Kulturtipp – Mixtape mit Philipp Richter

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Es gibt ja Leute, die stehen auf Mister Big oder Bradley Cooper oder den brettharten Pitt.

Ich bin da anders, ich stehe auf Philipp Richter! Also eigentlich auf sein Alter Ego Tim Herzbergeraber da die beste Show der Welt leider so selten aufgeführt wird, gucke ich mir halt aus schierer Verzweiflung einfach alles an, was der lustige, wandelbare Philipp sonst noch auf seine langen Beine stellt.

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Und jetzt also Musike. „Mixtape“ nennt er das kleine, feine Programm, das er zusammen mit den „Funky Beats“ und Elena Maria Pia Lorenzon (sieht aus wie Amy Winehouse, klingt so ähnlich wie Amy Winehouse, hat aber mehr Vornamen) auf den kurzen Brettern der Kleinen Bühne im Boulevardtheater Dresden gibt. Die großen Hits der Achtziger und Neunziger live auf der Bühne. Lohnt sich das? Nu klar.

„Pampelmuse“, die kleine Bühne im Boulevardtheater bietet Platz für etwa einhundert Leute und ist somit ein intimer, passender Rahmen für eine Show, die sich insofern von beliebigen Achtziger-Neunziger-Musik-Liveshows abhebt, als dass zum Einen Philipp Richter mitmacht und diese Show so gestaltet, wie eben nur Philipp das kann und zum Anderen ist dieses private Ambiente ein würdiger Rahmen für die vielen Anekdoten und Geschichten, mit denen die einzelnen Songs anmoderiert werden. Vom Mischen der Kassetten für die erste große Liebe über Entscheidungen zu Körperpiercings (Lenny Kravitz´Schuld), Trennungen, Herzschmerz. I want to get away, I want to fly away. Und alle im Kleinen Saal breiten die Arme aus und grölen mit.

So werden die Träume, Sehnsüchte und das Lebensgefühl einer ganzen Epoche komprimiert und fühlbar noch einmal aus den Erinnerungskisten der einzelnen Besucher geholt. Knocking on Heavens Door und der Saal brüllt mit ausgestreckten Armen im Chor:

„Nag-nag-nagging on Häwens Do-hoor!“

Ob er mit verrauchter, trauriger Whiskystimme (Gänsehaut!) Rio Reiser mimt oder mit unschuldiger Bubi-Attitüde Quit playin´games with my heart singt, Philipp Richter beweist, dass er außer in den komischen Rollen die Bühne auch mit Gesang rocken kann und selbst wenn mein ganz persönlicher Soundtrack dieser Zeit anders klang, so erlebe doch auch ich eine Art Flashback.

Getragen durch die Töne aus dieser Zeit reise ich in den drei Stunden, während sich Philipp, Elena und die Band ihr Herzblut aus der Seele spielen, zurück. Höre in meinem Kopf andere Songs, fühle Liebeskummer, von dem ich annahm, ihn unmöglich überleben zu können. Ich denke an sehnsuchtsschwangere Jugendjahre, die begleitet wurden durch The Cure, Depeche Mode, U2, the art of noise, Kate Rush, Annie Lennox, The Cranberries. Später sogar die frühen Werke von Rosenstolz und immer wieder schrammel-schramm-Gitarren. Bass, Bass, ich brauche Bass.

Es funktioniert. Die Stimmung ist großartig, mitreißend. Schon vor der Pause habe ich wie alle anderen die Arme oben und belüfte die Achselhöhlen. In der Pause kamen sogar noch ein paar schick angezogene ältere Damen gucken, wer denn da im Theater solchen Krawall veranstaltet. Außerdem ist die Schlange am Klo doch so lang! Da kann man doch auch mal die im Kleinen Saal ansteuern. Und überhaupt, was ist da los hinter dem goldenen Vorhang…

„Gerda, komm da raus, hier sind wir falsch! Das ist hier das Mixdäb mit dem Philipp Rischtor. Mir müssen links rum! Guggema, nur junge Leute mit Battrie-Zickretten und Stühle haben die auch nicht. Komm Gerda, ich brauch noch ein Rotkäppchen. Es bimmelt gleich wieder!“

Nach der Pause Roxette, Philipp Poisel, Guns´n Roses und die Fantas. Das bärtige Hiphop-Kind, das ich geheiratet habe und das mich vor zwanzig Jahren schon zu den Bong-schnorchelnden Klängen von Wu Tang Clan im Trabi flachgelegt hat, spendet frenetisch Applaus dafür.

Linda Perry und die four non Blondes durften natürlich nicht fehlen, also setzte sich Philipp Haare und einen Hut auf und so klang das dann:

Hach, es war schön!

Im Anschluss an jede „Mixtape“-Show legt Philipp zusammen mit Franz Lenski, einem der drei Companeros aus der Tim-Herzberger-Show zum Schwof im Foyer auf. Wer noch kann, der kann noch. Tanzen, hüpfen, mitgrölen.

Karten für die Veranstaltung im Dresdner Boulevardtheater gibt es hier. Es sind auch Auftritte in Chemnitz und anderswo geplant. Gebt doch der Show bei Facebook ein Like und lasst Euch informieren, wann es sich lohnt, den Babysitter zu buchen. Und wenn der Philipp wieder den Tim Herzberger gibt, kommt ihr alle mit mir hin, in Ordnung?

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Kulturtipp – die Nachlese

Kulturtipp – die Nachlese

Da ich ausdrücklich um eine Rezension des angepriesenen Abends gebeten wurde und zwar auch für Geld, Essen, Ruhm und Ehre schreiben würde, aber vor allem aus Überzeugung und ein gewisses Problem mit dem Nichtbedienen von Erwartungen anderer mir gegenüber habe, kommt hier in ein paar ausschweifende Zeilen gepresst meine subjektive, überzogene und von unbegreiflicher Sympathie und frenetischem Fan-Eifer eingefärbte Sicht auf den vorgestrigen Abend (Die Deutschlehrer unter euch weinen wahrscheinlich schon nach dem Lesen des ersten Satzes.).

„Die Tim Herzberger Show – Scheitern durch Niveau“.

Fiebernd vor Aufregung und aufgrund des grippalen Infektes, der die dezimierte Familie anheimgefallen war, warf ich mich in Schale, den Wagen an und bretterte mit roter Nase wie Rudolf das Rentier und Triefaugen wie Genscher direkt auf den roten Teppich. Im Eingang lungerte eine Person, die sich bei näherem Betrachten als meine Freundin und Ersatzehemann-Begleitung für den Abend herausstellte. Vermutlich kampierte die Gute schon seit einer Woche dort aus Angst, ich würde nicht kommen, und sie müsste sich um Restkarten kloppen.IMG_1585

Constanze Rick und das Filmteam hatte ich leider verpasst. Auch der enorme Ansturm aus Berlin, der mit dem Berliner Linienbus angereist war, war bereits aufgelöst. Wie ich hörte, hatten die Verkehrsbetriebe extra eine Sonderfahrt eingerichtet, um die ins kulturelle Hinterland abgeschlagenen Hauptstädter auch mal in den Genuss einer wahren Show, einer Varieté, dieser exklusiven Wohnzimmervorstellung, grandiosen Soiree kommen zu lassen.

Auf dem roten Teppich wurden die ganz großen Roben zur Schau gestellt: H&M, Pimpkie und wie sie alle heißen. Im Blitzlichtgewitter von Handies drehten sich die Schönen und Reichen. Und auch die Armen und Hässlichen wurden eingelassen.

Die Show bot wie vermutet einige Überraschungen.

Zum einen war da der 187-jährige Großvater von Jopi Heesters als Westernzauberer gebucht, in den sich meine Begleitung spontan verliebte. Das war reizend. Mit dem schwankenden Gang des greisen Mannes, der zittrigen Hand, die vermutlich schon dem Reichskanzler Bismarck einen Klaps auf den Po gegeben hatte und einer Berliner Schnauze ohne Alter zauberte er vierzig Flaschen Martini aus einer Pappröhre. Dann setzte er sich hinter das Publikum und machte ein Nickerchen.

Das Publikum bestand zu einem Teil aus Freikartenbesitzern (das kommt davon, wenn man im Radio Werbung macht), die ich sofort enttarnte und die sich leider als vollkommen humorlos entpuppten und die einstudierten „OOOOOOH!“s und „AAAAAAH!“s einfach nicht brachten! Mich brachte das auf die Palme. Ich Oh-te und Ah-te weiter, bis sich die Leute vor mir dauernd umdrehten. Gepflegtes Publikum bei gepflegten Getränken… Aber so ist das wahrscheinlich auch den ersten Fans der Beatles ergangen, die die Pilzköpfe beim verwässerten Bier im Pub gehört haben. Ich glaube, ich weiß, wie die sich fühlten, als sie dann das erste Mal im Stadion standen…

Zurück zum Programm. Die Überraschung des Abends war für mich ohne Zweifel Signore Carleone als „Siggi Schwoartzzzzzzzzz“. Was für eine Performance! Leute! Allen Anwesenden war am Ende klar, wer wem den „Moonwalk“ geklaut hatte und bei der für Siggi Schwartz so typischen Bewegung (Griff in den Schritt und Becken gekippt) war ich ab dem zweiten Mal so angefixt, dass ich fast beherzt meiner Nachbarin in den Schritt gegriffen hätte. Um mich von meinem Begehren abzulenken habe ich mich aufs Feuerzeugschwenken beschränkt und trage heute stolz eine Brandverletzung als Zeichen meiner Ehrerbietung. Ob alle anderen auch Feuerzeuge geschwenkt haben? Bitte, ich möchte nicht darüber reden. Verdient hätte er es! Rosen hätte man nach ihm werfen sollen, Telefonnummern, Geld. Auf blanken Brüsten gehörte dieser unglaubliche Künstler aus dem Saal getragen!

Herr Specht hielt allen Erwartungen nicht nur stand sondern brillierte auf einem Niveau, so weit oben, also darüber müsste eigentlich die NASA berichten. Und vor allem provozierte er (Endlich!) eine Situation, bei der mich das Publikum entschädigte. In einem seiner Evergreens besingt er den erotischen Stress mit seinen ganzen Frauen. Im Traum wohl, aber man glaubt´s ihm sofort! Jedenfalls singt, tanzt und turnt er verschiedene weibliche Gäste an und endet mit einer akrobatischen Höchstleistung, indem er sich quasi auf eine ältere Dame vor mir hockt und fellatio-erbittende Bewegungen macht während der gesungenen Ode an ihre Fleischwurst. Oder so ähnlich. Offensichtlich waren Inge und Achim (so nenne ich jetzt mal das Ehepaar vor mir) Freikarteninhaber und vollkommen ahnungslos in dieses Spektakel geraten. Sobald der in Lust entbrannte Jogginghosen tragende Künstler von der Inge runtergeklettert war, steckte er ihr eine Autogrammkarte zu mit dem Hinweis auf seine Telefonnummer. Was dann geschah, könnte besser in keinem Skript stehen! „Inge, wir gehen!“, ertönte Achims Stimme, und während Inge noch die Autogrammkarte zaghaft an die faltige Brust drückte, verließen sie mitten in der Show den Saal!

DAS WAR LUSTIG! Leider wurde das außer der letzten Reihe (wo ich saß) von niemandem bemerkt. Schade eigentlich.

Ein Poetry Slammer namens Herr Jurisch, der just und zufällig auch in der Reihe vor mir saß und total spontan aufgefordert wurde, was zum Besten zu geben, ist unbedingt erwähnenswert. Sein Text „Ich habe einen Traum“ wird wohl heute zu recht unter den Anwesenden der am meisten eingegebene Begriff bei Google sein.

Tim Herzberger, als Moderator quasi Gebärmutter, Ziehmutter und Adoptivvater der Show in Personalunion verstand seinen Part aufs Allerfeinste und selbst als er der quiekenden und sich mit einem Handtuch bedeckenden Steffi („Ein Applaus für die Steffi aus dem Publikum!“) permanent in die Frisur spuckte, war das ästhetisch, von hohem künstlerischen Wert und außerdem habe ich noch nie, nie, niemals einen Mann gesehen, der in geringelten Pantalons derart anbetungswürdig aussieht. Verbalakrobatisch auf Maxi Gnauck-Niveau (Die war Turnerin, das weiß ich selber. Aber wer kennt schon Akrobaten!), die fabulierende, trillernde, schillernde, bestangezogenste Person des Abends, eine Kathi Witt ohne Eis und Jutta Müller.

Darf ich vorstellen: Tim Herzberger, die Ohren- und Augenweide für alle Fälle!

Es gab noch ein paar weitere Darbietungen, aber kein Schwein kann sich ein derart langes Bühnenprogramm merken! Und ich hatte Fieber.

Auch das Scheitern im Namen der Show wurde gekonnt inszeniert. Und zwar in Form einer Dame, die „zufällig“ im Publikum saß und auf die rote Besetzungscouch durfte, wo sie unnatürlich dauerlächelnd über Fakeprofile bei Facebook vom Leder zog und zwei Sätze später entblöste, sie melde sich gern aus Jux bei Fremdgehportalen an. Mit einem ge-fake-ten, scharfen Blondinenfoto. Weil, das ist so lustig! Und weil das alleine vielleicht noch nicht gereicht hätte, um allen Anwesenden die Bedeutung des Auftrittes, die moralische Verwerflichkeit, das Bigotte, Verlogene, Mediengeile vor Augen zu führen, brachte sie auch noch die eMail eines Verehrers von so einem Portal mit und las diese laut vor (die Datenschutzbeauftragten im Publikum machten sich Notizen). Zum Abschluss sang sie noch ein musikalisch unscheinbares, leicht zu vergessendes Liedchen in Teilplayback.

Die Leute klatschten höflich (gepflegtes Publikum), aber ich bin nicht sicher, ob der tiefere Sinn der Darbietung allen bewusst war. Scheitern durch Niveau. Oder durch das Fehlen ebendieses.

Obwohl ich trotzdem ein wenig auf die wunderbare Judith Reimann gehofft hatte, der bei der Wohnzimmershow vor zwei Jahren mein Herz zugeflogen war. Vermutlich war die gerade in der Carnegie Hall gebucht.

Auch Roberto Blanco und Karl Moik waren nicht anwesend. Zumindest nicht als Akteure. Dafür wurde in der Bratwurstpause gemunkelt, die Nachbarin des Fußpflegers der Kanzlerin sei da. Und auch diese Dings, die sich gerade von dem Bums getrennt hat. „Jaaaaa, sicher! Ich hab die an den schielenden Möpsen erkannt!“. „Ach, die armen Hunde…“. Und der Till der Schweiger und der Justin der Bieber, auch die konnten leider nicht kommen, aber ich glaube, für die wurde gestreamt. Zumindest tratschte entsprechend das gepflegte Publikum in der Bratwurstpause. Vielleicht war es auch nur das, was ich mit meinem Fieberkopf verstanden habe. Wollt ihr hier die Wahrheit hören oder ´ne gute Story?! Selber hingehen für ersteres.

Fazit: Ich war verzückt! Mal wieder.

Generell bin ich nach der Vorstellung am 03.Oktober der Meinung, die drei Hauptakteure der Show könnten zukünftig ALLE Gäste selber spielen. Herr Specht würde selbst seinem ollen Dedoronbeutel einen Charakter verleihen oder eine Hämmorhoidensalbe bühnentauglich in Shakespeare-eskes Licht rücken und Signore Carleone ist absolut reif für die großen Frauenrollen! Das spart Gagen und ist als Qualitätssicherungsmaßnahme nicht zu verachten.

Alles, was die drei Sexidole (siehe Titelbild) ausbaldowern, ist in meinen Kunstbanausenaugen ein Griff ins ins Gleitgel und prinzipiell nur niveauvollen Kennern zu empfehlen. Ich bin aus diesem Grund auch für gecastetes Publikum. Das geht doch nicht, dass die da sitzen wie mit eem Stock im Arsch! Die „Rocky Horror“-Show hat doch auch irgendwann angefangen, dem Publikum zu sagen, was hier gefälligst erwartet wird! Das wäre ein Anfang. Also, so´ne Schnarchnasen wie aus´m Politbüro gehören da nicht hin. Da kann man doch was machen: Die erste Reihe trägt Damenschlüpfer auf dem Kopf, die zweite Reihe… weiß ich jetzt auch nicht.

Vielleicht fehlt auch nichts, sonders ist etwas zu viel: Meine Meinung zum Beispiel. Nun ja, man wird ja noch als zahlender Gast Hinweise zur Vervollkommnung des eigenen Kulturgenusses machen dürfen.

Und der Tortellini Alfredo, Rolfonso Reichelino, der berühmte Zauberer, der hätte wirklich die Pullen Martini ins Publikum geben können! Mein Freund, „Martin I.“.

Am Ende riss der unglaubliche Michael Specht doch noch alle von den Sitzen und mimte mit der Aufschrift „Zuchtbulle“ auf dem durchtrainierten Körper einen Schlagerstarrockergangsterrappersuperstarentertainer. Hier eine kurze Kostprobe. Gut sichtbar: Der Dame vor mir hat beinahe die Frisur gebebt! Das vom Schnupfen eingelullte Stimmchen im Vordergrund gehört mir. Und nein, ich wurde noch nicht für den Backgroundchor entdeckt. Ich bin nur ein Konsument. Aber ganz sicher auch das nächste mal wieder dabei. Letzte Reihe, außen.

 

 

Kulturtipp

Kulturtipp

Neulich: “Du, Schatz, ich muss dir sagen, ich bin zu unserem Hochzeitstag in Peru! Und kann auch deshalb nicht mit dir zu Tim Herzberger gehen.“. „Und, was ist schlimmer?“. „Naja, Hochzeitstag ham wir jedes Jahr…“ (Alles klar, ich bin immer noch mit dem richtigen Männchen verheiratet.).Foto-4

Denn, Leute, knotet eure Schlüpfergummis! ICH HABE KARTEN! Für die Show aller Shows, das kulturelle Highlight des Jahres. Das Lachmuskelensemble für alle, die gern im Keller lachen. Und auf dem Dachboden: „Tim Herzberger: Scheitern durch Niveau“. Nur am 3. Und 4. Oktober in Dresden (den Rest des Jahres vermutlich in Hollywood , Paris oder Kleinerkmannsdorf).

Sollte ich jemals vor Kameras gefragt werden, was das wichtigste Ereignis in meinem Leben war, so würde ich antworten: die Wiedervereinigung und der 7.Juli 2012 (Jaja, die Kinder, die Hochzeit, das waren auch wichtige Momente…). An diesem Tag ergatterte ich aufgrund von Gründen einen Stehplatz im proppevollen „Sternpalast“, der berühmtesten und allerschönsten WG der Stadt. Dort konnte ich mit achtundzwölfzigtausend anderen von Lachkrämpfen gepeinigten Menschen einen Abend erleben, der mein Leben veränderte! Glaubte ich bis dahin, mein Humor sei seltsam, wusste ich im Nachhinein: das stimmt.

Verzaubert im Taumel eines „Kessel Buntes“ aus Weltstars und Chansonetten, die die Bühnen dieser Welt für einen Abend sausen ließen, nur um uns glücklich zu machen! Dazu ein Gastgeber wie eine Mischung aus Frank Schöbel und Chris Doerk. Nur noch anderserer. Herzschmerz, Gesänge und allerallerunterirdischste Alltagskomik. All das öffnete einem Rudel glückseliger Menschen die Herzen an diesem Abend, ließ Freudentränen fließen und Schlübbor fliegen! Wildfremde lagen sich in den Armen und wollten Kinder zeugen, die alle Tim heißen sollten. Oder Michael…

Michael wie Michael Specht. Die menschgewordene Offenbarung aller Liebenden und Suchenden. Der Geheimagent unter den kulturellen Geheimtipps. Die sächsische Antwort auf Telly Savallas… oder irgendwas anderes. Ein Mann, dessen Äußeres so unbeschreiblich ist, dass der Naturschutzbund jüngst erklärte: „Der Specht ist der Vogel des Jahres 2014!“ (Das stimmt, das könnt ihr nachlesen.).

Und endlich, endlich sind sie wieder da!

Niemand weiß, was an diesem Abend im Oktober passieren wird. Auch nicht die NSA. Oprah Winfrey würde weinen vor Glück, so eine Gästeliste zu haben! Vermutlich werden wir einen Laienschauspieler kennenlernen, der wegen seiner Rolle als Leiche in einem Polizeiruf schon mal für die goldene Himbeere nominiert war. Und einen Glasbläser, der Glas bläst. Oder ganz andere Leute! Es wird auf jeden Fall überraschend.

Und ich habe zwei Karten! Handgeschrieben und auf allerfeinstem Büttenpapier ausgedruckt. Ja-haaa! Ich kann mich quer über zwei Stühle fläzen und jedem entgegenrufen: „Ich habe zwei Plätze! Da staunste, was?!“.

Ihr seid leider nicht dabei. Denn es gibt bestimmt keine Karten mehr! Vielleicht habt ihr auf dem Schwarzmarkt Glück, wenn ihr euer eigenes Gewicht in Goldunzen und verschwitzten Achselshirts mitbringt. Oder ihr bestecht einen Lichttechniker mit einem Schmortopf voller Rouladen, dann bekommt ihr vielleicht noch einen Stehplatz zwischen den Rollifahrern.

Aber ich will mich auch nicht mit drei anderen Groupies um das verschwitzte Unterhemd von Michael Specht kloppen müssen! Also fahrt doch mit meinem Besten nach Peru am 3. Oktober. Oder guckt die Wiedervereinigungsfeier im Fernsehen. Ist bestimmt auch ein guter Tag, um sich mit seinem Partner gegenseitig die Fußnägel zu schneiden.

Aber die Wiedervereinigungsfeier wird vermutlich wiederholt und ganz bestimmt im nächsten Jahr wieder neu aufgelegt. Also schmeißt euch ins Getümmel und rauft um die letzten Karten! Es lohnt sich.