Morgenmenschen

„Hallo sie! Komm´se mal her!“. Eine weibliche Person unbestimmten Alters winkt mich aus zehn Metern Entfernung zu sich herüber. Ich bin müde und schlurfe unmutig in Richtung des energisch wackelnden Armes. „Sie waren doch eben bei De und Emm, oder?!“, erkundigt sie sich. „Wenn sie die Drogeriekette mit dem vollkommen anderen Namen meinen, lautet die Antwort: Ja!“. Mit Stolz in der Stimme und dankesheischend verkündet sie mir: „Sie haben ihre Waren dort liegen lassen. Gehn se mal zurück, schnell, bevor das jemand mitnimmt!“. Ein kurzer Blick in die Tiefen meines als Kinderwagen getarnten Schwerlasttransporters bestätigt meine Annahme. „Nein, ich habe nichts liegenlassen. Aber danke.“, gebe ich zurück. Doch damit bin ich nicht raus. Die Frau weiß es einfach besser: „Doch, doch, ich irre mich nicht. Ich erkenne sie an ihrem Pulli. Sie haben ihre Sachen dort liegenlassen!“. „Hören sie! Ich habe genau zwei Artikel gekauft und beide befinden sich hier in diesem Gefährt. Wenn sie den Kassenbon zur Kontrolle sehen möchten, zeige ich ihnen den gern. Und jetzt will ich einfach nur weiter. Ich will mich nicht streiten und noch nicht mal mit ihnen unterhalten! Nichts für ungut.“. „Nein, vielleicht irren sie sich ja! Gehn se lieber mal zurück!“, befielt der wackelnde Arm energisch. Ich bin einfach nur müde und ergebe mich. Gehe nicht auf direktem Weg nach Hause, nicht über Los, sondern mit vorgetäuschtem Schlenker am Drogeriemarkt vorbei einen Umweg, der mich zehn Minuten meiner Lebenszeit kostet.

Fazit: Wer mir gegenüber etwas durchsetzen will, sollte mich morgens halb neun bearbeiten.

6 Kommentare zu “Morgenmenschen

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