Liebe im Wandel

Babies sind toll! Das weiß jeder. Und die Blogs und Magazine sind voll von Babies. Haltung, Förderung, Ernährung, Glückseligkeit. Alles ist wichtig, wird beleuchtet.

Und Kleinkinder sind toll! Sie lernen jeden Tag ein bisschen mehr und, hach, die Brust platzt einem als Mutter fast vor Stolz, wenn das eigene Fortpflänzchen auf einmal etwas ganz Großartiges geschafft hat. Und auch darüber kann man viel lesen. Auf Blogs zum Beispiel. Oder in Magazinen. Während dieser Zeit ist man Teil einer starken Peergroup. Und das ist schön! Es gibt ständig Austausch über Entwicklungsschritte. Wie ist das bei euch? Was kann eures schon?

Schulkinder sind dann schon „die Großen“. Gelegentlich wird noch über Schulprobleme, Hochbegabung und dergleichen geschrieben. Oder sie werden in ihrer Rolle als große Schwester und großer Bruder beschrieben.

Sind die Kinder dann zwölf, dreizehn, ist Schluss. Schluss mit lustig, Schluss mit der Berichterstattung. Peergroup Fehlanzeige. Stattdessen Pubertät. Willkommen in der Elternhölle!

Pubertät ist furchtbar.

Pubertät ist das allerschlimmste, da ist sich jeder sicher! Besonders Leute, die selbst noch keine pubertierenden Kinder haben, wissen das ganz genau und sagen zum Beispiel auf laut geäußerten späten Kinderwunsch Sachen wie: „Jetzt noch ein Kind? Nein danke. Also ich will mit sechzig keine Pubertät mehr mitmachen müssen!“. Wovon sprechen die dann genau? Von der Erinnerung an die eigene Pubertät? Oder von Erzählungen anderer?

Jetzt ist es ja so, dass man da in mir einen Gesprächspartner hat, dem nicht nur genau das bevorsteht, sondern der auch jetzt schon mit dem ersten Fortpflänzchen mittendrin ist. Entsprechend bockig reagiere ich auf derlei phrasenhafte Verallgemeinerung. Es gibt doch nicht „die“ Pubertät!

Pubertät ist individuell.

Maulen, Motzen, aufmüpfiges Verhalten ab circa dem neunten Geburtstag kann günstigerweise mit vorpubertärem Verhalten gelabelt werden. Ab dem zwölften Geburtstag dann hat man für alles eine Generalentschuldigung: Die Pubertät! Schön einfach, oder?

Pubertät ist ne super Entschuldigung für unmögliches Verhalten.

Wobei, einfach ist wohl nichts an dieser Zeit.

Ich könnte jede Woche das Blöggel füllen mit Erlebnissen mit dem Großen, meinen Gefühlen für ihn. Warum liest man dann so selten über das Leben mit Jugendlichen? Für mich ist es so, dass ich schon wahrnehme, dass mein Sohn eine Persönlichkeit ist. Noch dazu eine mit Netzpräsenz. Und mir ist vollkommen klar, dass es ihm nicht gefallen würde, über sich zu lesen. Bilder von sich zu sehen, auf denen er erkannt würde.

(Ich mache mir über dieses Phänomen schon seit längerem Gedanken, genaugenommen seit die  Diskussion über Kinderfotos im Netz entstand und ich für meinen Teil muss mir eingestehen, ja, es fällt mir sehr leicht, über mein Baby zu schreiben und es Teil dieser Geschichten in dem Blog werden zu lassen. Wenn ich darüber nachdenke habe ich stets den Eindruck, ich schade ihm nicht. Und auch was Fotos von dem Kleinsten anbelangt: He! Er sieht doch jede Woche anders aus! Und dennoch überlege ich mir oft, inwieweit das als übergrifflich gewertet werden könnte. Hm. Darüber nachzudenken ist sicher in keinem Fall verschwendete Zeit.)

Wenn ich bislang über den Großen schrieb, dann hauptsächlich über das Leben mit einem Kind, das aufgrund seiner Persönlichkeitsstruktur „besonders“ ist.

Besonders ist auch die Pubertät.

Mein Sohn wird sechzehn in diesem Jahr. Wenn ich neben ihm sitze und seine langen Arme ansehe, auf denen sich schon Sehnen abzeichnen, aufblicke in sein Gesicht, das eine Haupteslänge über meinem ist, dann ist das mit einem verblüfften Staunen verbunden.  Ein junger Mann mit tiefer Stimme, der so gar nichts mit dem Baby und Kleinkind von einst gemein hat. Der zum Teil gefestigte Standpunkte vertritt, der eine eigene Körperhaltung ausgeprägt hat und schon als Persönlichkeit wahrgenommen werden muss. Das ist seltsam! Ehrlich.

Ich habe viele Jahre in ständiger Sorge um diesen Jungen gelebt und habe wirklich geglaubt, ich würde niemals nie aufhören (aufhören können) ihn zu bemuttern, zu beschützen, meine Flügel schützend um ihn zu legen. Irgendwie richtet das die Natur dann doch so ein, dass die Kinder Signale geben und dass das dann ganz langsam passiert. Dieses Loslassen. Wirklich immer!

Es gibt keine körperlichen Liebesbezeugungen zwischen uns und nehme ich ihn einfach beim Kopf und drücke ihn, macht er sich steif und schüttelt mich ab wie ein Insekt. Und dennoch sind wir zwei nach wie vor in Liebe verbunden. Das wird in anderen Situationen deutlich: Wenn wir streiten und ich ihm erkläre, wie verletzt ich bin, weil ich das Gefühl habe, er respektiere mich nicht. Dann bekommt sein Blick etwas Dunkles und er versichert mir, dass das nicht so sei! Auf keinen Fall! Und wie gut er sich fühlt, wenn ich ihn lobe, weil er mir bei irgendwas geholfen hat. Wenn ich ihn sehe, wie liebevoll und fürsorglich und geduldig er mit seinem kleinen Bruder umgeht. Mit wieviel Mühe er Geschenke für unsere Geburtstage auswählt. Und wir für den seinen. Wenn ich mich manchmal morgens auf die Kante seines Bettes setze um ihn zu begrüßen und er dann doch die Hand nach mir ausstreckt… wie früher.

Gemeinsame Unternehmungen gehen jetzt immer von mir aus. Möchte ich mit meinem Sohn etwas unternehmen, muss ich mir Gedanken machen. Frage ich ihn dann, ob er mit mir einen Einkaufsbummel/ Kinobesuch/ irgendwas machen will, kommt häufig ein gelangweiltes Schulterzucken als Antwort. Gefolgt von: „Können wir mal machen.“. Reagiere ich dann gekränkt, versaue ich uns beiden den Spaß. Denn wenn wir dann wirklich mal losgehen (dazwischen kommt noch mindestens einmal „Heute nicht. Hab keen Bock!“), dann ist es schön. Und vertraut. Und es kommen gute Gespräche in Gang. Und ich spüre, wie nah wir uns noch sind.

Pubertät ist wie eine stürmische See.

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Dazwischen auch immer wieder Nervenaufreibendes. Ich habe vor gar nicht langer Zeit mal zu ihm gesagt: „Ich liebe dich wirklich sehr, aber im Moment kann ich dich einfach nicht leiden!“. Es hat ihn nicht geschockt, vermutlich fühlt er ähnlich…

Wir haben so viele Kämpfe durchfochten die letzten Jahre, dass mir die aktuelle Zeit wunderbar entspannt vorkommt. Es hat gedauert, Regeln für diese Familie zu etablieren und vor allem, weil der Sohn oft das Gefühl hatte, nur er müsse sich an diese Regeln halten! Da zeigte sich, dass Pubertät eben auch Prozessveränderung bedeutet. Rückwirkend ist ein festes Regelkonstrukt für uns hilfreich gewesen, da es uns ermöglichte, an explizit benennbaren Stellschrauben (zB. Pflichten im Haushalt/ Schlafenszeit/ Mediennutzungsdauer/ Taschengeld) zu drehen und damit unserem Jugendlichen das Gefühl zu geben, seine Freiheiten wüchsen mit wachsendem Alter messbar. Damit will ich um Gottes Willen nicht den Anschein erwecken, ich hätte Ahnung von solchen Dingen. Das läuft hier wie anderswo nur nach der trial-and-error-Methode.

Pubertät ist anstrengend.

Für den Jugendlichen in erster Linie. Die Hormone spielen verrückt und alles steht Kopf. Wohin will ich? Was will ich? Wen? Verrückte Fragen schwirren einem auf einmal im Kopf rum und das eigene Spiegelbild verändert sich. Nicht immer gefällt dem Jugendlichen, was er dort sieht. Dazu kommen irre Wachstumsschübe. Auf einmal wachsen bei Jungen zum Beispiel Arme und Beine sprunghaft und der junge Mensch sieht aus wie ein Schlaks, dem die Tentakel ständig im Weg sind. Dann wachsen die Finger und Zehen sprunghaft und du sitzt auf einmal am Abendbrottisch neben einem Wesen halb Mensch, halb Lurch. Dann brauchst du einen Dispokredit, weil zusätzlich zum normalen Familieneinkauf palettenweise Joghurt und säckeweise Schnitzel rangeschafft werden müssen. Zusätzlich zu Großpackungen an Keksen und Softdrinks und Süßkram. Und trotzdem wiegt der Schlaks vielleicht nur fünfundvierzig Kilo bei einem Meter siebzig Körperhöhe und du denkst, scheiße, wie krieg ich den bloß satt? Und auch der Gedanke kommt dir: Gotte sei Dank haben wir zwei Bäder! Während ich aus Erzählungen Jugendliche kenne, die mit dreckigen Fingernägeln und fettigen Haaren das Haus verlassen, haben wir ein sehr reinliches Exemplar. Was prinzipiell gut ist, aber Geduld erfordert! Also von allen anderen Familienmitgliedern. Zweimal täglich eine Stunde sind minimale Badzeiten. Währenddessen ist die Tür verschlossen und die Musik laut. Du kommst hier net rein! Also wirklich nicht. Nicht mal im Notfall. (Merke: Zwei Bäder sind wichtig. Notfalls Dixie-Klo organisieren.).

Pubertät ist also auch für Eltern anstrengend. Diese ganze Abnabelei ist wichtig, keine Frage, aber das ist auch schmerzhaft. So eine Familie ist ja ein geschlossenes System und wenn sich jemand in diesem System ändert, ruckelt alles. Das ist logisch. Und dann kann man versuchen, an alten Gesetzmäßigkeiten festzuhalten und das System im alten Modus wieder zum Laufen zu bringen. Kann man versuchen. Vielleicht klappts ne Weile. Oder das System blockiert völlig. Oder aber alle anderen verändern sich auch ein bisschen mit.

Pubertät ist die Zeit sich zu verändern und neu kennenzulernen.

Und das tut unter Umständen weh. Mensch, war doch alles so schön! Warum kann es nicht so bleiben? Darum! Weil Leben Veränderung bedeutet.

Ich habe mal bei Jesper Juul einen Slogan gelesen im Zusammenhang mit der Pubertät: „Von der Erziehung zur Beziehung“. Und da ich ja keine Erziehungsratgeber lese, hab ich mir auch nur diesen Slogan gemerkt. Treffenderweise sagt der eigentlich auch alles aus. Es ist unsinnig, einem Sechzehnjährigen irgendwas einbläuen zu wollen. Man muss anfangen, auf Augenhöhe zu gehen und ja, auch verhandeln. Seine eigenen Muster zu hinterfragen. Warum ist mir dies und das so wichtig und ist es das wirklich oder geht’s vielleicht um etwas ganz anderes? Wenn man sich darauf einlassen kann und sich auch selbst hinterfragt, kann das gut laufen. Spaß macht das nicht. Beziehungsarbeit macht in keiner Partnerschaft wirklich Spaß, sonst würde es ja Beziehungsspaß heißen! Und warum? Weil der erwachsenen Mensch (ich) ja eigentlich gern an Altbewährtem festhält und ungern Kontrolle abgibt.

Hilfreich war auch mal das Statement eines Mannes, der mit Jugendlichen arbeitet und der mir erklärte, von seinem Standpunkt aus betrachtet gibt es nur eine Sache, die ein Jugendlicher muss: Regelmäßig die Schule besuchen. Das ist sein Job. Das muss er. Alles andere sei nebensächlich. Gewagte These, aber dennoch hilfreich, wenn man vor lauter „Problemen“ nicht mehr Wald von Baum und Borke unterscheiden kann.HPIM1972

Kleine Kinder, kleine Sorgen. Große Kinder, große Sorgen. Da ist was dran. Während ich mein Kleinstes mit jeder Faser meines Seins genieße und wirklich nur im Hier und Jetzt lebe, kreisen meine Gedanken an den Großen immer mehr um die Zukunft. Und fast ausschließlich sind sie mit Sorgen, Bedenken und Ängsten behaftet. Meinen Ängsten, wohlgemerkt! Wie geht das mit der Schule weiter? Wie wird ihn die Liebe finden und wird sie große Schmerzen im Gepäck haben? Welche Erfahrungen wird er mit Drogen und Alkohol machen und wie geht das für ihn aus? Wird er Gewalterfahrung machen müssen und kann ich ihn irgendwie davor beschützen? Also vor allem? Für zehn Jahre einschließen vielleicht? Und würde ich es denn noch zehn Jahre mit diesem komplexen, anspruchsvollen, streitbaren Menschen in einem Haus aushalten?

Pubertät ist die Zeit der ambivalenten Gefühle.

Auf allen Seiten.

Es ist nach wie vor eine zärtliche Liebe in meinem Herzen. Eine Liebe, die in den letzten sechzehn Jahren einem steten Wandel unterzogen war, und dennoch lichterloh brennt. Aber mittlerweile eben anders. Ich spüre die unsichtbare Nabelschnur zwischen uns nicht mehr so stark pulsieren. Ich kann zulassen, dass andere Menschen wichtig sind in seinem Leben. Dass die Meinung anderer Leute manchmal wichtiger ist als meine. Öfter sogar.

Dass ich mehr für diese Beziehung tun muss als früher. Und vielleicht auch für die nächsten Jahre. Dass ich Angebote machen muss, dass ich auf ihn zugehen muss. Immer wieder. Auch wenn er mich anbellt, er wölle jetzt nicht reden. Gesprächsbereit bleiben. Nähe – Distanz. Den Wunsch nach beidem respektieren.

Und schlussendlich dem Bärtigen zuprosten! Denn so schlecht haben wir das die letzten Jahre wohl nicht gemacht. Jetzt zeigt sich, welche Werte und Normen in ihm verankert sind und meistens – immer öfter – gefällt mir gut, was ich sehe! Ein höflicher, sympathischer junger Mann, der ein gutes Herz hat und ein Gefühl entwickelt für seine Umwelt. Und wenn mir jemand vor fünf Jahren gesagt hätte, dass ich das heute über ihn schreiben würde, hätte ich mich sehr gefreut.

Pubertät ist die beste Zeit, sich täglich einzureden: Es ist alles nur ne Phase!

HPIM1971

39 Kommentare zu “Liebe im Wandel

  1. Sagte gestern Abend noch zu meiner zweitältesten Pubertierenden hier: „Es gibt so’n Buch, das heißt „Von der Kunst einen Kaktus zu umarmen“ – ich glaub, das hammse für dich geschrieben.“

    Sie wirft aber gerade ein, dass der Vergleich Kaktus/Pubertier unglücklich sei, denn schließlich sei ein Kaktus sehr pflegeleicht. Sie selbst besäße ja einige Kaktussis und gösse sie seit Jahren kaum, während nur eine ihrer Sukkulenten bei dieser Pflege zu Grunde ging.

    Da liegt sie nicht ganz falsch, oder? 😀

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    • Danke für den Hinweis mit dem Buchtitel, Saskia! Ich hab den Titel abgeändert, ich wollte keine Assoziation zu dem Buch. Ich dachte auch eher beim Kaktus-Vergleich an das haptische Erlebnis 😉 Was die Pflegeleichtigkeit von Sukkulenten angeht, hat dein Teenie recht: Da hinkt der Vergleich zu Pubertierenden.

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    • Oh, wie schön, Carola ❤ Den kannte ich noch gar nicht, den Text. Und ich kannte auch das Pay-back-Zitat nicht 😉 Und der olle Zausel hat auch damit recht, oder? Pubertät ist Zahltag. Der Drops ist gelutscht, die Messe gesungen, rien ne va plus!
      Ich bin sicher, du hast einen tollen Jungen! ❤

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  2. Manchmal ist es erschreckend wie gut andere die eigenen Gedanken formen können. Auch wenn ich selber keine 16 Jahre Arbeit in mein Pupperier gesteckt habe, so waren die letzen 2,5 doch sehr intensiv. Vor zwei Jahren stanD in seinem Leben so viel Kopf und heute bin ich so stolz auf ihn. Ich denke mir Schrecken daran das er unser gerade geknöpfte Band bald zerreißen wird und möchte ihn festhalten, wenn er an Auszug denkt. Ich liebe ihn so sehr und verfluchen heute schon den Tag, an dem er ausziehen wird. Ich werde ihn gehen lassen, die Türen werden immer offen stehen, aber ich werden diesen Tag als einen traurigen sehen. Loslassen muss ich definitiv noch lernen. Mein Lörning für die kommende Zeit – dabei hab ich doch gerade erst lieben gelernt…..
    Er ist doch gerade erst angekommen….

    Danke für Deinen wunderbaren Text. Danke meine Liebe!

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  3. Danke!
    Hab u.a. auch eine besondere Tochter die uns, auf dem Sprung in besagte Pubertät schon mehr als fordert (eigentlich, seit sie da ist, wenn ich genau überlege😊).
    Ich lese immer so gerne wenn du über deinen großen Sohn schreibst, das was du schreibst gibt mir Zuversicht!

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  4. Ja, so geht es mir auch. Ich bin der Zeit der Kleinen-Kinder-Blogs merklich entwachsen. Und genau aus Deinen Überlegungen heraus, schreibe ich immer mit Bauchschmerzen über meine älteren zwei. Meine 21jährige meinte aber zumindest im Bezug auf Fotos aus ihrer Kleinkindzeit, dass sie das überhaupt nicht stören würde. Sie ist da schmerzfrei.
    In Sachen Pubertät, habe ich mir auch ein paar Dinge gemerkt: was Du bis 12 nicht bei dem Kind erreicht hast, hat sich dann erledigt.
    Ja, ich bin sehr streng, wenn es um regelmäßiges Schulebesuchen geht.
    Und ich habe in meiner Wut mal zu meiner Großen gesagt, dass ich nicht ihre Freundin sondern ihre Mutter bin. Und als „Feindbild“ halte ich dann gern her. Aber es schmerzt. Die Jahre der Abnabelung sind hart, der erste Liebeskummer die Hölle, die Sorgen um Abschlüsse, Ausbildung, Arbeit. Pubertät ist als Ausrede schon fast herabwürdigend, denn sie ist für die Kinder existentiell und keine Phrase, höchstens eine Phase: Umbau der kompletten Gehirnstruktur. Spannend, beängstigend und so neu. Und plötzlich sieht Dich Dein eigenes Kind so merkwürdig an. Gruselig. Aber es geht vorbei und heraus kommt bei idealen Umständen wie nach einer wunderbaren Metamorphose ein toller Erwachsener. Ich habe es erlebt.

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  5. Schön geschrieben! Ich geb dir in allem recht!
    Auch ich finde, dass dieses Thema gar nicht viel beschrieben wird: jeder zweite Blog ist ein Kleinkindmamablog, nirgends finde ich Blogs, die sich mit „Pubertiere“ befassen. Vielleicht muss ich warten, bis die Kleinkinder grösser werden – dann wird es zur Überschwemmung kommen, aber dann werden wir über unsere Enkelkinder (oder auch nicht) bloggen. Noch gestern habe ich den Begriff „Pubertät,Blog“ in eine Suchmaschine eingegeben, aber dabei kam nichts raus.
    Letztes Jahr habe ich ein paar Beiträge über meine Pubertiere verfasst, es gibt immer was zu erzählen. Doch im Großen Ganzen kann ich mich auch nicht beklagen. Es könnte viel schlimmer sein.
    Danke, du hast mir heute morgen einen Denkanstoß für einen neuen Blogpost gegeben!!
    Viele liebe Grüsse
    Niggelo

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  6. Was für ein schöner Text!
    Auch mir ist manchmal ein bißchen mulmig; der Stammhalter ist 13 und die Pubertät kann jeden Moment zuschlagen. Erste Anzeichen gibt`s schon: alles ist doof, vor allem die Schule; am Handy zocken geht dafür den ganzen Tag. Deswegen gab`s auch schon Streit und Diskussionen. Ich atme dann immer tief durch und denke an meine Jugend: mich hat niemand gegängelt und ich hatte viele Freiheiten. Geschadet hat mir das nicht. Wie du glaube ich dass es wichtig ist, ein paar grundlegende Werte und Normen zu vermitteln. Das ist uns glaub´ ich ganz gut gelungen. Und genauso wichtig ist es sicher, Kontrolle abzugeben, sich zurückzunehmen und loszulassen. Ich kenn` mich, das wird sauschwer für mich! Aber dein Text hat mich zuversichtlich gemacht, dass auch ich das irgendwie hinkriegen werde. Danke dafür!
    LG, Simone

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  7. wer braucht einen erziehungsratgeber, wenn er einen solchen tollen und ehrlichen erfahrungsbericht lesen kann? danke dafür liebe rike!
    die zwillingsmama von den ehemaligen schnecken 🙂

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  8. Liebe Rike,

    ich liebe deine Texte, weil sie so herrlich frei von der Leber weg, so voller Liebe und so völlig unbelehrend sind! ❤
    Jedenfalls macht dein Artikel eher neugierig auf "die Pubertät" (wir haben noch einige Jährchen Zeit), als dass man sich davor fürchten würde!

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  9. Wieder ein Text, der so offenbar von Herzen kommt, und nach allem, was ich bisher darüber weiß, viel Wahres enthält. Ich gehöre auch zu denen, die sich partout nicht einreden lassen wollen, dass uns mit der Pubertät (oder den 3 kommenden Pubertäten) schreckliche Zeiten ins Haus stehen. OK, es kann schwierig werden, muss es aber auch nicht. Das ist auch eine Charakterfrage. Meine 5 Geschwister und ich sind nicht alle Amok gelaufen in dieser Phase. Ein Teil aber schon, so ein kleines bisschen … Ich war’s nicht. 😉 Vielleicht haben wir ja Glück mit unsern Pubertieren. Und falls nicht, was soll das bringen, sich jetzt schon heiß zu machen? Wir haben schon so einiges überstanden, wir werden auch das überleben mit Liebe und hoffentlich guten Nerven. Schließlich geht es da immer um die kleinen und dann eben etwas größeren Menschen, die wir schon seit ihrer Entstehung lieben wie verrückt. Die sind ja nicht einfach weg. Die müssen sich nur wiederfinden, und wir uns und uns gegenseitig und überhaupt. Das sollte doch zu machen sein.
    Die Vorpubertät ab 9 kommt mir schon bekannt vor. Nach der Lektüre deines Textes hoffe ich so ein bisschen, dass unser Großer noch ein reinliches Pubertier wird … Obwohl, wir haben nur ein Bad … 🙂
    Unsere Jüngste fängt wohl schon mit 4 an, uns langsam an pubertäre Zustände zu gewöhnen. Flüsterte sie mir doch kürzlich nach einem für uns beide anstengenden Tag zärtlich ins Ohr: „Weißte, ich mag dich, aber du bist leider manchmal so fies.“ 🙂 OK, damit kann ich leben.
    Deine Gedanken zum Präsentieren der Kinder im Blog finde ich auch interessant. Ich empfinde das ganz ähnlich wie du. Wenn es den Kindern unangenehm wird, ist Schluss. Noch sind sie stolz drauf, im Blog vorzukommen. Wobei natürlich auch stark gefiltert wird, was gezeigt wird und was nicht. Ich meine, so ist das OK.

    LG Doro

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  10. Nur mal so: das ist jetzt schon mein Blogeintrag 2016.

    Und das, wo mein Ältester grade mal Vorschüler ist.

    Das ist so ein warmer, reflektierter, ehrlicher, tiefer und tiefvertrauender Post, dass mir jetzt schon wieder die Tränen kommen. Vielen Dank, den werde ich in den kommenden Jahren immer wieder lesen.

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