Neues von der „Orr Menno!“-Pause

Zum Thema „Pausenraum“ habe ich ja ganz vergessen, ein update zu dem Pausenraum zu geben, in dem ich mich schon seit round about – wie wir so schön neudeutsch sagen – sieben Jahren befinde: Dem Wartezimmer zur Vorhölle, nein, dem fünften Kreis von Herrn Dante, nein nein, nämlich dem Menopausenraum, oder besser dem Wartezimmer zur: „Orr Menno!“-Pause.

Wen das Thema aufgrund seiner eigenen hormonellen Struktur und Testosteronlastigkeit nicht an den Eiern kratzt, oder wer keine Frau ist oder gar keine Frau kennt, die von der zweiten Pubertät betroffen ist, betroffen sein könnte oder möglicherweise irgendwann einmal betroffen sein wird, der darf hier gern abspringen. Zum Beispiel hierhin.

Es ist schon eine Weile her, dass ich euch mitgenommen, quasi hinuntergezogen habe in die Freuden der zweiten Pubertät. Es hat sich seitdem einiges verändert – und das ist gut so! Veränderung ist etwas, das Zeit braucht, das hört man schon am Wort. Ver-änder-ung, etwas wird anders, aber langsam, nicht abrupt. Und das kann man blöd finden, darf man blöd finden, klar. Oder man setzt sich auf eine Blumenwiese, atmet in die Vulva und findet, alles im Leben sei ein Geschenk, nur in unterschiedliche Geschenkpapiere verpackt, oder so.

Mir ist ja dergleichen klangschalentönernde Akzeptanz und Liebe zum Unausweichlichen leider nicht gegeben. Ich bin eher so der Typ Mensch, der die winzigen Fäuste ballt und fluchend in den Himmel boxt und die ganze Arschlochscheiße und alle furzenden Affenpimmel dieser Welt (Schimpfwort vom Blondino geklaut; wir werden dazu später mehr erfahren) beschimpft, weil es eben nun so ist, wie es ist. Und Geduld mit dem Prozess, also Geduld überhaupt, nun ja, kann ich prinzipiell relativ schlecht aufbringen, schon gar nicht mir selbst gegenüber. Mache Eier!, so bin ich eher.

Aber auch den Ungeduldigen und Hadernden passieren so unschuldige Sachen wie Altern oder Wechseljahre. Und mit all dem Scheiß, den man nicht gut findet (und das auch nicht muss), passieren tolle Sachen! Das zuerst: Es passieren ganz wunderbare Sachen mit Dir, mit mir, mit uns allen. Wir werden weicher, auch mit uns. Wir werden schöner. Wir werden differenzierter, dankbarer (bis auf die Motzrentner, die immer nach einer zweiten Kasse schreien, sobald du vor ihnen mehr als drei Artikel aufs Band legst), wir werden mehr zu dem Menschen, von dem wir immer dachten, wir seien dieser Mensch bereits. Runder irgendwie, das äußere Spiegelbild passt zum inneren Spiegelbild.

Warte. Bei „Spiegel“ halten wir mal den Phrasenzug kurz an.

Für mich sind diese Wechseljahre tatsächlich Jahres des Wechsels. Und nie zuvor war mir das so hart bewusst. Nie zuvor hatte ich die große Chance, das selbstbestimmt zu gestalten! Die Hormonachterbahn wirft mich permanent auf mich selbst zurück, immerzu muss ich für mich bewerten, was will ich noch, was will ich nicht mehr, wie will ich irgendwas, wann und wen. Und warum, auch das. Es fühlt sich an wie eine Halb-Lebens-Inventur, als käme KonMari zu Besuch und würde sich alles ansehen, was ich so angehäuft habe in meinem halben Menschenleben. Den Haufen an schlechten Gewohnheiten, Bequemlichkeiten und Menschen hin- und herdrehen und mich fragen, ob jedes einzelne Puzzleteil joy sparkelt. Und sich auch die Spuren ansehen von dem, was ich verloren habe auf dem Weg: Menschen, Talente, Leidenschaften. Und dann wird alles bewertet, ob ich will oder nicht, und manches muss ich loslassen um anderes wieder finden zu können.

Das alles passiert unbewusst, bewusst, permanent. Ich glaube, der Begriff „Metamorphose“ trifft es am besten. Von der Puppe zum Schmetterling und dann zum Falter. Alter Falter!

Ich finde, ähnlich wie bei der ersten Pubertät sollten wir gnädig sein mit uns, wohl wissend um die Aufruhr im Inneren, sich Fehler bei den Entscheidungen gönnen und bewusst Fehler machen, nie wieder werden die einem so verziehen! Hoffe ich.

Ich kann das nicht mit dem Rat geben, allenfalls so pschüschedelisch durch den Blumenstrauß. Neulich fragte mich eine Freundin zum Beispiel, ob sie wohl schon drin sei in den Wechseljahren?! Ich sagte nur, sie sei drin, wenn sie es wüsste. Ich kenne Frauen, die waren kaum vierzig und rasten bereits auf der Hormonachterbahn durchs Leben, unwissend, mit einem Kinderwunsch im Gepäck – Ha! Und ich kannte eine weißhaarige Dame, die felsenfest behauptete, sie sei noch zu jung für die Wechseljahre, das würde sie schließlich merken! Auch das stimmt. Wechseljahre, als Angebot für alle Wechselwilligen, sehr schöner Gedanke. Eine andere Freundin haderte neulich mit der Entscheidung, die dunklen Haare nun färben oder hoffen, sie würden sich wie bei Birgit Schrowange heiligenscheingleich irgendwann in glitzerndem Helmchen um das zarte Haupt legen. Probier´s aus!, mehr kann man dazu nicht sagen! Probier so viel wie möglich aus, das sollte man jeder Frau sagen. Alles, was du dich nicht getraut hast, alles, wofür du dich vor zwanzig Jahren geschämt hättest, alles, bei dem dir jetzt beim bloßen Gedanken der Fuß juckt: Wann, wenn nicht jetzt?

Viele Jahre hatte ich nur Freundinnen, die mindestens zehn Jahre jünger waren als ich. Ich hatte mir das nicht ausgesucht, das ergab sich einfach so. Ich fand mich zugehörig, wir hatten dieselben Themen. Nun haben ich vermehrt Frauen in meinem Umfeld, die so alt wie ich oder gar älter sind, und auch da fühle ich mich zugehörig! Sogar inspiriert. Ich bin so dankbar für die neuen, alten Freundinnen, Annett, Silke, ich bin froh, dass ich jetzt alt genug bin, um das Geschenk zu sehen, das ihr mir macht mit eurer Freundschaft. Und trotzdem liebe ich meine Mädels in den Dreißigern und Vierzigern, diese Freundschaften gibt es noch immer. Aber Inspiration ist so wichtig wie nie zuvor. Ich habe zum Beispiel die Geli unfassbar gefeiert, als sie antrat, um den HYROX zu bezwingen, ich habe sie angefeuert von der Couch aus. Das muss nicht mein Weg sein, und kann mich doch beflügeln! Wie so viele andere starke Frauenbeispiele. Sich nicht runterziehen lassen durch Menschen, die nichts bewegen und vor allem nicht sich selbst, die wichtigste Aufgabe. Netzwerke bilden, Frauenbündnisse stärken, das ist die Mission. Ein Teil der „neuen Alten“ werden, sein, aber anders sein als die „alten Alten“.

Sich auf der Stelle das Leben nehmen, im wahrsten Sinn des Wortes, das ist die wichtigste Aufgabe. Genieße, lebe, teile, freue, liebe. Es ist so einfach. Und so schwer zu schaffen gewesen in all den Jahren. Jetzt wird es leichter.

Ich habe fette Glaubenssätze im letzten Jahr über den Haufen geworfen und mir vorgenommen, den Platz nie wieder zu füllen mit neuem Stuss. Ich glaube ab jetzt klar und ohne Dogmen, oder gar nicht. Zum Beispiel glaubte ich lange, ich würde niemals Hormone nehmen (mit fettem Ausrufezeichen!)! Und ich würde mir niemals freiwillig irgendwas ins Gesicht spritzen lassen! Was müssten das für arme Menschen sein, gebeutelt von schwachem Selbstwertgefühl und unsicher und unwissend ob der Gefahren. Und überhaupt. Ich glaubte viel in Zeiten. als das jeweilige Thema gar nicht dran war für mich. Das ist ja oft so, dass Menschen gern eine ganz klare Meinung zu einer bestimmten Sache haben, die sie gar nicht betrifft.

Wenn ich zum Beispiel zu dem Drittel Frauen gehören würde, die keinerlei Probleme durch die Hormonumstellung haben, dann wäre eine Hormonersatztherapie für mich nie in Frage gekommen. Ich muss auch ehrlich sagen, dass ich relativ bockig darangegangen bin nach dem Motto: Hilft mir eh nicht und ich hasse es sowieso! Die Wahrheit ist: Ich liebe es! Ich habe meinen Körper zurück. Ich fühle mich wieder wie ich selbst! Für mich war es die richtige Entscheidung. Jede ist für sich selbst verantwortlich und viele Wege führen nach Rom, und ins Altersheim.

Und was die Spritzen im Gesicht angeht, ich erspare euch vorher-nachher-Fotos, aber auch da gilt: Ich habe nichts Gutes erwartet und habe beim ersten Mal zu dem Arzt gesagt, ich mache das nur, um danach wenigstens genau zu wissen, warum ich Botox und all das Gedöns so Scheiße finde, und siehe da, auch das fühlte sich in dem Rahmen überhaupt nicht Scheiße an! Entspannt, ich fühlte mich zum ersten Mal in meinem Leben entspannt! Was Meditation und Konsorten nie geschafft haben, hat Botox bewirkt. Vielleicht brauchte ich den Scheiß wirklich um mal zu fühlen, wie sich andere so fühlen, die nicht mit einem dauerverkrampften Gesicht herumlaufen. Außerdem habe ich seitdem keine Migräne mehr gehabt, eher eine zufällige Nebenwirkung, aber sehr willkommen. Ich habe im übrigen noch immer Falten, ich hatte nie das Ziel, mir meine Mimik wegzuspritzen oder mich zehn Jahre jünger aussehen zu lassen. Nur eben nicht zehn Jahre älter! Ich bin zu jung für Seniorenmenüs und die Apothekenumschau und will gefälligst auch nicht so aussehen, als sollte man mir das anbieten! Aber das ist meine Entscheidung, jetzt, hier, während meiner (!) Wechseljahre. Vielleicht finde ich das alles in fünf Jahren so Scheiße wie die Eine oder der Andere hier aktuell beim Lesen, kann schon sein. Aber Freiheit in allen Entscheidungen, das ist, was ich euch allen wünsche, für die Wechseljahre in jedem Jahrzehnt. Und Akzeptanz für die Entscheidungen der anderen, es sind nicht deine, du musst sie nicht tragen. Aber ich will auch nicht eine von denen sein, die behaupten, ihre glatte Haut sei nur fünf Litern Quellwasser und viel Schlaf zu verdanken. Für sowas habe ich keine Zeit mehr.

Und für die jungen hier: Was ihr seid, das waren wir. Was wir sind, das werdet ihr sein. Ich bin also gar nicht alt, ich bin nur schon länger da und muss somit in manche Büchse der Pandora eher hineinblicken als ihr. Aber irgendwann müsst auch ihr. Und niemand weiß vorher, was man da sieht.

„Aber auch den Ungeduldigen und Hadernden passieren so unschuldige Sachen wie Altern oder Wechseljahre“, schrieb ich eingangs, und am Ende muss ich das noch mal aufgreifen. Wir sind die Glücklichen, die wir uns über so unschuldige und harmlose Sachen Gedanken machen dürfen. Wir sind die Glückspilze, die schon so alt geworden sind und die sich übers Altern Gedanken machen dürfen! Deren Gedanken sich nicht um schwere Krankheiten drehen müssen. Oder um Trauer, um Existenzangst, um schwere Kost. Wenn du dich über die Scheißarschlochhormone aufregen kannst, bist du ein Glückskind! Das ist die Message. Und wenn du dich nicht ständig aufregen willst, tja, dafür gibts was von Ratiopharm. Bei Fragen zu Risiken oder Nebenwirkungen fragen sie ihren Arzt oder Apotheker. Oder die Heilpraktikerin, Astrologin, einen Guru, eine Schamanin, eine Influencerin, die Leute vom YOGA-Kurs, die Frau an der Kasse vom Netto. Glaubt mir, jeder hat eine Meinung! Zu allem und immer.

Und irgendwo zwischen all den anderen Meinungen findest du dann deine eigene.

Und alles wird gut. ❤ Tschakka.

Achtsam wechseln Teil 3 (das faltige Ende der Trilogie)

Diesen Beitrag hier habe ich in tagelanger Schreibarbeit geschrieben, um ihn danach zu löschen. Und nun steht jetzt hier etwas anderes.

Tja, warum? Weil ich feststellen musste, dass ich mich ins Ratschlagen begeben habe, ganz unabsichtlich. Und nein, das möchte ich nicht. Ratschläge sind auch Schläge.

Was anderes wäre es, säßen wir bei mir auf der Couch, einen Entwässerungstee oder ein großes Glas Klosterfrau Melissengeist (wer´s glaubt) auf den faltigen Knien und wir würden einfach nur quatschen. Dann könnten wir frei reden und vielleicht wirklich Tipps austauschen und Visitenkarten vom Doktorchen, der das Gesicht glättet, einfach nur durch Handauflegen, zum Beispiel. Tja, aber das ist hier das Internet, niemand weiß so genau, wer das alles liest, ganz so privat ist das alles nun doch nicht.

Außerdem: Niemand von euch läuft mit meiner Haut herum, nur ich alleine. Also wozu soll ich euch schreiben, was ich mir ins Gesicht schmiere! Allenfalls könnte ich euch meine Meinung sagen, und die ist: Ich habe wirklich alle Produkte gekauft, die versprachen, gegen Falten und Hautalterung wirken zu können und sage heute: Die lügen alle! Nichts, was man obendrauf schmiert, verändert wirklich die Hautstruktur. Keine Creme für zwei Euro und auch keine für zweihundert. Ich habe es probiert, jahrzehntelang!

Ich könnte euch erzählen, dass ich irgendwann bei der Hautärztin mit der porenfreien, makellosen Haut saß und fragte, was ich da tun könnte. Dagegen. Gegen Falten zum Beispiel. Sie murmelte gelangweilt ohne aufzusehen etwas von: „… Feuchtigkeit, viel trinken, Lichtschutzfaktor…“.

Das war mir zu wenig. Ich sagte: „Was, wenn sie morgen früh aufwachen und im Spiegel sehen sie mein Gesicht? Womit würden sie dieses Gesicht pflegen?“. Da schaute sie auf einmal interessierter, nahm den großen Block und fing an zu schreiben. Nicht alles, was sie für „unser“ Gesicht empfahl, fand ich nach dem Ausprobieren prima (zum Beispiel stand sie sehr auf chemische Peelings, ich finde aber, ein ausgebleichtes Gesicht steht mir nicht), allerdings steht wohl unumstritten fest, dass ein Hautarzt wohl die beste Expertise hat hinsichtlich der Haut. Just saying, ohne Ratschlag.

Ich könnte euch erzählen, dass ich bei einem weiteren Arzt war, der im übrigen – bevor die Frage aufkommt – Schulmediziner mit Approbation ist und sich selbst als „Anti-Aging-Papst von Dresden“ betitelt. Dieser Typ ist ein Mann mit unschätzbarem Alter, was seiner Passion sehr entgegen kommt. Er propagiert das Heil und die ewige Jugend durch die Einnahme hochdosierter Vitamine und Mineralstoffe.

Das Gute war, er hat einen wirklich sehr umfangreichen Bluttest bei mir gemacht, der auch den Mineralstoffhaushalt und alle Parameter, die nie abgefragt werden, beinhaltete. Da war doch tatsächlich diverser Mangel erkennbar. Ob der nur tagesaktuell war und überhaupt irgendeine Relevanz auf meine Gesundheit hat, keiner weiß es. Glauben war da auch die Devise. Seitdem habe ich den teuersten Urin der Stadt, muss aber sagen, dass ich zumindest hinsichtlich meines Wohlbefindens einen Unterschied merke, zu merken behaupte. Ja, lacht ruhig! Wenigstens kaufe ich keinen Jaderoller für den „Glow“!

Ich könnte euch erzählen, fallt nicht auf irgendwelche Werbung ein, die euch suggeriert, um den „Glow“ zu bekommen, braucht ihr Massageroller aus Jadegestein für hundertfuffzisch Euro. Eine Bürste vom Drogisten für zwei Euro macht den gleichen Job. Ach, ihr wisst das selber. Aber wir sind verzweifelt, ich weiß.

Lasst euch nicht die Kröten aus der Tasche ziehen, investiert die lieber in feine Kaschmirpullis, die auch schmeicheln oder einen harten TRX-Kurs, der euch den stählernen Körper einer Dreißigjährigen verschafft, dann könnt ihr auch löchrige Jeans tragen wir Dreißigjährige. Falls ihr das wollt. Und Sport macht ja tatsächlich gut durchblutete Haut, der Glow kommt dann von selbst.

kann peelen, Produkte einmassieren, macht „Glow“, kostet nur zwei Euro

Ähnliches gilt für Wimpernseren für sehr viel Geld. Könnt ihr machen, na klar, aber schon meine Oma wusste, dafür eignet sich Rizinusöl ganz hervorragend! Dieses hier zum Beispiel kommt sogar mit einem Wimpernbürstchen daher, was ich persönlich nicht brauche, denn ich massiere mir das einfach um die Augen. Brennt nicht, riecht fast gar nicht und erfüllt seinen Zweck: Ausgedünnte und abgebrochene Wimpern wieder auffüllen. Kostet unter zehn Euro und in der Apotheke verkauft man euch bestimmt auch eine Kleinstmenge, denn für diesen Zweck hier braucht man einfach nur ganz wenig. Aber ihr könnt natürlich auch das schicke Wimpernserum kaufen. Wer bin denn ich, dass ich hier Empfehlungen verteilen könnte. Ich sag ja nur.

Die Haare fallen oben aus und wachsen irgendwo als Backenbart oder Kinnbehaarung wieder nach – scheiß drauf, das überleben wir! Zupfen hier und auffüllen da, man hat gut zu tun, wenn einem nicht alles egal ist, was mit dem Körper so passiert. Das ist ein full-time-Job. Die Zeiten, in den ich achtlos morgens um zwei nach eine Feiernacht und fünf Bier geschminkt ins Bett fiel, sind lange vorbei! Das heißt nicht, dass ich keinen Spaß mehr habe, aber eben disziplinierteren, wenn man so möchte.

Das hier unten ist Oma Else mit Ende vierzig, an der Hand die kleine Rike. Else trug damals eine praktische Kurzhaarfrisur und praktische Schuhe.

Oma Else mit 48 Jahren, an der Hand die kleine Rike

Die kleine Rike verweigert mit Anfang fünfzig beides – Kurzhaarfrisur und praktische Schuhe!

Wechseljahre, das ist auch die Zeit, wo Frau mitunter einiges wechselt: Lebensgewohnheiten, Partner, Job. Das liest man gelegentlich. So eine Umbruchzeit ist auch wirklich eine gute Zeit, um Inventur zu machen. Es ändert sich so viel im Innen, im Außen, Aufruhr herrscht in den Gefühlen. Ich glaube, wir verändern uns derart krass das zweite Mal seit der Pubertät, das kann durchaus Veränderungen im Lebensentwurf zur Folge haben. Das Nest leert sich, die primären Geschlechtsmerkmale sind nicht mehr für ihre Bestimmung zu gebrauchen – Ha! -aber dafür für Party! Na gut, wenn dir nicht gerade irgendwas weh tut. Der Rücken, der Kopf, der Unterleib, die Knie, die Hüfte…

Es gibt den Begriff des „cougar“ für eine „ältere“ Frau, die wie ein Puma auf Jagd geht nach jüngeren Sexualpartnern. Und eine Leserin mit dem Avatarnamen Fujolan schrieb in einem Kommentar unter dem letzten Wechseljahresbeitrag, sie hätte (Zitat): „…Richtig richtig übelst viel Lust auf Sex. An manchen Tagen fast dauernd. Harrrr (die Männer ergriffen die Flucht)…“. Ich fand das Bild herrlich amüsant! Männer auf der Flucht.

Wahrscheinlich ist, dass es alles gibt. Ich persönlich möchte auch diesbezüglich meine jungen Jahre nicht zurück, das erinnert mich irgendwie an fast food: zu viel, zu ungesund, zu viel Reue hinterher. Ich finde es durchaus befreiend, ein Gespräch mit einem Mann zu führen und es schwingt rein gar nichts Sexuelles mit. Es wurde mir erstaunlicherweise erst klar, dass das so war, als es dann auf einmal nicht mehr so war! Und ich hätte früher angenommen, dass mich der Verlust des Begehrtseins sehr treffen würde, tut es aber gar nicht. Ich werde immer noch wahrgenommen, für andere Aspekte meiner Persönlichkeit, und ich möchte nicht zurücktauschen. Oder nur selten. Und das stimmt.

Ich glaube, es ist alles gesagt, alles geschrieben. Vielleicht noch nichts zu der sich – zum Glück – ändernden Rolle der Frau in der Gesellschaft, was auch die unsichtbaren Frauen jenseits des großen run auf das Supersperma angeht, aber das bearbeiten wir andermal. Vielleicht. Oder ihr schreibt selber ein Kapitel mit, indem ihr laut werdet, sichtbar bleibt! Euch nicht in einer beigefarbenen Parallelwelt abkapselt. Das wäre schön.

Zum Abschluss die Hymne der Wechselweiber, danke sehr an Katharina, die das gefunden hat. Viel Spaß dabei. Und das ist auch das Credo: Bloß nicht den Spaß verlieren! Du bist nicht alleine. Und ich auch nicht. Und egal, welches peinliche Zipperlein dich plagt, es ist nicht exklusiv! Irgendeine von uns hatte das auch schon. Fühl dich eingeladen, die Kommentarfunktion hier hemmungslos zu nutzen, falls dir danach ist.

Achtsames Wechseln Teil 2 (Protokoll eines Selbstversuches)

Disclaimer: Nur, um hier keine Erwartungshaltung zu enttäuschen, möchte ich kurz noch mal anmerken, dass mein Interesse lediglich der Information gilt, welche Beschwerden möglicherweise auf dich zukommen könnten. Also genauer, was hatte/ habe ich und wie war/ist das so für mich gewesen.

Ich habe mich überhaupt nicht informiert gefühlt (weder durch weibliche Familienangehörige, durch meine Gynäkologin, noch durch einen Blogbeitrag im Internet – es gibt sie, aber ich habe die wenigen existierenden erst viel später gefunden), und sah mich ständig irgendwelchen Ausfällen meines Körpers gegenüber, von denen ich nicht wusste, woher die kamen und mich permanent denken ließ: “ Was ist das jetzt wieder für eine Scheiße?!“. Für eine hypochondrisch veranlagte Person wie mich war und ist diese Umbruchphase eine Katastrophe Herausforderung.

Wechseljahre sind keine Krankheit, jaja, allerdings erfüllen verschiedene Nebenwirkungen sehr wohl den Krankheitsbegriff, das solltet ihr wissen. Und gut mit euch umgehen, ohne in ängstliche Schockstarre zu verfallen. Meist steckt dahinter tatsächlich nur das Hormonchaos und keine bedrohliche Krankheit – das weiß ich mittlerweile. Im Zweifelsfall geht ihr zum Arzt, aber manchmal klärt sich einiges mit Abwarten. Viele der Symptome sind bei mir nach ein paar Wochen einfach wieder verschwunden, und machten Platz für neue, hallo, herzlich nicht willkommen!

Was Behandlungsmöglichkeiten angeht, so erlaubt mir den Hinweis, dass ich lediglich Betroffene bin und keine Empfehlung geben will und kann, außer bei ganz offensichtlichen Sachen, wo ihr aber selbst drauf gekommen wäret. Sprecht ihr mit einem Arzt, der Hormonersatztherapie für supi hält, wird er genau das empfehlen. Eure Homöopathin vermutlich etwas anderes, ebenso euer Arzt für TCM oder wen auch immer ihr um Hilfe bittet! Am Ende hilft, wer heilt und das bedeutet in dieser Umbruchphase, ihr habt Vertrauen in die Behandlung und das Mittel der Wahl. Wenn ihr rein gar nichts „dagegen“ machen wollt, auch prima. Zumal ja bekanntermaßen nur ein Drittel der Frauen wirklich starke Beeinträchtigungen haben. Wenn ich also hier schreibe, was mir geholfen hat, dann soll das lediglich als Information gelten, okay? Gut, dann los mit der Liste des Grauens.

Depression

Alles begann (rückblickend) vor fünf Jahren mit einer mittelgradigen depressiven Episode, die mich wie ihre zwei Vorgänger(innen) völlig aus der Bahn warf. Keiner meiner Behandler kam auf die Idee, mit Hormonen zu behandeln, verschiedene Antidepressiva wurden probiert und verworfen. Das kostete mich ein Jahr meines Lebens! Am Ende habe ich mich naturheilkundlich behandeln lassen, aber nicht primär die wahrscheinliche Ursache (Hormonschwankungen), sondern eben situativ die Nebenwirkung (Depression).

Stimmungsschwankungen bis hin zu Angstattacken und Depression werden immer wieder beschrieben, wenn es um die Wechseljahre geht. Bei einer blutenden Frau von sechsundvierzig Jahren hatte das leider keiner auf dem Schirm – und ich auch nicht, aus Unwissenheit.

Haare/ Nägel/ Haut

Haarausfall und brüchige Nägel traten ziemlich zeitnah auf mit der Depression und ereilen mich auch jetzt noch immer wieder. Haut ist auch ein Thema für sich. Ich schreib dazu mehr im dritten Teil unter „look and feel and sex and other things“, oder so ähnlich. Das wird dann auch eher wieder ein Blogbeitrag und nicht so einen Gebrechensaneinanderreihung.

Zahnfleisch

Wusste ich auch nicht, hab ich aber am eigenen Leib erfahren: Der Östrogenmangel sorgt unter Umständen für Probleme mit dem Zahnfleisch. Ich hatte deutlichen Zahnfleischrückgang und außerdem entzündete Zahnfleischtaschen, die nicht nur schweineweh taten, sondern auch aufwendig behandelt werden mussten- das Problem trat einfach immer wieder auf. Am Ende hilft mir hier nur eine konsequent zweimal im Jahr durchgeführte Reinigung der Zahnfleischtaschen und pingelige Mundhygiene! Und nein, ich esse keine Nüsse mehr und auch keinen Mohnkuchen… Aber hey! Meine Großeltern hatten in meinem Alter schon ein Glas auf dem Nachttischchen stehen!

Gelenkbeschwerden

Andauernd hab ich seit ein paar Jahren „Knie“, auch mal „Schulter“ für sechs Monate am Stück, morgens knirschen die Gelenke, das ist die traurige Wahrheit. Die Füße tun mir weh, manchmal liege ich abends im Bett und denke: „Scheiße, jetzt kriegste auch noch Arthritis, oder was ist das jetzt hier?!“. Im Liegen tun die Fußknöchel, die Kniegelenke und beide Hüften weh. Und zwar oft so, dass nur Ibu zum Schlafengehen hilft. Na dann, gute Nacht! Einzige Hilfe: Viel Sport! Wirklich viel. Ich renne nahezu jeden Tag, pro Woche um die dreißig Kilometer, außerdem sind auch Gewichte und HIIT-Einheiten nötig. Use it or lose it. Man sieht es mir leider nicht an, das schon mal vorab! Dazu in Teil drei mehr. Aber die Beschwerden verschlimmern sich tatsächlich bei Schonhaltung. Sitzen ist das neue Rauchen, stimmt besonders in the middle age.

Beginnende Osteoporose ist hier auch ein Thema, was da reinspielt. Kalzium und Belastung, besonders Training mit Eigengewicht oder Gewichten soll den Knochen und Gelenken helfen. Und Hormonersatz, sagt das Internet, ihr vertraut da auf die Heiler*innen in euerm Bekanntenkreis, wie bei allem anderen. Ihr solltet nur wissen: Wenn´s zwickt und knirscht, wo vorher alles elegant schlenderte, dann liegt es möglicherweise auch am blöden „W“.

Brustschmerzen/ -veränderungen

War zum Glück nur eine kurze Episode vor fünf Jahren: Ich hatte mehrere Wochen Schmerzen in den Brüsten, die denen beim Milcheinschuss ähnelten. Allerdings waren die 7/24 da und machten mich fast bekloppt! Ich wusste nicht, was ich an Klamotte tragen sollte, wie ich nachts liegen sollte. Dabei war die Brust selbst überhaupt nicht verändert, soweit mein Laienauge das beurteilen konnte. Am Ende ging das wieder weg – klopf, klopf auf Holz. Ich lasse einmal im Jahr einen Brustultraschall machen und war nun auch schon mit Einladung bei der Mammografie, was gar nicht so schlimm war, wie manchmal behauptet wird. Das Beste: Alles in Ordnung! Außerdem: Ich habe in den letzten fünf Jahren meine Körbchengröße ungewollt und unwillkommen von 75C auf 80D gewechselt, was wohl auch damit zusammenhängt:

Gewichtszunahme

Zehn Kilo in fünf Jahren bei mir, und auch „nur“ zehn Kilo, weil ich total auf die Bremse getreten bin, was das Essen angeht. Der Grundumsatz einer Frau in meinem Alter beträgt kaum mehr als zwei Stück Streuselkuchen ohne Sahne pro Tag. Und ich musste feststellen, nahm ich früher ratzfatz ab, sobald ich mal etwas weniger süß und sahnig gegessen hatte, bleibt jetzt alle drauf, als würde mein Körper sagen: Vergiss es! Das brauche ich allllles! Am Ende ist klar, was der Körper wirklich braucht, und das sind eben wirklich nicht zwei Stück Streuselkuchen. Allerdings vertrete ich die Meinung, dass mein Jieper auch nicht immer überhört werden muss. Ich liebe Kuchen! Und Torte! Und Eisbecher! Und Chips! Ist das ungesund? Na, aber sicher! Macht mich das glücklich? Und ob. Aber eben nicht mehr einfach immer, jeden Tag (leider). Und egal, an was für eine Ernährungsphilosophie ihr glaubt: Wenn mehr Kalorien oben reingehen, als am Tag verbraucht werden, dann nimmst du zu. Also zu wissen, was du verbrauchst und was du zu dir nimmst, kann hilfreich sein. Im übrigen ist die Gewichtszunahme in den Wechseljahren typischerweise am Bauch, was nicht nur unter Umständen zu einer taillenlosen Fassfigur führt, sondern eben auch das böse viszerale Bauchfett füttert. Oh oh.

Schwitzen

Sweat, Baby, sweat. Meine Schwiegermutter schlief eine Zeitlang auf einem Badetuch (Was habe ich gelacht! Damals.), um nicht jeden Tag die Laken wechseln zu müssen. Bei mir ging das mit Ende vierzig los, auch zuerst „nur“ mit Nachtschweiß. Ich wurde wach, weil ich obenrum komplett nassgeschwitzt war. Das war komisch, weil ich überhaupt nicht zum Schwitzen neige, ich friere eigentlich ständig. Danach kamen dann auch so Hitzewellen, tagsüber. Ich bekam einen heißen Kopf, mein Blut kochte und im Anschluss hatte ich feuchte Haare. Das nervt! Ich muss eigentlich noch immer täglich Haare waschen, sie fetten auch schneller, kommt das vom Schwitzen? Weiß ich gar nicht. Vielleicht haben deshalb so viele „ältere“ Frauen praktische Kurzhaarfrisuren? Gegen das Schwitzen prinzipiell geholfen hat mir ein freiverkäufliches Traubensilberkerzenpräparat (Cimicifuga). Die Hitzewellen sind deutlich schwächer geworden. Allerdings muss ich sagen, dass ich das Gefühl habe, meine Klimaanlage ist gänzlich aus dem Tritt. Zwischen Fenster aufreißen und eine zweite Strickjacke anziehen liegen oft nur wenige Minuten und selten haben meine Mitbewohner dasselbe Temperaturempfinden wie ich.

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Herzstolpern

Herzrasen und innere Unruhe kommt auch regelmäßig vor. Ich war einmal wirklich in Sorge und dann war auch der Blutdruck oben, also bin ich zum Dok und hab ein EKG schreiben lassen – ohne Befund! Seitdem trinke ich Beruhigungstee (der alleine schon wegen dem Namen beruhigt) und denke an etwas anderes, wenn das losgeht. Das sind meistens nur ein paar Minuten und ich weiß, ich sterbe jetzt nicht. Dass das beunruhigend sein kann, keine Frage! Meistens messe ich Blutdruck, und wenn der ok ist (was er eigentlich immer ist), dann entspanne ich mich. Blöd ist es nur, wenn das abends auftritt, denn:

Schlafstörungen

22 Things Only Menopause Women Can Understand
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Nicht einschlafen zu können oder nachts um zwei hellwach mit hämmerndem Herzen zu erwachen, ist leider auch ziemlich typisch. Nicht aufregen, nicht drüber nachdenken, meditieren, lesen, was weiß ich, die Ruhe bewahren. Generell schlafe ich weniger fest als früher, was doof ist, denn auch der Entspannungseffekt stellt sich nicht so ein wie früher. „Hellwach“ bin ich eher selten nach dem Aufstehen. Vielleicht kommt das wieder zurück? Ich würde supergern mal wieder wie ein Stein schlafen.

Schwindel/ Übelkeit/ Kopfschmerzen

Tja, was soll ich da groß schreiben. Es ist wie in den Schwangerschaften! Das kenne ich von damals, nur dass ich jetzt nicht froher Hoffnung bin. Das Gute ist, es sind nur ein paar Tage im Monat, wo mich das wirklich belastet. Da hilft mir nur, mich besonders zu verwöhnen: Badewanne, Körperöl, Buch, alles was mir schmeckt, ich tröste mich einfach selber.

Stimmungsschwankungen

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Von Natur aus mit einem Caramba-olé-Temperament ausgestattet, ist mir in den letzten Jahren auch die Zündschnur deutlich geschrumpft, was bedeutet, ich springe aus dem Stand. Aber richtig! Das Gute, nach einer Explosion ist es wieder vorbei, ich kann die Scherben einsammeln, die Wunden aller Beteiligten versorgen und finde rein gar nichts verwerflich daran, dass ich so emotional reagiere! Meine Familie tut mir manchmal leid, aber ich kann mich entschuldigen, wenn ich überreagiert habe und sie haben auch was davon, wenn ich übersprudelnd fröhlich bin, was manchmal ja auch vorkommt.

Erschöpfung

Früher, ach, früher, da bloggte ich abends bis elfe, da nähte ich nach drei Stunden Nachtschlaf Kinderkleidung, früher war alles besser! Ich bin wirklich dauernd erschöpft. Ich substituiere unfassbar (ich habe den teuersten Urin der Stadt, sagt mein Mann), und rede mir ein, das macht mich fit und munter! Nun ja. Es ist, wie es ist. Die Akkus sind deutlich schneller leer als früher und wenn ich heute nicht schlafen kann, dann komme ich energetisch gar nicht auf die Idee, zu nähen oder zu bloggen! Ich starre müde und stumpf in ein Buch oder ein tragbares Internetempfangsgerät und warte darauf, dass der Schlaf kommt. So ist das heute. Tagsüber bin ich matschig in der Rübe und meine Merkfähigkeit ist deutlich eingeschränkt, auch das ein Aspekt, den man öfter liest beim Thema „Wechseljahre“. Aufschreiben, eins nach dem anderen bearbeiten und sich an alles wichtige erinnern lassen. Vom Liebsten zum Beispiel.

Schleimhautveränderungen

Trockene, juckende Augen, Nase, Vagina. Nicht schön, aber auch enthalten im bunten Strauß an Unannehmlichkeiten. Es gibt für alles Mittelchen und Cremes, und ich empfehle hier, sich beim Gynäkologen beraten zu lassen und gerade am Äquator nur das Beste dranzuschmieren! Überhaupt finde ich, ein wenig Respekt und besondere Fürsorge hat bestimmt noch keiner Muschi geschadet (Kann ich das hier am helllichten Tag so schreiben? Egal, ich mach´s.). Meine hat mir Kinder und sehr viel Lust geschenkt und wenn sie sich jetzt wie eine Diva aufführt, wird sie auch so bedient! Basta. Ach, wo wir gerade dabei sind…

Inkontinenz

Eine von drei Frauen, sagt die Statistik, ich bin eine von dreien. Und mir macht es nichts (mehr) aus, das zu sagen. Undicht wurde ich vor ungefähr vier Jahren mit Ende vierzig, schleichend, mit Niesen, Husten, beim Joggen fing es an. Ich hatte nach keiner Schwangerschaft Probleme mit dem Beckenboden! Ich hab das einfach nicht kommen sehen. Mittlerweile habe ich Grad 2, das heißt, bei einer Änderung der Lage (Aufstehen nach Sitzen, Stehenbleiben nach Laufen, manchmal einfach nicht nachvollziehbar) laufe ich aus, unkontrollierbar. Das sind dann keine drei Tröpfchen! Das machte es für mich so schlimm. Ich bin ein Riesenfan von Yoga und Pilates, weiß ganz genau, wie ich meinen Beckenboden anspannen muss, wieso klappt das dann jetzt nicht?! Kennt ihr noch die „Aprikosenübung“ aus der Rückbildung, als wir uns vorstellen mussten, wir hätten eine Aprikose in der Vagina und sollten die drehen, befühlen und an den Härchen zupfen?! Ja, nein, vielleicht? Jedenfalls kann ich das noch heute. Und drei Etagen Fahrstuhlfahren mit meiner Beckenbodenmuskulatur. Warum also ich?

Darauf gibt es eine einfache Erklärung, und die habe ich aus der urogynäkologischen Ambulanz (das sind die Ärzte, die für sowas zuständig sind; für Dresdnerinnen: Ich bin im St-Joseph-Stift und kann die Ambulanz dort wirklich empfehlen): Bindegewebe und Muskeln bilden den Beckenboden und lediglich die Muskeln sprechen auf ein Training an. Bei der Untersuchung dort herrschte allgemeines Staunen, wie konzentriert ich die Muskulatur anspannen kann und das war doch ungewöhnlich bei meinem Befund! Fazit: Mir hilft kein weiteres Beckenbodentraining, kein EMS und keine Physiotherapie – meine Muskulatur ist super. Das Problem sind die schlaffen Bänder. Mir wurde direkt nach der Untersuchung der Einbau eines TVT-Bandes empfohlen, das die Harnröhre stützen soll. Aufgrund von Corona und meiner Unsicherheit hinsichtlich des Eingriffs ist das noch nicht passiert.

Unabhängig davon gibt es Sachen, die helfen, und das schreib ich jetzt auch als Empfehlung hin. Verlass dich nicht auf Monatshygieneprodukte! Am besten und leistungsstärksten sind meiner Meinung nach tatsächlich die Vorlagen von Aldi und Lidl, die für diesen Gebrauch auf dem Markt sind. Da kannst du versuchsweise 300ml draufschütten und nichts läuft raus. Frischer Urin riecht in der Regel nicht, heißt, wenn du dich direkt „trockenlegst“ nach einem Malheur, fällt das niemandem auf. Verstärkte Hygiene ist selbstverständlich. Deine Handtasche wird größer werden und vollgepackt, für Notfälle. Für unterwegs gibt es Silikontampons in verschiedenen Stärken, die man einführen kann und die dann durch die Scheide gegen die Harnröhre drücken und somit ziemlich wirkungsvoll abdichten. Die sind frei verkäuflich, leicht zu reinigen und es gibt sie auch ohne Bändchen, wen das stören sollte. Auch normale Super-Tampons funktionieren im Notfall. Das erspart gegebenenfalls Ängste vor unliebsamen Zwischenfällen. Und der Gang zu einer urogynäkologischen Praxis ist auch ein guter Rat.

Eine von drei Frauen betrifft Belastungsinkontinenz. Ich schäme mich nicht mehr deswegen, das ist auch völliger Blödsinn! Ich schäme mich, dass ich dreißig Jahre lang geraucht habe und für andere blödsinnige Entscheidungen, die ich in meinem Leben getroffen habe, aber dafür? Nee!

Das Absinken des Östrogenspiegels verschlimmert die Inkontinenz, was ich zum Beispiel gut daran merke, dass es kurz vor Eintritt der Periode deutlich schlimmer ist als in den drei Wochen davor. Auch daran, dass es deutlich besser ist, wenn ich eine Zeitlang Zäpfchen mit Estriol nehme (Gynoflor; meine Gynäkologin verschreibt mir pro Quartal eine Packung mit 24 Stück, ein Hohn, ich muss immer haushalten damit).

Zwischenblutungen/ PMS

Zwischenblutungen stehen auch immer auf der Liste, aber das habe ich gar nicht. Mein regelmäßiger Zyklus lud ja in der Vergangenheit immer gern dazu ein, dass mir unterstellt wurde, meine Symptome seien nicht menopausal oder perimenopausal (sondern psychosomatisch), da dafür eine unregelmäßige Monatsblutung DAS Indiz sei! Denkste. Nun bin ich einundfünfzig und noch immer regnet es alle achtundzwanzig Tage. Alles wie gehabt, mit PMS aus der Hölle im Vorfeld. To be continued.

In Teil drei wird es wieder ein wenig lustiger zugehen, und nicht mehr eine Horrorliste von will-ich-nicht´s und oh-Gott-oh-Gott-bloß-nicht´s zu lesen sein. Aber ich wollte hier wirklich mal runterschreiben, was mir bislang widerfahren ist, und was nach dem Stand der Dinge mit dem veränderten Hormonhaushalt zu tun hat. Dass die „Wechseljahre“ nicht mit der Menopause beginnen, sondern eben viel früher, das erzählt einem ja auch nicht jeder. Mit Anfang vierzig finden bei den meisten Frauen die ersten Veränderungen statt, oft unbemerkt.

Zwei Bücher, die ich gelesen habe, hab ich bereits in Teil eins genannt. Es gibt sicher jede Menge andere, basierend auf anderen „Heilsversprechen“, ich fange gerade erst an, unabhängig von Lebenswandel und Supplements positiv gegenzuwirken, oder „mit“ dem Wandel zu wirken, wie auch immer.

Fakt ist aber, wenn es Einschränkungen gibt, die die Lebensqualität negativ beeinflussen, dann hau mir ab mit positiver Einstellung! Dann muss was her! Und wenn man sich vor Augen führt, was in Sachen Frauengesundheit geforscht wird und dass tatsächlich mittlerweile Zusammenhänge gesehen werden zwischen dem Östrogenmangel und zum Beispiel dem späteren Auftreten von Alzheimer Demenz, Osteoporose, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und anderen bitteren Pralinen, dann ist das alles nicht mehr nur kosmetischer Natur, betrifft eben unter Umständen nicht nur ein paar Jahre, sondern die ganze zweite Hälfte meines Lebens. Und deines.

Früher, als man mit fünfzig kurz vorm Siechtum stand, und Frauen der Unsichtbarkeit anheimfielen, hat das doch keinen interessiert! Wird Zeit, dass sich das ändert. Denn ich muss nicht nur noch mindestens fünfzehn Jahre arbeiten, ich habe auch noch mindestens genauso lange ein Kind im Haushalt zu versorgen und Pläne, in denen: „Auf der Couch meine Zipperlein pflegen“, keinen Platz haben. Und wenn ich Fotos meiner Omas mit Ende Vierzig ansehe und dann an Jennifer Aniston oder Caroline Beil oder meine superhotten Freundinnen denke, dann haben die Einen wirklich fast gar nichts mit den Anderen zu tun! Und nicht nur äußerlich. Diese verflixten Jahre sind nur eine weitere Pubertät, das ist nicht das Ende, noch lange nicht!

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via giphy

Auf Wiederlesen bei Teil drei!

Doktor Google

Rückblende. Siebenundzwanzigster Dezember zweitausendzwölf.

Ein Tag „zwischen den Jahren“ wie in jedem anderen Jahr auch. Irgendwie fühlte ich mich blümerant und anstatt mich ins Wartezimmer eines überbuchten Arztes zu setzen konsultierte ich vorm Weltempfänger Dr.Google. Der hatte bald auch den richtigen Riecher:

Sind sie eine Frau? Ja. Sind sie älter als fünfundvierzig? Nein. Fühlen sie sich in den letzten Wochen schlapp und grundlos abgespannt? Ja. Leiden sie unter Schlafproblemen und Kopfschmerzen? Ja. Sind sie übellaunig und plagen sie Stimmungsschwankungen? Ja, und wie! Quälen sie Hitzewallungen, vorallem nachts? Ja. Ist ihre Periode unregelmäßig geworden? Ja.

Diagnose: „Mit großer Wahrscheinlichkeit sind ihre beschriebenen Probleme Anzeichen der Wechseljahre. Ihr Gynäkologe oder ihre Gynäkologin kann ihnen helfen, die Nebenwirkungen des Klimakteriums durch Medikamente abzumildern. Machen sie am besten frühzeitig einen Termin!“.

Machte ich, ich bekam aber keine Medikamente.

Und jetzt kann ich auch nicht weiter mit euch plaudern, denn das Klimakterium ist eben wach geworden und ruft nach mir…