Der September begann mit einer Schuleinführung in Klasse drei und dem Geburtstag des neuen Förderschulkindes. Mit sehr viel Aufregung also.
Die neue Schule erfordert von uns allen täglich ein Motivationsmantra, denn es ist eben kein bisschen so wie in der Bullerbü-Privatschule, aus der wir ja kommen – im Gegenteil- und ich habe bei all dem Theater und dem Kommunikationsstau („Wenn sie mit mir reden möchten, dann schreiben sie mir einen Zettel und ich schreibe ihnen einen Zettel zurück, auf dem ich dann schreibe, wann ich mit ihnen telefonieren könnte und dann schreiben sie mir wieder einen Zettel zurück, welcher Termin und welche Zeit von den vorgeschlagenen Terminen denn klappen würde!“), und ich muss aufpassen, nicht meine ambivalenten Gefühle auf das Kind zu übertragen. Der hat es eh schwer damit, sich nicht bestraft zu fühlen durch den Schulwechsel.

Geburtstag. Das Kind wurde neun und die Kinderparty war auch so ein Ding. Wie können wir die ehemaligen Klassenkameraden einladen, wo doch alles dann wieder darauf hinfühlt, dass das Kind eben dort nun nicht mehr hingehört. Also musste eine List her: „Blondchen, sag mal, möchtest du lieber einen Kindergeburtstag oder sollen wir mit dir in den Sonnenlandpark fahren?! Beides geht leider nicht!“. Wir waren im Sonnenlandpark. Und er hielt unsere Hände auf dem Rückweg, während er zwischen uns lief und sprach, das sei der schönste Tag seines Lebens gewesen. Ich hatte dennoch ein schales Gefühl im Mund…
Apropos Geburtstag. Wir müssen mal über Eltern sprechen, die ihrer Tochter Zucker in jeder Form verboten haben, sodass diese in die Beschaffungskriminalität abgerutscht ist („DINGDONG! Hallo Frau Meier, hamm sie was Süßes für mich? Ich nehm´ auch nen Zuckerwürfel, und, ist die Gabi da?“), und nun, im greisen Alter ihre Enkel mit Wagenladungen Süßigkeiten beschenken, als bräuchte diese ihre Zähne nicht mehr. („Zähne? Zähne brauchte man in der DDR für das knochenharte Zeug, das die damals als Schokolade verkauft haben! Heutzutage schmelzt doch die kapitalistisch-imperialistische BRD-Schokolade auf der Zunge! Hier, nimm, das ist alles für Dich!“)

Nach dem Geburtstag des Blondinos fuhr der Bärtige mit ebendiesem und seinem Freund nebst dessen männlicher Handaufzucht zum „Männerwochenende“ in einen „Bunkerlo“ (O-Ton Blondchen) im Brandenburgischen. Sie schickten mir folgendes Bild:

Ich bin ein kluges Weib, ich habe nicht nachgefragt, ob die Kinder helfen mussten. Wahrscheinlich haben die beiden lediglich das Holz gehackt, aber ich wollte es nicht so genau wissen…
Denn: Sind die Jungs aus dem Haus, tanzt die Mutti auf dem Tisch. Oder fährt schnurstracks in die Stadt zum Ladenbummel und Haselbauer-Waffel essen (Egal, was andere Leute sagen: Dresden schmeckt nicht nach Stollen, nein, Dresden schmeckt nach Haselbauercremewaffeln! Sagt zumindest die Nieselpriem.)


Weil wir gerade beim Essen sind. Es gibt so Dinge, da frage ich mich ernsthaft: Wie kommt ein Mensch nur auf sowas? Aktuelles Beispiel: veganes Mett.

Erstaunlicherweise schmeckt es auf dem Brot tatsächlich so ähnlich wie etwas, das mich an Hackepeter erinnert. Und hat nur ein Viertel oder Achtel der Kalorien, weswegen sich gut ein Teller Mini-Pavlovas als Nachtisch eignet.

Ihr wollt trotzdem das Rezept für den Vackepeter? Okay.
4 Reiswaffeln zerbröseln und mit etwas Wasser schluckweise übergießen. Die Waffelbrösel sollen gerade so aufquellen und auf keinen Fall nass werden.
1 EL Tomatenmark und
1 EL getrocknete Zwiebel unterrühren.
käftig würzen mit zum Beispiel: Kümmel, Schnittlauch, Rauchsalz, Pfeffer, Majoran, und mindestens eine Stunde durchziehen lassen. Dann auf eine Stulle pappen und mit Gürkchen und Zwiebelwürfelchen essen. Den Belohnungsnachtisch nicht vergessen im Anschluss!
Der Herbst löst den Sommer im September ab, auch in diesem Jahr. Er macht mit ganz vielen Geschenken Werbung für sich selbst. Unerwartete Ernte, Spaziergänge in goldenem Licht, Pilze in Hülle und Fülle. Er versucht mich einzulullen, bleibt aber trotzdem nur meine drittliebste Jahreszeit!










Einen Monatsrückblick im Herbst 2022 zu schreiben, ohne die Worte „Energiekrise“, „Gaspreise“ oder „Coronaherbst“ zu verwenden, erfordert ziemlich viel Geschick, oder Scheuklappen. Vielleicht kann ich mit Wolle ablenken. Wolle wärmt.

Ohne Foto: Der September war ein schwieriger Monat. Emotional schwierig und thematisch voll mit schwierigen Brocken. Zusätzlich zu allem, von dem wir wussten, das es anstehen würde, hatte der Mann einen Sportunfall (Anruf, Nummer vom Kerl, Stimme weiblich und fremd: „Du müsstest mal schnell kommen, der Bärtige ist von ziemlich weit oben rückwärts auf den Kopf gefallen und weiß nun nicht mehr so richtig, wie er hergekommen ist und fragt alle dreißig Sekunden, was denn passiert sei!“). Er ist wirklich hart gestürzt, aber eine Ärztin war da und hat sofort richtig reagiert, zum Glück. Es ist nichts passiert. Dann: Ich bin angefahren worden, quasi bei mir vorm Haus, als ich mit dem Hund über die Straße ging und der Fahrer des silbernen Mazdas ist einfach weitergefahren. Mehrere andere Autofahrer aber nicht, und obwohl niemand in der Aufregung das Nummernschild gesehen hatte, bot eine Frau sogar an, den Flüchtigen zu verfolgen! Es ist nichts passiert. Ich hatte einen Schutzengel. Ein bisschen Blut, blaue Flecke und eine gezerrte Schulter, ein unversehrter Hund. Außerdem: Es war Blogfamilia, endlich wieder <3. Die sechste Veranstaltung und die erste, auf der ich nicht war. Ich hatte ein Ticket, ich hatte Busfahrkarten, ich hatte eine Schlafplatz bei der Betriebsfamilie. Und dann wurde ich krank, ausgerechnet. September, danke schön! Es ist nichts passiert, nichts wirklich schlimmes und eine Blogfamilia wird es hoffentlich wieder geben. Oder Einzeltreffen mit den Menschen, die ich so sehr vermisse. Zum Glück finde ich die jederzeit und jeden Tag im Internet. Auf ihren Blogs. Und das sogar meistens auch dann noch, wenn die bloggenden Menschen schon länger gar nicht mehr bloggen. Es werden immer weniger (alle treiben sich nur noch bei Twitter oder TikTok rum oder haben schlichtweg keine Ahnung, wie sehr ich sie und ihre Schreibe vermisse) und vermutlich kommen auch genauso viele neue hinzu, aber ich denke manchmal, das ist wie mit den Supermodels der Neunziger. Keine Ahnung, wer heutzutage auf dem Laufsteg rumstakst, ich kenne nur Claudia, Naomi, Linda und Cindy. So ist das auch bei mir mit den Elternbloggern. Ich hoffe ja noch ein bisschen auf ein revival der Einen oder Anderen Person als weise geriatrische Seniorenbloggerin.
Gespielt im September


Gelesen im September






Gesehen und für sehenswert befunden
Bis zum Monatsrückblick Oktober sitze ich nun vorm Feuer, esse Fallobstbrei und stricke Socken. Vielleicht auch nicht, wir werden sehen 🙂

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Mett! Es heißt Mett! Und wenn du es richtig würzt, dann schmecken auch Fleischesser*innen keinen Unterschied auf dem Mettbrötchen, schwöre. Aber richtig würzen ist ne Kunst 😉
Ansonsten: Blut und ne ausgerenkte Schulter sind doch nicht nichts!! Ich hätte den Typen (okay, war vielleicht ne Frau) definitiv verfolgen lassen und so zur Schnecke gemacht, arrr… Bin froh, dass es dir gut geht!
Liebe Grüße aus dem Hecht
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Du hast ja recht, Jenny. Ich habe das letzte Mal Mett gegessen, als es noch Hackepeter hieß, da kann man schon mal durcheinanderkommen… 😀 Liebe Grüße aus blowjoke in den Hecht
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… dein Text fühlt sich an wie ne warme Decke. Danke dafür – und für alle anderen. Lieber Gruß von einem ebenfalls grundschul/förderschulgewechselten Mutterherz 💔
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„weise geriatrische Seniorenbloggerin“ – na so lange müssen wir hoffentlich nicht auf die Rückkehr warten …. das du – jung und schwungvoll – wieder schreibst, begeistert mich schon mal …
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