Feuchte Gedanken

Alles fing damit an, dass ich gestern faul auf der Couch rumsumpfte und mir Kinderriegel einverleibte, während die Jungs sich umzogen um zum wochenendlichen Läufchen zu starten. Nö, ich würde morgen laufen! Sprachs und wickelte den nächsten Riegel aus…

Morgen kam und bis dahin hatte es einen Abend und eine ganze Nacht lang geregnet, geschifft, geschüttet wie aus Eimern.

Nun ist es mit dem Schweinehund wie mit den Kindern: Konsequenz, Konsequenz, Konsequenz! Nicht, dass ich mich damit auskennen würde, oh nein! Aber der Bärtige selbstverständlich. Und in Oberlehrermanier erinnerte er mich freundlich an meinen Voratz.

Sonntags widerspricht man dem besser nicht.

dieser Weg wird ein feuchter sein

dieser Weg wird ein feuchter sein

Er hängte mir dann zu „Testzwecken“ noch einen ollen Klunker um, so´n Trackingteil, damit ich mal meinen Lauf dokumentieren könnte. (Siehe oben: Sonntags widerspricht man dem besser nicht.) In echt wollte er mich nur kontrollieren, damit ich nicht fröhlich singend Blümchen am Elbestrand pflücke bis es Zeit ist, wieder den Heimweg anzutreten.

Der Weg räkelte sich feucht glänzend und vor Vorfreude schmatzend vor mir und ja, das war genauso eklig, wie es hier jetzt klingt. Pitsch! Plitsch! Platsch! Innerhalb weniger Minuten hatte ich klitschnasse Füße. Bei acht Grad Außentemperatur. Ich versuchte, den Pfützen auszuweichen und sprang wie ein mental instabiler Geißbock hin und her. Natürlich half das kein bisschen!

Beim Blick auf den Kontrolletti sah ich, dass ich schon knapp vier Kilometer geschafft hatte. In mehr als dreißig Minuten. Nur Spaziergänger sind langsamer! Also langsame Spaziergänger.

Dann hatte ich es.

Nach Slow Food und Slow Travel würde ich jetzt mit „Slow Laufing“ eine neue Bewegung starten! Wir würden so langsam rennen, nur die „SMR-Bewegung“ (Senioren mit Rollatoren) wäre langsamer als wir. Schwitzen, Keuchen, Fiepen, Japsen, Stöhnen gehört ab sofort der Vegangenheit an. Mit Slow Laufing verläuft keine Wimperntusche und kein Puls überschlägt sich. Notfalls kann man dabei ein Stück Sahnetorte essen. Mit Gäbelchen selbstverständlich. Hach, das wird ganz und gar großartig!

(Ich spinnte mir was zusammen während ich einfach rannte. Die nassen Füße merkte schon lange nicht mehr und galoppierte auf meinem geflügeten Fantasieeinhorn auf und davon, während ich pitsch, plitsch, platsch Meter machte.)

Und weil ja so eine Bewegung „ganzheitlich“ sein muss, gehört zu Slow Laufing natürlich auch ein Ernährungskonzept! Ja, eigentlich bin ich selbst schon seit Jahren der beste Beweis, dass Zucker, Fett und Kohlehydrate gar nicht dick machen! Mann muss sie nur in einer konsequenten Trennkost zu sich sich nehmen. Meint, also sich von allem trennen, was nicht aus der Kombination Kohlenhydrate plus Zucker plus Fett besteht. Wir Slow Laufer würden uns von Kuchen, Torten, Süßigkeiten und Schokolade ernähren. Zum Nachtisch gibts Eis. Warme Speisen zur Auswahl sind Milchreis und Griesbrei mit einem See aus brauner Butter und einer dicken Kruste aus Zimtzucker. Oder Quarkkeulchen, Reibekuchen mit Zucker und Apfelmus und alle Knödel-, Kloß- und Ofenschlupfergerichte, die man mit Kompott servieren kann. An einem Tag in der Woche ist auch Gemüse erlaubt. Mit ordentlich Sauce Hollandaise obendrüber! Wer mit der Verdauung Probleme bekommt, kann mit Studentenfutter gegensteuern, allerdings sollte da auch auf eine Mischung von herkömmlichem Studentenfutter und schokolierten Rosinen und Nüssen geachtet werden. Salat gibts nicht! Slow Laufer essen kein rohes Gras. Außer, du bist im falschen Körper geboren und fühlst dich eher als Paarhufer, dann – Mäh! – lass es dir schmecken. Wir Slow Laufer schließen niemanden aus, schon gar nicht aufgrund einer Identitätsverdingsung. Obst geht. Also gekocht als Kompotte, Aufstriche und Konfitüren sowieso. Manchmal auch roh. Zum Beispiel als Füllung in einer Pavlova aus vierundzwanzig Eiweiß, anderthalb Kilo Zucker und auf einem Bett aus zwei Litern vanilliger Schlagsahne ergeben zwei Kilo Erdbeeren eine ausgewogenen Ernährung. Trinken ist natürlich auch sehr wichtig! Du kannst alles trinken, wobei Bellinis, Latte Macchiato mit Karamellsirup und heißer Schokolade mit Zimt je nach Tageszeit stets der Vorrang gegeben werden sollte. Einmal in der Woche dann gemütlich eine bis zwei Stunden raus zum Slow Laufing, schließlich sind wir eine „Bewegung“! Wir bewegen nicht nur was, sondern auch uns. Aber immer schön entspannt. Wenn Du unterwegs Blumen pflücken willst oder Fotos von einem Marienkäfer machen, dann wird das von der Slow Laufing Bewegung vollstens unterstützt! Eine Bewegung, die auch den Schöngeist anregen soll, das wollen wir sein. Wenn wir dann reinkommen vom Bewegen wird erst mal in der Badewanne nach Ernährungskonzept geschlemmt. Dann entspannen auf der Couch oder Chaiselonge oder was so rumsteht. Ist ein livrierter Diener zur Hand (ein Ehemann geht auch), dann sollte der aus Gründen der Gesundheit alle exponierten Körperteile des Slow Laufers massieren und ölen. Ich denke auch, es wird Überschneidungen geben mit „Slow Working“ und „Sleep longer“, zwei Lebenskonzepten, die sich wunderbar mit Slow Laufing verheiraten lassen! Hach, wenn ich wieder zu Hause bin, muss ich gleich an dem Konzept feilen! Und dann einen Blog und einen Shop launchen, ein Forum eröffnen, Merch designen, einen Buchvertrag unterschreiben, ach was, drei, und dann im Frühstücksfernsehen auftreten! Leute, wird das aufregend! Kochbücher muss ich konzipieren! Scheiße, ich muss los. Das macht sich schließlich nicht von alleine…

Später wird der Bärtige den Kontrolletti stirnrunzelnd begutachten und bemerken, dass ich ab Kilometer sieben immer schneller geworden sei und sowas hätte er ja noch nie erlebt.

Tja! Wer auf dem Einhorn reitet, dem wachsen Flügel. 🙂

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7 Kommentare zu “Feuchte Gedanken

  1. Kann man dann auch Kurse zur Ernährungsumstellung buchen? Das muss ja alles bedacht werden, so einfach geht das bestimmt nicht, die Sahne zu den Erdbeeren zu schlecken…

    LG
    Katharina

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  2. Man soll ja sowieso nur um die 8 km/h laufen, da geht das mit dem Essen schon ganz gut. Man darf doch beim Laufen essen? Oder nur danach? Fotos machen geht auch ganz gut…ich habe da neulich so ein Dingens hier, Start-Up, gefunden, dass ein Stativ für wackelfreie Bilder entwickelt hat.

    Ganz traumhaft wird das. Kann man auch an Ort und Stelle slow-runnen? Vielleicht mit so einer VR-Brille?

    Das Konzept hat durchaus Potenzial. Crowdfunden oder Eigenfinanzierung? Könnte ich als stiller Teilhaber einsteigen? So viele Fragen.

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    • Ich schaffe keine 8 km/h, das ist doch schon Rennen! Den Rest habe ich nicht verstanden, ich kann nicht programmieren, weißte. Und mit Stativ laufen? Und Sonnenbrille, oder was? keine Ahnung. Ich laufe mit Schuhen und was an überm Pops, das muss reichen.

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