Mommy Wars

Ja, ich jetzt auch.

Ich glaube mittlerweile, es kann gar nicht genug geschrieben oder diskutiert werden über dieses Thema, wobei ich gern „Mommy Wars“ gegen „Bitchiness“ im Allgemeinen austauschen würde als Diskussionsgrundlage. Aber die Mütterkriege sind natürlich ein wesentlicher Bestandteil dieses unleidlichen Phänomens…

Solange Missgunst und Neid unter den Frauen herrschen, hat Emanzipation keine Chance! Da brauchen wir nicht auf die Männer zeigen, nein, das schaffen wir alles ganz alleine! Wir demontieren uns gegenseitig, schmieden Ränke, denunzieren, neiden. Und bremsen damit nicht nur die Frau aus, die das Objekt unseres Neides ist, sondern auch uns selbst. Während unser eigener Kopf mit den negativen Gedanken um diese andere Frau beschäftigt ist, kann nichts Gutes und Großes darin wachsen. Keine Idee zum Beispiel, die uns beruflich nach vorn bringen könnte. Und in der Zwischenzeit werden wir spazierend von Männern auf der Karriereleiter überholt. Und wer dann kreischt: „Na wenigstens hat DIE den Job nicht bekommen!“ hat leider gar nichts verstanden (Hier geht’s zu einem lesenswerten Artikel in der taz.).

Wenn Frauen Mütter werden, nimmt diese Rivalität eine neue Dimension an. Äußerlichkeiten sind nach wie vor Neidtrigger (Gewicht, Hausgröße, PKW-Größe, Hautbeschaffenheit, Haarlänge, Klamottenarsenal, Schuhschrankgröße, Gewicht des Geldbeutels, usw.), aber dazu gesellen sich dann noch andere, hochemotionale Faktoren. Und das macht das Ganze zu einer explosiven Mischung.

Nimm eine selbstbewusste, in sich ruhende, erfolgreiche Frau, die mit beiden Beinen fest im Leben steht und sag etwas Negatives über ihre Schwangerschaft/ Geburtsentscheidung/ Stillentscheidung/ Betreuungsentscheidung/ Kindererziehung/ ihre Kinder. BUMMMMMM!

Es knallt! Sowas trifft einfach Jede. Mitten in die Brust. Und das ist vorhersehbar.

Und ich frage mich einmal mehr, warum? Warum ist das immer wieder Thema? Ich glaube nicht, dass „wir“ so sind. Ich weiß, dass Gruppenzugehörigkeitsgefühl und Empathie Gefühle sind, die gerade wir Frauen immens brauchen und auch suchen. Und die zu geben uns leicht fällt!

Aber offensichtlich gibt’s da auch Unsicherheiten, gefühlte Unzulänglichkeiten, unbewältigte Irgendwas-se, die uns unser Leben schwer machen und uns dazu bringen, anderen Frauen das Leben schwer zu machen. Und sei es nur, indem wir behaupten, so wie wir das machen, sei es richtig! Und nur so! Wessen Selbstwertgefühl braucht denn da so laute Unterstützung?

Mich macht das traurig. Und wütend. Ich bin auch nicht frei davon! Aber ich versuche jeden Tag in die Welt zu spazieren, innerlich eine Sonnenblume schwenkend, und Spuren von Liebe zu hinterlassen. Echt jetzt.

Und ich bin froh, dass das so oft thematisiert wird. Das bedeutet, es ist Energie in dem Thema! Und je öfter eine Botschaft hinausposaunt wird, umso eher wird sie verinnerlichte Wahrheit. Es gibt eine Facebookseite „End the Mommy Wars“, Bücher zu diesem Thema und die Mama Crowd! Ich freue mich riesig auf das Konzept, das Wachsen und Werden dieser Community.

Und ich hab da auch noch so ein Träumchen… Und manchmal denke ich, das ist gar kein Traum. Manchmal fühlt es sich genauso an!

Ich wünschte, alle Mommy Bloggers würden als gutes Beispiel voran gehen. So auftreten, dass sie als gefühlte Gemeinschaft wahrgenommen werden! Irgendwie steht ja auch jede von uns im Rampenlicht, wenn man so will. Gut, bei der einen ist es vielleicht nur eine Taschenlampe, aber darum geht es gar nicht. Es geht darum, dass Inhalte durch jede von uns vermittelt werden. Und das lesen eben zwei bis zwanzigtausend Frauen! Und ich denke, dass dadurch auch eine Verantwortung übernommen werden sollte. Von jeder Einzelnen von uns.

Bedingungslos respektvoller Umgang untereinander im „inner circle“ wäre ein Anfang.

Das bedeutet ganz praktisch nichts Unschaffbares, sondern für mich Selbstverständlichkeiten. Dass man niemandem folgt, um „ihn im Auge zu behalten“, ohne je irgendwas zu liken, kommentieren oder zu teilen. Großzügig sein! Gute Artikel gehören gelobt und geteilt. Sich nicht nur nicht an einem Shitstorm zu beteiligen, sondern mit Wortmeldung Partei zu ergreifen, wenn ein anderer Mommy Blogger angegriffen wird. Und Sätze wie „Das geht mich nichts an!“ gehören da nicht hin. In einer Gemeinschaft geht das eben jeden was an. Respekt und Fürsorge für einander sind nun mal unabdingbar. Keine Themen von anderen klauen. Verlinkungen sind das Mindeste. Ich meine nicht die Themen, die uns alle betreffen. Da ist es klar, die kommen überall vor und wenn viele über Probleme beim Stillen/ Einschlafen etc. schreiben schafft das Gemeinsamkeiten. Das finde ich schön und das ist auch tröstlich. Aber wenn ich von einer Bloggerin höre, sie plant eine gut recherchierte Story über Geranienzucht und lese dann zwei Tage später irgendwo anders: Zehn ultimative Tipps für ihre Geranienzucht. Erstens: Gießen sie mit Wasser. Zweitens: Topfen sie die Geranien in Erde. Dann fühle ich mich vereiert! Sich auf Kosten andere profilieren zu wollen ist pfui! Das kommt leider vor, ich wünschte, dann käme von irgendwoher eine gelbe Karte hoch  Sich für andere neidlos freuen können. Jemand hat einen Print-Artikel publiziert? Toll! Herzlichen Glückwunsch! Jede Zweite hier träumt von einer Karriere als Kolumnistin bei DINGS oder BUMS. Wie viele sind wir? Tausend? Träume zu haben ist überlebenswichtig und dafür zu kämpfen zeugt von Mut und Willensstärke. Aber Fairness und Respekt gegenüber einer Erfolgreicheren zeugt von Herzensstärke. Ich wünsche mir Großzügigkeit und Herzensstärke untereinander. Und ein gelebtes Gemeinschaftsgefühl.

Und „da draußen“ einen respektvollen und neidlosen Umgang pflegen. Die Mutti dort drüben hat drei Kleidergrößen weniger als du? Na und, dafür hängt ihr der Arsch in Falten über der Kniekehle! Geh hin und gib ihr einen Kaffee aus, die hat ein schweres Los. Ihr versteht schon: „Unter jedem Dach wohnt ein Ach.“. Und Kinderkotze stinkt auf einem Armani-Blazer genauso wie auf einer Polyesterjacke vom Kik.

Wenn nicht nur jede zweite darüber schreibt, sondern auch so lebt, dann wird die Generation unserer Kinder sagen: „Hä? Mommy Wars? Was soll denn das sein?“.

Und Level zwei wird dann: Gegenseitiges Unterstützen. Wir sind viele. Wir können was bewegen. Wenn wir aufhören, uns gegenseitig das Leben schwer zumachen. Dann ist Energie frei um für unsere Themen zu kämpfen. Gemeinsam.

 

Simone von KiKo und Anna von Berlinmittemom haben zu diesem Thema auch schon geschrieben. Wahrscheinlich noch viele mehr. Du auch? Bitte teile den Link zu deinem Beitrag über die Kommentarfunktion. Danke!

20 Kommentare zu “Mommy Wars

  1. Mütterkriege?
    Kenne ich nicht – Null.
    Zum Krieg gehören ja immer mindestens zwei.
    Meine Kinder habe ich mit Hilfe von Herz, Bauch und Hirn begleitet und nicht mit Tipps aus Internetforen oder Blogs. Auf die Idee, meine Stillentscheidungen mit der Welt zu diskutieren wäre ich niemals gekommen.
    Ich habe mich und meine Kinder immer als so einzigartig betrachtet, dass mir diese verallgemeinerten Ansichten über das Leben ziemlich schnell auf die Nerven gingen.
    Und wenn ich mich an Disputen beteilige – mit meiner Meinung – kann ich doch nicht ernsthaft anderen zum Vorwurf machen, dass sie eine andere Meinung vertreten. Wieso sind die „Kriegerinnen“ immer die Anderen?
    Mir muss man nicht erzählen, dass ROSA Mädchen schadet. Ich habe so viel Vertrauen in meine Tochter, dass ich hundertprozentig überzeugt bin, dass sie auch mit Barbies und Glitzer ein ganz toller Mensch wird.
    Ich bin mit einer voll arbeitenden Mutter aufgewachsen und habe mich gerade deswegen für das Gegenteil entschieden, habe aber nichts dagegen, wenn meine Tochter Bundeskanzlerin wird und nebenbei noch 4 Kinder bekommt- oder auch nicht.
    Es war mir wurscht, wann meine Kinder trocken waren oder laufen lernten und ob man sie trägt oder schiebt. Sicher ist: sie werden alle trocken, lernen alle laufen und werden alle groß. Es wird keine Auswirkungen auf ihr Restleben haben.
    Meine Güte – Kinder haben ist Normalität. Das war schon immer so und wird auch so bleiben.
    Warum sollte man daraus also ständig Probleme herbei schreiben…
    Es geht uns allen so gut wie niemals einer Generation vorher und trotzdem meinen alle, ständig meckern zu müssen.
    Schon alleine der Aspekt, dass heute jeder seine Meinungen so offen kundtun kann, ist keine Selbstverständlichkeit, ich habe das noch anders erlebt.
    Jetzt war ich so total doof, mich tatsächlich ins „Kriegsgeschehen“ zu begeben – selber schuld.

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    • Hallo Gretel, ich danke dir für diesen Kommentar und ich freue mich für dich, dass du noch niemals mit Anfeindungen dieser Art zu tun hattest. Vielleicht liegt es an deinem Selbstbewusstsein (meinen Respekt!) vielleicht hattest du einfach nur Glück. Ich glaube nicht, dass Internetforen schuld sind, das gab es und gibt es in jedem Kindergarten/ Dorf etc. Ich bin wie du in einer Meinungsdiktatur groß geworden. Ich plädiere für einen respektvollen Umgang mit anderen Meinungen und Lebensentwürfen. Mehr nicht. Und für einige von uns ist das durchaus ein ernstes Thema. Deinen letzten Satz bedauere ich, ich bin froh, dass du deine Meinung mit uns geteilt hast. „Kriegsgeschehen“ sehe ich nicht, und „Kriegerinnen“ sind auch nicht immer nur die anderen, ich hoffe, ich war da nicht unklar in meinen Äußerungen.
      Komm doch bald mal wieder vorbei, vielleicht spricht dich ja ein anderer Artikel mehr an 😉 Sonnige Grüße, Rike

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  2. Toll geschrieben! ich finde auch, dass es viel zu viel Missgunst gibt, dabei stecken wir doch alle im gleichen Boot! Der Absatz mit „Nimm eine selbstbewusste, in sich ruhende, erfolgreiche Frau, die mit beiden Beinen fest im Leben steht und sag etwas Negatives über ihre Schwangerschaft/ Geburtsentscheidung/ Stillentscheidung/ Betreuungsentscheidung/ Kindererziehung/ ihre Kinder. BUMMMMMM!“ hat mich zudem getroffen bzw. aufgewühlt. Ich habe meine beste Freundin verloren, weil sie mir Vorhaltungen gemacht hat, dass ich mein Kind falsch erziehe und ihres darunter leidet…… Da hat es echt so BUMMMM gemacht, wie Du es beschreibst.

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  3. Ein toller Beitrag, der hoffentlich ganz ganz oft gelesen, geteilt und sich zu Herzen genommen wird! Besser hätte man kaum zu dem Thema schreiben können. Vielleicht denkt ja die eine oder andere nun ein wenig mehr darüber nach! Damit wäre ja schon viel gewonnen.

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  4. Wow! Das unterschreibe ich, sofort!
    So eindringlich und doch locker geschrieben<3 Dieser Appell müsste rumgehen!
    Ein Miteinander und nicht gegeneinander, wünschen wir uns das nicht alle?
    Bist Du damit einverstanden, wenn ich Dich zu unserer Blogparade "Mommy Wars" auch verlinke?
    LG Sam

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  5. Danke für diese Worte! Du sprichst mir so sehr aus der Seele. Besonders der Teil, dass (wir) Mommy Bloggers mit guten Beispiel vorrangehen. Und wir einfach aufzeigen, wie unterschiedlich Mutter- und Elternsein sein kann – ohne dabei zu bewerten und zu urteilen, ob das nun richtig oder falsch ist.

    Auch bei mir leidet eine Freundschaft sehr unter den „urteilenden Kommentaren“. Von: „also wenn meiner später mal so ist wie deine Tochter, dann erschieß ich mich, glaub ich“ zu „warum hast du dir denn ein Kind angeschafft, wenn du es andauernd wegorganisierst“. Zwar immer mit dem Nachsatz „war nicht bös gemeint“, aber das macht es auch nicht besser. Von der besten Freundin sollte man mehr erwarten können…

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    • Um Gottes Willen! Diese Freundin gehört übers Knie gelegt, ehrlich! Hier gilt zwar das Recht auf freie Meinungsäußerung, aber manchen Leuten sollte man die nur in ihrem eigenen Klo erlauben. Tssss. Lass Dich nicht ärgern von der alten Hobelschlunze und hoffentlich hast Du noch andere Freundinnen. Komm mal her, lass Dich drücken ❤

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      • Danke, (virtuelle)Umarmungen tun gut! Und Gottseidank gibt es wirklich auch andere Freundinnen. Es frustet mich halt nur sehr, dass ich mir bei ebendieser Freundin ein Bein ausreiße, diplomatisch, verständnisvoll und aufmunternd zu sein. Und sie sich bei ihren verbalen Entgleisungen rausredet, sie wäre halt ehrlich – leider auch entsprechend takt- und respektlos.

        Was mir sehr stark auffällt, dass die richtigen Mommy Wars oftmals in Foren stattfinden. So richtig mit verhärteten Fronten und der Moralkeule. Geht das nur mir so oder war ich einfach in den falschen Foren?

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  6. Pingback: Mommy Wars braucht kein Mensch! - MomsOffice

  7. Pingback: Erkenntnisse zu den Mommy Wars – Auswertung der Blogparade - Mama on the rocks

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