Sauberkeitserziehung

Der Blondino hat mir heute Morgen mal wieder auf den Wohnzimmerteppich gekackt. Nein, hingeschissen hat er. Und zwar fulminant!

Jegliche Versuche, ihn bisher irgendwie windelfrei zu bekommen, endeten binnen weniger Minuten in einer Sauerei. Er kackt in den Schuppen und der Bärtige latscht barfuß rein. Er kackt mir in die Küche und mein Verstand weigert sich, „braune Wurst auf Teppich“ zu einem sinnvollen Bild zusammenzufügen. Er pinkelt los, sobald er weder Windel trägt noch auf dem Topf sitzt.

Freiheit! Juhu! Schnell mal entleeren. So macht er das.

Das unsaubere Kind wird im September drei Jahre alt und die Kitatanten haben mich liebevoll darauf hingewiesen, dass sie dann schon die neuen Kleinen haben werden und keine Zeit, die Großen so sehr zu bemuttern, wie sie es im vergangenen Jahr konnten. Meint neben selbstständigem Anziehen eben auch das „Geschäft“.

Nun ja, wir bemühen uns. Also ich.IMG_2227 (1)

Ich kenne die Crux schon vom Großkind. Damals, kurz vorm dritten Geburtstag, schimpften die alten DDR-Erzieher, so ein Ferkel käme nicht zu den Kindergartenkindern! Und ich mühte mich. Public pissing, bunte Kinderklobrillen, allein es brachte gar nichts! Das Kind spielte gedankenverloren mit seinen Kackwürsten in der Badewanne, freute sich über gefundene Hundewürstel im Park und schien rein gar nichts dagegen zu haben, sich in die Hose zu machen. Eklig fanden nur wir Großen das. Er überhaupt nicht!

Eine Woche vorm dritten Geburtstag war es auf einmal vorbei. Zack! Von einem Tag auf den anderen hatte er beschlossen, dass er ab jetzt auf das Klo gehen werde wie wir. Ohne Kinderbrille, ohne Topf oder sonstige kindgerechten Umwege. Ein Bänkchen davor zum Hochklettern und ab ging die Lucie. Ich kann mich auch an keine nennenswerten Unfälle danach erinnern. Er hatte einfach für sich beschlossen, dass er nun diesen Schritt gehen kann und das wars.

Aus diesem Grund bin ich eigentlich entspannt, was das Kleinkind angeht. Er liest gern auf dem Topf und wenn es unbequem wird, steht er eben auf und pinkelt auf irgendeinen Teppich. Mal sehn, wie lange noch. Ich persönlich kenne ja keinen, der nach der Einschulung noch Windeln trug. Who cares.

Zugegeben, es kostet wieder einiges an Überwindung, die Türen offen zu lassen und sich beim Abführen nicht nur zuschauen, sondern auch die Beine spreizen zu lassen um die Qualität des Geschäfts beurteilen zu lassen. „Mama fein gemacht!“. Na bitte, gerne doch.

Wenn ich mir überlege, was ich diesbezüglich schon erlebt habe mit den Jungs… Ich wurde vollgekackt, mir wurde im hohen Bogen ins Gesicht gepieselt, ich wurde auf jede erdenkliche Art angekübelt und habe alle möglichen Körperausscheidungen in allen Farben und aus allen denkbaren Räumen und Textilien weggeputzt in den vergangenen Jahren.

Und während ich meinen Gedanken nachhänge und mit dem Fingernagel einen angetrockneten fetten grün-grauen Popel von der Kinderzimmertür kratze, denke ich, „Sauberkeitserziehung“ bedeutet doch nur, dass uns Eltern während dieser Zeit jeglicher verbliebener Rest-Ekel sauber aberzogen wird. Oder?

(Und wohin jetzt mit dem Popel?!)

🙂

 

24 Kommentare zu “Sauberkeitserziehung

  1. Liebe Nieselpriem,
    lass Dich bloß nicht von den Erziehern stressen!Klar wäre es „bequem“, wenn alle älteren Kinder „sauber“sind, wenn neue Kleine dazu kommen. Aber das ist ihr Job! So wie es auch unserer ist, die „Scheiße“(oder auch andere Hinterlassenschaften)wegzumachen. So ist das nun mal, wenn man mit kleinen Kindern arbeitet. Bei den einen klappts eher, bei den anderen dauert es eben noch ein bisschen.
    Meine Kleine war schon mit zweieinhalb tagsüber sauber, trägt jetzt mit dreieinhalb nachts immer noch eine Windel.
    Besser, als mir das Bett vollzupullern…Und beide Kinder ließen sich bei der letzten Magen-Darm-Grippe noch überreden, vorsichtshalber eine Windel umzumachen(falls der Weg zum Klo doch zu lang wird). Was bei den Kindern, denen man die Windel wirklich leidig macht, bestimmt nicht so funktioniert!
    Hat alles seine Vor-und Nachteile. Ich würde aber auch nicht drauf drängen; denn wie Du es bei Deinem Großen schon erlebt hast:irgendwann kommt es von alleine.
    Trägt der Blondino denn noch Windel, oder mag er DIE auch nicht mehr?Dann wird es ja echt schwierig…

    LG Silke

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  2. Die Schwiegermutter meiner Schwiegermutter war auch so ein Kaliber. Die wollte auch unbedingt, dass der große Bruder meines Mannes ab sofort ohne Windel klar kommt. Das habe sie damals ja schließlich auch schnell hingekriegt bei ihrem Sohn. Die Folge war, dass mein Schwiegervater nachts in einen riesen Haufen in der Ferienwohnung hinein getreten ist. Und auch mein Schwager ist mittlerweile trocken und trägt keine Windel mehr. Wer hätte das gedacht.

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  3. U was wollen die Kita-Tanten jetzt von dir? Ich weiß nicht genau, wie lange der Blondolino jeden Tag dort ist, aber bei meinen Kids ist doch schon ein Großteil des Tages. Von daher sehe ich es schon so: Wenn die Erzieher (!) wollen, dass das Kind windelfrei wird, dann ist das auch deren (Mit-)Aufgabe, dafür zu sorgen, dass es klappt.

    Hier im tiefsten Westen is das ja eher so, dass man dann als Elternteil die Erzieher dazu animiert, auch mal die Windel Weg zu lassen…

    Tschakaaa, wird schon :o)
    Alles Liebe
    Nadine

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    • Liebe Nadine, ich befürchte, ich bin missverstanden worden 😦 sie sind allerliebst, die Kindergarten-Prinzessinnen, ehrlich! Es wäre halt schön, er würde es im Zuge mit allen anderen „Großen“ schaffen, zu den Klogängern zu gehören. Bekommen tut er aber auch dort alle Zeit, die er braucht. Wir haben da echt Glück. Kein Vergleich zu dem Kindergarten des Großkindes damals… siehe oben.

      Sonnige Grüße, Rike

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  4. wenn mir jemand sagen würde, dass die Windel vom Kleinen langsam weg soll, würde ich bestätigend und vehement nicken und nix machen.

    Lolli? (Original-verschweißt!)

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  5. Wir hatten da auch mal so eine Blondina (Wenn ich den Namen mal kurz ausleihen und anpassen darf.). Allerdings kein Kind, sondern eine crèmefarbene Maine Coon. Die kam extra von draußen rein, um uns in den Flur, das Bad oder auf den Teppich direkt vor die Füße zu pissen – oder auch handfesteres zu hinterlassen. Von Anfang an. Seit dem ersten Tag, schon als 3 Monate alter Welpe. Als wir sie vom Züchter abholten, roch sie nach Parfum. Jetzt wissen wir warum. Sie hatte von Geburt an ein Sauberkeitsproblem und die Züchter ’ne Klatsche. Acht Jahre haben wir mit allen möglichen Mitteln versucht, diese Katze stubenrein zu kriegen. Noch nie hatten wir solche Probleme mit einer Katze gehabt. 20 Jahre Katzenerfahrung und dann sowas. Manchmal ging sie aufs Katzenklo, aber meistens nicht. Sie konnte raus, wann sie wollte. Wir haben nur Freigänger-Katzen. Trotzdem pinkelte sie vor die Küchentür und wollte dann erst raus.
    Nachts lief sie dann ganz aus. Manchmal kam ich morgens aus dem Schlafzimmer und konnte nicht durch den Flur gehen, weil sie so geschickt fünf Seen hinterlassen hat, dass sich diese in den Fliesenfugen auf 3-4 qm ausgebreitet hat. Zeitweise standen 4 Klos in der Wohnung verteilt herum. Natürlich alle unbenutzt. Abends legte ich immer den ganzen Flur mit Klopapier aus, um das gröbste aufzufangen. Schrubbte mehrmals wöchentlich zusätzlich mit purem Essig die Fliesen und das Laminat, um den Geruch und die Bakterien rauszukriegen. Habe Homöopathie und viele andere Sachen ausprobiert. Bei einer Tierspsycholgin haben wir dann die Grenze gezogen. Natürlich bin ich regelmäßig ausgeflippt und hätte die Katze dann am liebsten an die Wand geklatscht, wenn sie sich selbst dabei eingesaut hat und wir sie wieder baden und föhnen mussten.
    Acht Jahre lang haben wir mit ihr durchgehalten – bis sie so krank war, dass wir sie einschläfern lassen mussten. Verantwortungsgefühl und Liebe meinen Tieren gegenüber und so. Ich war dananch, was das Pissen anging, echt erleichtert.
    Trotzdem ist mir immer noch meine Ekelgrenze erhalten geblieben. Ich bin mir nicht sicher, ob mir das mit einem Kind anders gehen würde. Kacke bleibt eben Kacke. Ich überwinde mich und putze sie weg. Aber herzhaft würgen muss ich dennoch.

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  6. Ach, danke für diesen herrlichen Beitrag. Ich habe mich köstlich amüsiert. Unsere beiden sind jetzt 2,5 Jahre alt und das Problem kommt mir sehr sehr bekannt vor. Ab September sollen sie in die Kita und jeder meint, dass es besser ist, dass sie bis dahin trocken sein sollten. Nunja, aktuell glaube ich nicht, dass sie es bis dahin schaffen, aber wir versuchen unser Bestmögliches, den Stuhlgang bis dahin vom Teppich zu entfernen.
    Liebe Grüße
    Sven
    http://svellby.de/

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  7. Also meine Blondina (jetzt 10 J) hat mit knapp 2 Jahren in der Krippe windelfrei vom Topf weg durch den Gruppenraum 5 Monsterlörpel fallen lassen. „Die waren wie Gummi Frau D., voll cool. Wir haben das mal fotografiert.“ Tiefenentspannte Erzieherinnen mit Humor.

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  8. oooookay. Badewanne ist also definitiv nicht so schlimm. (Obwohl ich verblüfft war, dass sich das Plaste innerhalb von einer Minute verfärbt. Was hat das Kind in seinem Verdauungstrakt?)

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  9. Wahahaha, ich lach mich weg! Sehr schöner Text. Bei uns war es nicht annährend so schlimm, aber dieses Töpfchen-Gefummel reicht mir auch schon. Vor allem, wenn das Kind den Inhalt dann selber entsorgen will und noch nicht so gut zielt. Hatte ich letztens auch drüber geschrieben, es musste einfach raus.
    Schön auch, wenn man so einen Kinder-Aufsatz kauft und das Kind es schafft, so dagegen zu pinkeln, dass die Pischi im hohen Bogen durch das ganze Bad fontänt.
    Ach.

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  10. Ich schüttel ja immer mitm Kopp wenn die Nachbarinnen von Ihren trockenen 1,5 Jährigen stolz berichten. Antrainiert durch die Tagesmutter! *augenroll*
    Meine Große hat mit 3 beschlossen das sie keine Windel mehr will. Einfach so! Bevor ich mir überhaupt Gedanken gemacht habe. Da war ich ja schon´n büsschen enttäuscht.
    Der Mittlere hat aus Faulheit bis 5 Jahre gebraucht. Na und?
    Und die Kleene … ganz ehrlich … ich weiß es nicht mehr … 😉

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  13. Ich habs beim Mittagessen gelesen… und es hat trotzdem geschmeckt 😀 und das obwohl ich keine Kinder hab. Ich hab wohl nen echt ekligen Humor 🙂 …ne Katze hab ich, da kommt auch schon mal ein kleines Malheur vor, komischerweise finde ich das nicht halb so eklig wie wenn ein erwachsener (!) Kollege seine Bremsstreifen im Klo lässt.
    So. Ich wäre also bereit für Kinder… es darf also der passende Mann jetzt bitte ums Eck kommen 😀 😀 😀
    Grüßle
    Claudi

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