Eheliche Rollenspiele

Ich habe neulich das Auto gereinigt. Aber nur ein bisschen, nicht so auffällig. Warum? Na, wartet mal ab.

Also das Auto. Wir haben einen Familienwagen, den meistens ich von A nach B ausfahre. Der Mann fährt Rad. Das kann auch daran liegen, dass dieses Auto immer völlig versifft ist. Dafür bekomme ich in regelmäßigen Abständen die Schuld zugewiesen, wenngleich ich finde, er beschuldigt mich da grundlos. Das letzte unserer Gen-Experimente verursacht den Dreck, aber irgendwie bin ich trotzdem Schuld. Das ist wahrscheinlich dieses Henne-Ei-Problem.

Früher, ja früher war das schon anders! Ich bin ziemlich stolz darauf, dass ich bewiesenermaßen mal in der Lage war, während der Fahrt einhändisch ein Mäc Menü auseinanderzupfriemeln, die Pommes nebst Majo und Ketschup auf dem Armaturenbrett zu drapieren und somit ohne anzuhalten meine Mahlzeiten zu mir nehmen konnte. Drive in, to go. Dafür wurde das doch erfunden, oder? Gut, manchmal kippte ein Erdbeermilchshake um im Auto, aber nun ja, das trocknete auch wieder. Und der Fußraum auf der Beifahrerseite fasst exakt soviel Abfall, wie in einen 50l-Müllbeutel passt. Echt praktisch!

Those days are gone. Wenn ich heute eine braune Papptüte aus dem Burgerladen trage, reißen mir vier Hände sofort alles aus den Fingern. Ich komme gar nicht dazu, das Armaturenbrett einzusauen, weil einfach keine Pommes für mich übrig bleiben! So ist das. Deshalb – und weil mir Ordnung und Sauberkeit wichtig sind (Gelächter wäre jetzt angebracht) – habe ich Fastfood im Personenkraftwagen verboten!

Allerdings ist es so, dass der Babynator immer Hunger im Auto kriegt und kaum dass er angeschnallt ist, anfängt in seinem Rucksack rumzufummeln und das Frühstück für den Kindergarten rauszupulen. Und rumzukrümeln. Oder er findet die Bäckertüte mit den Semmeln im Fond, die eigentlich zusammen mit Bratwürsten das Familienabendbrot sein sollten. Und krümelt. Oder aber er findet eine Packung Kaugummi und kaut die alle an. Das ist das Allerfieseste, das muss ich mal genauer erläutern.

Es scheppert auf der Rückbank. „Leg die Kaugummi zurück! Du isst die doch gar nicht! Das sind die Scharfen!“. „Doch! Ich will nur mal kosten!“. „Nein!“, spricht die Mutter, fuchtelt mit dem zu kurzen Arm nach hinten und erreicht weder Kaugummibüchse noch ungehorsames und vermutlich feixendes Kind. Dann katscht das Kind den ersten Kaugummi, um kurz darauf festzustellen, dass der schaaaaaa-haaaarf sei! Puh, schnell weg damit. „Wo ist der Kaugummi?! Neben dir liegen Tempos! Tu den da rein!“, ruft die alarmierte Mutter mit dem fuchtelndem Arm. „Schon ausgespuckt!“, berichtet das Kind um kurz darauf den nächsten Kaugummi zu testen, möglicherweise schmeckt der ja ganz anders. Die zwölf Kilometer zum Kindergarten oder vom Kindergarten heimwärts reichen vollkommen, um sechs bis acht Kaugummi zu testen. Und nein, niemals puhlt er sie im Nachhinein von den Fußmatten.

(Warum ich überhaupt Essen und Kaugummi in Reichweite der Kinderärmchen aufbewahre?! Ach, hör doch auf! Du klingst ja schon wie der Mann!)

Danach muss das Kind dergestalt aus dem Auto steigen, dass auf wirklich allen Sitzen und der Mittelkonsole Fußabdrücke seiner (manchmal wenigstens trocken verschlammten) Schuhe zu sehen sind. Wenn ich nicht aufpasse, verweilt er noch einen kleinen Moment auf dem Fahrersitz und baut diverse Teile der Innenarchitektur des Wagens ab. Die ich dann selbstverständlich niemals wieder drangefummelt bekomme und deshalb im Handschuhfach sammle.

„Henrike!“, sagt der Mann, „Ich glaube das alles nicht!“, spricht er weiter. „Du musst dich einfach mal durchsetzen! Der tanzt dir doch auf der Nase rum! Blablablabla…“, viele Worte, ernster Gesichtsausdruck, „Und dieses Auto ist doch nur Beispiel der Symptomatik!“. Weitere Worte folgen, ich nicke und gucke bedröppelt, während ich bereits vor längerer Zeit das innere Meeresrauschen eingeschaltet habe und gar nicht mehr zuhöre. Dann ist es vorbei und meistens folgt im Anschluss an so ´ne Kopfwäsche eine gründliche Putzaktion, durchgeführt durch den Mann. Er wischt sogar das Armaturenbrett ab, obwohl ich schon lange keine Pommes mehr darauf esse. Er poliert die Felgen, er putzt die Scheiben von innen, er macht das schön.

Ich bedanke mich überschwenglich und knutsche ein bisschen mit dem. Und sage ihm, dass niemand so schön Autos putzen kann wie er und dass ich aufgeschmissen sei ohne ihn! Und wir lachen dann und vielleicht schimpft er noch ein bisschen wegen der schlampigen Bagage, aber nicht mehr sehr.

Aus diesem Grund putze ich das Auto nur sehr „fahrlässig“. Soll ja nicht auffallen, dass ich das durchaus kann, weil sonst schnauzt der mich nur noch an: „Mach die Karre sauber, ich gloobe, es hackt! Wie das Drecksding schon wieder aussieht! Spinne ich, oder was?!“, oder so ähnlich. Ich habe selbstverständlich auch „vergessen“, die Scheibenwischerflüssigkeit nachzufüllen. Da hab ich dann wieder einen Grund zum Loben. Er macht das wirklich schön!

Das Ganze hat aber auch eine Kehrseite.

Wenn ich mal Mitleid will, stelle ich mich auf einen Tisch und rufe aus: „Für mich hat noch niemals ein Mann gekocht! Und dieser hier schon gar nicht (zeige auf den Mann)! In zwanzig Jahren nur ein einziges Mal!“.

Dieses einzige Mal war ein paar Tage nach der Geburt des Blondinos und ich war zwar hungrig, aber nicht in der Verfassung, Essen zuzubereiten.

Der Bärtige kann nicht kochen. Also das ist, was er mir seit zwanzig Jahren weismacht. Er kann es einfach nicht! Er kann Döner besorgen und Pizza bestellen und kennt auch ein zwei asiatische Imbisse, aber kochen? Nein, also wirklich nicht. Aus nicht bekannten Gründen zwang ich ihn also kurz nach meiner Niederkunft zu kochen. Es gab Fischstäbchen mit Kartoffeln und Mischgemüse. Das Ganze war ein Gericht, das so noch nie bei uns auf dem Tisch gestanden hatte. Tiefkühlmischgemüse gab es bis dato einfach noch nie! Und dass man in der Pfanne verkokelte Fischstäbchen essen kann, war auch eine neue Erfahrung. Die Küche sah aus, als hätte ich ein fünf-Gang-Menü für zwanzig Personen darin zubereitet und mittendrin stand mein armer Kerl mit rotem Gesicht und verschwitzten Haaren, völlig fertig und erledigt wie nach der Ersteigung des Macchu Picchu (Gesundheit!). Zwei Töpfe und eine Pfanne hatten ihn an die Grenzen seiner Belastbarkeit gebracht. Ich lobte ihn natürlich überschwenglich und sagte, wie lecker das  Mahl sei und dass ich sehr gern wieder etwas von ihm Gekochtes essen wöllte, aber Pustekuchen! Er kochte niemals wieder.

Doch dann – Ha! – ein Ding. Ich war mit dem Babylino zur Kur und telefonierte zwischendurch irgendwann arglos mit dem Großsohn. Da plapperte dieser beiläufig, der Papa würde gerade Gulasch kochen. Gulasch! Kochen! Dein Vater! Ich fragte nach kurzer Schnappatmungspause nach und erfuhr tatsächlich, dass der Kerl wohl in der Küche stünde und fünf Kilo echtes Fleisch anschmorte und nein, da lägen keine Dosen im Müll!  Ach, und zwei Tage später informierte mich das gute Kind, dass des Vaters Gulasch tatsächlich besser schmecken würde als meiner!

Da scheiß doch die Wand an! Erbost stellte ich den Mann zur Rede, der sich erst rausreden wollte um mir dann zu sagen, dass ja wohl echt jeder kochen könne! Und heutzutage mit dem Internet und so überhaupt. Aber da ich das so gern täte und manchmal sogar singen würde in der Küche und er mich doch so gern loben würde (und knutschen auch), würde er halt mich kochen lassen, und zwar ausschließlich. Und eigentlich (!) könne er ja wirklich nicht kochen.

Was soll man da sagen?! Er kann nicht kochen und ich kein Wasser in die Scheibenwischeranlage füllen. Und keine Luft aufpumpen, keine Steuererklärung machen, komme einfach nicht an den Schieber mit den Batterien ran… Danke Schatz, das ist so lieb von dir!

Belügen wir uns? Sind wir unehrlich? Äh, vielleicht? Wahrscheinlich sind wir aber einfach nur zwei Schlawiner und hey, es funktioniert ja für uns! Und solange bei dem Ausruf: „Ich habe gar keinen Schlübbor an!“, der jeweils andere zur Hilfe eilt und durchs Haus hechtet, als ob die Hütte in Flammen stünde, aber nur so schnell, dass man noch schnell aus der Bux springen kann und nicht der Lüge überführt wird, ist doch alles gut, oder?! 😉

 

Und jetzt geh ich kochen. Und nein, natürlich keinen Gulasch! Ich koche nie wieder Gulasch für diese Familie. Das ist ja wohl klar!

Wochenende (ein Rant)

Wer dem Nieselpriemchen bei Instagram folgt, fragt sich bestimmt, wo denn das #wib vom letzten Wochenende bleibt. Angekündigt wurde es ja bereits am vergangenen Samstag mit einem Rumpelbild. Nämlich diesem hier:

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Also gut.

Das vergangene Wochenende begann auch wie jedes andere an einem Samstag in aller Früh. Zumindest für einige von uns.

Als erste Herausforderung des Tages stolperte ich quasi über ein Rieseninsekt (es war wirklich riiiiesig), welches versuchte, das Kinderzimmer zu entern. Um vermutlich mein Babylein zu beißen. Der mittelbar Bedrohte war sich der Gefahr nicht im mindesten bewusst, wie man deutlich sieht.

IMG_0998Todesmutig stülpte ich einen Becher über den Invasor. Alle gerettet!

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Man kann ja nicht genug aufpassen. Wo einer ist, sind vielleicht noch zwei weitere! Dann machen die Gang-Bang und schon hat man eine Population von babyfressenden Insekten im Haus, muss die Kammerjäger rufen und ehe man sich´s versieht, wirft jemand eine Plastikfolie über das Haus und kocht im Inneren Drogen! Man kennt das ja. Möglicherweise habe ich auch zuviel „Breaking Bad“ gesehen.

Für dieses Wochenende hatten wir uns viel Schönes vorgenommen. Wie eigentlich immer. Außer Putzen, Einkaufen und der Pflege der Erkrankten stand diesmal noch eine größere Umräumaktion an. Das Großkind musste aus seinem komfortablen Zimmer ausziehen und ins schmalere Arbeitszimmer umsiedeln. Und das kam so: Der Nachbarsjunge, der sein Zimmer Wand an Wand zu unserem Juniorzimmer hat, spielt Schlagzeug. Nicht schön, aber laut. Alle Versuche, der Familie schmackhaft zu machen, dass dieses Schlagzeug doch auch gut in einem anderen Zimmer stehen könnte (oder in einem anderen Haus; einer anderen Stadt) schlugen fehl. Also wurde nicht ein Schlagzeug von A nach B geräumt, sondern der Inhalt zweier Räume getauscht. Natürlich. Sehr gerne! Am Ende des Samstages sah unser Wohnzimmer dann so aus, wie oben gezeigt.

Um schon mal vorzugreifen, am Sonntagabend dann hatten wir zwar alle Dinge des Kindes bereits in dem „neuen“ Zimmer untergebracht, aber unser Kram passte auf einmal nicht mehr in die Möbel des Arbeitszimmers. Ich habe dann konsequent zwei Säcke Stoff weggeschmissen. Alternativ hätte sich der Bärtige von seiner Handbuch-Sammlung trennen müssen, aber das wäre unmenschlich gewesen. Ich verstehe das. Wie oft denkt man sich: ´Mensch, könnte ich doch noch mal in dem Manual meines Nokia 6210 schmökern. Ach, wäre das schön!`.

Aber vor dem Sonntagabend kam ja noch der ganze Sonntag. Und der war auch sehr schön.

Ich erwachte (im Morgengrauen; unfreiwillig; ihr kennt das bereits) und bemerkte seltsame psychedelische Kreise am Rande meines Sichtfeldes. Migräniker nicken vielleicht schon an der Stelle.

Ich nickte erst mal nicht und tigerte mit dem schlechtgelaunten Kind („Isch hat schlechtes Laune!“, mangelnde Selbstreflexion kann man ihm zumindest nicht vorwerfen) durch Pieschen. Denn wenn auch wir nicht schlafen können oder wollen, so muss ja nicht die ganze Familie geweckt werden (ich würde auch lieber zu dem anderen Teil gehören).

An diesem Morgen war es wirklich ein Drecks-Pieschen voller Hundekacke und zerkloppter Bierflaschen und urbanem Müll. Mit dem nachsichtigen Blick der Liebe betrachtet wäre mir das nicht aufgefallen, aber an diesem Tag schon. Und schon bald hatte ich die Kacke nicht nur im Blick, sondern…

Plitsch! Da lag das Kind auch schon im Schlamm. Ach, und na klar, bei unserem Glück war es nicht nur Schlamm. „Huhuhu, isch stinkt! Isch is ieglisch!“, bemerkte das Kind dann auch treffsicher.

IMG_1025Ich fummelte irgendwie mit Feuchttüchern rum und den Rest der Scheiße und des Schlammes schmierte das Kind erst an den Kinderwagen und dann später beim Hochtragen an meine Jacke. Und meine Jeans. Das fand ich dann auch „ieglisch“.

Dann reichte es mir vollends. Keine Fotos mehr! Keine Scheiße, kein schlechtes-Laune-Kind, kein gar nichts. Am liebsten gar kein Wochenende mehr. Denn ich sag euch mal was:

Scheiß doch die Wand an mit Wochenende!

Genau!

Genau!

Nur damit wir uns richtig verstehen: Dieses Prinzip Wochenende mit Ausschlafen, Erholung, nett Essen gehen, mit Rücken kraulen und Lesen und Unternehmungen, die einem selbst Spaß machen, also dazu wäre ich durchaus bereit! Und davon würde ich sogar Fotos machen!

Aber das, was ich hier habe… nee.

Nach dem Wochenende bin ich ´ne Woche lang am Ende!

Und dann gehts wieder von vorn los.

Wenn alle schreien: „Endlich Wochenende!“, dann ducke ich mich schon ab. Putzen, Einkaufen, Wäscheberge. Das alles wird nicht unter der Woche, denn ich halte am Prinzip Feierabend fest.

Muss ich auch! Morgens nölende Kinder. Dann arbeiten. Nachmittags hole ich dann ein nölendes Kleinkind ab, das fertig von seinem Tag ist. Das sich weigert, Treppen zu steigen und beim Hochtragen stampft, sich windet und mir aufs Ohr haut, das es klatscht! Das zum Bäcker will, dann aber die Streuselschnecke mit Schmackes in die nächste Ecke pfeffert. Das sich auf dem Spielplatz bäuchlings in den Sand schmeißt und heult. Kommen wir dann so gegen fünf zu Hause an, guckt mir eine alte, grauhäutige Frau müde aus dem Spiegel entgegen und die Frau denkt nur: `Wann darf ich endlich ins Bett gehen?!`

Nach dem Abendessen, wenn endlich Ruhe einkehrt, schlurfe ich nur noch zu meiner Ecke der Couch und lasse mich von Netflix berieseln. Früher habe ich abends auch mal genäht und ja, sogar gebloggt! Nein, jetzt bin ich nur müde. Andere Leute machen dann noch Wäsche oder putzen eine Klobrille. Ich mache nichts mehr. Ich nicke allenfalls, wenn der Bärtige anmerkt, dass andere Leute abends noch mal „rausgehen“ oder Leute einladen würden. Ja, davon habe ich auch gehört.

Das bleibt dann alles fürs Wochenende. Damit ich was habe zum Drauffreuen. Aber da werden immer pünktlich alle krank.

Eigentlich sind wir immer krank. Seit September sind wir ständig krank. Seit Kita-Eintritt alle latent erkältet, durchsetzt mit vollgekotzten Nächten und garniert mit Blasenentzündungen. Freitags wird immer eine neue Runde im Infekt-Roulette eingeläutet.

Heute zum Beispiel, während ich das hier mit Ohrenschmerzen schreibe, ist der Pubi wegen einer Erkältung krankgeschrieben, der Blondino hat eine Bindehautentzündung und der Bärtige muss aufgrund chronischen Hustens seit Wochen im Sitzen schlafen. Und hat deshalb einen steifen, schiefgelegten Hals. Das sieht nicht nur Scheiße aus, das fühlt sich auch so an.

Arbeiten gehen wir gefühlt nur noch nach dem Zufallsprinzip. Im Februar schon hatten wir die Hälfte der Kindkrank-Tage bereits verbraten. Besserung ist nicht in Sicht. Nachts träume ich wild und erwache schweißgebadet. Zum Beispiel, dass Mike Ehrmanntraut (der von „Breaking Bad“) mein Kunde sei und mit der Kanone vor meinem Gesicht rumfuchtelt und irgendwas will, während der Bärtige vier Kinder für uns adoptiert hat (drei Jungs, ein Mädchen). Und gestern träumte ich, ich fahre einen Bus, in dem alle meine Exfreunde sitzen. Ich bin die Fahrerin. Einer dreht aber durch in dem Bus und ich musste die anderen – während ich den Bus fuhr – irgendwie anweisen und dazu bekommen, den Verrückten zu fesseln und zu beruhigen. Mann, war ich froh, als das Baby mich halb fünf geweckt hat!

Meine Nächte sind also auch nicht erholsam, spiegeln aber gut meine Zerrissenheit wider.

Vereinbarkeit. Keine Ahnung, was das bedeutet. Das Prinzip Wochenende lässt sich nicht mit dem Prinzip Feierabend vereinbaren. Außer, ist stelle Personal ein, das meine Wohnung putzt, einkauft und die Wäsche macht. Und am besten gleich auch noch die kranken Kinder betreut. Das zahlt dann auch in das Prinzip „berufstätig mit Kindern“ ein, wenn man wie ich nicht auf das altbewährte und nie genug geschätzte Prinzip Oma zurückgreifen kann. Dann muss ich aber auch mehr arbeiten, um das ganze Personal zu entlohnen. Outsourcing, Off-, Nearshoring von Familienthemen habe ich auch noch nicht in Betracht gezogen.

Vielleicht macht mich der permanente Keimbeschuss in Co-Einheit mit permanenter Winterdunkelheit und Schlafentzug auch langsam matschig in der Rübe.

Vielleicht wird alles irgendwann besser! Vielleicht will ich auch einfach zu viel.

Vielleicht aber lerne ich bald, mit einer dreckigen Wohnung zu leben oder gewöhne mir den täglichen Konsum von Energy Drinks an um munter abends noch eine Runde Fenster zu putzen im Dunkeln. Vielleicht gewöhne ich mich daran, dass ich nicht nur eine dreckige Wohnung habe, sondern auch keine Energie mehr für mein Kleinchen. Vielleicht gewöhnt sich das Baby auch irgendwann daran, dass wir uns nur morgens zwei und abends drei Stunden sehen und dass es die Zeiten sind, in denen er müde und schlechtgelaunt ist. Dass das „das Leben“ ist.

Außer natürlich am Wochenende. Dann ist alles noch viel superer!

Man muss sich inmitten von allem Driss und allen Notwendigkeiten irgendwie noch was Schönes einplanen. Inseln schaffen.

Wir wollten zum Beispiel wenigstens am vergangenen Sonntag schön Essen gehen. Es war dann so, dass der Bärtige mit den Kindern „schön“ bei Mc Donalds war, während ich mit Gewitter im Kopf im abgedunkelten Schlafzimmer lag und wartete, dass sich die Migräne verzieht. So ist das immer mit den Plänen.

Vielleicht habe ich auch einfach nur eine lange Reihe beschissener Tage. Vielleicht ist einfach nur zu lange Winter in diesem Jahr.

Aber was es auch ist, es fühlt sich warm und weich an…

SCHEIßE!

 

 

 

 

Bekenntnisse und Erkenntnisse

Ich habe heute Abend etwas gemacht, das ich schon seit Monaten nicht mehr getan habe: Ich habe die Duschkabine entkalkt! Ich weiß, dass es Monate sein müssen, denn ich musste erst ewig die Dampfente suchen, die zu diesem Zweck zum Einsatz kommt (Es putzt sich nicht wirklich besser damit, aber der Spaßfaktor ist erheblich höher.). Bin auf einen Stuhl gestiegen, habe in einem hohen Schrank drei Kisten mit Stoffen (Ach, hier sind die!) beiseite geräumt, eine Schuhputzkiste gefunden (benutzt niemand bei uns, aber wir besitzen offensichtlich Schuhputzzeug) und irgendwo ganz hinten stand die gelbe Ente. Ich war schon versucht, den Besten zu fragen, wo die sei. Na, das wäre ein Spaß geworden! Als ob der das wüsste!

Das Gute an einer Tätigkeit, wenn sie nur in größtmöglichen Abständen durchgeführt wird, sind der Ergebnisfaktor und der Erkenntnisgewinn. Offensichtlich kann eine Duschkabine auch von außen verkalken. Wie? Warum? Überhaupt finde ich erstaunlich, dass niemanden in diesem Haushalt das Milchglasscheibendesign unserer Duschkabine gestört hat in letzter Zeit. Mich am wenigsten. Und das mir, wo doch die einzige Putzhilfe, die jemals bei mir zum Probeputzen kam, ihren Dienst nicht antreten durfte, weil sie mir nicht gründlich genug gearbeitet hat. Das mir, wo ich doch andauernd zu hören bekomme, bei mir wäre es soooooo sauber und ordentlich! Wie ich das nur machen würde! Ich meine, das sind hier neun Räume (inklusiver zweier Nasszellen und dem Flur, aber der ist echt groß, der zählt jetzt mit) und zwei Balkone, die als Außenwohnzimmer ja auch was hermachen müssen!

Also gut, das war alles „vorher“. Bevor Baby, bevor Blog, bevor ich als Vollzeithausfrau und Zweifachmutter hier das Regime übernahm. Jetzt habe ich keine Zeit mehr zum Putzen! Jetzt werden die Geburtstage im Garten oder im Hof gefeiert. Nicht, damit niemand was dreckig macht in der Bude, sondern damit sich niemand bei uns dreckige Füße holt! Die Hausfrau in diesem Haushalt ist ein Schwein. Aber ein glückliches!

Das Arbeitszimmer ist das Grauen. Die Schreibtische sind schwarz, aber das weiß ich nur, weil ich es weiß. Nicht, dass man das sehen würde. Oftmals grabe ich auch erst die Tastatur auf meinem Platz frei und während ich jetzt hier tippe, liegen meine beiden Unterarme entspannt auf je einem Stapel Papier. Vermutlich irgendwas zum Abheften oder zum Überweisen. Aber genau weiß ich das nicht. Ich müsste nachschauen und dazu habe ich auch keine Zeit. Ich schreibe lieber. Ich mag ja die Homestory-Fotos von berühmten Bloggerinnen. Da sieht man dann einen stylischen Schreibtisch mit einem Eames Chair davor (ein Fell drüber eventuell, in der angesagten Farbe der Saison; wenn gerade keine Felle angesagt sind und nicht mal Fake fur, dann eben ein „Plaid“). Auf dem Schreibtisch stehen hochdekorativ nette „Steh-rum´s“. Meistens liegt auch noch neben der Tastatur ein Tablet. Die berühmte Bloggerin entscheidet sich wahrscheinlich manchmal mitten im Schreibprozess, mit welchem Medium sie arbeiten will. Blumen sind auch gerngesehene Gäste. Oder ein Kaktus. Bei mir ist dafür kein Platz neben dem Wäscheklammernkorb, einem kaputten Telefon (Wahrscheinlich braucht es nur mal neue Batterien, aber wer hat schon dafür Zeit!) und mehreren externen Gedächtnissen. Das sind so A5-Notizbücher, in die ich alles aufschreibe. Theoretisch. Adressen, Mitschriften vom Elternabend, meine Passwörter. Aber die Bücher verlege ich auch andauernd. Deshalb sind es ja so viele. Ich beginne regelmäßig ein neues, finde dann ein altes wieder, da steht aber auch noch Zeug drin, was wichtig ist und so geht das immer weiter. Ich bin eine Schreibtischschlampe (zweimal „sch“, ganz recht). Schachteln voller Zettel, Stifte, die nicht schreiben und vom Kind getöpferte Schalen mit Büroklammern, Holzstücken (weil ich die vielleicht mal brauchen könnte) und Schlüsseln, von denen niemand weiß, zu welchem Schloss sie gehören könnten, runden meine Schreibtischkultur ab. Von einem Beweisfoto sehe ich (wie auch im Fall der Duschkabine) aus Rücksichtnahme euch gegenüber ab.

Aber das macht überhaupt nichts! Seltsamerweise fühle ich mich in dem Schmuddelchaos aktuell sogar pudelwohl, was mich zu der Erkenntnis bringt, dass zum Einen der Mensch an sich ziemlich anpassungsfähig zu sein scheint (da mich Unordnung und Dreck normalerweise stören) und zum anderen bildet man offenbar neue Features aus, wenn Speicherplatz frei wird dafür. Zum Beispiel bin ich jetzt in der Lage, das Baby anzuziehen, während es sich unermüdlich wie eine Schraube dreht. Ich kann windeln, während der zu Windelnde schnurstracks die Flucht ergreift beziehungsweise dabei einen Stuhl erklimmt. Oder mir währenddessen an den Haaren zieht und die Ohrringe aus den Ohren polkt. All diese Fähigkeiten hätte ich wahrscheinlich nie ausgebildet, wenn mein Gehirn mit Putzabläufen beschäftigt gewesen wäre. Was für ein Verlust!

Auch unsere Familienmägen haben in den letzten Monaten eine erstaunliche Metamorphose mitgemacht. Von Haute Cuisine und „Das Auge isst mit!“ zu „Döner macht schöner!“ und: „Seit wann braucht ein Auge was zu essen?!“

Heute waren wir im Japanischen Palais und haben die sehenswerte Ausstellung „Planet 3.0“ angeschaut und dann spazieren an der Elbe. Für eine Stunde riss der Himmel auf. Kein Regen, ein fast-Frühlings-Lüftchen! Hand in Hand am Elbestrand. Und als der Hunger sich meldete, war ein Dönerstand in Sicht. Perfekt! Wenn ich stattdessen geputzt hätte, säßen wir jetzt in einer sauberen Wohnung, die nicht nach Döner riechen würde. Aber woher würdet ihr dann wissen, dass der Palaisgarten heute unter Wasser war?! Siehste.

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Ich verstehe, dass ihr nach dem Lesen dieser Zeilen wahrscheinlich nicht mehr bei mir duschen wollt. Und wenn ihr mich mal besuchen kommt, dann zieht vielleicht nicht eure beste Hose an und geht zu Hause noch mal aufs Klo. 😉

Das unfallgefährdete ICH

Ich bin nicht nur der „Küchengeräte-Terminator“, nein, auch vor mir selbst mache ich nicht Halt. In unserer Familie habe ich das Monopol für Spezialverletzungen gepachtet.

Während ich diesen Text schreibe sitze ich mit einem eiswürfelgefüllten Waschlappen auf dem Fuß an meinem Schreibtisch. Niemand bedauert mich, alle lachen mich aus! Weil mir andauernd dusslige Unfälle passieren.

Heute wollte ich eine Kuchenform abtrocknen, als der schweeeere Boden der grooooßen eckigen Form aus meinen grazilen Händen glitt und Kamikaze-mäßig im Sturzflug mit der Ecke zuerst meinen Fußrücken rammte. Ich habe jetzt eine fette blaue Beule auf meinem Fuß. Obendrauf. Es tut weh. Und sieht Scheiße aus!

Vor zwei Wochen wuchtete ich am Gartentor rum. Da der Löwenzahn bei uns im Garten die Weltherrschaft anstrebt, lässt sich das Gartentor kaum noch schließen. Es hängt einfach an den Unkrautnaben fest. Ich ziehe und zerre in gebückter Haltung und dann (Dieses Arschlochtor!) löst es sich und …rummmmms…kracht mir gegen den Kopf! Ich sehe Sterne und mein linkes Jochbein schwillt binnen Minuten. Für zwei Tage ähnele ich Axel Schulz, kann aber unter Verwendung von Camouflage-Makeup Fragen zu meinem Beziehungsstatus aus dem Weg gehen.

Im letzten Jahr habe ich mir zwei Zehen gebrochen. Im Schlafzimmer. Das klingt weitaus lustiger, als es tatsächlich war. Außerdem war ich hochschwanger und es war heiß, aber das Schicksal kannte keine Gnade. Also bin ich dickbäuchig mit orthopädischem (und sehr warmem) Stützschuh und Krücken in der Gegend rumgehumpelt und musste im Urlaub von meinen Jungs im Rollstuhl von der Kneipe zum See und wieder zurück gerollt werden. Haha!

Ich habe mir schon beim Bügeln den Bauch verbrannt (fragt gar nicht erst, wie blöde man dazu sein muss), weil ich den vorgeschriebenen Mindestabstand zum Bügelbrett nicht eingehalten hatte und keine Bauchschutzkleidung trug. Außerdem habe ich so viele Narben von Schnittverletzungen an den Händen, dass ich Edward mit den Scherenhänden daraus ein Facedouble basteln könnte. Einmal hatte sich ein Schnitt derart entzündet, dass ich Tetanus gespritzt bekam und die Betriebsärztin, die die Behandlung vornahm und offensichtlich über Humor verfügte, mir ein Attest ausstellte, was mich von jeglicher Hausarbeit befreit. „Zur Vorlage zu Hause“ stand obendrüber. Mit Amtsarztstempel! Leider kann ich das Ding nicht finden…Wahrscheinlich ist die Befreiungsfrist auch längst abgelaufen.

Den kapitalsten Bock habe ich allerdings vor vielen Jahren geschossen, als der Beste und ich uns gerade kennengelernt hatten. Ich wollte Bananen-Milchshakes zum Frühstück machen. Der Standmixer stand auf dem Kühlschrank und musste zu diesem Zwecke natürlich runtergeholt werden. Man hätte einen Stuhl holen können und draufsteigen. Wahrscheinlich hielt ich mich mal wieder für sehr viel größer als ich tatsächlich bin und so fummelte ich also auf Zehenspitzen mit ausgetreckten Ärmchen vor dem Kühlschrank herum. Ich bekam den metallenen Fuß des Mixers irgendwie zu fassen und grabschte danach. Soweit, so gut. Als nächstes löste sich das schweeeere Mixerglas, was ja nur obenauf saß, sauste abwärts und …rummmmms…landete in meinem erwartungsvoll nach oben gerichteten Gesicht. Fazit: aufgeplatzte Augenbraue, fettes Veilchen. Nachwirkung: Der Beste wollte mit mir zusammen nicht mehr auf die Straße gehen. Die Leute würden ihn so komisch anschauen. Und es gab grölende Schenkelklopfer auf Arbeit, als ich erklärte, mir sei ein Mixer aufs Auge gefallen!

Was habe ich daraus gelernt? Blauer Lidschatten steht mir überhaupt nicht und Bananen-Milchshake zum Frühstück wird überbewertet.

Und ich möchte gern ein Haushaltattest. Liest vielleicht eine Amtsärztin mit?

Ich habe Superkräfte!

Vergangene Woche habe ich meine Prüfung zum „Systemischen Businesscoach“ bestanden. Ich wollte diesen Lehrgang unbedingt machen, das Timing war allerdings ganz großer Mist. An einem Dienstag im September wurde ich mit dem neuen Baby aus dem Krankenhaus entlassen, kurz darauf saß ich schon in der Schulung und verfluchte mich und meine eigene Überheblichkeit („Hey, wie schwer kann das sein?! Stille ich halt zwischendurch! So´n Wurm liegt ja eh nur rum!“).

Nun gut, ich hab das durchgezogen, irgendwie. Denn wer will, findet Wege. Wer nicht will Gründe.

Überhaupt bin ich ja der ganz große Sprücheklopfer. Mein Lebensmotto habe ich dem alten Immanuel abgeluchst: „Ich kann weil ich will was ich muss.“ Heißt in meiner ganz eigenen Interpretation: Ich muss nur das machen, was ich will!

Jedenfalls habe ich am Prüfungssamstag mit zermatschtem Kopf morgens um fünf über meinen Unterlagen gesessen und überlegt, ob ich noch schnell die Vita vom Ausbildungsleiter auswendig lerne oder sonst wie im blinden Aktionismus irgendwas reißen kann um meine überdimensionale Inkompetenz zu verschleiern… Da mir nichts einfiel, habe ich Fleiß vorschützend ein Bild meiner vor mir ausgebreiteten Bücher etc. bei Facebook gepostet.

Wenn ich das geahnt hätte! Ungewollt habe ich den Eindruck erweckt, Baby und Haushalt und nebenbei-Schulung, Blog und kreative Heimarbeit ganz laissez faire aus dem Handgelenk zu schütteln. Ich bin nun offensichtlich in Erklärungsnöten!

Mache ich tatsächlich den Eindruck, dass Alicia Keys jeden Morgen neben meinem Bett steht und für mich „Superwoman“ singt zum Wachwerden?! Und mir die Weste mit dem „S“ auf der Brust reicht?! Bin ich die leibhaftige Persiflage der von mir so abgrundtief verhassten Mutti geworden, die in Seide und Kaschmir gehüllt flötend die Kita betritt und dreierlei vegane, laktose- und glutenfreie Muffins unter dem Arm hat, die sie mal eben schnell zwischen drei und vier Uhr in der Früh noch zubereitet hat und ihr Burberry-Kind mit Seidenschal und Seitenscheitel adrett auf dem Kita-Bänkchen platziert?! Die bei allen anderen Müttern den schalen Geschmack der Unzulänglichkeit hinterlässt?! Eine Cakepop-Prinzessin mit Sechzigerjahre-Superhausfrauen-Image?!

Leute, nun aber mal halblang!

Ich zieh jetzt die Hose runter für euch. Jetzt kommen sie, die ultimativen Geheimnisse der schlampigen Anti-Superwoman-Hausfrau!

Der perfekte Haushalt. So gehts:

1. Feuchte Reinigungstücher
Das absolute must have für mich. Damit feudel ich vom Kaminglas über Toilettensitze, Fensterbänke bis hin zu Baby´s Schnute alles ab, während ich links noch die Kaffeetasse halte! Also, nur das, wo ich bei meiner Körperhöhe von 1,57m so rankomme. Ich weiß natürlich, dass jedes Möbel oberhalb 1,70m eine Fellmütze aus Staub trägt, aber das ist mir wurscht!

2. Bescheißen beim Fensterputzen
Oberlichter putzen? Spar ich mir, indem ich die Jalousie auf Halbmast ziehe. Merkt keine Sau. Bis jetzt.

3. Microfaser-Flauschsocken
Mit diesen Socken an den Füßen immer schön durch die Wohnung rutschen, ruhig auch mal Schlittschuhlaufen simulieren (gut für die Fitness)und verwegen im Vorbeigehen mal mit den bestrumpften Füßen über die Scheuerleisten fahren. Macht Staubsaugen überflüssig. Abends dann die Socken mit den 300g Staubflusen ausschütteln und ab damit in die Wäsche!

4. Wäsche-Management
Irgendwann hatte ich mal begonnen, beim Wäschesortieren für jedes Familienmitglied einen Korb zu bestücken. Nun ist es aber so, dass alle, die zu faul oder noch nicht in der Lage sind, die Klamotten in ihren Schrank zu sortieren (quasi alle Familienmitglieder), ihren Korb einfach so stehen lassen und sich morgens irgendwas Sauberes rausziehen. Praktisch! Ich schmeiß das Gewaschene einfach wieder obendrauf. Gut, an den Anblick von vollen Wäschekörben in der Behausung musste ich mich erst mal gewöhnen, aber das ging relativ schnell. Ich erwäge mittlerweile, unsere Kleiderschränke komplett abzuschaffen…

5. Ordnung
Oft muss ich mir anhören, bei mir wäre es so verdammt ordentlich! Irrtum, ich habe nur gut schließende Schranktüren. Dahinter verbirgt sich das Grauen. Ich vermute, dass ich mittlerweile jedes Kleidungsstück in Form und Farbe viermal besitze, weil ich das immer wieder kaufe mit dem Gedanken: „Ach, das ist ja hübsch! Sowas wollte ich schon immer!“. Ich find es dann nur leider nicht wieder, weil in meinem Chaos alles vor mir Verstecken spielt hinter den Schranktüren.

6. Die Listenschummelei
Ich bin ja auch ein großer Freund von Listen. Sie strukturieren meinen Tagesablauf und identifizieren die Projekte, die ich unbedingt mal angehen müsste. Und ich finde das so beruhigend! Wenn ich mir selber einen todo-Zettel schreibe, auf dem steht: „Gewürzregal auswischen und die einhundertdreißig Töpfchen und Gläschen auf Haltbarkeitsdatum überprüfen“, dann habe ich ja immerhin schon einen Anfang gemacht! Und ehrlich, ob ein Gewürz schlecht ist, merkt man ja, wenn beim Benutzen tote Fliegen aus der Öffnung fallen!

7. Gesund kochen
Ganz wichtig! Ich esse auch sehr gerne. Und sehr gerne gut! Aber momentan wird bei uns jeder, der in der Lage ist, eine Tiefkühlpizza in den Ofen zu schieben, als Koch eingestellt. Na, und? Wer sich beschwert, darf an den Herd!

Und wenn alles wirklich mal selbst für meine Augen schlimm aussieht: Das Haus verlassen! Mit Abstand betrachtet, ist das größte Chaos gar nicht so schlimm! Frische Blumen kaufen und vor den Abwaschberg stellen (lenkt das Auge ab) hilft auch.

Und auch vor mir selbst mache ich nicht Halt, nein, da wird runteroptimiert, wo´s nur geht:
Die perfekte Frisur…ist die Bettina-Wulff-alltime favourite-red carpet-Schnipsgummi-Frise. Muss nicht gefönt werden und hält am zweiten Tag noch mit Trockenshampoo am Ansatz und Wachs in den Seiten. Das perfekte Makeup…besteht aus BB-/CC-Abrakadabra-Teintverjüngungscreme und das aufwendige Augen-Makeup wird durch eine Ganzgesichts-Sonnenbrille obsolet. Und Riesenschals kaschieren Kotzflecken auf der Schulter anmutig. Am besten gleich Klamotten in der Farbe von Babykotze tragen!

Also, wer den Mut zur imperfekten Behausung mit Maggifix-Tüten in der Haute Cuisine-Kombüse hat wie ich, der hat wirklich viel Zeit um allerlei Quatsch nebenbei zu machen.

Apropos nebenbei: Ich war heute Morgen in der Firma, weil ich dort was zu erledigen hatte und kam mit zwei Kolleginnen ins Gespräch. Wie das so ist, Blick in den Kinderwagen und das Erinnerungskino springt an. Die eine, zwei kleine Kinder, einhundert Kilometer Fahrweg jeden Tag zur Arbeit und zurück. Die andere erzählte von den zwei schweren ersten Jahren mit einem chronisch kranken Kind. Und dem Schmerz, morgens ein weinendes Kind in der Kita zurücklassen zu müssen, um seinen Mann zu stehen auf Arbeit. Nicht zu vergessen die Frauen, die das alles alleinerziehend „nebenbei“ wuppen müssen.

Stehen da wie aus dem Ei gepellt, schön und standhaft und Eine sagt bescheiden, es sei ja nicht immer alles Gold was glänzt…Dabei habe ich die Weste gesehen. Die mit dem „S“ auf der Brust. Unsichtbar vielleicht, aber sie alle hatten sie an!

Und während ich im Sonnenschein nach Hause in meinen goldig glänzenden Erziehungsurlaub spazieren durfte, dachte ich nur: Chapeau Mädels, ihr seid für mich die Größten!

Für alle Sindy´s, Nici´s, Andrea´s, Franzi´s, Bea´s und Christine´s dieser Welt: Carpe diem!

Und jetzt alle laut mitsingen:

 

 

Der Haushalt hasst mich

In unserer Wohnung befinden sich acht Rauchmelder, was nicht übertrieben, sondern grob fahrlässig ist. Sie funktionieren, denn regelmäßig mache ich unfreiwillig Tests. Meine Nachbarn schlafen auch ruhiger, seit die Nieselpriemsche Wohnung eine Standleitung zur örtlichen Feuerwehr hat.

Topf auf Herd, anschalten, Küche verlassen. Wieder reinkommen, 30cm hohe Stichflamme auf dem Herd, weil während meiner kurzen Abwesenheit „irgendwer“ die Platte angeschaltet hat, auf der ein vergessenes Holzbrett lag.

Lust auf Eiersalat. Eier in Topf, Topf auf Herd, angeschaltet (die richtige Platte). Bügeln gegangen ins Arbeitszimmer. KAWUMMMMMM! Es war offensichtlich ziemlich viel zu bügeln (ich vermute, die Nachbarn hatten heimlich ihr Zeug auch auf mein Bügelbrett gelegt).

Eier explodieren, wenn kein Wasser mehr im Topf ist, aber die Wärmezufuhr nicht unterbrochen wird. Und zwar richtig! Das weiß ich jetzt. Sie haben nicht nur den Deckel vom Topf katapultiert, sondern sich partikelweise in der kompletten Küche verteilt (besonders an der Decke!).

Liebe Kinder, macht das nicht nach! Es reicht, wenn die Tante Rike das für euch vormacht.

Wenn ich freitags fürsorglich den besten Ehemann von allen frage, was ich denn am Wochenende für die geliebte Familie kochen soll, bekomme ich oft folgende Antwort: „Nichts! Bitte! Meine Woche war schon aufregend genug! Lass uns einfach essen gehen oder was vom Vietnamesen holen!“.

Auch mit den Haushaltsgeräten stehe ich auf Kriegsfuß. Der Beste hat vermutlich heimlich Protokoll geführt, denn jedes mal, wenn es etwas kaputt geht, muss ich mir anhören, ich hätte schon zwölf Mixer, vier Bügeleisen, acht Staubsauger etc. zerstört.

Dabei kann ich gar nichts dafür!

Gestern wieder gab es eine beispielhafte Situation: Die Wollmäuse auf den Böden tanzten Samba und waren fast so groß, dass ich die Beine heben musste um drüberzusteigen.

Also Staubsauger raus und los, nützt ja nichts. Und schnell machen, das Baby hasst den Krach vom Staubsauger. Dann, es musste ja so kommen, verheddert sich das blöde Kabel unter der Küchentür. Und geht nicht wieder raus! Irgendwie ist es da ja auch drunter gekommen! Und zwar von alleine und ohne Gewalt. Das ist mir zwar klar, aber es hängt fest. Ich versuche es kurzzeitig mit Geduld. Aber das Baby heult mittlerweile. Und da werde ich zum Hulk! Dieses ARSCHLOCHKABEL!

Schnitt.

Das wäre zum Beispiel so ein Abend, an dem der Beste dann dasteht und sich das spärliche voluminöse Haar rauft und sagt: „Was zum Himmel ist nur los mit dir?! Kannst du mir um Gottes Willen mal verraten, wie man ein Staubsaugerkabel zerstören kann?!“, „Aber das ist gar nicht meine Schuld! Der Staubsauger hat angefangen!“.

Falls ein Haushaltsgerätehersteller hier zufällig mitliest: Sie können mich als Tester engagieren. Möglicherweise wird das bald ein anerkanntes Gütezeichen: Unkaputtbar, Nieselpriem-getestet.

Das Gegenteil von GUT ist GUT GEMEINT

Ich muss nie das Haus hüten, wenn meine Freunde oder Verwandten in die Ferien fahren. Auch vertraut man mir weder Haustiere noch Grünpflanzen an. Nicht, dass ich nicht hilfsbereit wäre! Ganz im Gegenteil, ich biete ständig ungefragt meine kompetente Hilfe an. Aber meine Freunde wissen, dass das im Normalfall eher keine gute Idee wäre!

Ich bin mir heute noch nicht ganz sicher, ob ich einfach mehr Pech als andere habe oder besonders trottelig bin. Oder ob beides zutrifft.

Mein „Gesellenstück“ diesbezüglich habe ich im Alter von achtzehn Jahren abgeliefert:

Ich hatte einen Freund, nennen wir ihn mal…Frank. Dieser Frank bewohnte eine schnuckelige Neubauwohnung, in der es sogar im Winter warm war. Ganz im Gegenteil zu meiner weniger schnuckeligen Altbauwohnung mit Ofen, in der war es sogar im Sommer kalt. Unnötig zu erwähnen, dass ich mich lieber bei Frank aufhielt. Diese Wohnung war für die Achtziger Jahre ausgesucht exquisit und schweineteuer eingerichtet und ich fühlte mich sehr wohl dort.

So kam es, dass ich mich aus einem mir nicht bekannten Grund eines Tages tagsüber alleine dort aufhielt.

Meine hausfraulichen Fähigkeiten steckten noch in den Kinderschuhen, aber ich war stets bemüht! Ich beschloss also, den Abwasch zu spülen. Das ist doch pipi-einfach. Stöpsel rein, Spüli rein, Wasser marsch! Das bekam ich hin. Dann ereilte mich ein unaufschiebbarer Blasendrang.

Ab ins Badezimmer. Als ich schon mal dort war, fiel mir der überquellende Wäschekorb auf und ich dachte, Mensch, da kannste dem Frank mal ne Freude machen, wenn du dich darum kümmerst. Was ihr wissen müsst, damals war Wäschewaschen eine Tätigkeit, mit der du dich problemlos einen halben Tag beschäftigen konntest. Die im Singlehaushalt der DDR gängiger weise eingesetzte Waschmaschine hieß „WM66“ und war eine Blechtrommel, in die man mittels eines Schlauchs händisch Wasser einließ, Pulver und Klamotten dazu und dann auf „Waschen“ schalten. Das bedeutete, die Trommel drehte die Klamotten in der Seifenbrühe. Wenn man der Meinung war, es reiche und die Brühe die Farbe der Elbe angenommen hatte, auf „Pumpen“ umschalten, dann entließ die Blechtrommel das dreckige Wasser über einen Schlauch in die Badewanne. Dann wieder sauberes Wasser oben rein. Alles von vorn. Wenn das Wasser irgendwann klar blieb (wie die Tränen, die ich später würde weinen müssen), dann holte man die Sachen raus, wrang sie aus und legte sie portionsweise in einem ordentlich Kreis in die Schleuder. Das war eine andere Blechtrommel, die auch wieder die Wäsche nur im Kreis drehte, diesmal allerdings schneller. Hatte man die Sachen eingeschichtet, Deckel obendrauf und draufgesetzt auf die Schleuder. Auf „Schleudern“ schalten und dann wurde man ordentlich durchgeschüttelt! Also ich habe gehört, dass es Leute gegeben hat, die sich nicht draufsetzen mussten, aber wenn ich das nicht tat, sprang die Schleuder stets unkontrolliert im Badezimmer herum. Wenn man damit dann fertig war, brauchte man die Sachen nur noch aufzuhängen und fertig!

Was dieser langweilige Exkurs sollte? Ich wollte euch nur klarmachen, dass ich tatsächlich STUNDENLANG mit der Wäsche beschäftigt war.

Irgendwann war ich fertig. Als ich die Badezimmertür öffnete, glaubte ich einer Sinnestäuschung anheimgefallen zu sein: der Teppichboden (der in der ganzen Wohnung ausgelegt war) schlug Wellen! Als ich drauftrat, stellte ich am schmatzenden Geräusch und der Tatsache, dass ich bis zu den Knöcheln im Wasser stand fest, dass mit meinen Sinnen alles in Ordnung war. Wasser, wo kommt das Wasser her?! Geistesgegenwärtig (Entschuldigt, dass ich dieses Wort verwende!) pitschte und patschte ich in die Küche und drehe den Wasserhahn des Spülbeckens zu.

Dann besah ich mir das Chaos: Die ausklappbare Schaumstoffcouch, die des Nächten unserem Liebesspiel Platz bot, hatte ihr Bestmöglichstes getan und sich bis in die Lehne mit Wasser vollgesaugt. Ich hatte sie von hellblauer Farbe in Erinnerung, nun war sie dunkelschwarz und würde so bald niemanden mehr zum Liebesspiel einladen (mich auch nicht, aber das konnte ich in dem Moment noch nicht ahnen). Die Schrankwand, die Frank mindestens  zehn Monatslöhne gekostet hatte, löste sich schweren Herzens vom aufgebügelten Furnier und zeigte durch unten abstehende Pressspantüren, dass auch sie eindeutig genug hatte. In meiner Verzweiflung zerrte ich alles aus der Schrankwand, was irgendwie den Anschein erweckte, eine minimale Saugkraft zu haben: Bettzeug, Handtücher, Anzüge, Unterwäsche, Socken, die schweineteuren Wollpullover (die aber wirklich hässlich waren!), einfach alles. Ich verteilte Franks komplette textile Besitztümer in der Wasserlandschaft und rieb, rubbelte und ruinierte damit immer weiter… Irgendwann schwante mir, das wird nichts. Also schleppte ich die pitschnassen Klamotten ins Bad und stopfte die in die Wanne. Die war dann voll mit nassem Zeug und Frank hatte eine ruinierte UND leere Schrankwand.

Der Teppich war immer noch nass. Die Schrankwand immer noch desolat und die Couch immer noch für immer unbenutzbar. Und es gab keinen textilen Gegenstand mehr im Haus, mit dem ich hätte weiter aufwischen können!

In meiner Verzweiflung zerrte ich das Bügeleisen aus dem Küchenschrank. Ihr denkt jetzt bestimmt: die wird doch nicht wirklich?! Doch, hat sie.

Na klar weiß ich, dass Teppich zum Großteil aus Plastik besteht und die Reaktion auf Wärme ist selbst mir im Physikunterricht beigebracht worden. Aber ich war vor Verzweiflung offenbar intellektuell umnachtet!

Wenig später sah es dann so aus: Der Teppich war immer noch nass. Die Schrankwand immer noch desolat und die Couch immer noch für immer unbenutzbar. Aber der Teppich wies jetzt jede Menge Brandspuren in Form eines Bügeleisens auf.

Ich habe das einzig Logische getan: Flucht!

Halt! Vorher habe ich Frank noch Torte vom Bäcker geholt, ihm den Kaffeetisch gedeckt, ein Blümchen dazugestellt… und ich glaube, einen Entschuldigungsbrief. Schließlich weiß ich ja, was sich gehört!

Und wenn ihr jetzt denkt, das kann doch SO nicht wirklich passiert sein! Tja Freunde, ich wünschte, ihr hättet recht. Und Frank natürlich auch!

Abschließend ist zu sagen, dass Frank heute glücklich verheiratet ist (nicht mit mir) und dass es ihm gut geht. Erzählt man mir. Also nicht er, er wechselt aus irgendeinem Grund die Straßenseite, wenn er mich sieht…