Culinaria saxoniae

Wer als Nicht-Ossi in Sachsen in einem Wirtshaus „Beefsteak mit Letscho für €8,50“ liest , fragt sich unter Umständen, was zum Teufel Letscho sei, freut sich aber, ein Rindersteak für unter zehn Euro zu bekommen. Nun gut, nur so lange, bis das Essen auf´m Tisch steht. Denn er bekommt etwas, was anderswo als Frikadelle, Fleischpflanzerl oder Bulette bekannt ist. Beefsteak reimt sich im Sächsischen auf „Besteck“, denn es wird „Bäffsteck“ gesprochen. Selbst kosmopolitische Sachsen essen in der Heimat gern ein „Bäffi“ und kämen nie auf die Idee, das durchgemöllerte und totgebratene Fleischklöpschen anders zu nennen!

Letscho. Was ganz gruseliges. Googelt gar nicht erst, ich meine nicht die selbergekochte Paprikabeilage, die es heutzutage in Kochforen im Angebot gibt. Nein, ich rede von einem gekochten Paprikagemüse in einer süßlichen Ketschupsauce, was es fertig im Glas gab und gibt und als Universalbeilage in DDR-Wintermonaten gerne auf dem Teller landete. Und offensichtlich immer noch Anhänger hat.

Noch heute jieperts mich manchmal nach“ Maccharoni mit Letscho und Reibekäse“, einem meiner Lieblingsgerichte als Kind. Und dann noch zwei Spritzer Maggi Flüssigwürze drüber, ich trau es mir gar nicht zu sagen…

Da kann man mich nachts um drei wecken und zwingen, in der dunklen Küche Penne arrabiata zu kochen und ich bekomme das linkshändisch hin (Vaffanculo!), und trotzdem schütte ich mir einmal im Jahr sowas widerliches auf den Teller wie Maccharoni mit Letscho und Maggi! Das muss genetisch bedingt sein. Mein kulinarischer Ossifingerabdruck quasi.

Beim Bäcker erwartet den Nichtsachsen eine weiter Überraschung: Pfannkuchen. Das, was ihr unter Pfannkuchen kennt, nennen wir Plinsen. Unsere Pfannkuchen kennt ihr unter dem Begriff Berliner. Berliner kennen wir auch, aber das ist in der Regel für uns nichts zum Vernaschen…

Schwierig, oder?

Eine gute Nachricht habe ich: bei Mc Donalds bekommt ihr das zu essen, was ihr erwartet. Auch in Sachsen. Wo Big Mac mit Pommes draufsteht, ist auch ä Bürgor und Bommes drin. Versprochen!

6 Kommentare zu “Culinaria saxoniae

  1. Hähä.. ich erinnere mich noch an meinen „Schüleraustausch“ 1990 nach Sangerhausen 🙂 Wir waren dort im Rosarium und ich wurde gefragt, ob ich einen Broiler möchte. Mit meinen 12 Jahren traute ich mich nicht nachzufragen und verneinte. Als dann alle ihre halben Hähnchen bekamen, guckte ich wohl hungrig und wurde erneut gefragt, was ich dann mit einem heftigen Kopfnicken beantwortete 🙂 Dazu gab es dann die leckere Maracuja-Limo.

    Ich ess übrigens Eier mit Maggi.. auch heute noch tunke ich mir das Zeug auf die Hand und.. ach lassen wir das 🙂

    LG Nicola

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    • Ei mit Maggi, LÄGGOR! 😀 An die Maracuja-Limo erinnere ich mich noch mit Grausen. Du willst nicht wissen, was dort drin war, vermutlich irgendein Abfallprodukt aus der Schädlingsbekämpfungsmittelindustrie, das ZUFÄLLIG wie Maracuja schmeckte. Maracuja im Osten, tssss… LG Rike

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  2. Da magst Du recht haben 🙂 Damals fand ich die lecker.. und ich leb ja noch

    Ich erinner mich auch mit Grausen daran, das auf dem Kyffhäuser am Barbarossa-Denkmal „echte“ CocaCola verkauft wurde.. gestreckt mit Wasser 🙂

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  3. Pingback: Fasching 2018 – Nieselpriem

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