Oh du fröhliche… Teil 2

Was bisher geschah…

Die Vorbereitungen

Um nochmal kurz Luft zu holen, waren wir Drachen steigen an der Elbe. Unserer ist kaputt. Also alle beide. Das haben wir dann beim Auspacken festgestellt. Wir haben sie eingepackt und erneut in unseren Keller getragen. Damit wir nächstes Jahr im Herbst wieder zum Drachensteigen gehen können…

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Mit der Dampfente die komplette Behausung porentief gereinigt. Wenn ich schon alles schmücke, dann soll es doch bitte nicht in den Ecken aussehen wie bei der Familie Hempel mit dem berühmten Sofa. Zwischendrin habe ich festgestellt, dass wir auf zu großem Fuße leben. Hinter jeder Türe verbarg sich ein weiteres staubiges Zimmer. Habe errechnet, dass pro Person fünf Quadratmeter zum Leben reichen sollten. Zuzüglich zehn Quadratmetern zur allgemeinen Verfügbarkeit. Mache mich ab Januar auf die Suche nach einer neuen, dreißig Quadratmeter großen Wohnung für uns.

Ich orderte beim Kellerbeauftragten die Weihnachtskisten. Der Mann sagte, später. Verlangte fünf Minuten später erneut nach den Kisten, er behauptete, später wäre deutlich später. Erwäge nun, eine Umzugsfirma zu beauftragen, die fünf Umzugskisten aus dem Keller zu holen. Dann könnten sie gleich die kleine Sporttasche mit den paar Habseligkeiten des Bärtigen auf dem Rückweg wieder mit nach unten nehmen und vors Haus stellen…

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botanisches Weihnachtsorakel

Vom Entkalker brennen meine Atemwege, vom Putzmittel sind die Hände aufgesprungen. Der Blick auf das botanische Weihnachtsorakel bestätigt: Nö. Weihnachten ist noch weit. Nirgendwo ist etwas von Adventsstimmung zu verspüren. Weine mich leise in den Schlaf.

Die Weihnachtskisten wurden doch noch geliefert. Bei der Androhung, dem faulen Mann eigenhändisch mittels der noch im Weg rumstehenden Dampfente eine Darmreinigung zu verpassen, konnte er es irgendwie zeitlich einrichten.

Erkläre der Familie einige Tage später, in diesem Jahr würde das anders laufen mit dem Advent. Wir bräuchten einen Projektplan! Und dass ich beabsichtige, Scrum als Projektsteuerungsmethode bei uns einzuführen. Ich würde jetzt auch im Flur für alle sichtbar eine Scrumwand herrichten. Vierzehn Weihnachtskarten, acht Kilo Plätzchen, zwölf Weihnachtsmärkte, vier Weihnachtsfeiern, der ganze Verwandtenbesuch, das will doch alles organisiert werden! Niemand hört mir zu.

Hänge stattdessen Veranstaltungsplakate vom „Advent in Pieschen“ in der Nachbarschaft aus.1510861_896179510407321_6579175014689289317_nVon allen Facebookseiten und vom Haus gegenüber funzeln mich adventische Devotionalien an. Ich hänge dem Zeitplan hinterher!

Anstatt Plätzchen zu backen und Kaninchen zu schmoren, koche ich mal wieder ein Genesungshuhn aus. Anstatt „Kling, Glöckchen, klingelingeling“ hustets und schnodderts, rotzts und röchelts aus den Öffnungen der Jungen.

Habe mich der Forstpflege gewidmet. Aus diesem Grund war ich im Wald. Ich habe emsig alles aufgelesen, was liederlich so rum lag: Zapfen, Äste, Baumpilze und Zweige. Der Wald sieht jetzt wieder ordentlich aus. Der ganze Unrat liegt jetzt bei Nieselpriems rum. Und heißt jetzt nicht mehr Unrat, sondern Deko!

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Die Deko

Ich habe den Kleinsten mit dem Größten zusammen für zwei Stunden weggeschickt um mich der Verteilung der adventischen Schmuckelemente widmen zu können. Erst mal Räucherkerzen anzünden, Duftkerzen und Nat King Cole… Dann packe ich die ganzen Kisten aus und schleppe die Gegenstände von Zimmer zu Zimmer. Der erste Schock: Da, wo ich eigentlich was hinstellen könnte, steht schon was! Die Schränke sind auch alle voll mit Kram, da passt der notgedrungen weichende Dekoprassel nicht mehr mit rein. Ich schiebe alles elegant unter das Bett und beschließe, dem Besten zu erklären, wir bräuchten mehr Schränke. Und mehr Räume mit Schränken. Und vor allem: mehr Stellfläche für Deko!

Ich habe mir selbstverständlich im Vorfeld schon Gedanken über das Farbkonzept gemacht, aber während ich so das Gelumpe von Raum zu Raum trage, passt das alles nicht. Natur mit Kupfer, Gold mit Grün, Silber mit… irgendwas, es sieht bescheuert aus! Dabei habe ich doch wieder kiloweise die angesagten Zeitschriften mit „Land“ im Namen und „Deko“ gelesen. Sogar die von den letzten zwanzig Jahren! Ich war mir sicher, es würde spitze aussehen. Aber nee. Also schleppe ich Stunde um Stunde das ganze Zeug von Zimmer zu Zimmer, und wieder zurück. Von der ganzen Rumrennerei bekomme ich Durchfall. Kann auch von dem übermäßigen Räuchermännelschwaden in der Wohnung sein. Nach zwei Stunden kommen die Jungs zurück, der Beste schaut sich um und sagt: „Ich dachte, du wölltest dekorieren?“.

Einen Baum haben wir noch nicht. Da bin ich erstaunlich entspannt in diesem Jahr. Außerdem riecht´s aufgrund des täglich benutzten Erkältungsbadezusatzes andauernd nach Kiefernnadeln. Und Eukalyptus. Darauf schnell noch mit einem Sandelholz-Räucherkerzchen und einer Vanillekerze kontern. Gestern wurde mir mitgeteilt, dass wir noch nie, nie, niemals einen ersten Advent ohne selbstgebackene Plätzchen hatten. Nur keinen Druck! Ich hab ja noch heute. Den ganzen Tag. Deshalb kann ich jetzt hier auch nicht weiterschreiben, ich muss zu Eier und Schmalz, Zucker und Salz, Milch und Mehl…

Morgen wird die erste Kerze angezündet. Bei uns die ersten drei Kerzen: Im Wohnzimmer, auf´m Balkon und im Hausflur. Mehr ist eindeutig mehr.

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Adventsdings auf dem Balkon. Der heißt auf sächsisch Ballkong. Und der Plural Ballkongs.

Einen wunderschönen ersten Advent euch allen! Mit Plätzchen und Weihnachtsmarkt und Glühwein und Küssen und Musik und Kerzen und kandierten Äpfeln und Wildschweinbraten und Elchsteak und heißer Schokolade und gebrannten Mandeln und Stollen.

Wäre es nicht schön, wenn jetzt hier Schneeflocken über den Blog rieseln würden? Hach, wäre das schön! Ich muss jetzt den Informatiker wecken. Das ist doch nicht zuviel verlangt, dass der sich in den WordPress-Code hackt und es schneien lässt!

Fortsetzung folgt…

11 Kommentare zu “Oh du fröhliche… Teil 2

  1. Danke danke danke. Es ist 4 Uhr morgens, ich bin im 8. Mo schwanger, kann nicht schlafen und habe mir tot gelacht mit deiner Beitrage, vielen vielen Kilometer von Pieschen entfernt. Vielen Dank fur dein Blog- du hast echt gute Arbeit damit geleistet. Grusse aus Athen, Griechenland

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