Tür 23 – Sandkuchenlyrik

Liebe Leute, ich hab heute Verena hier zur Adventskalenderzier! (Ist gut, ich lass es. Fließtext. Hab verstanden.) Verena ist die schreibende Faust, das denkende Hirn und das spitzbübisch lächelnde Gesicht hinter dem Blog „Sandkuchengeschichten“, und diese Geschichten solltet ihr euch ausdrucken, binden und über die Feiertage lesen. Oder gleich Verenas Buch auf euer elektronisches Dingsbums laden. Wieviel Glühwein nötig war um nachfolgendes Gedicht runterzuschreiben, ist nicht überliefert, aber ich freue mich sehr über die Erstaufführung des hochoffiziellen Sandkuchen-Weihnachtsgedichts, das wir bestimmt im nächsten Jahr in irgendeinem gebunden Gedichtband wiederfinden werden (Marcel Reich-Ranicki nickt von seiner Wolke. Glaub ich.).

Noch’n Weihnachtsgedicht

Am ersten Zwölften geht es los.
Das erste Türchen, grandios.
Doch zehn Kalender, wie das stresst,
dass man zu spät das Haus verlässt
und durch Adventskalenderhast
beinah den Tagwerkstart verpasst.

Täglich fragen die Kinder dann:
„Wann kommt er denn, der Weihnachtsmann?“
Oder auch das Christkindlein
– da wollen wir mal nicht so sein.
Die christliche Idee dabei,
die ist uns doch längst Einerlei.

Beim Marathon der Weihnachtsfeier
jedes Jahr die gleiche Leier:
Firma, Sport und Chorkonzert
– knobeln, wer zu welcher fährt.
Die Weihnachtsstimmung macht sich rar
bei dem ganzen Jahresabschluss-Trallala
Beim Wichteln gibt’s den letzten Schrott,
doch danken wir dem lieben Gott.

Weihnachtsmänner in den Gassen
bringen Schoki in die Massen.
Manchmal kommt auch in das Haus
vom Arbeitsamt ein Nikolaus.
Ohne Bart und klapperdünn –
fragen wir mal nicht nach Sinn.
Immerhin, das ist das Gute,
keiner kriegt mehr mit der Rute.
Obwohl das vielleicht besser wär,
doch das gehört jetzt nicht hier her.

Zuckowski läuft in Dauerschleifen
harmonisch gut zu Mutters Keifen,
die Plätzchen im Akkord jetzt macht,
und alles für die heilge Nacht.
Nur dass bis dann nichts übrig bleibt
und Papa sich das Bäuchlein reibt.
Auf Lebkuchen hat keiner Lust,
die gibt’s ja schließlich seit August.
Wunschzettel mit siebzig Posten?
Egal, wir lassen‘s uns was kosten
Geld spielt keine Rolle mehr,
große Gaben müssen her.
Spenden für ‚Brot für die Welt‘?
Ne, dafür ham wir echt kein Geld!

Beim Weihnachtsmarkt gibt’s Glühweinfusel,
als Vorbereitung fürs Gewusel,
das das Krippenspiel beschert,
wo keiner mehr die Spieler hört.
Das ist uns aber auch egal,
wir kennens ja schon vom letzten Mal.

Das Singen vor dem Weihnachtsbaum
ist schön in Omas Weihnachtstraum.
In Echt kennt keiner einen Text
und auch die Töne klingen leicht verhext.

Wiedermal hat`s nicht geschneit
Wie damals in der guten Zeit
als Maria ihren Sohn gebar
und früher mehr Lametta war.
Geschenke gibt es viel zu viele,
Plastik, Socken, x-box-Spiele
das Herzerl und die Wirtschaft lacht,
und alles in der Heilgen Nacht.

Essen bis es nicht mehr geht
– ab Neujahr machen wir Diät!
Im Fernsehen „Die Hard“ eins bis zehn
doch Oma will zur Kirche gehen.
Papa sitzt erschöpft mit Bier
in Bergen von Geschenkpapier.

Und endlich beim Familienstreit,
da merkt man: Es ist Weihnachtszeit!

plaetzchen-parade

 

Tür 22 – Haselnuss-Bananen-Cookies

Jessi und ihre zauberhafte Tochter habe ich bei der #blomm2015 kennengelernt und sehe diese überaus herzliche und fröhliche Frau immer noch vor mir. Sie lebt in einer „etwas anderen Familie“, wie sie selber schreibt, mit Mann, Kind und Pflege-Teenager und hat den Kopf stets voller Ideen. Darüber schreibt sie auf ihrem Blog feierSun. Ich mag besonders ihre raffinierten und simplen Rezepte, die immer aussehen, als bräuchte man dafür nur drei Zutaten und sei innerhalb von zehn Minuten fertig und alles sieht „Wow!“ aus. Kein Wunder also, dass ich mir ein Rezept von ihr gewünscht habe. Und diese Cookies kann man bestimmt auch super im Januar essen. Oder November. Oder Januar bis November. Viel Vergnügen!

Als Rike mich fragte, ob ich ein Türchen ihres Kalenders sein möchte, da bin ich glatt ausgeflippt, denn Henrike – Riiiiiiiiiiiiike – Riiiiikeeeeee ist einfach wundertoll und ich fühle mich geehrt. Was es aber nicht einfacher macht, auszuwählen, was ich euch zeige. Schließlich seid Ihr einiges gewöhnt von der Autorin dieses Blogs (Anmerkung der Autorin: Nein, ich habe auch keine Ahnung, was sie meint.). Daher versuche ich es mal mit einem Rezept. Essen geht ja immer und lecker sowieso und einfach ist noch besser. Vielleicht findet das Rezept ja auch im testosterondominierenden Haushalt der Nieselpriem´s Anklang, denn einfach das ist es und einfach ist doch immer gut.

Haselnuss-Bananen-Cookies

Zutaten: 
– 125 g Margarine
– 80 g Zucker
– 250 g Mehl
– 100 g Haselnüsse
– 1 Pck. Vanillezucker
– 1 Teil Backpulver
– 350 g Bananen
– 1 Prise Salz

Zubereitung:
Die Haselnüsse klein hacken und mit den trockenen Zutaten, also dem Mehl, dem Backpulver und der Prise Salz mischen.

Margarine mit dem Zucker und dem Vanillezucker cremig rühren. Bananen pürieren und zur ersten Mischung geben. Kurz umrühren. Nun die trockenen Zutaten dazugeben und vorsichtig vermengen.

Spätestens hier kommt der Kinderpart – zumindest bei uns, denn wir sind so verrückt – also ich bin es, das vierjährige Teigmonsterchen mit einzubeziehen beim Backen. Ich hab aber auch keine Wahl, die klettert einfach auf die Arbeitsplatte und macht mit:

Also einfach mit zwei Esslöffeln kleine Teighügel auf dem Backblech anhäufen und leicht platt drücken. Eigentlich könnte man sie rund formen – aber erzählt das mal einem enthusiastischen Kind und im Grunde, die kommen auch nur in den Bauch – ob rund, eckig oder wie auch immer.

Gebacken haben wir sie bei 160 Grad ca. 15 Minuten und noch heiß musste ich meine beiden Männer davon abhalten einfach zu naschen, doch wer will es ihnen verübeln. Sie duften auch lecker.Bananen Haselnuss Cookies.So und wer das Küchen-Chaos nun bezwingt??? Ich wäre ja für den Mann, findet der aber nicht – also ich bin dann mal schrubben…

Und wer mehr Rezepte von der verrückten Mutter lesen will, die ihre Tochter bei so was tatsächlich in die Küche lässt und die nebenher auch noch bastelt, der kann gerne mal zu ihr rüber huschen. Oder einfach in die Küche gehen und auch ein Chaos veranstalten – ob mit oder ohne Kind.

Tür 19 – Mein Kind ist ein Grinch

Vermutlich mache ich mir mit diesem Adventskalender eine größere Freude als euch. Mein Bloglieblinge hier auf Nieselpriem zu lesen, ist wie Geburtstag haben! Und wenn auch so viele fehlen, so kann ich doch jeden Tag ein Türchen öffnen und dahinter sitzt ein witziger, eloquenter, kluger, weiser, nachdenklicher, netter, attraktiver bloggender Mensch. So wie Liz hier von Kiddo the Kid. Wenn das Internet jemals zugriffsbeschränkt würde und ab morgen dürfte ich nur noch fünf Blogs lesen, Kiddo wäre dabei! Und, damit ihr´s schon mal wisst: Wenn ich in dreißig Jahren in die Senioren-WG ziehe, halte ich einen Schaukelstuhl für Liz frei. Wir werden morgens nach dem Sekt für den Kreislauf erst mal einen Kirschlikör kippen und dann den Bauarbeitern vom Fenster aus zupfeifen. In Würde altern also.

Bis dahin ist noch viel Zeit und dem Kiddo muss erst noch Weihnachten beigebracht werden. Viel Vergnügen beim Lesen!

Hach, Advent! Die Welt ist Baumkuchen. Menschen haben größere Herzen als sonst. Es glitzert immer, überall. Mein Instagram-Feed ist voller kleiner Backkhelfer und Plätzchenverzierer und Chai-Tee-Mütter, die #blessed sind und überwältigt von dieser magischen Stimmung, die sich nur mit Kindern so vollständig über die Synapsen legt. Was habe ich mich im letzten Jahr gefreut auf diese Zeit! Wir würden gemeinsam dekorieren und backen, und all die herzigen Eltern-Kind-Sachen tun, und dabei Weihnachtssongs hören! Kiddo würde Strumpfhosen mit Tannenbaummotiven tragen und dabei irre niedlich aussehen. Zugegeben – dieser Wunsch wurde erfüllt, alle anderen aber nicht. Denn: Mein Kind ist ein Grinch.

Das fängt schon an bei der Musikauswahl. Da ist das Kiddo eigen. Es hüpft am liebsten zu Punkrock, Hip Hop aus den Neunzigern oder bayrischem Folk. Einschlägiger Weihnachtspop hingegen ruiniert ihm die Stimmung. Kapieren wir das nicht schnell genug, geht es zur Stereoanlage und schaltet sie einfach aus.

Traurig ist auch, dass das Kind die leidenschaftliche Zuneigung seiner Mutter zu Lebkuchen und Dingen mit Zimt nicht zu teilen vermag. Im Gegenteil, weihnachtliche Gewürze scheinen auf das Kiddo’sche Nervensystem eine aggressionsfördernde Wirkung zu haben: Das Kind ruht nicht eher, bis das ekelerregende Lebensmittel bis zur Unkenntlichkeit verstümmelt im Mülleimer ruht. Was es jedoch nicht davon abhält, jedes Mal lautstark einen Lebkuchen zu fordern, sobald ich einen essen möchte. Obwohl…eigentlich ist das völlig logisch.

Neulich kaufte ich dem Kind in einem Anfall debiler Realitätsverzerrung ein rotes Hüpf-Rentier aus Gummi. Wie schlau von mir, dachte ich frohlockend: Kiddo hüpft ausgesprochen gern, es wird dem Plastikrudi bestimmt nicht widerstehen können. Während ich noch die Luftpumpe wegräumte, vernahm ich aus dem Wohnzimmer laute Rumpel- und Grunztöne. Und fand kurz darauf einen zu Boden gerungenen Rudi vor, das knurrende Kleinkind fest verbissen in sein Gummigeweih, die kleinen Fäuste gnadenlos gegen die Rentiernase schwingend.

Seitdem überlege ich, ob ich des Kiddos Weihnachtsgeschenke wirklich in festliches Papier verpacken soll. Wer weiß, was der Anblick von Schneemännern und Weihnachtsschlitten in ihm auslöst. Vielleicht nehme ich lieber etwas Neutrales. Sagen wir, Packpapier. Oder eine alte Ausgabe der taz.

Der Nikolaus war bei uns in diesem Jahr übrigens nicht zu Gast. War wahrscheinlich besser für ihn.

Tür 18 – Das kommt mir spanisch vor!

Simone schreibt nicht nur Kiko Kinderkonzepte, sondern auch noch den gleichnamigen Blog. Wenn ich Simones Texte lese, werde ich zum Louis de Funès. Eh schon mit hektischer Grundveranlagung gesegnet, triggert mich ihre Sonderzeichen- Satzzeichen- Großschreibungswillkür nebst verbuchstabelter Emoticons *seufz*augenroll* derart an, dass ich SOFORT alles LESEN MUSS!!!!!!! …….ARRRGGHHH. UUUUAAAAHHHH!!!! *angestrengt guck*. Ich habe im Scherz mal geschrieben, ich hätte Angst, sie kommt sonst und nimmt mich in den Schwitzkasten. Simone hat am lautesten darüber gelacht! Denn man kann nicht nur mit Simone lachen, auch mit Simone über Simone. Ein ganz wunderbarer Charakterzug. Und davon hat sie noch jede Menge mehr: Wenn man sich mit Simone im blau-gelben Frühstücksrestaurant verabredet, zückt die ganz sicher eine vollgeschriebene Klopapierrolle mit Einkaufswünschen. Also von anderen Leuten. Den Nachbarn, den Miteltern aus der Grundschule des Kindes, den Nachbarn der Miteltern aus… Weil, sie ist ja schon mal da. Und dann kommt der Satz: „Ich muss noch die Schrankwand „Appendix“ für die Dings einkaufen heute! Die hat es doch mit dem Rücken, die kann nicht schwer heben.“. Selbstverständlich ist Simone auch Elternsprecher in (ich würde mich nicht wundern) so ziemlich allen Einrichtungen, wo so etwas gewählt wird. Und das ist auch gut so! Die Frau hat eine Power, das würde ich nicht glauben, wenn ich es nicht selbst erlebt hätte. Wenn irgendwann die Welt untergeht, will ich unbedingt im „Team Simone“ sein. Während andere Leute noch an Lösungsstrategien arbeiten oder an Konzepten für Lösungsstrategien (ich zum Beispiel), hat Simone schon mal ne Arche gebaut, alle Tierchen eingesammelt und das Boot vollgetankt. Es gibt also hier und heute nur eine mögliche Ankündigung für Simone:

Ladies and Gentlemen, bitte begrüßen sie mit einem gehörigen Applaus Simone  Chuck Norris-McGyver von Kiko Kinderkonzepte mit einer Bastelanleitung für spanische WEIHNACHTSKRÄNZE!!!!! …. WAAAAAAAHHHH!!! *klatscht in die Hände*.

Die Spanier tun mir echt Leid. Die kennen überhaupt keinen Advent! Kannst du Dir das vorstellen? Weihnachtszeit ohne Advent? Also mir würde da echt was fehlen!
Wir sind Mitte Oktober 2005 nach Spanien gezogen. Den November verbrachte ich mit Kartons ausräumen, Schränke einräumen, Kisten umräumen, alles nochmal rumräumen, wenn das Kind half auch aufräumen und den überhaupt vielen neuen Räumen.

Und schwupp war ganz plötzlich fast Dezember und somit 1. Advent.

Wir sind mit Sack & Pack ins Ausland gegangen und hatten so zum Glück die komplette vorhandene Weihnachtsdekoration dabei. Aber, so eine Lichterkette in der Palme lässt nicht wirklich weihnachtliche Stimmung aufkommen. Dafür brauchten wir dann doch einen Adventskranz. Das hieß: ein passendes Geschäft zu suchen. Nach den paar Wochen wusste ich zwar wo ich in unserem Vorort Lebensmittel, Kinderarzt und Apotheke fand, aber ein Gartencenter oder Ähnliches hatte ich noch nicht entdeckt.

Bewaffnet mit Wörterbuch, Stadtplan, Navi und Kind (das heutige Pubertier war seinerzeit gerade mal 2 Jahre alt) machte ich mich auf die Suche. In Deutschland gibt’s ja spätestens Ende September ÜBERALL Weihnachtsmänner & Co. Nicht so in Spanien. Ich habe nach langer Suche dann einen Gartencenter gefunden, war aber am Eingang schon irritiert, denn nach dem Eintreten erschlug mich eben NICHT die geballte Ladung Weihnachtssachen. Die fand ich erst nach einigem Suchen in einem der vielen Regale. In dem relativ kleinen Regal musste ich aber auch nicht lange suchen um festzustellen, dass es keinen Adventskranz gab. Mit den wenigen bereits gelernten spanischen Vokabeln erkundigte ich mich nach dem Kranz, den man vor Weihnachten mit vier Kerzen auf den Tisch stellt. Ich erntete jedoch nur völlig verständnislose Blicke, was ich natürlich auf meine Sprachkenntnisse schob.
Der Göttergatte hatte die ersten Monate, bis ich mit Kind & Kegel nachgezogen kam, in La Coruña eine kleine Stadtwohnung. Dort haben wir den Papa besucht und für die Häusersuche erstmal alle gewohnt. Und da hatte ich viele Dekogeschäfte gesehen, die ich nun heimsuchte. Aber auch da wurde ich nicht wirklich fündig, denn das Einzige was ich fand waren Plastik-Kränze. Nackte grüne Plastik-Kränze. Angesprochen auf die vier Kerzen erntete ich die gleichen Blicke. *hmpf*

Ok, der Spanier an sich kennt also anscheinend keinen Adventskranz. Da musste sich der Bastel-Legastheniker aus Deutschland, also ich, wohl was Eigenes einfallen lassen. Ich kaufte widerwillig einen solchen grünen Plastik-Kranz und fragte Zuhause den hauseigenen Ingenieur ob er eine Idee hätte, wie ich ohne in Deutschland erhältlichen Adventskranz-Kerzen-Halter einen Kranz basteln könnte. Antwort: „Die werden doch hier irgendwo Adventskränze haben!“ … Aus der Richtung war also keine Hilfe zu erwarten.

Bevor ich aber ein Care-Paket aus der Heimat anforderte, wollte ich noch was anderes probieren. Ich fuhr in den Baumarkt … also … in DAS Geschäft, was DIE Sachen hat, die ein Baumarkt in Deutschland hätte. Das sieht aber in Spanien nicht so aus. In Deutschland würde so mancher Heimwerker sich nach einem solchen Laden die Finger lecken. Denn hier gab es Alles, restlos ALLES, was im Haushalt, Garten und Werkzeugkammer fehlen könnte. Auf viel weniger Raum, in viel engeren Gängen mit viel weniger Licht.
Ich hatte mir die Mühe gemacht die passenden Vokabeln zu Hause aufzuschreiben um in meinem bisschen Spanisch vor Ort erklären zu können was ich brauche. Zu meinem großen Glück stieß ich auf eine weibliche Verkäuferin, die sehr interessiert versuchte zu verstehen was ich vorhabe. Sie nickte immer wieder verständnisvoll, lächelte nicht ganz so grenzdebil wie die Damen im Dekoladen und bat mich ihr zu folgen.

Wir verschwanden in den Tiefen der Regal-Räume und ich war froh eine Frau getroffen zu haben, mit männlicher Begleitung wäre mir zwischen den dunklen engen Regalen etwas mulmig geworden. Dort wo wir hingingen, waren die Männer allerdings schon da. Es war eindeutig die Männerabteilung! Es handelte sich sozusagen um das „Süßwarenregal“ des Handwerkers. Du kennst die Quengelware-Regale an der Kasse, von denen sich Kinder nicht trennen können, oder? DAS war ein TRAUM-Kleinkram-Regal für MÄNNER! Ich bin Schreinertochter. Ich bin zwischen Holzschrauben, Dübeln, Nägeln, Scharnieren und solchem Gedöns aufgewachsen, aber diese beachtliche Sammlung an Schrauben hatte ich nicht erwartet. Und das Ganze nicht ordentlich fein säuberlich beschriftet in gleichen Kunsstoffspendern. NEIN, echt spanisch in gefühlt tausenden angebrochenen abgegriffenen unterschiedlich großen Schraubenkartons. Aber, als die Dame zielgerichtet in eine der vermutlich 6.825 Schächtelchen Griff und mir vier Gebilde hinhielt, da wusste ich: DIE VERSTEHT MICH! *erleichtertseufz* Ich verstand kein Wort von dem was sie sagte, aber ich nahm die Teile, denn die waren für meinen Adventskranz die perfekte Lösung.

Ich fuhr freudestrahlend glücklich heim und machte mich ans basteln. Der Göttergatte faselte was von „nur“ Rigips-Decken-Haltern und viel zu großen Unterlegscheiben, aber ich war glücklich. Ich bastelte mir nen Wolf, klebte noch ein paar Kugeln, Zapfen und Nüsse drauf und war stolz wie Oscar! Hier ein paar Eindrücke.

Simone2

Simone3

Simone1

Simone4

Die Geschichte, wie wir dann für Heilig Abend an einen echten Weihnachtsbaum gekommen sind, kann ich Rike ja dann im nächsten Jahr erzählen. *schmunzel*
Im ersten Jahr zurück in Deutschland war ich so motiviert dass ich den ersten Adventskranz dann sogar selber gebunden habe. Wie der sich aber bis zum dritten Advent bereits in den Selbstzerstörungs-Modus gebracht hatte, das erzähle ich dann mal auf meinem Blog.

Aus Schaden wird man klug, daher haben wir heute einen Adventskranz, den ich nur noch mit Tannengrün & Kugeln bestücken muss.

In diesem Sinne: Ich wünsche Euch eine toll dekorierte Adventszeit!

Eure Simone von KiKo KinderKonzepte

 

 

Tür 17 – Atheistenradikalinski

Über diesen Beitrag freue ich mich persönlich ein bisschen wie ein Kind an Weihnachten! Ein Dresdner Blogger. Ein männlicher Dresdner Blogger. Ein Geheimtipp (behaupte ich). Einer, der auf der Kooperationsseite seines Blogs stehen hat: „Nein! Geht weg!“. Jemand, dem der schnöde Mammon, Ruhm und Lorbeerkränze gänzlich abgehen und der dabei auch noch so unverwechselbar schreibt, dass ich mich regelmäßig freudig jubelnd errege ob seiner verbalen Sperenzien. Einer, dem ihr alle spätestens ab jetzt regelmäßig die Bude einrennen solltet. Ich freue mich schon sehr darauf, wie er damit umgehen wird 😉 . Liebe Leute, Vorhang auf und Scheinwerfer an für Olaf von Papaquatsch(t)!

Rike hat gesagt, ich muss drei Dinge abarbeiten: Kritische Abhandlungen, sozialistische Gedanken und versaute Rezepte. Bevor es aber los geht, sei eins noch gesagt:

Seid bereit!

Wer jetzt die Hand an der Rübe hat, der kommt aus einer grauen Welt. Zumindest sagt das mein Fotoalbum, denn das wird tatsächlich erst mit dem Jahr 1990 bunt. Verrückt. Komisch ist auch, dass ich zum Adventsbloggen beitragen soll. Dabei bin ich doch Atheist, ein sehr überzeugter noch dazu. Genauer gesagt mag ich Religionen, allen voran die christliche, überhaupt nicht. Wussten Sie zum Beispiel, dass in der katholischen Kirche noch sehr lange darüber diskutiert wurde, ob die Frau überhaupt ein Mensch sei? Nee, brauch’ ich nicht und will ich nicht. Am schlimmsten sind dann ja noch diese bigotten Feiertagsfrömmler. Erzählen Sie mir nix, ich hab’ die in der Familie.

Jetzt ist das mit Weihnachten allerdings doch irgendwie blöd. Ich mag es nämlich. Das hat aber keiner gehört, verstanden?!

Überall ist es geschmückt, es gibt Stollen, Plätzchen werden gebacken und alles läuft irgendwie ein bisschen ruhiger ab, auch wenn überfüllte Innenstädte ein anderes Bild der Lage vermitteln. Ich mag Weihnachten übrigens schon immer. Hier, gucken Sie mal:

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Was darf an Weihnachten auch nicht fehlen? Richtig, Klimbim. Ich bin damit reichlich versorgt, denn in den letzten 20 Jahren hat mich meine Oma jedes Jahr beschenkt. Ich besitze verschiedenste Räuchermännchen, Winterkinder und Nussknacker. Ich habe diese Geschenke übrigens nie zu würdigen gewusst. Wer will denn in seinen besten Jahren bitteschön Weihnachtsdeko geschenkt bekommen? Heute bin ich ziemlich glücklich, dass ich die große Kiste einmal im Jahr aus dem Keller holen kann, denn sie erinnert mich auch an die Zeit mit ihr. Seit meine Tochter auf der Welt ist, hat sich all das noch einmal verstärkt. Und fast bin ich geneigt, die Existenz meiner Familie als kleines Wunder zu betrachten.Was darf an Weihnachten auch nicht fehlen? Richtig, die Aurora und der Frank. Wer aus Westdeutschland kommt, der sucht jetzt einfach mal nach „Weihnachten in Familie“. Aber erschrecken Sie nicht! Auf dem Cover sind furchtbar gekleidete Personen zu sehen, die auch ganz furchtbar singen. Aber es ist so schön. Ich bin übrigens der festen Überzeugung, dass das die einzige existierende Weihnachtsschallplatte der DDR ist. Oder kennt hier noch wer was anderes?

Seit gefühlt immer fehlt in unserer Familie noch etwas nicht: Aschenbrödel. Die DDR/CZ-Verfilmung. Neuverfilmungen werden gnadenlos missachtet. Wie könnte man es auch nicht lieben? Vorgestapfte Pfade quer durch den Winterwald, aus den letzten Stoffbahnen herausgefetzte Schleier und ein wunderbar albern aussehender Rolf Hoppe.

Hach ja, Weihnachten. Da kann man sogar mal die Kirche Kirche sein lassen.

Nachtrag: Das versaute Rezept habe ich nicht abgedruckt! Möglicherweise lesen Kinder mit. Man hat ja schließlich auch Verantwortung. Keine Sauereien an Weihnachten. Steht schon im Weihnachtshandbuch für Blogger.

Tür 16 – Eine Mutter am Rande des Nervenzusammenbruchs

Herzlich Willkommen Nina alias Frau Mutter hier im Adventskalender. Mit „Frau Mutter“ verbindet mich etwas Besonderes. Wäre ich nicht lange Zeit hauptberuflich Leser und Blogkommentator gewesen und hätte Nina nicht irgendwann geschrieben, sie freue sich immer so über meine witzigen Kommentare, wer weiß, ob es das Nieselpriemschn gebe. Mittlerweile hat sie ihr erstes Buch veröffentlicht und ich wollte hier wirklich mit einer Rezension starten, aber. Gibts schon. Besser als Christian vom Familienbetrieb kann und könnte ich niemals schreiben! Also lest diese Buchbesprechung und kauft das Buch! Auch allen kinderlosen Freunden und Verwandten, denn es steht endlich mal geschrieben, warum man unter gar keinen Umständen am Wochenende in der Mittagschlafzeit bei Elternleuten anrufen oder klingelnd vor der Tür stehen sollte. Niemals! Möglicherweise hängt das Fortbestehen der Menschheit am elterlichen Mittagschlaf. Also, ohne vorgreifen zu wollen…

Heute schreibt Nina für uns über „BUNTE“ Weihnachten, ein GALAnter Artikel über eine Begenung der ganz besonderen Art. Viel Spaß damit!

Nicht alle Weihnachten bleiben einem ja so gut im Gedächtnis. Das erste Mal als Paar, das erste Mal mit Baby, das erste Mal mit motzigem Teenager…. Klar, dass man sich daran gut erinnert. Eines meiner schönsten Weihnachten habe ich in Schweden verlebt. Weil es da so schön und stimmungsvoll ist? Wegen des leckeren Glöggs? Aber nein, es hat mit meiner geheimen Leidenschaft für bunte Blätter zu tun.

Als wir in Schweden lebten, war für uns die Stockholmer Deutsche Kirche ein Kontaktort für alle Expats. Die „Tyska Kyrka“ im Stadtteil Gamla Stan ist ein wirkliches Schmuckstück, auf das die Gemeinde dort zu Recht stolz ist.

Dort in der deutschen Kirchengemeinde gab es von einer Nähgruppe bis zum Elterncafé alles, was man sich als in Stockholm gestrandete Deutsche wünschen konnte. Damit es nicht nur beim Kaffeetrinken blieb, beschlossen meine Mutter und ich am Heiligabend, einmal den Gottesdienst zu besuchen. Also begaben wir uns auf einen schönen Spaziergang quer durchs winterliche Stockholm. während mein Mann mit dem Baby zu Hause blieb, die „julklappar“ unter dem Baum arrangierte und das Essen kochte.

Wir betraten die schön geschmückte Kirche viel zu früh, aber so konnten wir uns einen guten Platz ergattern. Was sich noch als ungemein wichtig herausstellen würde.

Nu saßen wir in der Kirche und warteten auf den Beginn des Gottesdienstes. Die Kirche war nun komplett bis auf zwei Plätze gefüllt und wir warteten immer noch. Was war das denn? Sind die Deutschen in Schweden unpünktlich? Plötzlich öffnete sich das Portal und alle erhoben sich. Meine Mutter und ich standen auch mal auf, zur Sicherheit.

Eine dunkelbraune Wolke von Nerz näherte sich mir, oben schaute ein sehr gut frisierter dunkelhaariger Haarschopf heraus.

Das ist doch nicht, das kann doch nicht… Königin Silvia war gekommen und bewegte sich mit ihrer Tochter, Kronprinzessin Viktoria, geradewegs auf uns zu. Ich bekam den Mund nicht mehr zu, meine Mutter auch nicht. Bisher kannte ich die Beiden nur aus „Bunte“ und „Gala“, wenn ich die mal beim Friseur las. Naja, okay, manchmal kaufe ich mir das auch…

Sie nickten in alle Richtungen begrüßten die Gemeinde. Huldvoll, aber ganz natürlich. Beide Royals nahmen ein paar Reihen vor uns Platz und nahmen dann am Gottesdienst teil. Einfach so. UNGLAUBLICH! Ich konnte mich derweil nicht mehr auf die Lieder und die Predigt konzentrieren, weil ich in Gedanken den Bewegungsablauf des Hofknickses durchging.

Wieder zu Hause angekommen, berichteten wir dem Mann begeistert von unserem Erlebnis. „Ach, die Kronprinzessin habe ich gestern im Supermarkt gesehen. Ich glaube sie hat einen Liter Milch gekauft“, winkte er nur gelangweilt ab.

Meine BUNTE Weihnachten waren aber trotzdem etwas Besonderes.

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Ihr könnt ein Exemplar von Ninas Buch „Eine Mutter am Rande des Nervenzusammenbruchs“ gewinnen. Schreibt dazu bis 20.12. 2015 eine Mail mit Betreff „Frau Mutter“ an nieselpriem.blog@gmail.com. Der Gewinner wird ausgelost und per eMail informiert. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen. Hinweis: Um an einem Gewinnspiel teilzunehmen, musst du achtzehn Jahre alt sein (älter ist durchaus erlaubt). Eine Barauszahlung ist ausgeschlossen. Viel Glück!

 

 

Tür 15 – Geschenke aus Pieschen Teil III

Tür 15 – Geschenke aus Pieschen Teil III

(Dieser Beitrag enthält Werbung)

Elena Martín hat ihre Keramikwerkstatt auf der Gehestraße 33 in Dresden Pieschen. Wir treffen uns zu Orangentee und Plätzchen vorm genütlichen Öfchen. Und eigentlich wollten wir nur über Keramik sprechen…IMG_0129

Rike: Zu Beginn: Drei Worte über Pieschen?

Elena: Jung, alternativ, Potential.

Rike: Was niemand weiß, der dich nicht kennt: Du hast einen ganz zauberhaften Dialekt! Wie hat es dich nach Dresden verschlagen?

Elena: (lacht) Ja, ich bin Spanierin. Ich habe Germanistik studiert in Spanien und bin dann mit einem Stipendium nach Leipzig gekommen. Das war vor zwölf Jahren. Dort habe ich Spanischkurse gegeben, aber irgendwann war Zeit für eine Veränderung. In Dresden habe ich dann eine Ausbildung zur Keramikerin gemacht und so bin ich jetzt seit sieben Jahren hier.IMG_0157

Rike: Was würdest du sagen, ist Dresden deine Heimat?

Elena: Leipzig war meine deutsche Heimat. Ob Dresden auch meine Heimat wird, mal schauen.IMG_0156

Rike: Aktuell ist Dresden oft wegen unschöner Aktivitäten in der Presse. Wie empfindest du das? Sind die Dresdner ausländerfeindlicher als andere Menschen?

Elena: Das kann ich nicht sagen. Ich denke, die Situation könnte überall sein, irgendwo. Auch in Spanien oder Frankreich. Aber sie ist jetzt in Dresden. Man sieht so viele Leute auf einem Haufen, die ganz offensichtlich gegen Ausländer sind, das ist erschreckend. Aber ob es hier mehr sind als anderswo, das weiß ich nicht. In meiner Umgebung engagieren sich alle Leute für die Flüchtlinge, niemand hetzt. Ich kenne keinen Dresdner persönlich, der sagt, die müssen weg! Die sollen nicht kommen! Im Gegenteil. Aber trotzdem sieht man die vielen Leute da montags, das finde ich furchtbar. Freunde von mir sind schon weggezogen deshalb, aber ich frage mich immer: Wohin? Das Problem ist kein Dresdner Problem, auch kein deutsches. Das weiß ich.IMG_0155

Rike: Was ist mit Alltagsrassismus?

Elena: Ja, das habe ich schon erlebt, dass ich mit meinen Söhnen auf der Straße Spanisch gesprochen habe und eine Frau vorbeiging und mich anschnauzte: Sprich gefälligst deutsch! Ich denke dann, na hör mal! Was soll das?! Eigentlich fühle ich mich überhaupt nicht als Ausländerin und ärgere mich in solchen Momenten nur über diese Personen. Ausländerin bin ich bei den Behörden und das regt mich auf. Seit dreizehn Jahren haben wir die EU. Ich lebe seit zwölf Jahren in Deutschland, auf meinem spanischen Ausweis steht meine deutsche Adresse. Aber wenn ich ein Konto eröffnen will, kann ich mich nicht mit dem spanischen Ausweis identifizieren. Da brauche ich meinen Reisepass oder ein Extra-Papier. Und weißt du, ich hätte vor kurzem beinahe meinen Führerschein verloren! Das musst du dir mal vorstellen, wegen den Vorschriften. Und weil es noch immer keine einheitlichen Richtlinien gibt. Ich habe einen spanischen Führerschein und in Spanien ist das so, dass der nach zehn Jahren abläuft und man als Spanier dann zum Sehtest muss und einen Test absolviert. Je älter man ist, umso kürzer werden die Abstände…IMG_0138

Rike: …Das finde ich super! Das sollte man als EU-Richtlinie einführen!

Elena: Ja! Jedenfalls denke ich mir so, hm, die zehn Jahre müssten doch bald rum sein, frag ich mal in der Botschaft nach. Ich rufe in der spanischen Botschaft in Berlin an und die sagen, ja, sie müssen einen deutschen Führerschein beantragen. Ansonsten läuft ihr spanischer Führerschein aus und sie haben weder in Spanien noch in Deutschland eine Fahrerlaubnis! Ich denke mir, die wissen, dass ich seit zwölf Jahren hier lebe, wo ich lebe, das wissen die. Aber wenn ich nicht zufällig daran gedacht hätte, müsste ich jetzt hier und auch in Spanien noch einmal neu den Führerschein machen. So ein Quatsch! Und es gibt so viele Dinge, die mich ärgern. Da haben wir eine EU und trotzdem ist es nicht einfacher geworden. In solchen Situationen bin ich Ausländerin.IMG_0141

Rike: Ich freue mich jedenfalls sehr, dass du hier bist!

Elena: Ich freue mich auch.IMG_0147

Rike: Du hast drei Söhne, bist selbständig und dein Mann arbeitet im Schichtdienst. Wie klappt das bei euch?

Elena: Ich muss meine Öffnungszeiten und die Termine meiner Töpferkurse um Albrechts Jahresschichtplan drumherum bauen, anders geht es nicht. Und ich würde gerne länger im Laden stehen, aber das geht eben nicht, weil ich oft die Termine der Kinder am Nachmittag alleine schaffen muss. Auch wenn er im Haushalt das eine oder andere nicht macht, kümmert sich Albrecht um die beiden Großen wie um den Kleinen, sein eigenes Kind. Ohne ihn wäre die Eröffnung meiner Werkstatt unvorstellbar gewesen. Er hat vieles hier gebaut, zum Beispiel den Holzbrennofen, und wenn ich drei Tage beim Brennen bin oder auf dem Töpfermarkt oder beim Kurs, dann ist er alleine mit den Jungs. Oft geben wir uns die Klinke in die Hand. So unterstützen wir uns. Aber es ist schon anstrengend! (lacht)IMG_0137

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Rike: Bevor ich dich persönlich kannte habe ich mir auch schon die Nase an deinem Schaufenster plattgedrückt. Es steht aber da, man kann dich außerhalb der Öffnungszeiten anrufen und einen Termin vereinbaren.

Elena: Ja, natürlich! Wenn ich kann, komme ich und öffne den Laden auch außerhalb der Öffnungszeiten.IMG_0153

Rike: Deine Kurse sind sehr gut besucht, vielleicht auch, weil das Ambiente hier einfach zauberhaft ist.

Elena: Es sind immer nur zwei Teilnehmer zur selben Zeit hier. Zum einen ist es ja klein, wie du siehst und zum anderen habe ich so genug Zeit, mich um die Teilnehmer zu kümmern.

Rike: Man kann bei dir alles vom Teller, über Tassen, Becher, Krüge, Butterdosen bis hin zu Möbelknäufen und Löffeln kaufen. Und jetzt sogar Räucherkerzenhalter.

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Elena: Im Advent ist das Sortiment hier ein wenig auf die Weihnachtszeit ausgerichtet, es gibt auch noch mehr typische Weihnachtskeramik. Deshalb ist auch in der Adventszeit der Laden samstags geöffnet.

Rike: Wie sieht Weihnachten bei euch in der Familie aus?

Elena: Wir sind eine Patchworkfamilie. Die beiden großen Jungs sind an diesem Weihnachten in Berlin bei ihrem Vater, wir anderen drei fahren zu einer Freundin am Heiligabend und kochen dort.

Rike: Vermisst du das spanische Weihnachten?

Elena: Nein, ich vermisse das nicht. Weihnachten ist erst seit den Kindern für mich wirklich Weihnachten. Und das kenne ich ja nur als deutsches Weihnachtsfest (lacht).

Rike: Wie ist Weihnachten in Spanien?

Elena: Am Heiligabend wird richtig gekocht. Salat mit Würstchen ist kein Weihnachtsessen! Es gibt zum Beispiel Fischsuppe, dann Meeresfrüchte, dann Fleisch und dann einen Nachtisch. Am fünfundzwanzigsten Dezember kommt morgens der Weihnachtsmann und bringt Geschenke, aber das ist neu. Also der kommt erst seit den Neunzigerjahren. Vorher bekamen die spanischen Kinder ihre Geschenke erst am sechsten Januar von den Heiligen drei Königen. Jetzt bekommen sie aber immer noch am sechsten Januar Geschenke von den Heiligen drei Königen. Und extra am fünfundzwanzigsten Dezember vom Weihnachtsmann!IMG_0139

Rike: Die Glückspilze! Das muss auch EU-Richtlinie werden!

Elena: Und in Spanien ist nicht der Baum das Weihnachtssymbol, sondern die Krippe. Und da gibt es ganz unglaubliche Basteleien. Da bauen manche Leute riesengroße Krippen selber mit Tieren und einem Fluss aus Alufolie und was weiß ich, das kann man dann auch besichtigen. Weihnachtsbäume gibt es nicht. Nur ganz schreckliche aus Plastik…

Rike: Und was ist noch typisch für spanische Weihnachten?

Elena: Turrón zum Beispiel. Das ist eine Süßigkeit, Mandeln in so einem Block, ähnlich dem griechischen Nougat. Und Polvorones! Das ist ein sandiges Gebäck und wenn du dir einen von diesen großen Keksen in den Mund steckst und mit vollem Mund „Pamplona!“ rufst, dann ist was los! (lacht lauthals)

Rike: Schöne Weihnachten, liebe Elena!

Elena: Dir auch!

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Wer Elena, ihren bezaubernden Laden und die wunderschöne Keramik selbst kennenlernen will, der kann sich auf ihrer Website über freie Kurstermine informieren : Keramik Elena Martín

Oder persönlich vorbeikommen: IMG_0160

Und die liebe Elena hat mir einen Teebecher gegeben (mit für sie typischem Buchstabendruck), den ich hier an jemanden verschenken darf.IMG_0165

Also schreibt mir bitte eine eMail mit Betreff „Keramik“ an nieselpriem.blog@gmail.com und am 20.12. 2015 findet der Becher einen neuen Besitzer. Wie immer gilt: Um an einem Gewinnspiel teilzunehmen, musst du achtzehn Jahre alt sein (älter ist durchaus erlaubt). Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, eine Barauszahlung ist ausgeschlossen. Viel Glück!

Tür 13 – Ein besonderes Weihnachtsessen

Die wunderbare Sonja vom Blog Mama Notes nimmt uns heute mit auf eine Erinnerungsreise. Vielleicht werdet ihr nach dem Lesen den Rest des Tages mit einem melancholischen Lächeln dasitzen, bunt geschmückte Räume vor euch sehen und einen markanten Bratenduft in der Nase haben…

Für jeden von uns ist Weihnachten etwas anderes, möglicherweise. Mich zum Beispiel beschleicht in jedem Jahr „der Geist der vergangenen Weihnacht“, und ich denke an so viele Weihnachtsfeste meiner Kindheit, an die Menschen, die damit verbunden sind. Und ich habe dann ein lebhaftes Bild vor Augen, bittersüß, von Abschieden durchzeichnet. Sonja trifft mit ihren Worten exakt meinen Weihnachtsnerv und ich freue mich über die Maßen über ihre Geschichte und bin gleichzeitig geehrt und gerührt, dass sie sie hier mit uns teilt.

Die Rike hat mich eingeladen hier mitzumachen und ich freue mich wirklich sehr darüber. Sehr sehr. Vermutlich habe ich mir bereits alles bei ihr verscherzt. Es ist schon Anfang (fast Mitte!) Dezember und ich hab noch nichts geschrieben. Ich bin eine Sau, weil ich ihr das schon viel früher zugesagt hatte. Ich versuchte in ein paar Texten lustig zu sein, was mir herzlich misslang. Ich habe sie gelöscht.

Was also tun? Ich kann backe ungern Plätzchen, habe noch nie gebrannte Mandeln selbst gemacht oder so viel Stollen geschnitten, dass es für eine Geschichte taugt. Ich backe zu Weihnachten Kuchen und koche Gulasch und Klöße. Das Gulasch kann ewig aufm Herd stehen und schmeckt dadurch immer Besser und Klöße mache ich nicht selber. Für Showkochen und Blogfotos schießen hab ich leider grad keine Zeit. Aber ich könnte meine Weihnachtsgulasch-Geschichte erzählen und später das Rezept unten drunter schreiben? Es ist keine lustige Geschichte, obwohl ich leise lächeln muß, wenn ich an die Geschichte denke.

Gulasch und Weihnachten sind für mich untrennbar miteinander verbunden, obwohl es zwischendurch auch etwas anderes bei uns zu Hause gab, wie Pute, Lachs oder Rinderbraten. Nichts kompliziertes, eher so deftige und leicht zuzubereitende Hausmannskost machte meine Mutter Heilig Abend. Kartoffelsalat mit Würstchen war ihr selbst zu langweilig, ewig in der Küche stehen wollte sie auch nicht. Also Braten mit Klößen und Rotkohl. Ich liebe es noch heute, ein Mal im Jahr. Denke ich aber an die Kombination von Weihnachten und Gulasch, muß ich an meine Tante Rita denken. Sie war die ältere Schwester meiner Mutter. War, denn sie lebt schon lange nicht mehr. Ich habe sie sehr geliebt, als Kind, als Teenager, als Zwanzigjährige. Eigentlich liebe ich sie heute noch. Das Lieben hört ja nicht auf, nur weil jemand nicht mehr lebt.

Rita war eine Bilderbuchtante. Sie konnte laut lachen und rauchig singen und hatte trotz oder vermutlich wegen ihres schweren Lebens ein kindliches Gemüt. Sie liebte das sich-freuen und feiern, das Beisammen sein und hatte eine besondere Art von sarkastischem Humor, der nicht schwarz ist, sondern einfach nur beinhart ehrlich und dabei so witzig, dass es mich jedes Mal aus dem Sessel riss vor Lachen. Rita hatte diese besondere Gabe, mit uns Kindern nicht beschönigt süßlich zu sprechen, sondern eher so, wie sie es selber lustig und unterhaltsam fand. Ich glaube, die erste Erinnerung an ihren besonderen Humor war, wie ich als kleineres Mädchen mit ihr und meiner Mutter eine Zeitschrift anschaute. Beim Foto eines älteren Mannes sagte ich laut: Der sieht aber beschissen aus!“ „NA!“ machte meine Mutter mahnend und Empörung über meine Ausdrucksweise blieb ihr erstmal die Luft weg. So sprachen wir zu Hause nicht, auch nicht als Witz! Zumindest nicht in diesem Kinderalter, in dem ich damals war. Rita schaute sich das Foto an, schüttelte den Kopf und sagte ruhig und sehr ernst: „Nee, dann wäre er braun.“
Stille.
Schreiendes Lachen von uns dreien!

Mit Rita war immer ein besonderer Glanz in der Hütte. Und wenn ich heute an sie denke oder jetzt von ihr schreibe, ist da diese besondere Wärme in meinem Herz.

Wir feierten Weihnachten immer mit Rita und ihrem Sohn gemeinsam. Mein Cousin befand sich altersmäßig genau zwischen meinem Bruder und mir. Wir spielten viel und ausgelassen. Zu Weihnachten wurde laut gesungen und gelacht. Rita war einer dieser Erwachsenen, die auch zu Weihnachten eine kindliche Aufregung und Freude befällt und die sich bei jedem Geschenk, besonders bei denen Geschenken der Kinder, anhaltend mitfreuen kann.

In einem Jahr wollte Rita mit ihrem neuen Mann und ihrem Sohn alleine zu Hause feiern. Ich war schon etwas älter, so ungefähr 14 oder 15 Jahre alt. Ich wusste, dass ich das zu akzeptieren hatte, aber ich fand es blöd. Tags zuvor trafen wir uns noch zum Weihnachtskaffee. Wir aßen Kuchen zusammen, lachten und spielten. Mein Bruder und Cousin spielten ein Flötenstück vor, sagten ein Gedicht auf. Gegen frühen Abend machten sich Rita und ihre kleine Familie auf. Vorher noch haben meine Mutter und ich ihr von dem gemeinsam gekochten Hirschgulasch in einen kleineren Topf abgefüllt. Es würde für die Drei locker reichen und auch wir hatten so viel Gulasch, dass wir davon gut und gerne satt werden konnten. Zu Weihnachten haben die Töpfe nicht so schnell leer zu werden. Dafür hat man dann bis Silvester etwas davon. So gehört das.

Dann kam Heiligabend und wir würden wieder zu viert Weihnachten feiern. Das letzte Mal zu viert waren wir, als ich so 4 oder 5 Jahre alt gewesen sein muß. Wir hatten es schön zu Hause, meine Mutter ist eine Meisterin im Schmücken und Dekorieren. Ein Talent, dass ich nur im Anflug mitbekommen habe, wenn überhaupt. Wenn meine Mutter es weihnachtlich macht, dann kracht es, so weihnachtlich ist es. Ich kann also nicht behaupten, dass ich komplett untröstlich gewesen wäre, mit meiner Kernfamilie den Heilig Abend zu verbringen. Wir vier waren gerne zusammen. Wir lasen Weihnachtsgeschichten und aßen Kuchen. Plätzchen buk auch meine Mutter nie gerne.

Irgendwann, als es an diesem Heilig Abend dunkel geworden war, schickten meine Eltern meinen Bruder und mich ins Zimmer, „damit das Christkind“ kommen kann. Den Brauch haben wir tatsächlich noch lange aufrecht erhalten, egal wie alt wir waren und ob mein Bruder und ich noch an das Christkind glaubten oder nicht. Das ins Zimmer geschickt werden und waaaaaaarten müssen gehörte zu den unumstößlichen Weihnachtsbräuchen meiner Kindheit und Jugend. Ich glaube, wirklich aufgehört haben meine Eltern damit erst, als mein Bruder und ich ausgezogen waren und zu Weihnachten zu Besuch nach Hause kamen. Ich erinnere mich gar nicht mehr so genau.

Egal. Jedenfalls, mein Bruder und ich hockten in unseren Zimmern und warteten. Plötzlich klingelte es an der Tür. Ihr ahnt es vermutlich, da standen Rita, ihr Mann und unser Cousin. In ihren Händen hielt sie den Topf Gulasch. Rita strahlte über das ganze Gesicht. „Wir wollten Euch das Gulasch zurück bringen,“ sagte sie sachlich und ging schnurstracks in die Küche. Meiner Mutter und mir blieb erstmal der Mund offen stehen. Die drei kamen herein, zogen sich die Mäntel aus, Rita stellte das Gulasch in die Küche und sie setzten sich. Und dann war Weihnachten. Nie wieder in den darauf folgenden Jahren kamen wir auf die Idee, dass eine der beiden Familien unter sich Weihnachten feiern wollen würde. Auch nicht, als Rita überraschend und viel zu jung in einem November gestorben war. Das ist jetzt 23 Jahre her. So viele Jahre habe ich gar nicht mit ihr Weihnachten feiern dürfen, so lange ist das schon her. Mittlerweile hat es viele Wendungen in der Familie gegeben und wir feiern nicht mehr mit meinem Cousin und seinem Vater. Aber Gulasch und Weihnachten haben seitdem eine besondere Verbindung. Übrigens auch das Hüttenglanz-Gefühl, das ich habe, sobald ich an Rita denke. Und ihr rauchiges Lachen. Wenn ich die Augen schließe, kann ich es noch hören. Das hört ja nicht einfach auf, so ein Lachen, nur weil jemand gestorben ist.

 

Das war die anstatt-Foto-Geschichte. Hier kommt ein Rezept, falls Ihr es mögt. Nein, es ist leider nicht das Originalrezept meiner Mutter, sie hat es nicht (mehr). Meine Mutter kocht so etwas „natürlich“ nicht mehr nach Rezept und hat daher keine Aufzeichnungen darüber. Dieses habe ich mir mit ihr „erarbeitet“, als ich vor mehreren Jahren dann selbst mal Hirschgulasch zu Heiligabend gekocht habe.

 

1 Kilogramm Hirschfleisch

250 gr Schalotten

2 Knoblauchzehen

2-3 Möhren

1 (Bio) Zitrone

2 Zweige Thymian

2 Zweige Rosmarin

Öl

1-2 EL Tomatenmark

1 EL Mehl

Salz

frisch gemahlener Pfeffer

1 Flasche Rotwein (ersatzweise Gemüsebrühe)

400 gr passierte Tomaten

2 Lorbeerblätter

5 Wacholderbeeren

 

Fleisch abspülen und trocken tupfen. Schalotten und Möhren würfeln, Knoblauch fein schneiden. Zitrone abspülen, trocknen und die Schale dünn abziehen.

Das Fleisch rundum golden anbraten, aus dem Topf/Pfanne nehmen und beiseite stellen. Jetzt darin Schalotten, Möhren und Knoblauch andünsten. Tomatenmark hinzu und mit Mehl bestäuben. Das Fleisch wieder dazu geben und mit Salz und Pfeffer würzen.

Rotwein und die passierten Tomaten hinzugeben. Das Fleisch sollte von Flüssigkeit bedeckt sein, ggf. noch etwas Brühe nachgießen. Alles aufkochen und dann auf niedriger Flamme köcheln lassen. Nach dem Aufkochen die Wacholderbeeren, das Lorbeerblatt und die Gewürze hinzu geben. Mindestens 50 Minuten köcheln bis das Fleisch zart ist.

Fleisch herausnehmen, Sauce sämig einkochen lassen und mit Salz und Pfeffer abschmecken.

Tür 12 – Wie erklär´ich´s meinem Kind?

Bettie ist Österreicherin, die mit Mann und Kind in Berlin lebt. Außerdem kulturbegeistert und leseverliebt schreibt sie auf Das frühe Vogerl und die fabelhaften Veränderungen über Kultur mit Kind. Heute macht sie sich hier Gedanken über Christkind und Weihnachtsmann. Viel Vergnügen!
Meine Kindheit war geprägt vom Glauben an das Christkind. Jedes Jahr schrieb ich einen Brief. Mit Dankesworten und ein paar Wünschen. Das Christkind war flexibel und holte meinen Brief, mal bei meinen Großeltern, mal bei mir daheim. Nur einmal brauchte es ewig, als mein Opa und ich im Nachbarzimmer darauf warteten: Es erschien es einfach nicht. Keiner außer uns war im Haus. Vielleicht auch einer der Gründe.
Und ich weiß auch noch ganz genau, wo man das Christkind manchmal sehen konnte. Die Bilder in meinem Kinderbüchern sahen sich alle ein wenig ähnlich. Hell, golden, lockig, ein bisschen wie ein Engel sah es aus: Das Christkind.
Gerne möchte ich meinem Sohn vom Christkind erzählen, und werde das mit Sicherheit auch tun. Da ich in Berlin lebe, muss ich da aber mit noch etwas auseinander setzen. Hier reden sie alle vom Weihnachtsmann. Aber wer soll das eigentlich sein? Der Bruder vom Nikolaus?? Ein entfernter Verwandter? Und was hat es eigentlich mit Knecht Ruprecht auf sich? Ich weiß es nicht und zermatere mir ein bisschen das Hirn. Eine Bekannte mit älteren Kindern erklärt mir, dass sie den Ursprung von Osterhasen ja auch nicht herleiten kann. Das hilft mir nicht.
Aber während ich noch hin und her überlege, wie man den Konflikt am besten löse, gibt die KITA meinem Sohn einen Brief mit. Einen Brief vom Weihnachtsmann. Ach herrje, denke ich abgeklärt, und lese und stelle dann überraschend fest: Ich bin gerührt.
Der Weihnachtsmann schreibt meinem Sohn, dass sein Lieblingslied „Schneeflöckchen, Weißröckchen“ ist und dass er ihm viel Liebes wünscht. Und irgendwie bin ich ganz rührseelig.. Sogar irgendwie ein bisschen mehr als ein bisschen.
Foto: Bettie privat

Foto: Bettie privat

Vertage diese Weihnachtserklärnummer erst mal auf ein paar Jahre und freue mich für einen Sohn der in ein paar Tagen den Weihnachtsmann in der KITA sehen wird.
Und bin begeistert von dem ganzen Weihnachtszauber, der damit einhergeht, auch wenn man das hier ein bisschen anders nennt.

Tür 11 – Weihnachten im Sommer

Heute weht eine Frische Brise durch den Adventskalender. Carola betreibt den gleichnamigen Blog, und ich freue mich sehr, sie heute hier anmoderieren zu dürfen. Carola ist Berlinerin und lebt mit ihrer Familie in Hamburg. Toll dekorierte Tische, Rezepte, immer wieder Meer, Ausflugstipps, Kreatives und Geschichten rund um Carolas Familie erwarten euch auf „Frische Brise“. Carola selbst bleibt für immer in meinem Herzen, weil sie mir nach meiner Sanddorn-Krise ein Care-Paket aus ihrem Kühlungsborn-Urlaub geschickt hat, gefüllt mit Sanddornprodukten und einer ganz herzliche Karte, die ich noch immer im Arbeitszimmer stehen habe. Viel Spaß uns allen mit ihrem sommerlichen Weihnachtsbericht!

Weihnachten mitten im Sommer?! In meiner Kindheit habe ich es erlebt.
In der DDR wurden den Familien ihre Urlaubsplätze zugeteilt. Viele Betriebe unterhielten Ferienheime für ihre Angestellten. Meine Mutter arbeitete in der „Akademie der Wissenschaften“ in
Berlin. Über den Betrieb bekamen wir die Möglichkeit, in den Sommerferien ein paar Jahre hintereinander Urlaub im Erzgebirge zu machen.

Das Ferienheim befand sich in einem kleinen Ort namens Deutschneudorf direkt an der Grenze zu Tchechien. Den schlichten Speisesaal der Einrichtung sehe ich immernoch vor mir. Es waren viele Familien mit Kindern anwesend, an Beschäftigung hat es uns Kindern nicht gemangelt. Direkt hinter dem Haus waren Wiesen und ein Spielplatz. Ich erinnere mich außerdem an viele Wanderungen mit meinen Eltern, an dichte Wälder und faszinierende Höhlen, große Talsperren und urige Museumsdörfer.

Der Nachbarort war Seiffen, bekannt als Kurort und sogenanntes Spielzeugdorf. Das Spielzeugmuseum dort besuchten wir jedes Jahr. Ich liebte es, mir die alten großen Puppenhäuser mit den vielen kleinen Details anzuschauen. Warum ein Urlaubsplatz im Erzgebirge toll für uns war, lässt sich wohl mit unser aller Liebe zur erzgebirgischen Volkskunst erklären.

Besonders meine Mutter war begeistert von Pyramiden, Nussknackern, Engeln und Räuchermännchen. Was diese Liebe allerdings erschwerte, war die Tatsache, dass es in der DDR diese geschnitzten Schätze nur sehr selten zu kaufen gab. Als Devisenbringer wurden sie in den Westen verkauft. Und wenn es sie zu kaufen gab, waren sie sehr teuer. Bei einem Monatsverdienst von 700 bis 900 DDR-Mark war eine große hölzerne Pyramide für 120 Mark nahezu unerschwinglich.

Wir sind damals in unseren Sommerurlauben oft ziemlich früh aufgestanden, denn die Schauwerkstatt in Seiffen öffnete schon morgens ihre Türen. In der Schauwerkstatt konnte man Menschen dabei zusehen, wie sie die kringeligen Tannenbäumchen schnitzten, knurrige Nussknacker und liebliche Engel bemalten oder die berühmten Reifentiere herstellten. Dazu wird an der Drechselbank ein Reifen aus Holz mit verschiedenen Werkzeugen bearbeitet. Große Holzspäne fliegen dabei durch die Luft. Nach einer ganzen Weile sieht der Reifen aus wie ein Baumkuchenring mit verschieden hohen Rillen. Die große Überraschung entsteht, wenn dann von dem Holzreifen schmale Scheibchen abgehauen werden. Dann ist im Profil ein Tier zu erkennen, das mit dem Schnitzmesser seine endgültige Form erhält. Für mich als Kind war das ein unglaublicher Zauber!

Der wahre Grund, warum wir uns jeden Tag vor der Schauwerkstatt einfanden, verbarg sich hinter einem Schalter gleich hinter der Eingangstür. Wir waren nicht die einzigen Besucher, die sich in der langen Warteschlange in Geduld üben mussten. Wenn schließlich geöffnet wurde, sprach sich die Tagesneuigkeit schnell rum: „Heute gibt es Räuchermännchen!“ Dieser kleine Werksverkauf war die Chance, an die berühmte Handwerkskunst heranzukommen. Pro Familie gab es nur ein Teil. Wir wussten nie, was es zu kaufen gab. Manchmal gab es an mehreren Tagen hintereinander dieselben Stücke. Irgendwann hatten wir von jeder Sorte schon etwas und kauften nichts. Damit wir dann nicht umsonst hingefahren waren, drehten wir jedes Mal eine kleine Runde durch die Schauwerkstatt.

Wenn einmal die Schlange besonders lang war, vertrieben wir Kinder uns auch alleine die Zeit mit dem Zuschauen an den Werkbänken. Wir fühlten uns dort richtig heimisch. Wir konnten davon gar nicht genug bekommen. Der heimelige Geruch von Harz, frischem Holz und Farbe steigt mir heute noch in die Nase. Einmal bekam ich ein eigenes kleines Schnitzset bestehend aus einem kleinen Reifenstück und mehreren Tierscheibchen geschenkt. So einfach, wie es bei den Schnitzern in der Schauwerkstatt aussah, war es aber gar nicht. Mein Pferdchen hatte ganz dünne Beinchen und es war insgesamt etwas plump.

Am Ende unseres Urlaubes im Erzgebirge stand vor der Heimfahrt nach Berlin immer das Packen des Kofferraums. Der Platz im Trabant war sehr begrenzt. Tetrisartig wurden Taschen, Koffer und die weißen Schachteln mit der kostbaren Erzgebirgskunst hin- und hergeräumt, bis sich die Kofferraumklappe schließen ließ. So wuchs unsere Sammlung an erzgebirgischen Figuren jeden Sommer an. Und in der Adventszeit erinnerten wir uns an unseren Sommerurlaub und die fleißigen Menschen in der Weihnachtswerkstatt im Erzgebirge.

Foto: Carola privat

Foto: Carola privat

Tür 10 – Geschenke aus Pieschen Teil II

Tür 10 – Geschenke aus Pieschen Teil II

(Dieser Beitrag enthält Werbung)

Hirschel Cosmetic, auf der Bürgerstraße 59 im Herzen von Dresden Pieschen gelegen startete 2006 als Onlineshop für Parfumerie und Naturkosmetik. Seit 2010 gibt es auch das Ladengeschäft und dort kann Mann und Frau nicht nur etablierte Marken shoppen, sondern auch Raritäten wie Ostprodukte (wer sich noch an „Action“ & Co erinnert), Retrodüfte, Raumdüfte, Saunabedarf, Kosmetikgeschenke und vieles mehr. Das kleine Lädchen ist eine echte Perle!IMG_0063 IMG_0068 IMG_0072

Hin kommt ihr mit der Straßenbahn Linie 13, Haltestelle „Rathaus Pieschen“ oder der Straßenbahn Linie 4 und 9, Haltestelle „Altpieschen, ElbCenter“. Geöffnet ist Mo – Do :10.00 – 16.00 Uhr und Freitags: 10.00 – 15.00 Uhr. IMG_0065

Außer dem Onlineshop und der Möglichkeit, die Produkte vorort in Pieschen zu testen und zu kaufen, bieten Sven und Frank-Leo Hirschel besonders den Dresdnern noch weitere Möglichkeiten: Man kann die Produkte im Onlineshop oder telefonisch bestellen und kostenfrei und ohne Aufpreis im Stadtgebiet Dresden, Heidenau, Bannewitz, Freital und Radebeul/Coswig von den Betreibern Sven und Frank-Leo Hirschel selbst liefern lassen. Auf der Facebook-Seite von Hirschel Cosmetic erwarten euch zusätzlich regelmäßig Rabattaktionen und Gewinnspiele. Unbedingt abonnieren!

Für die Nieselpriem-Leser hat Sven Hirschel eine Überraschungstüte voller veganer Kosmetikprodukte vom Label „GO&HOME“ gepackt und ich freue mich, diese unter euch verlosen zu dürfen. Unser heutiges Geschenk aus Pieschen!IMG_0166

Um die Überraschungstüte zu gewinnen, musst du achtzehn Jahre alt sein (älter ist durchaus erlaubt). Schreib bitte eine Mail mit Betreff „Hirschel“ an nieselpriem.blog@gmail.com. Der Gewinner wird am 13.12.2015 ausgelost und per eMail informiert. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, eine Barauszahlung ist ausgeschlossen. Viel Glück!

 

 

Tür 9 – ver-Hexhex-te Weihnachtsmarktidylle

Rückblende: Inmitten des trubeligen #blomm 2015 saß eine Frau mit einem ganz kleinen Baby auf dem Arm, einem Wuselkind zwischen den Beinen und einem glücklichen, geduldigen Madonnenlächeln im Gesicht: Vivian von Hexhex 2.0. Und so nett wie dieses erste Bild war, das ich von ihr immer noch vor Augen habe, ist ihr Blog. Ich liebe die Kindermund-Zitate und schüttele ungläubig den Kopf, wenn sie mal wieder irgendwas „schnell Zusammengenähtes“ für ihr großes oder ihr kleines F zeigt (was das bedeutet, werdet ihr beim Lesen wissen). Dabei ist sie völlig unprätentiös und hat einen feinen Sinn für Humor. Ich freue mich schon sehr auf ein Wiedersehen mit Vivi und den beiden F´s in 2016. Und nun: Türchen auf für Vivi!

Ich weiß ja nicht, wie es bei Rike in Pieschen ist. Bei uns in Berlin singt und blinkt im Advent die ganze Stadt rhythmisch im Viervierteltakt und sowohl jeder Einheimische als auch jeder Touri kommt auf seine Weihnachtsmarktkosten. Gendarmenmarkt mit selbstgeklöppelten Feinstrumpfhosen, Nostalgie am Opernpalais mit mundgeblasenen Nussknackern oder Riesenrad und „Wer hat noch kein Los?“ auf dem Alexanderplatz. Da Kinder in aller Regel nicht von Bienenwachskerzen, Blütenkochkurs und Seifenkunst in ruhiger Atmosphäre zwischen einer Handvoll Rentnern und verliebten Pärchen zu begeistern sind, schrumpft die Auswahl der familientauglichen Weihnachtsmärkte bedenklich. Auf einen, um genau zu sein. Der ganz normale fiktive Weihnachtsmarktwahnsinn, wie er also genau so oder so ähnlich stattgefunden haben könnte: (Ähnlichkeiten mit existierenden Personen sind durchaus beabsichtigt und nicht zufällig)

Ich mag keine Menschen.

Wobei, grundsätzlich mag ich Menschen schon, aber nicht, wenn es viele auf einem Haufen sind. Überfüllte Flughäfen, Einkaufscenter an Adventssamstagen oder den Möbelschweden an einem normalen Wochenende versuche ich zu vermeiden, um keine Schnappatmung zu bekommen.

Es versteht sich also von selbst, dass es kaum einen Ort gibt, der mich mehr stresst, als der Weihnachtsmarkt. Aber nicht hingehen kann man ja auch nicht, ist schließlich nur zu einer Zeit im Jahr. Jedenfalls wird aus Wir-gehen-über-den-Weihnachtsmarkt meist ein lauwarmer Glühweinfleck auf dem weißen Wintermantel und ein leeres Brötchen mit Ketchup in der Hand, in dem vor dem Anrempeln eben noch eine Bratwurst steckte.

Mit Kind gewinnt der Weihnachtsmarktbesuch nochmal extrem an Qualität. Mit dem Monatsbudget von 50€ auf den Markt zu gehen, ist ein dringlichst zu vermeidender Anfängerfehler! Man ist noch nicht ganz unter dem Willkommensschild durchgelaufen, schon warten gefüllte Heliumrudolphs auf ihre Adoption. Das schulterngezuckte „Ach komm, ist ja Weihnachten“ kostet im Schnitt 8€. Wenige Meter weiter der Stand mit Zuckerwatte, „Darf ich? Büüütteeee“. Mütterlich-logische Argumentationsketten, die die Wörter „Zucker“, „Karius und Baktus“ und „eklig“ enthalten, werden gekonnt abgewehrt von einem aus Shrek bekannten katergleichen Augenaufschlag. Plinker Plinker. Nach 20min in der Zuckerwattenschlange und 3€ weniger stellt das Kind nach dem ersten Abbeißen fest: Es mag eigentlich gar keine Zuckerwatte. Jackpot!

Auf der Suche nach dem nächsten Mülleimer mit freien Kapazitäten rauscht die „Wilde Maus“ an uns vorbei, direkt dahinter wie von der Tarantel gestochen das Kind. Dann heißt es schnell sein! Weil Anleinen verboten ist, man sein Kind auf einem Weihnachtsmarkt aber besser nicht aus den Augen verlieren sollte, rennt man hinterher, verursacht ein paar Glühweinflecken und fliegende Bratwürste (sorry!), um dann das Kind schon mit den Fahrchips in der Hand am Kartenhäuschen stehen und nur noch auf das Geld warten zu sehen. 1 Fahrt 2,50€, 5 Fahrten 10€. Während sich das Kind die nächste Viertelstunde in der Wilden Maus vergnügt, trete ich frierend auf der Stelle und suche den Markt mit den Augen nach dem nächsten Glühweinstand ab. Ein Auge ist natürlich immer bei der Wilden Maus und winkt.

Glühwein finde ich auf die Schnelle keinen, wohl aber den Stand mit gebrannten Mandeln. Die Weintrauben am Stiel zum Preis von schokolierten Goldkugeln und eine straußeneigroße Marzipankartoffel später, fällt dem Kind ein, es könne ganz dringend so ein buntes Rad am Stock mit Zuckerperlen gebrauchen. Das rolle so lustig und Glöckchen habe es auch. So ein schönes Andenken! Wenige gerollte Meter später bricht der Stiel des lustigen Rades ab. Plinker Plinker. Das Kind kann nach eigener Aussage nun „keinen Schritt mehr laufen“ und muss auf Papas Schultern. Ich frage, ob es von da oben einen Stand mit Glühwein sehen könne. „Brühwein?! Hä?!“.  Während wir uns durch das Gedrängel wursten, hebe ich reisegruppenmäßig einen Arm, damit die Familie hinterkommt. Stelle fest, 168cm sind nicht die ideale Weihnachtsmarktgröße. Das Kind sagt, auf 2m Höhe sei es sehr komfortabel. Papa bestätigt seine Anwesenheit mit einem Grunzen .

Auf dem Weg zum Glühwein kommen wir an einem Kettenkarussell vorbei. „Jaaaa, Juhuuu, das wollte ich schon IMMER mal ausprobieren! Aber ich trau mich nicht alleine. Kommst du bittebitte mit, Mama?“. 6€ später sind wir wieder mittendrin im Weihnachtsmarktgetümmel und lassen uns mit vernachlässigbarem Eigenantrieb vorwärts schieben. Und dann: ein Schild! Wo es einen halben Meter Bratwurst gibt, gibt es mit Sicherheit auch etwas zu trinken. Auf 3 verlassen wir die Menschenmasse und finden uns am Glühweinstand ein. 2 Glühwein und ein Kinderpunsch inklusive Tassenpfand 18€, und da ist noch nicht mal Schuss dabei. Die Ausgaben liegen bei 50 und einem zusammengekratzen Euro aus Restbeständen Hartgeld. In der Hoffnung, keine Parkgebühr bezahlen zu müssen, kämpfen wir uns entgegen der Schieberichtung durch die Lawine aus blinkenden Plastikgeweihen und singenden Weihnachtsmannmützen zurück zum Ausgang an den Ständen vorbei: Jingle Bells Jingle Bells, Ooooo duuuuu fröööööhlicheeehee, Stiihiille Naaacht, Last Christmas I gave you… Boah, draußen!

Am Auto angekommen, setzen wir uns rein, schnallen uns an und bleiben einen Moment lang einfach sitzen und atmen. Zwischen uns der stille Vorsatz, 12 Monate keinen Weihnachtsmarkt mehr zu besuchen… Und nächstes Jahr gibt’s keine Zuckerwatte, dafür aber ein Kind mehr. Hohoho…

Tür 8 – Der Weihnachtsmann ist nicht echt!

Tanja schreibt auf Tafjora-einmal Frankreich und zurück über ihre Zeit als Expat-Familie und ihr Familienleben. Heute haben ihre Kinder hier das Wort bei mir. Ich freue mich sehr darüber und wünsche uns allen viel Vergnügen!

Auf seinem eigenen Blog, da kann man ja schreiben was und wie man will. Dem es gefällt, der kommt wieder und wem nicht der zieht eben weiter. Für einen fremden Blog, da ist das dann gar nicht mehr so einfach. Über was soll man schreiben und wie? Lieber lustig, ironisch oder doch eher sachlich, besinnlich oder ganz was anderes? Und wenn man dann schon mal für einen Blog schreiben darf, den man selber so toll findet, dann ist das eine echte Ehre und man will es einfach auch nicht verbocken. Drum habe ich es mir dieses Mal ein bisschen leichter gemacht. Ich schreibe meinen Gastartikel nicht ohne Hilfe und die Hilfe habe ich mir von meinen Kindern geholt.

Mein Löwenjunge ist 6 Jahre alt und sein kleiner Bruder, das Winterkind, wird noch im Dezember 3. Ich habe ihnen ein paar Fragen zur Adventszeit, dem Nikolaus und natürlich zu Weihnachten gestellt. Viel Spass.

Ich: Löwenjunge, Winterkind, erklärt doch mal unserem neuesten Familienmitglied, (unsere 6 Monate alte Hündin Lana) was das schönste im Advent ist!

Löwenjunge: Da hat man endlich wieder Zeit zu knuffeln.tafjora3

Ich: Knuffeln?

Löwenjunge: Ja, im Sommer hat man nicht so viel Zeit zu knuffeln, weil da muss man draußen spielen, schwimmen gehen, Eis essen. Im Winter, wenn Advent ist, da ist es schon so schnell dunkel draußen, also hat man mehr Zeit zu knuffeln.

Winterkind: Knuffeln!!!!!

Ich: Ok. Und was noch?

Löwenjunge: Dass ich da so einen tollen Adventskalender an der Kordel bekomme und jeden Tag eine Tüte Überraschung aufmachen darf!

Winterkind: Scho-Ko-Laaa-de.

Ich: Gut! Was ist mit Nikolaus?

Löwenjunge: Der war vor langer, langer Zeit mal Bischof.

Winterkind: Ist der schon 600.000 Jahre tot?

Löwenjunge: Na ja, vielleicht auch länger. Aber er kommt jedes Jahr wieder, immer in der Nacht nach Onkel T.´s Geburtstag. Man muss seine Schuhe putzen und vor die Türe stellen. Dann hält er an und steckt was aus dem großen schweren Sack in unsere Schuhe.

Winterkind: Schokolade?Tafjora2

Löwenjunge: Ne, Du kriegst bestimmt Vitamine.

Winterkind: (heulend): Ich will aber keine Vitamine!

Löwenjunge: Ob er wohl auch Hundeleckerli für Lana bringt? Sie hat doch keine Schuhe?

Ich: Nein, die macht nur unsere Schuhe kaputt.

Löwenjunge: Lana, wenn Du die Schuhe immer kaputt machst, brauchst Du auch nicht sauer sein, wenn der Nikolaus Dir keine Leckerli mitbringt. Mama, wenn Lana den Nikolaus sieht, dann wird sie doch sicher bellen, oder? Dann renne ich ganz schnell runter und sehe ihn doch mal endlich, haha dann haben wir ihn aber mal ausgetrickst, oder weiß der etwa, dass wir jetzt die Lana haben????

Winterkind: Scho-Ko-Laaa-de?

Ich: Und was ist Weihnachten?

Löwenjunge: Das ist das tollste Fest im ganzen Jahr. Wir kaufen einen großen Tannenbaum und schmücken ihn mit vielen Kugeln.

Winterkind: Und mit Lichterketten.

Löwenjunge: Ja, die auch. Und dann kommt das Christkind. Das hat Geburtstag und bringt viele Geschenke und legt es unter den Baum.

Winterkind: Ein Feuerwehrauto auch?

Löwenjunge: Na, mal sehen, vielleicht.

Winterkind: Oh ja, ich will ein Feuerwehrauto! Ein rotes. Und groß. Und Schokolade.

Löwenjunge: Das Christkind hat ein Glöckchen und wenn es wieder wegfliegt, dann klingelt es. Aber vielleicht hat das Christkind auch Angst vor Hunden, das wäre dann schon echt doof. Ach ja und ich darf an Weihnachten einen Hirtenjungen in der Kirche spielen und muss 3 Sätze sagen. Eigentlich wollte ich ja eh nur in den Kinderchor, damit ich da auch mal mitspielen darf. Die anderen Kinder wollen alle nicht so viel reden wie ich, darum darf ich gleich 3 Sätze sagen.

Ich: Manche Menschen reden ja vom Weihnachtsmann. Wer ist denn dann der Weihnachtsmann?

Löwenjunge: Na Hallo, das ist doch einfach. Das ist nur der verkleidete Mann vor dem Kaufhaus. Die gibt’s in ganz viel. Die spielen das aber auch nur wie ich den Hirten.

Winterkind: Ja, der stand am Samstag vor dem Baumarkt und hat Geld gesammelt für die armen Kinder. Ich habe einen Kinderpunsch bekommen von ihm. Keine Schokolade.

 

In diesem Sinne, eine schöne Vorweihnachtszeit für Euch und hoffentlich genug Schokolade für alle.

 

Gros Bisous,

Eure Tanja

Foto: Tanja privat

 

 

Tür 7 – Schwedische Weihnachtsbäume made in GDR

Gretel ist der kreative Kopf hinter Living4Family und meine Freundin. Ihre Wohnung ist wie eine jahreszeitlich dekorierte märchenhaft-romantische Interior-Ausstellung, die mich jedesmal in grenzenlose und lautsarke Verzückung versetzt. Selbermachen, Garten, Wohnen und Deko sind ihre Herzensthemen. Wir teilen eine leidenschaftliche Liebe zu Sahnecremetorten, Mohn-Marzipan-Gebäcken und allem, wo Baiser drauf ist. Gretel braucht man nicht zu fragen, ob sie noch ein zweites Stück Kuchen will, sie isst mit Genuss auch ein drittes. Eine Frau, die niemals auf Diät ist. Ich liebe sie dafür sehr. Und für vieles andere. Heute für diesen Beitrag.

Guten Tag,

ich will es gleich sagen, ich bin hier nur der Lückenfüller, denn ich passe nicht so recht ins Portfolio.

Meine Kinder sind groß. Man mag mich bedauern, ich ziehe es vor, mir zu gratulieren.

Zum Backen schicke ich sie zu den Großeltern, gebastelt wird nur noch in geringem Maße, als Nikolausgabe bekamen sie Karten fürs Mark Forster Konzert. Sie haben sich gefreut, aber bestimmt nicht so sehr wie ich. Es ist eine neue Qualität des Schenkens, wenn man sich selbst was Gutes tut dabei. Konzert war ne super Idee.

Ich habs nicht so mit Blogparadenrummel. Aber Rike ist meine beste Freundin und 24 Tage sind eine lange Zeit. Also mache ich mit bei ihrem Adventskalender.

Schwedisch ?

Vor mehr als 25 Jahren wusste man im garantiert westmedienfreien Tal der Ahnungslosen wahrscheinlich gerade einmal, wo Schweden auf der Landkarte lag. (Und wenn nicht, war es auch nicht schlimm, denn andere Länder hatten Priorität).

Immerhin war Schweden ein lieber Feind, zumindest als der Sozialdemokrat Olof Palme regierte.

Nach Schweden reisen konnte man natürlich nicht.

Meine Mutter arbeitete dazumal bei den Staatlichen Kunstsammlungen und war von relativ offenen Mitmenschen umgeben, da die Kunstschätze Dresdens in der gesamten Welt gern gesehen waren.

Als der Betriebstischler in den Restaurationswerkstätten den Rahmen der Sixtinischen Madonna gerade fertig ausgebessert hatte, blieb noch ein wenig volkseigene Zeit übrig und er machte sich daran, schwedische Weihnachtsbäume aus volkseigenem Holz zu basteln.

Woher er seine Inspiration bekam? Keine Ahnung. Aber die Dinger waren natürlich der Renner und sicherlich hatte mindestens jeder 2. Kollege nun nicht nur erzgebirgische Volkskunst im Wohnzimmer, sondern was „echt“ Schwedisches. Und der Tischler dafür paar echte Mark der DDR mehr auf dem Konto.

Jedenfalls liebte auch ich das Teil heiß und innig, ob nun schwedisch oder nicht.

Glücklicherweise hat er viele Umzüge im Keller von Muttern überlebt und nun steht er jedes Jahr bei uns im Fenster.

Ursprünglich war er knallrot, in diesem Jahr habe ich ihn weiß gepinselt.

Mein schwedischer Weihnachtsbaum made in GDR:Gretel

Tür 6 – Geschenke aus Pieschen Teil I

Tür 6 – Geschenke aus Pieschen Teil I

(Dieser Beitrag enthält Werbung)

Ich nehme euch heute mit ins „Petit Frank“. Bürgerstraße 14, im Herzen von Pieschen. Nur eine französische Fahne und ein Restaurantschild weisen darauf hin, dass sich dort hinter dieser Tür ein wahrer Gourmettempel verbirgt. Draußen brettert die Linie 13 vorbei, aber kaum ist man im Hausflur, wird man von einem ganz anderen Flair umhüllt. Steigt man dann hinab ins Gewölbe, ist selbst vom Straßenlärm nichts mehr zu hören. Von Alltag zu Romantik in Nullkommanichts. Ein Kleinod, zauberhaft und geschmackvoll bis in jede kleinste Gewölbenische eingerichtet und dekoriert. Durch das Fehlen von Tageslicht im Kellergewölbe wird das Restaurant selbst zur Mittagzeit durch perfekt inszenierte Beleuchtung in ein schmeichelndes Licht gehüllt und vermittelt einem das Gefühl, an einem ganz und gar zauberhaften Ort zu sein. Hier residiert seit zwölf Jahren der „kleine Frank“ mit seinem Team und verwöhnt seine Gäste. Die Urkunden und Auszeichnungen an den Wänden machen klar, hier wird auf ganz hohem Level gekocht. Aber statt eines schnöseligen Maître dhôtel, der sich vielleicht den Umständen angepasst Francois nennt, wird man von einem kumpelhaften, lustigen und durch und durch sympathischen Gastwirt empfangen, bei dem man sich sofort wie zu Gast bei Freunden fühlt.

Wir unterhalten uns.

Rike: „Wenn man das erste Mal hier ist, kommt man nicht umhin, die ganzen Preise zu bemerken, die deine Wände pflastern. Welche Auszeichnung bedeutet dir am meisten?“

Frank: „Am meisten gefreut hat uns der erste Platz im „Augusto“, in der Rubrik „Feine Küche“. Das ist ein Preis, den die Leser der Sächsischen Zeitung vergeben. Da kommt kein Restaurantkritiker, das weiß man auch nicht ein halbes Jahr vorher, nein, da voten echte Gäste ihre Lieblingsrestaurants. Wir wussten nicht mal, dass wir nominiert waren. Der Gewinn bedeutet uns sehr viel!“

Rike: „Aber ihr seht euch eigentlich nicht als ein Gourmetrestaurant, hast du mir erzählt.“

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Auszug aus der aktuellen Karte

Frank: „Nein, ich sage immer, wir bieten Länderküche an. Das, was man sich unter französischer Küche vorstellt, haben wir im Programm. Die Klassiker wie Foie gras, Froschschenkel, Schnecken, Champagner, das kann man immer bei uns bestellen. Aber parallel dazu kochen wir eine regelmäßig wechselnde Karte mit modernen Gerichten.“

Rike: „Ich durfte in die neue Karte lunschen. Ich kriege direkt einen Riesenhunger! Aber eine Kinderkarte findet man weit und breit nicht bei dir. Wenn ich mit meiner Familie zu dir komme, was kochst du dann meinem Zweijährigen?“

Frank: „Zu uns kommt man nicht, um mal schnell innerhalb von vierzig Minuten ein Schnitzel mit Pommes zu essen. Unsere Gäste sitzen zwei, drei Stunden und länger und genießen eine Menüfolge von vier, fünf, sieben Gängen. Ich denke immer, das ist eigentlich nichts für Kinder. Wer will schon drei Stunden still sitzen, wenn er vier Jahre alt ist! Deshalb ist jedes Kind ein kleiner König bei uns. Ich frage die Kinder, was denn ihr Lieblingsessen ist und worauf sie  heute Appetit haben. Unsere Küche ist darauf eingestellt und bisher konnten wir auch unsere kleinen Gäste kulinarisch glücklich machen. Wir haben Familien, die kommen schon seit vielen Jahren regelmäßig mehrmals im Jahr zu uns, man sieht die Kinder groß werden und freut sich natürlich, wenn so ein Steppke freudestrahlend an der Küchentür steht und ruft: „Und? Was kochst du heute für mich?`“

Rike: „Das klingt super! Super finde ich hier auch die Gestaltung. Jede noch so kleine Ecke ist liebevoll dekoriert. Ich habe sogar vorhin eure Toiletten fotografiert, weil selbst dieses Örtchen über die Maßen geschmackvoll eingerichtet ist! Und euer Garten ist ein Traum!“

Frank: (lacht) „Ich gebe das Kompliment gern an meine Frau weiter.“

Rike: „Apropos. Du hast zwei Kinder und bist selbständig. Wie klappt das bei euch mit der vielzitierten Vereinbarkeit von Familie und Karriere?“

Frank: „Wir teilen uns auf, anders geht es nicht. Ich genieße morgens die Zeit mit meinen Kindern. Wir frühstücken gemeinsam, danach bringe ich sie zur Schule. Währenddessen ist meine Frau hier im Restaurant und kümmert sich um das Ambiente des Lokals, den Garten. Ab mittags dann ist sie zu Hause bei den Kindern und ich bin hier oder mache Besorgungen fürs Restaurant. Von Anfang an haben wir Sonntag/ Montag geschlossen. Der Sonntag gehört meiner Familie. Und auch wenn ich selbst am Montag natürlich arbeiten muss, selbst wenn das Restaurant für Gäste geschlossen ist, so will ich doch, dass meine Angestellten feste freie Tage in der Woche haben. Das ist nicht unbedingt üblich für die Gastronomie.“

Rike: „Wie verbringt ihr Weihnachten? Und was gibt’s zu essen in der Familie?“

Frank: „Bei uns trifft sich die ganze Familie am Heiligabend. Schon mittags gibt’s Kapaun mit Rotkraut und Klößen. Mein Vater kocht, der ist zwar nicht Koch, aber das hat bei uns Tradition. Abend gibt’s Kartoffelsalat und Würstchen, dann also klassisch sächsisch. An den Feiertagen haben wir hier geöffnet. Ich freue mich aber auch auf unsere Weihnachtsgäste im Restaurant. Wir haben uns ein tolles Menü ausgedacht. Und auch Silvester sind wir hier. Es wird keine große Party mit Programm und Genalle geben, sondern als Jahresabschluss einen Abend mit 7-Gang-Menü in entspannter Athmosphäre bis circa dreiundzwanzig Uhr. Dann bleibt noch genügend Zeit für die Gäste, zur Elbe runter zu spazieren um das Feuerwerk anzusehen. Oder mit dem Taxi in die Innenstadt. “

Rike: „Du wichtelst heute für uns. Was versteckt sich in Türchen Nummer sechs?“

FranK: „Ein Candle-Light Dinner für zwei Personen.“

Rike: „Oh wow! Danke, darüber würde ich mich auch freuen. Danke auch für das überaus nette Gespräch und wir sehen uns bald wieder. Zum Essen!“

der Kleine Frank und die noch kleinere Rike

der Kleine Frank und die noch kleinere Rike

Hier einige Impresionen für euch:

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Petit Frank

Bürgerstraße 14

01127 Dresden

Geöffnet Dienstag- Samstag ab 17:00 Uhr

Um Reservierung wird gebeten, telefonisch unter 0351 8211900 oder via:

http://www.petitfrank.de

Wer sich mit den Augen Appetit holen möchte, dem sei unbedingt empfohlen, „Petit Frank“ auf Facebook und über Instagram zu folgen!

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Um den Gutschein zu gewinnen, musst du achtzehn Jahre alt sein (älter ist durchaus erlaubt). Schreib bitte eine Mail mit Betreff „Petit Frank“ an nieselpriem.blog@gmail.com. Der Gewinner wird nach dem 10.12. ausgelost und per eMail informiert. Der Rechtsweg ist ausgeschlossen, eine Barauszahlung ist ausgeschlossen. Viel Glück!IMG_0105

Tür 5 – ein Familienbetrieb auf der Wurstwiese

Heute schreibt Christian vom Blog Familienbetrieb über traditionelles Weihnachtsessen. Über den Autor und den Familienbetrieb braucht man eigentlich keine Worte mehr zu verlieren. Es wurde alles schon gesagt, geschrieben und keine noch so blumige Eloge wird ihm wirklich gerecht. Der Typ ist einfach nur der Knaller, oder? Ich wünsche mir und euch viel Spaß!

 

Essenstraditionen spielen an Weihnachten seit jeher eine große Rolle. Die einen mögen es gerne aufwändig und tischen Gans mit Knödeln und Rotkraut auf, andere bevorzugen es eher einfach und begnügen sich mit Kartoffelsalat und Würstchen, die am Weihnachtsbaum verzehrt werden. Als Nachtisch gibt es dann noch Eis oder Pudding und später wollen dann noch der Christstollen und die vier Wochen alten Weihnachtsplätzchen verdrückt werden.

Aber egal, was zum Wiegenfest des Jesuskindes serviert wird, es geschieht in Mengen, die nicht mehr als haushaltsüblich bezeichnet werden können. So kommt ein 4-Personen-Haushalt über die weihnachtlichen Feiertage gerne mal auf eine Kalorienzufuhr eines 9-köpfigen Tour de France-Teams – und zwar während der gesamten 21-tägigen Rundfahrt.

Möglicherweise ist es ein abendländischer Brauch, an Weihnachten durch Sodbrennen, Verstopfung und Magenschmerzen, das Leid und die Beschwerlichkeit nachzuempfinden, die Maria, Josef und das Jesuskind ertragen mussten, als sie im Stall zu Bethlehem vor sich hin darbten. Eventuell ist diese maßlose feiertägliche Völlerei aber auch durch die Innung der Änderungsschneider sowie die Lobby der Diät- und Fitnessindustrie gesteuert, die immer zu Jahresanfang Millionen- wenn nicht gar Milliardengeschäfte machen.

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Auch bei uns Zuhause gab es früher ein traditionelles Weihnachtsessen: Nudelauflauf mit Tomatensauce. Als ich ein kleiner Junge war, gehörte dieses Gericht zu Heiligabend wie der Weihnachtsbaum, das rote Kleid, das meine Mutter jedes Jahr trug, oder die Modelleisenbahn, die mein Vater in mühevoller Kleinarbeit aufbaute und sich dann darüber aufregte, dass mein Bruder und ich nach fünf Minuten, der monoton ständig im Kreis fahrenden Zügen überdrüssig wurden und uns lieber den Weihnachtsgeschenken zuwandten.

Für Außenstehende wirkte unser Weihnachtsmahl oft etwas befremdlich, denn mit Sahnesauce übergossene und mit Edamer überbackene Nudeln haben doch so gar nichts Feierliches und Festliches an sich. Neben den kulinarischen Vorlieben meines Bruders und mir gab es sehr pragmatische Gründe für diese Essenswahl. Zum einen lässt sich Nudelauflauf gut vorbereiten, was meine Mutter immer in den frühen Morgenstunden des 24. Dezembers tat, wenn der Rest der Familie noch schlief – möglicherweise ihre entspanntesten Stunden an Heiligabend. Zum anderen ist so ein Nudelauflauf auch recht einfach fertigzustellen. Für den Fall, dass der elterliche Streit beim Christbaumschmücken – auch so eine frühere Tradition bei uns – einmal vollkommen aus dem Ruder gelaufen wäre und nicht einmal mehr UNO-Blauhelm-Truppen deeskalierend hätten eingreifen können, um die unterschiedlichen Ansichten ob des gerade Stehens des Weihnachtsbaumes sowie der optimalen Anordnung von Kerzen, Kugeln und Schmuck in der Tanne in einen Konsens zu überführen, wäre mein Bruder als der ältere von uns beiden auch als Grundschulkind in der Lage gewesen, die präparierte Auflaufform bei 200 Grad in den Ofen zu schieben und nach 20 Minuten wieder herauszuholen. Aber so weit kam es nie (Anm. der Red.: Die konfliktäre Darstellung unserer Weihnachtsvorbereitungen dient lediglich der literarischen Zuspitzung. Tatsächlich verliefen die Heiligabende bei uns immer in einer absolut friedlichen und beispielhaft harmonischen Atmosphäre, dass Weihnachtsfeiern in Bullerbü dagegen als von brutalstmöglichen Ausschreitungen begleitete Zusammenkünfte gewaltbereiter Hooligans gelten können.).

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Aber für einige Jahre brachen wir mit unserer kulinarischen Weihnachtstradition. Denn es begab sich zu der Zeit, dass der Zweitgeborene der Familie (sprich ich) verlangte, dass er das Weihnachtsmahl zubereitet. In meinem letzten Jahr im Kindergarten hatte ich dort nämlich an einem Kochkurs teilgenommen. Ein Teil meiner Erziehung zu einem modernen Mann, der weder Kelle noch Schürze scheut, womit meine Eltern außerdem sicherstellen wollten, dass ich in späteren Jahren, wenn ich das traute Heim – und die warme Küche – verlassen habe, nicht elendig verhungere.

Nun wollte ich meine neu erworbenen Kompetenzen in der Speisenzubereitung einem realitätsnahen Praxistest unterziehen. Auf der Stirn meiner Mutter bildete sich Angstschweiß von niagarafallartigem Ausmaß und sie fragte sich, warum sie mich unter Schmerzen zur Welt gebracht hatte, damit ich ein paar Jahre später zum Weihnachtsfest die gesamte Familie durch meine nur rudimentär ausgebildeten Kochkünsten mit einer Lebensmittelvergiftung ins Krankhaus schicke. Auch der Blick meines Vaters zeugte von tiefer Skepsis, malte er sich doch in aller Unerfreulichkeit aus, wie er nach einem infernalischen Kochfiasko seines Zweitgeborenen über die Weihnachtsfeiertage die gesamte Küche renovieren muss. Mein Bruder war gegenüber meinem Ansinnen hingegen indifferent, so lange es keine zusätzliche Arbeit für ihn bedeutete.

Meine Eltern beruhigten sich erst ein wenig, als ich verkündete, welches Gericht ich gedachte zu kredenzen: Fliegenpilze auf Wurstwiese. Dabei geht es nicht um die Zubereitung des giftigen Amanita muscarias, sondern um die dekorative Anordnung gekochter Eier und halber Tomaten unter Zuhilfenahme von Mayonnaise.

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Die Herstellung dieser auf der Wurstwiese gebetteten Fliegenpilze ist so einfach, dass sie selbst ein motorisch minderbegabtes Kind im Grundschulalter vor nicht allzu große Probleme stellt. Zunächst werden ein paar Eier hartgekocht, abgeschreckt und gepellt. Für die bessere Standhaftigkeit werden die dicken Enden der Eier gekappt. Anschließend werden Tomaten halbiert und die Kerne und das Fruchtfleisch mit einem Löffel entfernt. Die so ausgehöhlten Tomaten werden auf die Eierspitzen gestülpt. Mittels einer Tube Mayonnaise werden danach die Fliegenpilz-Punkte auf die zu Pilzhüten umfunktionierten Tomatenhälften appliziert. Zum Abschluss werden Wurstscheiben auf einem Teller oder einer Platte verteilt und die Eier-Tomaten-Fliegenpilze darauf drapiert. Für das vollendete Natur-Feeling kann auch noch Petersilie auf der wurstigen Wiese verteilt werden.

Selbstverständlich kann die Wurstwiese auch durch eine Käsewiese ersetzt werden. Oder durch eine vegane Wurstwiese. Aber im Westerwald der frühen 80er Jahre, wo ich aufwuchs, war Vegetarismus noch nicht besonders stark verbreitet. Von Veganismus ganz zu schweigen. Um ehrlich zu sein, ist die Ernährung des gemeinen Westerwälders bis heute stark carnivorisch geprägt.

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Nach ein paar Jahren verlor ich dann die Lust an den wurstwiesigen Fliegenpilzen und beendete meine Kochkarriere, bevor ich größeren Schaden anrichten konnte. Seither gab es bei meinen Eltern an Heiligabend wieder Nudelauflauf. Ganz traditionell. Aber ohne mütterliches rotes Kleid. Und ohne väterliche Modelleisenbahn. Er schmeckte aber trotzdem immer wieder gut.

FamBetrieb_Fliegenpilze auf Wurstwiese

Das spätere Oberhaupt eines erfolgreichen Familienbetriebes bei früher Kinderarbeit und vollem lockigen Haar

 

Fliegenpilze auf Wurstwiese – Zutaten

  • Vier hartgekochte Eier
  • Zwei Tomaten
  • Eine Tube Mayonnaise
  • Wurstaufschnitt (oder Käseaufschnitt)
  • Petersilie (oder anderes Grünzeug)

Tür 4 – Weihnachtsgedanken am Kinderbett

Katharina lebt in der Schweiz und schreibt auf Mama hat jetzt keine Zeit. Wir haben uns zusammen gefunden, als ich für sie unter einem Pseudonym einen Gastartikel geschrieben habe. Dem folgte oder ging voraus ein sehr interessanter Mailverkehr. Wir teilen viele Erfahrungen, Ansichten und sie war mir vom ersten Moment an grundsympathisch! Auch, weil sie prinzipiell keinen Cent auf allgemein gängige Meinungen gibt und einfach ihr „Ding“ macht. Kein Thema ist ihr zu heikel, nichts zu politisch. Sie will es, sie macht es. Ich mag sie dafür sehr! Jetzt aber ging es um Weihnachten. Also mit Weihnachten braucht man Katharina nicht zu kommen. Sie ist der Grinch unter den Elternbloggern. Für uns hat sie trotzdem eine Weihnachtsgeschichte geschrieben und – typisch Katharina – ohne Streuseln, Glocken, Engelsgeläut. Dafür mit Tiefgang und Gänsehaut. Danke Katharina!

 

Es ist schon Monate her, dass mich die entzückende, herzensgute und wunderhübsche Rike von Nieselpriem (Anmerkung der Autorin: Katharina, darüber werden wir noch mal sprechen müssen!) gefragt hat, ob ich für sie eine Adventsgeschichte schreiben würde. Ausgerechnet ich!

Da damals noch viel Zeit blieb dachte ich, mir käme dann schon noch etwas in den Sinn und ich sagte zu. Jetzt habe ich den Schlamassel. Denn natürlich ist mir nichts Adventiges in den Sinn gekommen, was Weihnachtiges erst recht nicht. Ich mag ja Weihnachten überhaupt nicht. Aus Gründen.

Wobei, so richtig stimmt das auch wieder nicht. Es gab ein Jahr, da hätte ich mir ein richtiges Weihnachten gewünscht, und das war so:

Im Dezember 2009, genauer gesagt am 4. Dezember, kurz nach dem Mittagessen, blieb die Welt für den Bruchteil einer Sekunde stehen. Mein Sohn hörte auf zu atmen. Erst wenige Wochen alt, hatte er ein ALTE, einen lebensbedrohlichen Atemstillstand, auch Near SIDS genannt – und er überlebte.

Danach musste er zur Beobachtung und Diagnosestellung ins Kinderkrankenhaus. Die Details erspare ich Euch. Es war eine schlimme Zeit. Sein Vater und ich wussten lange nicht, was mit ihm los war und was man dagegen unternehmen konnte. Ich war dauernd müde, stundenlang am Milch pumpen oder Stillen, dazwischen döste ich mit dem Kleinen auf der Brust. In meiner Erinnerung weinte ich den ganzen Tag, wochenlang. Das Krankenhaus hetzte mir sogar einen Psychiater an den Hals, mit dem ich aber nicht sprechen wollte. Es war ja offensichtlich und bei den Umständen auch verständlich, dass ich unter einer postnatalen Depression litt.

Der Kleine war noch keine zwei Monate alt, aber er liebte die Lichter, das Glitzern der Dekorationen und die feinen Klänge der Spieluhr unseres kleinen Holzchristbäumchens, das wir im Krankenhaus für ihn aufgebaut hatten. Ich trauerte um Weihnachten und heulte hemmungslos. Ich sehnte mich nach dem Duft von Kerzen, angesengten Tannennadeln und mit Gewürznelken gespickten Orangen. All das wollte ich ihm zeigen, sogar nach den ungeliebten Weihnachtsliedern verzehrte ich mich und nach meiner Grossmutter, die zwei Jahre zuvor gestorben war und meinen Sohn nicht mehr kennen lernen durfte. Ihre Brezeln und ihr Beharren auf das Singen von Weihnachtsliedern durch die ganze Verwandtschaft. Alle hassten das Singen – und machten doch ihr zuliebe mit.

Plötzlich war Weihnachten gleich bedeutend mit einer Zeit, in der die Welt noch in Ordnung war. Einer Welt, in der Babys keine Geburtsfehler hatten, die sie am Atmen hinderten, und nicht über Weihnachten im Krankenhaus bleiben mussten. Einer Welt, die mit ihren sanften Lichtern und warmen Kerzchen so anders war, als die sterile Krankenhauswelt mit ihren Neonröhren an der Decke.

Ein paar Wochen lang vergass ich, wie sich das echte Weihnachten für mich als Kind angefühlt hatte, so dass ich mich Jahr für Jahr krank ins Bett legte, um nicht mitmachen zu müssen, und ich wünschte mir so sehr, den Kurzen das Weihnachten erleben lassen zu können, über das alle immer sprachen.

Mein Sohn wurde an Silvester 2009 aus dem Krankenhaus entlassen und am 1. Januar 2010 feierten wir mit ihm Weihnachten nach. Mit Kerzen, Glitzersternen, Keksen und Weihnachtsmusik – ganz wie es sich gehört!

So war das in dem einen Jahr, in dem ich Weihnachten hätte feiern wollen und nicht konnte.

 

Bärtiger Eierpunsch

„Ich will einen Eierpunsch! So einen wie Chevy Chase! Im Glasbechser mit Elchflügeln!“. Wenn der bärtige Mann diese Sätze von sich gibt, hat er schon einige Eierpunsche durchprobiert und hetzt mich vom Regen durchnässt über irgendeinen übervollen Weihnachtsmarkt.

Kein Eierpunsch wird seinen hohen Ansprüchen gerecht. Sie werden prinzipiell qualitativ nicht schlechter, je mehr man davon trinkt (den Effekt kennen einige vielleicht vom Heidelbeerglühwein aus´m Supermarkt für eins neunundneunzig), aber der Gaumenschmauß, ein wohliges Grunzen aus vom Branntwein verätzter und von süßer Sahne umschmeichelter Kehle will sich nicht einstellen.

Ich beobachte derlei Treiben mit einem Blick, wie man zum Beispiel Tiersendungen beobachtet, in denen von irgendwelchen Arten Kadaver gefleddert werden und im nächsten Moment kopuliert.

Ich trinke sowas nicht. Gott sei Dank trinke ich sowas nicht! Prinzipiell trinkt aber jeder, worauf er Durst hat. Das wusste schon der alte Hemmingway, und der kannte sich schließlich aus.

Aber ich bin involviert, mittelbar beeinträchtigt durch die Minderqualität der käuflich zu erwerbenden Eier-Branntwein-Zucker-Gemische. Denn ich muss mit und an jedem bekloppten Punschstand bleibt der arme Mann hoffnungsvoll stehen, legt das Familienvermögen auf den Tresen um dann doch nur enttäuscht aber tapfer („Hammer bezahlt!“) irgendein Gebräu runterzuschlürfen, während mir die Tentakel abfrieren und das Regenwasser in den Kragen läuft.

Es nützt nüscht. Die Mutti muss ran!

Nach unerquicklicher Internetrecherche habe ich ein Eierpunsch-Brainstorming mit meiner Nachbarin Manja abgehalten und das brachte die zündende Idee für „Original Bärtiger Eierpunsch“.

Und so gehts:

1 Flasche Eierlikör

1 Flasche Mangosaft

1/2 Flasche Orangensaft (nicht im Bild)

1 Dose Milchmädchen

Brauner Rum, Menge nach Geschmack (ich hab eine kleine Pulle genommen)

1 TL Zimt

… mit einem Schneebesen in einem großen Topf verrühren. Gegebenenfalls etwas erwärmen, damit die Zutaten  binden.IMG_0054Dann alles in Flaschen abfüllen und dabei eine Riesensauerei veranstalten.IMG_0055Nachdem man den Tisch und die Flaschen gesäubert hat, einen Anhänger lyrisch beschriften und dann verschenken.IMG_0056

Wohliges Grunzen und rote Wangen garantiert!

Nur die Chevy Chase Elch-Tasse kommt mir nicht ins Haus. Das geht entschieden zu weit. Danach folgen dann womöglich Rentierpullover als Weihnachtsgeschenk und ein beleuchteter Frosty auf´m Balkon!

 

 

 

 

Tür 3 – beschnäpselte Brunsli

Heute gibts ein Schweizer Plätzchenrezept mit reichlich Alkohol (man kann vermutlich alles an dem Rezept weglassen, nur den Kirschli nicht) , arrangiert von unserer Schweizer „Mutti auf Eis“ Mama on the Rocks.  Wenn ich an meinen persönlichen Jahresrückblick 2015 denke, sehe ich definitiv diese kleine herzliche Frau vor mir und höre ihren unnachahmlichen Dialekt. Und hoffe beim Scheiden des verbrauchten Jahres, dass das Neue uns wieder zusammenführen wird. Und irgendwie werde ich sogar beim Lesen schon ganz lustig! Beschickert!  Das Gutzi, das Brunsli, Kirschli. Falls ich jemals in die Schweiz auswandern sollte, wird aus mir vermutlich ein „Rikli“. Ich glaube, ich finde die Schweiz dufte. Dufti also. Spitzli!

 

Als Rike mich zu diesem Gastbeitrag eingeladen hat, meinte sie: «Text, Anekdote, Bastelanleitung, Rezept, ein selbstgesungenes Lied: Alles ist erlaubt!» Tja, selber schuld, Rike! Ich habe nämlich sehr sehr sehr lange überlegt, was ich denn Originelles zum tollen Nieselpriem-Blog beitragen könnte. Ich, so ne olle Schweizerin. HELVETIA, äh HEUREKA!

Wir Schweizer werden ja wegen vielem belächelt. Wir seien langsam. Wir sprechen komisch. Wir leben zwischen Kühen und Schokolade. Die Alm ist nie weit. Fondue und Raclette. Schweizer Franken und Bankgeheimnis (gibt’s nicht mehr!). Abseits von diesen ganzen Klischees erzähle ich heute etwas ganz MamaOTR-Untypisches, denn ich blogge eigentlich nie übers Essen. Heute aber teile ich mit euch ein typisches Schweizer, ja sogar Basler Rezept für Weihnachtsgebäck, bei uns Wiehnachtsgutzi oder Wiehnechtsguetzli genannt: das (Basler) Brunsli.

Das Brunsli hat nichts mit Brunzen oder Brunftgeräuschen zu tun. Es ist auch wirklich kein Brunnen im Spiel. Zur Geschichte des Brunsli findet ihr hier die besten Informationen.

Und jetzt weg mit der Theorie, hier kommt das Rezept für die weltbesten Schokolade-Weihnachtskekse, made by Mama on the rocks. Warum es die weltbesten sind? Es hat Alkohol drin…

Brunsli in the making

Brunsli in the making

Brunsli (ergibt ca. 50 Stück)

Alles in einer Schüssel mischen:

150 g Zucker / 1 Prise Salz / 250 g gemahlene Mandeln / ¼ Teelöffel Zimt (kann man auch weglassen, wenn man es nicht mag) / Messerspitze Nelkenpulver (kann man auch weglassen, wenn man es nicht mag) / 2 Esslöffel Kakaopulver / 2 Esslöffel Mehl

Anschliessend beigeben und untermischen:

2 frische Eiweisse (ca. 70 g), leicht verklopft / 2 Teelöffel Kirschwasser (ich mache das Handgelenk mal Pi. Für Kinder kann man den Alkohol ganz weglassen. Aber ganz ehrlich: Die Brunsli mache ich eh nur für mich, und echte Brunsli haben nunmal Kirschwasser drin) / 100 g geschmolzene Edelbitter-Schokolade

Alles zu einem Teig zusammenfügen. Er wird ziemlich klebrig sein!

Anschliessend den Teig auf reichlich Zucker ca. 1 cm dick (bloss nicht zu dünn!!) auswallen, verschiedene Förmchen ausstechen. Noch ein Tipp am Rande: Ausstecher immer wieder in Zucker drücken, so lösen sich die Brunsli nachher besser von den Förmchen.

Gutzi auf ein mit Backpapier belegtes Blech auslegen. Und jetzt, ganz wichtig: Bei Raumtemperatur 5-6 Stunden oder über Nacht trocknen lassen. Nicht direkt backen! Erst nach dieser Pause für 4-6 Minuten in der Mitte des auf 250 Grad vorgeheizten Ofens backen.

Und so sieht das dann aus:

Brunsli1

Idealerweise ist das Brunsli übrigens innen etwas feucht, also lieber nicht zu lange backen. Je älter es wird, desto trockener ist es – aber immer noch himmlisch zu Kaffee oder Tee geniessbar!

 

Hello, ich bin´s wieder. Na, habt ihr Hunger? Versteh ich, geht mir genauso. Ich bin heute im übrigen ein Kalendertürchen bei Tafjora. Vielleicht habt ihr Lust, mal gucken zu gehen?

 

Tür 2 – Alu mit Zuckerguss

Heute schreibt ein Großer Kopf für uns. Anne-Luise und Konstantin (der Einfachheit halber von allen nur Alu und Konsti genannt und nein, ich habe mir das nicht ausgedacht) schreiben gemeinsam den Blog Große Köpfe und der Name ist Programm. Mal leichtfüßig, mal schwermütig, stets klug und feinsinnig haben sie nur ein Ziel: Dich mitten in die Brust zu treffen. Schaffen sie bei mir immer. Heute nun schreibt Alu hier für uns alle über ihre große Liebe zu Christstollen. Viel Spaß!

 

Es betrug sich vor drei Jahren, dass meine geliebte Frau Mama mich zu sich rief. „Kind, ich brauche deine Hilfe“, sagte sie am Telefon und wir wissen alle, wie Töchter aus gutem Hause auf diesen Ruf zu reagieren haben. Pünktlich zu Weihnachten wird nämlich in dem wunderbaren Museum in dem meine Mutter tätig ist immer eine tolle Adventsausstellung gezeigt. In diesem Jahr würden es die Weihnachtspyramiden mit extra tollen Pyramiden aus dem schönen sächsischen Erzgebirge sein. Bereits wohl wissend, dass Hilfe immer ein weitgefasster Begriff im Zusammenhang mit Ausstellungseröffnungen sein kann, begab ich mich auf den Weg nach einer zehn-Stunden-Schicht im Büro. Dort angekommen wurden mir sofort eine Schürze und ein recht großes Messer in die Hand gedrückt (Zum Glück bin ich im Besitz der roten Hygienekarte zum Umgang mit Lebensmitteln) und mir wurde ein Geschenk aus dem Erzgebirge präsentiert: Ein 10 kg Stollen, der an diesem Abend den Gästen als Leckerli präsentiert werden sollte. Ich begann zu schneiden. Der Zucker zog in meine Ärmel, meine Brüste, meine Socken. Ich war allein! Allein mit einem 10kg Stollen und nur einem Liter Wasser. Immer mehr Menschen stellten sich in die Schlange und ich reichte Stollenstück um Stollenstück herüber. „Haben sie den gebacken?“, „Wissen sie welche Zutaten da drin sind?“ „Können sie mir sagen woher der Stollen genau kommt?“, und weitere Fragen hörte ich ca. 45 Minuten lang, während ich versuchte, dem Stollen Herr zu werden. Ich hatte Schmerzen in Armen und Beinen und ich murmelte immer wieder den Satz: „Ich habe ihn nicht gebacken, er kommt aus dem Erzgebirge, es sind Rosinen darin“ vor mich her. Der Zucker hatte in meinen Haaren ein Nest gebildet, vielleicht mein Gehirn verklebt und meine Brillengläser von innen zerfressen. Ich hatte mir ein Zuckerpeeling immer schön vorgestellt, das hier war aber eher recht klebrig und süß! Irgendwann sah ich ein Licht. Ich hatte es geschafft, den riesigen Stollen zu besiegen. Stolz zog ich meine Küchenhandschuhe aus und ging mich entzuckern. Zurück im Raum traf ich meine wunderschöne, stolze Mama. Sie zog mich erneut zum Tisch. Dort lag bereits aufgebahrt ein weiterer 10 kg Stollen, gespendet vom Förderverein des Museums. Das ganze Spiel begann von vorn und ich erlebte die zweite Runde des verzuckert-seins. An diesem Abend fuhren mich meine Eltern heim zu meiner Familie, der Zucker rieselte in die Autositze meines Vaters. Mit 30 Jahren hatte man es geschafft: Ich war des Zuckers überdrüssig geworden, ich war geheilt! Seit 2012 esse ich übrigens recht wenig Stollen und wenn, dann lasse ich mir das Stück immer von jemand anderem abschneiden, da ich sonst in salzige Tränen ausbrechen muss. In Echt!

 

Tür 1- Das Chaos kommt!

Das Chaos kommt! Heute in Form der lieben Kerstin vom Blog Chaos hoch zwei, die stets und immer aussieht wie aus dem Ei gepellt, frisch, erholt und rosig, während sie mit drei Kleinkindern einhändisch jongliert. Zudem ist sie nicht nur wunderschön, sondern auch noch schreibtechnisch talentiert, witzig, klug und nett! (Das ist nicht gerecht, aber wahr. Ja, ich finde auch, wenigstens einen Silberblick hätte Mutter Natur obendrauf legen können…)

 

Die liebe Henrike* war so charmant, mir während meines Mutterschutzes mit einem Text fürs chaotische Blog auszuhelfen. Im Gegenzug habe ich nun die Ehre, euch etwas adventliches zu bieten. Nur was?

Als übermüdete Mama dreier Miniatur-Kinder bin ich aktuell nicht kreativ genug für DIY-Anleitungen, als dekorativ gilt daheim was frei von Babykotze ist, Adventskalender und Plätzchen gibt es bei uns dieses Jahr liebevoll selbst gekauft. Aus meinen durch Schlafmangel degenerierten Gehirnwindungen hat das Baby jeglichen Rest Eloquenz herausgesaugt und so bleibt nicht einmal eine lustige kleine Geschichte übrig für euch.

Da dachte ich, ich mache etwas idiotensicheres. Etwas ganz schnelles. Gebrannte Mandeln!

Ok, das ging schief. Daher ein neuer Versuch:

Gebrannte Mandeln. Das Rezept.

Gebrannte Mandeln sind eine feine Sache, denn sie gegen total schnell und sind ein richtig nettes Mitbringsel in der Vorweihnachtszeit.

Gebrannte Mandeln 1

Theoretisch hat man die Zutaten alle immer zu Hause. Ihr braucht nur Mandeln, Zucker und Zimt. Außerdem ein Rezept, eine alte Pfanne (tut das bitte wirklich keiner guten/neuen an), einen alten Holzlöffel und dekoratives Obst zum Fotografieren für Instagram.

Zutaten:

  • 200g Mandeln
  • 100g Zucker
  • 50ml Wasser
  • 1 Msp. Zimt
  • 30 Minuten „kinderfrei“

Gebrannte Mandeln 2

Zubereitung:

Es ist absolut! unerlässlich, dass euch während der Zubereitung niemand stört. Wirklich. Niemand. (s.o.)

Denn wenn man gebrannte Mandeln macht, passiert lange Zeit nichts. Gar nichts. Man kann prima einen ganzen Pott Kaffee genießen währenddessen. Aber dann…

Also: Mandeln, Zucker und Wasser mit dem Zimt in die Pfanne und aufkochen. Temperatur etwas runterdrehen und bei gelegentlichem Rühren warten, Kaffee trinken und Stille genießen.

Dann urplötzlich nach einer mehr als guten Viertelstunde zieht die Masse an. Das Wasser ist verdampft, der Zucker wird wieder sichtbar und ihr müsst nun rühren, rühren, rühren! Der Zucker karamellisiert langsam und die Mandeln werden gebrannt. Das geht recht fix und ihr müsst auf keinen Fall ewig rühren, aber wenn ihr den richtigen Zeitpunkt verpasst habt, ist halt alles schwarz.

Gebrannte Mandeln 3

Die Mandeln kommen auf ein Backblech mit Backpapier zum Auskühlen. Die Masse ist anfangs extrem heiß, also noch ein guter Grund für die kinderfreie Zone. 😉

Gebrannte Mandeln 4

In die Pfanne gebt ihr einfach heißes Wasser und nutzt die Restwärme. Dann löst sich auch der Zucker auf und ihr müsst nicht ewig schrubben.

Die Mandeln, die ihr noch nicht vom Backblech weg genascht habt, verpackt ihr jetzt nett in einem Glas oder so einen durchsichtigen Tütchen. Fertig!

Gebrannte Mandeln 5

*Unter BloggerINNEN ist es üblich, alle anderen BloggerINNEN als „lieb“ zu betiteln. Es ist eine dieser ungeschriebenen Regeln, die man zwingend einzuhalten hat, wenn man überhaupt weiter dazugehören will. In diesem Fall würde ich „lieb“ gerne durch „entzückend“, „herzensgut“ und „wunderhübsch“ ersetzen, aber ich halte mich an die Regeln.

Ab morgen, Kinder, wird´s was geben!

IMG_0009Die Pakete stapeln sich im Flur, das Weihnachtsradio dudelt, Kalender werden hektisch miteinander abgeglichen. Weihnachtsmarktbesuche, Plätzchen- und Glühweinorgien verabredet. Die Nähmaschine rödelt und die selbstgestrickten Socken stricken sich auch nicht selber, sondern liegen angefangen und mahnend auf der Couchkante. Plätzchen müssen gebacken werden, die Küchenschränke bersten vor gemahlener Mandeln, Marzipanrohmasse, Butterschmalztöpfchen und Vollmilchkuvertüreblöcken. Während im Flur die Kiefer in der Bodenvase den Kopf schwer hängen lässt aufgrund der Holzengel und Bastelergüsse befreundeter Kinder aus vergangenen Jahren wird mir klar: Es geht wieder los!

Morgen gehts los. Vier Wochen das volle Weihnachtsprogramm mit allem, was dazu gehört. Und auch hier, für euch, ist Weihnachten angesagt. Mir egal, ob euch das gefällt, es ist Advent. Da müssen wir jetzt durch!

Bloggeradventskalender sind eine hübsche Tradition und ich habe mich ins Zeug gelegt, um sowas zusammenzufrickeln. Ich habe die Bloggerkollegen angeschrieben, bei denen ich schon gastgebloggt habe und um einen Adventsbeitrag gebeten als Revanche. Jetzt laufe ich händeringend noch die Freundesblogger ab auf der Suche nach Wort und Schrift und Bild und so. Manchen mögen mich jetzt weniger. Alles nur für euch!

Was erwartet euch also die nächsten Wochen? Chaos, ein Familienbetrieb in mitten einer Wurstwiese, Schweizer Schweinereien, ein Stollendesaster in XXL, eine Mutter am Rande des Nervenzusammenbruchs, Fitness (gut für hinterher, man sollte sich schon in Phasen der Völlerei auch Gedanken über das Danach machen), Französisch für Pieschner in zwei Ausführungen, Handgemachtes, Kopfgedachtes, Herzklopfen. Ein Adventskalender für große Kinder und Leute, die wie ich der Wortliebe frönen. Es gibt leider keine Reisegutscheine zu gewinnen und keine Kosmetikkoffer. Auch keine Plastetanne oder Plastespielzeug. Aber es gibt auch nicht Nichts. Lasst euch überraschen.

Ich weiß noch nicht, ob ich vierundzwanzig Türchen voll bekomme, gebe aber auf jeden Fall mein Bestes für die nächsten Wochen, um euch zu erfreuen ❤ . Warum? Weil ihr die Größten seid, ganz einfach. Nicht mehr und nicht weniger. Ihr habt mich das ganze Jahr erfreut mit jedem Blick auf den Statistikbalken, hinter jeder dubiosen Zahl (soundsoviel Zugriffe an diesem und jenem Tag), dahinter standet ihr. Jedes Icon hinter dem Like-Button eines jeden Beitrags, jeder Kommentar, jede eMail von euch hat mir soviel Freude bereitet! Und deshalb ist es Zeit, Danke zu sagen. Euch, meinen Lieben! Ich bin schon ganz adventsschmalzig. Wir sind hier nicht die Größten und die Schönsten vielleicht auch nicht. Noch nicht mal die Lustigsten. Aber wir haben´s nett hier und viel Spaß miteinander. Ich bin gerne hier mit euch.

Aber jetzt erst mal genug geduselt: Frohe Weihnachten uns allen. Und hoch die Glühweintassen!

 

Oh du fröhliche… Teil 2

Was bisher geschah…

Die Vorbereitungen

Um nochmal kurz Luft zu holen, waren wir Drachen steigen an der Elbe. Unserer ist kaputt. Also alle beide. Das haben wir dann beim Auspacken festgestellt. Wir haben sie eingepackt und erneut in unseren Keller getragen. Damit wir nächstes Jahr im Herbst wieder zum Drachensteigen gehen können…

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Mit der Dampfente die komplette Behausung porentief gereinigt. Wenn ich schon alles schmücke, dann soll es doch bitte nicht in den Ecken aussehen wie bei der Familie Hempel mit dem berühmten Sofa. Zwischendrin habe ich festgestellt, dass wir auf zu großem Fuße leben. Hinter jeder Türe verbarg sich ein weiteres staubiges Zimmer. Habe errechnet, dass pro Person fünf Quadratmeter zum Leben reichen sollten. Zuzüglich zehn Quadratmetern zur allgemeinen Verfügbarkeit. Mache mich ab Januar auf die Suche nach einer neuen, dreißig Quadratmeter großen Wohnung für uns.

Ich orderte beim Kellerbeauftragten die Weihnachtskisten. Der Mann sagte, später. Verlangte fünf Minuten später erneut nach den Kisten, er behauptete, später wäre deutlich später. Erwäge nun, eine Umzugsfirma zu beauftragen, die fünf Umzugskisten aus dem Keller zu holen. Dann könnten sie gleich die kleine Sporttasche mit den paar Habseligkeiten des Bärtigen auf dem Rückweg wieder mit nach unten nehmen und vors Haus stellen…

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botanisches Weihnachtsorakel

Vom Entkalker brennen meine Atemwege, vom Putzmittel sind die Hände aufgesprungen. Der Blick auf das botanische Weihnachtsorakel bestätigt: Nö. Weihnachten ist noch weit. Nirgendwo ist etwas von Adventsstimmung zu verspüren. Weine mich leise in den Schlaf.

Die Weihnachtskisten wurden doch noch geliefert. Bei der Androhung, dem faulen Mann eigenhändisch mittels der noch im Weg rumstehenden Dampfente eine Darmreinigung zu verpassen, konnte er es irgendwie zeitlich einrichten.

Erkläre der Familie einige Tage später, in diesem Jahr würde das anders laufen mit dem Advent. Wir bräuchten einen Projektplan! Und dass ich beabsichtige, Scrum als Projektsteuerungsmethode bei uns einzuführen. Ich würde jetzt auch im Flur für alle sichtbar eine Scrumwand herrichten. Vierzehn Weihnachtskarten, acht Kilo Plätzchen, zwölf Weihnachtsmärkte, vier Weihnachtsfeiern, der ganze Verwandtenbesuch, das will doch alles organisiert werden! Niemand hört mir zu.

Hänge stattdessen Veranstaltungsplakate vom „Advent in Pieschen“ in der Nachbarschaft aus.1510861_896179510407321_6579175014689289317_nVon allen Facebookseiten und vom Haus gegenüber funzeln mich adventische Devotionalien an. Ich hänge dem Zeitplan hinterher!

Anstatt Plätzchen zu backen und Kaninchen zu schmoren, koche ich mal wieder ein Genesungshuhn aus. Anstatt „Kling, Glöckchen, klingelingeling“ hustets und schnodderts, rotzts und röchelts aus den Öffnungen der Jungen.

Habe mich der Forstpflege gewidmet. Aus diesem Grund war ich im Wald. Ich habe emsig alles aufgelesen, was liederlich so rum lag: Zapfen, Äste, Baumpilze und Zweige. Der Wald sieht jetzt wieder ordentlich aus. Der ganze Unrat liegt jetzt bei Nieselpriems rum. Und heißt jetzt nicht mehr Unrat, sondern Deko!

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Die Deko

Ich habe den Kleinsten mit dem Größten zusammen für zwei Stunden weggeschickt um mich der Verteilung der adventischen Schmuckelemente widmen zu können. Erst mal Räucherkerzen anzünden, Duftkerzen und Nat King Cole… Dann packe ich die ganzen Kisten aus und schleppe die Gegenstände von Zimmer zu Zimmer. Der erste Schock: Da, wo ich eigentlich was hinstellen könnte, steht schon was! Die Schränke sind auch alle voll mit Kram, da passt der notgedrungen weichende Dekoprassel nicht mehr mit rein. Ich schiebe alles elegant unter das Bett und beschließe, dem Besten zu erklären, wir bräuchten mehr Schränke. Und mehr Räume mit Schränken. Und vor allem: mehr Stellfläche für Deko!

Ich habe mir selbstverständlich im Vorfeld schon Gedanken über das Farbkonzept gemacht, aber während ich so das Gelumpe von Raum zu Raum trage, passt das alles nicht. Natur mit Kupfer, Gold mit Grün, Silber mit… irgendwas, es sieht bescheuert aus! Dabei habe ich doch wieder kiloweise die angesagten Zeitschriften mit „Land“ im Namen und „Deko“ gelesen. Sogar die von den letzten zwanzig Jahren! Ich war mir sicher, es würde spitze aussehen. Aber nee. Also schleppe ich Stunde um Stunde das ganze Zeug von Zimmer zu Zimmer, und wieder zurück. Von der ganzen Rumrennerei bekomme ich Durchfall. Kann auch von dem übermäßigen Räuchermännelschwaden in der Wohnung sein. Nach zwei Stunden kommen die Jungs zurück, der Beste schaut sich um und sagt: „Ich dachte, du wölltest dekorieren?“.

Einen Baum haben wir noch nicht. Da bin ich erstaunlich entspannt in diesem Jahr. Außerdem riecht´s aufgrund des täglich benutzten Erkältungsbadezusatzes andauernd nach Kiefernnadeln. Und Eukalyptus. Darauf schnell noch mit einem Sandelholz-Räucherkerzchen und einer Vanillekerze kontern. Gestern wurde mir mitgeteilt, dass wir noch nie, nie, niemals einen ersten Advent ohne selbstgebackene Plätzchen hatten. Nur keinen Druck! Ich hab ja noch heute. Den ganzen Tag. Deshalb kann ich jetzt hier auch nicht weiterschreiben, ich muss zu Eier und Schmalz, Zucker und Salz, Milch und Mehl…

Morgen wird die erste Kerze angezündet. Bei uns die ersten drei Kerzen: Im Wohnzimmer, auf´m Balkon und im Hausflur. Mehr ist eindeutig mehr.

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Adventsdings auf dem Balkon. Der heißt auf sächsisch Ballkong. Und der Plural Ballkongs.

Einen wunderschönen ersten Advent euch allen! Mit Plätzchen und Weihnachtsmarkt und Glühwein und Küssen und Musik und Kerzen und kandierten Äpfeln und Wildschweinbraten und Elchsteak und heißer Schokolade und gebrannten Mandeln und Stollen.

Wäre es nicht schön, wenn jetzt hier Schneeflocken über den Blog rieseln würden? Hach, wäre das schön! Ich muss jetzt den Informatiker wecken. Das ist doch nicht zuviel verlangt, dass der sich in den WordPress-Code hackt und es schneien lässt!

Fortsetzung folgt…