Knick

Im Rahmen der Internationalisierung, Globalisierung und wegen Offshore, Nearshore (und dem anderen Zeug for sure) muss man sich ja in der Wirtschaft sprachlich anpassen. Und weil zwischen Launch und Forecast, Standup Meetings und Offsite Meetings, Calls und Chats, Benchmarking und Milestones auch noch Zeit für eine zwischenmenschliche Interaction sein muss, ist denkbar, dass folgender Dialog so oder so ähnlich gestern stattgefunden hat. Unter Deutschen. Wobei, hier arbeiten auch Amerikaner, die ähnlich seltsames „Indornäschonäl“ sprechen…

Card with Knick (rechts)

Card with Knick (rechts)

“Hello, Kollege, how goes it?”

“Grüß dich too, it goes so. It muss ja.”

“Oh, look! Your card is damaged. It has a Knick!”

“Yes, I know, it´s because I fall hin mit the Fahrrad weil a bekloppte Kollege mich has beinahe umgefahren with his fucking tiefergelegte Scheiß-car! And so I had to hüpf from the Fahrrad and my Laptopbag is falling runter und the card was noch into the Laptop and has knicked.”

“And nun?”

“I think, it funktioniert noch. I don´t need the gesamte Magnetstreifen. I tried.”

“You can also try to steck it verkehrt herum into the Laptop, maybe the Laptop biegt it gerade.”

“Hm, or it bricht auseinander and goes kaputt totally.”

“Hm.”

“Lets go zur Kantine and have a Kaffee. Ich pay for You mit!”

“Super Idea. We can call it Dienstberatung.”

 

Für Jacco und Sauli, die bestimmt lächeln beim Lesen 🙂

Integrationsbemühungen

Integration ist ja hier im Landstrich ein großes Thema! Und auch ich habe massive Integrationsprobleme, soll ich doch ins Arbeitsleben re-integriert werden.

Das ist gar nicht so einfach, wie es klingt. Säße ich bei Penny an der Kasse, wäre ich möglicherweise nach zwei Jahren Elternzeit wiedergekommen, hätte: „Hallo alte Kasse!“ gesagt, mir mein Wechselgeld geschnappt und würde „Piep piep“ am Band machen wie eh und je.

Nun mache ich ja beruflich „irgendwas mit Medien“ und da sind zwei Jahre draußen so gut oder schlecht wie ein kompletter Neuanfang. Außerdem habe ich in einen anderen Bereich gewechselt und sitze nun in einem schicken Großraumbüro mit lauter jungen Leuten. Die Namensschilder weisen sie als Benjamin, Lucas oder Leander aus und sind ein untrügliches Zeichen dafür, dass die neuen Kollegen von der Altersstruktur her Produkte meiner frühen Fortpflanzungsbemühungen sein könnten.

Hm, da fällt mir ein, ich weiß gar nicht, wo eigentlich mein Namensschild ist. Irgendwo in einer Kiste vielleicht? Ich erinnere mich vage, dass ich irgendwann den vergilbten Zettel mit meinem Namen entfernt habe und durch einen Zettel mit „B.Schäftigt“ ersetzt hatte. Damals fand ich das wohl sehr witzig. Heute sitze ich also namenlos im Büro und versuche mich zu integrieren. Oder zumindest nicht negativ aufzufallen. Brotbüchse rausholen macht hier schon mal keiner. Kulturelle Unterschiede? Ich kenn mich aus!

Zweisprachigkeit ist ja auch in Elternblogs oft ein Thema. Soll ich nun die Cassandra-Edelgart deutsch-russisch-portugiesisch erziehen oder lieber deutsch-englisch-französisch? Oder gar kein Deutsch mehr und Afrikaans dafür? Man weiß es nicht.

Ich weiß es schon mal gar nicht!

Kinder lernen ja schnell, bei Erwachsenen ist das schwieriger. Ich hänge im Zuge meine Re-Integration ja auch in dieser Zweisprachigkeitserziehung drin und habe arge Probleme.

Früher sprach ich fließend Beratersprech. Ja wirklich, es gab Abende, da habe ich den Abendbrottisch zum Meetingraum erklärt um über die familiären Performance-Probleme zu fachsimpeln und angeboten, ein paar Charts dazu mit dem Beamer an die Küchenwand zu werfen… Alles weg.

Wenn ich im Büro den jungen Kollegen zuhöre, denke ich, die sind vom anderen Stern. Da wird ständig was gelauncht, delivert, gepublisht. Werden Sub-IDs ge-close-t, und man hat ständig einen „Call“. Die telefonieren ja nicht, die haben Calls. Oder Lync-en, Skype-n, WebEx-en. Die haben ein komplett anderes „Wording“ als ich! Ich muss noch viel lernen. Die gehen auch nicht „zu Tisch“ mittags, die gehen zum Lunch. Haben onsite- und offsite-Meetings, daily stand up´s, jour fixe´s und dergleichen mehr. Ich habe eine Brotbüchse und komme nicht mal mit dem blöden wireless Headset klar.

Ich komme mir vor wie ein nach einer Zeitreise.

Aber ich will mich ja integrieren! Heute Abend werde ich nicht den Kalender zur Hand nehmen um mit dem Bärtigen auszuknobeln, wer wann den Blondino zur Kita bringt, wir werden unseren weekly Delivery-Prozess modifizieren und dass ich Support bräuchte beim morgendlichen workaround, da meine utilization rate bei 100% liegt!

Und da ich finde, beide Welten können durchaus voneinander lernen, werde ich morgen, wenn ich mich von meinem Schreibtisch entferne, die jungen Leute darüber in Kenntnis setzen, „dass die Mami jetzt Lullull machen geht“. Das wird super, ich hab ein gutes Gefühl.

Ich wünsche euch allen ein performantes Wochen-Kickoff!

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