Alles so schön bunt hier!

Heute ist der zwölfte des Monats. Und wie jeden Monat rennen zig Bloggerinnen und Blogger den ganzen Tag mit der Spiegelreflexkamera um den Hals herum und leben quasi einhändisch. Nur, um am Ende dieses Tages, des zwölften, der Netzgemeinde ihren Tag in zwölf Bildern präsentieren zu können.

Dies ist eine Ode. Oder soll es werden.

Vor einigen Wochen las ich eher zufällig (reißerische Überschrift; klappt bei mir immer!) auf einem Blog einen Verriss der Bloggerfotoaktionen. 12 von 12, das Wochenende in Bildern #WIB und dergleichen mehr. Das wäre alles total unecht, gestellt und die Schreiberin plädierte für mehr realistische Fotos…

Wer will das denn sehen?!

Ganz im Ernst: Jeder, der da mal mitgemacht hat, weiß, dass diese Bilderaktionen privater, ja, intimer sind als alle Texte und dass ganz viel Herz darin steckt. Vollkommen wurscht, ob die Bilder verwackelt sind oder das Motiv langweilig für den Betrachter. Es war an diesem Tag wichtig. Bedeutend. Und unecht? Wohl nicht. Gestellt? Naja, vielleicht manchmal etwas arrangiert. Aber weiß man es? Nein! Und selbst wenn, am Ende des Tages setzt sich eine „echte“ Familie an den möglicherweise „gestellten“ Tisch und sitzt dann bei Kerzenschein und einem acht-Gänge-Menü zusammen. Ist doch Klasse, oder? Ich find das Klasse.

Am Ende geht es hier um Entertainment. Wir sind hier um zu unterhalten. Ob mit Bildern oder Worten. Und ja, einige von uns hängen der Wahrheit gern ein glitzerndes Kleid um. Na und?

Ich freue mich jeden Monat auf diese Aktion. Oft klicker ich mich auch Montags durch die #WIBs, aber der zwölfte ist der zwölfte und das ist quasi der Tatort unter den Bloggertagen. Für mich.

Ich hab auch ein oder zweimal mitgemacht und für einige Lacher gesorgt, eher ungewollt. Und wisst ihr was? Das ist Stress für mich! Echt jetzt. Deshalb ziehe ich ja den Hut vor allen, die das regelmäßig machen. Ich weiß nicht, wie die das hinkriegen… mir fehlt immer der dritte Arm! Also schon prinzipiell. Wenn ich dann auch noch knipsen soll, sieht das so aus:

Na, geht doch! Ich kann meinen Kaffee und meine Streuselschnecke halten und dabei fotografieren!

Na, geht doch, ich kann meinen Kaffee und meine Streuselschnecke halten und dabei fotografieren!

Ach nein, doch nicht.

Ach nein, doch nicht.

Meistens habe ich nicht mal das Handy dabei, geschweige denn eine Kamera. Und die Hände voll mit Kind. Und Essen. Kinderwagen. Einkaufstaschen. Eimer. Ich könnte mir allerdings eine Helmkamera basteln und die so programmieren, dass sie alle zehn Minuten einen Schuss abgibt. Dann bräuchte ich am Abend nur die (Kann irgendjemand hier rechnen?) drölfzig Fotos sondieren und fertig! Das ist natürlich Unsinn, als ob ich eine Helmkamera programmieren könnte…

Es gab natürlich Momente, in denen ich gern die Helmkamera gehabt hätte: Zum Beispiel mein entgleistes Gesicht, als ich letzte Woche eine armdicke Kackwurst auf der Türschwelle zu meiner Küche gefunden habe. Was ist das? Wer war das? Mein Verstand weigerte sich, die visuelle Information sinnvoll zu verarbeiten. Das Foto von meinem grenzdebilen Gesicht hätte ich euch gern gezeigt. Leider hat niemand geknipst.

Oder als der Bärtige mit abgespreiztem Bein halb hinkend, halb hüpfend und laut: „Iiieh! Iiieh!“ rufend aus dem Schuppen kam, einen warmen Haufen zwischen den Zehen zerquetschend, da habe ich auch kein Handy dabei gehabt. Ich hätte zu gern ein Video gemacht! Allerdings weiß ich nicht, ob ich vor lauter Lachen das Ding auch nur drei Sekunden hätte ruhig halten können.

(Exkurs: Es ist heiß. Es ist Sommer. Es ist des Babys zweiter Sommer. Nein, wir anderen scheißen nicht einfach in die Gegend. Nur einer von uns.)

Oder gestern, als ich mit dem Baby duschte und dieser dann beschloss, es reiche ihm jetzt und mitten in meiner Conditionerphase die Duschkabine verlassen wollte und ich quasi blind das glitschige Männlein aus der Dusche hievte und dann comedyreif in dem ganzen schmierigen Schaumzeugs die Beine in die Luft riss und in der Duschkabine eine Breakdancerolle auf dem Rücken machte (In dem Video wäre ich dann allerdings bekleidet). Es gibt kein Video. Leider.

Es gibt auch heute keine zwölf Fotos von mir. Aber viele andere haben sich die Helmkamera aufgesetzt, sind mit Spiegelreflexkamera um den Hals den ganzen Tag rumgelaufen, einen dritten Arm am Brustbein montiert, der das Handy im Anschlag hält und dergleichen mehr. Alles nur, um uns eine Freude zu bereiten. Um uns zu unterhalten.

Ich weiß nicht, was ihr jetzt macht. Ich für meinen Teil geh jetzt in Fotos bei der 12 von 12-Sammlung stöbern. Und ich bin sicher, jede(r) von denen weiß, wie eine Kackwurst im Flur aussieht. Realität? Ach, hör doch auf! Ham wir alle genug.

In diesem Sinne: Gute Unterhaltung!

33 Kommentare zu “Alles so schön bunt hier!

  1. Hahaha 😂 Herrlich!
    Mein Sohn hatte in der Phase mal bei einer Freundin keine Windel an und rannte nackig durch die ganze Wohnung. Irgendwann merkten wir, dass der Po nicht mehr ganz so sauber war und machten uns auf die Suche nach der Wurst. Ausgerechnet ihre Schwester, die sich total vor so etwas ekelte, fand sie bei sich im Zimmer. Das ist 20 Jahre her und immer noch Thema bei jedem Wiedersehen. Ich glaube, alle Eltern können so eine Wurststory erzählen. 😁

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  2. Die Kackwurst erinnert mich an neulich. Unsere Tochter ist jetzt auch windelfrei unterwegs und musste draußen mal. Sie ging dann auch brav aufs Töpfchen, nur leider war der Einsatz gerade ausgespült worden und lag daneben. So ging es alles aufs Gras. Das war schwierig zu entfernen. Aber gefühlt ist die Wiese auf dieser Seite grüner…..

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  3. Ganz, ganz große Unterhaltung! Ich habe laut gelacht und damit beinahe meine drei Kinder wieder aufgeweckt. Ich freue mich über jeden deiner Posts und bin ein ganz großer Fan von dir. Seit ich dich bei #Blomm getroffen habe, höre ich beim Lesen übrigens immer deinen tollen Dialekt- da wirds gleich noch ein wenig lustiger.
    Liebe Grüße, snowqueen

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  4. Ich habe herzhaft gelacht. Denn wir hatten gestern auch eine Wurststory. Eine Kackwurst auf der Terrasse. Direkt zwischen Omas Blumenkübeln. Wäre bestimmt ein nettes Foto geworden inmitten der blühenden Geranien und Hortensien. Vielleicht sollte ich endlich auch mal mitmachen…

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  6. Pingback: Wochenende in Bildern (mit und ohne, also eher mit ohne) |

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