Montag

Ich stehe 6:15 Uhr auf und verlasse 7:45 Uhr mit dem Kleinsten das Haus in Richtung Maloche. Soweit der Plan. Anderthalb Stunden um sich selbst und eines der Kinder in eine Hose zu stülpen und gegebenenfalls noch in ein Brot zu beißen.

Theoretisch ist so ein Morgen also praktisch völlig entspannt!

(c) pixabay

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7:00 Uhr

Der Blondino wälzt sich im Schlafanzug mit Nuckel im Mund auf dem Boden und ruft nach dem Uwe. „Uwääääääh! Isch will nisch zu´n Kindern! Uwääääääh!“.

Ich total souverän: „Los, steh auf, gib mir den Nunni! Große Jungs haben keinen Nunni mehr und du bist doch schon ein großer Junge, stimmts? Gleich kommt der Papa runter und wenn der dich im Schlafi hier sieht, wird die Mama wieder angemeckert, weil sie den ganzen Morgen vertrödelt und überhaupt. Und dabei habe ich noch die Wäsche aufhängen müssen, weil die nass und klumpig im Keller stand. Und du wartest ja leider auch nicht, bis ich satt und angezogen bin und dich aus dem Bettchen hole, stimmts? Nein, du bist von Anfang an dabei und hilfst mir, indem du das Leergut in der Abstellkammer aufräumst, stimmts? Und Mamas Tasche leerst. Und Gummibärchen in dich reinstopfst, die ich gestern Abend vergessen habe wegzuräumen. Das sagen wir dem Papa aber nicht. Was willst du zum Frühstück? Kelloggs? Müsli? Ein Marmeladenbrot willst du, kommt sofort.“.

Fünf Minuten später fliegt das Marmeladenbrot unter Geschrei auf den Boden, weil das ganz falsch ist! Und er doch Schokoladenbrot will! Ich will Ruhe und kein Geschrei. Geschrei tut mir weh, morgens und überhaupt. Während ich dem Kind den Rücken zudrehe und ein Schokoladenbrot schmiere, klaubt dieser das Marmeladenbrot vom Boden und isst. Schokoladenbrot fertig, Kind bereits satt, ist klar.

7:30 Uhr

Ich bin mittlerweile angezogen, das Kind auch. Ich habe die Taschen gepackt und im Flur verteilt. Todo-Liste für den Tag danebengelegt, nichts gegessen, aber ich muss noch mal ins Bad…

„Mama, kackorst du?“. „Geh raus!“. „Mama, nisch kackorn!“. „Ich…muss…“. „Du kannst in die Windel kackorn, Mama!“. „Neiiiin!“. „Is die Worscht schon draußen?“. „Neiiiin! Geh jetzt raus und verdammt, wenn du nicht sofort diesen scheißblöden Nuckel aus der Gusche nimmst, ich schwöre, ich zertrete den, verbrenne ihn und dann schmeiße ich das Ding in die tiefste Grube! Den und die dreißig anderen! Und jetzt raus hier! Sooofort!“.

Von Ferne tönt es: „Henrike, wann lernst du, die Tür hinter dir abzuschließen, wenn du im Bad bist!“. „Orrrrr! Weil der dann hinter der zu-en Türe schreit und Mami ruft! Ich kann so nicht! Ich möchte einmal in Ruhe im Bad sein! Ohne dass mir einer Spielzeug in die Wanne schmeißt, während ich drin liege oder ins Klo gucken will, während ich draufsitze! Oder mir blöde Verbesserungsvorschläge macht! Ja, das letzte ging an dich! Weißt du was, geh einfach! Geht doch einfach alle! Jetzt! Und viel Spaß im Büro!“.

Die Türe knallt, ohne Abschiedskuss.

8:00 Uhr

Irgendwie sind Kind und ich angezogen, einer der Beteiligten hat sogar geputzte Zähne und gefönte Haare, ach, scheiß doch drauf. Anziehen, Beutel zusammensammeln, alles zum Auto. Kackdrecksfrostplane runter, Kind rein, Nunni in Kind rein („Aber nur bis zum Kindergarten! Dann gibst du mir den sofort wieder!“), zurück ins Haus, weil Licht noch brennt, wieder ins Auto, wieder ins Haus, weil Zugangschip vergessen, zurück zum Auto.

8:15 Uhr

Etwas zu schnell rummse ich den Kombi aus der Einfahrt und war da eben ein knirschendes Geräusch zu hören? Raaaaatsch. So ein Morgen wie dieser könnte die Schramme am Auto rechts erklären, deren ursächliche Verantwortung ich erst kürzlich glaubwürdig von mir wies. Ach, scheiß doch drauf…

9:07 Uhr

…komme ich abgehetzt im Büro an, den Kindergartenrucksack in der Hand.

Lessons learned: Heute Abend gehe ich bereits geschminkt und komplett bekleidet ins Bett. Oder ich schlafe gleich im Auto.