Wochenende (ein Rant)

Wer dem Nieselpriemchen bei Instagram folgt, fragt sich bestimmt, wo denn das #wib vom letzten Wochenende bleibt. Angekündigt wurde es ja bereits am vergangenen Samstag mit einem Rumpelbild. Nämlich diesem hier:

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Also gut.

Das vergangene Wochenende begann auch wie jedes andere an einem Samstag in aller Früh. Zumindest für einige von uns.

Als erste Herausforderung des Tages stolperte ich quasi über ein Rieseninsekt (es war wirklich riiiiesig), welches versuchte, das Kinderzimmer zu entern. Um vermutlich mein Babylein zu beißen. Der mittelbar Bedrohte war sich der Gefahr nicht im mindesten bewusst, wie man deutlich sieht.

IMG_0998Todesmutig stülpte ich einen Becher über den Invasor. Alle gerettet!

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Man kann ja nicht genug aufpassen. Wo einer ist, sind vielleicht noch zwei weitere! Dann machen die Gang-Bang und schon hat man eine Population von babyfressenden Insekten im Haus, muss die Kammerjäger rufen und ehe man sich´s versieht, wirft jemand eine Plastikfolie über das Haus und kocht im Inneren Drogen! Man kennt das ja. Möglicherweise habe ich auch zuviel „Breaking Bad“ gesehen.

Für dieses Wochenende hatten wir uns viel Schönes vorgenommen. Wie eigentlich immer. Außer Putzen, Einkaufen und der Pflege der Erkrankten stand diesmal noch eine größere Umräumaktion an. Das Großkind musste aus seinem komfortablen Zimmer ausziehen und ins schmalere Arbeitszimmer umsiedeln. Und das kam so: Der Nachbarsjunge, der sein Zimmer Wand an Wand zu unserem Juniorzimmer hat, spielt Schlagzeug. Nicht schön, aber laut. Alle Versuche, der Familie schmackhaft zu machen, dass dieses Schlagzeug doch auch gut in einem anderen Zimmer stehen könnte (oder in einem anderen Haus; einer anderen Stadt) schlugen fehl. Also wurde nicht ein Schlagzeug von A nach B geräumt, sondern der Inhalt zweier Räume getauscht. Natürlich. Sehr gerne! Am Ende des Samstages sah unser Wohnzimmer dann so aus, wie oben gezeigt.

Um schon mal vorzugreifen, am Sonntagabend dann hatten wir zwar alle Dinge des Kindes bereits in dem „neuen“ Zimmer untergebracht, aber unser Kram passte auf einmal nicht mehr in die Möbel des Arbeitszimmers. Ich habe dann konsequent zwei Säcke Stoff weggeschmissen. Alternativ hätte sich der Bärtige von seiner Handbuch-Sammlung trennen müssen, aber das wäre unmenschlich gewesen. Ich verstehe das. Wie oft denkt man sich: ´Mensch, könnte ich doch noch mal in dem Manual meines Nokia 6210 schmökern. Ach, wäre das schön!`.

Aber vor dem Sonntagabend kam ja noch der ganze Sonntag. Und der war auch sehr schön.

Ich erwachte (im Morgengrauen; unfreiwillig; ihr kennt das bereits) und bemerkte seltsame psychedelische Kreise am Rande meines Sichtfeldes. Migräniker nicken vielleicht schon an der Stelle.

Ich nickte erst mal nicht und tigerte mit dem schlechtgelaunten Kind („Isch hat schlechtes Laune!“, mangelnde Selbstreflexion kann man ihm zumindest nicht vorwerfen) durch Pieschen. Denn wenn auch wir nicht schlafen können oder wollen, so muss ja nicht die ganze Familie geweckt werden (ich würde auch lieber zu dem anderen Teil gehören).

An diesem Morgen war es wirklich ein Drecks-Pieschen voller Hundekacke und zerkloppter Bierflaschen und urbanem Müll. Mit dem nachsichtigen Blick der Liebe betrachtet wäre mir das nicht aufgefallen, aber an diesem Tag schon. Und schon bald hatte ich die Kacke nicht nur im Blick, sondern…

Plitsch! Da lag das Kind auch schon im Schlamm. Ach, und na klar, bei unserem Glück war es nicht nur Schlamm. „Huhuhu, isch stinkt! Isch is ieglisch!“, bemerkte das Kind dann auch treffsicher.

IMG_1025Ich fummelte irgendwie mit Feuchttüchern rum und den Rest der Scheiße und des Schlammes schmierte das Kind erst an den Kinderwagen und dann später beim Hochtragen an meine Jacke. Und meine Jeans. Das fand ich dann auch „ieglisch“.

Dann reichte es mir vollends. Keine Fotos mehr! Keine Scheiße, kein schlechtes-Laune-Kind, kein gar nichts. Am liebsten gar kein Wochenende mehr. Denn ich sag euch mal was:

Scheiß doch die Wand an mit Wochenende!

Genau!

Genau!

Nur damit wir uns richtig verstehen: Dieses Prinzip Wochenende mit Ausschlafen, Erholung, nett Essen gehen, mit Rücken kraulen und Lesen und Unternehmungen, die einem selbst Spaß machen, also dazu wäre ich durchaus bereit! Und davon würde ich sogar Fotos machen!

Aber das, was ich hier habe… nee.

Nach dem Wochenende bin ich ´ne Woche lang am Ende!

Und dann gehts wieder von vorn los.

Wenn alle schreien: „Endlich Wochenende!“, dann ducke ich mich schon ab. Putzen, Einkaufen, Wäscheberge. Das alles wird nicht unter der Woche, denn ich halte am Prinzip Feierabend fest.

Muss ich auch! Morgens nölende Kinder. Dann arbeiten. Nachmittags hole ich dann ein nölendes Kleinkind ab, das fertig von seinem Tag ist. Das sich weigert, Treppen zu steigen und beim Hochtragen stampft, sich windet und mir aufs Ohr haut, das es klatscht! Das zum Bäcker will, dann aber die Streuselschnecke mit Schmackes in die nächste Ecke pfeffert. Das sich auf dem Spielplatz bäuchlings in den Sand schmeißt und heult. Kommen wir dann so gegen fünf zu Hause an, guckt mir eine alte, grauhäutige Frau müde aus dem Spiegel entgegen und die Frau denkt nur: `Wann darf ich endlich ins Bett gehen?!`

Nach dem Abendessen, wenn endlich Ruhe einkehrt, schlurfe ich nur noch zu meiner Ecke der Couch und lasse mich von Netflix berieseln. Früher habe ich abends auch mal genäht und ja, sogar gebloggt! Nein, jetzt bin ich nur müde. Andere Leute machen dann noch Wäsche oder putzen eine Klobrille. Ich mache nichts mehr. Ich nicke allenfalls, wenn der Bärtige anmerkt, dass andere Leute abends noch mal „rausgehen“ oder Leute einladen würden. Ja, davon habe ich auch gehört.

Das bleibt dann alles fürs Wochenende. Damit ich was habe zum Drauffreuen. Aber da werden immer pünktlich alle krank.

Eigentlich sind wir immer krank. Seit September sind wir ständig krank. Seit Kita-Eintritt alle latent erkältet, durchsetzt mit vollgekotzten Nächten und garniert mit Blasenentzündungen. Freitags wird immer eine neue Runde im Infekt-Roulette eingeläutet.

Heute zum Beispiel, während ich das hier mit Ohrenschmerzen schreibe, ist der Pubi wegen einer Erkältung krankgeschrieben, der Blondino hat eine Bindehautentzündung und der Bärtige muss aufgrund chronischen Hustens seit Wochen im Sitzen schlafen. Und hat deshalb einen steifen, schiefgelegten Hals. Das sieht nicht nur Scheiße aus, das fühlt sich auch so an.

Arbeiten gehen wir gefühlt nur noch nach dem Zufallsprinzip. Im Februar schon hatten wir die Hälfte der Kindkrank-Tage bereits verbraten. Besserung ist nicht in Sicht. Nachts träume ich wild und erwache schweißgebadet. Zum Beispiel, dass Mike Ehrmanntraut (der von „Breaking Bad“) mein Kunde sei und mit der Kanone vor meinem Gesicht rumfuchtelt und irgendwas will, während der Bärtige vier Kinder für uns adoptiert hat (drei Jungs, ein Mädchen). Und gestern träumte ich, ich fahre einen Bus, in dem alle meine Exfreunde sitzen. Ich bin die Fahrerin. Einer dreht aber durch in dem Bus und ich musste die anderen – während ich den Bus fuhr – irgendwie anweisen und dazu bekommen, den Verrückten zu fesseln und zu beruhigen. Mann, war ich froh, als das Baby mich halb fünf geweckt hat!

Meine Nächte sind also auch nicht erholsam, spiegeln aber gut meine Zerrissenheit wider.

Vereinbarkeit. Keine Ahnung, was das bedeutet. Das Prinzip Wochenende lässt sich nicht mit dem Prinzip Feierabend vereinbaren. Außer, ist stelle Personal ein, das meine Wohnung putzt, einkauft und die Wäsche macht. Und am besten gleich auch noch die kranken Kinder betreut. Das zahlt dann auch in das Prinzip „berufstätig mit Kindern“ ein, wenn man wie ich nicht auf das altbewährte und nie genug geschätzte Prinzip Oma zurückgreifen kann. Dann muss ich aber auch mehr arbeiten, um das ganze Personal zu entlohnen. Outsourcing, Off-, Nearshoring von Familienthemen habe ich auch noch nicht in Betracht gezogen.

Vielleicht macht mich der permanente Keimbeschuss in Co-Einheit mit permanenter Winterdunkelheit und Schlafentzug auch langsam matschig in der Rübe.

Vielleicht wird alles irgendwann besser! Vielleicht will ich auch einfach zu viel.

Vielleicht aber lerne ich bald, mit einer dreckigen Wohnung zu leben oder gewöhne mir den täglichen Konsum von Energy Drinks an um munter abends noch eine Runde Fenster zu putzen im Dunkeln. Vielleicht gewöhne ich mich daran, dass ich nicht nur eine dreckige Wohnung habe, sondern auch keine Energie mehr für mein Kleinchen. Vielleicht gewöhnt sich das Baby auch irgendwann daran, dass wir uns nur morgens zwei und abends drei Stunden sehen und dass es die Zeiten sind, in denen er müde und schlechtgelaunt ist. Dass das „das Leben“ ist.

Außer natürlich am Wochenende. Dann ist alles noch viel superer!

Man muss sich inmitten von allem Driss und allen Notwendigkeiten irgendwie noch was Schönes einplanen. Inseln schaffen.

Wir wollten zum Beispiel wenigstens am vergangenen Sonntag schön Essen gehen. Es war dann so, dass der Bärtige mit den Kindern „schön“ bei Mc Donalds war, während ich mit Gewitter im Kopf im abgedunkelten Schlafzimmer lag und wartete, dass sich die Migräne verzieht. So ist das immer mit den Plänen.

Vielleicht habe ich auch einfach nur eine lange Reihe beschissener Tage. Vielleicht ist einfach nur zu lange Winter in diesem Jahr.

Aber was es auch ist, es fühlt sich warm und weich an…

SCHEIßE!

 

 

 

 

Montags

Manchmal braucht selbst ein Blogpost ein Vorwort. Montage. Wenn man sich für zwei Jahre auf Bora Bora, Ziyaraifushi oder in Erziehungszeit befindet, haben Wochentage überhaupt keine Relevanz. Montag, Freitag, Sonntag, Wurscht. Der Tag wird durch Naturgewalten strukturiert und nicht durch Uhr und Kalender. Da sitzt man da auf seiner Insel und liest Beiträge über Vereinbarkeit und die Quadratur des Kreises, nickt mit klugem Blick Wissen vorschützend und hat schlichtweg keine Ahnung! Kommt man dann nach zwei Jahren zurück aus Bora Bora, Ziyaraifushi oder der Erziehungszeit, Zack!, hat man auf einmal wieder Wochentagsgefühle. Und Zeitdruck! Und der Montag ist ja ein besonderes Schätzchen unter den Wochentagen. Der zeigt den Menschen im fahlen Morgenlicht von seiner allerfeinsten Seite. Mich zum Beispiel…

Quatscht mich bloß nicht an heute! Ich habe Laune. Also so richtig. Halb sechs wecken. Die Nacht war viel zu kurz, das Wochenende zu unerholsam und es ist mir schnurzpiepegal, ob der Allerbeste von allen extra und nur wegen mir und aus übergroßem Mitgefühl und dem Wunsch zu helfen heraus extra bis ein Uhr nachts wach geblieben ist um dem Blondino eine Milchpulle in den Hals zu stopfen. Weil, wenn nicht, hätte vermutlich ich irgendwann zwischen zwei und drei rangemusst. Ist mir egal! Hilft mir überhaupt nicht. Ich bin so fertig. Ich halte mich an der Kaffeemaschine fest, damit ich nicht umfalle.

Der Blondino schaufelt Müsli in die Zuckerschnute und löffelt Milch aus seiner Schüssel auf den Tisch. Und den Fußboden. Und verlangt nach meeeeehr Milch. Ich renne kopflos hin und her und mache sinnlose Handgriffe. Räume Brötchen, Wurst, Käse, Salat und Marmeladengläser von A nach B und dann nach C. Fange an, Brotbüchsen zu bestücken. Renne wieder in der Küche rum, rutsche in der verschütteten Milch aus. Der Blondino will runter. Er will seinen Bruder wecken. Oder den Papi. Oder beide. Ich will nichts davon. Ich will duschen oder mir wenigstens das Gesicht waschen. Und mich schminken. Die Brotbüchen sind auch noch nicht fertig. Stattdessen bespiele ich leise („Leiiiiise! Psst. Wir sind jetzt beide mal ganz leiiiiiise!“) das Kleinkind, damit die anderen beiden noch ein paar Minuten schlafen können.

Für´n Arsch! Ich will wieder ins Bett. Aber ich bin erwachsen, ich muss irgendwas. Nach Wollen fragt das Leben gar nicht mehr.

Ich muss den Pubi wecken. Der dreht auch gleich auf und rennt lauthals in Schlübbern in der Bude rum und quatscht mich voll. Will mir irgendein Level von irgendeinem Spiel zeigen, seinem Bruder den Fußball an den Kopf kicken, seine Plüschtiere jetzt sofort alle von dem Blondino wiederhaben, über Taschengeldabmachungen diskutieren und generell mehr Computerzeit und überhaupt. „Zieh dir erst mal was an und geh dir die Zähne putzen, Mensch!“, sage ich entnervt. „Menns!“, pflichtet der Blondino mir bei, während er den Tritthocker durch die Küche schiebt um die Kaffeemaschine zu entern.

Zehn Minuten später habe ich den mittlerweile angezogenen Pubi zum Frühstücken an den Tisch gequatscht und bereits viermal das Babylein vom Tritthocker wieder runtergeholt. Jetzt haut er ab, die Hose hängt ihm unterhalb vom Arsch und ein grüner Schleimbatzen aus seiner Nase raus und klebt nun an seiner Wange. Ich versuche, die mobile Schleimschleuder einzufangen. In der Zwischenzeit fährt dieser sich lösungsorientiert mit dem Pulloverärmel einmal „Wisch!“ übers Gesicht.

Ich bin jetzt anderthalb Stunden wach, habe nichts gegessen und trage eine Leggings und ein Schlabbershirt. Meine Haare hängen zottelig in einem Knoten schief auf meinem Oberkopf und ich stehe in einer wüsten Küche voller angefangener Brotbüchsen, leerer Müslisschüsseln und so weiter und habe keinen Plan, was ich jetzt zuerst machen soll.

Ah, jetzt weiß ich es. Ich verstecke mich im Bad und färbe mir die Augenbrauen… Zehn Minuten Pause. Mir egal, was die Blagen dort draußen jetzt machen. Meine Finger zittern beim Auftragen und mir ist die Abstrusität der Situation durchaus bewusst. Ich male weiter.

Angescheuselt wie Theo Waigel beschließe ich, den Mann aus Morpheus´Armen zu reißen. Der aber steht schon völlig schlaftrunken inmitten der Küche und guckt genauso begeistert wie ich. Allerdings ist er wesentlich entscheidungsstärker: Er nimmt sein Handy vom Tisch und geht wieder ins Bett. Börsenkurse studieren, Clash of Clans spielen. Ich bin zu müde um zu protestieren. Aus dem Bett heraus gibt er dann auch Anweisungen an die Kinder, die diese selbstverständlich ignorieren. Hauptsache, er fühlt sich besser. Immerhin hat er ja geholfen!

Ich atme. Ein. Aus. Reiße Klamotten aus meinem Schrank und trage sie in irgendein Zimmer. Packe die Brotbüchsen weiter und räume Zeug in den Kühlschrank und die Spülmaschine. Nein, nicht in die Spülmaschine, die ist selbstverständlich voll mit sauberem Geschirr. Selbstverständlich!

Was würde ich dafür geben, mir selbst jetzt ruhig zureden zu können, dass in einer Stunde alle weg sein werden und ich Zeit für einen Kaffee in Ruhe habe. Und den Rest des Tages Zeit, das Chaos zu beseitigen. Aber nein, geht ja nicht. Und ich rege mich schon wieder auf. Diesmal, weil mir der Artikel einfällt, den ich vor einigen Tagen auf einem Blog gelesen hatte, weil ich mich im Internet verklickt hatte. Da konnte ich also versehentlich lesen, wie stressig der Tag so mit einem Kleinkind sei. Also aus Hausfrauensicht. Das ist so stressig, da muss sie jetzt Yoga machen und autogenes Training und eine Putzfrau musste der Mann auch einstellen. Das packste einfach nicht! So als Hausfrau und Mutter auch noch den Haushalt. Völlig verblüfft guckte ich nach: Tatsächlich. Mutti, Vati, ein Kind. Eins. Und einen Stress hat die! Alter Falter! Ich stand so da und regte mich gleich noch mal auf. Dein scheißstressiger Hausfrauenalltag sind ab jetzt meine verfluchten paar Urlaubstage! Und meine Wochenenden! Das hat man davon, wenn man sich aus Versehen mal verklickt. Man kann wirklich nicht genug aufpassen mit diesem Internet.

Fünf Minuten später. Der Mann steht in der Küche. „Warum ist denn das Spülbecken schon wieder voll? Haben wir keine Spülmaschine? Wie´s hier aussieht… Komm Baby, wir gehen Zähneputzen.“. Ich rufe hinterher, dem Baby solle er auch gleich die Zähne putzen und höre als Antwort, das wäre ja mal wieder klar, dass ich das vergessen hätte. Es fehlte nur noch die Frage, was ich denn überhaupt bis jetzt so getrieben hätte in diesem Saustall. Ich platze! Innerlich.

Gegen halb acht bin ich mittlerweile halbwegs vorzeigbar, der Pubi ist aus dem Haus und der Mann sitzt mit Kaffee in der Küche. Ich mache mir was zu essen, während der Blondino an meinen Beinen hängt, seinen Schlonz bei mir abwischt und versucht, an mir hochzuklettern. Der Mann sitzt.

Irgendwas sagt er. Dann sehe ich rote Blitze vor meinem inneren Auge und explodiere. Also diesmal sichtlich und hörbar!

Dann lege ich dem Blondino alle Sachen raus zum Drüberziehen, die Kindergartenbeutel bestückt neben die Türe, telefoniere kurz mit dem Krankenhaus wegen dem Großen und packe meine Tasche.

„Du willst schon gehen?“ (der Mann). „SCHOOON?! Schon gehen? Normalerweise war ausgemacht, dass du dich morgens kümmerst und ich nachmittags! Praktisch habe ich morgens und nachmittags die Kinder und, ach so,  zwischendurch bin ich auch noch arbeiten! Theoretisch sollte ich schon im Büro sein. Praktisch schmeiße ich hier morgens alles bis aufs Wegbringen und praktisch komme ich jeden Morgen eine halbe bis zwei Stunden zu spät auf Arbeit! Sei mir bloß still.“. Ist er nicht. Er erwähnt seine heroischen nächtlichen Flaschendienste. Ich gehe.

Auf dem Weg zum Büro werde ich beinahe über den Haufen gefahren, als eine alte Hobelschlunze („Du blöde alte Hobelschlunze!“) mit ihrem BMW Panzerfahrzeug eine Einfahrt nehmen will, über die ich gerade laufe. Ihr Kopf ist soweit nach hinten rechts verdreht, dass sie aussieht wie Anjelica Huston in „Der Tod steht ihr gut“. Ich entrinne nur durch einen beherzten Sprung nach vorn.

Der BMW. Wie blöde muss man sein. Also ich. So schön hätte ich jetzt liegen können! Im Krankenhaus zwar, aber immerhin liegen. Für Wochen vielleicht. Mit viel Glück hätte ich mir beide Beine gebrochen. Oder sogar den Hals. Hach, einfach nur liegen. Und schlafen…

Dann sitze ich mit kleinen roten Schweineäuglein in dem viel zu hellen Großraumbüro und die Leute reden. Telefonieren, laufen an mir vorbei. Was wollt ihr? Wieso seid ihr wach? Was mache ich hier? Ich will zurück auf die Insel!

 

Und warum man Posts über Montage am besten Dienstags publiziert, ist auch klar: Dann kann sogar die Autorin mitlachen. 😀