Tür 31 – Einen hammer noch!

Zehn, neun, acht… Halt! Stopp! Bevor ihr euch die Lurex- und Polyestergewänder anlegt, die Haare onduliert und Margaritas mixt, als gäbe es kein Morgen: Doch, gibt es. Wird es geben. Nämlich morgen! Deshalb kommt heute die Altjahresansprache von Nina alias die Juramama mit den ultimativen Katerbekämpfungsstrategien, selbst getestet in jahrelangem aufopferungsvollem Dienste an der Mitmenschheit (Los, alle Mann hinstellen, eine La Ola- Welle für Nina!). Und damit ihr nicht unsinnigerweise auf die Idee kommt, die Appetitlosigkeit, die euch morgen bestimmt plagen wird, zum Anlass zu nehmen, das neue Jahr mit einer Diät zu starten, gibts vorher noch einen Abgesang auf blödsinnige Diäten.

Prost, ihr Niselpriemschen und ich hoffe, euch nächstes Jahr hier wieder zu sehen. Nina, hier, dein Mikro. (Und Kuss. Und danke. Tolle Rede!)

Alle sind Dank des Nieselpriemschen Kalenders satt, dick und rund, wegen Weihnachten sind wir komplett pleite und wollen jetzt einfach nur noch möglichst heil ins neue Jahr kommen. Kein Mensch hat nach dieser Weihnachtsvöllerei noch Bock auf Kochen und alle machen Diät.

Um diese Vorhaben zu unterstützen, war mein ursprünglicher Beitragsplan eine Liste der schwachsinnigsten Diäten, die ich jemals an mir selbst oder an anderen fremdtestete. Ich hätte mit der Vorstellung der Kohlsuppendiät begonnen. Die war so Ende der 90er populär und ich am Ende meiner Teenagerjahre. Wie so viele geistig umnachtete Menschen im ersten Fünftel ihres Lebens hielt ich meine prallen, faltenfreien Gesichtszüge für doofen Babyspeck und meine ungedellten und muskulösen Oberschenkel für zu kräftig. Vergesst die Kohlsuppendiät, man muss davon nur pupsen.

Während der Studienzeit waren tapetenkleisterartige Proteinshakes angesagt. Für einen flachen Bauch. Der Bauch wurde aber nicht ein kleines bisschen flacher, was aber unter Umständen an den 2-20 Bieren lag, mit deren Hilfe ich meine akuten Examensängste herunterspülte.

Und das, meine Lieben, bringt mich in einem meisterlichen erzählerischen Zirkel zu meinem eigentlichen Beitrag, der Euch morgen das Leben retten wird:

DAS REZEPT GEGEN EINEN KATER VON EINEM ANDEREN STERN

 Ihr wisst noch nicht, dass ihr in mir einen echten Profi für Katerbekämpfung an der Angel habt. Jemanden, der alles ausprobiert hat. Jemanden, dem kein ergoogletes Rezept zu blöde war, um es nicht zumindest zu versuchen. Jemandem, dem kein Weg zu weit war, um den eigenen Ehemann nicht dorthin loszuschicken, um Zutaten für etwas zu besorgen, was meinen post-alkoholischen Schmerzen ein Ende bereiten könnte. Jemanden, der bereits alle medizinisch vorgebildeten Menschen in seinem Umfeld jammernd und weinend in einer Brechpause angerufen hat, um sie nach ihren geheimsten Heilmitteln zu fragen, nur um mein erbärmliches Säuferleben zu retten. Ich schrieb sogar mal einen Wutbrief an eine Fashion-Bloggerin, die ernsthaft „Evian-Gesichtswasserspray“ als Hangover-Kur anpries. Ich habe keine Energie für solche irreführenden Suchergebnisse, wenn es mir schlecht geht.

Jetzt denken alle, ich sauf‘ zuviel.

Das ist aber nur partiell richtig.

Ich bin Silvester-Musiktrinkerin. Ich starte grundsätzlich übellaunig in einen Silvesterabend, weil mir am 31.12. eines jeden verflogenen Jahres gegen 16 Uhr meine eigene Endlichkeit bewusst wird und ich es sinnlos finde, dieses schleichende Dahinsiechen auch noch zu feiern.

Dann macht jemand MC Hammer‘s „You can‘t touch this“ an und ich verliere die Contenance. Ich stehe auf einem Tisch, singe sehr laut und sehr falsch, mache den Roboter-Tanz, versuche zu Moonwalken und trinke von diesem Zeitpunkt unkritisch alles aus, was mir ein Mitmensch in die Hand drückt oder was ich irgendwo finde. Ich bin dann eine unheilvolle Mischung aus all diesen Betrunkenen-Typen, die in diesem grandiosen Video hier vorgestellt werden.

Wo ist das Problem?

Dummerweise habe ich nach einer Motto-Party im April einen ungünstigen Geburtstermin heraufbeschworen: Unser Kind ward am 01. Januar geboren.

Nun wisst ihr alle, warum Katerbekämpfung für mich lebensnotwendig ist um eine gute Geburtstagskind-Mutter zu sein, denn jede Silvesterparty spielt zumindest einmal MC Hammer.

Hier also das Rezept für einen halbwegs Kater-freien Neujahrstag:

Wie immer ist das A und O eine gründliche Vorbereitung.

Regel Nr. 1:          Möglichst keinen Alkohol trinken

 Regel Nr. 2:          (gilt nur, falls Regel Nr. 1 erwartungsgemäß gebrochen wird) Viel, nein sehr viel, Wasser trinken

Währenddessen! Nicht erst am nächsten Tag. Ich stelle überall Wasserkaraffen mit aufgelösten Magnesium-Kalzium-Tabletten auf und beauftrage meine Betreuer (Ehemann, Familie und Freunde), mir stets Wassergläser zu füllen. Schon am Nachmittag platziere ich taktisch klug eine Flasche Wasser am Bett. Einmal ins Bett gefallen, steht man ja sonst nicht mehr auf…

Alkohol verursacht nämlich ein Hirnödem. Ja. Ihr habt richtig gelesen. Ein HIRNÖDEM! Wirklich wahr! Ein schlauer Arztmensch hat unlängst der Süddeutschen Zeitung ein Interview gegeben und erklärt, dass Alkohol ein „antidiuretisches Hormon“ im Körper blockiert, welches normalerweise Wasser im Körper speichert. Wenn wir uns betrinken, scheiden wir einen Liter Wasser mehr aus, als wir getrunken haben. Dann verdickt das Blut und –Bumm- haben wir eine Organschwellung. Im Kopf. Grässlich. Seitdem trinke ich bei jedem Toilettenbesuch literweise aus dem Wasserhahn. Schlecht für das Make-Up, aber man trinkt sich ja eh gegenseitig schön.

 Regel Nr. 3: Das gute Zeug trinken

WHOO-HOOOO! CHAMPAGNER!!!

Je mehr Fuselalkohole sich in einem Getränk befinden, umso heftiger der Kater. Es gibt keine Hinweise darauf, dass sprudelnde Getränke schlechter verträglich sind, aber je billiger der Alkohol hergestellt wurde, umso mehr „Methanol“ ist drin, und das macht beim Abbauen durch den Körper Aua. Also sauft das gute Zeug, wenn es schon sein muss. Die Russen wissen das.

 Regel Nr. 4: Fettig essen

Der jahrelange Selbsttest hat folgende Erkenntnis zu Tage gefördert: Mit nüchternem Magen auf den Weihnachtsmarkt ist der Untergang. Silvester hat den Vorteil, dass man meistens auch was Feines isst. Kohlehydrate sollen keinen Effekt haben, aber ölige Speisen durchaus. Auch hier sind eure Betreuer gefragt: Sie sollen euch überraschend Olivenöl im Schnapsglas anreichen, falls mal wieder auf die Freundschaft geprostet wird. Ist erstmal gemein, aber es hilft.

Mein polnischer Freund Kamil trinkt ein Glas Gewürzgurkenwasser auf Ex, bevor er ins Bett geht. Ich tat es ihm einmal gleich und fortan nie wieder.

Aber der „Gerrit-Bag“ ist eine hilfreiche Erfindung. Er ist eine Anlehnung an den „Doggy-Bag“ aus Restaurants, wenn man sich die Reste des Dinners einpacken lässt. Unser Freund Gerrit macht dies auch an Buffets und versteckt diese Pakete dann an strategisch sinnvollen Orten, wie hinter Steinen am Ausgang oder in Blumentöpfen. So kann er noch ein Stück leckeres Kassler essen, wenn schon alles aufgefuttert ist. Werde ich dieses Jahr austesten.

 Regel Nr. 5: Kinderapotheke plündern

Endlich macht sich der Brechdurchfall der Kinder mal bezahlt. Ihr kennt sie alle: Damit die Kinder nicht „austrocknen“, kauft man diese mit einem Apfel bedruckten Tütchen mit Getränkepulver, zum Herstellen einer nach salzigem Zeitungspapier schmeckenden Lösung, die den Elektrolythaushalt der Kleinen auffüllen sollen. Die Kinder trinken das natürlich nicht. Endlich mal ein Vorteil der Verweigerungshaltung, es sind also noch genügend von den Dingern bei Euch zu Hause. Die wirken Wunder. Ehrlich. Vor dem Schlafengehen und am nächsten Tag in kleinen Schlückchen immer wieder trinken. Legt das Tütchen am Nachmittag bereits neben die Zahnbürste, shake-shake-shake im Zahnputzbecher und dann den Kopp in‘n Nacken.

Regel Nr. 6: Die umgekehrte GLYX-Diät

Noch so ein erzählersicher Zirkel, der sich nun schließt. Diäten. Hier eine Liste von Lebensmitteln mit hohem glykämischen Index. Die soll man nicht verzehren, wenn man abnehmen möchte. Wir möchten am Neujahrstag jedoch hauptsächlich am Kater abnehmen. Die guten Vorsätze können bis zum 2. Januar warten. Wenn selbst der Gedanke an einen Burger nur ein hilfloses Stöhnen auslöst, dann sind die Lebensmittel mit den roten Punkten Eure Freunde: Gekochte Kartoffeln. Toast. Weißer Reis. Bananen. Wer es verträgt, isst ein Omelett. Oder Weißwurst. Proteine sind jetzt Trumpf.

Regel Nr. 7: Frische Luft

Wenn man sich wieder bewegen kann, ohne dass die körperlichen Schwankungen Übelkeit auslösen, sollte man einen Spaziergang machen. 21 % aller Frauen zwischen 18 und 29 müssen sich bei einem Kater übergeben, jedoch nur noch 3 % aller über-60-jährigen Frauen. Der Gedanke hilft. Belustigend und versöhnend sind stets die anderen, aschfahlen Gesichter, die einem auf diesem Trauermarsch begegnen. Ein Drittel aller Briten hält Sex für das beste Mittel gegen Kater, wobei das für Eltern sicherlich der nutzloseste Tipp ist.

Regel Nr. 8: Meditieren

9 Stunden und 45 Minuten soll der durchschnittliche Kater angeblich dauern.

Sollte ein Verlassen des Sofas undenkbar sein, hilft es, sich mantraartig einen Satz meines Schwieger-Großvaters aufzusagen und sich dabei stöhnend hin- und herzuwiegen:

„Kein Kater hat jemals die Dunkelheit gesehen. Kein Kater hat jemals die Dunkelheit gesehen. (…)“

Im Winter auf der Nordhalbkugel empfinde ich das als äußerst tröstlich. Auf der Kieler Woche im Juli bete ich einfach immer, dass keiner MC Hammer spielt.

 In diesem Sinne:

FROHES NEUES JAHR, ihr Partyraketen!

 

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