Die“dünne Dschudiff“ oder: Rezension eines Debütromanes

Die“dünne Dschudiff“ oder: Rezension eines Debütromanes

Als der Typ vom Familienbetrieb ankündigte, ja, jetzt gäbe es in Bälde ein Buch, dann tönte meine Stimme im Aufschrei der Tausenden durchs Internet: „Das wurde ja auch endlich mal Zeit!“.

In acht Teilen wurde dann das Making of deklamiert und ich jieperte und freute mich vor, denn ich erhoffte mir zurecht Lesegenuss vom Allerfeinsten! Und wenn schon das „Machen“ in acht Teilen beschrieben würde, dann stellt sich doch das Familienbetriebsepos ganz sicher dicke neben so Wälzer wie „Krieg und Frieden“, „Anna Karenina“ oder „Die Elenden“. Da war ich ganz sicher!

(Gut, der Debütroman wurde auch kein lustiger Reiseführer über die Bretagne, bereits da irrte ich mich, aber weitere Überraschungen plante ich nicht ein.)

Dann kam das Buch. Und ich schrie auf!

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Denn: Es ist… dünn!

Hoffte ich berechtigterweise, ein Werk von Proust´s Umfang des „Auf der Suche nach der verlorenen Zeit“ (5260 Seiten) oder Musil´s „Der Mann ohne Eigenschaften“ (2172 Seiten) bald mein Eigen nennen zu dürfen, hatte ich nun ein Appetithäppchen, das kaum mehr Worte enthielt als ein durchschnittlicher Essential Unfairness– Blogpost! 😀

Gut, nach Hanne´scher Tradition und Schreibstil wurden konsequent die Personalpronomen am Satzanfang weggelassen, womit eben so manch anderer Autor seine Bücher füllen muss. Christian Hanne braucht das nicht!

Weil wir gerade bei Eigenschaften sind: Über den Inhalt gibt es völlig un-überraschenderweise nur Gutes zu berichten. Also Menschen und Leute wie du und ich, die die in Bits und Bytes gekratzten Worte des Autors seit Anbeginn des Internets inhalieren, kommen auf ihre (kurzen) Kosten. Es wird sich nicht mit Geplänkel aufgehalten, das erste Wort des Buches ist: „Shit!“, soviel darf schon mal verraten sein. Souverän, zackig geht es weiter, wir haben  ja noch was vor. Und nur noch hundertsiebzehn Seiten übrig!

Ein Bonmot jagt das andere, meine innere Glückseligkeit macht sich beim Lesen ein Bier auf. Kennen sie den schon?

„… von dem Mann, der bei seiner goldenen Hochzeit gefragt wird, welches die schönste Zeit seiner Ehe war und der antwortet, die sieben Jahre in russischer Gefangenschaft…“ (geklaut aus: „Wenn es ein Junge wird, nennen wir ihn Judith“)

Munter geht es weiter, die Worte, Sätze flutschen nur so raus. Hüllen mich in fröhliches Grinsen-Grunzen vom Anfang bis zum Ende.

Mein neuer Lieblingswitz beginnt im übrigen so: „Kommt ein Kommunikationsberater ins Geburtshaus… „. Den versteht jetzt allerdings nur, wer a) weiß, dass der Herr Hanne nach eigenen Angaben als Kommunikationsberater arbeitet und b) das dünne Buch gelesen hat.

Zum Buchtitel noch eine wichtige Anmerkung: Ziemlich früh wird auch das allgemeine Missverständnis aufgelöst, es könne sich im weiteren Verlauf der Geschichte um einen Jungen namens „Judith“ handeln. Nein, „Dschudiff“! Man spricht es englisch aus.

Ein Weglegen des Buches ist nicht möglich (das hatte ich befürchtet), bis man das blöde dünne Buch in anderthalb Minuten eingehechelt hat! Der perfide Autor hat erreicht, was er wollte: Ich bin angefixt! Ich will mehr! Was ist denn mit „Herr Hanne beim Kinderarzt“, „Herr Hanne bei der Eingewöhnung“ oder: „Herr Hanne und die Babybreimafia“?!

Aber da ich als echtes Fangirl weiß, dass der Familienbetrieb sich durchaus schon mehrmals erfolgreich vergrößert hat, bleibt zu hoffen, dass Band zwei bis vierzig demnächst folgen werden.

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Für wen eignet sich dieses Buch? Wer sollte dieses Buch kaufen? Für alle. Alle. (Kinder, heute auch schon an Weihnachten denken!)

Denn, die „dünne Dschudiff“ kann, was Goethes´s „Dichtung und Wahrheit“ niemals wird können können (können können können… übrige Worte können im Sinne der Nachhaltigkeit gern weiterverwendet werden. Können.). Also, was kann es?

Taschenbuch war gestern! Hosenbundbuch ist up to date! Die dünne Dschudiff kann man im Schlübber nach Timbuktu schmuggeln, ohne ernsthafte Probleme beim Tragekomfort zu bekommen.

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Unschlagbar ist ihr getesteter Einsatz als Laptop-Versteckerli!

Wer kennt es nicht: Du sitzt mit deinem Laptop in einem langweiligen Meeting mit lauter langweiligen Langweilern mit Laptops, starrst auf Powerpointfolien mit sinnentleerten Graphen und hörst deine Lebenszeit sinnlos verrinnen… Das muss nicht sein! Die dünne Dschudiff passt problemlos in auch den kleinsten Laptop und hat in einem Meeting der Sinnlosigkeit eines Vortrags über Key performance inidies und earned value analyses etwas Gehaltvolles entgegenzusetzen: Christian Hannes Worte!

Also ich geh nie wieder ohne…

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Das Buch entbehrt leider jegliche Information, wann denn mit der Fortsetzung zu rechnen ist, aber ich freue mich schon mal vor und danke Christian für die wundervolle Unterhaltung mit diesem Buch. Büchlein. Ich kann ja bis zum zweiten Band den Familienbetrieb ausdrucken und mir aufs Nachttischchen legen wie alle anderen auch.

Apropos alle anderen. Alle anderen haben auch ein bis X Exemplare zur Verlosung erhalten! Ich habe leider nichts. Nur meine eigene Dschudiff, aber die steckte schon in meiner Hose…

… und ist personalisiert.

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Es gibt also hier nichts zu verlosen! Bitte hört auf, mit Eiern nach mir zu wer-feeeeen!

Das macht aber prinzipiell nichts, da ihr ja sowieso zehn Stück braucht. Wegen Weihnachten. Für die Omma, Tante Uschi, die Postfrau, die Leiterin des Geburtshauses, die Esotante im Fengshui-Laden und und und.

„Wenn es ein Junge wird, nennen wir ihn Judith“, von Christian Hanne, ist im Seitenstraßen Verlag erschienen und ist für läppische 9,90€ käuflich beim geschmackvollen Literaturdealer deines Vertrauens zu erwerben. Oder online, zum Beispiel hier.