adäquate Freizeitbeschäftigung erhält. Der guckt immer so Videos , wo Menschen altes Zeug reparieren und träumt von einer Hütte mit Drehbank und so weiter. Auf meinen nüchternen Kommentar hin, wir hätten jungfräulich verpackt im Keller allerlei Kisten mit der Aufschrift „HILTI“ oder „BOSCH“ und gefährlich wirkenden Werkzeugen im Inneren, diese könnten doch erst mal probiert werden, da winkt er nur ab, ich solle still schweigen, was wüsste ich denn schon! Also ich weiß, dass Handwerkeranfragen hier immer erst dann beantwortet werden, wenn ich androhe, es selbst zu machen, oder einen fremden Kerl ins Haus holen will.

Es ist mit den Männern wie mit den Kindern: Das Spielzeug, das da ist, ist langweilig! Andere Männer haben viel dolleres Spielzeug. Immer.

Die Graue hat noch immer ihre erste Hitze nicht gehabt, ergo wächst sie eventuell noch weiter und wird bald die größte Weimaranerin der Welt sein. Fun fact: Wir haben den letzten Welpen des Wurfes genommen, weil die meist (wer hat uns das erzählt, wenn ich das noch wüsste) am kleinsten und geduldigsten seien. Pah!

Außerdem hat das Pony eine Identitätskrise passend zum Eintritt in die Pubertät. Sie ist ein Jagdhund ohne jagdlichen Eifer, dafür mit Hütehundattitüde, heißt, sie rennt panisch in Kreisen um „ihr“ Rudel, sobald wir das Haus verlassen. „Alle zusammenbleiben! Alle zusammenbleiben!“, sowas eben. Außerdem liebt sie es, mit dem Massagegerät den Bauch massiert zu bekommen und wehe, du nimmst die elektrische Massagepistole weg, da greift sie mit den Vorderpfoten sofort danach! Macht das sonst auch noch ein Hund?! Sie singt, wenn man ihr die Schnauze streichelt und schmeißt sich sofort vor einen auf den Rücken, wenn irgendwo das Geräusch eines Föns erklingt – das ist das Schönste! Heiße Luft! Ansonsten ist sie ein etepete Luxushund, der nur selbst gekochtes Essen will, davon allerdings ein Kilo pro Tag, von jedem bisschen Stress Durchfall kriegt und schmollt bei jeder kleinsten Gelegenheit. Warte. Irgendwie kommt mir das bekannt vor…

Und da wären wir bei mir. Ich habe mir kürzlich den Daumen in der Autotür eingeklemmt und das war ein Spaß! Also so richtig mit Krankenwagen und Betäubung und Menschen mit grünen Häubchen, die mich fragten, ob sie mir den Daumen kleben oder nähen sollten. Und ich so: „Bin ich hier bei wünsch dir was? Woher soll ich das denn wissen! Das ist mein erstes Mal! Machense mal, oder ist das auch ihr erstes Mal?! Ich brauche Schnaps.“. Sie haben gemacht und jetzt, sieben Wochen später, ist es leider noch immer nicht schön. Wird es vermutlich auch nicht und meine Karriere als Daumendouble von Daniel Craig kann ich wohl an den Haken hängen. Das war ein Scheiß, sag ich euch. Ich hatte ja keine Ahnung, wozu man alles seinen rechten Daumen braucht. Zu allem! BH schließen, BH öffnen, Zopfgummi dranmachen, Schneiden mit der Schere, Schneiden mit einem Messer, etwas festhalten, Haare waschen, Tastaturschreiben, ich wusste es nicht. Der Daumen ist ab sofort mein Lieblingsfinger. Beim Röntgen kam dann auch raus, dass ich eine fortgeschrittene Arthrose hätte und „zu jung für diesen Befund sei“, als ob ich das nicht wüsste! Ich bin auch zu jung für meine schmerzende Hüfte, zu jung für meine Falten, zu jung für meine grauen Haare…

Neulich klingelte es an der Tür, davor stand eine mir gänzlich unbekannte Person und fragte: „Hamm sie ma ne Doledde?!“. Ich stellte die einzig mögliche Gegenfrage: „Wie bitte?“. Und die Person wieder: „Hamm sie manchmal ne Doledde?!“. Ich weiß, was der Bärtige geantwortet hätte (nämlich: „Ja doch, eigentlich sogar immer, nur keine öffentliche, auf Wiedersehen!“, Tür zu), aber ich bin anders und habe der notdürftigen Person den Weg zum Klo gewiesen. Danach habe ich alles gereinigt, desinfiziert und gewienert, als ob ein Leprakranker die Toilette benutzt hätte und fragte mich dabei, was nicht stimmt und vor allem, mit wem. Der fremden Person oder mir, und ja, die Antwort kenne ich. Aber Corona und diese verrückte Zeit, wo keiner einem Fremden einfach so die Tür öffnet, macht komische Sachen selbst mit Menschen mit den besten Absichten.

Außerdem wundere ich mich. Zum Beispiel, dass Harry Potter erst für Kinder ab zwölf Jahren geeignet ist, Pippi Langstrumpf aber schon für Kinder ab sechs! Also Pippi halte ich eindeutig für den schlechteren Umgang. Nach dem Konsum von Harry Potter konnte ich nur feststellen, dass das Kind auf mein Gemecker gerne antwortete: „Mama, machst du jetzt wieder die maulende Myrthe, oder was?!“, nach Pippi Langstrumpf demoliert der Blonde regelmäßig sein Zimmer, klettert auf dem Ofen und den Fensterbänken herum und möchte mit „Herr Nilson“ angesprochen werden, während er Zeug vom Tisch schmeißt und alles mit dem Mund allein essen möchte ohne Zutun der Hände – danke schön, Kinderfernsehen!

Wir waren auch immer wieder im Biergarten. Wir sind ja ganzjährige Biergartenbesucher. Das sind die härtesten, etwa wie ganzjährige Nudisten, nur mit Sachen an. Und Bier. Ich bin das hintere Frollein auf dem Bild, falls ihr nicht mehr wisst, wie ich aussehe. So sehe ich aus.

Außerdem sitze ich neuerdings wieder regelmäßig an der Nähmaschine. Nicht um hübsche Klamöttchen zu nähen, sondern um nicht mehr hübsche, durchgewetzte Hosen zu stopfen. Beim Großsohn ist der Arsch die Problemzone. Und beim Kleinen die Knie.

Diese Jeans hier habe ich für vier Euro fuffzig beim Lieblingssecondhandladen in Pieschen gekauft, gebraucht. Wenn ich jetzt die Arbeitszeit mit meinem Stundensatz multipliziere, haben wir hier nun im Kinderschrank ein Luxusbeinkleid, denn Stopfen und Auftrennen, Stoff annähen und Beine wieder zunähen dauert in etwa so lange wie die Fabrikation eines Oberteils. Mindestens. Ich will nicht das Vorhaben an sich in frage stellen (Nachhaltigkeit für alle und Entspannungsfaktor am Rattergerät für mich), sondern ich frage mich, warum die in der Schule nicht lernen, wie man sowas herstellt! Einfach mal selber machen schafft Respekt, glaube ich. Wie viele Schritte sind nötig, um eine Stoffbahn zu fabrizieren, dann Schnittmuster zeichnen, ausschneiden, vernähen. Möglicherweise wäre das für die nächste Generation nützlich. Ich mein ja nur. Keine Ahnung, wo das hier alles noch hinführt.

Außerdem frage ich mich natürlich, welches Kind eine Jeans trägt und die danach als neuwertig im Laden landen kann! Gibt es solche Sitz-Kinder, die nur in der Hose irgendwo sitzen? Also im Gegenteil zu meinem Kind, das sich ganz offensichtlich auf den Knien fortbewegt? Zum Glück ist jetzt kurze-Hose-Saison, da brauche ich die Nähmaschine nicht. Nur jede Menge Pflaster.

Grüße aus dem Pausenraum

Anfang des Jahres beschloss ich, wie so viele andere Menschen auch, irgendwas zu fasten. Irgendwas war schnell gefunden, mein social media Konsum sollte es sein! Permanent auf Instagram, jede aberwitzig belanglose Tagesbefindlichkeit hinter einem vermeintlich schnittigen Hashtag verballhornt – damit sollte Schluss sein! Also zumindest für ein paar Wochen. Und damit dies gelünge (?) gelingen mögte (?) zu gelingen eine Chance erhielte oder erhalten würde tun zu täten, versagte ich mir auch das Bloggen. Weil, wenn ich blogge, dann teile ich das der Welt auch gewöhnlich mit und dann muss ich leider auch immer gucken, ob das auch der Welt zur Kenntnis gelangte und wie die Welt denn nun darauf reagiert, dass die Nieselpriemerin das Netz beschmutzt hat mit ihren dünngeistigen Befindlichkeitsergüssen. Klick klick klick. Das wäre schlecht fürs Fastenziel, ergo, sie wissen schon, Nulldiät für mich.

Dann gingen ein paar Tage oder einzelne Wochen ins Land und dann kam Putin.

Und mit seiner Invasion überspülte er die friedlichen heimischen Kanäle nicht nur mit gelb-blauen Profilfotos, sondern auch mit wir-werden-alle-sterben-wo-soll-das-noch-hinführen-Attitüde zum Einen, und totalitärem Eskapismus auf der anderen Seite. Gepeinigt von frenetischer Sozialpanik und einen Klick davon entfernt dem achtunfünfzigstem Snackbrett, candyboard whatever, machte ich schnell wieder das tragbare Internet aus. Pause.

Draußen war ich allerdings mitnichten weg von alledem. Menschen riefen zu Hilfstransporten auf, verstopften mit ihren Kleinwagen voller getragener Klamotten und Duschgels die Autobahnen nach Polen und es wurde aufgefordert, Konserven, Kindernahrung und entbehrliche Badehandtücher (gewaschen) aus dem Hausgebrauch zu den Sammelstellen zu bringen, zum Beispiel zur Grundschule, die man sowieso täglich frequentiert. Dort wurde argwöhnisch beobachtet, wer sein Fortpflänzchen abholte und wer sein Fortpflänzchen abholt und vorher ein Glas E-Stoff-Bockwürste (Meica macht das Würstchen) oder abgelaufenes Dosenobst auf den Spendentisch stellte. Dabei wurde ja nie hinterfragt, ob die Person ohne Würstenspende nicht vielleicht schon jahrelang jeden Monat einen dreistelligen Betrag an die Flüchtlingshilfeorganisation spendet, und zwar für Flüchtlinge jedweder Hautfarbe und Fluchtmotivation, oder ob schon der komplette Speicher leergeräumt wurde für bedürftige Personen.

Ich fühlte mich unwohl, ich konnte nur verlieren. Was soll man da schon schreiben.

Die Pause wurde länger. Und was sollte ich auch schreiben? Dass mir die Zwei-Klassen-Flüchtlingspolitik nicht behagt, dass mich die Hamsterkäufer annerven? Mehl, also bitte! Als ob jetzt alle backen könnten nachdem sie jahrelang Coppenrattes auf der grünen Wiese Torte für den Sonntagskaffee eingekauft haben. Genauso absurd wie Hefe als Mangelware! Aber nein, der deutsche Konsument hört auf die Hiobsbotschaften. Milch soll bald fünf Euro kosten, los, alle bevorraten. Du verträgst gar keine Milch? Egal, trotzdem hamstern, kannste verkoofen. Neulich war Senf aus, ist das zu fassen? Also nicht eine einzelne Sorte, nein, das ganze Senfregal! Wir sind hier in Sachsen, wahrscheinlich wars die Thüringer Rostbratwurstunionsfraktion, die passend zum Grillauftakt ausrief, Senf könnte knapp werden, besser, man bevorratet! Backen ohne Mehl und Hefe, Braten mit Eigenfett, Toilettengang „indische Art“, das könnten beliebte Suchanfragen des frühen Jahres 2022 sein. Man könnte lachen, wenn es nicht so absurd wäre. PS: Wie man Senf selbst herstellt, steht zum Beispiel hier. Also bitte. Und den Po haben wir in den Siebzigern schon mit Zeitungspapier abgewischt, das war nicht schön, aber ging. Außerdem lesen doch die Kinder neuerdings zu wenig, hört man immer. Gut, dann bekommen sie alle ne BILD-Zeitung mit aufs Klo!

Nehmen sie doch süßen Senf!

Dann wurde die Pause noch länger. Weil, ich werde neuerdings verklagt. Alles, was sie im Internet verzapfen, kann und wird gegen sie verwendet werden!

Es geht um den Blog und auch vor meinem Instagramaccount wurde nicht Halt gemacht. Es gibt eine Anklageschrift und einen Gerichtstermin, in echt jetzt. Es gibt einen Richter und Anwälte. Das ist surreal und verletzend gleichermaßen. Das war auch genau so beabsichtigt. Ich habe überlegt, ob ich das hier hinschreibe, aber es nicht zu tun, hat mich verstummen lassen, einfach so weitermachen, als wäre nichts passiert, ist mir unmöglich.

(Siehste mal, Nieselnuss, hätteste doch lieber über Kuchenrezepte und Antifaltencremes geschrieben. Oder foodboards präsentiert!)

Wir werden sehen, wie das ausgeht. Näheres kann ich nicht dazu schreiben, bitte fragt oder mutmaßt nicht in den Kommentaren. Es lesen hier ab sofort ungebeten Personen mit, die sich nicht an meinem Geschwurbel erfreuen wollen, sondern beabsichtigen Munition zu finden, um mir zu schaden. Das ist so. Aber jetzt hier nie wieder zu schreiben, nur weil jemand darin rumpieksen könnte, ist wie sich aus Angst vor dem Tod das Leben zu nehmen. Also wenn man jetzt mal ganz dolle mit der Metaphernkeule ausholt.

Das Credo lautet fürderhin: Tanze, als würde niemand zusehen. Singe, als würde niemand zuhören… schreibe, als würde niemand mitlesen, oder so ähnlich. Das ist das Schwerste. Aber ich kann nicht für immer im Pausenraum sitzen bleiben, und ich will auch nicht.

Ich komm jetzt wieder raus.

einhundert

einhundert

Als der Blondino klein war, kleiner, habe ich regelmäßig zu seinem Monatsgeburtstag gebloggt, Liebeserklärungen in types gegossen quasi. Von seinem süßen Duft geschwärmt, von den schlaflosen Nächten berichtet, seinen überragenden Fähigkeiten und von seiner zweifelsfrei bewiesenen Außergewöhnlichkeit und Wunderbarheit und Allerschönstheit sowieso. Hach, wie süß der war…

Ich bin so froh, diesen Blog zu haben und nachlesen zu können. Klar könnte ich auch Tagebuch schreiben, aber mal ehrlich, das hätte ich so in der Form nie durchgehalten. Und dennoch ist das mein Antrieb noch immer: Festzuhalten, die Momente, im kleinen, im großen, das flüchtige wandelbare, mir durch die Finger rinnende Leben mit meinen Söhnen. Hier kann ich nachlesen, wie das so war, als das Kleine noch ein Kleines war. Das ist so schön, so anrührend, ich selbst mitunter so naiv in meiner Glückseligkeit. Ja, und auch das ist schön!

Als ich dachte, nie wieder würde ich ein Kind empfangen, halten, stillen, trösten, an der Hand durchs Leben begleiten, da beschwor ich die Zeit, die grausame, mir meine Erinnerungen zurückzugeben an die Zeit mit meinem Großsohn, die schon so lange zurücklag. Ich konnte mich nicht erinnern, wann ich das letzte Mal seine Hand gehalten hatte auf der Straße und dachte dabei, das müsste ich doch! Mich erinnern, wann diese unwiederbringlich beendete Ära vorbei war! Wann war es das letzte Mal? Wie hat sich das angefühlt? Wann hatte ich ihn das letzte Mal auf dem Schoß sitzen, seine Ärmchen um meinen Hals? Wie verflucht schnell sind diese Zauberjahre voller Küsse vorbei. Vorbei. Aus und vorbei.

Alles anders machen wollte ich diesmal. Alles festhalten, konservieren. Ihr glaubt nicht, wie viele Erinnerungskisten ich schon gehortet habe mit Dingen, die dem Blondino gehören oder gehörten, Kisten voller Zeug, das einen emotionalen Wert für mich hat, nicht für ihn. Dinge, die mir helfen sollen gegen das Vergessen, die die Momente zurückholen sollen. Denn die Zeit, mein ärgste Feindin, sie ist auch diesmal gegen mich. Alles fliegt nur so vorbei. Die Tage sind lang, aber die Jahre kurz.

Dazu kommt jetzt noch der Umstand, mit dem ich mich – und alle anderen Elternblogger:innen ebenso – schon länger konfrontiert sehe: dem Recht des Kindes auf Privatsphäre. Was kann ich schreiben, welche Bilder veröffentlichen? Den Großen konnte ich immer fragen und ihn um Gegenlesen bitten, da bin ich okay in allem. Aber: Wie findet der kleine Blondino das später, wenn er diese Zeilen liest? Ich musste das alles für mich beantworten und manches davon gefällt mir nicht, weil es mich sehr einschränkt in meinem Ziel, möglichst situationsgenau meine Gefühle und Erlebnissen einzufrieren, zu konservieren. Ich denke, das ist auch der Grund, warum so viele bloggende Menschen, deren Geschichten ich so gern gelesen habe, irgendwann nicht mehr über Kinder geschrieben/ nicht mehr über ihre eigenen Kinder geschrieben oder überhaupt nicht mehr geschrieben haben. Irgendwann kommt die Zeit, da wandelt sich das Gesicht und die Persönlichkeit des Kindes nicht mehr gefühlt stündlich, Ecken, Kanten, Macken werden sichtbar. Und bleiben. Und über diese möchte ganz sicher kein Kind später lesen. Das ist oft der Zeitpunkt, an dem bloggende Eltern still werden.

Ich möchte das nicht. An dem Spagat übe ich noch.

Was bei aller Veränderung aber bleibt, konstant und beständig und dabei dennoch einem Wandel unterlegen, ist die Liebe und Bewunderung, die ich meinen Kindern entgegenbringe, ein so komplexes Gefühlkonglomerat aus Herzklopfen, Hitze, Kopfschmerzen, Überforderung, Zweifel, Gewissheit, Kribbeln, Dankbarkeit und Überforderung, sagte ich schon Überforderung? Und Schlafmangel, ja natürlich, das hört nie wieder auf…

Ich habe mir gestern Abend „Frau im Dunkeln“ angesehen. Den Roman dazu kannte ich nicht, aber der Film hat mich regelrecht umgehauen. Das ist sicher nichts für einen Pärchenabend und ich bin auch nicht sicher, ob jede (ich denke, hier fühlen sich hauptsächlich Mütter angesprochen) diesen Film so fantastisch findet wie ich, aber Dramaturgie, Regie, alles ist so on point, so besonders, und die Geschichte, oder besser ein kleines Fragment einer langen Geschichte, so eindrücklich dargestellt, dass ich lange nicht einschlafen konnte, obwohl die Geschichte der Frau oder Frauen gar nicht meine ist. Nicht im Detail, dennoch sind mir diese Gefühle nicht fremd. Auch die gesellschaftlich nicht akzeptierten.

Heute ist ein besonderer Tag. Heute ist der Blondino einhundert Monate alt. Alles anders machen wollte ich bei diesem Kind. Geduldig bleiben, mich immer für die Spielzeit entscheiden und gegen das Putzen, wenn das Haus dreckig ist. Ich entscheide mich immer noch meistens fürs Putzen, ich bin immer noch ungeduldig, immer noch und schon wieder kann ich selten im Moment das Schöne und Unwiederbringliche sehen, immer erst danach, wenn der Moment vorbei ist.

Happy Monatsgeburtstag, mein Kleinchen, mein Wunder, mein Krawallo! Dass es Wunder wirklich gibt, hast du mir gezeigt. An dem Abend vor deiner Geburt wehte auf einmal aus dem Nichts ein Sommersturm und heulte und rüttelte an allem. Dieser Sturm hat dich angekündigt, du bist wie dieser Sturm. Du bringst mich an die Grenzen alles Fühlbarem und Spürbarem. Du forderst mich, du bringst mich mehr zum Lachen als jeder andere Mensch auf der Welt. Ich will für immer deine Ärmchen um meinen Hals spüren, auch wenn du schon lange nicht mehr dasselbe willst. Jede Nacht, die ich als Gast in deinem Zimmer schlafen darf, in deinem Duft, dein liebes kleines Gesicht bestaunend, ist ein Geschenk, das ich als solches erkennen kann. Deine Hände, nicht mehr schmal und zart, sondern langsam stark und kraftvoll, passen schon jetzt nicht mehr als Faust in meine Faust. Ich bin gespannt, was unsere gemeinsame Reise noch für Überraschungen bereit hält für mich. Du bist das beste Kind, was mir das Universum als spätes Geschenk hat schicken können, das weiß ich. Du fragst mich gerne, für wie viel Geld ich dich hergeben würde, eine Trillionade?! Nein, nichts, natürlich nichts! Bleib bei mir, lass dir Zeit mit dem Wachsen und bleib bei mir.

Gans ´n Roses – ein rückblickender Weihnachtsrückblick

Gans ´n Roses – ein rückblickender Weihnachtsrückblick

Um „mucho Mojo“ zu bekommen, haben wir Weihnachtslandschaften in Supermärkten bestaunt,

… mit Plastikasanta posiert (auch im Einkaufstempel),

… vorm Baum rumgeknutscht und

… diverse Konglomerate kurzkettiger Kohlenhydrate in Kombination mit Fett und Gluten zu uns genommen.

Das diesjährige Highlight war der Stollen, den mir Christian vom Familienbetrieb geschickt hat (im Bienenwachstuch schick und ökologisch achtsam verpackt).

Das alles und viel Eierpunsch und viele Stunden im Wald (und wirklich viel Eierpunsch) hat bei uns das innere Glöckchen zum Klingeln gebracht.

Bei Instagram kursierten in den letzten Wochen vermehrt Listen von guckenswerten Weihnachtsfilmen, die – bis auf Chevy Chase als Clark Grisworld, das ist ein MUSS- hier nicht laufen. Mich machen Aschenputtel und ihre Nachkommen aggressiv, ich bekomme ein Lidzucken bei und-am-Ende-kriegen-sie-sich-doch-Schmonzetten und so lief hier unter anderem: „Tiny creatures“, „Puffs Reich“ und: „Verrückter Planet“ (Ja, wir stehen total auf Tierdoku). Wir Erwachsenen haben noch „Don´t look up“ und „Death to 2021“ gesehen, beides empfehlenswert.

Aber hauptsächlich haben wir gegessen, ich vor allem Vanillekipferl. Ich habe schon fünf Pakete von den LAWA-Rollenkeksen für Vanillekipferl im Frost, ich kaufe sämtliche Vorräte auf, damit ich bis Ostern jeden zweiten Tag Vanillekipferl backen kann und weil ich zu faul bin, den Teig selber anzumatschen und außerdem finde, die von LAWA machen das ganz gut. Außerdem haben die irgendeine Geheimzutat, einen E-Stoff, auf den ich total abfahre, denn ich muss immer mehr essen, je mehr ich esse und dann noch mehr und immer so weiter. Man kennt das von Erdnussflips… wahrscheinlich sind Erdnussflips in den Vanillekipferln von LAWA, das wird es sein.

Wo war ich?

Die Weihnachtsgeschenke sind verräumt, bis auf ein paar der Erwachsenengeschenke,

… der Baum ist auch schon raus und wir bespielen das neue BLOKUS, das der Weihnachtsmann gebracht hat. Ich, der „right brainer“ in der Familie, habe arge Probleme damit, auch mal ein Spiel zu gewinnen. Mir fehlt einfach das Formenverständnis. Das erinnert mich an die vierte Klasse beim Bubi, Hausaufgabe Geometrie. Ausgeklappte Rhomben, Quader und so weiter. Aufgabe: Ordne die Grundrissen den Formen zu. Ich habe lediglich den Würfel erkennen können! Das Kind freut sich, dass ich immerzu verliere.

Ich kann dafür andere Sachen, Sachen in die Pfanne hauen zum Beispiel. Gestern gab es dieses vegetarische Geschnetzeltes, das ratzfatz fertig ist und so geht:

Für zwei mittelhungrige Personen:

1 Zwiebel

1 Knoblauchzehe

1 Handvoll Pilze anbraten

3 Pakete Gyrosersatz auf Sojabasis dazugeben und alles schmoren, bis braune Stellen sichtbar sind.

2 Esslöffel Senf mit

2 Esslöffel Worchestersoße,

1 Esslöffel Sojasoße

und etwas Wasser verrühren und dazugeben. Alles aufkochen lassen, gegebenenfalls noch Wasser hinzufügen. Und Schnittlauch, wenn vorhanden (War bei uns aus). Ich musste gar nicht mehr nachwürzen, da das Sojagyros schon ordentlich gewürzt ist. Dazu gabs Reis und Applaus von meinen beiden Männern.

Und für mich stand Spargelsuppe ohne Bild auf dem Tisch und für das Kleinchen drei Plinsen, die ich noch im Frost gefunden habe. Immer, wenn ich nachdenken muss, rühre ich Eierkuchenteig an und stelle mich dann nachdenklich an den Herd. Das führt dazu, dass ich eigentlich immer eingefrorene Eierkuchen im Haus habe, denn niemand isst hier zwanzig Plinsen, und solche Mengen brate ich dann schon, wenn man einmal anfängt mit Nachdenken…

Apropos Nachdenken. Jetzt wäre so der Zeitpunkt, um das Jahr zu reflektieren und kluge Sachen zu sagen oder zu schreiben. Ich weiß nichts Kluges. Deshalb rede ich wahrscheinlich auch andauernd übers Essen. Das Wetter ist mit seinen dreizehn Grad und Nieselregen keinen einzigen Satz wert.

Meine Uhr ist eingeschlafen, ich hänge lose in der Zeit. Das ist nicht von mir, sondern aus einem Silly-Song, passt aber für das ganze vergangene Jahr. Die Tage vermischen sich zu einer Tag-Brühe, zusammenhängend, belanglos und austauschbar. Wir sind noch immer auf uns zurückgeworfen, verlernen zunehmend das „Menscheln“ und aufregende Erlebnisse waren zumeist eher unangenehm aufregend.

Ich bin für das vergangene Jahr dennoch dankbar. Ich habe viel gelernt, tatsächlich. Ich habe in verschiedenen aufreibenden Situationen einen klaren Kopf behalten können und sogar meinen Mann regulieren können, der bei uns sonst ja den Part des besonnenen Denkers hat. Habe oft nicht nur sagen, sondern auch denken können: Das macht nichts! Das ist nicht schlimm! Solange wir uns haben… und das auch so gemeint. Ich bin ruhiger geworden. Ablehnung, die mir entgegenschlägt, kann ich aushalten, ohne gekränkt zu sein, ich muss nicht allseits beliebt sein, nicht mehr. Ich spüre keinen Drang mehr zur Rechtfertigung, keinen Hang zum Gefälligsein. Ich muss nur ehrlich zu mir selbst und den meinen sein. Das fühlt sich befreiend an. Hätte ich schon früher machen sollen!

Und ich bin mit belastbaren Frauenfreundschaften gesegnet, es sind nicht viele, aber die besten! Und auch neue inspirierende Bekanntschaften hat das Jahr gebracht, Menschen, die genau eine kleine Lücke in meinem Leben füllen, von der ich nicht wusste, dass sie da ist. Aber wo ich nach jedem Gespräch so denke: Mensch, wo hast du nur gesteckt in all den Jahren! Gut, dass wir uns jetzt gefunden haben. Das ist schön.

Ansonsten irritieren mich zunehmend Orte mit vielen Menschen, Rewe zum Beispiel (Wo sonst soll ich mich denn auch herumgetrieben haben 2021!). Neulich etwa, ich schob einen von wöchentlich drei übervollen Einkaufswagen durch die Gänge, beobachtete ein Paar in meinem Alter. Er stand vorm Käseregal und sprach zu seiner Frau: „Du, was essen wir heute Mittag?! Hm, du hast ja noch eine Paprika, dann brauchen wir nur noch was für mich…“, und daraufhin sie so: „Ach weißt du, ich teile meine Paprika mit dir, dann sind wir fertig und müssen uns darüber keine Gedanken mehr machen!“, und er so: „Ja, prima Idee!“, und ich so… guck in meinen Wagen mit fünf Kilo Äpfeln, neun Paprika, acht Pakten Käse, vier Butter, drei Broten… und glaubte, in einem, Improsketch gelandet zu sein!

Oder in der Apotheke. Ich löse ein Rezept ein und die Apothekersfrau reicht mir dieses Fläschchen über die Theke mit den wärmsten Empfehlungen für die aktuelle Zeit. Wirkt gegen Bakterien und (!) Viren, ja, alle Viren (Blick nach links und rechts), einfach immer wenn man in einer größeren Menschenansammlung gewesen sei, zwei Hübe davon in den Mund und schon sei man geschützt! Vor Bakterien und (!) Viren!

Ich war so perplex, dass ich es gekauft habe. Schmeckt auch ziemlich gut.

Morgen ist Silvester, oder wie ich sage: Freitag. Wir machen nichts, was bedeutet, keine Party, kein Silvesterboard mit Fingerfood, keine Glitzeroutfits, kein Instagram-Tamtam. Ich habe nicht mal Luftschlangen aufgehängt! Lediglich dieser fröhliche Schriftzug zierte meine schmutzige Balkontür, bis der Blondino den Kreidestift gefunden hat und lauter TNT-Pakete und Bomben und Minecraftgestalten dazugekrakelt hat. Sehr besinnlich alles hier.

Ach guck, die ersten Frühlingsboten stehen schon parat, das ist doch was. Bald geht wieder alles von vorn los, alles knospt und erweckt, das Leben erneuert sich, neue Chancen… ach, halt doch´s Maul!

Am Nachmittag kommt lieber Besuch und ich habe einen Bienenstich gebacken, der nicht mal angebrannt ist (deshalb: Beweisfoto; er ist sonst immer an einer Ecke dunkelbraun und an einer gegenüberliegenden Ecke noch blass, der Arschlochbienenstich), und ich plane im Anschluss an den Schmaus für alle sechs Anwesenden das Set mit dem Wachsgießen (ist wie Bleigießen, aber mit Wachs) aufzumachen. Das könnte lustig werden. Wahrscheinlich wird es das nicht, weil der Blondino nicht teilen und alle sechs Wachsbällchen alleine schmelzen will. Und dann zanken wir und alles ist wie immer. Danach schmeißen wir Knaller in die Feuerschale und dann gehen wir ins Bett. Und dann ist das Jahr auch schon rum. Geschafft! Death to 2021.

Über wandernde Kopfschmerzen, Listen und Weihnachtssoße

Über wandernde Kopfschmerzen, Listen und Weihnachtssoße

Ich habe Nacken, denke ich zumindest. Kein Wunder, wenn man immer mit hochgezogenen Schultern durchs Leben geht, abgeduckt, in Deckung vor Viren oder Menschen mit Viren im Schlepptau.

Am Mittwoch darf ich deshalb zur Physiotherapie gehen und freue mich auf Linderung. Der Mann meint, dann seien die Schmerzen sowieso weg. Denn neulich hatte ich Fuß, lange sogar. Ich bekam aber die Orthopädin nicht ans Telefon und der Anrufbeantworter sprang auch nicht an, da dachte sich mein Fuß, scheiß drauf, niemand nimmt mich hier ernst! Und dann waren die Schmerzen verschwunden.

Ich hoffe nun selbiges (also Spontanheilung) von meinem wandernden Kopfschmerz. Denn zunächst hatte ich Zahnschmerzen, oben rechts, zwei Tage lang. Just, als ich beschloss, damit zum Zuständigen zu gehen, waren sie verschwunden und der Schmerz manifestierte sich in den Schläfen. Ach, um ab und zu dann im Kiefer wieder aufzutauchen, diesmal links. Das geht jetzt schon mindestens drei Tage zu lange so. Zumal ich auch mit meinem Ibuprofenkonsum haushalten muss, bekomme ich doch am kommenden Samstag meinen Booster und wir wissen ja noch vom letzten Mal, Schüttelfrost und Fieber und sechs Ibu-600 pro Tag als strikte Diät waren – und werden wieder- vonnöten sein. Vorfreude, so schön.

„Alles pschüschosomatisch!“, das weiß der Mann genau, der kennt sich damit aus, nämlich mit meinen diffusen Schmerzen in diffusen Zeiten. Advent zum Beispiel, eine sehr diffuse Zeit. Ich weiß gar nicht, wann ich wieder anfing, gehetzt zu sein. Ich wollte das auch unter allen Umständen vermeiden, habe mich zusammengerissen, und wieder auseinander, achtsam und bewusst neu zusammengesetzt und wollte ab sofort für immer alles anders machen. Aber die Zeit, diese besondere Situation, die neue, meine neue, innere Ordnung ist noch nicht stabil genug, um dem entgegenzuhalten.

Ich will auch nicht wieder mit dem Coronadingens anfangen, keiner kann es mehr hören, aber was soll ich sagen, es ist wie ein unterschwelliges Vibrieren im System. Ich kann mich nicht beschweren, ich habe nichts auszusetzen, ich traue mir nicht mich zu beschweren, ich habe schließlich nichts auszusetzen! Wie es mir geht?! Gut, selbstverständlich, ich habe schließlich nichts auszusetzen. Job sicher, alle gesund, danke der Nachfrage.

Bleibt dieser Wanderschmerz.

Vielleicht verschwindet er auch einfach bei Nichtbeachtung. Irgendwas ist schließlich immer.

Gestern Abend hielt ich den schweren, schmerzenden Kopf in meinen Händen und beklagte mich beim Mann über die Listen in der ollen Rübe, die ununterbrochen updaten und sich überschreiben würden. Er meinte, ich solle das aufschreiben, damit ich es abhaken könne, peu à peu, little by little, petit à petit. Oder malo pomalu, poco a poco… Ich werd noch ganz loco… fangen wir an!

Ich muss noch die Weihnachtsgeschenke für die Lehrerin und den I-Helfer besorgen, eigentlich sollte das ein gestaltetes Weihnachtsglas sein, aber außer einer Kerze habe ich noch nichts zum Reintun, im letzten Jahr hat die Lehrerin eine getöpferte Tasse bekommen mit Inschrift und ein sinnträchtiges Gedicht dazu und wenn ich den beiden jetzt was mache, dann muss ich mindestens der einen Frau im Hort auch noch was schenken und ich weiß noch immer nicht, was das denn sein könnte, und die Winterschuhe vom Kind sind nass, obwohl da stand, sie seien wasserfest, was für ein Dreck, braucht der also noch ein Paar Winterschuhe, wo hole ich die und ich muss im Kinderladen nachfragen, ob der Besitzer Andreas noch auf der Uhr hat, dass wir noch einen Schneeanzug Größe hundertachtnzwannsch brauchen, falls der reinkommt, ich will nicht noch mal hundert Euro ausgeben für drei Wochen, der Blondino macht alles kaputt, einfach alles, bei dem zerreißen die Schlüppis sogar, dieses Kind macht mich fertig, die Sachen vom Großen konnte ich nach sechs Monaten als neuwertig auf ebay verkaufen, der hier jetzt, bei dem hält das Zeug nicht mal sechs Wochen, nicht mal die angeblich unzerstörbaren Supersachen, oder es wird ihm geklaut, sagt er, heißt aber, er lässt es irgendwo liegen und findet es nicht mehr, wie die vier Paar Hausschuhe in Klasse eins, kann sich keiner erklären, wohin acht Schuhe mit seinem Namen drin verschwinden, die „Wortartenschablone nach Maria Montessori“ ist auch verschwunden, eine Woche dauert der Versand, jetzt muss der Blonde Dreiecke und Kreise freihändisch malen, habe ich überhaupt kontrolliert, ob die Stifte gespitzt sind und der Füller eine volle Patrone hat, heute ist Montag, ich bin sicher, das habe ich nicht, Weihnachtsessen ist bestellt, die Gans sollte für zwei Tage reichen, aber die Beilagen werden es nie, ich muss noch unbedingt die Einkaufsliste für die Feiertage schreiben, Rosenkohl extra zum Rotkraut und Klöse oder doch Kartoffeln und was isst das Kind, was isst das Kind, was isst das Kind, immer die gleiche Frage, deren Antwort stets die selbe ist, nacksche Nudeln oder Pommes, okay, Milchreis verborgen unter einem Berg von Kirschen geht neuerdings auch manchmal, nur kein Risiko eingehen, mit dem Schwiegervater zum Frisör muss ich heute in der Mittagspause, damit der am zweiten Feiertag nicht aussieht wie ein Beatle, oh nein, ich muss diese Woche noch zur Ärztin die Karte einlesen lassen, nächste Woche hat die Urlaub, ich erinnere mich genau, dass sie das gesagt hat, und der bringe ich schon seit zehn Jahren eine Kiste mit Plätzchen und irgendwelche Dankeschönleckereien vorbei, scheiße, noch ein Ding mehr, von dem ich nicht weiß, was es werden soll, und was ist mit dem Impftermin vom Kind, wenn der am kommenden Montag dran ist, dann ist der wahrscheinlich Dienstag und Mittwoch nicht in der Schule und die Weihnachtsgeschenke müssen also diese Woche fertig sein, die Hausapotheke muss ich überprüfen, haben wir noch Schmerzensaft und Vomex und Perenterol, Hustenstiller, Hustenlöser, unmöglich, undenkbar, an den Feiertagen auch noch in eine Notaufnahme zu müssen wegen keine Ahnung was, nur weil ich nicht geschaut habe, ob wir noch genügend Medikamente haben, bitte nicht, better be prepared, ich bin immer prepared, Karten muss ich auch noch schreiben für Tantchen und Onkelchen, die ich wieder nicht gesehen habe in diesem Jahr und ich hatte fest versprochen, mal abends vorbeizukommen, wenn das Kind im Bett und der Mann auf der Couch ist, dann hab ich ja frei und dann hätte ich ja kommen können müssen sollen, weil das hatte ich ja versprochen und nun ist das nicht geworden, vielleicht backe ich für die auch noch, die sollen nicht denken, ich würde nicht an die denken, ich denke andauernd an die, ich denke überhaupt andauernd an andere, an anderes, an lauter anderen Scheiß. Das ist alles nur in meinem Kopf, in meinem Kopf, in meinem.

„Dieser Punkt in meinem Kopf ich muss ihn finden und berühren
Wie Staub den ich mir vom Gehirn klopf
für die Reinheit die Wahrheit die Klarheit…“ (Fanta4)

Weihnachtsmojo, was für ein beklopptes Wort, das hat sich bestimmt irgendein Influencer aus Berlin ausgedacht. ich kenne unter Mojo nur diese ekelige Soße, mit der auf Teneriffa schrumplige und versalzene Kartoffeln übergossen werden, um ihr unansehnliches Äußeres zu verdecken, nehme ich an, geschmacklich tut die denen jedenfalls nichts gutes.

Ich habe kein Mojo, ich weiß, wo es zu finden wäre, kann aber diesen Punkt in meinem Kopf gerade nicht berühren. Ich werde der Physiogöttin am Mittwoch sagen, sie soll da mal dolle draufdrücken, wie auf eine Klingel. Mal sehn, ob´s dann klingelt, das Mojo.

Dabei kenne ich die Lösung. Einfach nichts machen, oder nur die Hälfte. Aber das stellt dieses Karussell nicht ab. Der Mann hat andere Sorgen, andere Kreisel im Kopf, ein anderes Betriebssystem. Auch bei ihm stehen die Gedanken nicht still. Nicht alles verschwindet, weil man es von seinem Tisch auf den Nachbartisch legt. Sharing is not immer caring. Wo ist der Typ, der das Karussell steuert?! Anhalten bitte, ich möchte hier aussteigen!

Meine Aufgabe für diese Woche ist, mir vorzustellen, er hätte das Karussell angehalten. Ich steige aus, kaufe fünf Schachteln Pralinen mit Plastikschleife und drücke jedem Menschen, dem ich meine, Weihnachtsgeschenke schuldig zu sein, eine in die Hand. Das ist schon mal ein Anfang. „Unn dann sehmor weidor! Eens nachn andorn!“, wie der Sachse sagt. Und die Sächsin. Peu à peu, little by little, malo pomalu.

~

Euch und uns versüße ich diesen Post mit ein paar Bildern vom Wochenende. Mit Pulverglitzerschnee und ohne das Genörgel und Genöle, das selbstverständlich zu hören war, aber ja zu unser allem Glück nicht zu sehen ist! Und: Frohes Hinzurweihnachtadventen wünsche ich euch und bleibt fröhlich – es ist alternativlos!

Über Verstehen, Geleeöhrchen und das große Glück des Bloggens

Über Verstehen, Geleeöhrchen und das große Glück des Bloggens

Im Jahr zwanzigzwölf, also lange vor Coronamundschutzabstand, veröffentlichte ein Raggaekünstler mit dem lustigen Namen Omi ein Lied namens „Cheerleader“. Das hat im Refrain die sehr eingängige Zeile:

„Oh, I think that I found myself a cheerleader…“

Diese Textzeile ist so mitreißend, dass ich ungewollt seit nunmehr neun Jahren stets mitsingen muss, wenn das Teil im Radio läuft. Während ich im Auto sitze, zum Beispiel. Nur, dass ich seit neun Jahren exakt folgendes singe: „Oh, I think that I found myself a jelly ear…“. Für mich war das absolut schlüssig, dass jemand (Omi nämlich) einen Menschen gefunden hat, den er so süß findet, dass er ihm diesen Spitznamen gegeben hat. So wie andere Menschen eben ihre Lieben Zuckerschnäuzchen nennen oder Honigpups. Ich kam gar nicht auf die Idee anzunehmen, ich hätte da etwas falsch verstanden! So kann man sich irren.

Sachsen Ministerpräsident Kretschmer: »Die Situation ist hochdramatisch«
Sachsens Ministerpräsident Kretschmer; der Blick ist situationsangemessen

Heute ist der letzte Tag vor dem vierten Lockdown in Sachsen, der jetzt „Wellenbrecher“ heißt und nicht mehr Lockdown. Damit soll das miese Image des Wortes „Lockdown“ aufpoliert werden und möglichst eindringlich allen, die das bis dahin nicht verstanden haben, begreiflich machen, dass alle Maßnahmen dazu dienen, die aktuelle „Welle“ zu „brechen“. Menschenleben zu retten!

Ich weiß nicht, ob das hilft. Also bei denen, die nicht verstanden haben, nicht verstehen wollen. Die noch immer „jelly ear“ hören.

(C) Spiegel online

Es geht ein Riss durch Deutschland. Es geht ein Riss durch Familien, auch durch meine. Menschen, die mir schon vor Jahren begreiflich machen wollten, ich sei blind, wenn ich nicht (!) gegen Merkels Flüchtlingspolitik auf die Straße gehen würde, ich sei mitverantwortlich für die steigende Kriminalitätsrate und nur die Montagsspaziergänger am Dresdner Altmarkt hätten den Durchblick und eine einzige Partei im Politikdschungel sei so mutig, zu sagen wie es wirklich ist, diese Menschen rotten sich im Klüngel zusammen. Zusammen gegen die Impfdiktatur und ein erfundenes Virus. Die selben Menschen, die mir auf Familienfeiern fröhlich entgegenriefen: „Jetzt müssen wir das Thema wechseln, die Gutmenschen kommen!“.

Meine Familie ist kleiner geworden, ich bin nun geschieden. Ich habe mich scheiden lassen wegen unüberbrückbarer Differenzen. Und obwohl ich ja noch niemals geschieden war, glaube ich zu ahnen, wie sich das anfühlt. Befreit zum einen, und zum anderen mischen sich Bilder darunter, Erinnerungsfetzen an gute Zeiten. An gemeinsame Erlebnisse mit den geschiedenen Menschen, bittersüß, vermissend, verzweifelt ein wenig, dennoch wissend, es gibt keine andere Möglichkeit. Weil die einen vom Cheerleader singen und die anderen von Geleeöhrchen.

Wellenbrecher also. Wenn ihr mich fragt, mir geht das alles noch nicht weit genug. Das ist mein persönliches Empfinden. Ich verstehe nicht, dass wir im letzten Jahr zu Hause unsere Kinder betreut und beschult haben bei Inzidenzen um ein Drittel, die Hälfte niedriger als jetzt. Jetzt bleiben Schulen, Kitas offen. Ich habe keine Lust auf Homeschooling, wirklich, wer hätte das schon, aber ich bin verunsichert über die noch immer andauernde Verunsicherung der Regierungen (Bund, Länder; alle sind mitgemeint) hinsichtlich der Angemessenheit der Maßnahmen. Ich will die meinen beschützen um jeden Preis.

Ich frage mich, was ich davon denken werde, wenn ich in zehn Jahren diese meine Zeilen lesen werde. Was wird dann sein, wie wird es sein, mein Leben? Der Blondino ist dann achtzehn Jahre alt, volljährig also. Mein Bubi gar einunddreißig. „Ich will nicht, dass der Brudi auszieht!“, sagte das Blondchen neulich, als wir zwei händchenhaltend in seinem Bett lagen, dem Bett mit der kuschligen Kinderbettwäsche, eingehüllt in seinen süßen Kinderduft nach warmem Salzkaramell, in der schönsten schwersten bittersüßesten Stunde des Tages. „Aber das dauert doch noch mindestens drei Jahre, bis der ausziehen wird. Und weißt du, das ist doch auch so, dass die Kinder irgendwann alleine wohnen wollen, oder mit jemand anderem als ihren Eltern.“, „Dann will ich auch zum Brudi ziehen, wenn der auszieht! Dann wohne ich dort bei dem.“, „Aber da wäre ich wirklich traurig, wenn du schon so früh bei mir ausziehst.“, „Aber ich bin dann schon groß und du dann alt, das ist dann so! Ich komme aber manchmal zum Schlafen zu dir.“, „Das ist schön! Und jetzt musst du die Äuglein zumachen und schlafen, und ich werde dich ganz schrecklich vermissen, weil ich dich erst in zehn Stunden wiedersehe!“, „Aber Mama, das merkst du doch gar nicht! Wenn du gleich schlafen gehst, ist es nur wie eine Sekunde, versprochen!“.

Ich weiß nicht, ob das Blondchen in drei Jahren, mit elf also, zu seinem Bruder ziehen wird. Aber ich werde das wissen irgendwann. Und in drei Jahren, in zehn, in zwanzig Jahren diese Zeilen lesen können. Ich werde dann auch wissen, wie das Jahr zwanzigeinundzwanzig geendet hat, ob wir Corona irgendwann hinter uns gelassen haben, ob ich für immer von Teilen meiner Familie geschieden bleibe.

Ich werde es wissen, weil es dieses Blöggel gibt. Weil ich vor acht Jahren begann, diese Tagebuch zu füllen, das weit mehr ist als ein Tagebuch mit Bildern. Weil ich jetzt schon mit dollem Herzklopfen manchmal die alten Beiträge lese und so unendlich dankbar bin, dass ich Stunde um Stunde aufgewendet habe, um meine Gedanken und Gefühle in Worte zu kleiden und abzutippen. Das war die beste Entscheidung, das beste Geschenk, das ich mir selbst gemacht habe, ganz ehrlich. Und die vielen Geschenke, die mir erst dadurch in den Schoß fielen. Menschen, Freundschaften, Orte, Erlebnisse, so viel Zusammenhalt, so viel Neues, Schönes.

„Das Internet ist an allem schuld!“, spricht der Beste mit seinem schönen Mund und meint damit die Meinungsverschwurbelungen der Unbeirrbaren und die aktuelle Situation. Ich weiß, was er meint. Früher stellte sich ein Experte hin und sprach, und alle hörten auf ihn, denn er hatte ja die Expertise! Heute googelt erst mal jeder zweite nach einer alternativen Meinung. Und wird fündig. Natürlich wird er das. Und nirgendwo gibt es eine Anleitung zum Denken, leider.

Das Internet ist also an allem schuld. Wenn das Internet irgendwann in Flammen aufgeht, abgeschaltet wird, dann wird mir das hier am meisten fehlen. Das Blöggel, ihr, wir. Bis dahin schreibe ich weiter. Damit ich morgen weiß, was ich heute dachte und warum ich gestern dieses tat und jenes ließ. Und damit ich mich erinnere, dass man sich manchmal verhören kann, etwas missverstehen, aber dennoch seine Haltung ändern kann, ändern sollte, immer mal wieder.

Und vor allem, bei allem Driss, damit ich mich selbst erinnern kann, was das große Geheimnis meines Lebens ist, die Antwort auf alle Fragen, die Glücksformel, der Gral. Meine Kinder. Deshalb:

Wochenurlaubsende in Bilder

Wir waren die vergangenen zehn Tage in Lubmin am Greifswalder Bodden.

Ich mag es sehr dort, weswegen wir schon mehrmals neben der Saison genau dort Urlaub gemacht haben. Wenn ihr fragt, warum eigentlich dort, wo doch Usedom zum Beispiel genau in der Nähe ist, nun, weil Lubmin eben nicht Usedom ist. Oder Kühlungsborn. Lubmin ist nicht schick, nicht prominent, es gibt im Oktober kaum noch Gastronomie und keine Lädchen zum Shoppen.

Es gibt einen einsamen Strand, eine einsame Strandpromenade und nur Freitags kommen ein paar Berliner übers Wochenende rauf um Meerluft zu schnuppern. Urlauber finden sich im Oktober kaum noch – herrlich!

Also Scotty, beam me up im Oktober, entweder an den Mittelmeerstrand nach Antalya (Sorgun bitte), oder aber nach Lubmin! Danke schön.

Wenn man an der Seebrücke in Lubmin steht, befindet sich linkerhand der Teil der Stadt, der neuer ist, mit schickeren Häusern. Rechterhand ein paar Hotelanlagen, eine Ferienhausanlage, die bestimmt schon zu Honeckers Zeiten dort stand, weiter rechts dann der Wald, danach der Campingplatz am Hafen.

Hinter mir an der Seebrücke befindet sich die „Fischbrötchenbude“, die eigentlich ein drei-Buden-Konglomerat ist, wo der Bärtige sich seine Matjes-Erdbeer-Brötchen gezogen hat. Ich habe kein Foto davon, weil es mich schon allein beim Gedanken daran schüttelt, aber es sind tatsächlich Semmeln mit Fisch drauf und Erdbeermarmelade und frischen Erdbeeren. Und sauren Gurken und Zwiebeln, ja doch. Nein, ich weiß es doch auch nicht, wie man sich sowas einfallen lassen kann. Und mein eigener Mann isst das!

Wir wohnen nicht im schicken Teil Lubmins, außer einmal. Wir wohnen gerne am Wald. Nicht schick. Dafür einsam.

Gastronomie in Zeiten von Corona ist ein Märchen für sich. Auch die Auslegung der Corona-Regelungen. Von „Du kommst hier nicht rein, außer, dein Kind lässt sich Hirnwasser ziehen und der Hund auch“ bis zu „Ist mir doch egal, scheiß doch auf alles und Corona sowieso“, hatte jeder Wirt seine eigene Regelung. Das betraf nicht nur Lubmin.

Wir haben uns oft selbst versorgt, und wenn nicht, dann in der „Blaumuschel“ gegessen. Der „Boddenblick“ war früher unsere Lieblingskneipe, aber die hatte aus nicht erkennbaren Gründen zu, so wie viele andere auch.

Sein Teller: Forelle mit Feta, Grillgemüse, Reis und Karotten-Aioli-Salat

In jeder Regenpause waren wir am Strand und haben uns durchpusten lassen.

Hafen Lubmin – voll niedlich

Sehr schön ist auch der kleine Fischereihafen in Freest. Wir haben schon Bilder, auf denen der Bubi so klein ist wie der Blondino und hier motzend steht, es wäre kalt, und langweilig, und voll öde! Schön, solche Familientraditionen.

Man kann von hier aus mit der Fähre übersetzen. Oder man lässt es, weil man die Insel schon kennt und macht Fotos von der zauberhaften Umgebung. Die kennt man ja auch schon, aber guck doch mal!

Den Spielplatz hat man seit dem letzten Besuch erfreulicherweise modernisiert und das Ergebnis wurde von uns gern beturnt.

Ich hatte eine ganze Kiste Brett- und Kartenspiele mitgenommen, davon haben wir lediglich Triomino gebraucht. Jeden Tag wurde hier Triomino gespielt. Wehe, irgendwer lädt mich die nächsten Monate zu einer Runde Triomino ein!

Am meisten waren wir im Wald. Jeden Tag etwa drei Stunden. Zwei am Vormittag und noch mal eine am Nachmittag. Das lag nur zum Teil am Hund. Also es lag am Hund, dass wir in diesem Jahr im Oktober nicht am Strand in der Türkei lagen, aber dass wir so exzessiv im Lubminer Wald waren, lag hauptsächlich an diesem schönen Wald.

Er ist groß genug, dass man nach zehn Tagen noch nicht die Nase voll hat, aber nicht so groß, als dass man sich nach zehn Tagen nicht souverän darin zurechtfinden würde.

Wir haben unfassbar viele Pilze gefunden und insgesamt zehn Backbleche davon getrocknet. Hauptsächlich Kaiserlinge und Steinpilze. Am Ende des Urlaubs war eine drei Liter Gefriertüte voll mit getrockneten Pilzen.

Ich mach davon im Winter Pilzrisotto und eine Handvoll kommt auch immer in Braten-fake-Soßen. Jetzt, wo hier niemand mehr Fleisch isst, ist es schon eine kleine Kunst, eine „schmeckt wie…“-Soße zu den Lieblingsklößen hinzubekommen. Oder man gewöhnt sich die Klöße samt dem Rotkraut eben ab. Aber ich finde, das geht zu weit.

(durfte stehen bleiben)

Gestern, einen Tag nach zwei heftigen Sturmtagen, verabschiedete uns das Meerchen mit magischem Licht und…

… einer zauberhaften Aussicht.

Der Blonde hat noch seine Mutprobe (barfuß zehn Schritte durchs Wasser waten) bestanden und dann mussten wir uns wieder verabschieden.

Tschüss Lubmin, auf Wiedersehn!

Das magische Licht begleitete uns bis nach Dresden und heute morgen bereits warfen Zwerge lange Schatten.

Die „Kehrwochen“ beginnen. Am Ende des Jahres werden wir vierzig Abfallsäcke mit Laub weggefahren haben.

Dieser erste Haufen hier und heute ist allerdings zum Spielen für Hund und Kind.

Unser Hündchen wiegt mittlerweile sechsundzwanzig Kilo und hat seinen kleinen Freund damit bereits überholt. Die frisst fünfhundert Gramm Trockenfutter pro Tag und sieht dennoch aus wie ein Gerippe mit Fellbezug. Bei mir ist das anders. Ich esse fünfhundert Gramm Trockenfutter und habe danach zwei Kilo mehr unter dem Fell.

Dieses Licht, oder?!

Ich halte jetzt noch ein bisschen das Gesicht aus dem Fenster, streichele Quitten, die eben vorbeigebracht wurden von lieben Freunden (im Tausch gegen Gelee), sortiere mal die Hausaufgaben vor vom Kind, und dann freue ich mich tatsächlich auf meine Arbeit morgen, ist das zu fassen? Doch, ich schwöre.

Ich wünsche euch einen wunderbaren Wochenstart mit magischem Licht und schaut doch mal bei Alu und Konsti vorbei, die die Wochenenden vieler anderer sammeln.

Bedienungsanleitung für ein ausgeschlafenes Wochenende, unter anderem in Bildern – #wib

Bedienungsanleitung für ein ausgeschlafenes Wochenende, unter anderem in Bildern – #wib

So ein Wochenende beginnt immer Freitagnachmittag, auch bei uns.

Das Blondchen wird gezwungen, seine Brotdose zu leeren, in seinen Mund. Ich habe keine Ahnung, wie der den Tag übersteht mit nur zwei Cocktailtomaten und einem Oreokeks.
Wir fahren gleich zu Karate, vorher wird das Pizzablech bestückt #betterbeprepared

Erste #metime des Wochenendes – der Einkauf! Während das Kind sportelt, spiele ich: Ich packe meinen Koffer-Raum und nehme mit:
Warten auf Karatekid
Der kleine Prinz ist jetzt sauber
„Wer röchelt, fliegt raus!“, lautet das Motto bei Nieselpriems. Kranke werden gnadenlos verbannt aus dem Schlafzimmer. Das ist nicht schlimm, der Mann liegt bequem auf meiner Ausklappcouch im Büro. Ich muss es wissen, denn ich war jetzt fünf Wochen krank und deshalb, siehe oben, ausquartiert. Der Hund schläft regulär im Büro, dem Kind habe ich gesagt, es dürfe am Morgen die dämlichen Pyjamahelden im Pyjama gucken und ich dürfte NICHT (GAR NICHT ÜBERHAUPT NICHT) geweckt werden! Es war nur ein Experiment und siehe da…
… Samstags halb acht in Deutschland, unsere Heldin erwacht, zieht sich die Ohrstöpsel aus den faltigen Ohren und den ersten Kaffee des Tages rein. Es ist schon hell draußen! Leute! Ich hab wirklich ausgeschlafen! Und die Welt ist nicht untergegangen.
Nach einem unspektakulären Frühstück…
… renne ich in der Gegend rum. Da ich ewig nicht laufen war, muss ich eben heute länger ran, der Mann wird später behaupten, ich sei zwei Stunden weg gewesen. Wir halten fest: Ich muss fünfzehn Kilometer gelaufen sein, mindestens. Oder zwischendurch im Solarium gwesen, wer weiß das schon so genau. Ich meine, ich hab heute AUSGESCHLAFEN, ich reiße als nächstes die Weltherrschaft an mich!
Mittag probiere ich eine Brokkoli-Käse-Suppe nach einem Rezept von Martha Steward, die angeblich mit nur einer Handvoll Zutaten auskommen soll. Es schmeckt langweilig – Ausschläfer wie ich haben einen anspruchsvollen Geschmack, deshalb:
… muss es die Geheimwaffe rausreißen! Ich habe immer ein Glas mit Knoblauch-Salz-Schnittlauch-Olivenöl-Gemisch im Kühlschrank, das schütte ich im Zweifelsfall furchtlos über alles #makeknoblauchfahnegreatagain
Und, schmeckts denn? Joar, geht so, gibt hoffentlich noch Kuchen?!
Klar gibts Kuchen, gibt Bienenstich. Das Kind muss ziemlich tapfer sein an diesem Wochenende. Dieses Bild hier (Kind an Matheaufgaben) sieht man häufiger. Das kommt davon, wenn man die Sommerferienaufgabe komplett schwänzt („Das muss ich nicht machen, das ist freiwillig!“) und nun innerhalb einer Woche alle Aufgaben, für die man (es) sechs Wochen Zeit gehabt hätte, erledigen muss. Tscha, Grundschule is kein Ponyhof!
Währenddessen bauen die Männers den Pool im Garten ab…
… die ganze Aktion dauert länger, als der komplette Badespaß im Sommer 2021 zusammen! Schissdrack. Wahrscheinlich trocknet die Scheiße nie und alles schimmelt. Ich hab genug Fantasie, ich seh es schon schimmeln, ich muss weggucken…
… und spiele derweil mit dem Unkraut. Ich winde mich aus der Poolarbeit heraus und stattdessen Kränze.
Einen für die eigene Eingangstür…
… und einen für die Kirche.
Und, Baya, was hast du so gemacht in der Zwischenzeit?
Ach so, verstehe.
Der Blondino und ich haben den Kranz und Kürbisse fürs Erntedankfest in die Kirche gebracht und waren („Voll langweilig! Voll öde!“) spazieren in der beschaulichen Hood. Die Männer arbeiten immer noch im Garten und wenn ich zu zeitig da wieder auftauche, muss ich womöglich irgendwas machen!
Wir haben nachgeschaut, wie weit die Spielplatzbauarbeiten am Hermann-Seidel-Park sind (nicht fertig),
… Verstecker gespielt (Wo ist das Kind?! Egal, geh ich ohne wieder nach Hause… ),
… und erfolglos (zum Glück) versucht, freilaufende Meersauen zu entführen

Am Abend war der Mann bei einem seiner vielen Stammtische (wer für seinen – thematisch völlig egal – Stammtisch noch einen Mann braucht, der melde sich gern), und ich bin mit der Couch verschmolzen (ohne Beweis, ihr werdet es mir schon so glauben müssen).

Weil es in der Nacht zuvor so gut geklappt hat, habe ich wieder das Aufstehen verweigert – erfolgreich – YEAH! Der Hund scheint seit Stunden darauf zu warten, dass ich mich aus dem Bett bewege. Ich werde das zur olympischen Disziplin erklären, wirklich, ich schlafe ab sofort nur noch aus! Ich mache das so lange, bis mein Wochenende in Bildern aus Bettbildern besteht, so! Ich werde das Wochenende ab sofort wie Hefeteig zubringen: Zugedeckt und in Ruhe gelassen. Und da brauchste gar nicht so zu gucken, Hund, wenn ich ausrechne, wie viele Stunden Schlaf ihr Schlafräuber mir alle in den letzten Jahren geklaut habt, und das nachholen wöllte, dann bliebe ich bis Mai nächsten Jahres im Bett! Gute Nacht Johnboy!
Die steht einfach nicht mehr um sechs auf, da guckste.
Ich bin dann doch aufgestanden und zum Erntedankgottesdienst gegangen. Ich habe für vieles zu danken, kein Scheiß jetzt, und da hilft eine Liturgie drumherum mitunter ganz schön, um mir selbst das bewusst zu machen.
Ach, da ist ja auch der Efeukranz von gestern
Mittag gibts vegane Schnitzel, die mir nicht schmecken. Der Mann isst fünf davon.
Nachmittag gehe ich mit den beiden Kleinen in den Wald. Da das Wetter schön ist und alle People wie verrückt zu Fuß und auf Rädern in die Auen strömen, müssen wir den geheimen Wald ansteuern, über den ich nicht sprechen darf, sonst seid ihr dann alle nächstes Wochenende dort. Ich kenn euch doch!
Frage: Was haben: „Komm, Mami, lass uns in diese Schlucht runterklettern! Das wird lustig!“, und: „Henrike lässt sich immer zu leicht ablenken und überreden.“, miteinander zu tun? Am Ende des Nachmittages werde ich dreckverschmiert, schweißüberströmt und lädiert zu Hause ankommen, froh, überlebt zu haben. Dieser Abgrund (des Todes) wurde irgendwann wirklich halsbrecherisch und in einem Moment, wo das Kind bereits auf der anderen Seite eines dicken umgefallen Baumes war und ich gerade darüber klettern wollte, sprang mir der Hund von vorn panisch gegen den Kopf – Punch!- so richtig gegen den rechten Kiefer. Baya the Bud Spencer- dog in: „Vier Pfoten für ein Halleluja“. Ich sah kurz Sterne und kann nicht besonders gut kauen heute. Fühlt sich an wie nach einer Kneipenschlägerei. Ich war nicht mal ansatzweise angeschickert! Lauschiger Sonntagsspaziergang, ey. Na wenigstens war ich ausgeschlafen!
Pilze haben wir auch noch gefunden
Kind an Mathehausaufgaben, ones again
Das Abendbrot bestand aus Abendsalat für den Bärtigen…
… und Abendbrezeln mit Butter for se boys. Dazu heiße Schokolade, ist ja schließlich Herbst!

Ich guck jetzt, wie die ersten Hochrechnungen vom Wahltag sind – wir haben hier per Brief gewählt und waren deshalb heute vom Gang zur Urne entschuldigt – und vielleicht fang ich dann „Ozark“ an. Alternativ könnte ich die Brotdosen für morgen schon mal vorbereiten oder die übervollen Wäschekörbe bearbeiten. Ich denke, es wird „Ozark“.

Jetzt bleibt mir nur, euch und mir einen guten Wochenstart für morgen zu wünschen und wenn ihr auch mal wieder ausschlafen wollt, ihr wisst ja nun, wie´s geht! Alle aus dem Schlafzimmer schmeißen, Ohropax rein, gute Nacht! Eventuell müsst ihr noch die Tür abschließen und gnadenlos einen Schrank von innen gegen die Tür schieben, oder sogar das Haus gänzlich verlassen, die Stadt, egal, ihr schafft das! Wir werden alle irgendwann wieder schlafen, ist das nicht herrlich?!

In diesem Sinne: Gute Nacht!

Das Kinderzimmer makeover

Das Kinderzimmer makeover

(enthält Werbung)

Als unser Blondino im vergangenen Jahr eingeschult wurde, wollten wir ihm ein großer-Junge-Kinderzimmer schenken. Einen Platz, an dem er gerne schreiben und rechnen würde, einen Raum zum ausruhen, träumen und lesen.

Das musste verschoben werden, da Corona dafür sorgte, dass IKEA als bevorzugter Möbelladen nicht an unsere Adresse lieferte. Jetzt erst konnten wir das umsetzen.

Bis dahin war das Kinderzimmer eher ungünstig möbliert, wie wir feststellen mussten. Der Schreibtisch – an sich kein schlechtes Möbel – stand an einem unpassenden Ort und wurde vom Kind nie genutzt. Selbst während der Homeschoolingzeit hat der Blondino ausschließlich am Küchentisch gearbeitet oder neben mir an meinem Schreibtisch.

Hinter der Tür des Kinderzimmers befand sich ein lackiertes Küchenregal, auf dem Bücher platziert waren und zwei Regale – verschenkter Platz, wie ich im Nachhinein befinde!

Den Kleiderschrank aus unbehandeltem Holz hatten wir gekauft, als unser Kleiner ein Baby war und in die alte Wohnung mit den dunklen Böden passte er auch sehr gut. Hier nun wirkte er wie ein Trumm und…

… konnte schon lange kaum noch all die Dinge beherbergen, die ein junger Mann so braucht.

Wir haben den Schrank verschenkt, ein paar wenige Sachen neu gekauft und mit den vorhandenen Stücken Möbeltetris gespielt, et voila!

Das Bett steht jetzt an der Stelle, an der vorher der Schreibtisch war, davor ein schlichtes Bücherregal (Kallax von IKEA).

Der Schreibtisch wurde vom platzraubenden Aufbau befreit und unter das Fenster geschoben, flankiert von zwei Regalen (Kallax und Besta von IKEA). So fällt jetzt Licht auf den Arbeitsplatz und großzügiger wirkt es auch.

Der neue Schrank ist hinter die Tür gezogen. Er besteht aus zwei Schränken (Visthus-Serie von IKEA), nimmt großzügig alle Sachen auf und sich selbst nicht so wichtig. Alles wirkt jetzt größer, ruhiger und leichter.

Der Strahler im Kinderzimmer ist noch Erbmasse der Vormieter, und sollte schon längst ausgetauscht werden.

Und manchmal kommt es vor, dass just eine Kooperationsanfrage im Posteingang eintrudelt und man denkt: Bingo!

So ging es mir, als mich die Firma ELOBRA anschrieb und fragte, ob sie mich mit ihrem Beleuchtungskonzept und ihren Produkten bekannt machen dürfte. Die Möbelkisten für das Kinderzimmer standen bereits im Flur und die alte Funzel sollte runter, also war ich durchaus interessiert. Das alleine hätte aber noch nicht zwangsläufig zur Folge, dass ich euch heute davon berichte.

Ich bin in der Situation, dass ich nicht hauptberuflich blogge und somit auch nicht auf Werbeeinnahmen angewiesen bin. Aus diesem Grund findet man seit Jahren keinen werblicher Beitrag hier. Wenn ich aber etwas richtig dufte finde, dann solltet ihr durchaus davon erfahren!

Das Erzgebirge ist bekannt für seine lange Tradition in Sachen Holzkunst und Volkskunst, Räuchermännchen und Schwibbögen aus dem Erzgebirge zieren tausende Haushalte im Advent. Aus dieser Tradition heraus entstand ELOBRA.

ELOBRA kannte ich vorher nicht, war aber sofort begeistert, als ich las, dass die Lampen und Leuchten im sächsischen Freiberg in Handarbeit und aus ausschließlich nachhaltigen Materialien aus traditioneller Forstwirtschaft gepaart mit effizienter LED-Technik hergestellt werden. Die für die Lampen verwendeten Lacke sind ausnahmslos lösungsmittelfrei auf Wasserbasis. Dazu ist die Produktpalette nicht nur ausnehmend schön, sondern für eine erzgebirgsche Handarbeit auch erstaunlich erschwinglich!

Ich sagte gern zu zu dieser Kooperationsanfrage und entschied mich für unser Kinderzimmer zum Testen für die LED-Deckenleuchte „Wolke“.

Der Bärtige lobte die gute Verarbeitung und die kinderleichte Montage.

Nach wenigen Handgriffen saß unsere neue Wolke dort, wo vorher ein hässlicher Strahler hing.

Die Lampe hat drei Beleuchtungsmodus, die einfach über den Lichtschalter bedient werden. Man kann den LED-Ring einzeln ansteuern und erhält ein etwas helleres Nachtlicht, die Leuchte in der Mitte einzeln, und alles zusammen als dritte Option.

Wir finden das Ergebnis überaus geschmackvoll und passend!

Wie findet ihr das Kinderzimmer? Ich bin sehr überrascht, wie großzügig dieser Raum auf einmal wirkt und unser Blondchen hält sich jetzt deutlich öfter und länger hier auf. Auch die Hausaufgaben macht er nun in seinem Zimmer, an seinem eigenen Schreibtisch.

Neu gekauft haben wir nur ein Kallax-Regal und die Schrankkombination, der Rest war schon da. Die Möbel und auch Teppich, Vorhangstoff, Drehstuhl und Bilder sind allesamt von IKEA und befanden sich schon bei uns im Gebrauch. Und unter dem funkenden Licht der neuen Wolkenlampe hört der Kleine jetzt eine CD von den drei Fragezeichen und träumt sich in Detektivabenteuer hinein.

~

Wer von euch neugierig auf die Produkte von ELOBRA geworden ist, dem darf ich in Zusammenarbeit mit ELOBRA einen Rabattcode in Höhe von 15% auf das gesamte Sortiment anbieten, nieselpriem15. Dieser Code ist gültig bis zum 23.12.2021.

Ich würde mich freuen, zu hören, wie ihr die Marke findet und ob ihr ELOBRA vielleicht sogar kanntet. Ich wusste nicht, dass quasi „bei mir um die Ecke“ so schöne Leuchten hergestellt werden und freue mich auch deshalb sehr über diese Partnerschaft, weil ich zukünftig bei jedem weiteren Lampenkauf nicht nur ein nachhaltig erzeugtes Produkt erwerben, sondern auch meine Region unterstützen kann.

Röchelndes Bettgeflüster, oder: Vom Leben mit Hund

Ich bin nun schon die vierte Woche krank, virulent, und irgendwie wird es nicht besser, sondern schlechter. Das Gesicht ist dick, die Nebenhöhlen dicht und warum ich eine Nase im Gesicht habe, das erschließt sich mir nicht. Ich rieche nichts, ich schmecke nichts. Gestern Abend zum Beispiel löffelte ich lustlos in einem Becher Schokoladeneis und stellte fest, es schmeckte: Kalt! Sonst nichts. Das war seltsam. Der Löffel voll mit Nudossi, den ich im Anschluss als Geschmackstest ebenfalls in den Mund steckte, rief das Gefühl in mir hervor, auf Schlamm oder Lehm herumzulutschen. Temperatur und Konsistenz sind alles, was ich wahrnehme. Ich rieche nicht mal Hundekacke, was mich nicht nur zur Kotentsorgungsverantwortlichen macht, sondern hier auch als Überleitung dient.

Denn, ich habe meine Lädiertheit zum Anlass genommen, das Laptop entsprechend seiner namentlich angedachten Funktion auf den Schoß zu legen und im Bett zu bloggen – eine Premiere!

Wer mir auf Instagram folgt, weiß es schon vom ersten Tag an: wir haben seit dem ersten Mai ein Weimaranermädchen hier bei uns. Sie heißt Baya und ist eine Badenserin, keine Thüringerin. Ihre Mutter und Tante sehen aus wie graue Doggen von der Größe her, was wir allerdings erst bemerkten, als wir das Welpenkind abholten! Dank Corona hatten wir vor dem Kauf keine Gelegenheit, den Wurf zu betrachten und mussten alles fernmündlich und nach Betrachtung von Videos entscheiden.

Wir haben uns ein Jahr lang mit dem Weimaraner als Rasse beschäftigt, und uns lange vergeblich auf Wartelisten und Wurfankündigungsbewerbungslisten gesetzt. Nach unendlichen Rückschlägen dann waren wir schwanger und kurz darauf purzelten aus der badischen Entfernung täglich goldige Filmchen ein.

Zum Beispiel solche (pardon the furchtbar miese quality):

Wir waren verzückt! Nun ist es dank Corona und der Entfernung nicht möglich gewesen, den Wurf zu besuchen bis zur endgültigen Abholung, sodass wir schlussendlich die Katze im Sack kauften, den Weimaraner im Korb. Und der war dann tatsächlich gar nicht mehr soooo klein, wie (ein bisschen) erhofft. Sie wog am Tag des Einzuges bereits acht Kilo und war größer, als dass ich sie hätte in eine Hundetasche stecken können. Was ich annahm, dass ich es tun würden täte, als ich noch auf sie wartete und idiotische Pläne schmiedete über das Leben mit Hund.

Ich war sehr müde an dem Tag, und glücklich, also alles wie immer, wenn Nachwuchs kommt!

Der Vergleich sollte auch die kommenden Wochen standhalten, was ich noch nicht ahnte. Zum Glück. Irgendwann später mal erzählte mir eine Psychotherapeutin, dass es den Begriff der „postpartalen Depression“ tatsächlich auch bei Hundebesitzern gäbe, klingt verrückt, aber genauso hab ich mich gefühlt!

Der Babyhund hatte nicht nur rund um die Uhr Betreuung nötig, sondern auch Schutz, vor dem Blondino zum Beispiel. Der wollte den Babyhund am liebsten permanent befummeln und herumtragen! Das gefiel dem Hund zwar, allerdings hatten die scharfen Krallen und spitzen Zähnchen des Milchgebisses bald nicht nur an allen erwachsenen Händen und Armen und Beinen und Rücken (ach, ihr habt Fantasie, erweitert beliebig) hinterlassen, sondern auch auf der zarten Kinderhaut. Es gab ständig Geschrei, wie böse der plöte Hund sei, und im nächsten Augenblick – Zack!- war das Kind wieder dran am Korb.

Die vielen Treppen in unserem Haus waren auch ein Problem. Also nicht für Baya, die enterte die Stufen problemlos und unerwünschterweise bereits ab dem zweiten Tag bei uns, also im zarten Alter von acht Wochen. Nur kam sie am Anfang nicht wieder herunter! Also traute sich nicht. Dann traute sie sich zwar, sollte das doch aber nicht, wegen den Gelenken, der Hüfte! Kindersicherungen wurden konzipiert und wieder verworfen, wir müssen eigentlich ständig treppauf treppab. Also schleppten wir fortan den ganzen Tag einen Welpen mit uns herum. Einen Welpen, der sehr schnell zunahm und sehr schnell sehr schwer war. Und sehr süß. Das auch.

Wir waren von Anfang an streng. Sie darf nicht auf die Couch! Also nie. Wie man deutlich an dem Foto sieht, hat sie das nicht interessiert. Weil, die Sonne schien doch! Guck doch mal, wie schön das ist! Und ich muss immer auf einem Sonnenfleck liegen, das hat meine Mami gesagt! Als ich dieses Foto oben machte, rief ich sie beim Namen, was sie schon verstand, sie guckte einfach nicht zu mir, getreu dem Motto, ich höre dich gar nicht, Frau mit den gelben Haaren. Es ist so schön hier auf dieser Decke, auf dieser Couch! Und guck mal, wie süß ich bin, du darfst mir nichts verbieten. Guck doch mal, wie ich gucke!

Das war auch ein Problem: Die übergriffigen Menschen. Gingen wir mit der Grauen raus, stürzten wildfremde Menschen herbei und grabschten an den Hund (der sich natürlich immer freute), eititei, wie süß du bist! Wir mussten ständig die Leute erziehen, und das klappte etwa so prima wie bei unseren Kindern, also eher schlecht. Gut war, wenn ich jemandem erklärt habe, dass der Hund nicht lernen soll, dass fremde Menschen immer Streicheleinheiten parat hätten, denn ich könnte mir nicht vorstellen, dass die fremde Person sich noch immer so übergebührlich freuen wird, wenn die kleine Baya dann ausgewachsen mit mindestens fünfunddreißig Kilo auf sie zustürzen wird. Das Gute war, das brachte stets Einsicht bei den Menschen. Das Schlechte daran, diesen Text sagten wir sehr oft auf.

Aber die Zeit spielt uns da ja in die Karten. Bereits jetzt wechseln manche Menschen die Straßenseite, wenn wir kommen. Sie ist schon ein eher mittelgroßer, langbeiniger Hund mit ihren sechs Monaten und wiegt bereits dreiundzwanzig Kilo.

Die blauen Weimaranerwelpenaugen sind einem Bernsteinton gewichen, der Brustkorb ist tief und bereits jetzt mächtig breit.

Sie ist eine beeindruckende Schönheit, was selbst andere Weimaranerbesitzer (- betreuer) beteuern.

(Nur wenn sie sich schämt oder Blödsinn angestellt hat, sie sieht voll affig aus. Dann streckt sie den langen Hals nach vorn, die Rute nach hinten und läuft quasi Rute-Körper-Hals-Kopf bilden eine Linie wie bedröppelt herum und ich finde, sie sieht dann aus wie eine laufende Biertischgarnitur! In grau!)

Dabei hat sie ein ganz zauberhaftes Wesen. Sie ist scheu, aber nicht ängstlich. Super anschmiegsam und sehr gelehrig. Sie bellt nicht, sie fiept selten, sie will einfach nur gefallen. „Baya, unser Stelzbein, ist ein wirklich angenehmer Hund!“, sagte neulich der Betreuer in der Hundetagesstätte, wo die Graue zweimal in der Woche hingeht, und ich war ganz schön stolz. Affig, ich weiß, aber was soll man machen, wenn einen schon die Kinder nicht stolz machen und es in der Schule nur Früchtchengespräche gibt, die beginnen mit: „Ihr Kind hat…!“. Dann muss mich eben der Hund mit tadellosem Verhalten mit Stolz erfüllen. Dann kann ich sagen, es liegt nicht an mir, guck, der Hund ist prima erzogen! Kleine Scherz. Ich kann die Kinder immer noch mehr leiden als den Hund. Also meistens.

Was man wissen sollte, wenn man sich in die Rasse verliebt ist nicht nur der Umstand, dass diese Tiere viel Beschäftigung brauchen für den Kopf, die Nase. Auch als „grauer Schatten“ bezeichnet man sie, und das sieht so aus, dass Baya uns alle auf Schritt und Tritt folgt, ganz egal, wie absurd das ist. Also auch dann, wenn ich nur aus der Küche in die Kammer gehe um Mehl zu holen, sie latscht hinterher. Alleine aufs Klo gehen habe ich mir ja zum Glück noch nicht wieder angewöhnt, denn das werde ich nie wieder. Sie hockt sich vor mich hin, ganz egal, was ich mache. Nur das liebevolle Abschleckern meiner nackten Knie, wenn ich auf der Schüssel hocke, das musste ich ihr verbieten – also irgendwo ist mal Schluss!

Wir haben drei identische Hundekörbchen im Haus verteilt, sodass sie auf jeder Etage eine Ruhezone hat.

Beim alleine Einschlafen haben wir das so gemacht, dass sie die ersten Wochen bei uns im Schlafzimmer ruhte in einem der drei Körbe, und wir den dann immer weiter aus dem Zimmer zogen, bis sie nun in meinem Büro schläft (da liegt sie jetzt auch neben mir, während ich schreibe). Das klappt alles, also jetzt.

Denn bis der Hund aus dem Schlafzimmer auszog, vergingen einige Wochen. Wochen, die immer länger wurden, denn ich genierte mich. Kaum fingen der Kerl und ich an zu fummeln, wollte der Hund mitmachen! Auf irgendeinem Schoß sitzen! Auch knutschen! Schubsten wir sie weg, fiepte sie. Das hielt ja keiner aus. Irgendwann – es nützte ja nichts – wir also bei der Sache, der Hund hatte mittlerweile gecheckt, dass unser Bett TABU mit Großbuchstaben ist, da steht sie am Bettende und guckt in „Pass auf!“-Haltung ganz genau, wer hier wem weh tut und ob sie vielleicht einschreiten müsse. Und kurz bevor die Blitze und das Feuerwerk kamen, also in dem Moment, wo man die Augen nicht mehr aufhalten kann, dann spurtete die um das Bett herum, vor, zurück, Kopf und Rute hoch und hat Alarm angezeigt! Radau gemacht! Hülfe, zu Hülfe! Die neue Mami ist in Gefahr! WUFFWUFFWUFF!

„Le petit mort“, der kleine Tod, so nennen die Franzosen den Orgasmus. Braucht keiner, habe ich beschlossen. Ich habe jetzt einen Weimaraner, der will auch kuscheln, eigentlich permanent. Reicht doch!

Was hat die letzten Wochen noch genervt? Magen-Darm-Infekt beim Hund, das ekligste überhaupt. Dann überhaupt diese Haufen! Baya kackt Riesenfladen, die mich an Kuhkacke erinnert, nicht an Hundehaufen. Sie verträgt nur eine einzige Sorte Futter, sonst kotzt und kackt sie mengenmäßig täglich ihr eigenes Gewicht, überall (hier Würgegeräusch vorstellen). Was noch? Ganz klar halb sechs aufstehen, also am Wochenende, in der Woche tut sie, als wäre sie ein Langschläfer, wie das Kind!

aktuelle Spitznamen: Stelze, Stelzbein, Köti, „mein Meeeedschn“, Bayanator, Bayakowskaja, Fiffi

Jetzt seid ihr erst mal im Bilde. Wie das mit der Grauen hier weitergeht, das könnt ihr zum Beispiel bei Instagram verfolgen, wenn euch das Warten auf einen neuen Blogpost zu lange erscheint. Ich poste ziemlich regelmäßig dort, fürs Blöggel bleibt leider aktuell viel zu wenig Zeit. Das ist alles Netflixens Schuld im übrigen. Seit es Netflix gibt, bin ich seltener Blogger, dafür öfter Netflixer! Ich gelobe Besserung. Ich hoffe, wir lesen uns bald!

Achtsam wechseln Teil 3 (das faltige Ende der Trilogie)

Diesen Beitrag hier habe ich in tagelanger Schreibarbeit geschrieben, um ihn danach zu löschen. Und nun steht jetzt hier etwas anderes.

Tja, warum? Weil ich feststellen musste, dass ich mich ins Ratschlagen begeben habe, ganz unabsichtlich. Und nein, das möchte ich nicht. Ratschläge sind auch Schläge.

Was anderes wäre es, säßen wir bei mir auf der Couch, einen Entwässerungstee oder ein großes Glas Klosterfrau Melissengeist (wer´s glaubt) auf den faltigen Knien und wir würden einfach nur quatschen. Dann könnten wir frei reden und vielleicht wirklich Tipps austauschen und Visitenkarten vom Doktorchen, der das Gesicht glättet, einfach nur durch Handauflegen, zum Beispiel. Tja, aber das ist hier das Internet, niemand weiß so genau, wer das alles liest, ganz so privat ist das alles nun doch nicht.

Außerdem: Niemand von euch läuft mit meiner Haut herum, nur ich alleine. Also wozu soll ich euch schreiben, was ich mir ins Gesicht schmiere! Allenfalls könnte ich euch meine Meinung sagen, und die ist: Ich habe wirklich alle Produkte gekauft, die versprachen, gegen Falten und Hautalterung wirken zu können und sage heute: Die lügen alle! Nichts, was man obendrauf schmiert, verändert wirklich die Hautstruktur. Keine Creme für zwei Euro und auch keine für zweihundert. Ich habe es probiert, jahrzehntelang!

Ich könnte euch erzählen, dass ich irgendwann bei der Hautärztin mit der porenfreien, makellosen Haut saß und fragte, was ich da tun könnte. Dagegen. Gegen Falten zum Beispiel. Sie murmelte gelangweilt ohne aufzusehen etwas von: „… Feuchtigkeit, viel trinken, Lichtschutzfaktor…“.

Das war mir zu wenig. Ich sagte: „Was, wenn sie morgen früh aufwachen und im Spiegel sehen sie mein Gesicht? Womit würden sie dieses Gesicht pflegen?“. Da schaute sie auf einmal interessierter, nahm den großen Block und fing an zu schreiben. Nicht alles, was sie für „unser“ Gesicht empfahl, fand ich nach dem Ausprobieren prima (zum Beispiel stand sie sehr auf chemische Peelings, ich finde aber, ein ausgebleichtes Gesicht steht mir nicht), allerdings steht wohl unumstritten fest, dass ein Hautarzt wohl die beste Expertise hat hinsichtlich der Haut. Just saying, ohne Ratschlag.

Ich könnte euch erzählen, dass ich bei einem weiteren Arzt war, der im übrigen – bevor die Frage aufkommt – Schulmediziner mit Approbation ist und sich selbst als „Anti-Aging-Papst von Dresden“ betitelt. Dieser Typ ist ein Mann mit unschätzbarem Alter, was seiner Passion sehr entgegen kommt. Er propagiert das Heil und die ewige Jugend durch die Einnahme hochdosierter Vitamine und Mineralstoffe.

Das Gute war, er hat einen wirklich sehr umfangreichen Bluttest bei mir gemacht, der auch den Mineralstoffhaushalt und alle Parameter, die nie abgefragt werden, beinhaltete. Da war doch tatsächlich diverser Mangel erkennbar. Ob der nur tagesaktuell war und überhaupt irgendeine Relevanz auf meine Gesundheit hat, keiner weiß es. Glauben war da auch die Devise. Seitdem habe ich den teuersten Urin der Stadt, muss aber sagen, dass ich zumindest hinsichtlich meines Wohlbefindens einen Unterschied merke, zu merken behaupte. Ja, lacht ruhig! Wenigstens kaufe ich keinen Jaderoller für den „Glow“!

Ich könnte euch erzählen, fallt nicht auf irgendwelche Werbung ein, die euch suggeriert, um den „Glow“ zu bekommen, braucht ihr Massageroller aus Jadegestein für hundertfuffzisch Euro. Eine Bürste vom Drogisten für zwei Euro macht den gleichen Job. Ach, ihr wisst das selber. Aber wir sind verzweifelt, ich weiß.

Lasst euch nicht die Kröten aus der Tasche ziehen, investiert die lieber in feine Kaschmirpullis, die auch schmeicheln oder einen harten TRX-Kurs, der euch den stählernen Körper einer Dreißigjährigen verschafft, dann könnt ihr auch löchrige Jeans tragen wir Dreißigjährige. Falls ihr das wollt. Und Sport macht ja tatsächlich gut durchblutete Haut, der Glow kommt dann von selbst.

kann peelen, Produkte einmassieren, macht „Glow“, kostet nur zwei Euro

Ähnliches gilt für Wimpernseren für sehr viel Geld. Könnt ihr machen, na klar, aber schon meine Oma wusste, dafür eignet sich Rizinusöl ganz hervorragend! Dieses hier zum Beispiel kommt sogar mit einem Wimpernbürstchen daher, was ich persönlich nicht brauche, denn ich massiere mir das einfach um die Augen. Brennt nicht, riecht fast gar nicht und erfüllt seinen Zweck: Ausgedünnte und abgebrochene Wimpern wieder auffüllen. Kostet unter zehn Euro und in der Apotheke verkauft man euch bestimmt auch eine Kleinstmenge, denn für diesen Zweck hier braucht man einfach nur ganz wenig. Aber ihr könnt natürlich auch das schicke Wimpernserum kaufen. Wer bin denn ich, dass ich hier Empfehlungen verteilen könnte. Ich sag ja nur.

Die Haare fallen oben aus und wachsen irgendwo als Backenbart oder Kinnbehaarung wieder nach – scheiß drauf, das überleben wir! Zupfen hier und auffüllen da, man hat gut zu tun, wenn einem nicht alles egal ist, was mit dem Körper so passiert. Das ist ein full-time-Job. Die Zeiten, in den ich achtlos morgens um zwei nach eine Feiernacht und fünf Bier geschminkt ins Bett fiel, sind lange vorbei! Das heißt nicht, dass ich keinen Spaß mehr habe, aber eben disziplinierteren, wenn man so möchte.

Das hier unten ist Oma Else mit Ende vierzig, an der Hand die kleine Rike. Else trug damals eine praktische Kurzhaarfrisur und praktische Schuhe.

Oma Else mit 48 Jahren, an der Hand die kleine Rike

Die kleine Rike verweigert mit Anfang fünfzig beides – Kurzhaarfrisur und praktische Schuhe!

Wechseljahre, das ist auch die Zeit, wo Frau mitunter einiges wechselt: Lebensgewohnheiten, Partner, Job. Das liest man gelegentlich. So eine Umbruchzeit ist auch wirklich eine gute Zeit, um Inventur zu machen. Es ändert sich so viel im Innen, im Außen, Aufruhr herrscht in den Gefühlen. Ich glaube, wir verändern uns derart krass das zweite Mal seit der Pubertät, das kann durchaus Veränderungen im Lebensentwurf zur Folge haben. Das Nest leert sich, die primären Geschlechtsmerkmale sind nicht mehr für ihre Bestimmung zu gebrauchen – Ha! -aber dafür für Party! Na gut, wenn dir nicht gerade irgendwas weh tut. Der Rücken, der Kopf, der Unterleib, die Knie, die Hüfte…

Es gibt den Begriff des „cougar“ für eine „ältere“ Frau, die wie ein Puma auf Jagd geht nach jüngeren Sexualpartnern. Und eine Leserin mit dem Avatarnamen Fujolan schrieb in einem Kommentar unter dem letzten Wechseljahresbeitrag, sie hätte (Zitat): „…Richtig richtig übelst viel Lust auf Sex. An manchen Tagen fast dauernd. Harrrr (die Männer ergriffen die Flucht)…“. Ich fand das Bild herrlich amüsant! Männer auf der Flucht.

Wahrscheinlich ist, dass es alles gibt. Ich persönlich möchte auch diesbezüglich meine jungen Jahre nicht zurück, das erinnert mich irgendwie an fast food: zu viel, zu ungesund, zu viel Reue hinterher. Ich finde es durchaus befreiend, ein Gespräch mit einem Mann zu führen und es schwingt rein gar nichts Sexuelles mit. Es wurde mir erstaunlicherweise erst klar, dass das so war, als es dann auf einmal nicht mehr so war! Und ich hätte früher angenommen, dass mich der Verlust des Begehrtseins sehr treffen würde, tut es aber gar nicht. Ich werde immer noch wahrgenommen, für andere Aspekte meiner Persönlichkeit, und ich möchte nicht zurücktauschen. Oder nur selten. Und das stimmt.

Ich glaube, es ist alles gesagt, alles geschrieben. Vielleicht noch nichts zu der sich – zum Glück – ändernden Rolle der Frau in der Gesellschaft, was auch die unsichtbaren Frauen jenseits des großen run auf das Supersperma angeht, aber das bearbeiten wir andermal. Vielleicht. Oder ihr schreibt selber ein Kapitel mit, indem ihr laut werdet, sichtbar bleibt! Euch nicht in einer beigefarbenen Parallelwelt abkapselt. Das wäre schön.

Zum Abschluss die Hymne der Wechselweiber, danke sehr an Katharina, die das gefunden hat. Viel Spaß dabei. Und das ist auch das Credo: Bloß nicht den Spaß verlieren! Du bist nicht alleine. Und ich auch nicht. Und egal, welches peinliche Zipperlein dich plagt, es ist nicht exklusiv! Irgendeine von uns hatte das auch schon. Fühl dich eingeladen, die Kommentarfunktion hier hemmungslos zu nutzen, falls dir danach ist.

Über Pfingsten 2021, August 1982, Funktionskleidung und Biergartentrainig #wib

Das Pfingstfest fiel in diesem Jahr wieder -Hört, hört! – auf ein dreitägiges Wochenende und alle freuen sich über den zusätzlich freien Montag, auch wenn sie den Hintergrund dieses Feiertages womöglich nicht kennen. Um eventuell vorhandene Wissenslücken hier zu schließen: An Pfingsten feiern die Christen das Kommen/ die Ankunft des Heiligen Geistes, auch „der Geist Gottes“ genannt. Es ist dieses Gefühl, was uns tröstet, leitet, mahnt. Atheisten würden das vielleicht mit dem Bauchgefühl oder einer inneren Stimme gleichsetzen.

So, das hätten wir. Wer frei haben will, sollte zumindest im Geiste (dem eigenen) eine wohlwollend tolerante Haltung gegenüber dem kirchlichen Ursprung des Feiertages haben, oder? Gern geschehen.

Bestimmt fragt ihr euch, wann denn der dritte Teil der Wechseljahressaga endlich kommt und warum ich hier ständig Wochenenden verblogge. Ersteres ist schon da, nur noch nicht fertig und zweitens weil die Zeit rast und die Kinder und das Leben sich ständig in Veränderung befinden. „Man muss sich beeilen, wenn man etwas sehen will. Alles verschwindet.“, wusste schon der Paul Cézanne.

Auch ein Feiertagswochenende beginnt in Laufschuhen.

diese Schuhe könnten mal gereinigt werden

Beim Heimkommen erwarten mich Besucherschuhe, sie haben frische Semmeln mitgebracht.

diese Schuhe haben Frühstück mitgebracht

Mittags haben der Mann und ich unseren ersten Impftermin im Dresdner Messezentrum, das zu diesem Zwecke in eine durchorganisierte, durch die Bundeswehr unterstützte, ein wenig endzeitstimmungsverbreitende Notfallhalle umstrukturiert wurde.

Wir hoffen nun zeitnah auf einen freigegebenen Impfstoff für Kinder, da unser Blondchen Asthmatiker ist und in seinem kurzen Leben bereits mehrere Lungenentzündungen hatte und, wäre er erwachsen, eindeutig zur Risikogruppe gehören würde.

Wir sind froh, dass es endlich (!) soweit ist, dass wenigstens wir Eltern geimpft werden konnten. Ich habe heute mit einer Kollegin in Indien gechattet, die dortigen Probleme machen mich demütig, wenngleich sie nicht als Entschuldigung herhalten, was die Entscheidungen unserer Regierung in den letzten fünfzehn Monaten anbelangt.

diese Schuhe stehen im Impfzentrum

Nachmittags regnet es und wir sind auf dem Dachboden und sporteln.

dies ist ein weiteres Paar Sportschuhe, für aneroben Sport konzipiert

Ich glaube ja nicht an Funktionsbekleidung. Das steht natürlich in krassem Widerspruch zu all dem Equipment, das sich in unserem Hause befindet, ich weiß das! Aber generell ist das alles Humbug. Der Turnvater Jahn wusste nichts von Polyester und Täve Schur nichts von Polyamid. Und Maxi Gnaucks Gymnastikanzug hatte bestimmt keine elastischen Fasern aus Weltraumgestein, bei Vollmond zu unsichtbarem Gespinst verzwirnt! Also echt mal.

Das ist doch wie mit dem ganzen Allergiezeug. Heutzutage hat doch gefühlt jeder zweite Mensch eine Nahrungsmittelunverträglichkeit, und anstatt dass geschaut wird, wie es dazu kommen konnte und an den Ursachen bei der Lebensmittelherstellung gedreht wird, nein – ZACK!- ein neuer Absatzmarkt ist geschaffen! Glutenfreie Produkte, die noch mehr kosten als die glutenhaltigen stehen für die geplagten Menschen in zehn Metern Regal bereit, gleich neben den laktosefreien Produkten. Das ist ein Lehrstück in Kapitalismus und Marketing. Erst ein Problem schaffen und dann mit der Lösung sauviel Geld scheffeln.

Ich schweife ab. Wer von euch hat meinen roten Faden?!

Aber bevor ich wieder zum Wochenende im Jahre zwannscheenunzwannsch zurückkomme, hier noch mal ein Videobeweis. Ich bezweifle, dass die heutigen Kinder sportlicher sind in ihren Hightechfasern und doppelt gedämpften Sportschuhen, für jede Sportart ein extra Paar. Auf jeden Fall habt ihr was zu lachen, und Lachen ist systemrelevant! Auf gehts:

Ich war bei diesem Mega-Event „Pioniertreffen 1982 in Dresden“, damals bei der Sportwerbegruppe, die im Heinz-Steyer-Stadion Runden turnte und Rhönrad fuhr, während das DDR-Fernsehen leider am Elbufer filmte. Ich bin also hier nicht zu sehen. Und da niemand dort im Stadion ein Handy mit Kamera dabei hatte, gibts auch keine Selfies von mir als Zwölfjährige im Gymnastikanzug mit Emblem vorne dran, „SG Lokomotive Dresden“, das hat die Mutti aufgenäht und der gute Gymnastikanzug wurde auch nur bei Wettkämpfen getragen. Beim Training ging ich im „Nicki“, an den Beinen selbstgemachte Stulpen aus Bergsteigerstrümpfen, bei denen die Füße abgeschnitten worden und unten dann ein Schlüpfergummi drangenäht – Turnerin fertig!

Zurück zum Heute.

Der Weimaraner denkt, er sei wahlweise ein galoppierendes Rennpferd in Miniatur oder eine Katze, die sich sofort auf jedem Schoß einrollt, der sich ihr bietet. Außerdem zeigt sie das unmögliche Verhalten, dass sie jeder fremden Person auf der Straße, die sich hinhockt und das Hundchen anspricht, um den Hals fällt und sie abschleckert. Ich empöre mich! Hauptsächlich über die übergriffigen Menschen, aber der Hund kriegt auch sein Fett ab. Also wer gerne von unserem Hundebaby geknutscht werden will, sollte sich auch beeilen, das trainieren wir der ab!

FASS, BAYA, FASS! DU BIST EIN PÖSER GEFÄHRLICHER HUND!

Weimaranerkatze

Wir haben auch an diesem Wochenende Biergartentrainig mit der Grauen gemacht. Das ist wichtig! Denn der Hund muss ja lernen, wo sein Platz ist, und der Platz unseres Hundes ist im Biergarten zwischen unseren Stühlen – das muss man üben, und oft wiederholen! Besonders der Mann musste hart überredet werden, gestern schon wieder Bier zu trinken. Die Kinder haben wir sich selbst überlassen, der Älteste hatte das Sagen. Dem Hund haben wir ein Stück getrocknetes Reh überlassen, ich hatte drei Kugeln Eis, der Mann drei Kugeln Bier.

Biergartentraining

Außerdem waren wir gestern auf Wandertag. Das Blondchen braucht dringend Exklusivzeit mit uns Alten, da es gefühlt den ganzen Tag nur Gemecker gibt. Es fällt dem Kind wirklich schwer, sich adäquat gegenüber dem Hund zu benehmen, was schwierig ist, denn in einem Jahr wird der Hund größer und schwerer sein als unser eigenes hausgemachtes Junges!

Wir haben im Vorfeld mit einer App das Verhalten geübt, alles immer wieder besprochen, dennoch, es bleibt auch in Woche vier noch aufregend. Deshalb hieß es mehrmals auch an diesem Wochenende: „Geh nach oben auf dein Zimmer und schreib die Hunderegeln ab!“, was für uns zwei Dinge vereint: Erstens werden wildes Kind und aufgeregter Hund getrennt, und zweitens erhoffen wir uns von der permanenten Wiederholung des Abschreibens irgendwann einen Lerneffekt.

Hunderegeln; nicht für den Hund

Jedenfalls waren wir mit dem Kind und ohne Hund mit der Dresdner Schwebebahn fahren, die im übrigen die älteste der Welt ist. Das war schön und vor allem entspannend, weil wir früh dran waren und deshalb alleine dort.

Bärtiger Passagier beim Betreten der Schwebebahn
Blick von der Station ins Tal
Gegenverkehr; Geisterbahn ohne Passagiere
Heute nicht!

Zu Hause erwarteten uns Bubi und Baya, und letztere tat so, als seien wir mindestens drei Tage weg gewesen, nicht drei Stunden!

Kraulst du mich jetzt endlich?

Außerdem waren wir das erste Mal mit der Baya an der Schleppleine auf den ungemähten Elbwiesen (Ein Spaß!), es gab sicher auch dreimal am Tag was zu essen, was, das habe ich vergessen, und wer am nächsten Wochenende auch mit einer Bergbahn fahren will, dem sei gesagt, die Standseilbahn öffnet erst wieder Mitte Juni, die Schwebebahn ist ab morgens um acht fahrbereit und leer zu dieser Zeit.

Oben an der Station empfiehlt sich der kurze Spaziergang die Sierksstraße bergauf zum nahegelegenen Spielplatz. Dieser ist neu gemacht worden und eignet sich aufgrund der neuen Kletterfeatures auch für größere Kinder.

Mehr Ausflugstipps für Menschen mit Kindern findet ihr in diesem Büchlein, dass meine Bloggerkollegin Jenny vom Weltwundererblog geschrieben hat.

111 Orte für Kinder in Dresden, die man gesehen haben muss
(c) Thalia

Jenny kenne ich durch die Dresdner Bloggertreffen, die in Friedenszeiten immer regelmäßig durch die liebe Elbmargarita organisiert wurden und hoffentlich bald wieder werden. Dort habe ich schon viele interessante Dresdner Menschen und ihre Blogs kennengelernt, wie Birgit von Livona, oder Jan vom Neustadtgeflüster und Chris von Kleinstadtgedanken. Simone, die Eventagentin, ist nun ja wieder zurück ins Rheinland gezogen, bleibt aber für immer Herzensdresdnerin und wird wohl zukünftig via Skype zu den Dresdner Bloggertreffen hinzugeholt.

Meinen Aufreger des Wochenendes will ich euch auch nicht vorenthalten. Es war dieses Filmchen hier, und besonders die Auslegung des Begriffes „Nachhaltigkeit“ unseres grünen (!) Baubürgermeisters macht, dass mir die Galle hochkommt! Gibts schon eine Petition geben den Unsinn?! Ja? Nein! Vielleicht?!

Über Kreisläufe und Kreisläufer

Sport frei!

Ich renne mittlerweile fast täglich, das brauche ich für meinen inneren Frieden. Und zum Wachwerden. Und zum Nichtdurchdrehen in der Pandemie.

Seit wir vor fast fünf Jahren nach Blasewitz gezogen sind, laufe ich meine Runden im Waldpark.

Laufstrecke um den Dresdner Waldpark; 2km

Früher, als wir noch in Pieschen wohnten, lief ich an der Elbe entlang. Manchmal in Richtung Stadt, auf die weltberühmte Canalettosicht zu, meistens allerdings in die andere Richtung, wie auch oft schon hier fotodokumentiert wurde. Ich lief damals nicht täglich, dafür aber länger und weiter. Ich kam mehr „rum“ damals. Früher war eben alles besser.

Jetzt laufe ich im Waldpark im Kreis, eigentlich in einer Ovalform, immer drum herum um den Park. Dem Mann ist das zu langweilig, der läuft auf dem Elberadweg (den finde ich doof wegen den ganzen Spaziergängern und gefährlich wegen den Rennradrasern), ich laufe lieber im Kreis, im Wald.

Nun tue ich das nicht alleine, nur in den ganz frühen Morgenstunden vielleicht. Nein, es laufen und walken jede Menge andere Menschen mit mir in Runden á zwei Kilometer. Manche von ihnen sehe ich regelmäßig, andere nur zu bestimmten Zeiten im Jahr. Es ist wie ein Kreislauf bei den Kreisläufern.

Da gibt es die Neujahrsläufer, die pünktlich zum zweiten Januar beginnen ihre guten Vorsätze umzusetzen. Und komm, also zwei Kilometer, das schafft ja wohl jeder! Im Mai sind die dann wieder verschwunden und werden abgelöst durch die Sommerfigurläufer, die meinen, jetzt könnte und müsste man und auf, los gehts! Der Sommer naht! Im Sommer, wenn die Temperaturen zwischen dreißig und vierzig Grad angekommen sind, sind diese du-hast-ja-ein-Ziel-vor-den-Augen-Läufer wieder verschwunden. Ob sie ihr Ziel erreicht haben, ist nicht überliefert. Dann gibt es da noch schnatternde Grüppchen von walkenden Frauen, denen vor allem der gesellige Aspekt das Zusammenseins wichtig erscheint, ein paar Rentner, denen ich regelmäßig begegne und die mit Stöcken oder energisch schwingenden Armen den sportlichen Aspekt ihres Unterfangens unterstreichen. Nicht nötig, denn sie sind an ihrer bunten Polyesterkleidung als ernstzunehmende Sportler von weitem erkennbar.

Nach der ersten Runde begegne ich der Hälfte von ihnen schon nicht mehr, nach der zweiten Runde sind sie spätestens alle verschwunden. Länger als drei Runden läuft kaum jemand im Waldpark, dann lernt man wieder neue Leute kennen unterwegs. Die echten Langstreckenläufer laufen alle auf dem Elberadweg, oder daneben.

Nun ist es so, dass ich es gewohnt bin, dass man sich grüßt unter Sportlern. Früher in Pieschen hob man lässig einen Unterarm mitsamt der Hand, begegnete man als joggende Person einer ebensolchen. Der Mann berichtet, das sei auch übliches Vorgehen auf dem Elberadweg! Allein, die Waldparkrunners scheinen das nicht zu wissen. Da ich mich aber irgendwie nicht umgewöhnen kann, kommt es nahezu täglich zu der peinlichen Situation, dass ich wildfremde schwitzende Menschen im Park grüße. Ich kann nicht anders! Wahrscheinlich wird vor mir mittlerweile ebenso gewarnt wie vor dem seltsamen kleinen Mann, der mit zerzausten Haaren und abgeranzten Sachen durch den Waldpark sportgeht (oder etwas ähnliches), und dabei ganz wild mit den Armen rudert – ich zumindest habe etwas Angst vor ihm.

In den „Statuten zum freundlichen Miteinander“ steht geschrieben, begegnet man als Sport treibende Person einer anderen Person bei der Ausübung der gleichen oder einer artverwandten Ertüchtigung, so bietet sich eine der folgenden Grußformeln an:

„Morgen!“

„Moin!“

„Tach!“

„Hallo!“

„Servus!“

„Gruezi!“

„Grüß Gott!“

„Gutes Tempo!“

„Gutes Wetter heute!“

„Hast du meinen Hund gesehen?“

„Läufst du schon oder walkst du noch?“

„Soll ich den Taschendefibrillator rausholen?“

Und während eines Überholvorgangs bietet sich ein motivierender Gruß an, in etwa so:

„Ziiiiieh!“

„Was machst du, wenn du nicht mehr weiter kannst? Weiiiiiter!“

„Schnell! Da hinten gibts was umsonst!“

Nein, diese Statuten gibts natürlich (noch) nicht, das hab ich mir gerade ausgedacht! Suche auf diesem Weg eine Person mit Drucker, Laminiergerät und Tagesfreizeit, die diese Statuten in Sichthöhe im Waldpark aufhängt.

Und ansonsten: Wenn euch demnächst eine wildfremde Frau im Waldpark grüßt, keine Angst, die tut nix! Das bin nur ich. Ich kann einfach nicht anders.

„Tach!“.

Wochenende mit fast ohne Bildern, irgendwann im Corona-Mai 2021

Wochenende mit fast ohne Bildern, irgendwann im Corona-Mai 2021

Ich dachte, ich dokumentiere mal wieder ein Wochenende. Dann fiel mir ein, zu Dokumentationszwecken wäre eine visuelle Komponente schon ganz schön, aber irgendwie war das Handy immer verlegt in entscheidenden Momenten. Nun, es ist, wie es ist, das muss also dann so gehen.

Die Morgen beginnen neuerdings immer damit, dass die Neue, die des Mannes Bettseite rechts flankiert, auf das Bett springt, über den schlafenden Kerl drüber, auf die nette Frau mit den gelben Haaren drauf, die immer so feines Fressi macht, abschlappern, alles, bis die Frau endlich fluchtartig das Bett verlässt.

Ich (die nette Frau mit den gelben Haaren) torkele also die Treppe herunter, der Köti springt derweil wie ein galoppierendes Fohlen an mir hoch. Da ich ein Auge geschlossen habe und mit dem anderen nach dem irren Hund schiele, verfehle ich die Türöffnung und – DONG!- haue mir selbst ein Horn.

Ich würde im übrigen die Fliesen im Bad gerne streichen, ich folge schmachtend Miss Pompadour und ihren make-over-stories. Allerdings wohnen wir nur zur Miete, deshalb bleibt es bei den Fliesen. Vielleicht streiche ich einfach den ganzen Rest? Was meint ihr zu dunkelgrau?

Dunkelgrau passt auch zum Wetter. Entweder Augustheiß oder Aprilnass, so zeigt sich der angebliche Wonnemonat. Heute ist Duftkerzenwetter.

Mittags gibts Spargelrisotto für die Großen und Tomatensuppe mit Reis für den Kleinen, Eierkuchen für alle.

Und, hat´s denn geschmeckt?

„Mama, ich hab dir einen Brief geschrieben! Eigentlich ist es ja kein Brief, sondern eine Verbettelung. Sag ja, ja?!“. Er will also außer der Reihe ans „Terblet“. Ich habe „Ja!“ gesagt und das am Sonntag schon wieder bereut, denn dann kam ein identischer Zettel angeflattert. Hat ja schließlich am Samstag geklappt, dann macht er das ab sofort täglich, ganz klar! Nee, Freundchen, da muss dann schon mindestens noch ein Herzchen drauf und an der Schrift musste auch noch was machen!

Am Nachmittag waren wir beim Marché, ich hatte ein Lebensmittelpaket gekauft über die „Too good to go“-App und war doch ziemlich überrascht. Ich stand kurz vor Ladenschluss vor einer vollen Auslage und die Verkäuferin sagte: „Suchen sie sich aus, was sie wollen, wir schmeißen das dann alles weg!“. Ich hoffe sehr, dass sie sich nur versprochen hat und die nicht verkauften Backwaren der TAFEL oder der Bahnhofsmission spendet. Ich bekam jedenfalls für den Festpreis von knapp fünf Euro achtzehn Semmeln und ein Brot.

Da der Mann und ich das Netflix zu Ende geguckt haben, sind wir auf youtube umgestiegen. Am Samstag haben wir in unserer Lieblingsreihe „Der letzte seines Standes“ die Kautabakexpertinnen Anna und Lieselotte bei der Ausübung ihres Handwerks beobachtet. Wir hauen uns weg über die Dialoge und die Kittelschürzen, uns gefällt diese Reihe supergut.

Das sieht man auch daran, was dem Mann dann auch gleich für weitere Beiträge vorgeschlagen werden. Ich weiß gar nicht, was ein Einsteckreider ist, bin aber schon sehr gespannt, diese Wissenslücke bald zu schließen. Und ja, wir schauen sowas komplett nüchtern. Manchmal kommt der Sohn hoch und fragt, warum wir so laut grölen. Wir wischen uns die Tränen aus den Augenwinkeln und können kaum sprechen. Wir finden das sehr lustig! Der Mann und ich sind seltsam.

Sonntagmorgen. Wir lümmeln so gut wir können, um uns vom frühen und abrupten Start in den Morgen (siehe Samstag) zu erholen. Vor um sechs war es heute. Die beiden Männer kriegen davon nichts mit, die liegen noch in den Betten.

Ich mag die Gespräche mit dem Kleinsten sehr in diesen Stunden. „Mama, ich wünsche mir eine Rutsche von hier bis zum Nordpol, direkt in eine Eisbärenhöhle!“. „Das klingt ziemlich gefährlich für mich. Was, wenn der Eisbär Hunger hat?“. „Ich hab´s! Ich bringe ihm eine Robbe mit!“. „Och, das tut mir leid. Stell dir doch mal vor, wie diese Robbe dann guckt! Die haben so schöne Augen, ich könnte das ja nicht, eine Robbe an einen Eisbären verfüttern!“. Kind überlegt kurz, dann: „Ich nehme einfach eine Robbe ohne Augen!“.

Weil ich keine Lust zum Backen habe, beschließe ich, das neueste Gadget im Hause Nieselpriem auszuprobieren: Eine Gummivorrichtung zur Herstellung von pochierten Eiern. Ich liebe eggs Benedict, finde allerdings die Zubereitung frustrierend. Bei Karolin habe ich diese Teile entdeckt und hier gekauft. Ich mache dafür jetzt wirklich Werbung, weil das mich total verblüfft hat! Pass auf.

Wasser mit Weißweinessig aufkochen, ausschalten.