„Ein Vater greift zur Flasche“, und ich begierig zum Buch

„Ein Vater greift zur Flasche“, und ich begierig zum Buch

Disclaimer: Folgender Textbeitrag enthält Werbung, und zwar absichtlich. Ich bewerbe ein Buch, das mir vom Autor in zweifacher Ausführung, und ohne eine daran geknüpfte Bedingung zu äußern, zur Verfügung gestellt wurde. Ich bin nicht bestechlich und möchte zur Kenntnis geben, dass der zwecklose Versuch auch nicht angestrengt wurde. Ich würde meinen unbeeinflussten Senf zu diesem Buch auch dazugeben, wenn ich es in der Städtischen Bibliothek hätte ausleihen müssen und nicht besäße, was ich aber nun tue, dank des Autors. Fürderhin: Da das Buch im Einzelhandel für 12,00€ verkauft wird und ich zu höflich bin um nachzufragen, ob der hochgeschätzte Autor und Bloggerbuddy die beiden mir zur freien Verfügung gestellten Exemplare bereits versteuert hat, werde ich die beiden Exemplare selbstverständlich als geldwerte Entlohnung für Redaktionsleistungen (oder ich schreibe: „sexuelle Gefälligkeiten“, mal sehn) bei der jährlichen Steuererklärung angeben. Soviel zur Transparenz und wegen den ganzen Abmahn- und Anscheißheinis in diesem Internet. Seid ihr jetzt zufrieden oder braucht ihr noch meine Steuernummer?! Screenshots von meinem Kontostand? Oder können wir jetzt endlich anfangen? Schließlich will ich keine Babykatzen oder abgelaufenes Tiramisu im Internet verkoofen, sondern über ein Buch reden und eins verschenken. Danke! Dann gehts jetzt los.

Er hat es wieder getan!

Christian Hanne, Founder und CEO des weltberühmten Familienbetriebes und Autor des Bestsellers „Wenn´s ein Junge wird, nennen wir ihn Judith“ hat sein zweites Buch fertiggestellt und unter die frenetisch jubelnde Fangemeinschaft geworfen. Es ist aber auch bei jedem gut sortierten Buchhändler oder online erhältlich, zum Beispiel hier.

Vom Layout erinnert der „Flaschenvater“ sehr an „Judith“. Wieder ist das Büchlein im Seitenstraßenverlag erschienen, bei der grafischen Gestaltung hat man wiederum auf Jan Steins gesetzt, der Herrn Hanne tatsächlich vortrefflich zu skizzieren vermag. Man erkennt sofort die Zusammengehörigkeit der beiden Kunstwerke, zu unterscheiden sind sie lediglich durch die unterschiedliche Farbgebung. Seitentechnisch um sage und schreibe (in diesem Fall von Christian Hanne geschrieben) vierzehn Seiten erweitert, machen beide Bände jetzt schon irgendwie den Anschein, sie wöllten ein bunter Regenbogen an Fortsetzungsromanen werden und ich erwäge, Wetten anzunehmen, ob Christians nächster Roman wohl in grünem oder blauen Gewand daherkommen wird.img_9314.jpg

Aber das ist Zukunftsmusik, wenngleich wohlklingende, die bei mir Hoffnung und Vorfreude generiert. Momentan sind wir noch in den frühen Gründerjahren des Familienbetriebes. Und darum geht es:

Die Tochter das Familienbetriebes, gezeugt und geboren in Band eins, ist nun drei Monate alt und ein Ausbund an Freude für Christian und dessen Freundin, die leider/ zu unser aller Leseglück den Rückweg an die Uni antritt und Tochter und Vater die weitere Elternzeit gemeinsam bestreiten lässt.

Wir erfahren, was die Kollegen, der Chef und die Verwandtschaft zu dieser unerhörten Rollenverteilung sagen, begleiten den Autor durch neun Monate Muttermilchverfütterung, Beikosteinführung, Krabbelgruppen- und Spielplatzkontaktaufnahme, Kinderarztkonsultation und die Suche nach einem Betreuungsplatz.

Diese Schritte im neuen Leben als Vater beschreibt Christian Hanne in bekannt humorvoller, fluffiger Weise, gespickt mit einem Feuerwerk aus  Bonmots (Ich wollte das schon immer mal schreiben – Bonmots). Markant sind die Vergleiche, die ihm scheinbar unentwegt aus der Feder flutschen. Rausschwabbern quasi. Situationen werden konsequent mit Liedern, Interpreten oder Popsongs umschrieben, damit der geneigte Lesende ähnlich dem Beiwohnen einer Aufführung die musikalische Untermalung der Szene im Kopf hat. Und bei diesen Vergleichen überzeugt der Autor mit einem breiten musikalischen Kenntnisstand. So finden sich in der „Playlist“ des Buches unter anderem R.E.M., Manowar, Robbie Williams, Bob Geldof, AC/DC und Limp Bizkit. Wenn Musik nicht genug ist, wird auch gnadenlos und hocheffizient in die Kiste der „Oscarprämierten Werke“ gegriffen und so zum Beispiel die Babytochter in einer Situation mit Wilson, dem Basketball aus „Cast away“ veglichen und ich denke, schon in diesem Moment haben alle ein genaues Bild vor Augen… In wie weit dieser Vergleich für den Autor Konsequenzen hatte und was die Tochter oder die Mutter der Tochter dazu sagen, ist leider nicht bekannt.

Christian Hanne skizziert sich selbst und die Figuren, die ihm in diesen neun Monaten begegnen, in einer Art und Weise, die mich einmal mehr an den großartigen Vicco von Bülow erinnert. Er entblößt die Kuriositäten der verschiedenen Situationen und vor allem seiner Protagonisten und bevor man beim Lesen auch nur auf die Idee kommen könnte, er überzeichne die Figur despektierlich, parodiert er seine eigene Figur – sich selbst – in einer Art und Weise, dass niemand mehr auf die Idee kommt, er mache sich lustig. Etwa über die Esoterik-Szene.

Apropos. Was mich ganz besonders erfreut hat ist der Umstand, dass dramaturgisch clever verschiedene Elemente wiederkehren, die bereits in Band eins für hemmungsloses Gelächter gesorgt haben. So erinnert der Besuch des esoterischen PEKiP-Kurses stark an den Geburtsvorbereitungskurs in Band eins. Ebenso dürfen sich die Lesenden auf eine weitere Familienfeier freuen. Wurde in Band eins die Familie des Autors durch den sprichwörtlichen Kakao gezogen (wir erinnern uns: Die Hochzeit des Bruders), so ist nun, ganz im Zeichen der Geschlechtergerechtigkeit, IHRE Familie dran! Und die steht der des Autors in nichts nach, so viel kann ich schon mal verraten.

Leider wurde nichts von Familie Michalske berichtet, die mich seit dem Kapitel „Der Sommer der Liebe“ doch sehr interessiert. Aus rein soziologischer Forschungssicht natürlich. Dafür tauchen Dörte und Thomas auf, die als Sparringspartner in den unterschiedlichsten Situationen dem Autor zur Ghettofaust gehen. Und die ihnen zugewiesene Rollen mit Bravour und Herzblut füllen.

So laviert sich der Autor durch die neun Monate Elternzeit und tatsächlich wird sogar noch ein weiteres Kind gezeugt, geboren und in die Elternzeit mit Christian entlassen. Also am Ende von Band zwei. Was Hoffnung macht, dass pünktlich zur Vorweihnachtszeit 2019 Band drei der Familienbetrieb-Reihe gelauncht wird. Hoffentlich!Ein Vater greift zur Flasche - Christian Hanne

Wer aber der Meinung ist, es handele sich hier um ein autobiografisches Werk, der sei zum einen daran erinnert, dass bereits in Band eins der Autor unter dem Kapitelnamen „Vorbemerkung“ Abstand nimmt von allen zufälligen Ähnlichkeiten zu lebenden Personen. Zweitens bin ich immer  diejenige, die „Regiefehler!“, brüllt beim beschaulichen Schauen diverser Formate, in denen dann zum Beispiel Handies auftauchen, obwohl gerade noch mit superduper CIA/ NASA-Technologie sämtliche Funknetze lahmgelegt wurden oder irgendwer mit trocknem lockerduftig geföntem Haar und akkurat gezogenem Lidstrich aus einem Pool steigt. In dem sie soeben getaucht hatte/ oder gekämpft/ oder subversive Elemente mit Dolchstichen eliminiert.

Und in ebendieser Rolle sage ich euch: Nee, also das ist definitiv nicht autobigrafisch! Es sei denn, Christian Hanne hätte in den letzten drei – vier Jahren eine Parallelwelt mit Zweitfamilie erschaffen und ganz ehrlich, jeder, der bereits EINE Familie mit zwei Kindern hat, weiß, wie unvorstellbar bekloppt dieses Ansinnen wäre!

Also warum denke ich, wir haben es hier mit einem Fantasy-Roman zu tun? Nun, zum Einen behauptet der Autor, während der Elternzeit mit der Tochter Netflix konsumiert zu haben. Ich weiß, wann der Streamingdienst in Deutschland gelauncht wurde (September 2014) und ich kenne zufällig die Tochter des Autors von Angesicht und bezweifle, dass diese erst vier Jahre alt ist. Des weiteren wird die Geburt des Sohnes im Buch auf den 31. Januar 2018 datiert, was mich sehr freut und rührt, weil der 31.Januar auch mein Geburtstag ist, aber nein, definitiv ist der Sohn des Autors NICHT am 31.1.2018 geboren. Ich habe nämlich bereits im Jahr 2016 im Etagenbett des Sohnes übernachtet (der wurde vorher in Sicherheit gebracht). Es gab den Sohn also definitiv schon 2016.

Warum es der geschätzte Autor für notwendig hält, seine Kinder jünger zu machen, erschließt sich mir nicht, aber es bringt mich auf Ideen!

Wenn es sich hier nicht um autobiografische Bücher handelt, kann im nächsten Teil ja zum Beispiel auch eine Vorsitzende vom Elternrat mit Namen Conni Lingus auftauchen. Oder Dörte wird die zweite Frau Michalske und zieht nach Moabit ins Haus der Familie Hanne. Mich würde auch interessieren, ob in der Esoterik-Szene „plastikfrei“ geliebt wird. Kommt dann formschönes Gemüse als Spielzeug zum Einsatz? Das kann der Herr Hanne doch mal recherchieren.

Wie auch immer, ich hatte es bereits nach der Lektüre von Band eins geschrieben und wiederhole mich gern. Nach dem Lesen will man mehr! Jetzt will ich wissen, wie die Integration ins Bildungssystem läuft, ob Norman von der IT aus dem Keller mal rauskommt und alles andere auch. Bis zur Hochzeit von der Tochter mit Konrad, dem Sohn von Dörte. Oder der Hochzeit des Autors mit seiner Freundin. Ich freue mich drauf!

 

„Ein Vater greift zur Flasche“, von Christian Hanne, ist im Seitenstraßen Verlag erschienen und ist für läppische 12,00€ käuflich beim geschmackvollen Literaturdealer deines Vertrauens zu erwerben. Oder online, zum Beispiel hier.

Ich verlose unter allen Interessenten ein Buch mit Widmung des Autors. Gut, da steht jetzt mein Name, aber einem geschenkten Gaul schaut man schließlich nicht auf die Widmung. Ich werde mit Tippex drübermalen und dort dann „Norman“ oder „Dörte“ hinschreiben, je nachdem, wer das Buch gewinnt.

Wer das Buch haben möchte, sollte achtzehn Jahre alt sein, wohnhaft in Deutschland und sich darüber im Klaren sein, dass ich im Falle eines Gewinnes irgendwie die persönliche Adresse des Gewinners übermittelt bekommen muss. Ich versichere natürlich bereits jetzt im Vorfeld, dass diese Daten sofort nach Buchversand vernichtet werden und nicht weitergegeben. Heißt: Zettel zerreißen, Schnipsel verbrennen und die Asche über drei verschiedenen Weltmeeren verstreuen. Ich hoffe sehr, dass ich damit den Anforderungen durch die DSVGO genüge. Im Zweifelsfall tauschen der Gewinner/ die Gewinnerin und ich noch eine dreiseitige Datenschutzerklärung im Vorfeld.

Um das Buch zu bekommen, hinterlasst einen Kommentar hier oder schreibt mir per Mail an nieselpriem.blog@gmail.com. Der Gewinner/ die Gewinnerin wird am 31.10. 2018 ermittelt und per eMail angeschrieben. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen.

 

 

 

 

Blogfamilia 2017

Wenn ihr das hier lest, sitze ich im Bus nach Berlin. Am Freitag findet zum dritten Mal die Blogfamilia statt, die größte Elternbloggermesse Deutschlands. 

Ich bin zum dritten Mal dabei und doch ist es diesmal anders. Die vergangenen beiden Jahre war ich Gast, in diesem Jahr bin ich Teil von dem „Bums“.

Die Blogfamilia wurde immer größer und aus diesem Grund hat sich Anfang des Jahres ein Verein gegründet, zu dessen Gründungsmitgliedern ich zähle, und der in diesem Jahr die Messe gemeinsam veranstaltet.

Als ich gefragt wurde, ob ich mitmachen wöllte, war ich gerührt und geehrt, steht Blogfamilia doch für mich für die Bloggerfamilie, als Teil dessen ich mich sehe. Und auch für eine Art Institution für Familienblogger und die Themen von Familie im allgemeinen. Das Sichtbarmachen derselben ist ein großes Ziel der Blogfamilia und ich bin gespannt auf die Sessions und Vorträge. Und am meisten auf „meine“ Leutchens. So viele sehe ich nur einmal im Jahr, sehe ich nur auf der Blogfamilia, es ist tatsächlich ein bisschen wie zu einem Familienfest zu fahren!

Es wird für mich anders sein in diesem Jahr, ich werde viel weniger Zeit haben zum Quatschen und auch nicht jeden Vortrag hören können und dennoch finde ich es großartig, im „Staff“-Team dabei zu sein und so meinen Beitrag zu leisten, dass alle Besucher an diesem Tag genauso begeistert und emotional angeregt nach Hause gehen, wie ich in den vergangenen Jahren. Ich lebe einfach den Gedanken dahinter und träume großartige Träume, davon, was entstehen könnte, wenn man die energy der schreibenden Eltern kanalisieren würde! Und ich träume davon, dass wir uns wirklich als Gemeinschaft, als Familie sehen. Und zwar als eine gute, in der man sich zuhört und unterstützt. Und sich unterstützt fühlt.

Hier hab ich noch mal was rausgekramt, was ich im vergangenen Jahr im Nachgang verbloggt hatte.

Ihr könnt die Blogfamilia 2017  via Instagram verfolgen. Oder auf Twitter. Und wenn ihr selbst als Besucher vorort seid und wir uns bisher noch nicht persönlich kennengelernt haben, sagt „Hallo Nieselpriemchen!“ oder drückt mir hemmungslos einen feuchten Schmatz auf die runzlige Stirn, je nach Temperament. Ich freu mich, kannste glauben!

Berlin, isch gomme! 🙂

 

Die“dünne Dschudiff“ oder: Rezension eines Debütromanes

Die“dünne Dschudiff“ oder: Rezension eines Debütromanes

Als der Typ vom Familienbetrieb ankündigte, ja, jetzt gäbe es in Bälde ein Buch, dann tönte meine Stimme im Aufschrei der Tausenden durchs Internet: „Das wurde ja auch endlich mal Zeit!“.

In acht Teilen wurde dann das Making of deklamiert und ich jieperte und freute mich vor, denn ich erhoffte mir zurecht Lesegenuss vom Allerfeinsten! Und wenn schon das „Machen“ in acht Teilen beschrieben würde, dann stellt sich doch das Familienbetriebsepos ganz sicher dicke neben so Wälzer wie „Krieg und Frieden“, „Anna Karenina“ oder „Die Elenden“. Da war ich ganz sicher!

(Gut, der Debütroman wurde auch kein lustiger Reiseführer über die Bretagne, bereits da irrte ich mich, aber weitere Überraschungen plante ich nicht ein.)

Dann kam das Buch. Und ich schrie auf!

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Denn: Es ist… dünn!

Hoffte ich berechtigterweise, ein Werk von Proust´s Umfang des „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ (5260 Seiten) oder Musil´s „Der Mann ohne Eigenschaften“ (2172 Seiten) bald mein Eigen nennen zu dürfen, hatte ich nun ein Appetithäppchen, das kaum mehr Worte enthielt als ein durchschnittlicher Essential Unfairness– Blogpost! 😀

Gut, nach Hanne´scher Tradition und Schreibstil wurden konsequent die Personalpronomen am Satzanfang weggelassen, womit eben so manch anderer Autor seine Bücher füllen muss. Christian Hanne braucht das nicht!

Weil wir gerade bei Eigenschaften sind: Über den Inhalt gibt es völlig un-überraschenderweise nur Gutes zu berichten. Also Menschen und Leute wie du und ich, die die in Bits und Bytes gekratzten Worte des Autors seit Anbeginn des Internets inhalieren, kommen auf ihre (kurzen) Kosten. Es wird sich nicht mit Geplänkel aufgehalten, das erste Wort des Buches ist: „Shit!“, soviel darf schon mal verraten sein. Souverän, zackig geht es weiter, wir haben  ja noch was vor. Und nur noch hundertsiebzehn Seiten übrig!

Ein Bonmot jagt das andere, meine innere Glückseligkeit macht sich beim Lesen ein Bier auf. Kennen sie den schon?

„… von dem Mann, der bei seiner goldenen Hochzeit gefragt wird, welches die schönste Zeit seiner Ehe war und der antwortet, die sieben Jahre in russischer Gefangenschaft…“ (geklaut aus: „Wenn es ein Junge wird, nennen wir ihn Judith“)

Munter geht es weiter, die Worte, Sätze flutschen nur so raus. Hüllen mich in fröhliches Grinsen-Grunzen vom Anfang bis zum Ende.

Mein neuer Lieblingswitz beginnt im übrigen so: „Kommt ein Kommunikationsberater ins Geburtshaus… „. Den versteht jetzt allerdings nur, wer a) weiß, dass der Herr Hanne nach eigenen Angaben als Kommunikationsberater arbeitet und b) das dünne Buch gelesen hat.

Zum Buchtitel noch eine wichtige Anmerkung: Ziemlich früh wird auch das allgemeine Missverständnis aufgelöst, es könne sich im weiteren Verlauf der Geschichte um einen Jungen namens „Judith“ handeln. Nein, „Dschudiff“! Man spricht es englisch aus.

Ein Weglegen des Buches ist nicht möglich (das hatte ich befürchtet), bis man das blöde dünne Buch in anderthalb Minuten eingehechelt hat! Der perfide Autor hat erreicht, was er wollte: Ich bin angefixt! Ich will mehr! Was ist denn mit „Herr Hanne beim Kinderarzt“, „Herr Hanne bei der Eingewöhnung“ oder: „Herr Hanne und die Babybreimafia“?!

Aber da ich als echtes Fangirl weiß, dass der Familienbetrieb sich durchaus schon mehrmals erfolgreich vergrößert hat, bleibt zu hoffen, dass Band zwei bis vierzig demnächst folgen werden.

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Für wen eignet sich dieses Buch? Wer sollte dieses Buch kaufen? Für alle. Alle. (Kinder, heute auch schon an Weihnachten denken!)

Denn, die „dünne Dschudiff“ kann, was Goethes´s „Dichtung und Wahrheit“ niemals wird können können (können können können… übrige Worte können im Sinne der Nachhaltigkeit gern weiterverwendet werden. Können.). Also, was kann es?

Taschenbuch war gestern! Hosenbundbuch ist up to date! Die dünne Dschudiff kann man im Schlübber nach Timbuktu schmuggeln, ohne ernsthafte Probleme beim Tragekomfort zu bekommen.

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Unschlagbar ist ihr getesteter Einsatz als Laptop-Versteckerli!

Wer kennt es nicht: Du sitzt mit deinem Laptop in einem langweiligen Meeting mit lauter langweiligen Langweilern mit Laptops, starrst auf Powerpointfolien mit sinnentleerten Graphen und hörst deine Lebenszeit sinnlos verrinnen… Das muss nicht sein! Die dünne Dschudiff passt problemlos in auch den kleinsten Laptop und hat in einem Meeting der Sinnlosigkeit eines Vortrags über Key performance inidies und earned value analyses etwas Gehaltvolles entgegenzusetzen: Christian Hannes Worte!

Also ich geh nie wieder ohne…

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Das Buch entbehrt leider jegliche Information, wann denn mit der Fortsetzung zu rechnen ist, aber ich freue mich schon mal vor und danke Christian für die wundervolle Unterhaltung mit diesem Buch. Büchlein. Ich kann ja bis zum zweiten Band den Familienbetrieb ausdrucken und mir aufs Nachttischchen legen wie alle anderen auch.

Apropos alle anderen. Alle anderen haben auch ein bis X Exemplare zur Verlosung erhalten! Ich habe leider nichts. Nur meine eigene Dschudiff, aber die steckte schon in meiner Hose…

… und ist personalisiert.

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Es gibt also hier nichts zu verlosen! Bitte hört auf, mit Eiern nach mir zu wer-feeeeen!

Das macht aber prinzipiell nichts, da ihr ja sowieso zehn Stück braucht. Wegen Weihnachten. Für die Omma, Tante Uschi, die Postfrau, die Leiterin des Geburtshauses, die Esotante im Fengshui-Laden und und und.

„Wenn es ein Junge wird, nennen wir ihn Judith“, von Christian Hanne, ist im Seitenstraßen Verlag erschienen und ist für läppische 9,90€ käuflich beim geschmackvollen Literaturdealer deines Vertrauens zu erwerben. Oder online, zum Beispiel hier.

Tür 5 – ein Familienbetrieb auf der Wurstwiese

Heute schreibt Christian vom Blog Familienbetrieb über traditionelles Weihnachtsessen. Über den Autor und den Familienbetrieb braucht man eigentlich keine Worte mehr zu verlieren. Es wurde alles schon gesagt, geschrieben und keine noch so blumige Eloge wird ihm wirklich gerecht. Der Typ ist einfach nur der Knaller, oder? Ich wünsche mir und euch viel Spaß!

 

Essenstraditionen spielen an Weihnachten seit jeher eine große Rolle. Die einen mögen es gerne aufwändig und tischen Gans mit Knödeln und Rotkraut auf, andere bevorzugen es eher einfach und begnügen sich mit Kartoffelsalat und Würstchen, die am Weihnachtsbaum verzehrt werden. Als Nachtisch gibt es dann noch Eis oder Pudding und später wollen dann noch der Christstollen und die vier Wochen alten Weihnachtsplätzchen verdrückt werden.

Aber egal, was zum Wiegenfest des Jesuskindes serviert wird, es geschieht in Mengen, die nicht mehr als haushaltsüblich bezeichnet werden können. So kommt ein 4-Personen-Haushalt über die weihnachtlichen Feiertage gerne mal auf eine Kalorienzufuhr eines 9-köpfigen Tour de France-Teams – und zwar während der gesamten 21-tägigen Rundfahrt.

Möglicherweise ist es ein abendländischer Brauch, an Weihnachten durch Sodbrennen, Verstopfung und Magenschmerzen, das Leid und die Beschwerlichkeit nachzuempfinden, die Maria, Josef und das Jesuskind ertragen mussten, als sie im Stall zu Bethlehem vor sich hin darbten. Eventuell ist diese maßlose feiertägliche Völlerei aber auch durch die Innung der Änderungsschneider sowie die Lobby der Diät- und Fitnessindustrie gesteuert, die immer zu Jahresanfang Millionen- wenn nicht gar Milliardengeschäfte machen.

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Auch bei uns Zuhause gab es früher ein traditionelles Weihnachtsessen: Nudelauflauf mit Tomatensauce. Als ich ein kleiner Junge war, gehörte dieses Gericht zu Heiligabend wie der Weihnachtsbaum, das rote Kleid, das meine Mutter jedes Jahr trug, oder die Modelleisenbahn, die mein Vater in mühevoller Kleinarbeit aufbaute und sich dann darüber aufregte, dass mein Bruder und ich nach fünf Minuten, der monoton ständig im Kreis fahrenden Zügen überdrüssig wurden und uns lieber den Weihnachtsgeschenken zuwandten.

Für Außenstehende wirkte unser Weihnachtsmahl oft etwas befremdlich, denn mit Sahnesauce übergossene und mit Edamer überbackene Nudeln haben doch so gar nichts Feierliches und Festliches an sich. Neben den kulinarischen Vorlieben meines Bruders und mir gab es sehr pragmatische Gründe für diese Essenswahl. Zum einen lässt sich Nudelauflauf gut vorbereiten, was meine Mutter immer in den frühen Morgenstunden des 24. Dezembers tat, wenn der Rest der Familie noch schlief – möglicherweise ihre entspanntesten Stunden an Heiligabend. Zum anderen ist so ein Nudelauflauf auch recht einfach fertigzustellen. Für den Fall, dass der elterliche Streit beim Christbaumschmücken – auch so eine frühere Tradition bei uns – einmal vollkommen aus dem Ruder gelaufen wäre und nicht einmal mehr UNO-Blauhelm-Truppen deeskalierend hätten eingreifen können, um die unterschiedlichen Ansichten ob des gerade Stehens des Weihnachtsbaumes sowie der optimalen Anordnung von Kerzen, Kugeln und Schmuck in der Tanne in einen Konsens zu überführen, wäre mein Bruder als der ältere von uns beiden auch als Grundschulkind in der Lage gewesen, die präparierte Auflaufform bei 200 Grad in den Ofen zu schieben und nach 20 Minuten wieder herauszuholen. Aber so weit kam es nie (Anm. der Red.: Die konfliktäre Darstellung unserer Weihnachtsvorbereitungen dient lediglich der literarischen Zuspitzung. Tatsächlich verliefen die Heiligabende bei uns immer in einer absolut friedlichen und beispielhaft harmonischen Atmosphäre, dass Weihnachtsfeiern in Bullerbü dagegen als von brutalstmöglichen Ausschreitungen begleitete Zusammenkünfte gewaltbereiter Hooligans gelten können.).

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Aber für einige Jahre brachen wir mit unserer kulinarischen Weihnachtstradition. Denn es begab sich zu der Zeit, dass der Zweitgeborene der Familie (sprich ich) verlangte, dass er das Weihnachtsmahl zubereitet. In meinem letzten Jahr im Kindergarten hatte ich dort nämlich an einem Kochkurs teilgenommen. Ein Teil meiner Erziehung zu einem modernen Mann, der weder Kelle noch Schürze scheut, womit meine Eltern außerdem sicherstellen wollten, dass ich in späteren Jahren, wenn ich das traute Heim – und die warme Küche – verlassen habe, nicht elendig verhungere.

Nun wollte ich meine neu erworbenen Kompetenzen in der Speisenzubereitung einem realitätsnahen Praxistest unterziehen. Auf der Stirn meiner Mutter bildete sich Angstschweiß von niagarafallartigem Ausmaß und sie fragte sich, warum sie mich unter Schmerzen zur Welt gebracht hatte, damit ich ein paar Jahre später zum Weihnachtsfest die gesamte Familie durch meine nur rudimentär ausgebildeten Kochkünsten mit einer Lebensmittelvergiftung ins Krankhaus schicke. Auch der Blick meines Vaters zeugte von tiefer Skepsis, malte er sich doch in aller Unerfreulichkeit aus, wie er nach einem infernalischen Kochfiasko seines Zweitgeborenen über die Weihnachtsfeiertage die gesamte Küche renovieren muss. Mein Bruder war gegenüber meinem Ansinnen hingegen indifferent, so lange es keine zusätzliche Arbeit für ihn bedeutete.

Meine Eltern beruhigten sich erst ein wenig, als ich verkündete, welches Gericht ich gedachte zu kredenzen: Fliegenpilze auf Wurstwiese. Dabei geht es nicht um die Zubereitung des giftigen Amanita muscarias, sondern um die dekorative Anordnung gekochter Eier und halber Tomaten unter Zuhilfenahme von Mayonnaise.

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Die Herstellung dieser auf der Wurstwiese gebetteten Fliegenpilze ist so einfach, dass sie selbst ein motorisch minderbegabtes Kind im Grundschulalter vor nicht allzu große Probleme stellt. Zunächst werden ein paar Eier hartgekocht, abgeschreckt und gepellt. Für die bessere Standhaftigkeit werden die dicken Enden der Eier gekappt. Anschließend werden Tomaten halbiert und die Kerne und das Fruchtfleisch mit einem Löffel entfernt. Die so ausgehöhlten Tomaten werden auf die Eierspitzen gestülpt. Mittels einer Tube Mayonnaise werden danach die Fliegenpilz-Punkte auf die zu Pilzhüten umfunktionierten Tomatenhälften appliziert. Zum Abschluss werden Wurstscheiben auf einem Teller oder einer Platte verteilt und die Eier-Tomaten-Fliegenpilze darauf drapiert. Für das vollendete Natur-Feeling kann auch noch Petersilie auf der wurstigen Wiese verteilt werden.

Selbstverständlich kann die Wurstwiese auch durch eine Käsewiese ersetzt werden. Oder durch eine vegane Wurstwiese. Aber im Westerwald der frühen 80er Jahre, wo ich aufwuchs, war Vegetarismus noch nicht besonders stark verbreitet. Von Veganismus ganz zu schweigen. Um ehrlich zu sein, ist die Ernährung des gemeinen Westerwälders bis heute stark carnivorisch geprägt.

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Nach ein paar Jahren verlor ich dann die Lust an den wurstwiesigen Fliegenpilzen und beendete meine Kochkarriere, bevor ich größeren Schaden anrichten konnte. Seither gab es bei meinen Eltern an Heiligabend wieder Nudelauflauf. Ganz traditionell. Aber ohne mütterliches rotes Kleid. Und ohne väterliche Modelleisenbahn. Er schmeckte aber trotzdem immer wieder gut.

FamBetrieb_Fliegenpilze auf Wurstwiese

Das spätere Oberhaupt eines erfolgreichen Familienbetriebes bei früher Kinderarbeit und vollem lockigen Haar

 

Fliegenpilze auf Wurstwiese – Zutaten

  • Vier hartgekochte Eier
  • Zwei Tomaten
  • Eine Tube Mayonnaise
  • Wurstaufschnitt (oder Käseaufschnitt)
  • Petersilie (oder anderes Grünzeug)