Der Herbst der Liebe

Der Herbst der Liebe

Der Herbst ist da, und mit ihm der Specht. Das kommt jetzt nicht so überraschend, aber wartet mal ab! Ich bin ja nun alt und weise und habe zu allem eine Meinung, die aufgrund meiner Altersweisheit nun wirklich auch mal gehört werden sollte. Also hört zu.

Der Herbst ist die ehrlichste aller Jahreszeiten, da bin ich ziemlich sicher. Der Frühling benimmt sich wie eine Jahreszeit auf Pubertät: Gleißender Sonnenschein, dreißig Grad und im nächsten Augenblick Blitze und Hagelschauer. Raus aus den Klamotten, rein in die Klamotten, ja, nein, vielleicht, der Frühling ist anstrengend für die Gefühle. Der Sommer dann protzt mit seiner Obszönität. Alles ist hell, heiß und nichts bleibt mehr der Fantasie verborgen, über rein gar nichts liegt auch nur der Hauch eines Schattens. Wildfremde Menschen entblößen sich vor meinem kränkelndem Auge, liegen und sitzen schwitzend, Pheromone ausdünstend, ungefragt in meiner Gegenwart. In einem Schwimmbad zum Beispiel. Oder im Biergarten. Wer will das schon. Und Sex, also Sex im Sommer, nein wirklich nicht. Unter der kalten Dusche vielleicht, aber ich habe es doch mit der Hüfte und kann nicht so lange vorn übergebeugt… nein, also ich möchte diesen Teppich nicht kaufen.

(*Anmerkung der Redaktion: Die Autorin hat rein gar nichts mit der Hüfte, diese Behauptung wurde nur der Dramaturgie wegen aufgestellt. Die Autorin verfügt über elastische Gelenke, biegsam wie Weidenzweige im pubertierenden Frühjahr.)

Jetzt endlich, endlich, scheint das Jahr 2019 erwachsen zu sein. Der Herbst ist da. Man darf sich hinter einem Schal verstecken, der Anblick eines entblößten Stückchens Haut ist endlich wieder eine Überraschung, und abends kann man allein oder in selbst gewählter Gesellschaft heiße Schokolade oder meinetwegen Whiskey (oder heiße Schokolade mit Whiskey, ja, Rotwein geht auch. Saft auch! Milch von mir aus, ist mir doch egal, schweig, Stimme in meinem Kopf!) vor einem knisternden Feuer trinken und muss nicht schales Radler aus tropfenden Bierkrügen inmitten anderer Menschen auf kippelnden Biergartenstühlchen saufen, weil das eben zum Sommer dazugehört! Bücher lesen, Hände halten, dem Sonnenuntergang zusehen, all das macht im Herbst viel mehr Spaß. Wer will schon die verschwitzte Hand eines anderen Menschen bei vierzig Grad im Schatten halten und wer hat denn schon Zeit stundenlang zu warten, bis die renitente Sommersonne endlich endlich untergeht. Und das Wetter. Also das Wetter ist wunderbar im Herbst. Ehrlich! Wenn es warm ist, dann fühlt es sich an wie ein Geschenk, das von Herzen kommt. Die Sonne hat eine goldene Farbe, nicht gleißend wie im Frühling oder heiß und unbarmherzig wie im Sommer. Die Herbstwärme dieser Sonne ist wie die Liebe einer reifen Frau.

In diese wunderbare, ehrliche Jahreszeit passt neben heißer Schokolade und Rilke-Gedichtsbänden auch super der Herr Specht.

(c) Michael Specht

Michael Specht geht wieder auf „Liebe nur“-Tour und mein Schlüpfer ist feucht vor Freude. Wen das jetzt irritiert, der lese sich doch bitte hier noch mal in den Kontext ein. Das mit dem Schlüpfer ist eine vollkommen normale Reaktion. Der Typ ist einfach heiß, ich denke, das kann jeder sehen!

Michael wie Michael Specht. Die menschgewordene Offenbarung aller Liebenden und Suchenden. Der Geheimagent unter den kulturellen Geheimtipps. Die sächsische Antwort auf Telly Savallas… oder irgendwas anderes. Ein Mann, dessen Äußeres so unbeschreiblich ist, dass der Naturschutzbund jüngst erklärte: „Der Specht ist der Vogel des Jahres 2014!“,

schrieb ich schon 2014 und nun flankt ein Teil dieses Zitates auf dem Tourplakat. Ich bin so stolz und fühle mich, als wäre ich die Mutter von Mario Götze, als der im Finale der Weltmeisterschaft 2014 in Brasilien gegen Argentinien in der 113. Minute das 1:0 für die DFB-Elf erzielte. „DAS IST MEIN JUNGE!“. Wobei ich sagen muss, dass ich wirklich keine mütterlichen Gefühle hege für Herrn Specht. Also eher Eisprung als Milcheinschuss, ihr wisst schon. Irgendwas davon lösen ja die meisten Männer aus…

Ich habe das Programm im Februar gesehen und selbstverständlich bin ich wieder mit dabei, wenn Herr Specht sich die Seele und sein ganzes Herz aus dem Leib spielt und singt, wenn die BHs durchs Boulevardtheater fliegen, Michael alle „Ursula“-s im Saal antanzt wie Elvis the Pelvis und Tempotaschentücher und Süßigkeiten in der Gegend rumwirft, vierzig Bier in zwei Stunden trinkt, sich an- und um- und auszieht, „Ich kenne eine Wiese schön, dort möcht´ich mit dir Bumsen, Bumsen, Bumsen pflücken gehn, Kathleen!“, singt und (hoffentlich) alle mitsingen. Und wenn Michael Specht dann „Gorbitz im November“, singt und die Gänsehaut des Saales wie eine Buckelpiste ist, die ich auf meinen Rührungstränen entlanggleite, dann werde ich diesmal danach meine kleine Faust in den Dresdner Nachthimmel recken, nämlich genau dann, wenn er seine Farbe von schwarz zu grau wechselt, und schreien: „Peter Fox, wisch die Kotze vom Kotti! Gorbitz im November, du Plagiarist!“.

(c) Michael Specht

Wie ist das mit der Liebe? Hat ein Recht auf Liebe in unserer von Filtern und Instastories beherrschten visuellen Welt nur derjenige, der mit BMI und allen optischen Eckdaten dem Mainstream entspricht? Und wer gibt all den anderen Sehnenden eine Stimme? Der Specht macht es. Und nimmt uns mit auf seine Suche nach der Liebe.

(c) Michael Specht

Der Schlüpfer hängt am Mikro – Party over „Liebe nur“ (c) Michael Specht

„Liebe nur“, zwei Stunden allerfeinste Unterhaltung für Menschen mit Herz und stufenlos einstellbarem Intellekt, gesprochen und gesungen. Es gibt eine intime Atmosphäre, sehr viel Bier, nackte Haut in Blümchenschlüpfern (zumindest definitiv auf der Bühne), Romantik, Gelächter und ganz viel Liebe. Ganz viel.

19.10.19 Dresden (Boulevardtheater)
31.10.19 Erfurt (DASDIE)
18.01.20 Gotha
25.01.20 Ebersbach (Filmtheater)
14.02.20 Naumburg (Turbinenhaus)

Tickets gibt es überall dort, wo es Tickets gibt und zum Beispiel hier.

„Liebe nur“-Aftershowfoto. Frau Nieselpriem und Herr Specht. Es ist noch immer Liebe, zumindest bei ihr.

Der Traum vom Vogel

Guten Morgen! Um die schwermütige Stimmung aufzulockern, die sich hier möglicherweise seit dem letzten Beitrag breitmacht, melde ich mich zurück mit schmutzigen Wahrheiten. Ja, auch verschwitzten.

Also die Heizung ist ausgefallen, Tag vier mittlerweile. Das macht auch Sinn! Wenn ich so eine Heizung wäre und streiken wöllte, nähme ich mir auch die ersten kühlen Tage des Jahres vor, an denen die Besitzer gern warme Füße hätten und ein Wannenbad am Abend. Wer braucht schon warmes Wasser während des deutschen Sommers?! Genau.

Jedenfalls schreibt mir die Vermieterin täglich, dass sie leider noch immer keine Rückmeldung vom Havariedienst habe. Was soll sie auch machen. Ich koche derweil Wasser auf zur Grundreinigung meiner exponierten Körperteile und überlege, bei wem ich mich heute zum Haarewaschen und Duchen einladen könnte.

Aber erst mal sitze ich hier, auf der Couch, das wusstet ihr ja nun bereits. So sieht das aus. Wenn meine Arme länger wären, könnte ich euch das auch in Gänze zeigen. Aber wer will das schon! Ungeduscht, in Socken, Schal und Gewänder gehüllt, pupse ich schamlos in meine Mollidecke, damit wir warm wird. Ihr habt genug Fantasie, ihr braucht kein Foto.

Und im Hintergrund singt Wiegald Boning: „Nimm mich jetzt, auch wenn ich stinke, denn sonst sag ich winkewinke und Good bye!“.

Letzte Nacht war hier was los! Pass auf:

Also, es ist kalt im großen Haus. Und leer, das wisst ihr ja bereits. Nun war es zusätzlich noch so, dass der Bubi bei seiner Freundin übernachtet hat und ich also komplett alleine war.

Gestern Abend dann hämmernde Geräusche, Schlurfen, es hallt durchs Haus. Die kleine Rike liegt im Bett, hält das Sudokuheft krampfhaft umklammert und lauscht. Schlurfen, Hämmern, Knallen, irgendwas ist umgefallen. „Hallo?! Hallo, ist da jemand?!“. Niemand antwortet, die kleine Rike in dem großen Bett in dem großen Haus denkt, der Havariedienst ist vielleicht gekommen. Abends um elf?! Hat man das schon mal gehört? Sie erwägt, ob es vielleicht sinnvoll wäre, direkt auf den Dachboden zu huschen und die Panikwand zu durchqueren, um bei Nachbars ruhigen Schlaf zu finden. Aber unsere Heldin ist mutig und tapst die Treppen nach unten, bekleidet in dicke Wollsocken, Schlüppi und eine Strickjacke. Was könnte als Waffe herhalten? Kein waffenähnlicher Gegenstand in Reichweite. Dann wird sie die Eindringlinge (es sind mehrere, da ist sie sich sicher) eben mit ihrem Anblick verscheuchen müssen. Noch während sie überlegt, dass es für die Dramaturgie eigentlich wichtig wäre, trüge sie einen ansehnlichen Morgenmantel und dass sie dringend einen anschaffen müsste, was gäbe sie denn für einen Anblick für die Mordkommission, wenn sie nicht nur nicht frisch geduscht („nicht nur nicht“, also zur Romancieuse wird dieses Frollein hier sicher nie umschulen), sondern auch noch unmöglich bekleidet oder eben unbekleidet gefunden würde und WANN würde man sie überhaupt finden! Und wer? Und ob sie dann schon stinken würde? Ab wann stinkt man denn? Ich muss das mal googlen, denkt sie sich, und dass der Morgenmantel cremefarben sein sollte, kein Lurexgarn! Also bitte, Lurex?!

Im Keller sieht alles so aus wie immer: Staubig, unaufgeräumt, unbemannt. Sie erwägt kurz, bei den Nachbarn zu klopfen um nach dem Rechten (und Linken; man sollte sich auch hier in der Formulierung politisch korrekt – heißt neutral – verhalten) zu sehen, entscheidet sich dann aber für den geordneten Rückzug in Richtung eigenes Schlafzimmer, nicht ohne während des Rückzuges jede Tür von innen zu verrammeln, zu verstellen, aus brandschutztechnischer Sicht völlig selbstgefährdend zu agieren. Egal, auch eine Heldin darf sich mal fürchten, alleine im großen, kalten Haus.

Sie fällt in einen unruhigen Schlaf und seltsame Träume.

Auf einmal steht sie in Pieschen auf der Markusstraße. Jürgen Vogel fährt langsam mit suchendem Blick an ihr vorbei, in einem alten Ford Fiesta (die Farbe ist ein blasses Flieder metallic). Jürgen Vogel hat seltsam große Ohren, die ihr noch nie im Kino aufgefallen sind und keinen maschinengeschorenen Kurzhaarschnitt, wie immer behauptet wird von der Lügenpresse und den Lügenmedien. Er hat dünnes langes Haar, das über dem Oberkopf nach hinten hängt in Richtung Nacken. Wenige, es sind sehr wenige Haare.

Jürgen will irgendwohin, scheint sich aber unsicher zu sein. Unsere Heldin fuchtelt herum, bis sie seine Aufmerksamkeit erregt („Erregt“, trifft hier eher auf unsere Heldin zu. Ich meine, Jürgen Vogel! J-Ü-R-G-E-N-V-O-G-E-L! Wie jeder weiß, verehrt sie diesen Schauspieler ob der Qualität seiner beruflichen Leistung und seines Sex Appeals. Und das stimmt. Und sie sind sich auch schon begegnet, nämlich bei der Preview von „Der freie Wille“ in der Dresdner Schauburg. Sie musste eher raus, weil der Babysitter angerufen hatte, damals, und Jürgen brüllte von unten von der Bühne hoch zu ihr in den Rang: „Hey! Warum gehst du schon?!“, und sie brüllte nonchalant zurück: „Weil ich muss!“, und er so: „Ach so! Na dann! Tschüss!“, und winkte grüßend zum Abschied. Seitdem behaupte sie gern, Jürgen und sie, also da wäre was, knickknack. Und natürlich würde sie post mortem in der Verfilmung ihrer Lebensgeschichte von Jürgen Vogel gespielt werden, Jürgen Vogel könne schließlich ALLES spielen. Und es gibt Menschen in ihrem Umfeld, die ihr mitteilen, dass sie soeben hinter Jürgen Vogel im Flieger von Köln nach Berlin gesessen hätten und dass Jürgen Vogel seine Schuhe ausgezogen hätte! Im Flieger! Aber das geht zu weit. Jedenfalls erkennt sie Jürgen Vogel auch mit übergroßen Ohren und seltsamer Frisur. Im blassfliedermetallicfarbenem Ford Fiesta. Er ist es! Zweifelsfrei).

Sie stellt sich ihm in den Weg und fragt, ob sie wohl helfen könne?! Jürgen erklärt, er wöllte zur Robert-Matzke-Straße, aber er habe sich verfranst (vielleicht hat er auch: „Verfahren!“, gesagt) und unsere Heldin erklärt lachend, in Pieschen mit dem Auto von A nach B zu fahren, sei unmöglich, sogar für Pieschener! Nahezu jede verf***te Straße sei wahlweise eine Sackgasse, eine Einbahnstraße, die in eine Sackgasse mündet oder eine Straße mit Sperrung in der Mitte, die man nur von der einen oder der anderen Seite befahren könne. Von welcher, das müsste man täglich neu probieren, da die willkürlichen Straßensperrungen nachts von Heinzelmännchen neu ausgewürfelt würden! Und er möge doch bitte sein Auto hier abstellen und dort um die Ecke laufen, da wäre dann die Robert-Matzke-Straße.

Als Dank erhält sie später am Tag ein braunes Päckchen mit der Post (oder Hermes?! Per Bote?!). Es enthält ein deutlich nach Pheromonen riechendes, also getragenes, Polyestershirt mit Kragen und Brusttasche. In der Brusttasche steckt der Reisepass von Jürgen Vogel. Hä?!

Sie nimmt Kontakt auf und will den Reisepass und das Stinkershirt zurückgeben. Jürgen steht vor ihrer Tür (die in der Markusstraße, also das alte Wohnhaus in Pieschen, wo sie früher gewohnt hat), nimmt das Shirt entgegen und – ZACK!- rechte Hand Flanschgriff an linke Titte!

BÄMM!

ALTER! Ich saß im Bett! WAR ICH WACH! Also so wach, wie man eben ist, wenn man auf einmal von Jürgen ohne Vorwarnung mitten in der Mitte angegegegegrapscht wird!

Und weil ich andauernd schräges Zeug träume und das aber meistens gleich wieder vergesse, bin ich durchs Haus geschlurft und habe überall das Licht gelöscht, das die ganze Nacht gebrannt hat (aus Sicherheitsgründen, ihr wisst ja nun Bescheid), die Zombiebarrieren entfernt und schreibe das nun zur dünngeistigen Unterhaltung des geneigten Publikums nieder. Und, weil ich nämlich nicht nur auf Jürgen stehe, sondern eine pathologische Affinität zu allerlei Vögeln pflege (Ha! Ich wusste es! Ich wusste, irgendwo bekomme ich noch „VÖGELN“ unter in diesem Text), muss ich euch was ganz, ganz schönes erzählen. Vom Specht nämlich, diesem hier. Der schrägste Vogel von allen! Aber das schreibe ich euch später, Vorspiel ist wichtig. Erst heiß machen und dann lauwarm abservieren, ihr wisst bescheid. Und wenn ihr nun denkt: „So viel Intro nur wegen einem einzigen komischen Vogel?“, dann habt ihr vollkommen recht! Das macht sie nur für einen ganz bestimmten komischen Vogel. ❤

Frau Nieselpriem, Herr Specht und eine Flasche Bier

Auf Wiederlesen! Und wenn ihr mal hinter Jürgen Vogel im Flieger gesessen habt und er sich die Schuhe ausgezogen hat, schreibt mir.

Ein Kaffee für Frau Nieselpriem

Hat Dir dieser Beitrag gefallen? Dann lade mich doch gern auf einen virtuellen Kaffee ein als Dankeschön.

€2,00

„Frei“-Tag

Während wir am Samstag inmitten dicker Schneeflocken erwachten…

…war bereits am Nachmittag der Zauber in der Großstadt vergessen. Und am Morgen darauf schien eine gut gelaunte Frühlingssonne durch die ungeputzten Scheiben in unsere Bude.

Jetzt wäre das sicher die ideale Ausgangssituation, um mal gründlich Fenster zu putzen, aber die „Hausfrau“ in diesem Haus ist ein Schwein. Oink. Und auch die anderen Bewohner stören sich nicht an den Fenstern, denn sie wissen, ich würde sonst gern bereitwillig zeigen, wo die Putzmittel zu finden wären.

Der Bärtige schnappte sich das Süßilein und seinen Besten nebst Fortpflänzchen und schwups – sind sie abgezischt nach Schellerhau. Und schicken solche Fotos hier.

Ich nutze den geschenkten Familien“frei“tag, und hänge gnadenlos in der Couch. In Pantalons und Schlabbershirt, mit ohne Frisur, dafür Gummibärchen, Kimmy Schmidt und Strickzeug. Und Laptop! Wenn ich schon mal Tagesfreizeit habe, kann ich mich ja auch mal in Ruhe mit euch unterhalten! Ihr widersprecht nicht und redet nicht rein und außerdem springt ihr auch nicht mitten im Satz auf und haut einen Becher vom Tisch oder rennt irgendwohin. Ich muss es mal loswerden: Ihr sein tolle Gesprächspartner!

Das Wichtigste: Nächste Woche Samstag ist Michael Specht im Boulevardtheater in Dresden. Ja, genau, das ist ein Teil der „Tim Herzberger Show“, über die ich schon inbrünstig entflammt und von Glückshormonen gebeutelt berichtete. Die Show am Samstag heißt „Liebe nur“, und ist zu Recht ausverkauft. Es wird auch nur diese eine Vorstellung geben in diesem Jahr, in diesem Leben und mit diesem sexy Turnbeutelmodel. Und ihr habt eben Pech, wenn ihr nicht dabei seid!

Doch warte, ich habe noch zwei Karten übrig, die ich kluges Weib vorsichtshalber auf Reserve gekauft hatte. Wer interessiert ist, kann sich gern melden! nieselpriem.blog@gmail.com.

Jetzt was anderes. Ach, da war was los in der letzten Woche nach meinem Artikel über das Pubertätsprojekt. 

Ganz viele Menschen haben sofort den neu gelaunchten Blog abonniert und mir geschrieben, wie super die Idee sei! Nun ja, das glaube ich auch noch immer, aber jetzt kommt das ABER. Ich war da etwas vorschnell, befürchte ich, oder andere. Und jetzt ich auch. Warte, ich erklär es gleich!

(Damit ihr noch was fürs Auge und den Gaumen kriegt, hau ich jetzt schamlos Bilder von den zweifarbigen Waffeln, die ich am Nachmittag für die Schneehasen gemacht habe,  hier zwischen die Zeilen. Das Rezept habe ich von hier.)

Ich hatte den Blog aufgesetzt, weil die Vorteile für das mir vorschwebende Projekt auf der Hand lagen: Ich könnte alleine anfangen, aber problemlos Admins hinzufügen oder den Blog in Gänze zu einem anderen Menschen transferieren, wenn gewünscht. Ganz im Sinne der angestrebten Kollaboration dachte ich, okay, ich fange einfach mal an, und so hatte ich mich auch mit den anderen Bloggern in dem Diskussionsthread zu diesem Thema verständigt.

Und ja, mehr war es ja auch nicht. Der Text kaum mehr als ein Lorem Ipsum, also nur den hier veröffentlichte Text zur Erklärung reingeklatscht, was dort entstehen soll … Ich plante ja, bald erste Texte selbst (neutral gehalten) zu posten und eure Leserbriefe.

Dann schrieb mich eine Bloggerkollegin an. Oh Gott, du hast ja gar kein Impressum! Ich so, ich weiß, noch nicht. Ich muss noch nachdenken! Abtretungserklärung/ Urheberrecht der Texte und verarbeite ich eigentlich Daten?! Das ist alles sehr schwierig bis total kompliziert geworden seit der neuen DSVGO im letzten Jahr.

Also eigentlich ja nicht, dachte ich. Zumindest, wenn man mit dem „GMV“ rangeht, dem gesunden Menschenverstand. Dann aber kam die Geschichte mit Vreni Frost, uuuuh! Und allen wurde ganz schlecht. Jeder zweite Blogger/ Instagrammer/ Onliner rannte kopflos hysterisch kreischend in der Gegen rum und fühlte sich von der „Abmahn-Mafia“ bedroht. Vielleicht auch nur jede(r) dritte, ich jedenfalls dachte: „Hä?!“.

Aber dann hörte ich doch immer wieder auch von vollkommen unhysterischen Bloggerfreunden, sie hätten Post von irgendwelchen Kanzleien erhalten, blablabla, rechtssicheres Impressum, blubblubb, Datenschutzerklärung und so weiter.

Das ist also hier auf einmal kein harmloses Hobby mehr. Denn selbst wenn es ein Hobby ist (wie in meinem Fall) und ich nur Kosten habe (Einhundert Dollar/ Jahr für Wartung und Hosting) und keine Erträge (Oder wollt ihr hier gern immer mal lesen, welche Zahncreme ich in dieser Woche empfehle? Und welche sinnlose Versicherung?) muss ich mich an die bekloppten wichtigen neuen Bestimmungen halten.

Und wenn ich früher (!) dachte, Mooooment mal, verklagen kann mich doch nur jemand, wenn ich mir durch unlauteres Benehmen einen Wettbewerbsvorteil verschafft habe und wo bitte soll der denn sein bei einem nichtmonetär ausgerichteten Blog ohne jegliche Verkaufsabsicht und ohne Einnahmen, dann weiß ich es nun leider auch nicht mehr so genau. Und wer hat schon einen Internetrechtsundlinksanwalt in der Familie? Ich nicht.

Jedenfalls unkt die Bloggerfreundin weiter, das sei alles sehr gefährlich so ohne rechtssicheres Dings und Bums (das ich ja wirklich noch nicht hatte/ habe) und dann wurde es sehr creepy. Sie befürchtete, ich könnte im Ernstfall nämlich gezwungen werden, die realen Namen und Adressen derjenigen preis zu geben, die mir Content geliefert hätten. Also die Geschichten für diesen Ratgeber-, Mutgeberblog, den ich da ins Leben gerufen hatte. Was das für ein Umstand sein sollte, der solche Handlungen erforderlich machen sollte, das konnte sie auch nicht benennen.

Für mich war das alles sehr blümerant! Aber es zeigte mir zum Einen, eine gute Idee alleine reicht nicht, und zum anderen, die Menschen haben Bedenken. Manche. Und ich weiß es doch auch nicht genau!

Deshalb habe ich den neuen Blog „Die zweiten zwölf Jahre – Elternschaft in Zeiten der Pubertät“ erst mal auf „privat“ gesetzt, ihr könnt da nicht mehr drauf aus diesem undurchsichtigen Internet.

Ich werde diese/eure Geschichten – so wie andere Blogger auch – als Leserbriefe veröffentlichen unter einer Rubrik „Pubertät“. Ich hoffe, irgendwann das umzuziehen auf den eigenen Blog, das fände ich auch als suchender Leser schöner, wenn alles irgendwo gebündelt wäre. Und wegen dem Rechtsgeschwurbel: Jemand mit juristischem Background und Tagesfreizeit ist freundlich eingeladen, sich bei mir zu melden! Geld hab ich keines, aber ich backe Kuchen. 🙂 Oder Waffeln.

Was war noch? Jemand fragte mal wieder, wann ich denn ein Buch veröffentlichen werde.

Letztes Jahr um die Zeit hatte ich tatsächlich eine Anfrage zu diesem 111-Orte-für-Kinder-Dingsbums. Ich bin nicht die Autorin dieses Buches geworden, meine Liste mit Orten wurde abgeschmettert, weil langweilig und öde. Ich plane also, diese langweiligen Destinationen die ich super für Kinder und Familien finde, hier irgendwie online und gratis aufzubereiten für euch.

Dann habe ich immer gesagt, einen fröhlich-harmlosen Muttiroman schreibe ich nur, wenn ich zufällig mit Anfang fünfzig noch mal Mutter werden sollte, und der würde dann heißen: „Elternzeit statt Altersteilzeit – Eine Chance für Senioren“. Dazu stehe ich noch immer. Und bevor Nachfragen kommen: Neunundvierzig! Am kommenden Donnerstag.

Wo war ich? Buch. Ich habe allerdings seit ein paar Jahren ein „Buch“ im Schreibtisch. Es ist das Kriegstagebuch meines Stiefgroßvaters, der zu Zeiten des Bombardements von Dresden als Verwundeter in der Stadt weilte. Viele maschinengeschriebene Seiten, die mich fesseln. Da ich selbst total gerne solche Bücher lese, habe ich vor, einen Roman darum zu basteln.

Und dann kam eine saucoole Anfrage für ein Buchprojekt rein, die ich richtig richtig kawummig finde und über die ich gar nicht so viel erzählen kann. Aber wenn das was wird, dann wird das DASDING! Das glaube ich fest. Und es ist ein Teamprojekt, das sind mir die allerliebsten ❤ .

So, die Waffeln sind alle, der „Frei“-tag vorbei. Schüss, ihr alle, bis bald. Und schreibt mir. Und jemand soll die Karten abholen! Okay? Habt ne gute Woche, ihr Nieselpriemschn.

 

Warte, die Scheißherzen … ❤ ❤ ❤ So.

Kulturtipp – die Nachlese

Kulturtipp – die Nachlese

Da ich ausdrücklich um eine Rezension des angepriesenen Abends gebeten wurde und zwar auch für Geld, Essen, Ruhm und Ehre schreiben würde, aber vor allem aus Überzeugung und ein gewisses Problem mit dem Nichtbedienen von Erwartungen anderer mir gegenüber habe, kommt hier in ein paar ausschweifende Zeilen gepresst meine subjektive, überzogene und von unbegreiflicher Sympathie und frenetischem Fan-Eifer eingefärbte Sicht auf den vorgestrigen Abend (Die Deutschlehrer unter euch weinen wahrscheinlich schon nach dem Lesen des ersten Satzes.).

„Die Tim Herzberger Show – Scheitern durch Niveau“.

Fiebernd vor Aufregung und aufgrund des grippalen Infektes, der die dezimierte Familie anheimgefallen war, warf ich mich in Schale, den Wagen an und bretterte mit roter Nase wie Rudolf das Rentier und Triefaugen wie Genscher direkt auf den roten Teppich. Im Eingang lungerte eine Person, die sich bei näherem Betrachten als meine Freundin und Ersatzehemann-Begleitung für den Abend herausstellte. Vermutlich kampierte die Gute schon seit einer Woche dort aus Angst, ich würde nicht kommen, und sie müsste sich um Restkarten kloppen.IMG_1585

Constanze Rick und das Filmteam hatte ich leider verpasst. Auch der enorme Ansturm aus Berlin, der mit dem Berliner Linienbus angereist war, war bereits aufgelöst. Wie ich hörte, hatten die Verkehrsbetriebe extra eine Sonderfahrt eingerichtet, um die ins kulturelle Hinterland abgeschlagenen Hauptstädter auch mal in den Genuss einer wahren Show, einer Varieté, dieser exklusiven Wohnzimmervorstellung, grandiosen Soiree kommen zu lassen.

Auf dem roten Teppich wurden die ganz großen Roben zur Schau gestellt: H&M, Pimpkie und wie sie alle heißen. Im Blitzlichtgewitter von Handies drehten sich die Schönen und Reichen. Und auch die Armen und Hässlichen wurden eingelassen.

Die Show bot wie vermutet einige Überraschungen.

Zum einen war da der 187-jährige Großvater von Jopi Heesters als Westernzauberer gebucht, in den sich meine Begleitung spontan verliebte. Das war reizend. Mit dem schwankenden Gang des greisen Mannes, der zittrigen Hand, die vermutlich schon dem Reichskanzler Bismarck einen Klaps auf den Po gegeben hatte und einer Berliner Schnauze ohne Alter zauberte er vierzig Flaschen Martini aus einer Pappröhre. Dann setzte er sich hinter das Publikum und machte ein Nickerchen.

Das Publikum bestand zu einem Teil aus Freikartenbesitzern (das kommt davon, wenn man im Radio Werbung macht), die ich sofort enttarnte und die sich leider als vollkommen humorlos entpuppten und die einstudierten „OOOOOOH!“s und „AAAAAAH!“s einfach nicht brachten! Mich brachte das auf die Palme. Ich Oh-te und Ah-te weiter, bis sich die Leute vor mir dauernd umdrehten. Gepflegtes Publikum bei gepflegten Getränken… Aber so ist das wahrscheinlich auch den ersten Fans der Beatles ergangen, die die Pilzköpfe beim verwässerten Bier im Pub gehört haben. Ich glaube, ich weiß, wie die sich fühlten, als sie dann das erste Mal im Stadion standen…

Zurück zum Programm. Die Überraschung des Abends war für mich ohne Zweifel Signore Carleone als „Siggi Schwoartzzzzzzzzz“. Was für eine Performance! Leute! Allen Anwesenden war am Ende klar, wer wem den „Moonwalk“ geklaut hatte und bei der für Siggi Schwartz so typischen Bewegung (Griff in den Schritt und Becken gekippt) war ich ab dem zweiten Mal so angefixt, dass ich fast beherzt meiner Nachbarin in den Schritt gegriffen hätte. Um mich von meinem Begehren abzulenken habe ich mich aufs Feuerzeugschwenken beschränkt und trage heute stolz eine Brandverletzung als Zeichen meiner Ehrerbietung. Ob alle anderen auch Feuerzeuge geschwenkt haben? Bitte, ich möchte nicht darüber reden. Verdient hätte er es! Rosen hätte man nach ihm werfen sollen, Telefonnummern, Geld. Auf blanken Brüsten gehörte dieser unglaubliche Künstler aus dem Saal getragen!

Herr Specht hielt allen Erwartungen nicht nur stand sondern brillierte auf einem Niveau, so weit oben, also darüber müsste eigentlich die NASA berichten. Und vor allem provozierte er (Endlich!) eine Situation, bei der mich das Publikum entschädigte. In einem seiner Evergreens besingt er den erotischen Stress mit seinen ganzen Frauen. Im Traum wohl, aber man glaubt´s ihm sofort! Jedenfalls singt, tanzt und turnt er verschiedene weibliche Gäste an und endet mit einer akrobatischen Höchstleistung, indem er sich quasi auf eine ältere Dame vor mir hockt und fellatio-erbittende Bewegungen macht während der gesungenen Ode an ihre Fleischwurst. Oder so ähnlich. Offensichtlich waren Inge und Achim (so nenne ich jetzt mal das Ehepaar vor mir) Freikarteninhaber und vollkommen ahnungslos in dieses Spektakel geraten. Sobald der in Lust entbrannte Jogginghosen tragende Künstler von der Inge runtergeklettert war, steckte er ihr eine Autogrammkarte zu mit dem Hinweis auf seine Telefonnummer. Was dann geschah, könnte besser in keinem Skript stehen! „Inge, wir gehen!“, ertönte Achims Stimme, und während Inge noch die Autogrammkarte zaghaft an die faltige Brust drückte, verließen sie mitten in der Show den Saal!

DAS WAR LUSTIG! Leider wurde das außer der letzten Reihe (wo ich saß) von niemandem bemerkt. Schade eigentlich.

Ein Poetry Slammer namens Herr Jurisch, der just und zufällig auch in der Reihe vor mir saß und total spontan aufgefordert wurde, was zum Besten zu geben, ist unbedingt erwähnenswert. Sein Text „Ich habe einen Traum“ wird wohl heute zu recht unter den Anwesenden der am meisten eingegebene Begriff bei Google sein.

Tim Herzberger, als Moderator quasi Gebärmutter, Ziehmutter und Adoptivvater der Show in Personalunion verstand seinen Part aufs Allerfeinste und selbst als er der quiekenden und sich mit einem Handtuch bedeckenden Steffi („Ein Applaus für die Steffi aus dem Publikum!“) permanent in die Frisur spuckte, war das ästhetisch, von hohem künstlerischen Wert und außerdem habe ich noch nie, nie, niemals einen Mann gesehen, der in geringelten Pantalons derart anbetungswürdig aussieht. Verbalakrobatisch auf Maxi Gnauck-Niveau (Die war Turnerin, das weiß ich selber. Aber wer kennt schon Akrobaten!), die fabulierende, trillernde, schillernde, bestangezogenste Person des Abends, eine Kathi Witt ohne Eis und Jutta Müller.

Darf ich vorstellen: Tim Herzberger, die Ohren- und Augenweide für alle Fälle!

Es gab noch ein paar weitere Darbietungen, aber kein Schwein kann sich ein derart langes Bühnenprogramm merken! Und ich hatte Fieber.

Auch das Scheitern im Namen der Show wurde gekonnt inszeniert. Und zwar in Form einer Dame, die „zufällig“ im Publikum saß und auf die rote Besetzungscouch durfte, wo sie unnatürlich dauerlächelnd über Fakeprofile bei Facebook vom Leder zog und zwei Sätze später entblöste, sie melde sich gern aus Jux bei Fremdgehportalen an. Mit einem ge-fake-ten, scharfen Blondinenfoto. Weil, das ist so lustig! Und weil das alleine vielleicht noch nicht gereicht hätte, um allen Anwesenden die Bedeutung des Auftrittes, die moralische Verwerflichkeit, das Bigotte, Verlogene, Mediengeile vor Augen zu führen, brachte sie auch noch die eMail eines Verehrers von so einem Portal mit und las diese laut vor (die Datenschutzbeauftragten im Publikum machten sich Notizen). Zum Abschluss sang sie noch ein musikalisch unscheinbares, leicht zu vergessendes Liedchen in Teilplayback.

Die Leute klatschten höflich (gepflegtes Publikum), aber ich bin nicht sicher, ob der tiefere Sinn der Darbietung allen bewusst war. Scheitern durch Niveau. Oder durch das Fehlen ebendieses.

Obwohl ich trotzdem ein wenig auf die wunderbare Judith Reimann gehofft hatte, der bei der Wohnzimmershow vor zwei Jahren mein Herz zugeflogen war. Vermutlich war die gerade in der Carnegie Hall gebucht.

Auch Roberto Blanco und Karl Moik waren nicht anwesend. Zumindest nicht als Akteure. Dafür wurde in der Bratwurstpause gemunkelt, die Nachbarin des Fußpflegers der Kanzlerin sei da. Und auch diese Dings, die sich gerade von dem Bums getrennt hat. „Jaaaaa, sicher! Ich hab die an den schielenden Möpsen erkannt!“. „Ach, die armen Hunde…“. Und der Till der Schweiger und der Justin der Bieber, auch die konnten leider nicht kommen, aber ich glaube, für die wurde gestreamt. Zumindest tratschte entsprechend das gepflegte Publikum in der Bratwurstpause. Vielleicht war es auch nur das, was ich mit meinem Fieberkopf verstanden habe. Wollt ihr hier die Wahrheit hören oder ´ne gute Story?! Selber hingehen für ersteres.

Fazit: Ich war verzückt! Mal wieder.

Generell bin ich nach der Vorstellung am 03.Oktober der Meinung, die drei Hauptakteure der Show könnten zukünftig ALLE Gäste selber spielen. Herr Specht würde selbst seinem ollen Dedoronbeutel einen Charakter verleihen oder eine Hämmorhoidensalbe bühnentauglich in Shakespeare-eskes Licht rücken und Signore Carleone ist absolut reif für die großen Frauenrollen! Das spart Gagen und ist als Qualitätssicherungsmaßnahme nicht zu verachten.

Alles, was die drei Sexidole (siehe Titelbild) ausbaldowern, ist in meinen Kunstbanausenaugen ein Griff ins ins Gleitgel und prinzipiell nur niveauvollen Kennern zu empfehlen. Ich bin aus diesem Grund auch für gecastetes Publikum. Das geht doch nicht, dass die da sitzen wie mit eem Stock im Arsch! Die „Rocky Horror“-Show hat doch auch irgendwann angefangen, dem Publikum zu sagen, was hier gefälligst erwartet wird! Das wäre ein Anfang. Also, so´ne Schnarchnasen wie aus´m Politbüro gehören da nicht hin. Da kann man doch was machen: Die erste Reihe trägt Damenschlüpfer auf dem Kopf, die zweite Reihe… weiß ich jetzt auch nicht.

Vielleicht fehlt auch nichts, sonders ist etwas zu viel: Meine Meinung zum Beispiel. Nun ja, man wird ja noch als zahlender Gast Hinweise zur Vervollkommnung des eigenen Kulturgenusses machen dürfen.

Und der Tortellini Alfredo, Rolfonso Reichelino, der berühmte Zauberer, der hätte wirklich die Pullen Martini ins Publikum geben können! Mein Freund, „Martin I.“.

Am Ende riss der unglaubliche Michael Specht doch noch alle von den Sitzen und mimte mit der Aufschrift „Zuchtbulle“ auf dem durchtrainierten Körper einen Schlagerstarrockergangsterrappersuperstarentertainer. Hier eine kurze Kostprobe. Gut sichtbar: Der Dame vor mir hat beinahe die Frisur gebebt! Das vom Schnupfen eingelullte Stimmchen im Vordergrund gehört mir. Und nein, ich wurde noch nicht für den Backgroundchor entdeckt. Ich bin nur ein Konsument. Aber ganz sicher auch das nächste mal wieder dabei. Letzte Reihe, außen.

 

 

Kulturtipp

Kulturtipp

Neulich: “Du, Schatz, ich muss dir sagen, ich bin zu unserem Hochzeitstag in Peru! Und kann auch deshalb nicht mit dir zu Tim Herzberger gehen.“. „Und, was ist schlimmer?“. „Naja, Hochzeitstag ham wir jedes Jahr…“ (Alles klar, ich bin immer noch mit dem richtigen Männchen verheiratet.).Foto-4

Denn, Leute, knotet eure Schlüpfergummis! ICH HABE KARTEN! Für die Show aller Shows, das kulturelle Highlight des Jahres. Das Lachmuskelensemble für alle, die gern im Keller lachen. Und auf dem Dachboden: „Tim Herzberger: Scheitern durch Niveau“. Nur am 3. Und 4. Oktober in Dresden (den Rest des Jahres vermutlich in Hollywood , Paris oder Kleinerkmannsdorf).

Sollte ich jemals vor Kameras gefragt werden, was das wichtigste Ereignis in meinem Leben war, so würde ich antworten: die Wiedervereinigung und der 7.Juli 2012 (Jaja, die Kinder, die Hochzeit, das waren auch wichtige Momente…). An diesem Tag ergatterte ich aufgrund von Gründen einen Stehplatz im proppevollen „Sternpalast“, der berühmtesten und allerschönsten WG der Stadt. Dort konnte ich mit achtundzwölfzigtausend anderen von Lachkrämpfen gepeinigten Menschen einen Abend erleben, der mein Leben veränderte! Glaubte ich bis dahin, mein Humor sei seltsam, wusste ich im Nachhinein: das stimmt.

Verzaubert im Taumel eines „Kessel Buntes“ aus Weltstars und Chansonetten, die die Bühnen dieser Welt für einen Abend sausen ließen, nur um uns glücklich zu machen! Dazu ein Gastgeber wie eine Mischung aus Frank Schöbel und Chris Doerk. Nur noch anderserer. Herzschmerz, Gesänge und allerallerunterirdischste Alltagskomik. All das öffnete einem Rudel glückseliger Menschen die Herzen an diesem Abend, ließ Freudentränen fließen und Schlübbor fliegen! Wildfremde lagen sich in den Armen und wollten Kinder zeugen, die alle Tim heißen sollten. Oder Michael…

Michael wie Michael Specht. Die menschgewordene Offenbarung aller Liebenden und Suchenden. Der Geheimagent unter den kulturellen Geheimtipps. Die sächsische Antwort auf Telly Savallas… oder irgendwas anderes. Ein Mann, dessen Äußeres so unbeschreiblich ist, dass der Naturschutzbund jüngst erklärte: „Der Specht ist der Vogel des Jahres 2014!“ (Das stimmt, das könnt ihr nachlesen.).

Und endlich, endlich sind sie wieder da!

Niemand weiß, was an diesem Abend im Oktober passieren wird. Auch nicht die NSA. Oprah Winfrey würde weinen vor Glück, so eine Gästeliste zu haben! Vermutlich werden wir einen Laienschauspieler kennenlernen, der wegen seiner Rolle als Leiche in einem Polizeiruf schon mal für die goldene Himbeere nominiert war. Und einen Glasbläser, der Glas bläst. Oder ganz andere Leute! Es wird auf jeden Fall überraschend.

Und ich habe zwei Karten! Handgeschrieben und auf allerfeinstem Büttenpapier ausgedruckt. Ja-haaa! Ich kann mich quer über zwei Stühle fläzen und jedem entgegenrufen: „Ich habe zwei Plätze! Da staunste, was?!“.

Ihr seid leider nicht dabei. Denn es gibt bestimmt keine Karten mehr! Vielleicht habt ihr auf dem Schwarzmarkt Glück, wenn ihr euer eigenes Gewicht in Goldunzen und verschwitzten Achselshirts mitbringt. Oder ihr bestecht einen Lichttechniker mit einem Schmortopf voller Rouladen, dann bekommt ihr vielleicht noch einen Stehplatz zwischen den Rollifahrern.

Aber ich will mich auch nicht mit drei anderen Groupies um das verschwitzte Unterhemd von Michael Specht kloppen müssen! Also fahrt doch mit meinem Besten nach Peru am 3. Oktober. Oder guckt die Wiedervereinigungsfeier im Fernsehen. Ist bestimmt auch ein guter Tag, um sich mit seinem Partner gegenseitig die Fußnägel zu schneiden.

Aber die Wiedervereinigungsfeier wird vermutlich wiederholt und ganz bestimmt im nächsten Jahr wieder neu aufgelegt. Also schmeißt euch ins Getümmel und rauft um die letzten Karten! Es lohnt sich.