Über Pfingsten 2021, August 1982, Funktionskleidung und Biergartentrainig #wib

Das Pfingstfest fiel in diesem Jahr wieder -Hört, hört! – auf ein dreitägiges Wochenende und alle freuen sich über den zusätzlich freien Montag, auch wenn sie den Hintergrund dieses Feiertages womöglich nicht kennen. Um eventuell vorhandene Wissenslücken hier zu schließen: An Pfingsten feiern die Christen das Kommen/ die Ankunft des Heiligen Geistes, auch „der Geist Gottes“ genannt. Es ist dieses Gefühl, was uns tröstet, leitet, mahnt. Atheisten würden das vielleicht mit dem Bauchgefühl oder einer inneren Stimme gleichsetzen.

So, das hätten wir. Wer frei haben will, sollte zumindest im Geiste (dem eigenen) eine wohlwollend tolerante Haltung gegenüber dem kirchlichen Ursprung des Feiertages haben, oder? Gern geschehen.

Bestimmt fragt ihr euch, wann denn der dritte Teil der Wechseljahressaga endlich kommt und warum ich hier ständig Wochenenden verblogge. Ersteres ist schon da, nur noch nicht fertig und zweitens weil die Zeit rast und die Kinder und das Leben sich ständig in Veränderung befinden. „Man muss sich beeilen, wenn man etwas sehen will. Alles verschwindet.“, wusste schon der Paul Cézanne.

Auch ein Feiertagswochenende beginnt in Laufschuhen.

diese Schuhe könnten mal gereinigt werden

Beim Heimkommen erwarten mich Besucherschuhe, sie haben frische Semmeln mitgebracht.

diese Schuhe haben Frühstück mitgebracht

Mittags haben der Mann und ich unseren ersten Impftermin im Dresdner Messezentrum, das zu diesem Zwecke in eine durchorganisierte, durch die Bundeswehr unterstützte, ein wenig endzeitstimmungsverbreitende Notfallhalle umstrukturiert wurde.

Wir hoffen nun zeitnah auf einen freigegebenen Impfstoff für Kinder, da unser Blondchen Asthmatiker ist und in seinem kurzen Leben bereits mehrere Lungenentzündungen hatte und, wäre er erwachsen, eindeutig zur Risikogruppe gehören würde.

Wir sind froh, dass es endlich (!) soweit ist, dass wenigstens wir Eltern geimpft werden konnten. Ich habe heute mit einer Kollegin in Indien gechattet, die dortigen Probleme machen mich demütig, wenngleich sie nicht als Entschuldigung herhalten, was die Entscheidungen unserer Regierung in den letzten fünfzehn Monaten anbelangt.

diese Schuhe stehen im Impfzentrum

Nachmittags regnet es und wir sind auf dem Dachboden und sporteln.

dies ist ein weiteres Paar Sportschuhe, für aneroben Sport konzipiert

Ich glaube ja nicht an Funktionsbekleidung. Das steht natürlich in krassem Widerspruch zu all dem Equipment, das sich in unserem Hause befindet, ich weiß das! Aber generell ist das alles Humbug. Der Turnvater Jahn wusste nichts von Polyester und Täve Schur nichts von Polyamid. Und Maxi Gnaucks Gymnastikanzug hatte bestimmt keine elastischen Fasern aus Weltraumgestein, bei Vollmond zu unsichtbarem Gespinst verzwirnt! Also echt mal.

Das ist doch wie mit dem ganzen Allergiezeug. Heutzutage hat doch gefühlt jeder zweite Mensch eine Nahrungsmittelunverträglichkeit, und anstatt dass geschaut wird, wie es dazu kommen konnte und an den Ursachen bei der Lebensmittelherstellung gedreht wird, nein – ZACK!- ein neuer Absatzmarkt ist geschaffen! Glutenfreie Produkte, die noch mehr kosten als die glutenhaltigen stehen für die geplagten Menschen in zehn Metern Regal bereit, gleich neben den laktosefreien Produkten. Das ist ein Lehrstück in Kapitalismus und Marketing. Erst ein Problem schaffen und dann mit der Lösung sauviel Geld scheffeln.

Ich schweife ab. Wer von euch hat meinen roten Faden?!

Aber bevor ich wieder zum Wochenende im Jahre zwannscheenunzwannsch zurückkomme, hier noch mal ein Videobeweis. Ich bezweifle, dass die heutigen Kinder sportlicher sind in ihren Hightechfasern und doppelt gedämpften Sportschuhen, für jede Sportart ein extra Paar. Auf jeden Fall habt ihr was zu lachen, und Lachen ist systemrelevant! Auf gehts:

Ich war bei diesem Mega-Event „Pioniertreffen 1982 in Dresden“, damals bei der Sportwerbegruppe, die im Heinz-Steyer-Stadion Runden turnte und Rhönrad fuhr, während das DDR-Fernsehen leider am Elbufer filmte. Ich bin also hier nicht zu sehen. Und da niemand dort im Stadion ein Handy mit Kamera dabei hatte, gibts auch keine Selfies von mir als Zwölfjährige im Gymnastikanzug mit Emblem vorne dran, „SG Lokomotive Dresden“, das hat die Mutti aufgenäht und der gute Gymnastikanzug wurde auch nur bei Wettkämpfen getragen. Beim Training ging ich im „Nicki“, an den Beinen selbstgemachte Stulpen aus Bergsteigerstrümpfen, bei denen die Füße abgeschnitten worden und unten dann ein Schlüpfergummi drangenäht – Turnerin fertig!

Zurück zum Heute.

Der Weimaraner denkt, er sei wahlweise ein galoppierendes Rennpferd in Miniatur oder eine Katze, die sich sofort auf jedem Schoß einrollt, der sich ihr bietet. Außerdem zeigt sie das unmögliche Verhalten, dass sie jeder fremden Person auf der Straße, die sich hinhockt und das Hundchen anspricht, um den Hals fällt und sie abschleckert. Ich empöre mich! Hauptsächlich über die übergriffigen Menschen, aber der Hund kriegt auch sein Fett ab. Also wer gerne von unserem Hundebaby geknutscht werden will, sollte sich auch beeilen, das trainieren wir der ab!

FASS, BAYA, FASS! DU BIST EIN PÖSER GEFÄHRLICHER HUND!

Weimaranerkatze

Wir haben auch an diesem Wochenende Biergartentrainig mit der Grauen gemacht. Das ist wichtig! Denn der Hund muss ja lernen, wo sein Platz ist, und der Platz unseres Hundes ist im Biergarten zwischen unseren Stühlen – das muss man üben, und oft wiederholen! Besonders der Mann musste hart überredet werden, gestern schon wieder Bier zu trinken. Die Kinder haben wir sich selbst überlassen, der Älteste hatte das Sagen. Dem Hund haben wir ein Stück getrocknetes Reh überlassen, ich hatte drei Kugeln Eis, der Mann drei Kugeln Bier.

Biergartentraining

Außerdem waren wir gestern auf Wandertag. Das Blondchen braucht dringend Exklusivzeit mit uns Alten, da es gefühlt den ganzen Tag nur Gemecker gibt. Es fällt dem Kind wirklich schwer, sich adäquat gegenüber dem Hund zu benehmen, was schwierig ist, denn in einem Jahr wird der Hund größer und schwerer sein als unser eigenes hausgemachtes Junges!

Wir haben im Vorfeld mit einer App das Verhalten geübt, alles immer wieder besprochen, dennoch, es bleibt auch in Woche vier noch aufregend. Deshalb hieß es mehrmals auch an diesem Wochenende: „Geh nach oben auf dein Zimmer und schreib die Hunderegeln ab!“, was für uns zwei Dinge vereint: Erstens werden wildes Kind und aufgeregter Hund getrennt, und zweitens erhoffen wir uns von der permanenten Wiederholung des Abschreibens irgendwann einen Lerneffekt.

Hunderegeln; nicht für den Hund

Jedenfalls waren wir mit dem Kind und ohne Hund mit der Dresdner Schwebebahn fahren, die im übrigen die älteste der Welt ist. Das war schön und vor allem entspannend, weil wir früh dran waren und deshalb alleine dort.

Bärtiger Passagier beim Betreten der Schwebebahn
Blick von der Station ins Tal
Gegenverkehr; Geisterbahn ohne Passagiere
Heute nicht!

Zu Hause erwarteten uns Bubi und Baya, und letztere tat so, als seien wir mindestens drei Tage weg gewesen, nicht drei Stunden!

Kraulst du mich jetzt endlich?

Außerdem waren wir das erste Mal mit der Baya an der Schleppleine auf den ungemähten Elbwiesen (Ein Spaß!), es gab sicher auch dreimal am Tag was zu essen, was, das habe ich vergessen, und wer am nächsten Wochenende auch mit einer Bergbahn fahren will, dem sei gesagt, die Standseilbahn öffnet erst wieder Mitte Juni, die Schwebebahn ist ab morgens um acht fahrbereit und leer zu dieser Zeit.

Oben an der Station empfiehlt sich der kurze Spaziergang die Sierksstraße bergauf zum nahegelegenen Spielplatz. Dieser ist neu gemacht worden und eignet sich aufgrund der neuen Kletterfeatures auch für größere Kinder.

Mehr Ausflugstipps für Menschen mit Kindern findet ihr in diesem Büchlein, dass meine Bloggerkollegin Jenny vom Weltwundererblog geschrieben hat.

111 Orte für Kinder in Dresden, die man gesehen haben muss
(c) Thalia

Jenny kenne ich durch die Dresdner Bloggertreffen, die in Friedenszeiten immer regelmäßig durch die liebe Elbmargarita organisiert wurden und hoffentlich bald wieder werden. Dort habe ich schon viele interessante Dresdner Menschen und ihre Blogs kennengelernt, wie Birgit von Livona, oder Jan vom Neustadtgeflüster und Chris von Kleinstadtgedanken. Simone, die Eventagentin, ist nun ja wieder zurück ins Rheinland gezogen, bleibt aber für immer Herzensdresdnerin und wird wohl zukünftig via Skype zu den Dresdner Bloggertreffen hinzugeholt.

Meinen Aufreger des Wochenendes will ich euch auch nicht vorenthalten. Es war dieses Filmchen hier, und besonders die Auslegung des Begriffes „Nachhaltigkeit“ unseres grünen (!) Baubürgermeisters macht, dass mir die Galle hochkommt! Gibts schon eine Petition geben den Unsinn?! Ja? Nein! Vielleicht?!

Ein April-Wochenende in Bildern

Samstag Morgen, ich backe Rote-Bete-Schoko-Kuchen. Ja, echt jetzt! Erstaunlicherweise schmeckt das hervorragend, aber ich frage mich ernsthaft, nach dem Genuss welcher Pilzmahlzeit Leute auf die Idee kommen, Rote Bete in einem Rührkuchen zu verstecken. Ich denke ja, das sind dieselben Kanaillen, die Zucchini-Kuchen erfunden haben.

Ich nenne diesen Kuchen im übrigen „Glaubens-Kuchen“. Weil man während der Zubereitung ganz fest daran glauben muss, dass da am Ende was Essbares rauskommt. „Geben sie dreihundert Milliliter Speiseöl zusammen mit der roten Bete in einen Mixbecher und pürieren sie diese.“.

Boar, Alter, ist das eklig! Da dreht sich selbst Doktor Oetker im Grab rum.

Glauben wird belohnt. Am Ende sieht es lecker aus und ist der dunkelschwarzeste, saftigste Schokokuchen, den ich je gemacht habe.

Dazu gabs eine Creme aus zu gleichen Teilen geschmolzener weißer Kuvertüre, Schmand und geschlagener Sahne. Ein wenig Vanille hab ich noch daran getan.

Frühstück ist fertig! Also meins. Die beiden Männer schlafen noch und das Kind will lieber Kelloggs… 

Nach der ersten Kuchenmahlzeit des Tages fahren wir aus Dresdens Talkessel hinauf zur Kümmelschänke. Die Anwohner von Omsewitz veranstalten einen Kindersachenflohmarkt.

Ausbeute: Ein Paar Gummistiefel (zu groß), ein Paar wie-heißen-diese-Badelatschen (zu groß), drei Schlüppis (ihr ahnt es, zu groß), ein geräuschender Dino und…

… eine Bratwurst!

Der Blondino hat mich bequatscht, dass wir im Anschluss noch einen Abstecher in Richtung alte Heimat machen. Der Spielplatz mit den Türmen an der Flutrinne ist das Ziel.

Ich hasse diesen Spielplatz so inbrünstig, wie ihn der Kleinste liebt. Scheiße, ist das dort hoch! Wenn der den höchsten der Türme erklommen hat, ist der irgendwo zwischen den Wolken kaum größer als meine Hand! Kommt mir jedenfalls so vor. Ohgottogott. Aber ein ordentliches Geschoss ist diese Rutsche! 

So, Themenwechsel! Ich bin gerade total verknallt in meinen Garten. Jeden Morgen schlurfe ich mit der Kaffeetasse in der Hand hinterm Haus rum und begrüße jedes einzelne Gewächs. Es sieht auch jeden Morgen anders aus im Garten! Das ist so so so schön zu sehen, wie sich das Grün aus der Erde schiebt.

Ja ja, rollt ihr nur mit den Augen, ihr Banausen! Aber das ist echt ein Ding, diesem Stück Waldboden mit Dreck hier etwas Blühendes abzutrotzen! Außer Efeu gedeiht hier kaum etwas. Ach, doch, im Herbst jede Menge Pilze.

Ich habe mich den Gegebenheiten des „Waldgartens“ angepasst und Sachen angepflanzt, die man eben so im Wald findet: Beerensträucher, Maiglöckchen, Bärlauch. Dennoch freue ich mich wie bekloppt über jedes bisschen Blümchen und Kräutlein und jedes ach so winziges Hortensienblatt.

„Den hässlichen Boom da müssense ma bei Gelegenheit absägen!“, sagten die Vermieter als wir einzogen. Haben wir nicht. Die Früchte dieser Felsenbirne erinnern in Aussehen und Geschmack an eine Kreuzung aus Holunder und Stachelbeere. Und ergeben ein ganz köstliches Gelee. Ich freue mich schon auf die diesjährige Ausbeute!

Die Pfingstrosen und den Rhabarber habe ich in unserem alten Garten ausgebuddelt und versuche nun, sie hier anzusiedeln. 

Und guck, ich habe jede Menge Holz vor der Hütte. Und dem Schuppen. Und außerdem überall Steine rumliegen und vom Schuppendach hängen Küchenutensilien herab. Der Mann sagt, es sähe in meinem Teil des Gartens aus wie beim Sperrmüll. Es ist mir egal, was der Mann sagt. Ich finde, sein blöder englischer Rasen ist übelste langweilig und deshalb fotografiere ich den auch nicht.

Sonntag Morgen, ich gehe laufen. Der Mann meint, es sei super, dass ich eine Warnweste tragen würde, somit könnte mich der Rettungshubschrauber leichter orten. Und er würde schon mal anrufen und die Leute mit dem Defibrillator in Richtung Waldpark schicken.

Der Mann hat keine Ahnung! Ich bin nämlich so schnell wie Usain Bolt und das ist nicht mal geschwindelt. Also ich denke, ich war heute so schnell wie Usain Bolt, wenn er rückwärts Kaffeebohnen läuft. Also neben mir. Wir können festhalten: Die Nieselpriem ist so schnell wie Usain Bolt. Punkt!

Im übrigen steht im Waldpark ein Gedenkstein zu Ehren von Herrn Königsheim, der irgendwann den Waldpark angelegt hat. Ich finde das irritierend. Ich meine, der Wald war ja schon vor Herrn Königsheim da! Blasewitzer, tssss.

Freunde von uns habe beim Umräumen ihrer Behausung und anschließendem Möbel-Tetris festgestellt, dass eine Hemnes-Kommode nicht mehr reinpasst. Tja. Ich habe mich natürlich sofort bereiterklärt, das obdachlose Möbelstück aufzunehmen. Man hilft ja, wo man kann, nicht wahr.

Als ich dem Mann mitteilte, dass er dieses Möbel doch bitte abholen möge und ich hätte bereits das Auto vermessen und ja, ich denke, eventuell passe das Trumm auch rein und er schaffe das schon, die Freunde wüssten auch bereits, dass er käme, da, also da brannte heute die Luft!

Ich glaube, der Mann hasst mich ein bisschen. Denn er hat die Kommode abgeholt, sie mir aber vors Haus gestellt. Da steht sie jetzt immer noch und friert bestimmt. Ich hasse den Mann jetzt auch ein bisschen!

Während der bärtige Kerl den Rest des Tages auf Mountainbike-Biergarten-Tour unterwegs ist, schlumpfen seine Nachkommen und ich ordentlich ab.

Ich beschließe, zum Abendessen gebe es heute „Vegetarisch“ und gehe mit dem Blondchen zum Schillergarten Eis essen. Zum Abendbrot. Schokolade für ihn, dunkle Schokolade und Espressoeis für mich. Und dort ist uns noch was Lustiges passiert:

Wir sitzen so am Rand, da kommt ein etwa fünfjähriger Junge an und setzt sich neben das Kind. Sie besehen sich freundlich und erklären sich die gegenseitige Freundschaft. Der Blonde will auch sofort mit dem neuen Freund sein Eis teilen, was dieser artig ablehnt. Er wöllte nur hier sitzen und warten, man könne dann nach dem Eis zusammen zur Rutsche gehen. Au ja, freut sich der Blondino. Ich frage den artigen Jungen, wie er denn hieße: „Häslerbolgrabuja!“. „Wie bitte?!“. „Fenstervogelsoja!“. „Äh, entschuldige bitte. Ich habe deinen Namen noch immer nicht verstanden?!“, „HÄNSELBORGENBRUDJA!“.

Und mein blondes Bübchen mit seiner piepsigen Duck Tales-Stimme: „Mama, was hat der junge Mann da eben gesagt?!“. Und ich: „Ich glaube, er hat uns seinen Vornamen gesagt. Aber ich bin mir nicht ganz sicher!“. “ Na gut, dann nenne ich ihn eben ´junger Mann. Komm, junger Mann, wir gehen spielen!“, und schwupps, waren sie entschwunden.

Wenn es doch immer so einfach wäre! 🙂

Weitere Wochenendbilder gibts wie immer bei Susanne in der Linkliste.