Der unsichtbare Mann

Bettie fragt, wo denn die Männer der Mamabloggerinnen seien. Sie scheinen unsichtbar, meint sie.

IMG_2948Also ich weiß eigentlich immer, wo sich der junge attraktive Kerl aufhält, mit dem ich die Bude und die Kinder teile. Oft ist er im Büro und forscht an dollen Sachen. Oder er ist Mountainbiken mit anschließendem Biertrinken. Oder aber Laufen und hinterher Biertrinken. Manchmal geht er auch einfach mal so ein Bier trinken, ganz ohne vorangestellte Alibi-Sporteinheit. In größeren Abständen ist er weiter weg unterwegs, mit dem Rad oder in den Wanderstiefeln. Manchmal wochenlang. Das sind seine Abenteuer und ich unterstütze das.

Und er?

Er war es, der mir dieses Geschenk im letzten Jahr gemacht hat. Er ist es, der sagt, dass dieser Blog unser drittes Kind sei, weil ich darüber genauso viel sprechen würde wie über unsere Söhne. Weil ich Herzblut hier hereingieße. Abendelang allein im Büro vor der Tastatur sitze, anstatt auf seinem Schoß… Und dennoch: Er nennt es unser drittes Kind.IMG_2981Er liest jeden Beitrag und ist gleichzeitig Kritiker und größter Fan. Hier wie in dem ganzen Kladderadatsch außerhalb dieser Klickibunti-Welt auch.

Es gibt sogar drei Fotos von ihm hier. Wer suchet, der findet! Ihr seht, der Bärtige ist gar nicht unsichtbar. Nur leise 😉 Und ich weiß immer, wo er ist. Nämlich genau hier, neben mir.

Immer.

Verdauungs-Tourette

Neulich war aus der Küche zu hören: „ROOAAARPPP!“. Das Baby giggelt. “RÜÜLLLPPS!“ (eine Oktave höher, offensichtlich ein anderer Klangkörper). Das Baby quietscht vor Freude!

Meine Anwesenheit sah ich als dringend erforderlich. „Was macht ihr hier?“. Da saßen sie, flankierten den Kleinsten, grinsten und sprachen unisono: „Nichts!“.

Von wegen. Seit sie zu dritt sind, benehmen sie sich wie die Affen!

Dabei bin ich diesbezüglich einiges gewöhnt. Mein Vater war Bergsteiger. Wenn die Männer sich auf zu den Gipfeln machten und die Frauen am Fußes des Berges sich die Klamotten vom Leib rissen um in der Sonne zu bräunen, dann dauerte es meist nicht lang bis der der erste „RÜLLLPPPPS!“ durch die Stille schallte, gefolgt von weiteren (je nach Stärke der männlichen Seilschaft). Das war so ein Ritus, die Frauen wussten: Aha, jetzt ist Meiner heil auf dem Gipfel angekommen. Auch kenne ich das sonderbare Gebaren von männlichen Bergsteigern, unter dem Einfluss von Radeberger Exportbier gern mal die Wohnungstür zu öffnen, den Allerwertesten nach draußen zu recken und genüsslich und möglichst laut einen in die Nachbarschaft zu entlassen (natürlich nur in männlicher Gesellschaft, die die Heldentat dann auch gebührend grölend bejubelt).

Wie gesagt, ich bin da einiges gewöhnt und somit seit frühester Kindheit ein Ausbund an Toleranz gegenüber jedwedem menschlichem Verdauungsverhalten.

Wenn der Beste und ich in Wäldern und Auen lustwandeln, weiß ich, es dauert nicht lange bis das Gespräch über Politik, Umweltschutz und zeitgemäße Kindererziehung kurz ins Stocken gerät „…Warte…warte…(Augen zusammengekniffen, eine Arschbacke angehoben)…Gleich…Aaaah! Das tat gut! Wo waren wir stehengeblieben?“. Ich stehe mit verleierten Augen daneben und schäme mich zutiefst, aber wir sind ja draußen. Außerdem wird der Beste nicht müde mir zu erklären, das sei doch natürlich und sogar die Frau Merkel habe Verdauung! Dabei kann er das ja gar nicht wissen!

Jetzt sind sie zu dritt (also in der absoluten Überzahl) und verlagern ihr degeneriertes Verhalten nach drinnen. Seit ein Hosenscheißer mit Lizenz zum Furzen bei uns wohnt scheinen sie anzunehmen, das sei jetzt gestattet. Und ich WUSSTE, es war ein Fehler, wochenlang das Bäuerchen des Kleinsten zu beloben! Jetzt wollen sie alle gelobt werden! Und WIE die Bäuerchen machen!

Ich muss das eindämmen! Dabei habe ich doch eigentlich alles richtig gemacht: Die Badezimmer sind weibisiert, überall Duftfläschchen und Deckchen und Bilderchen und Chichi. Trotzdem werden die Toilettenzeiten der Herren immer länger. Wir haben zwei Badezimmer, eines im Ostflügel, eins im Westflügel. Man konnte mich schon hilflos in der Mitte des Flures stehen sehen beim Versuch, die lauten Anstrengungsgeräusche von links und die genüsslichen Entspannungsgeräusche von rechts auszublenden. Die zelebrieren das! Was kommt als nächstes? Im-Stehen-Pinkeln? Sich öffentlich die Cochones kratzen?

Wann immer ich versuche, ein kritisches Gespräch zu einem beliebigen Thema zu führen, kommt ein: „Warte einen Moment, ich muss erst mal aufs Klo.“ Und der jeweilige Kerl verschwindet mit dem jeweiligen Tablet unter dem Arm. Toilettengänge als Gesprächsverweigerung?! Funktioniert leider! Und ich kann nichts dagegen machen und das wissen sie genau (Was die noch nicht wissen: Ich habe rosa Babywolle rausgesucht und häkel jetzt Klodeckelbezüge und Hüte für die Klopapierrollen. Vielleicht auch Häkelbezüge für die Klopapierhalter. Mal sehn, wie wohl sie sich dann noch dort fühlen!).

Überhaupt scheint das Tablet auf´m Klo die Tageszeitung abglöst zu haben, was mich dazu verleitet anzunehmen, dass derartige Verhaltensmuster schon seit Generationen bestehen und auch typisch männlich sind. Da gibts doch Bildchen von: ein Kerl mit Zigarette im Mundwinkeln, runtergelassener Hose sitzt bequem und genüsslich lesend auf der Schüssel. Ich habe noch nie von einer auf dem Klo Zeitung lesenden Frau gehört! Ihr?

Heute morgen sitze ich mit dem Babylino auf dem Schoß am Küchentisch und schaue dem Mutantenkind beim Schaufeln seiner Cornflakes zu, als: „ROOOOAAAARPPPP!“ ein Laut die Stille zerreißt. Vor Schreck hätte ich fast das Baby fallen gelassen! „Sag mal, spinnst du?!“, „Mama! Ich kann doch nichts dafür! Ich habe VERSUCHT, den Mund zu zu lassen!“.

So, jetzt reicht es!

Am Ende der Woche werde ich mein Taschengeld fürstlich aufgebessert haben oder der Rest der Familie benimmt sich zivilisiert, beziehungsweise furzt und rülpst heimlich (Wie ich. Und Frau Merkel. Obwohl, so genau kann ich das ja nicht wissen.).

glas

Männer haben Krankheiten, Frauen haben Wehwehchen

Ich war mir eigentlich sicher, dass ich nie, nie, niemals einen Artikel derartiger Coleur schreiben würde. Niemals! Aus Respekt und Achtung. Aber nach dieser Steilvorlage heute Morgen…

Alles begann damit, dass der Beste mich ermahnend im Lehrmeisterton davon in Kenntnis setzte, dass die Mango, die er mir auf meine Aufforderung hin vor ein paar Tagen kaufen sollte, nun vor sich hingammeln würde.

Daraufhin erlaubte ich mir einen sprachlichen Faupax: „Darf ich dich erinnern, dass ich eine außerplanmäßige Weisheitszahn-OP hatte und deshalb nicht in der kaulichen Verfassung war, so was zu beißen?! Es tut mir sehr leid. Um die Mango und um die Mühe, die du beim Kauf hattest!“. „MOMENT!“ ,belehrte er mich, „MIR wurden die Weisheitszähne rausoperiert! DIR wurde nur ein Weisheitszahn GEZOGEN! Du hast ja bereits am nächsten Tag wieder gegessen und konntest rumlaufen! So schlimm war es also gar nicht.“.

Hatte er mir da gerade zum Vorwurf gemacht, dass ich ohne zu jammern unter Ibuprofen-Einfluss bereits am nächsten Tag eine zermatschte Banane zu mir nehmen konnte, schubkarrenweise Schutt und Geröll im Garten gewuchtet hatte und sogar nuschelnderweise in der Lage war, mich an einem Gespräch zu beteiligen? Offensichtlich! Eine Frechheit.

Um es vorweg zu nehmen, ich halte mich selber für eine Schissbuchse und bin kein Held im Schmerzenaushalten. Ich hätte mich sehr gern ins Bett zum Leiden gelegt, nur hätte mir das schlichtweg überhaupt nichts gebracht! Meine zwei großen Männer hätten nach fünf Minuten mit dem kleinsten Mann auf dem Arm in der Tür gestanden und verkündet, ich solle mich doch nicht so haben und sie hätten jetzt aber großen Hunger. Und: Was gibt’s zu essen?

Männer leiden stärken, das sei wissenschaftlich bewiesen, wie ich mir von meinem hauseigenen Wissenschaftler gerne und regelmäßig anhöre. Und ja, mit drei Männern im Haus bin ich da einiges gewöhnt. Wenn einer Schnupfen hat, dann hat er nicht Schnupfen, sondern akute Sinusitis. Muss Bettruhe halten, vierundzwanzig Stunden am Tag überwacht und gepflegt werden, die Klingel muss abgeschaltet sein und im zwei-Minuten-Takt sollten Erfrischungstücher, Hühnersuppe und Streicheleinheiten angeboten werden. Und Lob! Denn, obwohl ich bereits das rote Kreuz an der Tür aufhängen musste und das Haus in Quarantäne setzen, weil nicht sicher ist, ob es der Patient diesmal überleben wird, muss das tapfere Röcheln aufmunternd belobt werden.

Unvergessen bleibt mir, als ich einmal während einer Krankheitsphase in zeitliche Bredouille geriet und anstatt ein Bio-Huhn vom Biofleischer stundenlang mit Bio-Gemüse zu einer Bio-Brühe voller Liebe zu zerkochen, Fertigbrühe zubereitet hatte und Hähnchenbrust aus dem Supermarkt reingeschnitten. Der Blick! Unvorstellbar. Als hätte ich ihn gezwungen, mit seinem Krankenlager in den zugigen Keller umzusiedeln!

Ja ja, ich weiß. Männer leiden stärker.

Ich bin aus diesem Grund auch für ein generelles Männerverbot in Kreißsälen. Beim ersten Besuch in dieser Einrichtung wurde der ursächlich für unser beider Anwesenheit Verantwortliche nach vielen Stunden von der kompetenten Fachfrau mit den Worten hinausgeworfen: „Wenn sie jetzt nicht verschwinden, kommt dieses Kind nie raus!“. Ich war bis dahin vollumfänglich damit beschäftigt, dem Mann neben mir Saft einzuflößen, den Puls zu überprüfen und die Stirn zu tupfen. Ich hatte gar keine Zeit, mich um etwas anderes zu kümmern!

Beim zweiten Besuch zögerte ich die unvermeidliche Anwesenheit so lange es ging hinaus. Günstigerweise war ich zu diesem Zeitpunkt schon interniert im Krankenhaus. Nachts um eins begannen die Wehen und ich meterte die Gänge entlang. Wie man das eben so macht. Morgens um sechs fragten die Geburtsfacharbeiterinnen zum zwölften Mal, ob sie denn nicht endlich mal meinen Mann anrufen sollten?! „Nein nein, lassen sie den ausschlafen!“, war meine Antwort jedes Mal. Und in Gedanken fügte ich stumm hinzu: „Das ist für uns alle das Beste!“. Er kam dann auch ausgeschlafen und frisch geduscht (eine Augenweide, das muss ich an der Stelle mal erwähnen) gegen halb elf Mittags und ich versuchte, das Unterhaltungsprogramm so abwechslungsreich wie möglich für den Mann zu gestalten. Und lobte ihn natürlich! Er hat das auch sehr schön gemacht und mir immer wieder vorgemacht, wie ich denn nun atmen soll. DANKE an der Stelle noch mal!

Im Kreißsaal wurde er dann doch kurzzeitig blass, als eine Frau im Nachbarsaal völlig unpassend sehr laute und unschöne Geräusche von sich gab. Ich versicherte ihm tröstend, dass auch ich das total übertrieben fand und nicht vorhätte, mich derart zu entgleisen! Er war beruhigt. Als es dann scharf zur Sache ging, habe ich ihn listig hinausgeschickt mit der Aufforderung, das Großkind anzurufen und die Facharbeiter instruiert, ihn AUF GAR KEINEN FALL wieder in den Kreißsaal zu lassen! Ich habe mich auch sehr beeilt, damit ihm nicht langweilig vor der Tür wird. Dann habe ich mit der Hebamme schnell noch das Kind gesäubert und den Tatort geputzt (ich hätte auch ein Blümchen aufgestellt, aber konnte auf die Schnelle keines finden) und dann durfte er wieder rein.

Es ist alles gut gegangen. Ich habe ihn sehr gelobt für sein Engagement und er war sehr tapfer, das muss ich sagen! Allein hätte ich das niemals so hinbekommen. Niemals.

Ja, Männer leiden. Frauen haben nur Wehwehchen.

Das ist aber überall so. Das weiß ich, denn wir Frauen lästern analysieren mit Vorliebe das Krankeitsverhalten unserer Männer. Und ich habe noch Glück!

Der Mann einer Freundin lag eines Tages schwerkrank mit Schnupfen auf der Couch und röchelte vor sich hin. Die Gute brachte im einen Teller mit Obstschnitzen. Mit letzter Kraft hob er ein Augenlid um den Teller zu begutachten und röchelte: „Du musst mir das aber auch schälen! SO kann ich das in meinem Zustand nicht essen!“.

In diesem Sinne: Gute Besserung!

 

Ein Kaffee für Frau Nieselpriem

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