Schlaflos in Pieschen

Es gibt Menschen, die kommen mit wenig Schlaf aus. Ich gehöre zu den anderen.

Der Bärtige behauptet oft, niemand auf der Welt könne so viel schlafen wie ich, das sei quasi meine Kernkompetenz! Der Beweis wird nie angetreten werden können, denn: Man lässt mich nicht!

Als das Blondchen ein Baby war, schlief der anfangs nur tagsüber. Ich, in Elternzeit und nur zur Nachwuchspflege abgestellt, in mehreren Schichten über den Tag verteilt. Daran kann man sich irgendwie gewöhnen (redete ich mir ein).

Nun ist es aber so, dass mittlerweile von mir erwartet wird, dass ich meinen Beitrag zum Bruttosozialprodukt beisteuere und mehrere Stunden am Stück (!) wach sein soll. Und produktiv. Also in der Woche zumindest. Das läuft so unterdurchschnittlich gut, denn dem Schlafräuber, der hier noch immer wohnt,  ist das herzlich wurscht!

Oft sitze ich mit juckenden Augen im Büro, höre den Kollegen irgendwas sagen, am Ende hebt sich seine Stimme. Aha, eine Frage also. Ich habe aber gar nicht verstanden, was der von mir will und kann nur schwer dem Drang widerstehen, ehrlich zu antworten: „Ach, mach doch, was du willst, ich bin so müüüüüde!“.

Das Wochenende dient allen anderen Berufstätigen zum Auftanken der Kraftreserven und zum Ausschlafen, nur Eltern nicht! Das ist voll ungerecht, aber leider nicht zu beeinflussen.

Heute zum Beispiel habe ich null Uhr irgendwas das Kind zum ersten Mal wieder in sein Bett gebracht, halb drei das zweite Mal und um vier das dritte. Natürlich stets verbunden mit Apfelsaftreichungen und Streicheleinheiten. Vier Uhr fünfzehn dann kommt er und knallt mir ein Buch auf den Kopf. „Räuber Ratte“. Als ich ihn wieder in sein Zimmer bringen will, sehe ich, dass er bereits alle Lampen und den CD-Player angeschaltet hat. Das war´s also.

Er ist müde, ich bin müde. Er heult, ich brumme mit verklebten Augen meinen Kaffee voll. Draußen ist die Nacht schwärzer als schwarz.

Die nächsten Stunden versuche ich, das Kind leise zu beschäftigen, was sich mit fortschreitender Helligkeit vorm Fenster schwieriger gestaltet. Seine Laune wird immer übler. Meine auch.

Gegen neun essen wir zu Mittag, was logisch erscheint, wenn man bereits um halb fünf gefrühstückt hat. Dem Mann, der das Wochenende über zum Fahrradfahren mit seinen Kumpels anderswo weilt, sende ich Liebesbotschaften. Damit er auch etwas von unserem Morgen hat.

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Er antwortet nicht, schläft vermutlich noch (Die dumme Sau!).

Ich schnappe mir mein Wurschtgewitter und verfrachte uns beide ins Bett, in meins. Aber ach, wenn es doch so einfach wäre! Noch nie konnte das Kleinchen neben mir im Bett schlafen. Schon als winziges Zwerglein schlief der erst ruhig, wenn er für sich in seinem Körbchen lag! Familienbetter sind wir also noch nicht mal wider Willen.

Nun gut, heute also ein erneuter Versuch. Ich packe ihn mit seiner Decke, seiner Huschelwindel und dem Nunni neben mich. Gute Nacht! Augen zu!

Einundzwanzig, zweiund… Zack! Setzt er sich auf, springt auf, steht auf, hüpft. Ich stelle mich schlafend. Er springt vom Bett, rennt einmal durchs Zimmer und springt wieder aufs Bett. Piekst mir ins Auge und flüstert: „Pscht! Mami släft!“. Macht einen Purzelbaum, knallt mir seinen Fuß auf den Kopf, springt wieder vom Bett. Holt sein Müllauto und schüttet Smarties hinein. Ratter ratter ratter. Dann alles wieder auskippen. Schepper schepper schepper. Rauf auf´s Bett und springen! Runter vom Bett, rumrennen. Deckenlicht anmachen und beide Nachttischlampen. Dann meinen Radiowecker. „Krrrrsch!“, natürlich ist der Sender verstellt (Ratet, von wem.).

Wir sind dann doch wieder aufgestanden. Aus irgendeinem Grunde konnte ich nicht schlafen! Und da soll noch mal jemand sagen, ich könne immer und überall.

Während die süße blonde Nervensäge den zweiten Nutellatoast wegspachtelt (lasst mich nachrechnen, das ist dann wohl mittlerweile sein Vesper), habe ich den Himbeerkuchen angeschnitten, den wir gestern zusammen gebacken haben. Ich glaube, an solch einem Morgen brauchen wir beide etwas Tröstliches.

Und es funktioniert! Draußen strahlt die Sonne, langsam kehrt Leben auf die Pieschner Straßen zurück und man hört schon Kinder draußen im Hof lachen.

Mit Himbeerkuchen im Mund sieht selbst der müdeste Tag ein bisschen friedlicher aus. Und schließlich gibt es dann auch bald wieder Mittagschlaf. Also, hoffentlich! Denn schon ein paar Mal hat er einfach nicht… oh nein, nicht daran denken und auf gar keinen Fall aussprechen! Statt dessen lasst uns einfach mehr über Kuchen reden.

Rikes Himbeerkuchen für übermüdete Sonntage und andere Notfälle

aus

2 Tassen Mehl

1 Ei

1 Tasse Knuspermüsli ohne Rosinen

1/2 Stück Butter

1 kräftigen Prise Salz und

etwas Zucker

einen Knetteig herstellen.

Gegebenenfalls noch etwas Mehl hinzufügen, wenn der Teig zu feucht ist, etwas kaltes Wasser, wenn er zu trocken ist. In eine gefettete Springform drücken.

1 Beutel Tiefkühlhimbeeren etwas antauen lassen und mit

3 Esslöffel Puderzucker

etwas Zitronenschalenabrieb und

1 Päckchen Vanillepuddingpulver

bestäuben und gut vermengen. Auf den Teig geben und bei 175°C Ober-Unterhitze (ca. 150°C Umluft) eine halbe Stunde backen. In der Zwischenzeit aus

6 Eiweiß

1 Prise Salz und

1 Tasse Zucker einen steifen Eischnee schlagen

…und nach dreißig Minuten auf den Kuchen geben. Weitere zwanzig Minuten backen.

Auskühlen lassen und schon mal Schlagsahne suchen…

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Ich wünsche euch einen schönen Sonntag und vor allem: Gute Nacht!

Und wenn es euch so wie mir ergeht, dann denkt immer daran: Es geht vorbei! Es ist alles nur eine Phase! Oder? Ich sag euch was: PHASE PHASE PHASE, ICH KANN DAS NICHT MEHR HÖREN! Der nächste, der mir mit Phasen kommt, gewinnt einen automatischen Weckservice. Sonntags um halb fünf! 😀

In bed with…

Eltern und Schlafen. Nun ja. Ein deutscher Comedian hat vor Jahren sinngemäß Folgendes gesagt: Du wirst nie mehr schlafen! Also nie mehr so wie „vor Kind“.  Zuerst sind sie klein und wollen Milch und zahnen und so. Dann musst du sie mitten in der Nacht anziehen und in irgendeine Einrichtung fahren. Danach in eine andere. Dann kannst du nicht mehr schlafen, weil sie bei der Disco sind und du wartest, dass sie heimkommen oder anrufen, dass du sie holen sollst! Tja, und dann kannst du nicht mehr ausschlafen, weils im Altersheim halb sieben Frühstück gibt…

Und dabei wollen wir doch alle nur das Eine: Schlafen! Familienbett, Gästebett, Besucherritze. Einsvierzig, einsachtzig, zweifuffzig. Zu zweit schlafen, zu viert, mit Oma und dem Nachbarshund. Es ist ein Thema, und nicht erst seit dem streitbaren Artikel über Für und Wider das Familienbett, der vor kurzem die Gemüter erhitzte.

Bloggers Bettgeschichten. Ich weiß gar nicht, ob es überhaupt einen Elternblog gibt, bei dem das Thema „gemeinschaftliches Schlafen“ (freiwillig oder notgedrungen) noch nicht thematisiert wurde. Am frischesten ist mir noch die gestrige Gutenachtgeschichte aus dem Familienbetrieb , MamaOnTheRocks und ihr fehlender Gitterstab und natürlich diese hier aus dem Geflügelzuchtbetrieb von GoodWords.

Und heute erzähle ich euch eine Schlafzimmergeschichte.

Menschen sind Rudeltiere, die sich gegenseitig wärmen und säugen sollten. Auch nachts. Und ich habe es versucht, wirklich! Das Kind Nummer eins lag in seiner ersten Nacht bei uns in einem Körbchen neben mir. Niemand schlief. Weil: Ich konnte nicht schlafen! Das Baby miepte, fiepte und atmete und geräuschte neben mir. Der Bärtige verfrachtete den Neuen also bereits an Tag zwei in sein eigenes Zimmer. Mir blutete das Herz, aber alle schliefen selig! Also stand für den Mann, der mich geheiratet hatte, fest: Jeder bei sich! Ende der Durchsage.

Jahrelang habe ich bei jeder Gelegenheit, in der mir die Argumente gegenüber dem Bärtigen ausgingen, stets darauf hingewiesen, dass er ja schon immer fies gewesen sei, was man selbst ohne Brille daran erkenne, dass er ein winziges, klitzeklitzekleines Baby herzlos aus den Armen seiner Mutter gerissen hätte und in das kalte, dunkle Kinderzimmer gesteckt hätte, wo es sich ohne den wärmenden Busen seiner Mami einsam in den Schlaf schluchzen musste (Natürlich mit mehr Melodramatik!).

Dann kam der neue „Neue“. Dasselbe in Grün: Eine schlaflose Nacht neben mir und seitdem alle anderen Nächte nebenan in seinem (kalten, dunklen, herzlosen) Kinderzimmer. Wenn eines meiner Babys krank ist, zahnt oder sonst wie moralischen Beistand benötigt, ziehe ich mit der Gästematratze und meinem ganzen Zeug in das jeweilige Kinderzimmer. Ins elterliche Bett dürfen sie nur, wenn der Beste verreist ist.

Aber ich muss jetzt den Bärtigen mal in Schutz nehmen. Dass er sich so vehement (und notfalls durch Schlüsselgewalt) vor nächtlichen Invasionen schützt, hat seinen Grund: Irgendwie und irgendwann muss er schliesslich auch mal schlafen! Es ist nämlich so, dass er bereits seit vielen Jahren jede Nacht das Bett teilen muss mit einem kleinen Menschen mit haarsträubenden Schlafgewohnheiten: Mit mir.

Ich brauche soviel Platz wie nötig wäre, um einen Schneeengel zu machen (egal, wie breit das vorhandene Bettmaterial ist). Und absolute Ruhe, aus diesem Grund darf das Fenster nicht mal angelehnt sein. Ich kann auch nicht einschlafen, wenn neben mir jemand einschläft… und da so rumatmet. Oder Bewegungen macht, die Geräusche erzeugen. Ich muss also genug Zeit haben, um allein einschlafen zu können. Die Tür soll aber einen Spalt angelehnt sein. Und zwei dicke Kissen und zwei dicke Decken brauche ich auch (bei Temperaturen unter dreißig Grad extra noch eine Wolldecke obendrüber). Wenn wir auswärts schlafen und es bei der Schlafstatt nur zwei Decken und zwei Kissen gibt für uns beide, dann hat er eben Pech! Wer in einem indischen Zug schlafen kann oder mit einer Lamadecke irgendwo im Dreck auf der anderen Seite der Welt, hat nicht automatisch ein Anrecht auf ein Daunenkissen, nur weil da eines liegt! Das ist dann meins. Und alles andere auch.

Wenn der Beste irgendwann mitten in der Nacht leise auf Zehenspitzen zu seiner Seite des Bettes schleicht, sieht er von mir nichts. Nur einen großen Haufen Decken und Zeug. Unter dem Einfluss von mutmachendem Alkohol hat er schon das eine oder andere Mal versucht, mir eine Decke abzuluchsen. Fataler Fehler! Ich benehme mich im Schlaf wie ein Tier. Ich knurre, fauche und trete um mich. Auch, falls mir irgendwer zu nahe kommen sollte. Don´t touch, sonst klatsch! Nicht, dass der Anblick des Betthaufens zu amourösen Übergriffen einladen würde. Aber selbst wenn er in all dem Stoff und Schaumstoff irgendwo seine Zwergenfrau ausmachen würde, bloß nicht anfassen! Ich habe ja nie verstanden, wie irgendjemand in der „Löffelchenstellung“ schlafen kann. Wenn ich schlafen will, dann will ich schlafen. Wie kann man denn mit dem Unterleib eines anderen Menschen an den eigenen Pobacken schlafen?! Ich unterstelle, dass Menschen, die über dieses Feature verfügen, sonst auch eher mit niedriger Betriebstemperatur vor sich hinköcheln…

Den Betthaufen lässt man am besten in Ruhe. Nicht ansprechen, nicht anfassen, noch nicht mal anatmen!

Ich bin als Schlafzimmergast also eine echte Zumutung und deshalb wäre es eigentlich das Beste, ich schliefe allein. Das geht aber auch nicht, und zwar aus Sicherheitsgründen! Ich neige nämlich außerdem noch zu nächtlichen Abenteuern der anderen Art und irgendjemand muss ein Auge auf mich haben.

Als ich etwa acht Jahre alt war, ging mein Vater früh zur Arbeit und fand mich im Nachthemd auf dem Treppenabsatz  vor unserer Wohnungstür im Sitzen schlafend vor. Morgens halb sechs. Das geht ja noch. Folgende Begebenheit beruht auf den Erzählungen des Bärtigen: Als wir zwei jung (also zumindest er) und frisch verliebt waren, wurde er eines Nachts durch seltsame Geräusche wach. Er blickte zum Fenster und dort hing seine Freundin splitterfasernackt rittlings auf dem Fensterbrett. Ein Bein und ein Arm hingen bereits schon draußen. Sie (also ich) versuchte angestrengt, die Außenjalousie hochzudrücken. Ganz offensichtlich, um durch das Schlafzimmerfenster die Wohnung zu verlassen. Als er mich fragte, was ich da um Himmels Willen täte, rief ich aufgeregt, wir müssten verschwinden! Und zwar sofort! Und er solle kommen, wir müssten jetzt hier raus! Irgendwie behielt er die Ruhe und quatschte mich wieder zurück ins Bett… Zum Glück. Nicht auszudenken, wenn der Nachbar mit dem Hund eine Runde gegangen wäre, und der hätte mich dann nackig im Busch gefunden…

Ich bin immer noch gelegentlich unterwegs nachts. Unnötig zu erwähnen, dass ich stets voll bekleidet schlafe und Erdgeschosswohnungen bevorzuge.

Also ihr seht, die Kinder sind bei uns nicht das Problem! Die schlafen gut.

Wobei wir wieder beim Ausgangsthema sind. Ich bin ein großer Freund vom Familienbett und wir praktizieren das auch ausgiebig. In unserem Bett wird gekuschelt, getobt, gegessen, gelesen und gespielt. Von allen. Mit allen.

Allerdings niemals nachts.

😉