Tür 22 – Haselnuss-Bananen-Cookies

Jessi und ihre zauberhafte Tochter habe ich bei der #blomm2015 kennengelernt und sehe diese überaus herzliche und fröhliche Frau immer noch vor mir. Sie lebt in einer „etwas anderen Familie“, wie sie selber schreibt, mit Mann, Kind und Pflege-Teenager und hat den Kopf stets voller Ideen. Darüber schreibt sie auf ihrem Blog feierSun. Ich mag besonders ihre raffinierten und simplen Rezepte, die immer aussehen, als bräuchte man dafür nur drei Zutaten und sei innerhalb von zehn Minuten fertig und alles sieht „Wow!“ aus. Kein Wunder also, dass ich mir ein Rezept von ihr gewünscht habe. Und diese Cookies kann man bestimmt auch super im Januar essen. Oder November. Oder Januar bis November. Viel Vergnügen!

Als Rike mich fragte, ob ich ein Türchen ihres Kalenders sein möchte, da bin ich glatt ausgeflippt, denn Henrike – Riiiiiiiiiiiiike – Riiiiikeeeeee ist einfach wundertoll und ich fühle mich geehrt. Was es aber nicht einfacher macht, auszuwählen, was ich euch zeige. Schließlich seid Ihr einiges gewöhnt von der Autorin dieses Blogs (Anmerkung der Autorin: Nein, ich habe auch keine Ahnung, was sie meint.). Daher versuche ich es mal mit einem Rezept. Essen geht ja immer und lecker sowieso und einfach ist noch besser. Vielleicht findet das Rezept ja auch im testosterondominierenden Haushalt der Nieselpriem´s Anklang, denn einfach das ist es und einfach ist doch immer gut.

Haselnuss-Bananen-Cookies

Zutaten: 
– 125 g Margarine
– 80 g Zucker
– 250 g Mehl
– 100 g Haselnüsse
– 1 Pck. Vanillezucker
– 1 Teil Backpulver
– 350 g Bananen
– 1 Prise Salz

Zubereitung:
Die Haselnüsse klein hacken und mit den trockenen Zutaten, also dem Mehl, dem Backpulver und der Prise Salz mischen.

Margarine mit dem Zucker und dem Vanillezucker cremig rühren. Bananen pürieren und zur ersten Mischung geben. Kurz umrühren. Nun die trockenen Zutaten dazugeben und vorsichtig vermengen.

Spätestens hier kommt der Kinderpart – zumindest bei uns, denn wir sind so verrückt – also ich bin es, das vierjährige Teigmonsterchen mit einzubeziehen beim Backen. Ich hab aber auch keine Wahl, die klettert einfach auf die Arbeitsplatte und macht mit:

Also einfach mit zwei Esslöffeln kleine Teighügel auf dem Backblech anhäufen und leicht platt drücken. Eigentlich könnte man sie rund formen – aber erzählt das mal einem enthusiastischen Kind und im Grunde, die kommen auch nur in den Bauch – ob rund, eckig oder wie auch immer.

Gebacken haben wir sie bei 160 Grad ca. 15 Minuten und noch heiß musste ich meine beiden Männer davon abhalten einfach zu naschen, doch wer will es ihnen verübeln. Sie duften auch lecker.Bananen Haselnuss Cookies.So und wer das Küchen-Chaos nun bezwingt??? Ich wäre ja für den Mann, findet der aber nicht – also ich bin dann mal schrubben…

Und wer mehr Rezepte von der verrückten Mutter lesen will, die ihre Tochter bei so was tatsächlich in die Küche lässt und die nebenher auch noch bastelt, der kann gerne mal zu ihr rüber huschen. Oder einfach in die Küche gehen und auch ein Chaos veranstalten – ob mit oder ohne Kind.

Tür 5 – ein Familienbetrieb auf der Wurstwiese

Heute schreibt Christian vom Blog Familienbetrieb über traditionelles Weihnachtsessen. Über den Autor und den Familienbetrieb braucht man eigentlich keine Worte mehr zu verlieren. Es wurde alles schon gesagt, geschrieben und keine noch so blumige Eloge wird ihm wirklich gerecht. Der Typ ist einfach nur der Knaller, oder? Ich wünsche mir und euch viel Spaß!

 

Essenstraditionen spielen an Weihnachten seit jeher eine große Rolle. Die einen mögen es gerne aufwändig und tischen Gans mit Knödeln und Rotkraut auf, andere bevorzugen es eher einfach und begnügen sich mit Kartoffelsalat und Würstchen, die am Weihnachtsbaum verzehrt werden. Als Nachtisch gibt es dann noch Eis oder Pudding und später wollen dann noch der Christstollen und die vier Wochen alten Weihnachtsplätzchen verdrückt werden.

Aber egal, was zum Wiegenfest des Jesuskindes serviert wird, es geschieht in Mengen, die nicht mehr als haushaltsüblich bezeichnet werden können. So kommt ein 4-Personen-Haushalt über die weihnachtlichen Feiertage gerne mal auf eine Kalorienzufuhr eines 9-köpfigen Tour de France-Teams – und zwar während der gesamten 21-tägigen Rundfahrt.

Möglicherweise ist es ein abendländischer Brauch, an Weihnachten durch Sodbrennen, Verstopfung und Magenschmerzen, das Leid und die Beschwerlichkeit nachzuempfinden, die Maria, Josef und das Jesuskind ertragen mussten, als sie im Stall zu Bethlehem vor sich hin darbten. Eventuell ist diese maßlose feiertägliche Völlerei aber auch durch die Innung der Änderungsschneider sowie die Lobby der Diät- und Fitnessindustrie gesteuert, die immer zu Jahresanfang Millionen- wenn nicht gar Milliardengeschäfte machen.

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Auch bei uns Zuhause gab es früher ein traditionelles Weihnachtsessen: Nudelauflauf mit Tomatensauce. Als ich ein kleiner Junge war, gehörte dieses Gericht zu Heiligabend wie der Weihnachtsbaum, das rote Kleid, das meine Mutter jedes Jahr trug, oder die Modelleisenbahn, die mein Vater in mühevoller Kleinarbeit aufbaute und sich dann darüber aufregte, dass mein Bruder und ich nach fünf Minuten, der monoton ständig im Kreis fahrenden Zügen überdrüssig wurden und uns lieber den Weihnachtsgeschenken zuwandten.

Für Außenstehende wirkte unser Weihnachtsmahl oft etwas befremdlich, denn mit Sahnesauce übergossene und mit Edamer überbackene Nudeln haben doch so gar nichts Feierliches und Festliches an sich. Neben den kulinarischen Vorlieben meines Bruders und mir gab es sehr pragmatische Gründe für diese Essenswahl. Zum einen lässt sich Nudelauflauf gut vorbereiten, was meine Mutter immer in den frühen Morgenstunden des 24. Dezembers tat, wenn der Rest der Familie noch schlief – möglicherweise ihre entspanntesten Stunden an Heiligabend. Zum anderen ist so ein Nudelauflauf auch recht einfach fertigzustellen. Für den Fall, dass der elterliche Streit beim Christbaumschmücken – auch so eine frühere Tradition bei uns – einmal vollkommen aus dem Ruder gelaufen wäre und nicht einmal mehr UNO-Blauhelm-Truppen deeskalierend hätten eingreifen können, um die unterschiedlichen Ansichten ob des gerade Stehens des Weihnachtsbaumes sowie der optimalen Anordnung von Kerzen, Kugeln und Schmuck in der Tanne in einen Konsens zu überführen, wäre mein Bruder als der ältere von uns beiden auch als Grundschulkind in der Lage gewesen, die präparierte Auflaufform bei 200 Grad in den Ofen zu schieben und nach 20 Minuten wieder herauszuholen. Aber so weit kam es nie (Anm. der Red.: Die konfliktäre Darstellung unserer Weihnachtsvorbereitungen dient lediglich der literarischen Zuspitzung. Tatsächlich verliefen die Heiligabende bei uns immer in einer absolut friedlichen und beispielhaft harmonischen Atmosphäre, dass Weihnachtsfeiern in Bullerbü dagegen als von brutalstmöglichen Ausschreitungen begleitete Zusammenkünfte gewaltbereiter Hooligans gelten können.).

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Aber für einige Jahre brachen wir mit unserer kulinarischen Weihnachtstradition. Denn es begab sich zu der Zeit, dass der Zweitgeborene der Familie (sprich ich) verlangte, dass er das Weihnachtsmahl zubereitet. In meinem letzten Jahr im Kindergarten hatte ich dort nämlich an einem Kochkurs teilgenommen. Ein Teil meiner Erziehung zu einem modernen Mann, der weder Kelle noch Schürze scheut, womit meine Eltern außerdem sicherstellen wollten, dass ich in späteren Jahren, wenn ich das traute Heim – und die warme Küche – verlassen habe, nicht elendig verhungere.

Nun wollte ich meine neu erworbenen Kompetenzen in der Speisenzubereitung einem realitätsnahen Praxistest unterziehen. Auf der Stirn meiner Mutter bildete sich Angstschweiß von niagarafallartigem Ausmaß und sie fragte sich, warum sie mich unter Schmerzen zur Welt gebracht hatte, damit ich ein paar Jahre später zum Weihnachtsfest die gesamte Familie durch meine nur rudimentär ausgebildeten Kochkünsten mit einer Lebensmittelvergiftung ins Krankhaus schicke. Auch der Blick meines Vaters zeugte von tiefer Skepsis, malte er sich doch in aller Unerfreulichkeit aus, wie er nach einem infernalischen Kochfiasko seines Zweitgeborenen über die Weihnachtsfeiertage die gesamte Küche renovieren muss. Mein Bruder war gegenüber meinem Ansinnen hingegen indifferent, so lange es keine zusätzliche Arbeit für ihn bedeutete.

Meine Eltern beruhigten sich erst ein wenig, als ich verkündete, welches Gericht ich gedachte zu kredenzen: Fliegenpilze auf Wurstwiese. Dabei geht es nicht um die Zubereitung des giftigen Amanita muscarias, sondern um die dekorative Anordnung gekochter Eier und halber Tomaten unter Zuhilfenahme von Mayonnaise.

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Die Herstellung dieser auf der Wurstwiese gebetteten Fliegenpilze ist so einfach, dass sie selbst ein motorisch minderbegabtes Kind im Grundschulalter vor nicht allzu große Probleme stellt. Zunächst werden ein paar Eier hartgekocht, abgeschreckt und gepellt. Für die bessere Standhaftigkeit werden die dicken Enden der Eier gekappt. Anschließend werden Tomaten halbiert und die Kerne und das Fruchtfleisch mit einem Löffel entfernt. Die so ausgehöhlten Tomaten werden auf die Eierspitzen gestülpt. Mittels einer Tube Mayonnaise werden danach die Fliegenpilz-Punkte auf die zu Pilzhüten umfunktionierten Tomatenhälften appliziert. Zum Abschluss werden Wurstscheiben auf einem Teller oder einer Platte verteilt und die Eier-Tomaten-Fliegenpilze darauf drapiert. Für das vollendete Natur-Feeling kann auch noch Petersilie auf der wurstigen Wiese verteilt werden.

Selbstverständlich kann die Wurstwiese auch durch eine Käsewiese ersetzt werden. Oder durch eine vegane Wurstwiese. Aber im Westerwald der frühen 80er Jahre, wo ich aufwuchs, war Vegetarismus noch nicht besonders stark verbreitet. Von Veganismus ganz zu schweigen. Um ehrlich zu sein, ist die Ernährung des gemeinen Westerwälders bis heute stark carnivorisch geprägt.

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Nach ein paar Jahren verlor ich dann die Lust an den wurstwiesigen Fliegenpilzen und beendete meine Kochkarriere, bevor ich größeren Schaden anrichten konnte. Seither gab es bei meinen Eltern an Heiligabend wieder Nudelauflauf. Ganz traditionell. Aber ohne mütterliches rotes Kleid. Und ohne väterliche Modelleisenbahn. Er schmeckte aber trotzdem immer wieder gut.

FamBetrieb_Fliegenpilze auf Wurstwiese

Das spätere Oberhaupt eines erfolgreichen Familienbetriebes bei früher Kinderarbeit und vollem lockigen Haar

 

Fliegenpilze auf Wurstwiese – Zutaten

  • Vier hartgekochte Eier
  • Zwei Tomaten
  • Eine Tube Mayonnaise
  • Wurstaufschnitt (oder Käseaufschnitt)
  • Petersilie (oder anderes Grünzeug)

Bärtiger Eierpunsch

„Ich will einen Eierpunsch! So einen wie Chevy Chase! Im Glasbechser mit Elchflügeln!“. Wenn der bärtige Mann diese Sätze von sich gibt, hat er schon einige Eierpunsche durchprobiert und hetzt mich vom Regen durchnässt über irgendeinen übervollen Weihnachtsmarkt.

Kein Eierpunsch wird seinen hohen Ansprüchen gerecht. Sie werden prinzipiell qualitativ nicht schlechter, je mehr man davon trinkt (den Effekt kennen einige vielleicht vom Heidelbeerglühwein aus´m Supermarkt für eins neunundneunzig), aber der Gaumenschmauß, ein wohliges Grunzen aus vom Branntwein verätzter und von süßer Sahne umschmeichelter Kehle will sich nicht einstellen.

Ich beobachte derlei Treiben mit einem Blick, wie man zum Beispiel Tiersendungen beobachtet, in denen von irgendwelchen Arten Kadaver gefleddert werden und im nächsten Moment kopuliert.

Ich trinke sowas nicht. Gott sei Dank trinke ich sowas nicht! Prinzipiell trinkt aber jeder, worauf er Durst hat. Das wusste schon der alte Hemmingway, und der kannte sich schließlich aus.

Aber ich bin involviert, mittelbar beeinträchtigt durch die Minderqualität der käuflich zu erwerbenden Eier-Branntwein-Zucker-Gemische. Denn ich muss mit und an jedem bekloppten Punschstand bleibt der arme Mann hoffnungsvoll stehen, legt das Familienvermögen auf den Tresen um dann doch nur enttäuscht aber tapfer („Hammer bezahlt!“) irgendein Gebräu runterzuschlürfen, während mir die Tentakel abfrieren und das Regenwasser in den Kragen läuft.

Es nützt nüscht. Die Mutti muss ran!

Nach unerquicklicher Internetrecherche habe ich ein Eierpunsch-Brainstorming mit meiner Nachbarin Manja abgehalten und das brachte die zündende Idee für „Original Bärtiger Eierpunsch“.

Und so gehts:

1 Flasche Eierlikör

1 Flasche Mangosaft

1/2 Flasche Orangensaft (nicht im Bild)

1 Dose Milchmädchen

Brauner Rum, Menge nach Geschmack (ich hab eine kleine Pulle genommen)

1 TL Zimt

… mit einem Schneebesen in einem großen Topf verrühren. Gegebenenfalls etwas erwärmen, damit die Zutaten  binden.IMG_0054Dann alles in Flaschen abfüllen und dabei eine Riesensauerei veranstalten.IMG_0055Nachdem man den Tisch und die Flaschen gesäubert hat, einen Anhänger lyrisch beschriften und dann verschenken.IMG_0056

Wohliges Grunzen und rote Wangen garantiert!

Nur die Chevy Chase Elch-Tasse kommt mir nicht ins Haus. Das geht entschieden zu weit. Danach folgen dann womöglich Rentierpullover als Weihnachtsgeschenk und ein beleuchteter Frosty auf´m Balkon!