Buchempfehlung: „Die Last, die du nicht trägst“

Buchempfehlung: „Die Last, die du nicht trägst“

Meine erste Berührung mit diesem Buch war im Frühjahr 1980. Ich, zehnjährig, kam mittags aus der Schule und meine damals hochschwangere Mutti saß die sprichwörtlichen Flüssigkeiten heulend auf der Couch im Wohnzimmer, mich gar nicht beachtend, und las in einem dünnen grünen Buch.

„Die Last, die du nicht trägst“. Ein Buch, geschrieben von der Mutter eines geistig schwerbehinderten Jungen. Keiner berühmten oder bekannten Schriftstellerin, einfach einer Frau, die ihren Schmerz, ihre Verzweiflung, ihre Hoffnungen und ihr Erleben in die Erika-Schreibmaschine gehackt hat, damals, 1978.

Ich hatte meine Mutter noch niemals zuvor weinen sehen. Das grüne Buch musste etwas sehr besonderes sein. Ich mopste es mir und las es heimlich. Verstand kaum, was ich las, war entsetzt, heulte gleichermaßen vor Angst und Schrecken heimlich in meine Kinderbettwäsche, und hatte große Angst vor der nahenden Ankunft meiner kleinen Schwester.

Jetzt kann man sich fragen, warum eine Schwangere solch ein Buch liest im letzten Drittel ihrer Schwangerschaft. Schwangere tun mitunter seltsame Dinge, das wissen wir alle (Ich zum Beispiel war fest davon überzeugt, meine Söhne Titus und Pius zu taufen). Die Wahrheit wird in der DDR-Vergangenheit liegen und dem Umstand, dass es selbst Bücher nicht im angefragten Maße zu kaufen gab und diese „unter der Hand“ weitergegeben wurden. Meine Mutter war eben dran zu einem Zeitpunkt, der für sie ungünstiger (?) nicht hätte sein können.

Das dünne grüne Buch wurde in elf Auflagen gedruckt, Roswitha Geppert, die Mutter mit der Schreibmaschine, über Nacht zu einer Bestsellerautorin in der DDR, einer gefragten Ansprechpartnerin für die Belange behinderter Menschen. Ihr Roman hatte nicht nur die öffentliche Diskussion über die Behandlung und Pflege von Menschen mit Behinderung zur Folge, sondern gab den Anstoß auch für andere Eltern, zu erzählen, zu schreiben.

Warum erzähle ich euch das?! Das Buch ist alt, älter als die meisten von euch. Roswitha ist tot, ihr Sohn Tino ist tot, es gibt unzählige Erlebnisberichte von Eltern, die nach ihr kamen. Eltern, die ihr Erleben und Erfühlen in einer Zeit beschreiben, die uns näher ist.

Gerade deshalb.

„Die Last, die du nicht trägst“, ist in ganz vielen Dingen ein Buch, das sich abhebt von allen anderen Büchern, die das Thema aufgreifen.

Zum Einen spielt es in den späten Siebzigern der DDR, es wirft auf seinen vergilbten Seiten einen Blick auf das Leben im Arbeiter- und Bauernstaat, ohne „davon“ erzählen zu wollen. Wir erleben die Kämpfe des Paares um Gleichberechtigung, Wert der eigenen Arbeit, Teilung der sogenannten „care Arbeit“ (den Begriff kannte Roswitha gar nicht), wir erleben, was es heißt: Die Ehe scheiterte an der Belastung der Eltern. Wir lesen, wie der Junge seine Eltern nächtelang um den Schlaf bringt, wie der Vater einen Nervenzusammenbruch erleidet und auf den Rücken seines Sohnes einprügelt und daraufhin die Mutter sitzend und wachend die Nacht am Bett ihres Sohnes verbringt, um den Einen vor dem Anderen zu schützen. Wir lesen uns durch die Gedanken, Kämpfe, Verzweiflungen der Mutter Roswitha in den ersten vier Lebensjahren ihres Wunschkindes. Der eigene Selbstmordversuch wird ebenso wenig ausgespart wie die wachsende Gewalt in der Familie und Abneigung der Umwelt, je größer und „auffälliger“ der Junge wird. Wir lesen, wie die Umwelt auf sie reagiert, auf ihr Kind, zu einem Zeitpunkt, als „solche“ Menschen hinter Mauern und Zäunen geschützt (versteckt) wurden. Wir lesen, wie die Mutter sich Heime ansieht und die Räumlichkeiten, die Bewohner beschreibt, die Zustände, Gerüche, das alles mit einer gewaltig detaillierten Bildsprache. Wir lesen, wie sie versucht zu helfen, mitarbeitet, dort wo niemand arbeiten will. Lesen über ihren Arbeitstag in einem solchen Heim, lesen ihre Geschichte mit, bis sie im Krankenhaus landet aufgrund eines Schwächeanfalls. Und schlussendlich an der Situation kapituliert. An der Last, die sie nicht mehr tragen kann.

Dieses Buch ist das erste seiner Art. Das fühlte ich beim neuerlichen Lesen. Deswegen ist es so besonders. Deswegen möchte ich, dass viele Menschen das lesen! Immer noch.

Roswitha weiß beim Schreiben nicht, dass tausende Menschen ihr Buch jahrzehntelang lesen werden. Roswitha schreibt, was sie denkt, ohne einer Zensur unterlegen zu sein, ohne sich selbst einem Zensus zu unterwerfen. Sie schreibt, ohne ihr Erleben jemals zuvor in dem Erleben einer anderen Person gespiegelt zu sehen. Durch Bücher anderer Eltern, einer Selbsthilfegruppe, dem Internet oder ähnlichem. Sie schreibt auf, was sie sieht, was sie fühlt. Und das liest sich im Jahr 2023 nicht wie ein Buch aus einer anderen Zeit (blendet man verwendete Begriffe wie: „Schwachsinnige“, „Idioten“ etc. aus in dem Wissen, dass das in den Siebzigern gebräuchliches wording war. Ebenso das Wort: „Negerkind“, bei dem ich zusammengezuckt bin).

Dieses Buch ist in meinen Augen so wichtig, weil es ganz viel sichtbar macht. Nicht nur das Offensichtliche, Thematische dieses Buches. Es ist gleichermaßen eine Gesellschaftsstudie, an der man sich anschauen kann, was sich verändert hat, was sich noch immer nicht genug geändert hat.

„Du weißt nicht, wie schwer die Last ist, die du nicht trägst.“, mit diesem afrikanischen Sprichwort beginnt das Buch und die Autorin stellt sich auch der Wahrheit: Was macht es mit meinem Gegenüber, wenn ich ihm schonungslos erzähle, wie es mir geht, auf die harmlose Frage hin: „Wie geht´s dir?“. Was mit meinem schwerbehinderten Kind los ist, wie schwer meine Tage sind, wie aussichtslos. Wenn sie das Erblassen erblickt im Gegenüber, dem sie ungefragt ein Teil ihrer Last vor die Füße geworfen hat. Darf man das?

Sie stellt sich zutiefst ethische Fragen. Ethische Fragen, die die vor ihr niemand wagte zu stellen, die auch im Jahr 2023 aktuell sind.

„Die Last, die du nicht trägst“ (Mitteldeutscher Verlag Halle- Leipzig, 1978, S.272)

Ich habe nicht geweint, als ich das Buch in diesem Jahr zum zweiten Mal gelesen habe. Auch nicht bei der berüchtigten „Straßenbahnszene“, die jeder Person im Gedächtnis bleibt, die das Buch kennt. Nein, ich habe das Buch diesmal gelesen als eine Person, die diese Ängste kennt aus dem Erzählen meiner Freundinnen, die Verzweiflung in den Augen anderer schon gesehen hat, der besonderen Frauen in meinem Leben mit ihren besonderen Kindern.

Und ich möchte, dass das Buch von Roswitha Geppert, das fünfundvierzig Jahre alte Buch, von dem ich euch hier erzähle, so viele Menschen wie möglich lesen, um Eltern wie meinen Freundinnen die Last von den Schultern zu nehmen, ein Stück weit zumindest, und zwar durch Verstehen! Um erkennbar zu machen, wir sind weiter gekommen, ja, das sind wir. Aber es bleiben für Außenstehende unermessliche Lasten auf den Schultern der Eltern mit behinderten Kindern, die nicht und niemals von diesen genommen werden können. Jede erreichte monetäre und soziale Erleichterung ist wichtig, aber in meinen Augen viel wichtiger ist, dass echtes Verständnis wachsen kann, für die Last, die du nicht trägst.

In ihrem Buch „Das Lächeln kehrt zurück“, dass immer mal wieder als Fortsetzungsroman betitelt wird (was das Buch nicht ist), schreibt Roswitha Geppert auf Seite 16:

„… Seltsam. Sobald man mit Unbetroffenen ins Gespräch kommt und sie erfahren, das einem das geistig schwerbeschädigte Kind starb, wird die Vermutung laut, dass man darüber froh sein müsste. Oder zumindest erleichtert, von dieser Belastung entbunden zu sein. (…) Stirbt einer Mutter das geschädigte Kind, so stirbt ihr das Kind. Ohne alle Abstriche. Ein Kind, um das sie möglicherweise mehr trauert, als um einen anderen Menschen. Weil dieses Kind ohne ihre Liebe, ihre Fürsorge und mütterliche Selbstlosigkeit niemals lebensfähig gewesen wäre. Freilich, ein Leben in Abhängigkeit, für beide. Aber: bei welchem Menschen sonst bekommt man die Chance, ohne Enttäuschung unendlich zu lieben?…“.

Mir war wichtig, euch von diesem Buch zu erzählen. Ja, wer vielleicht für einen leichten Bonmot, einen schnöden Schenkelklopfer heute hier vorbeigeklickt hat, der mag enttäuscht von dannen ziehen. Aber vergisst vielleicht dennoch nicht den Titel des kleinen grünen Buches.

„Immer bringst du mich zum Heulen!“, schrieb irgendwann eine Leserin mal. Das will ich nicht, jemanden zum Heulen bringen. Zum Lachen bringen, vielleicht. Zum Fühlen bringen, ganz sicher, das will ich. Leben ist etwas wunderbares, Leben zu schenken, Leben zu bewahren. Leben zu schützen, Lasten abgeben zu können, einander Lasten abzunehmen, das gehört dazu. Wertschätzung entgegen zu bringen für die Personen, die sich beruflich, in Selbsthilfegruppen oder ehrenamtlich engagieren, um anderen Menschen ihre Lasten erträglich zu machen, das auch. Und anzuerkennen, dass diese Gabe nicht jedem Menschen gegeben ist. Und das danach in Demut nie wieder zu vergessen. ❤

„Ein Vater greift zur Flasche“, und ich begierig zum Buch

„Ein Vater greift zur Flasche“, und ich begierig zum Buch

Disclaimer: Folgender Textbeitrag enthält Werbung, und zwar absichtlich. Ich bewerbe ein Buch, das mir vom Autor in zweifacher Ausführung, und ohne eine daran geknüpfte Bedingung zu äußern, zur Verfügung gestellt wurde. Ich bin nicht bestechlich und möchte zur Kenntnis geben, dass der zwecklose Versuch auch nicht angestrengt wurde. Ich würde meinen unbeeinflussten Senf zu diesem Buch auch dazugeben, wenn ich es in der Städtischen Bibliothek hätte ausleihen müssen und nicht besäße, was ich aber nun tue, dank des Autors. Fürderhin: Da das Buch im Einzelhandel für 12,00€ verkauft wird und ich zu höflich bin um nachzufragen, ob der hochgeschätzte Autor und Bloggerbuddy die beiden mir zur freien Verfügung gestellten Exemplare bereits versteuert hat, werde ich die beiden Exemplare selbstverständlich als geldwerte Entlohnung für Redaktionsleistungen (oder ich schreibe: „sexuelle Gefälligkeiten“, mal sehn) bei der jährlichen Steuererklärung angeben. Soviel zur Transparenz und wegen den ganzen Abmahn- und Anscheißheinis in diesem Internet. Seid ihr jetzt zufrieden oder braucht ihr noch meine Steuernummer?! Screenshots von meinem Kontostand? Oder können wir jetzt endlich anfangen? Schließlich will ich keine Babykatzen oder abgelaufenes Tiramisu im Internet verkoofen, sondern über ein Buch reden und eins verschenken. Danke! Dann gehts jetzt los.

Er hat es wieder getan!

Christian Hanne, Founder und CEO des weltberühmten Familienbetriebes und Autor des Bestsellers „Wenn´s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith“ hat sein zweites Buch fertiggestellt und unter die frenetisch jubelnde Fangemeinschaft geworfen. Es ist aber auch bei jedem gut sortierten Buchhändler oder online erhältlich, zum Beispiel hier.

Vom Layout erinnert der „Flaschenvater“ sehr an „Judith“. Wieder ist das Büchlein im Seitenstraßenverlag erschienen, bei der grafischen Gestaltung hat man wiederum auf Jan Steins gesetzt, der Herrn Hanne tatsächlich vortrefflich zu skizzieren vermag. Man erkennt sofort die Zusammengehörigkeit der beiden Kunstwerke, zu unterscheiden sind sie lediglich durch die unterschiedliche Farbgebung. Seitentechnisch um sage und schreibe (in diesem Fall von Christian Hanne geschrieben) vierzehn Seiten erweitert, machen beide Bände jetzt schon irgendwie den Anschein, sie wöllten ein bunter Regenbogen an Fortsetzungsromanen werden und ich erwäge, Wetten anzunehmen, ob Christians nächster Roman wohl in grünem oder blauen Gewand daherkommen wird.img_9314.jpg

Aber das ist Zukunftsmusik, wenngleich wohlklingende, die bei mir Hoffnung und Vorfreude generiert. Momentan sind wir noch in den frühen Gründerjahren des Familienbetriebes. Und darum geht es:

Die Tochter das Familienbetriebes, gezeugt und geboren in Band eins, ist nun drei Monate alt und ein Ausbund an Freude für Christian und dessen Freundin, die leider/ zu unser aller Leseglück den Rückweg an die Uni antritt und Tochter und Vater die weitere Elternzeit gemeinsam bestreiten lässt.

Wir erfahren, was die Kollegen, der Chef und die Verwandtschaft zu dieser unerhörten Rollenverteilung sagen, begleiten den Autor durch neun Monate Muttermilchverfütterung, Beikosteinführung, Krabbelgruppen- und Spielplatzkontaktaufnahme, Kinderarztkonsultation und die Suche nach einem Betreuungsplatz.

Diese Schritte im neuen Leben als Vater beschreibt Christian Hanne in bekannt humorvoller, fluffiger Weise, gespickt mit einem Feuerwerk aus  Bonmots (Ich wollte das schon immer mal schreiben – Bonmots). Markant sind die Vergleiche, die ihm scheinbar unentwegt aus der Feder flutschen. Rausschwabbern quasi. Situationen werden konsequent mit Liedern, Interpreten oder Popsongs umschrieben, damit der geneigte Lesende ähnlich dem Beiwohnen einer Aufführung die musikalische Untermalung der Szene im Kopf hat. Und bei diesen Vergleichen überzeugt der Autor mit einem breiten musikalischen Kenntnisstand. So finden sich in der „Playlist“ des Buches unter anderem R.E.M., Manowar, Robbie Williams, Bob Geldof, AC/DC und Limp Bizkit. Wenn Musik nicht genug ist, wird auch gnadenlos und hocheffizient in die Kiste der „Oscarprämierten Werke“ gegriffen und so zum Beispiel die Babytochter in einer Situation mit Wilson, dem Basketball aus „Cast away“ veglichen und ich denke, schon in diesem Moment haben alle ein genaues Bild vor Augen… In wie weit dieser Vergleich für den Autor Konsequenzen hatte und was die Tochter oder die Mutter der Tochter dazu sagen, ist leider nicht bekannt.

Christian Hanne skizziert sich selbst und die Figuren, die ihm in diesen neun Monaten begegnen, in einer Art und Weise, die mich einmal mehr an den großartigen Vicco von Bülow erinnert. Er entblößt die Kuriositäten der verschiedenen Situationen und vor allem seiner Protagonisten und bevor man beim Lesen auch nur auf die Idee kommen könnte, er überzeichne die Figur despektierlich, parodiert er seine eigene Figur – sich selbst – in einer Art und Weise, dass niemand mehr auf die Idee kommt, er mache sich lustig. Etwa über die Esoterik-Szene.

Apropos. Was mich ganz besonders erfreut hat ist der Umstand, dass dramaturgisch clever verschiedene Elemente wiederkehren, die bereits in Band eins für hemmungsloses Gelächter gesorgt haben. So erinnert der Besuch des esoterischen PEKiP-Kurses stark an den Geburtsvorbereitungskurs in Band eins. Ebenso dürfen sich die Lesenden auf eine weitere Familienfeier freuen. Wurde in Band eins die Familie des Autors durch den sprichwörtlichen Kakao gezogen (wir erinnern uns: Die Hochzeit des Bruders), so ist nun, ganz im Zeichen der Geschlechtergerechtigkeit, IHRE Familie dran! Und die steht der des Autors in nichts nach, so viel kann ich schon mal verraten.

Leider wurde nichts von Familie Michalske berichtet, die mich seit dem Kapitel „Der Sommer der Liebe“ doch sehr interessiert. Aus rein soziologischer Forschungssicht natürlich. Dafür tauchen Dörte und Thomas auf, die als Sparringspartner in den unterschiedlichsten Situationen dem Autor zur Ghettofaust gehen. Und die ihnen zugewiesene Rollen mit Bravour und Herzblut füllen.

So laviert sich der Autor durch die neun Monate Elternzeit und tatsächlich wird sogar noch ein weiteres Kind gezeugt, geboren und in die Elternzeit mit Christian entlassen. Also am Ende von Band zwei. Was Hoffnung macht, dass pünktlich zur Vorweihnachtszeit 2019 Band drei der Familienbetrieb-Reihe gelauncht wird. Hoffentlich!Ein Vater greift zur Flasche - Christian Hanne

Wer aber der Meinung ist, es handele sich hier um ein autobiografisches Werk, der sei zum einen daran erinnert, dass bereits in Band eins der Autor unter dem Kapitelnamen „Vorbemerkung“ Abstand nimmt von allen zufälligen Ähnlichkeiten zu lebenden Personen. Zweitens bin ich immer  diejenige, die „Regiefehler!“, brüllt beim beschaulichen Schauen diverser Formate, in denen dann zum Beispiel Handies auftauchen, obwohl gerade noch mit superduper CIA/ NASA-Technologie sämtliche Funknetze lahmgelegt wurden oder irgendwer mit trocknem lockerduftig geföntem Haar und akkurat gezogenem Lidstrich aus einem Pool steigt. In dem sie soeben getaucht hatte/ oder gekämpft/ oder subversive Elemente mit Dolchstichen eliminiert.

Und in ebendieser Rolle sage ich euch: Nee, also das ist definitiv nicht autobigrafisch! Es sei denn, Christian Hanne hätte in den letzten drei – vier Jahren eine Parallelwelt mit Zweitfamilie erschaffen und ganz ehrlich, jeder, der bereits EINE Familie mit zwei Kindern hat, weiß, wie unvorstellbar bekloppt dieses Ansinnen wäre!

Also warum denke ich, wir haben es hier mit einem Fantasy-Roman zu tun? Nun, zum Einen behauptet der Autor, während der Elternzeit mit der Tochter Netflix konsumiert zu haben. Ich weiß, wann der Streamingdienst in Deutschland gelauncht wurde (September 2014) und ich kenne zufällig die Tochter des Autors von Angesicht und bezweifle, dass diese erst vier Jahre alt ist. Des weiteren wird die Geburt des Sohnes im Buch auf den 31. Januar 2018 datiert, was mich sehr freut und rührt, weil der 31.Januar auch mein Geburtstag ist, aber nein, definitiv ist der Sohn des Autors NICHT am 31.1.2018 geboren. Ich habe nämlich bereits im Jahr 2016 im Etagenbett des Sohnes übernachtet (der wurde vorher in Sicherheit gebracht). Es gab den Sohn also definitiv schon 2016.

Warum es der geschätzte Autor für notwendig hält, seine Kinder jünger zu machen, erschließt sich mir nicht, aber es bringt mich auf Ideen!

Wenn es sich hier nicht um autobiografische Bücher handelt, kann im nächsten Teil ja zum Beispiel auch eine Vorsitzende vom Elternrat mit Namen Conni Lingus auftauchen. Oder Dörte wird die zweite Frau Michalske und zieht nach Moabit ins Haus der Familie Hanne. Mich würde auch interessieren, ob in der Esoterik-Szene „plastikfrei“ geliebt wird. Kommt dann formschönes Gemüse als Spielzeug zum Einsatz? Das kann der Herr Hanne doch mal recherchieren.

Wie auch immer, ich hatte es bereits nach der Lektüre von Band eins geschrieben und wiederhole mich gern. Nach dem Lesen will man mehr! Jetzt will ich wissen, wie die Integration ins Bildungssystem läuft, ob Norman von der IT aus dem Keller mal rauskommt und alles andere auch. Bis zur Hochzeit von der Tochter mit Konrad, dem Sohn von Dörte. Oder der Hochzeit des Autors mit seiner Freundin. Ich freue mich drauf!

 

„Ein Vater greift zur Flasche“, von Christian Hanne, ist im Seitenstraßen Verlag erschienen und ist für läppische 12,00€ käuflich beim geschmackvollen Literaturdealer deines Vertrauens zu erwerben. Oder online, zum Beispiel hier.

Ich verlose unter allen Interessenten ein Buch mit Widmung des Autors. Gut, da steht jetzt mein Name, aber einem geschenkten Gaul schaut man schließlich nicht auf die Widmung. Ich werde mit Tippex drübermalen und dort dann „Norman“ oder „Dörte“ hinschreiben, je nachdem, wer das Buch gewinnt.

Wer das Buch haben möchte, sollte achtzehn Jahre alt sein, wohnhaft in Deutschland und sich darüber im Klaren sein, dass ich im Falle eines Gewinnes irgendwie die persönliche Adresse des Gewinners übermittelt bekommen muss. Ich versichere natürlich bereits jetzt im Vorfeld, dass diese Daten sofort nach Buchversand vernichtet werden und nicht weitergegeben. Heißt: Zettel zerreißen, Schnipsel verbrennen und die Asche über drei verschiedenen Weltmeeren verstreuen. Ich hoffe sehr, dass ich damit den Anforderungen durch die DSVGO genüge. Im Zweifelsfall tauschen der Gewinner/ die Gewinnerin und ich noch eine dreiseitige Datenschutzerklärung im Vorfeld.

Um das Buch zu bekommen, hinterlasst einen Kommentar hier oder schreibt mir per Mail an nieselpriem.blog@gmail.com. Der Gewinner/ die Gewinnerin wird am 31.10. 2018 ermittelt und per eMail angeschrieben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

 

 

 

 

Die“dünne Dschudiff“ oder: Rezension eines Debütromanes

Die“dünne Dschudiff“ oder: Rezension eines Debütromanes

Als der Typ vom Familienbetrieb ankündigte, ja, jetzt gäbe es in Bälde ein Buch, dann tönte meine Stimme im Aufschrei der Tausenden durchs Internet: „Das wurde ja auch endlich mal Zeit!“.

In acht Teilen wurde dann das Making of deklamiert und ich jieperte und freute mich vor, denn ich erhoffte mir zurecht Lesegenuss vom Allerfeinsten! Und wenn schon das „Machen“ in acht Teilen beschrieben würde, dann stellt sich doch das Familienbetriebsepos ganz sicher dicke neben so Wälzer wie „Krieg und Frieden“, „Anna Karenina“ oder „Die Elenden“. Da war ich ganz sicher!

(Gut, der Debütroman wurde auch kein lustiger Reiseführer über die Bretagne, bereits da irrte ich mich, aber weitere Überraschungen plante ich nicht ein.)

Dann kam das Buch. Und ich schrie auf!

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Denn: Es ist… dünn!

Hoffte ich berechtigterweise, ein Werk von Proust´s Umfang des „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ (5260 Seiten) oder Musil´s „Der Mann ohne Eigenschaften“ (2172 Seiten) bald mein Eigen nennen zu dürfen, hatte ich nun ein Appetithäppchen, das kaum mehr Worte enthielt als ein durchschnittlicher Essential Unfairness– Blogpost! 😀

Gut, nach Hanne´scher Tradition und Schreibstil wurden konsequent die Personalpronomen am Satzanfang weggelassen, womit eben so manch anderer Autor seine Bücher füllen muss. Christian Hanne braucht das nicht!

Weil wir gerade bei Eigenschaften sind: Über den Inhalt gibt es völlig un-überraschenderweise nur Gutes zu berichten. Also Menschen und Leute wie du und ich, die die in Bits und Bytes gekratzten Worte des Autors seit Anbeginn des Internets inhalieren, kommen auf ihre (kurzen) Kosten. Es wird sich nicht mit Geplänkel aufgehalten, das erste Wort des Buches ist: „Shit!“, soviel darf schon mal verraten sein. Souverän, zackig geht es weiter, wir haben  ja noch was vor. Und nur noch hundertsiebzehn Seiten übrig!

Ein Bonmot jagt das andere, meine innere Glückseligkeit macht sich beim Lesen ein Bier auf. Kennen sie den schon?

„… von dem Mann, der bei seiner goldenen Hochzeit gefragt wird, welches die schönste Zeit seiner Ehe war und der antwortet, die sieben Jahre in russischer Gefangenschaft…“ (geklaut aus: „Wenn es ein Junge wird, nennen wir ihn Judith“)

Munter geht es weiter, die Worte, Sätze flutschen nur so raus. Hüllen mich in fröhliches Grinsen-Grunzen vom Anfang bis zum Ende.

Mein neuer Lieblingswitz beginnt im übrigen so: „Kommt ein Kommunikationsberater ins Geburtshaus… „. Den versteht jetzt allerdings nur, wer a) weiß, dass der Herr Hanne nach eigenen Angaben als Kommunikationsberater arbeitet und b) das dünne Buch gelesen hat.

Zum Buchtitel noch eine wichtige Anmerkung: Ziemlich früh wird auch das allgemeine Missverständnis aufgelöst, es könne sich im weiteren Verlauf der Geschichte um einen Jungen namens „Judith“ handeln. Nein, „Dschudiff“! Man spricht es englisch aus.

Ein Weglegen des Buches ist nicht möglich (das hatte ich befürchtet), bis man das blöde dünne Buch in anderthalb Minuten eingehechelt hat! Der perfide Autor hat erreicht, was er wollte: Ich bin angefixt! Ich will mehr! Was ist denn mit „Herr Hanne beim Kinderarzt“, „Herr Hanne bei der Eingewöhnung“ oder: „Herr Hanne und die Babybreimafia“?!

Aber da ich als echtes Fangirl weiß, dass der Familienbetrieb sich durchaus schon mehrmals erfolgreich vergrößert hat, bleibt zu hoffen, dass Band zwei bis vierzig demnächst folgen werden.

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Für wen eignet sich dieses Buch? Wer sollte dieses Buch kaufen? Für alle. Alle. (Kinder, heute auch schon an Weihnachten denken!)

Denn, die „dünne Dschudiff“ kann, was Goethes´s „Dichtung und Wahrheit“ niemals wird können können (können können können… übrige Worte können im Sinne der Nachhaltigkeit gern weiterverwendet werden. Können.). Also, was kann es?

Taschenbuch war gestern! Hosenbundbuch ist up to date! Die dünne Dschudiff kann man im Schlübber nach Timbuktu schmuggeln, ohne ernsthafte Probleme beim Tragekomfort zu bekommen.

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Unschlagbar ist ihr getesteter Einsatz als Laptop-Versteckerli!

Wer kennt es nicht: Du sitzt mit deinem Laptop in einem langweiligen Meeting mit lauter langweiligen Langweilern mit Laptops, starrst auf Powerpointfolien mit sinnentleerten Graphen und hörst deine Lebenszeit sinnlos verrinnen… Das muss nicht sein! Die dünne Dschudiff passt problemlos in auch den kleinsten Laptop und hat in einem Meeting der Sinnlosigkeit eines Vortrags über Key performance inidies und earned value analyses etwas Gehaltvolles entgegenzusetzen: Christian Hannes Worte!

Also ich geh nie wieder ohne…

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Das Buch entbehrt leider jegliche Information, wann denn mit der Fortsetzung zu rechnen ist, aber ich freue mich schon mal vor und danke Christian für die wundervolle Unterhaltung mit diesem Buch. Büchlein. Ich kann ja bis zum zweiten Band den Familienbetrieb ausdrucken und mir aufs Nachttischchen legen wie alle anderen auch.

Apropos alle anderen. Alle anderen haben auch ein bis X Exemplare zur Verlosung erhalten! Ich habe leider nichts. Nur meine eigene Dschudiff, aber die steckte schon in meiner Hose…

… und ist personalisiert.

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Es gibt also hier nichts zu verlosen! Bitte hört auf, mit Eiern nach mir zu wer-feeeeen!

Das macht aber prinzipiell nichts, da ihr ja sowieso zehn Stück braucht. Wegen Weihnachten. Für die Omma, Tante Uschi, die Postfrau, die Leiterin des Geburtshauses, die Esotante im Fengshui-Laden und und und.

„Wenn es ein Junge wird, nennen wir ihn Judith“, von Christian Hanne, ist im Seitenstraßen Verlag erschienen und ist für läppische 9,90€ käuflich beim geschmackvollen Literaturdealer deines Vertrauens zu erwerben. Oder online, zum Beispiel hier.