Ein Klempner auf Abwegen

Was passiert, wenn man ein paar Schauspieler und einen Dresdner Klempnermeister zusammen auf eine Bühne stellt? Das hab ich mir mal angeguckt.

„Familie Bernd Seifert“, eine Dresdner Komödie

Ich konnte den verklemmten Ischias überreden, mit mir zur Premiere zu gehen. Wir also hin. Ich mag ja das Boulevardtheater. Und da ich bewiesenermaßen nun schon mindestens zweimal da war, kann ich mit Expertenmeinung behaupten: Es ist ganz reizend dort! Und die Sanitäranlagen sind von meisterlicher Hand installiert. Vielleicht war’s der Seifert persönlich. Vielleicht war’s auch der Marko… Wer also schon immer mal auf einer Schüssel pullern wollte, die ein Schauspieler eingebaut hat, bitte sehr. Das könnt ihr hier (Das mit dem Marko versteht ihr, wenn ihr euch das Stück anguckt).IMG_2187

Migrationshintergrund ist von Vorteil. Also für das Stück! Wer nicht aus dem Osten kommt, versteht möglicherweise nur „Wiener Loch“. Oder Bahnhof. Nehmt für diese Fälle eine Dresdner Begleitung mit. Und: Fragt ruhig mich!

Ich saß zu meiner großen Freude neben einem furchtbar sympathischen und talentierten Schauspieler, der extra zur Premiere des Stückes aus Berlin angereist war (Nein, es war nicht Jürgen Vogel.). Zwar musste ich ihm soufflieren, wer Wolle Förster sei und was genau das „Klax“, dafür hat er mir aber Babyfotos seines Sohnes gezeigt. Ganz allerliebst ❤

Und worum geht’s in dem Stück? Um die ganz ganz großen Themen! Familienfeiern, Rouladen, das „Wiener Loch“, WBS70-Charme und Kürschi (Kirschlikör). Und noch viel mehr! Philosophisches zum Beispiel:

Verliebtsein ist wie Einpullern.
Alle können es sehn,
aber nur du spürst die Wärme!

(Marion Seifert, die Ehefrau)

Außerdem wird bewiesen, dass Besitz sexy macht. Zumindest, wenn es sich bei dem Besitz um ein halbes Haus auf dem Weißen Hirsch handelt. Das fand ich persönlich ja überraschend!

Zum zweiten war das Stück wirklich komisch. Also nicht überraschend! Es war saukomisch. Ich bin ja bekanntermaßen vom Niveau her von der Mitte abwärts variabel einstellbar und könnte euch also viel erzählen. Aber das war wirklich lustig auf eine breitenkompatible Art. Da könnt ihr mit der ganzen Familie rein. Oma, Opa und besonders mit Teeniekindern. „Gugge dir an, was aus dir wird, wennde so weidor machst! Dann wirste Stift beim Seifert!“.

Dieser Seifert, das Handgelenktaschenmodel! Und dieser Heiko! Aber Leute, ganz ehrlich. Warum ihr wirklich, wirklich hinmüsst, auch wenn ihr gar nichts mit Dresden oder Gas-Wasser-Installationen am Hut habt und euch eigentlich auf der anderen Seite der Weltkugel befindet, das ist „de Scholz´n“. Ich halte mir jetzt beim Schreiben mit einer Hand den Mund zu, damit ich nicht zuviel verrate. Aber diese Omi, nein, dieses Wesen… Warte… ich fange noch mal an. Also, Omis mag ja jeder. Aber ich will sogar wie diese Omi werden! Ich werde mir nie wieder den Song „Happy“ anhören können, ohne diese Gestalt vor mir zu sehen. Lang wie der Dresdner Fersehturm und genauso gebeutelt (aber windschnittig). Mimimi… ich beiß mir auf die Zunge… bitte guckt´se euch an! Aber um Gottes Willen, lasst euch keine Nuss andrehen von der. Ihr werdet es verstehen. Hinterher.

So, was also versuche ich hier mit vielen Worten zu sagen? Hingehen!

Und die Premierenfeier war grandios. Die Haute Volée Dresdens im Blitzlichtgewitter. Und alle waren sie da. Sogar ein Oscar-Preisträger. Wirklich, ohne Scheiß. Ich verhohnepiepel euch nicht. Ich kenne eben solche Leute! Hinterher standen wir kurz beisammen und er resümmierte: „Also, la Bohéme war das nicht.“ (Nee, mei Guhdor, das hieß ja ooch ganz anders!), „Eher was fürs Volk. Aber für die muss man ja auch was spielen!“ (Nu genau! Und wir sind ja das Volk! Ach nee, als Dresdner sagt man das lieber nicht öffentlich…).

Leider war ich ja in Begleitung des Ischias und der ist nicht so die Rampensau. Der steht lieber alleine auf der Raucherinsel. Deshalb musste ich beizeiten gehen, hab aber noch ein Foto gemacht für euch. Hier sind sie, die Stars. Hinter diesem Fenster. Bitte, hab ich doch gern gemacht.

Premierenfeier von außen. Voller Stars.

Premierenfeier von außen. Voller Stars.

Ich bin am Samstag zu einer Familienfeier eingeladen. Die wünschen sich immer irgendwas von Paul Toms, oder wie der Typ heißt. Gibts nicht mehr! Ab jetzt gibts jedes Jahr „Bernd Seifert“. Das Schöne ist, dass in der Tat jährlich ein neues Stück mit dieser Familie geplant ist. Ich finde das überaus begrüßenswert, somit habe ich endlich neben meinem jährlichen Zahnreinigungstermin ein weiteres Highlight, auf dass es sich zu freuen gilt.

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