Neulich: “Du, Schatz, ich muss dir sagen, ich bin zu unserem Hochzeitstag in Peru! Und kann auch deshalb nicht mit dir zu Tim Herzberger gehen.“. „Und, was ist schlimmer?“. „Naja, Hochzeitstag ham wir jedes Jahr…“ (Alles klar, ich bin immer noch mit dem richtigen Männchen verheiratet.).
Denn, Leute, knotet eure Schlüpfergummis! ICH HABE KARTEN! Für die Show aller Shows, das kulturelle Highlight des Jahres. Das Lachmuskelensemble für alle, die gern im Keller lachen. Und auf dem Dachboden: „Tim Herzberger: Scheitern durch Niveau“. Nur am 3. Und 4. Oktober in Dresden (den Rest des Jahres vermutlich in Hollywood , Paris oder Kleinerkmannsdorf).
Sollte ich jemals vor Kameras gefragt werden, was das wichtigste Ereignis in meinem Leben war, so würde ich antworten: die Wiedervereinigung und der 7.Juli 2012 (Jaja, die Kinder, die Hochzeit, das waren auch wichtige Momente…). An diesem Tag ergatterte ich aufgrund von Gründen einen Stehplatz im proppevollen „Sternpalast“, der berühmtesten und allerschönsten WG der Stadt. Dort konnte ich mit achtundzwölfzigtausend anderen von Lachkrämpfen gepeinigten Menschen einen Abend erleben, der mein Leben veränderte! Glaubte ich bis dahin, mein Humor sei seltsam, wusste ich im Nachhinein: das stimmt.
Verzaubert im Taumel eines „Kessel Buntes“ aus Weltstars und Chansonetten, die die Bühnen dieser Welt für einen Abend sausen ließen, nur um uns glücklich zu machen! Dazu ein Gastgeber wie eine Mischung aus Frank Schöbel und Chris Doerk. Nur noch anderserer. Herzschmerz, Gesänge und allerallerunterirdischste Alltagskomik. All das öffnete einem Rudel glückseliger Menschen die Herzen an diesem Abend, ließ Freudentränen fließen und Schlübbor fliegen! Wildfremde lagen sich in den Armen und wollten Kinder zeugen, die alle Tim heißen sollten. Oder Michael…
Michael wie Michael Specht. Die menschgewordene Offenbarung aller Liebenden und Suchenden. Der Geheimagent unter den kulturellen Geheimtipps. Die sächsische Antwort auf Telly Savallas… oder irgendwas anderes. Ein Mann, dessen Äußeres so unbeschreiblich ist, dass der Naturschutzbund jüngst erklärte: „Der Specht ist der Vogel des Jahres 2014!“ (Das stimmt, das könnt ihr nachlesen.).
Und endlich, endlich sind sie wieder da!
Niemand weiß, was an diesem Abend im Oktober passieren wird. Auch nicht die NSA. Oprah Winfrey würde weinen vor Glück, so eine Gästeliste zu haben! Vermutlich werden wir einen Laienschauspieler kennenlernen, der wegen seiner Rolle als Leiche in einem Polizeiruf schon mal für die goldene Himbeere nominiert war. Und einen Glasbläser, der Glas bläst. Oder ganz andere Leute! Es wird auf jeden Fall überraschend.
Und ich habe zwei Karten! Handgeschrieben und auf allerfeinstem Büttenpapier ausgedruckt. Ja-haaa! Ich kann mich quer über zwei Stühle fläzen und jedem entgegenrufen: „Ich habe zwei Plätze! Da staunste, was?!“.
Ihr seid leider nicht dabei. Denn es gibt bestimmt keine Karten mehr! Vielleicht habt ihr auf dem Schwarzmarkt Glück, wenn ihr euer eigenes Gewicht in Goldunzen und verschwitzten Achselshirts mitbringt. Oder ihr bestecht einen Lichttechniker mit einem Schmortopf voller Rouladen, dann bekommt ihr vielleicht noch einen Stehplatz zwischen den Rollifahrern.
Aber ich will mich auch nicht mit drei anderen Groupies um das verschwitzte Unterhemd von Michael Specht kloppen müssen! Also fahrt doch mit meinem Besten nach Peru am 3. Oktober. Oder guckt die Wiedervereinigungsfeier im Fernsehen. Ist bestimmt auch ein guter Tag, um sich mit seinem Partner gegenseitig die Fußnägel zu schneiden.
Aber die Wiedervereinigungsfeier wird vermutlich wiederholt und ganz bestimmt im nächsten Jahr wieder neu aufgelegt. Also schmeißt euch ins Getümmel und rauft um die letzten Karten! Es lohnt sich.
Was für eine furiose Eloge, die durch Eloquenz, Leidenschaft und Enthusiasmus besticht und es wert wäre, auf dem niveauvollen Scheiterabend vorgetragen zu werden – selbstverständlich als Höhepunkt. Sollte ich jemals das Zeitliche segnen (was wohl unausweichlich ist, aber hoffentlich noch in ferner Zukunft liegt), möchte ich das Nieselpriem meinen Nachruf verfasst!
Ich freue mich nach dem 3. Oktober auf eine Rezension des Abends.
LG, Christian
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Niemand übertreibt so charmant und herzlich wie Du!
Den triefenden Sumpf aus anbiederndem Schleim, der hinter Komplimenten wabert, umschiffst Du ebenso elegant wie Du den Tentakeln von Ironie und Sarkasmus ausweichst. Oder ich bin viel zu selbstverliebt, diese zu erkennen…
Und doch, ich muss Dir diesen Wunsch verwehren. Ich bin nicht für Abgesänge buchbar! Solltest Du in siebzig Jahren die Faxen davon dicke haben, dass Dir die achte Generation Familienbetrieb ständig mit ihren fliegenden Untertassen um die mürbe Glatze saust und Deinen Mittagsschlaf stört, sich niemand für Deine alten Geschichten interessiert, sondern nur dafür, was man wohl zur heutigen Party auf dem Mars trägt… wenn Du dann die Welten wechselst, werde ich an der Pforte stehen! Umringt von all Deinen Jüngern. Fahnen mit dem Familienbetriebslogo schwenkend und jubelnd Dich begrüßen. Und ich werde Worte finden, die Deiner gerecht werden, bevor ich mit zittrigen Fingern eine Tastatur unter Deine alten Hände schiebe: „Bitte schreib für uns!“.
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Und wieder solche wohlfeile Worte. Aber was meinst du mit „mürbe Glatze“? Wahrscheinlich ein Fehler in der Kommentarfunktion.
LG, Christian
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Verzeihung, natürlich sollte es heißen: „Im güldenen Glanze erstrahlendes Haupthaar“, irgendwie hat die Autokorrektur das Steuer übernommen (künstliche Intelligenz macht mir Angst. Die kennt Dich doch gar nicht, die Autokorrektur! Oder doch?). Ich gelobe in Zukunft Obacht.
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