Kennt ihr Karlchens Königreich? #DailyRoutine

„Es war einmal ein kleiner König. Der hieß Karlchen. Ja, genau wie du!

Dieser König wohnt in einem winzigen Königreich. Das ist wirklich klein, gibt es doch nur sechzehn Häuser. Aber was für schöne Häuser! Spitze Türmchen, kleine Häuschen, breite Häuschen. Manche stehen putzig schräg und andere wieder ganz gerade in einer Linie. Und alle sind sie wunderschön. Strahlend weiß. Sie funkeln wie Perlen, wenn die Sonne darauf fällt. Es gibt aber auch einen Bösewicht im Königreich. Wie der heißt? Nun, ich glaube, der heißt Gnom Jerome. Dieser Gnom Jerome ist ein arger Schmutzfink, ein Dreckspatz! Er versteckt Essensreste zwischen den Häusern. Verschmiert damit die weißen Häuschen, bis sie gar nicht mehr hübsch glänzen und irgendwann kaputt gehen. Dieser fiese Gnom Jerome! Und dann -Schwupp!-versteckt er sich heimlich. Man kann ihn nicht sehen, so winzig klein ist er. Aber ein wahrer Tunichtgut! Doch es gibt auch einen Helden im Königreich: Elmo Elmex heißt er. Hier kommt er, guck, so sieht er aus. Dieser Elmo passt auf, dass das kleine weiße Königreich nicht schmutzig wird. Mit seiner Bürste hier jagt er hinter dem Gnom Jerome her und putzt die Häuser im kleinen Königreich.

der tapfere Elmo Elmex

der tapfere Elmo Elmex

Was meinst du, ob der böse Gnom Jerome auch was bei dir versteckt hat? Pflaumenmusbrötchen vom Frühstück vielleicht? Was sagt man da? „Oooooh!“

„Oooooooooooooooooooooooh!“

(Schrubb-schrubb-schrubb)

Und was gab es zum Mittagessen? Nudeln mit Spinat? Na, das sieht aus, wenn der hinterlistige Gnom Jerome grünen Spinat zwischen den hübschen weißen Häuschen versteckt hat. Das wollen wir nicht. Das ist „Iiiieh!“.

„Iiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiiieh!“

(Schrubb-schrubb-schrubb)

Und dann habe ich gesehen, dass du ein Gummibärchen stibitzt hast von deinem Bruder, du kleiner Räuber! War´s ein rotes? Nein? Ein gelbes? Wollen wir mal nachsehen, ob der Gnom Jerome ein Stückchen davon versteckt hat? Was meinst du? Ob wir eins finden? „Aaaah!“.

„Aaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaaah!“

(Schrubb-schrubb-schrubb)

Jetzt ist der tapfere Elmo Elmex ganz erschöpft. Er hat das kleine Königreich geputzt und dem fiesen Gnom Jerome das Handwerk gelegt. Nun ist er müde. Wir waschen ihn, guck, so wie dich jeden Abend, und jetzt kann er sich ausruhen bis morgen. Gute Nacht, Elmo! Und danke schön. Genau, winke winke. Das machst du toll, mein kleiner König.“

-Ende-

Der Blondino ist neunzehn Monate alt und liebt meine Erzählstimme. Ganz gebannt lauscht er. Außerdem freut er sich, wenn er Worte nachahmen kann. Die langgezogenen Vokale machen es ihm einfach, das bekommt er gut hin. Und vermutlich werde ich nun jeden Abend einen Zahnputzgeschichte vom tapferen Elmo erzählen müssen, so gut fand er das! Und nicht mehr lange, dann wird er selbst gemeinsam mit dem tapferen Elmo Elmex hinter dem fiesen Gnom Jerome herjagen.

Quelle: Elmex

(c) Elmex

Das ist mein Beitrag zur Blogparade von Frau Mutter #DailyRoutine.Warum ich hier mitgemacht habe? Zum einen gibt es einen Reisegutschein zu gewinnen. Das ist ein Anreiz, oder?

Zum anderen ist der Elmo Elmex bei uns schon vor dem ersten Zahn eingezogen und gehört quasi zur Familie. Das erste Zahnputzset gabs gratis in einer Baby-welcome-Tüte und so hatten wir zwar noch keinen Zahn, waren aber für alle Eventualitäten schon mal bestens ausgestattet! Mittlerweile ist das Starterset schon längst aufgebraucht, aber ich kaufe es für den Kleinsten immer wieder nach. Warum? Er ist mittlerweile auf den Geschmack der Elmex-Zahncreme konditioniert, aber wichtiger ist für mich, dass ich mit dem Aufbrauchen der kleinen Tube eine Erinnerung habe, wann es aus hygienischen Gründen sinnvoll ist, die Bürste zu wechseln! Dann kaufe ich wieder so ein Set nach. Ich finde das praktisch und muss sagen, die Markenbindungsstrategie von Elmex funktioniert bei mir 😉

Elmex Lernzahnbürste/ Zahnpasta im Set

Elmex Lernzahnbürste/ Zahnpasta im Set

Ein Wunder bitte!

Wie lange habe ich auf dich gewartet. Wie viele Wochen, Monate, Jahre.

Als ich deinen Bruder bekam, glaubte ich mit der Arroganz und Unsterblichkeit meiner Jugend noch an die Großfamilie, von der ich immer geträumt hatte. Es war schwierig, die gesundheitliche Prognose eher schlecht als optimal, aber he! Da war er ja! Auch Ärzte irren schliesslich manchmal.

Er wurde so schnell groß.

Wie oft habe ich mir später alte VHS-Kassetten angeschaut, das Baby bestaunt, das er einmal gewesen ist. Wie er da goldig und süß mit seinem Windelpopo durchs Bild stolperte. Und ich, eine lächelnde, jüngere Version meiner selbst. Und ich fragte meinen Mann: Haben wir damals gewusst, wie scheißglücklich wir waren? Wie oft saß ich da, mit einem Kloß im Hals, und wünschte, ich könnte die Zeit zurückdrehen. Diese Momente noch einmal erleben. Aufsaugen. Festhalten. Mir bewusst machen, wie flüchtig sie doch sind! Meinem jüngeren Ich die banalen Sorgen ausreden, die mich damals ablenkten zu sehen, was ich da hatte! Nie wieder würde ich das Kind aus meinen Bett wegschicken, wenn es schlaftrunken sein verschwitztes, nach Apfelessig duftendes Köpfchen an mich kuscheln wöllte. Wie kurz, gemessen an einem Menschenleben, war die Zeit, in der er mir so nah war? Wann habe ich das letzte Mal die Hand meines Kindes halten dürfen? Ich wünschte, ich könnte mich daran erinnern und mich davon verabschieden. Eine kleine, weiche Hand in meiner. Ein winziger Mensch, der neben mir geht und zu mir hochschaut. Ach, könnte ich das doch noch einmal erleben!

Wie oft lag ich nachts wach, feilschte mit dem Schicksal und der Vorsehung, die Hände auf meinen Unterleib gepresst. Ich zündete in jeder Kirche eine Kerze an, hoffte. Und wartete. Vergebens.

Mit ihrer Vorgeschichte… Die Mediziner waren deutlich. Die letztmögliche Chance riss ich an mich! Wenigstens versuchen wollte ich es! Wir schauen mal… sagte der Arzt. Und viele Stunden später als es für diese kleine Routineoperation üblich war, erwachte ich und blickte in sein sorgenvolles Gesicht. Also, ich muss ihnen sagen… mit so einem schweren Befund hatten wir hier nicht gerechnet… Ich kann ihnen nicht vorschreiben, was sie tun sollten, aber dringend abraten von einer künstlichen Befruchtung… bei ihrer Prognose…sie haben doch schon ein Kind…genießen sie das… das grenzt doch schon an ein Wunder… Mir fiel die alte Frau mit den Kreuzen ein aus dem Monty-Python-Film und ich meinte sie kreischen zu hören: Jeder nur ein Wunder! Ich aber wollte ein zweites. Ich sehnte mich so sehr danach!

Also keine künstliche Befruchtung. Die letztmögliche Option ungenutzt vorüberziehen lassen…

Ich war mittlerweile einundvierzig Jahre alt und hatte mich in meinem Leben schon von vielem verabschieden müssen. Von Menschen, Gewohnheiten, Träumen. Mich von dir zu verabschieden war ein bisschen wie sterben.

Was sollte ich mit der zweiten Hälfte meines Lebens anfangen? Sah ich mich doch immer nur in einem Haus voller Kinder. Reisen, Sprachen, Hobbies. Ja…hm. Das Leben genießen. Worthülsen. Sinnentleert für mich.

Es war schwer für mich, dich loszulassen. Ich hasste die Babybauchangeber auf der Straße, die Kinderwagenschieber. Wussten die, was für ein Glück sie da hatten? Mein Glück! Mein Herz krampfte bei jeder Ankündigung: Schwanger! Im Freundeskreis. Ich heuchelte Freude und konnte mich doch nicht freuen.

Die Zeit heilt alles. Irgendwann…

Und irgendwann habe ich nur noch selten an dich gedacht. Versucht, mein Leben zu genießen und das lebendige Wunder, das ich schon hatte. Die Momente, die jetzt waren, bewusst zu erleben. Mit Freude und Liebe zu füllen.

Und dann kamst du. Einfach so. Und hingst wie Chuck Norris an der Eiger-Nordwand meiner zerklüfteten Gebärmutter und keiner weiß, wie du da hinkamst. Wir wollen verhalten optimistisch sein, sagte meine Ärztin und schien jeden Monat aufs Neue überrascht, dass du noch da warst. Mein Kämpferkind! Du warst gekommen um zu bleiben. Ein Wunder! Ein zweites.

Und jetzt bist du ein Jahr bei uns. Du Wundervoller. Du schenkst mir Wunder! Durch dich weiß ich wieder, wie schön sich rieselnder Sand zwischen den Fingern anfühlt. Und die Oberfläche eines Gänseblümchenblattes. Die Perspektive auf die Welt aus achtzig Zentimetern Höhe. Und deine Hand in meiner… weich und klein und fordernd. Dein klopfendes Herzchen an meiner Brust.

Ich werde jeden Moment mit dir bewusst erleben, nichts ist selbstverständlich. Nichts banal. Ich freue mich so sehr über dich! Jeden Tag. Mama, das schönste Wort der Welt. Und nun aus deinem Mund…

Happy Birthday, mein Kleinster, mein Liebchen! Wie schön, dass du geboren bist, wir haben dich so sehr vermisst!

Verzeihung, sprechen sie Babyisch?

Der Babylino ist nächste Woche elf Monate bei uns. Es klappt auch alles soweit ganz gut.

Vom Status einer „Rumkugel“ hat er sich zu einem „Stehrum“ entwickelt. Wankend wie ein Matrose mit dreiacht auf dem Turm steht er breitbeinig rum und rüttelt an den Gitterstäben seines Lebens. Gern gefolgt mit „Neineineineineineinein!“-Rufen, besonders, wenn es sich um die Gitterstäbe des Kinderbettchens handelt. Ich sehe das mit Wohlwollen, Ja-Sager gibts schon genug.

Trotzdem mache ich mir langsam ein wenig Sorgen. Wir haben augenscheinlich ein Kommunikationsproblem!

Die ersten Monate der nonverbalen Kommunikation verliefen problemlos. Hände an den Ohren=müde, planloses Rumsaugen=Hunger. Das war einfach. Mittlerweile sind wir zur mündlichen Kommunikation übergegangen und das klappt nicht. Beide Parteien verstehen immer nur ´Bahnhof ´.

Das Baby sperrt sich zum Beispiel mit Vorliebe in irgendwelchen Zimmern ein. Rummmms! Eine Tür knallt, das Baby ist drinnen. Ich draußen. Er patscht von innen gegen die Tür und will möglicherweise, dass ich reinkomme. Ich klopfe von außen und habe eigentlich denselben Wunsch, aber denkst du, ich krieg dem begreiflich gemacht, dass er wegkriechen muss von der Tür? So stehe ich dämlich davor und rede mit Engelszungen vernünftig auf das Türbrett ein. Mehrmals täglich. Auf seinen Namen hört das Kind nicht, auf „NEIIIIN!“ dreht er träge sein hübsches Köpfchen in meine Richtung und lutscht weiter am Kaminbesteck…

„Der kommt nach dir. Besonders helle brennt das Licht bei dem nicht!“, konstatiert der Beste.

Wobei wir uns ja wirklich Mühe geben, alle beide. Das Baby spricht seit einigen Tagen eindringlich immer wieder auf mich ein: „Hedate! Hedate!“. Ich habe keine Ahnung, was das bedeutet. Google hat auch nur den unbrauchbaren Hinweis auf einen türkischen Energielieferanten gebracht und ich bezweifle stark, dass das Baby mich auf Ungereimtheiten im Energiesektor hinweisen will.

Wenn man Babies im Rudel beobachtet, merkt man schnell, dass die sich untereinander sehr wohl verstehen. Das ganze sabbernde Gequietsche hat schon Kommunikationszweck. Nur mir erschliesst der sich leider nicht! Jetzt könnte ich mich entspannt zurücklehnen und denken: Typisches Erwachsenenproblem, aber! Vor einigen Tagen im Fleischbällchenrestaurant beobachtete ich eine Mutter, die ein Kind ähnlichen Alters fütterte. Das Kind reckte missmutig die Faust in die Höhe und verlangte nölend: „Mgölp!“, daraufhin erklärte die Mutter ruhig und besonnen: „Den Fruchtzwerg gibts erst, wenn du das Gemüse aufgegessen hast!“. Ich war sprachlos! Das war, wie wenn Steffi, die Frau aus unserem Navi, im Ausland vollkommen emotionslos ansagt: „In einhundertfünfzig Metern rechts abbiegen auf die Ulitza Djejnasswabaschdenia.“, als wäre es das Selbstverständlichste der Welt.

Also bemühe ich mich. Noch mehr.

Heute Nachmittag klettert der Stehrum auf meinen Schoß, schaut mich eindringlich an und verkündet mal wieder: „Hedate! Hedate!“. Ich schaue  eindringlich zurück und erwidere: „Hedate! Hedate!“. Daraufhin quietscht er erfreut los, patscht mir ins Gesicht und quäkt: „Hedda! Hedda!“.

Wir haben uns so eine Weile unterhalten. Ich glaube, es war ein gutes Gespräch. Ich habe allerdings keine Ahnung, worüber…

 

 

Eine erotische Kurzgeschichte

Es waren einmal zwei Königskinder, die konnten nicht zueinander finden. Zwar lebten sie im gleichen Königreich, ja, manchmal befanden sie sich sogar zur selben Zeit im gleichen Schloss…aber es war kompliziert! Immer hatte die Prinzessin mindestens einen kleinen Wächter an ihrer Seite.

Eines Tages begab sich aber folgende glücksverheißende Situation:

„Du Schatz, sag mal, sehe ich das richtig: Kind Nummer eins ist nicht da, Kind Nummer zwei schläft, du und ich sind wach?!“

„Hm.“

„Hey! Ho! Hose runter, Bumsnudel raus, geht los! Lass uns in die Kissen springen!“

„Nee Frollein, so bestimmt nicht!“

„Ach komm, ich hab sogar was vorbereitet.“

„Du hast doch nicht etwa eine Kerze im Schlafzimmer angezündet?“

„Spinnst du? Ich habe die Bügelwäsche vom Bett geräumt!“

„Du bist echt so romantisch wie eine abgelaufene Parkuhr.“

„Schatz, das hast du lieb gesagt! Wo willst du hin?“

„Ins Bad, mich frisch machen.“

„Mensch, mach hinne! Das wird doch keine Hochzeitsnacht! Hopp hopp! Wir haben noch vier Minuten, wenns gut läuft! Drei, zwei…“

…Etwas später:

„Oh.“

„Ah.“

„Oh.“

„Ah.“

„Uwäääääääh! Uwäääääääh!“

„Was?! Was ist los?!“

„Ich war das nicht. Das Baby heult. Lass mich mal los, ich muss zu dem.“

„Nein, nein, mach weiter! Der hört gleich wieder auf!“

„Hört er nicht!“

„Doch!“

„Uwäääääääh! Uwäääääääääääääh!“

„Scheiße!“

„Scheiße.“

Und wenn sie nicht gestorben sind, so schläft die Prinzessin weiterhin jeden Abend tief und fest, egal, wie dolle der Prinz an ihr rüttelt und tagsüber wird sie von den kleinen Wächtern bewacht. Und der Prinz legt die Bügelwäsche zusammen.

Gute Nacht!

Das katalogisierte Kind

Kaum ist so ein kleiner Mensch auf der Welt, wird er vermessen und bewertet. Skalen und Kurven werden befüllt um die Erfüllung von Standards zu dokumentieren. Das kennt die Mutti schon, denn der Vermessungswahn beginnt mit Einnistung des Eies und beschränkt sich zwar die ersten Monate noch auf den Wirtskörper, aber dann!

Im Internet und bei allen U-Untersuchungen kann die fleißige und um Standarderfüllung bemühte Mutti sich informieren, was das Kind denn wann so zu können/ zu erbringen/ auszuscheiden/ essen und trinken können sollte. Freundlicherweise immer mit dem Hinweis versehen, dass es sich um eine „Richtlinie“ handelt. Na danke schön. Genau so geht Verunsicherung!

Gott sei Dank steckte das Internet noch in den Kinderschuhen, als ich (mehr Hubschrauber-Armada als simple Helicopter-Mom) mit dem Erstlingswerk losstolperte. Damals gab es zwei oder drei Foren mit relativ harmlosen Themen. Ansonsten ebay und Schlecker online für mich. Sonst gab´s nicht viel zu gucken. Zum Glück! Ich kann nur mutmaßen, aber wäre ich heute eine Erstgebärende, ich hätte in jedem Verunsicherungsforum einen Premiumaccount, wäre Superuser bei allen Medizin-Online-Portalen und würde beim Kinderarzt zweimal wöchentlich reindonnern mit den Worten: „Lassen sie mich durch! Ich bin…Patient!“

Jetzt kann ich mich entspannt zurücklehnen.

Das Kind Nummer zwei ist acht Monate alt und hat keinen Zahn im Mund. Sitzt nicht, krabbelt nicht und brabbelt nicht. Er ist ein „Rumlieger“. Er liegt rum und die Laute, die aus seinem Mund kommen, erinnern mich an die Töne, die Wolfsjunge oder kleine Hunde so von sich geben (Ich gucke manchmal Tiersendungen…). Laut Babykatalog sollte er sich an Möbeln hochziehen, Luftküsschen verteilen, krabbeln und Laute nachahmen (Um Rückfragen vorzubeugen: Nein, wir haben keinen Wolf. Auch keinen Hund aktuell). Der Kinderarzt befragte mich beim letzten großen „U“, ob der Babylino schon flüstern würde. Im Ernst! Flüstern! Wo soll er denn DAS herhaben?! Bei uns flüstert niemand. Wir sind eine Familie von Lautsprechern und der Kleinste von allen soll flüstern können? Wozu das denn, dann hört ihn ja niemand! Auch alles andere nicht nach Baby-DIN: Brei findet er blöd, Fruchtzwerge würden aber gehen. Da lässt er sich herab. Ansonsten gerne stündlich eine Milchflasche. Und rumtragen! Und wenn du nicht machst, was ich will, dann soll mich der Uwe abholen. Wo ist der eigentlich?! „UWÄÄÄÄH! UWÄÄÄÄÄH!“.

Nichts davon beunruhigt mich. Da ich mittlerweile langjährige Erfahrung mit einer Sonderedition von Kind habe, einer Spezialanfertigung quasi, einem Liebhaberstück, wirft mich das Fehlen der zu erwartetenden Kernkompetenzen im jeweiligen Lebensabschnitt überhaupt nicht aus der Bahn.

Das Kind Nummer eins saß mit sechs Monaten. Und saß wo es saß. Mit sieben Monaten fing er an zu sprechen: „Papa!“, „Autu!“, „Bemmi!“ (Damit war unser Hund gemeint, der eigentlich Benni hieß). Das war´s. Immer wenn ich „M-A-M-A!“ zu ihm sagte, guckte der mich an, als wöllte er sagen: ´Hältst du mich für Plemplem?! Ich weiß doch, dass du das bist, aber wozu sollte ich nach dir rufen? Du stehst doch direkt vor mir!`. Er krabbelte nicht, er lief nicht. Er saß und quatschte. Mit einem Jahr erkletterte er sein Bobbycar und ging vom Sitzen quasi direkt in die automatisierte Fortbewegung über. Mit dem Ding cruiste er von A nach B und möglicherweise würde er heute noch nicht laufen, hätten wir ihm das Teil nicht mit fast zwei Jahren weggenommen. Er verbat sich auch jedwede Einmischung in sein Ausscheidungsverhalten und die staatliche Erziehungsanstalt prophezeite mir bereits, sie würden keinen Dreijährigen nehmen, der in die Windel macht. Kurz vorm dritten Geburtstag erklimmte das Kind dann den Thron im Badezimmer ohne Umwege über Topf und Kinderbrille. Und ohne Probleme.

Momentan bin ich wie Teflon. Mich stören noch nicht mal die Angebermuttis, die ungefragt ausspeichern: „Meins kann schon das und das!“, „XYZ schäft von dannunddann bis dannunddann!“, „Und mein unglaublicher ABC macht schon diesunddas.“. Das langweilt mich. Wenn mich dieses Geschwurbel nicht so müde machen würde, würde ich antworten: „Wisch dir den Geifer ab, Mutti, und setz dich. Du musst jetzt ganz stark sein. ALLE können das irgendwann! Wirklich! Dein Dingsbums ist nichts Besonderes. Oder kennst du einen Zehnjährigen, der in die Windel macht, einen Schnuller trägt oder am Daumen lutscht und mit dem Bobbycar in der Gegend rumfährt? Na also. Und niemand überreicht dir einen Blumentopp und kürt dich zur Mutti des Jahres. Also erzähl mir was Lustiges oder halt die Klappe!“. Sag ich aber nicht, ich gähne nur laut und herzhaft.

Ich kenne mich aus mit Standards. Weil das Kindchen Nummer eins da noch nie reinpasste. Konnte keinen Ball kicken und keinen Purzelbaum, aber vierstrophige Lieder nach einmaligem Hören auswendig. Das interessierte aber nicht, ich sollte gefälligst den Purzelbaum üben mit dem! Und so weiter und so fort. Jedes Jahr was anderes, was er nicht konnte. Wir erfüllten einfach nie den Kompetenzkatalog. Na und? Ich bin noch nie in einem Vorstellungsgespräch gefragt worden, wann ich denn sauber gewesen sei („Wissen sie, wir nehmen nur Mitarbeiter, die unter einem Jahr trocken waren!“). Und als es darum ging, das bestmögliche Männchen zu Fortpflanzungszwecken zu suchen, habe ich als Auswahlkriterium weder „war kein Daumenlutscher“ noch „lief mit zehn Monaten“ auf der Liste gehabt.

Pfeif auf Standard, es lebe die Spezialausführung. Und wenn das Kind Nummer zwei seinen ersten Geburtstag feiert, werde ich ihm ein Bobbycar hinstellen. Der wird schon wissen, was er damit machen soll.

Auf dem Transportweg vertauscht?!

Der „Neue“ ist jetzt ein halbes Jahr bei uns. Und wir sind alle nach wie vor so dolle verknallt in den, dass wir uns streiten, wer ihm seine verkackten Windeln wechseln darf!

Ich weiß ja, dass jede Mutter findet, ihr Baby sei das schönste. Aber ihr müsst jetzt alle sehr stark sein. Euers ist nur das zweitschönste!

Wir haben eine Ewigkeit auf den gewartet. Bestellt wurde er vor ungefähr zehn Jahren. Es gab Lieferengpässe, wir übten uns in Geduld… Vor ein, zwei Jahren hatten wir uns (fast) damit abgefunden, dass diese Bestellung wahrscheinlich fehlgeleitet wurde oder die alte und leicht marode Transportbox vom Universum als nicht mehr geeignet erachtet wurde.

Und dann kam die Nachricht: „Ihre Bestellung wird versandt!“.

Als der dann endlich da vor uns lag und uns verwundert anguckte, als wöllte er fragen: „Wo bin ich denn gelandet?!“, da war klar: das Warten hatte sich gelohnt.

Schluss mit rührselig! Kaum waren wir zu hause mit dem „Neuen“ angekommen, blickt der sich um und fängt an zu schreien: “UWÄÄÄÄÄÄÄÄH! UWÄÄÄÄÄÄÄÄÄÄH!!!“. Ich bin ein kein geduldiger Mensch, aber ich habe dem bestimmt zweihundert mal ganz ruhig erklärt, dass es bei uns keinen Uwe gibt und dass ich seine Mami bin und alles gut ist! Er hat sich dann auch irgendwann beruhigt, nur manchmal kommt der Beste zu mir und sagt: „Geh mal zu deinem Sohn, der ruft schon wieder nach dem Uwe!“.

Und dann das: Er spricht endlich! Der Miniman muss so vier Monate alt gewesen sein. Das Alter, in dem die meisten Babies „ärrrre ärrrrre“ von sich geben. Er liegt auf meinem Arm, schaut mich ernst an und sagt laut und deutlich: „Ingrid.“. Ich korrigiere ihn sanft: „M-A-M-A!“. Er wieder: „INGRID!“. So geht das eine Weile hin und her. Ich sorge mich.

Der Beste ist sich sicher, dass das Baby nicht vertauscht wurde oder übrig war aus irgendeiner anderen Bestellung. Er meint, an den Geräuschen beim Kacken und Baby´s ausgeprägter Vorliebe für Brüste UND Flaschen, deutlich sein Genmaterial erkennen zu können.

Uwe, Ingrid, wenn ihr das hier lest: Sorry, aber wir behalten den!

Er erkennt uns mittlerweile auch schon und ruft fröhlich „Irre irre!“, wenn er uns sieht.