Shoppingfreuden

Ich muss euch was erzählen! Also gestern, echt jetzt… aber wartet, ich hole noch ein wenig aus.

Das pubertäre Langbein brauchte Winterschuhe. Prinzipiell kommen kleidertechnische Bedarfe ja nie aus seinem eigenen Erleben, sondern mir drängen sich optisch halb aus Ärmeln ragende Gliedmaßen und rucke-di-gu-Blut-ist-im-Schuh halb eingerollte Zehen in zu kleinen Latschen auf.

Das Haus verlassen um Klamotten einzukaufen-wäh?! Dem unterausgestatteten Familienmitglied stand die Begeisterung über diesen Vorschlag ins Gesicht geschrieben!

(via giphy)

Also gut. Der Mann kaufte ein. Beim großen A. Und ey, guck mal! Fett gefütterte Winterschuhe für nur siebenundzwanzig Glocken! Ja, das hast du fein gemacht, danke schön. Ach warte, Lieferzeit ist wie lang? Zehn Wochen?!

Wir spulen vor – letzte Woche kamen dann die Schnäppchenschuhe an. Nun ja, leider in der falschen Größe! Also richtig falsch, nicht nur einen Zentimeter zu groß oder so. Und noch blödererererweise hatten wir versehentlich bei einem asiatischen Händler bestellt! Heißt, Rückversand der siebenundzwanzig-Euro-Bodden kostet uns sechzig Euro Porto – na, da scheiß doch die Wand an! Ich muss aber lobenswert erwähnen, dass der chinesische Händler mit Hilfe von google translator eine sehr freundliche eMail in deutsch verfasst hatte und uns eine kostenlose Größe zugesichert hat – sollten wir die nicht passenden Schuhe über den Teich zurücksenden und nochmals zehn Wochen warten können…

Ich entschied: Wir würden zu Deichmann gehen und Schluss. Alle maulten, einer fragte: „Wer ist der Deichmann?!“. Jener schmiss sich dann auch vorort begeistert die Latschen von den Füßen, probierte sich enthusiastisch durch alle Schuhe, an die er rankam mit den kurzen Ärmchen, um dann stilsicher seine Wahl zu treffen:

Der Kleinste ließ sich die Smiley-Latschen partout nicht mehr ausreden und flitzte giggelnd durch den Laden, während die Handaufzuchten der anderen Leute brav vor dem Deichmann-Kinderfernseher saßen und Käptn Balu konsumierten. Und ich schämte mich. Typisch.

Ich gesellte mich zu den maulenden Männern am Schuhregal. Der eine motzte, er bräuchte überhaupt keine Schuhe und der andere lamentierte über die unmögliche Vorauswahl, die ich getroffen hatte. Damit zeigte er auf die schicken, neonfarbenen Boots, die ich für das fußfrierende Familienmitglied rangeschafft hatte. Nein, also das ginge gar nicht! Und so brachte der Mann zu meinem Entsetzen lauter kackbraune Seniorenmodelle an und ich frotzelte schon, ich könnte auch bei der Gesundheitsschuhabteilung nach Bubi´s Größe suchen. Keiner lachte.

Ach doch! Die Verkäuferin gesellte sich zu mir und lobte meine Männer überschwenglich (die bemerkten den süffisanten Unterton nicht; ich schon). Wir zwei witzelten zusammen und sie erzählte, ihr Mann würde bei Karstadt schon von der Rolltreppe aus rufen, er hätte alles überblickt und es gäbe nichts, das ihm gefallen würde und sie könnten sofort wieder umkehren! Und ich erinnerte mich daran, als mein Mann ein Beinkleid brauchte und ich hochschwanger stundenlang vor der Kabine hockte, während er sich von zwei Verkäuferinnen fünfzehn Hosen bringen ließ, sich nicht entscheiden konnte und mich dann so Sachen fragte wie, ob die Taschen von Hose fünf oder Hose acht besser waren, aber der Schnitt dann vielleicht von Hose elf? Am Ende entschied er sich für genau keine einzige Hose, weil er sich von mir total unter Druck gesetzt gefühlt hat!

Dann… Moment! Wo ist eigentlich der mit den Smiley-Schuhen?!

Kurzer Rundum-Blick: Nichts. Der Mann arbeitete sich von der Mitte des Ladens nach hinten durch, ich in Richtung Ausgang. Als ich mich am Ausgang umdrehte, sah ich am Ende des Ladens den Mann die Hände heben. Der Blondino war verlustig!

Ich hetzte ein wenig panisch aus dem Laden und rannte in dem Einkaufszentrum rum, da – und ich schwöre, nichts bedaure ich im Moment mehr als den Umstand, dass ich euch von der nachfolgenden Szenerie weder Bild- noch Videomaterial bieten kann – stolzierte der kleine Kerl um die Ecke und kam seelenruhig auf mich zu. An den Füßen die Smiley-Hausschuhe und in der linken Hand, nach oben gereckt, eine flache riesige Kiste, die fast so groß war wie er selbst.

„WO! WARST! DU!“, fragte ich leicht (!) hysterisch. „Ich war einkaufen.“, teilte das Kind völlig entspannt mit und reckte die Kiste mit der Märklin-Eisenbahn in die Höhe. „Oh mein Gott, wo hast du das her?!“. „Ich war einkaufen!“, wiederholte das Kind. Es folgten dann noch diverse Fragetechniken, um rauszubekommen, wo genau.  Und weitere Überredungskünste, um dem Kind klar zu machen, dass das so aber nicht ginge. „Das ist MEINE Eisenbahn! Die habe ICH eingekauft!“.

Ich nahm den „Einkäufer“mit den Smiley-Hausschuhen an den Füßen an die eine Hand, die Eisenbahn in die andere und steuerte auf gut Glück das Spielzeuggeschäft an. An der Kasse stand eine aufgeregte Kassiererin und zeigte bereits vor unserem Eintreffen mit dem Finger in unsere Richtung. „Sie! Die Eisenbahn ist aber noch nicht bezahlt!“, setzte sie mich in Kenntnis. Ich erklärte, dass mir dies durchaus klar sei, da ich gewöhnlicherweise den Vierjährigen nicht mit einem Sack voll Geld alleine zum Einkaufen schicken würde und dass wir hiermit von jeglicher Kaufabsicht zurücktreten würden und bitte sehr, da ist die Eisenbahn wieder!

Und nun schnell fort, wer weiß, ob ich sonst noch belangt werde…

Am Ende haben wir drei Paar Schuhe für den Bubi gekauft, achtzig Euro bezahlt und damit das Internet blass aussehen lassen. Was den Entertainment-Faktor angeht sowieso! Und die hatten da diese Aktion, kaufe zwei Paar und das zweite kostet nur die Hälfte, kaufe drei Paar und eines ist gratis! Ich kam gar nicht hinterher. Aber kurz vorm Verschwinden raunte mir die Verkäuferin noch zu, beim Kauf von fünfzehn Paar Schuhen bekäme ich fünf Paar gratis! Das habe ich allerdings genau verstanden und muss da morgen noch mal hin. Allein!

Bei fünfzehn Paar Schuhen fallen auch Smiley-Hausschuhe für alle ab. Bestimmt!

 

 

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7 Kommentare zu “Shoppingfreuden

  1. Ach endlich wieder Geschichten von der Aufzucht der kleinen…zählt das mit der Eisenbahn nicht zu Mundraub?! Ich mein..er hat sie „ehrlich“ geklaut! Das ist dich dann okay oder?!

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