Glossar für Nicht-Sachsen

Möglicherweise stoßen sie beim Lesen über das eine oder andere Fremdwort. Deutsch ist auch in Sachsen Amtssprache, allerdings schreibt sich die Autorin manchmal in Rage, wobei ihr das eine oder andere sächsische Wort aus der Tastatur flutscht. Quasi rausschwabbert. Nun, da können sie dann hier nachlesen zum besseren Verständnis. Sie können die Seite auch ausdrucken, auswendig lernen und beim nächsten Besuch in Dresden die Ortsansässigen mit einem freundlichen „Gugge ni so bleede!“ auf sächsisch begrüßen. Die werden sich freuen. Viel Erfolg!

Sächsisch Deutsch
nu ja
Hä? Sächsisches Universalfragewort; ersetzt alle gängigen Frageworte wie Wer, Wie, Was, Warum, Wohin. Kann auch als Kurzform für die gängige Frage: „Hasdu een Ratsch anner Dattel?“ verwendet werden.
loofn gehen
än Latsch …trägt man zum Loofn, gemeint ist also ein Schuh.
latschn Jemand, der zu bleede ist, de Boddn zu heben zum Loofn, der latscht!
Boddn Füße
„Bisdu ni reene?!“ „Ich bin diesbezüglich anderer Meinung als du.“
„Du hast wo ne Magge oder was?!“ „Lass uns diesen Aspekt bitte in seinem vollumfänglichen Kontext betrachten.“
meschugge/ blämmblämm Intellektuell eingeschränkt
Ei verbibbch …sagt in Dresden niemand mehr.
Nieselpriem Bedeutet Langweiler… und war der Spitzname meiner Oma Charlotte für mich. Sagt heute auch keiner mehr, auch nicht zu mir.
Im zweetn Stock In der zweiten Etage
Möftl Auto
Gaffee un Guchen …kann man mir zu jeder Tageszeit als Mahlzeit servieren.
Gaffeesaggse …Ist jemand, dem man zu jeder Tageszeit Gaffee un Guchen hinstellen kann. Und der aus Sachsen stammt.
Striezelmarkt Institution, bei der fischelante Dresdner Händler überteuerten Klimbim an schwäbische Hausfrauen verkaufen
fischelant umtriebig
„Isch gloobs glei!“ „Bis jetzt bin ich nicht überzeugt.“
Garlmargschdatt …nennt sich jetzt wohl Chemnitz und ist ein kleiner Vorort von Dresden.
De Preußn …gänn uns nisch leiden. Warum, weeß isch jetze ooch nisch ausm Goppe. Wegen ürschendeem Krieg wahrscheinlisch. Am Dialekt ganns ja nisch lieschn!
August der Starke Der bekannteste Sachse hat angeblich über 300 Kinder gezeugt. Alle sächsischen Männer stammen von ihm ab und sind grandiose Liebhaber, verbiegen Hufeisen und trinken literweise Radeberger Bier zum Frühstück.
gussln Tätigkeit, die meist den Auftakt zum Liebesspiel einläutet. Kann auch als Entschuldigung oder zum Trösten verwendet werden und ist international leicht verständlich. Im Kino stören die schmatzenden Geräusche ein wenig und beim Autofahren sollte sich diese Tätigkeit auch auf die auf der Rückbank befindlichen Personen beschränken.
ä Rungsn Dicke Scheibe frisches Brot, das, mit Schweineschmalz und Zwiebelwürfelchen bestrichen und einer Spreewälder Gewürzgurke serviert, dafür sorgt, dass die Autorin dieses Blogs beim Essen lauthals Geräusche von sich gibt, die einer Schmutzfilmvertonung stark ähneln.

48 Kommentare zu “Glossar für Nicht-Sachsen

  1. Mir ist neulich, nach 30 Jahren Leben in Meck-Pomm das schöne Wort biddeln (für die Leser außerhalb von Sachsen: bummeln) in den Sinn gekommen…das verdient es auch unbedingt hier mit aufgenommen zu werden 😄

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    • Mutschekiepchen?! Wichtig?! Oh Mann, nun bin ich so alt geworden, ohne jemals diesen wichtigen Begriff verwendet zu haben. Marco, hilf mir: Was heißt das und wo in Sachsens finstren Ecken sagt man sowas?!

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      • Ja, richtig ist aber das „Mot­sche­kieb­chen“ und wisst ihr was? Es steht sogar im Duden (also von duden und blasen keene Ahnung un dafon reischlig)

        als Wortart: Substantiv, Neutrum Gebrauch: ostmitteldeutsch

        und bedäuded nischt andores als „Marienkäfer“

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  2. Hey Nieselpriem!

    „Ham’mor ma die Glubbsch’n off gemachd? Es dud plumbn wie sau draußen. Da bleibsch lieber drin un didsch mei Renfdl Brod in Gaffee!“ 😀

    Herrlich! Ich hoffe, ich konnte ein paar schöne sächsische Worte beitragen!

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    • Basse ma off! In mein guhdn Bohngaffee ditscht keener sei Breedel, das sach isch dir! Da gannste glei Muggefugg nehm un ni den guhdn Rondo für achte fufftsch das halbe Fund. Weeste due… isch sache dir. Hier gehts los.

      Liebe Grüße 😉 Rike

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  3. …und wie stehst mit baddalchen? Kennt in meiner neuen Wohnumgebung (Thüringen) auch niemand. Und mein preußischer Mann hat sogar behauptet, das Wort gäbe es überhaupt nicht. Tss…. Und mein sächsischer Lehrmeister hat immer gesagt: Ihr seid zu bleede een Eimor Wosser umzugibben; ihr saufft den off!

    Ooch scheen…

    Sandra☺️

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    • Gudden Daach
      ..hab mich sehr amüsiert…
      Bin en thüringer Mädel- und kann alles verstehen.
      Mein Lieblingswort bleibt nach wie vor : fischelant. Mein Mann – aus Niedersachsen-
      versteht keen Wort. Sehr lustig!
      Liebe Grüße

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  4. „…, dass die Autorin dieses Blogs beim Essen lauthals Geräusche von sich gibt, die einer Schmutzfilmvertonung stark ähneln.“

    I brich nieder – wie man in diesem Teil von Österreich sagt, wenn man sich vor Lachen kaum halten kann :-D.

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  5. Ich liiiebe die Sachsen und das Sächseln und Dresden lieb ich ganz besonders – habe einige Zeit in Dresden gelebt und eine kleine Sehnsucht ist immer in meinem Herzen!!

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  6. Ich war noch garnicht fertig – also zum Frühstück ne Eierschegge und ne Fettbemme und dann noch ein Stück Stollen in den Blümschengaffee ditschen – das ist wahre Lebensart! –

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  7. Isch gomm aus Düringen und habe meinem Mann (er ist Schwabe) zum ersten Date ein selbstgebasteltes Wörterbuch mitgebracht… darin fanden sich wichtige Wörter wie: „Fliiieschor“, „Fiedschoe-Gassedde“oder „Nüschel“. Mutschekiepchen kenne ich übrigens auch – ist wohl eine süd-ostdeutsche Wortschöpfung – also… südlich von Dresden 😀

    Liebste Grüße und Danke für deinen schönen Blog!
    Anja

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  8. Aber Kamtz als VORORT von Dresden zu bezeichnen ist…naja, wie soll ich mich ausdrücken…UNFAIR, GEMEIN, ANMAßEND und überhaupt gar nicht wahr. Das musste mal gesagt werden. So. Würden wir den gleichen Dialekt sprechen, dann würde ich mich ja gar nicht aufregen. Aber Chemnitz und Dresden sind – bezogen auf den Dialekt – sehr weit voneinander entfernt. 😉

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  9. 😊perfekte Seite zum nachfragen. Und zwar komme ich auch aus Sachsen (Leipzig;)) und ich kenn mutschekipchen. Wohne nun aber schon seit meinem 9 Geburtstag im Süden Deutschlands. Nun heirate ich und ich würde gerne von euch wissen was heißt „damit du Bescheid weißt“ auf sächsisch??:-D haben einen kleinen Zeitplan und machen den „zweisprachig“ haha
    Damidde beschaid wehsd???
    Auf alemannisch heißt es
    Das de bscheid weisch

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  10. Zum Frühstügg ne eiorschägge wär nischt für mich, da duhch nur bissl rumbiggorn beim Gaffee. Also wer rumbiggorn gennt sollte sich villaischt ma meldn.
    Ralli aus dräsdn-blauen. Abor nu schonn lange im Wesdn.

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  11. Ich kann bestätigen: „Mutschekiebschn“ gibt es in Dresden nicht, wohl aber im Erzgebirge und der vorderen Lausitz. Und „sabben“ gibt es in Dresden auch nicht. Ich kenne es von etwa Chemnitz – Zwickau. Früher konnte man „durch de Mulle sabben“, wenn die Mulde Niedrigwasser hatte.
    Danke für den lustigen Blog – Isch wär bleede – säggssch wird salonfähsch!

    Gästen versuche ich manchmal beizubringen „Säggssch is ne düchtsch budzsche Sproche!“
    Probiert es mal aus.

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  12. Kann mir jemand helfen? Wir schreibt man auf sächsisch „nicht in die Blumen“ – nüsch in de Blum, everbibsch???
    Mein Vater sagte das immer zu meinem Sohn im Garten, das er mit dem Ball nicht in seine Beete schiessen soll. Jetzt will mein Sohn als Erinnerung den persönlichen Spruch an Opa, auf seine Rose als Trauerspruch schreiben… 😪 Vielen Dank, wäre Euch sehr dankbar!

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    • „Eiforbibbsch“ wurde zum „bedrohten Wort des Jahres“ erkoren und lässt sich nicht wortwörtlich übersetzen. Vielmehr handelt es sich um einen ursächsischen Ausdruck des Erstaunens, der heute kaum noch im Alltag verwendet wird.
      Also „Nich in de Blum, eiforbibbsch“ wenn er das so gesagt hat. Zu nicht, sagt man nich.
      Vieles in der Sprache ist einfach das kurze noch kürzer zu machen, in dem man Buchstaben weglässt oder zwei Wörter zu einem kürzt. Newahr?

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